Ich möchte Ihnen heute Morgen danken, dass Sie Rücksicht auf unsere konfirmierenden Familien genommen haben. Sie waren sehr froh, dass Sie nicht ihren Platz besetzt haben.
Deshalb heißen wir Sie herzlich willkommen zu unserem Gottesdienst. Wir freuen uns auch, dass der Jugendchor es möglich gemacht hat, jetzt noch zu singen.
Der Kern des Konfirmationstags: Jesus und Zugehörigkeit
Darum geht es am Konfirmationstag
Es geht nicht um die Kirche, sondern um Jesus und um unsere Zugehörigkeit zu ihm. Christus spricht: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“
Sie scheint uns zu lieben, den anderen aber zu verachten. Komm still! Wie?
Wir danken euch für eure Einladung. Nun singen wir gemeinsam das Lied 187, die Verse 1 bis 5.
Dann beten wir:
Du, unser Gott und Herr, unser lieber himmlischer Vater, wir haben dir heute so viel zu danken – für die Freude dieses Tages, für unser Leben, das du uns in deiner Güte schenkst, und dafür, dass du dich heute von jedem von uns finden lässt.
Wir kommen zu dir auch mit unseren Belastungen, mit manchen Nöten, aber auch mit Schuld und Versäumnissen. Wir brauchen deine Vergebung. Du musst uns wieder ganz neu annehmen, damit wir fröhlich unseren Weg unter deiner Leitung gehen können, du guter Hirte, unser treuer Herr.
Dir dürfen wir jetzt in der Stille all das bringen, was uns bedrückt.
Wir beten in der Stille.
Danke, Herr, dass du Gebet erhörst. Amen!
Wir wollen nun gemeinsam das Lied noch einmal singen, das wir schon neulich im Gottesdienst gesungen haben: 553 – fortgekämpft und fortgerungen. Wir singen die Verse 1 bis 4.
Deine Antwort ist auch auf manche Dunkelheit, durch die wir gehen müssen: 553.
Die Lieder in solch einem Gottesdienst haben immer ein besonderes Gewicht, weil sie so miteinander verbunden sind.
Die Bedeutung des Glaubens und der Hinwendung zu Jesus
Heute geht es darum, dass ich mich ganz an Jesus hinbinde. Ich kann das nicht oft genug für mich selbst hören. Ich merke, dass genau das die Lösung ist – auch für viele Schwierigkeiten, die mich belasten.
In diesem Lied wird deutlich gesagt, dass ich nicht einfach die Qualen und Nöte wegwünschen soll, wie wir es oft im Gebet tun. Stattdessen sollen sie uns zur Erquickung werden.
Ich habe mich so über die frische Luft hinten gefreut, Freunde. Ich habe euch gesagt: „Setzt euch doch nach vorne, dann habt ihr vorne den guten Ton und hinten die frische Luft.“ Aber ihr dürft es auch gern zumachen. Wir hatten vorher ausgemacht, dass wir die Fenster offen lassen.
Bei uns herrschen auch die kleinen Unstimmigkeiten – wunderbar, schön. Ich finde es immer gut, wenn wir Luft haben und die kleinen Geräusche hinten mitbekommen. Das ist auch ein Stück Volksmission, denn die Menschen draußen auf dem Gehweg können mithören.
Also, dass die Qual uns zur Wonne wird, dass sie durch unsere Hinwendung zu Gott umfunktioniert wird – das ist wichtig.
Psalm 23 als Lebensbegleiter in Not und Freude
Ich habe für diesen Gottesdienst, den wir heute an unserem Konfirmationstag feiern, den Psalm 23 ausgewählt.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Er erquickt meine Seele. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.
Manche unter uns leiden besonders unter der Einsamkeit. Wenn sie nach dem Gottesdienst wieder nach Hause kommen, sind dort nur die Wände und sonst niemand. Sie haben niemanden, mit dem sie sich unterhalten können, und das fällt ihnen oft schwer. Sie sagen: Es ist bitter, wenn man ganz allein durchs Leben gehen muss.
Wir können ihnen sagen: Das stimmt nicht. Du bist gar nicht allein. Wenn du in deine Wohnung eintrittst, grüß Gott, lieber Heiland, jetzt bin ich wieder da, und sprich mit ihm darüber.
Andere unter uns werden von schweren Ängsten geplagt. Ich würde mir nie zutrauen, diese Nöte, die Sie bedrücken, zu bagatellisieren und zu sagen, es sei alles nicht schlimm. Ich weiß ja selbst, wie das ist, wenn man vor einer großen Angst steht, die einen auffrisst.
Was kann ich sagen? Nur, dass du, Jesus, jetzt bei mir bist. Du bist größer als alles, was mich bedrohen mag und mir Angst macht.
Viele unter uns sind in schwere Spannungen hineingestellt. Ich weiß gar nicht, wie man das durchhalten kann. Manche wagen kaum, darüber zu reden, weil sie sich so in der Schuld fühlen.
Es ist oft wirklich schwer, wenn man mit zänkischen Menschen zusammenleben muss, oft unter einem Dach, vielleicht sogar in der Familie. Man kann tun, was man will, aber man merkt erst, wie ohnmächtig man ist. Was kann ich tun?
Sagen: Herr, du hast auch das zugelassen, und ich nehme das aus deiner Hand. Du wirst auch den Weg wissen.
Der Psalm 23 ist so gewaltig. Er umfasst alle unsere Lebensnöte, alle Ängste, alle Verlassenheit, alles Unheimliche und Dunkle.
Es hat sicher schon große Lieder gegeben, die Dichter verfasst haben, aber wir spüren immer wieder, dass kein Lied, das je gesungen wurde, an diesen Psalm 23 heranreicht.
Vielleicht brauchen wir manchmal länger, bis wir begreifen: Er ist wirklich nicht idyllisch. Er ist nicht nur von der Sonnenseite geschrieben, wie heute an diesem wunderbaren Sonnentag. Sondern das ist auch ein Psalm, den man in den letzten Stunden seines Lebens beten kann, in großer Einsamkeit und Angst.
Die Verbindung von David und Jesus im Psalm 23
Wenn Sie wissen wollen, warum, gibt es eine ganz einfache Erklärung: David ist ein Vorläufer Jesu. In David ist schon vieles abgebildet, was später nur noch auf Jesus zutrifft. So kann man auch das Bild von Jesus immer wieder richtig verstehen – als den, der sein Leben für unsere Sünde gegeben hat. Er hat die Abgründe dieser verlorenen und schrecklich leidenden Welt durchlitten und den Tod ertragen. Das können wir uns kaum vorstellen, wie das einmal bei uns sein wird. Er ging hindurch, wurde von seinen Freunden verlassen, trug alle Schmach und Schande und war doch geborgen beim Vater.
Jesus suchte immer den Vater und konnte sagen: „Der ist mein Hirte, der führt mich auf rechter Straße, und bei ihm bin ich geborgen, auch im finsteren Tal.“ Von Jesus her erhält Psalm 23 sein ganzes Gewicht und seinen Trost für uns.
Aber auch David musste sehr viel leiden. Das ist typisch und schon direkt in David abgebildet: Wie er seine Familie verlassen muss, nur Gott lebt, in der Wüste allein ist, verfolgt wird, um sein Leben kämpft und in Angst lebt. Die Wüste ist immer ein Bild für große Einsamkeit, Verlassenheit, für keinen Trost und keine Hilfe mehr.
Dann singt David – und ich bitte Sie immer wieder, aus den Depressionen und Traurigkeiten Ihres Lebens dieses Lied anzustimmen. In unserer modernen Kultur machen wir vieles falsch. Früher haben die Menschen beim Beten laut gelesen. Ich habe schon gemerkt, dass lautes Beten manchmal eine Hilfe sein kann. Das laute Sagen eines Psalms oder das laute Lesen eines Bibelwortes, und dann das Singen, das man sich ins Herz hinein singt – das verbindet sich mit Glauben und Vertrauen.
Sie haben hoffentlich alle schon erlebt, wie Psalm 23 seine Kraft und Macht entfaltet, gerade in den Dunkelheiten dieser Welt. Mir ging es manchmal so, dass ich recht zögernd war, etwa bei Menschen, bei denen ich nicht wusste, wie tief ihr Glaube steht. Ich fürchtete, sie könnten spotten oder höhnen, zum Beispiel im Krankenhaus. Doch dann hat man erlebt, wie das Wort zu ihnen spricht, wie sie nicken und wie es ihnen Frieden schenkt.
Und wenn Ihr Glaube gar nie weiterkommt, sind Sie ganz tief geborgen, wenn Sie das von Herzen nachsprechen können.
Persönliche Erfahrungen und das Glück im Glauben
Ich habe vorhin darüber nachgedacht, wie der Jugendchor gesungen hat. Manche von Ihnen wissen es vielleicht nicht, aber wir hatten einmal einen Sänger bei uns: unseren Peter Feil. Er war ein glänzender Schüler, der am Karlsgymnasium Scheffelpreise errungen hat. Danach hat er Physik studiert. Doch ganz plötzlich, gerade in diesen herrlichen Frühlingstagen, erkrankte er an einer galoppierenden Leukämie und hatte nur noch wenige Tage zu leben.
Peter war ein fröhliches Mitglied in unserem Bibelkreis. Ihm war es sehr wichtig, die Umwelt zu erhalten und die Schöpfung Gottes zu bewahren. Und nun ist plötzlich alles im Nu zerbrochen. In der Nacht vor seinem Sterben bat er seinen Vater immer wieder, das Testamentchen zu holen und etwas daraus aufzuschlagen. Es war ein Psalm, der tröstet, erquickt und Frieden gibt. Man kann gar nicht mehr tröstlicher sein, als im Sterben geborgen zu sein – im Arm und Schoß des Hirten.
Amen, ja, mein Glück ist groß. Aber dieses Glück muss man ergreifen.
Jetzt habe ich drei Punkte. Zuerst: Ihr Glück im Glauben hängt am Gehorchen. Ihr Glück im Glauben hängt am Gehorchen.
Hier gibt es sicher ein weit verbreitetes Missverständnis bei vielen Menschen. Sie sagen immer wieder: „Ich kann nicht glauben.“ Meist meinen sie, das läge an Schwierigkeiten des Verstandes. Doch sie merken schnell, dass es immer wieder auf dieselben Fragen zurückgeht. Dann geht es darum, dass man Gott nicht sehen kann.
Die Bibel sagt das auf jeder Seite, und das löst sich auch nicht auf. Trotzdem ist Gott da. Wir fangen mit unseren irdischen Augen nur einen ganz kleinen Teil der Wirklichkeit dieser Welt ein. Es gibt viele Dinge, die wir nicht sehen können. Wir sehen nur ihre Auswirkungen.
Denken Sie nur an die Schwerkraft der Erde. Ich mache das meinen Konfirmanden immer deutlich, indem ich einen Schlüsselbund fallen lasse. Dann sage ich: „Das sieht man doch nicht. Wo ist denn da die Anziehungskraft?“ Die sieht man nicht, und doch wirkt sie.
Es gibt viele Dinge, die man nicht sehen kann. Die Liebe sieht man ebenfalls nur als Auswirkung in einem Menschen. Doch der Zweifler bleibt immer an seinen Verstandeszweifeln hängen.
Jesus hat das oft denen gesagt, die nicht glauben konnten: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Das ist ein Schritt des Gehorsams. Diesen Schritt machen wir oft auch in anderen Lebensentscheidungen: Wir gehen einfach los. So wie wir den Konfirmanden Mut machen und sagen: „Probier’s doch aus, geh den Weg.“
Im Glauben ist das eigentlich viel leichter als bei allen anderen Lebensfragen. Gott hat sich vor uns enthüllt. Er hat seinen Namen offenbart. Und was ist sein Name? Jesus ist sein Name. Gott hat sich sichtbar gemacht – seine Liebe, sein Erbarmen. Er will uns erlösen, lässt uns nicht los und stößt niemanden hinaus.
Nun sagt er: „Folge mir nach, geh mit mir.“ Er will in eine Lebensgemeinschaft treten. Darum ist Glauben gar nicht so sehr ein Verstandesschritt, sondern vielmehr ein Lebensschritt. Sie sollen jetzt ihre Nöte, Ängste und Einsamkeit mit Jesus leben, ihm nachfolgen und sein begieriger, lernbereiter Schüler werden.
Dann ist das in diesem Psalm so schön umschrieben: „Er ist mein oberster Chef. Ich nehme alles, was jetzt auch an Schwerem geschieht und was er mir aus seiner lieben Hand zumutet.“ Der Herr ist mein Hirte.
Sie müssen bei diesem schönen Bild vom Schaf und vom Hirten sehen, dass es um ein Autoritätsverhältnis geht. Unsere Generation tut sich schwer, Autoritäten zu akzeptieren. Von Anbeginn der Menschheit wollte jeder Mensch mündig sein. Das war doch der erste Schritt zum Sündenfall: „Ich will selber bestimmen, was ich tue.“
Das ist heute zum höchsten Lebensgefühl geworden: „Ich will über mein Leben selber verfügen.“ Und das ist das schwierigste Hindernis zum Glauben. Wir brauchen oft sehr lange, bis wir bereit sind, unsere Lebenswege ganz Jesus zu überlassen.
Selbst wenn ich das jetzt so predige, wird es im konkreten Leben immer schwierig sein, meine Sorgen einfach Gott zu überlassen und zu sagen: „Du bist der Chef, jetzt machst du das.“ Wir wollen immer gern alles selber machen. Doch wir sollen sprechen können: „Dein Wille geschehe.“
Das Glück des Glaubens liegt darin, dass ich sage: „Herr, du musst das jetzt zu Ende führen.“ Sie können heute ein Wort mitnehmen, mit dem Sie das, was Sie bedrängt, Gott anvertrauen: „Du bist mein Hirte, ich gebe jetzt mein Leben in deine Hand, gerade mit meiner unklaren Lebensführung. Ich weiß nicht, wie es weitergeht, aber ich vertraue dir und will sehen, wie du das zu Ende führst.“
Der Herr ist mein Hirte – das ist eine Kette, mit der wir an ihn gebunden sind und von ihm abhängig. Ich will jetzt nicht mehr ohne dich leben. Ich will nur noch dir nachlaufen. Jesus, ich möchte deine Wege gehen und dir vertrauen.
Er hat uns in seiner Liebe gesucht und gefunden. Jetzt ist es für uns auch ganz leicht, wo wir seine Liebe kennen und oft erfahren haben, ihm alles ruhig zu überlassen, wie er alles hinausführt.
Bildhafte Darstellung von Geborgenheit im Glauben
Wir haben daheim in unserem Schlafzimmer – darf ich mal aus dem Schlafzimmer plaudern – eine interessante Entdeckung gemacht. Meine Frau sagte, wir sollten nochmal neue Bettdecken kaufen. Ich meinte, wir bräuchten keine neuen mehr. Jetzt sind wir so alt, da lohnt sich das nicht mehr.
Dann sagte sie doch: „Die kaufen wir.“ Und das war die tollste Idee. Ich muss Ihnen den Tipp geben: zwanzig Zentimeter länger! 20 cm machen ein ganz neues Lebensgefühl aus. Früher war es immer so: Entweder hat man oben am Hals gefroren oder die Zehen haben unten rausgeguckt. Seitdem es diese Übergrößen gibt – man muss ja alles umstellen, die Bettwäsche und die Decke – liegt man richtig geborgen.
Das ist mir zu einem Bild geworden für unsere Geborgenheit im Leben. Die Decke, mit der wir uns im Leben zudecken, ist oft zu kurz. Entweder friert man an den Füßen oder zieht es oben am Hals.
Ist Ihr Glaube wirklich so, dass Sie unter Jesus behütet und bewahrt sind? Können Sie sagen: „Mein ganzes Leben ist eingeschlossen. Ich sorge mich nicht um meinen Ruhestand, nicht um Krankheitsnöte und auch nicht um die beruflichen Dinge, so gefährlich und bedroht sie auch sein mögen. Ich vertraue ihm ganz. Es ist alles von oben bis unten, von rechts bis links eingehüllt unter seine wärmende, schützende Decke, mit der er mich begleitet, behütet und bewahrt.“
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln – nichts, nichts, was er mir vorenthält oder nicht gibt. Es war immer interessant, wie Jesus seine Jünger fragte: „Habt ihr nie Mangel gehabt?“ Die Jünger, die doch auf viel Verzicht achteten, sagten: „Nie, Herr! Das, was du uns gegeben hast, das war die Fülle.“
Ganz ähnlich bei Mose auf dem Wüstenweg: „An nichts hast du Mangel gehabt“, obwohl es durch so viele Entbehrungen ging. Aber dort, wo der Herr mitgeht, wo er den Kurs bestimmt und der Herr ist, da ist man wunderbar umsorgt und betreut.
Vertrauen im Tal der Todesschatten
Jetzt möchte ich zum Zweiten vom Tal der Todesschatten sprechen. Heute habe ich nur eine Geschichte erzählt, die ich natürlich nicht direkt in unsere Konfirmation eingebaut habe. Unsere Konfirmanden können ja nicht zu viel aufnehmen.
Ich habe ihnen eine spannende Geschichte erzählt von jungen Leuten, die in den Bergen aufs Gemshorn gestiegen sind. Sie hatten ihren Eltern gesagt: „Wir wollen uns mal zeigen, was wir können.“ Oben kletterten sie noch weiter hoch. Als sie dann richtig rasteten, zog eine Wetterwand heran. Es kam Sturmregen, und sie saßen im Regen.
Sie beschlossen, wieder runterzugehen, doch der Nebel, der den ganzen Berggipfel umgab, ließ den Weg nicht mehr klar erkennen. Nach kurzer Zeit merkten sie, dass sie nicht den richtigen Abstieg gefunden hatten. Sie gingen zurück und sagten: „Wir müssen die andere Seite nehmen.“ Doch auch dort fanden sie den Weg nicht.
Sie wurden unruhig, waren schon durchnässt vom Regen und konnten sich dramatische Geschichten zur Konfirmation vorstellen. Einer sagte: „Man muss da runter.“ Er ließ sich schon runter und hielt sich am Felsen fest. Doch dann rief jemand: „Stopp! Du bist am hundertachtzig Meter hohen Nordhang!“ Also zogen sie wieder hoch, ganz verzweifelt, ließen den Kopf hängen.
Schließlich rief einer, und sie glaubten kaum noch daran, dass jemand sie hören könnte. Doch dann hörten sie eine Stimme: Der Bergführer vom Dorf hatte sich aufgemacht. Sie wussten gar nicht, dass er solche Geschichten erfinden kann. Er hatte die Jungen da oben gesehen und war ihnen nachgegangen, als er die Wetterfront sah.
Jetzt standen sie da oben, durch den Nebel sahen sie nichts, aber hörten die Stimme. Er sagte: „Da könnt ihr runter. Hier ist ein Abstieg, dort gibt es Felsvorsprünge, auf denen ihr sicher auftreten könnt. Es kann nichts passieren. Ich stehe unten und fange euch auf.“
Ich wollte den Konfirmanden klar machen: Ihr könnt in jeder Lebenslage schreien – er ist da. Wenn ihr euch durch euren ungehorsamen Trotz von Gott entfernt habt, er ist da und sucht euch. Er geht euch nach, und wenn ihr ihn nicht seht, könnt ihr seine Stimme hören.
Sollte jemand sagen, er verstehe die Wegweisung Jesu nicht, so versteht man sie sehr wohl. Die Bibel ist ein klares Buch. Dort steht ganz klar, was man tun muss. Jeder von uns weiß im Gewissen, was vor Gott nicht richtig ist in den Lebensentscheidungen.
Darum ist dieser Psalm so schön. Ich darf ihn Ihnen jetzt anders sagen: Man kann auch im Todesschatten, in den Beschwerden des Alters und der Krankheit sagen: Du bist da mit deiner Liebe. Das ist so groß und stark, dass man sagen kann: „Und obschon, und obschon – mach doch nichts.“ „Und obschon – ha, ist doch nicht schlimm.“ Und „obschon ich durch das Tal der Todesschatten wandere.“
Das nehmen wir keinem ab, darüber zu reden, bevor er selber durchgeht. Darum sind die Krankenbesuche für uns immer so eine Stärkung, wenn uns andere Menschen im Tal der Todesschatten sagen: „Der Herr ist treu, und er stärkt mich.“ Es ist wahr, und Jesus täuscht uns nicht.
In diesem Psalm 23 ist es wunderbar, dass es kein idyllischer Psalm ist, sondern ein Psalm, der vom Lebenskampf spricht. Im Glaubensleben sprechen wir sonst nicht mehr viel davon, in manchen Liedern dennoch, denn wir sind im Kampf Tag und Nacht. Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.
Dass wir oft müde werden im Glauben, gleichgültig werden und abfallen, kommt daher, dass wir nicht wachsam waren. Jetzt müssen wir wissen, wo die Gefahr herkommt. Jesus stellt sich dazwischen. Darum trägt er die Wundmale an seiner Hand. Er ist bei uns als der, der sich zwischen die Gefahr und uns stellt.
Er schützt uns mit seinem Leib und sagt: „Nichts soll dich treffen, du sollst unversehrt hindurchgehen können, keinen Schaden an Leib und Seele nehmen, bewahrt bleiben beim Herrn.“ Und das ist so groß im Tal der Todesschatten, dass er zu uns spricht.
Über das Bibelwort sollte man gar nicht diskutieren. Man kann die Bibel nur nehmen und lesen. Lesen Sie sie! Das Losungswort heute Morgen vom Segnen Gottes spricht zu vielen Menschen. Wenn es bei mir einmal nichts spricht, dann liegt die Ursache nur bei mir.
Das dürfen Sie wissen. Da muss bei uns irgendetwas blockieren. Es kann sein, dass wir im Streit leben oder in unvergebener Schuld. Aber Gott will reden. Sein Wort ist lebendig, richtet uns auf, stärkt den Glauben und macht uns wieder fröhlich. Dann ist plötzlich der Weg voller Licht. Dann wird es hell.
Dann kann man seinen Weg gehen. Das, was da drinsteht von der grünen Weide, erleben nur die, die durchs Tal der Todesschatten gehen, weil es immer ein Wunder ist. Im Überfluss, so wie wir heute in unserer Gesellschaft leben, merkt man gar nicht mehr, wie saftig grün die Weide ist.
Da hat man kein Auge mehr dafür, man nimmt alles als selbstverständlich. Mir ist das oft so groß bei Kranken, wenn man sie trifft und sie überglücklich sind und sagen: „Ich habe heute schon wieder ein paar Löffelchen Tee nehmen können.“
Wir haben heute Morgen gefrühstückt, nicht wahr? So dankbar nehme ich jedes Stückchen, das mir der Herr gibt, aus seiner lieben, gütigen Hand – mitten in der dürren Wüste die Wasserquelle.
Die, die dabei waren, als wir auf unseren Reisen bei Enke die Davidsquelle besucht haben, wissen, wie wundersam das ist. Es ist nur ein kleiner Rinnsaal, aber eben kein Salzwasser. Dort unten am Toten Meer stand David und sagte zum Herrn – es war ihm wie eine Offenbarung der ganzen Schöpfungsmacht Gottes: Er gibt Wasser in der Wüste, und ich kann überleben.
Er führt mich die Pfade seiner Gerechtigkeit. Das ist gut. Man kann es immer ein bisschen anders übersetzen. Wenn Sie eine andere Übersetzung zur Hand nehmen, ist das eine Hilfe. So ist es bei der englischen Übersetzung nicht, dass Sie meinen, Gott führt mich immer richtig.
Manche sagen das so schnell von ihrem Leben, dabei gehen sie Wege des Ungehorsams und meinen, das seien Gottes Wege. Das sind nie Gottes Wege. Er führt mich die Pfade der Gerechtigkeit. Aber ich werde nie zu kurz kommen, auch wenn ich den gerechten Weg gehe.
Sie brauchen nie mit Opfermiene zu sagen: „Ja, ich muss ja um Gottes Willen mich frei halten vom Unrecht.“ Nein, wir können nur Wege gehen, wo Gott uns segnet. Darum möchte ich nur klare Wege gehen in seinen Ordnungen, die mit seinem Wort übereinstimmen.
Gottes Stärkung und Freude am Leben
Er stärkt uns wunderbar. Ich habe diesen Abschnitt gewählt, weil ich heute mit den Konfirmanden über einen Teil davon sprechen wollte. Er führt mich auf rechter Straße. Ich habe mich gefreut, dass ich vor Ihnen noch einmal das Ganze auslegen darf.
Da steht, dass er uns den Tisch deckt – heute, in einer Zeit von Fast Food, wo alles schnell gehen muss. Beim Essen stellt sich die Frage, ob man die Feste wirklich so genießen kann, wie es die Familien der Konfirmanden tun. Dort nimmt man sich Zeit zum Essen, und das soll auch Freude bereiten. Der Tisch wird schön geschmückt und gedeckt. Hoffentlich nehmen sie sich manchmal auch noch Zeit, denn die Freuden gehören dazu. Gott schenkt uns auch die Gaben.
Auch das Essen und Trinken ist nicht nur zum Schlankwerden da, sondern zum Genießen und zum Freuen. So erfahren wir die Güte Gottes und seine Freundlichkeit. Doch es wundert uns, warum hier von Feinden gesprochen wird. Viele von ihnen sind ganz liebe Menschen, die gar keine Feinde haben. Aber der Tod ist der Feind, mit dem sie ringen müssen – der alte böse Feind, der ihnen täglich viele Fallen stellt und sie in die Dunkelheit der Schwermut hinabreißt. Wissen Sie, mit wem Sie kämpfen.
Im Angesicht der Feinde möchte Gott Ihnen den Tisch decken, Sie erquicken, aufrichten und fröhlich machen. Darum ist es gut, dass wir wissen, dass zum Glaubensleben auch das Leiden gehört. Das macht den Psalm 23 so tief. Wir stehen immer wieder vor neuen Bewährungsproben. Und wir wissen auch, wenn wir gerade eine Glaubensprobe gut bestanden haben, werden in den nächsten Tagen neue auf uns zukommen. Wir müssen uns bewähren, aber der Herr stärkt uns.
Wir wollen uns Zeit nehmen, damit er uns erquicken, aufrichten und fröhlich machen kann. Dann wird ein Bild gebraucht, das uns vielleicht gar nicht entspricht: der Becher, der voll eingeschenkt wird. Es ist immer wieder so schön in der Bibel, dass dort von der Größe Gottes gesprochen wird, der dir den Becher übervoll einschenkt.
Ich habe viele Christen kennengelernt, deren Becher nie einmal zu einem Viertel voll war. Sie hatten immer nur einen Bodendeckel drin. Es waren jammernde Christen, die immer nur geschrien haben: „Herr, fülle meinen Becher!“ Und er war doch immer leer. Woran lag das? Ihr Becher hatte einen Riss, und alles lief heraus. Sie konnten das Gute, das Gott ihnen schenkte, gar nicht in ihrem Herzen behalten. Sie konnten sich kaum daran freuen. Kaum hatten sie etwas erlebt, war es schon wieder verflogen.
Gott will ihnen den Becher ganz randvoll einschenken, so dass er sogar überläuft und viele andere Menschen an den wunderbaren Erfahrungen teilhaben können. Wie ist das bei Ihnen? Wenn Sie morgens die Bibel lesen, fließt dann etwas über? Müssen Sie gleich mit jemandem darüber reden? Sagen Sie: „Ich habe heute Morgen etwas Tolles in der Bibel gefunden, ich bin ganz erhoben!“ Das soll ansteckend wirken für andere, sodass die Menschen, denen Sie begegnen, spüren: Da ist einer, der gerade ganz glücklich und beschenkt worden ist, der den Frieden wirklich erfahren hat und lebt.
„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“ Noch einmal: Das schließt nicht aus, dass Sie auch Schweres durchmachen müssen. Ich bin so dankbar, dass ich nicht alle Nöte Davids durchleiden muss, was er allein in seinem Kinderzimmer mit seinen Kindern erlebt hat. Verstehen Sie, Pfarrerskinder? Es könnte ja auch eine Not sein, und Gott hat mich davor bewahrt. Ich kann ihm nicht genug dafür danken.
Im Kinderzimmer Davids gab es sogar Mord und Blutschande und vieles mehr. Stellen Sie sich vor, wie das für den Vater war. Gott aber kann uns in seiner Güte so viel auch weghalten. Wir wollen uns einfach freuen, dass wir mit dem reichen Gott leben dürfen. David war so erfüllt, weil Gott ihm so viel Gutes schenkte. Schauen Sie sein Leben an, wie er täglich die Güte und Freundlichkeit Gottes erfahren und davon erfüllt war.
„Mein Leben lang werde ich immer im Hause des Herrn bleiben.“ Was ist denn das Haus des Herrn? Nicht die Kirche, nicht das Kirchengebäude – lassen Sie solchen Unsinn. Das ist die Gemeinde, die Herde des guten Hirten. Dort gehören wir hin. Und ich will in dieser Herde des guten Hirten bleiben, bis ich einmal in der großen Schar vor dem Thron Gottes stehe. Das ist meine Heimat, und dort fühle ich mich wohl.
Es ist so schön, wenn Sie bei Christen sind, die mit Ihnen nur eines gemeinsam haben: dass sie die Stimme des guten Hirten hören. Wenn Sie eine andere Gemeinschaft suchen, eine irdische Gemeinschaft – es gibt immer wieder so viele, die einer perfekten Gemeinschaft nachlaufen – werden Sie schrecklich enttäuscht sein. Lassen Sie den Unsinn!
Ich habe wieder eine ganz tolle Gruppe gefunden, ich glaube es Ihnen nicht! Das sind immer nur menschliche Führer. Ich will bei der Herde sein, wo es nur um die Stimme des guten Hirten geht. Dort will ich mich wohlfühlen. Mein Haus ist immer dort. Amen!
Abschluss mit Lied, Gebet und Segensbitte
Jetzt singen wir noch das Lied 553, das Lied von Laffatoch, dem Prediger von Zürich, einem Mann, der auch auf Goethe gewirkt hat. Wir singen die Verse fünf bis acht. Damit haben wir das ganze schöne Lied 553 durchgesungen.
Anschließend beten wir:
Du guter Hirte, unser Heiland Jesus Christus, wir wollen jetzt ganz einfach zu dir kommen. Wir legen unsere Not an dein Herz und danken dir, dass du dich in unserem finsteren Tal als Herr und Heiland erweist.
Wir wollen nur deine Wege gehen, darum musst du uns auch von Irrwegen zurückholen. Mach uns bewusst und wecke uns durch dein Wort aus der Gleichgültigkeit auf. Lass uns erkennen, wie todgefährlich es ist, wenn wir von deinen Wegen und Geboten abirren.
Bewahre uns in deinem Frieden, damit unsere Herzen und Sinne nur in dir ruhen. Wir sind so froh, dass du alles wunderbar hinausführst. Wir gehen durch eine Welt voller Unruhe, Gefährdung, Einsamkeit und Angst, aber du willst auch weiterhin Wunder tun.
Wir danken dir für alle Zeichen deiner Gegenwart, besonders dafür, dass du zu uns durch dein Wort redest. Du machst uns fröhlich und gewiss.
Jetzt wollen wir auch für die Kranken beten, für die wir Sorge tragen. Sei bei ihnen und lass es gelingen, dass wir sie durch unser Wort aufrichten und trösten können. Sei auch bei den Schwermütigen und Zweifelnden, damit wir ihnen den Glauben an deine Nähe zusprechen können.
Auch die, die im Sterben liegen, richte auf und lass sie deine Herrlichkeit schauen. Gib, dass keiner von uns zurückbleibt oder verloren geht, sondern das ewige Leben bei dir findet und in deiner Gemeinde bewahrt bleibt.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Das wollten wir noch gemeinsam singen.
Warum sollte ich mich denn krämen? Das sind die beiden Verse von Hermann Hirtz, „Brunnen aller Freuden“, Vers 11 und Vers 12 aus dem Lied 297.
Einladung zur Unterstützung missionarischer Arbeit
Für unsere konfirmierenden Familien haben wir heute an diesem Festtag eine Aufgabe ausgewählt, die mir sehr wichtig ist.
Am Donnerstag hatten wir unser schönes Treffen mit Unterstützung von christlichen Fachkräften. Zwei junge Frauen, die nicht dabei sein konnten, möchte ich besonders erwähnen. Vor ihnen habe ich großen Respekt. Sie befanden sich an einem sehr einsamen Ort in Kenia, im Orma-Stamm, einem stark heidnisch-moslemisch geprägten Stamm. Dort wurden sie von einem schweren Feuerüberfall bedroht.
Es war bei Gott wunderbar getimt, wie man heute auf Neudeutsch sagt, denn gerade an einem anderen Ort wurden sie dringend gebraucht. Elisabeth Schüle ist in Wadschir, wo sich 40 somalische Flüchtlinge aufhalten. Sie leistet dort einen wunderbaren Dienst, indem sie den Flüchtlingen medizinisch hilft.
Vor wenigen Tagen berichtete sie, dass ihr dringend Medikamente fehlen. Ich sagte, das darf nicht sein, und wir veranlassten sofort, dass der Architekt Hugo Honegger aus seinem Baufonds eine Summe zur Verfügung stellt. Ich dachte, heute ist Konfirmationstag, da kann man es den Familien mitteilen und so die Unterstützung ausgleichen.
Ihre Kollegin Brigitte Holzheuer ist in Kalatscha, einem Nomadenstamm östlich des Turkanasees. Dort befinden sich große Wüsten im Norden Kenias. Sie schrieb in ihrem letzten Freundesbrief sehr eindrücklich, wie sie sich in den Wüstensturm hinauswagen und dort abgeholt werden müssen.
Sie können mit dem Auto nicht mehr zu den Kranken fahren und binden die Patienten auf einen Esel. Dabei sterben auch Kinder in ihren Armen. Sie erzählt vom Begräbnis eines sechsjährigen Jungen und berichtet, dass drei Tage später auch dessen Bruder, der an schwerer Kopfmalaria erkrankt war, krank wurde. Durch Gebete hat Gott ihn erhört, und der Junge überlebte nach einem dreitägigen Kampf. Welche Freude das war!
Doch sie schreibt auch, wie sehr ihr die Medikamente fehlen. Ich finde es wunderbar, dass wir immer wieder wissen dürfen, dass wir durch unsere Kontakte unmittelbar Gelegenheit haben, Gutes zu tun. Wir können es in die Hände unserer Mitarbeiter legen, damit sie dort im Namen Jesu Liebe weitergeben können. Liebe, durch die Menschen etwas von der Herrlichkeit Jesu erfahren.
Vielen Dank für alle Hilfe!
Segensbitte zum Abschluss
Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.