Feier der göttlichen Barmherzigkeit und Weihnachtsfreude
Und ich will Sie grüßen, weil das so groß ist, was wir hier miteinander feiern. Ich will Ihnen das Wort zurufen, das der alte Zacharias in seinem Lobpreis sagt:
„Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes hat uns besucht der Aufgang aus der Höhe, wie ein großer Lichtstrahl, wie ein Sonnenaufgang, auf dass er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte ihre Füße auf den Weg des Friedens.“
Vielleicht hat Gerhard Terstegen das schönste Weihnachtslied gedichtet. Er hat bewusst eine triumphale Melodie ausgewählt und nach dieser Melodie das Lied gedichtet. Denn er sagt: So muss man das Weihnachtslied singen – in der Freude. Jauchzet, ihr Himmel, Lied 33, Verse 1-4.
Wir wollen beten: Herr, wir stehen vor diesem großen Wunder, wie du dich ganz tief zu uns herunterbeugst. Wir stolzen Leute sind doch voller Mängel und Fehler. Erst in deinem Licht wird uns bewusst, wie weit wir getrennt sind. Und doch willst du auch in den vor uns liegenden Festtagen bei uns einkehren – auch bei denen unter uns, die heute ganz traurig sind, die voller Sorgen sind, die nicht mehr weiterwissen, Menschen, die sich für unwürdig halten.
Du willst uns erneuern, heiligen und in deinen Dienst nehmen. Bring du die ganze Freude mit, bewege heute unsere Herzen und gib doch, dass wir hören können auf dein großes Evangelium. Lass uns erkennen, was du uns schenkst.
So dürfen wir jetzt auch in der Stille dir all das bringen, was uns bekümmert: Komm, o mein Heiland, Jesus Christ, meins Herzens Tür, dir offen ist! Amen.
Verheissungen und Erneuerung Jerusalems
Jesaja 62 enthält viele große Messiasverheißungen. Dort wird beschrieben, wie das verwüstete Jerusalem erneuert wird, wenn der Herr kommt und seine Herrlichkeit ausbreitet.
Ich lese besonders von Vers 6 bis Vers 12 (Jesaja 62,6-12). Dort steht:
„O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht schweigen sollen. Sie sollen den Herrn an die Verheißungen erinnern und ihm keine Ruhe gönnen. Lasst ihnen keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufrichtet und es zum Lobpreis auf Erden setzt.
Der Herr hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben, noch deinen Wein, mit dem du so viel Arbeit hattest, den Fremden trinken lassen. Stattdessen sollen die es einsammeln, auch essen und den Herrn rühmen. Die, die es einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums.
Geht ein, geht ein durch die Tore, bereitet dem Volk den Weg. Macht Bahn, macht Bahn, räumt die Steine hinweg! Richtet ein Zeichen auf für die Völker! Siehe, der Herr lässt es hören bis an die Enden der Erde.
Sagt der Tochter Zion – das ist eine Chiffre für die Gemeinde –: ‚Siehe, dein Heil kommt, siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her. Man wird sie nennen heiliges Volk, Erlöste des Herrn. Und dich wird man nennen gesuchte und nicht mehr verlassene Stadt.‘“
Adventslied und Lebensgeschichte Paul Gerhards
Wer will das denn nur? Jetzt singen wir dieses Adventslied 402, das ich so liebe und das im neuen Gesangbuch nicht mehr zu finden ist. Es ist eine Abschiedsvorstellung, aber ich hoffe, dass es in Ihrem Leben weiterklingt.
Lied 402, so wie es nur Paul Gerhard sagen konnte. Man wollte alle Verse singen, doch die müssen Sie für sich zu Hause lesen. Lesen Sie, wie es Ihnen zuspricht, wie der Friede Gottes sich um Ihr Leben legt und wie Sie geborgen sind unter seiner starken Hand – das sind die Verse zwei, drei und vier von Lied 402.
Paul Gerhard war 44 Jahre alt, als er seine erste Anstellung bekam. Das wissen einige von uns, die einen Arbeitsplatz suchen, wie schwierig das sein kann. Aus der Not seines Lebens und aus dem Mitfühlen mit den Schwermutsgedanken vieler anderer ist dieses Lied entstanden. Es übersetzt das Evangelium als die große Freude- und Trostbotschaft.
Lobgesang der Maria: Freude trotz Herausforderungen
Wir haben heute als Predigttext den Lobgesang der Maria aus Lukas 1, Seite 69 im Neuen Testament, und zwar von Lukas 1, Vers 46 bis Vers 55.
Es war noch vor der Geburt Jesu, als Maria in Nazaret war. Dort sang sie dieses überwältigende Loblied:
„Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes, denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.
Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist, und dessen Name heilig ist. Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut die Hoffärtigen in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel, auf wie er geredet hat zu unseren Vätern Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.“
Die Bedeutung von Freude an Weihnachten
Freude, Freude – das gehört zu Weihnachten. Ich hoffe und wünsche, dass Sie in den vor uns liegenden Festtagen viel Freude haben. Freude für diejenigen, die es gerne still lieben, Freude für diejenigen, die sich auf die Begegnungen mit lieben Verwandten freuen, Freude über manch einen Gruß. Es soll ja keine Last für Sie sein, vielleicht auch ein Geschenk, bei dem Sie Liebe spüren.
Wir haben heute Morgen Freude auf eine ganz besondere Weise. Die Freude, die Maria empfindet, passt nicht so recht in unsere heutige Zeit. Freude also – wenn Menschen Freude vermissen. In diesen Tagen reden viele darüber, ob es weiße Weihnachten geben wird. Dabei hängt so viel an Äußerlichkeiten, am Essen, an der äußeren Versorgung.
Aber wie geht es Maria? Sie freut sich an Gott. Da passt sie nicht in unsere Zeit. Freude an Gott – schon die Sprache klingt so altertümlich. Das hat heute keinen Platz mehr. Freude an Gott, wie soll man sich denn da an Gott freuen können? Das ist doch Sprache aus einer anderen Welt.
Aber Sie haben Recht: Das kann nur jemand verstehen, der Gott kennt. Und in unserer Zeit sind das viele Menschen nicht mehr. Sie kennen Gott nicht mehr, haben keine Beziehung mehr zu ihm. Gott ist ihnen fremd geworden. Zwischen Gott und ihnen liegt ein Berg, der sie trennt und von Gott scheidet.
Und Maria singt voller Freude und großen Jubels, und das erfüllt sie. Stellen Sie sich die Situation noch einmal vor: Sie steht vor einer wirklich schwierigen Zukunft. Josef wollte sie ja verlassen, weil er sagt: „Ich kann nichts dafür, die Schwangerschaft, ich war nicht mit Maria intim. Ich kann sie nicht blamieren, ich habe nichts mit der Sache zu tun.“
Maria ist allein – oder ist es so? Kurz bevor sie nach Bethlehem auf die beschwerliche Reise gehen muss, singt sie ihr Lob. Ihr Kopf ist voller Sorgen, da sind all die Schwierigkeiten, die einen belasten, und man fragt sich: Wie soll das weitergehen? Und Maria singt einfach voller Freude: „Ich bin fröhlich, ich bin fröhlich.“
Der einzige Grund, der sie fröhlich macht, obwohl so viel Äußerliches bei ihr noch nicht geklärt ist, obwohl sie nicht weiß, wie das ausgehen wird, ist dieser: Sie freut sich über ihren Gott. Ihren Gott, der ihr Leben in seiner Hand hält, dem sie gehört.
Vertrauen in Gottes Führung trotz Unsicherheit
Jetzt möchte ich Sie am Anfang dieser Festzeit einfach direkt fragen: Können Sie so sprechen? Gott hat mein Leben in seiner Hand. Haben Sie Ihr Leben auch so in die Hand Gottes gelegt, dass Sie sagen können: Er ist mein Heiland?
Schon in dem Wort Heiland klingt mit, dass er mein Retter ist. Er reißt mich heraus. Ohne ihn wüsste ich nicht weiter, ohne ihn hätte ich keine Zukunft. Ohne ihn würde ich verzagen und verzweifeln. Aber er wird mein Leben weiterführen. Er wird mich überschütten mit seinen wunderbaren Führungen. Ich darf ihm nur hinterhersehen. Ich brauche mich nicht zu sorgen, ich muss mir keine Gedanken machen.
Mein Gott, mein Heiland – das ist Weihnachtsfreude! Und dann verblasst all das andere, von dem wir vorher gesprochen haben. Vielleicht können Sie die Freude erst erleben, wenn Paul Gerhardt einmal sagt: „Als mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht.“
Manchmal wachen wir erst dann auf. Da muss man sagen: Ja, was bleibt uns jetzt noch? Die Freude an meinem Gott, an meinem Heiland kann niemand mehr von uns wegnehmen. Sie steht ganz fest, sie ist verbürgt.
Da dürfen Sie zugreifen, und jeder von uns soll das in diesen Tagen erfassen: Mein Heiland, mein Gott, ich freue mich, ich will Gott erheben, ich will ihn preisen, ich will ihn rühmen.
Die Unwichtigkeit der Mächtigen der Welt
Jetzt möchte ich aus diesem Lobgesang der Maria noch mehr herausnehmen und mich dabei auf einige wenige Aspekte beschränken. Zuerst will ich davon sprechen, dass die Mächtigen der Welt unwichtig sind.
Es gibt ja manchmal Glaubensaussagen, die man schnell von der Kanzel herunter sagt, obwohl man manchmal denkt: Na ja, der nimmt den Mund ein bisschen voll. Dazu gehört auch der Satz: Die Mächtigen der Welt sind nicht mehr wichtig.
Die Mächtigen der Welt – die haben Maria nachher ganz schön in Bewegung gebracht, als der Erlass von Augustus kam und sie loswandern mussten, ohne zu wissen, wo sie ihr Haupt hinlegen sollten. Die Mächtigen der Welt – das hat man auch später gesehen: Durch einen kurzen Erlass von Pontius Pilatus wurde Jesus ans Kreuz genagelt. Diese Mächtigen konnten das Leben des gottgesandten Retters auslöschen.
Schauen Sie doch in die Nachrichten, die Ihnen täglich in Zeitungen und im Fernsehen präsentiert werden. Die Mächtigen der Welt sind die, die eine Kalaschnikow in der Hand halten. Die können Geiseln nehmen, und die Politiker können es zulassen. Die Reichen dieser Welt, die mit dem Kapital, beherrschen doch die Welt.
Wie kommt Maria dazu zu sagen, dass die Mächtigen der Welt gar nicht mehr wichtig sind? So eine kleine Frau von Nazaret hat doch nicht den politischen Überblick – sie weiß nicht, wo die Waffen sind, wo das Geld ist, wer das Sagen hat, wer Macht und Gewalt in der Welt besitzt.
Aber Maria sagt: Gott stürzt die Mächtigen vom Thron. Er übt Gewalt mit seinem Armen und zerstreut die Hoffärtigen in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und lässt die Reichen leer ausgehen.
Bei Maria ist plötzlich ein Licht aufgeblitzt. Ah, jetzt verstehe ich es! Wenn Gott seine Heilsgeschichte so verborgen hält wie bei ihr, dann können Menschen tun, was sie wollen. Die Herren der Welt können trotzen und wüten, aber die Heilsgeschichte Gottes läuft weiter.
Sie können Jesus ans Kreuz nageln, aber dann wird Gott ihn aus dem Grab auferwecken.
Unterschiedliche Auslegungen zur Macht Gottes
Ich muss Ihnen auch an dieser Stelle, wie bereits am letzten Sonntag, sagen, dass es zu diesem Abschnitt zwei verschiedene Auslegungen gibt. Diese sind sehr weit verbreitet, sogar unter denen, die ihn nicht akzeptieren oder verstehen können.
Diese Auffassung ist unter vielen, auch heute noch jungen Theologen, verbreitet. Sie ist zudem stark in der katholischen Kirche vertreten und vielleicht die beherrschende Meinung in unserer evangelischen Kirche. Sie greift zurück auf den berühmten Thomas Müntzer aus der Reformationszeit. Es wird gesagt: Wenn Gott die Gewaltigen vom Thron stürzt, dann gibt er uns den Auftrag, uns bei den Befreiungsbewegungen der Welt zu beteiligen.
Sie kennen die Befreiungstheologie in Südamerika, die auf dieses Wort zurückgeht. Wenn Gott die gewaltigen Herren stürzt, dann müssen wir auch die Gewehre in die Hand nehmen, für eine neue Welt kämpfen und die Tyrannen stürzen.
Ich vertrete eine andere Meinung. Maria hat ja keine Kalaschnikow unter dem Rock getragen und auch kein Schwert. Stattdessen hat sie gesagt: Das ist gar nicht möglich, das macht Gott. So wie er einst Nebukadnezar zu Daniels Zeiten über Nacht entmachtet hat. Gott setzt Könige ein und setzt Könige ab. So wie die Menschen damals einen Turmbau zu Babel bauten, und eines Tages war der Turmbau zu Ende und ging nicht mehr weiter.
Gott bestimmt, wie weit das geht, aber die Heilsgeschichte Gottes hängt doch gar nicht von den Herren der Welt ab. Maria hat einen ganz wichtigen Durchblick. Deshalb ist es gar nicht nötig, die Herren zu stürzen. Es ist auch nicht nötig, sich einer gewalttätigen Terroristenorganisation anzuschließen – im Namen Jesu nicht nötig, das sollten Sie mitverstehen. Gott macht seine Heilsgeschichte!
Ob Herodes in Jerusalem das begreift oder nicht, mag ein ganz kleines Hinterhofgeschehen sein, in Bethlehem im Stall, wo Jesus geboren wird. Millionen und Abermillionen auf der Welt feiern die Christnacht, weil Jesus geboren ist. Die Herren der Welt, von denen redet doch kaum noch jemand. Nur weil sie in der Weihnachtsgeschichte mit ihrem Namen erwähnt sind. Wer denkt noch an den mächtigen Augustus? Sie haben doch keine Bedeutung und spielen keine Rolle mehr.
Lasst sie doch auf der Seite liegen!
Gottes Heilsgeschichte unabhängig von weltlicher Macht
Jetzt ist es so schlimm, dass wir Christen immer meinen, die Sache Gottes brauche mehr Rückhalt von der Welt. Wir denken oft, wenn ein paar hochrangige Politiker unterschreiben würden, dann käme unsere Sache heute besser an. Oder wir glauben, wenn wir das Evangelium mehr verwässern und unserer Zeit anpassen, würden unsere Zeitgenossen eher hinhören.
Das ist doch nicht wahr. Gott gestaltet seine Heilsgeschichte zu allen Zeiten. Und er tut dies sogar zum Trotz all derer, die das Sagen haben.
Eine kleine Erinnerung: In diesen Weihnachtstagen gehört es fast zum Ritual, dass die großen Magazine und Fernsehsender ihre Jesus-Reports bringen. Ich weiß gar nicht, was dieses Jahr wieder dran ist. Sie machen sich auf die Spur von vielen Seiten und forschen, was eigentlich dran ist am Jesus von Nazaret.
Wissen Sie, was dabei herauskommt? So viel, wie seit 300 Jahren immer herauskommt: Da hat irgendeiner gelebt, man weiß nicht viel, er ist auch gestorben, und man weiß nicht sehr viel. Das ist alles, was sie von Jesus begreifen können.
Aber da ist die gläubige Gemeinde, die viel mehr von Jesus erkennt und sein Evangelium hört: Die Reichen gehen leer aus, und die Armen werden mit Gütern gesättigt.
Jetzt müssen Sie wissen, ob Sie in diesen Weihnachtstagen hinhören können. Da kommt der Gottessohn, der Messias, zu mir. Er will doch bei mir einkehren.
Und was ist denn der Christus? Das ist der Retter, der die Schuld der Welt trägt. Das ist Evangelium, das ist die Freudenbotschaft. Gott streicht meine Schuld durch, vergibt sie, und ich bin angenommen als sein Kind.
Bedrohung und Vertrauen in Gottes Schutz
Es ist heute schon schwierig, einen solchen Satz in der Predigt zu formulieren: Die Mächtigen der Welt sind unwichtig. Ich habe eine Faxnachricht aus einem islamischen Land erhalten, in dem ein uns befreundetes Arztehepaar seit über zwanzig Jahren arbeitet. Darin wird beschrieben, wie die Mullahs dort vorgehen.
Bei ihrem Freitagsgebet wurde verkündet: Die Christen müssen weg. Wenn sie bis zum 10. Dezember nicht verschwunden sind, dann werden wir ihre Frauen nehmen, und sie werden mit ihrem Leben bezahlen. Im Haus des Missionsarztes wurden haltlose Verdächtigungen erhoben, dass dort Prostitution betrieben werde. Man wolle sie mit Geld ausbeuten – und das in einem der ärmsten Gebiete unserer Welt.
Nach den letzten Informationen haben sie sich inzwischen in das Bezirkskrankenhaus geflüchtet. Der letzte Termin, den die Mullahs gesetzt haben, ist der 26. Dezember. Es ist ungewiss, ob sie überhaupt zurückkehren können und unter welchen Bedingungen – nach 20 Jahren aufopfernder Arbeit.
Nun heißt es, erst einmal abzuwarten. Ein wichtiges Wort in meiner Missionslaufbahn war einmal dieses: Warte, wenn du nicht weißt, was zu tun ist, tu einfach nichts. Zwinge dich nicht durch eine halboffene Tür, warte, bis sich der Nebel lichtet!
Martin Luther soll in einer ähnlichen Situation einmal gesagt haben: „Nun sitze ich hier und trinke mein Glas Wittenbergisch Bier, und das Evangelium läuft weiter.“ Wir wissen nicht, wo Neues noch unter der Schneedecke verborgen ist, aber der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.
Was für ein Schatz sind solche Verheißungen in solchen Situationen!
Gottes Nähe zu den Niedrigen und Barmherzigkeit
Ich wollte es Ihnen einfach so sagen, weil ich denke, Sie können es weitergeben. Sie sagen: In meinem Leben ist so viel verworren und schwierig, ich sehe nicht mehr weiter. Wenn Sie dann, wie Maria, sagen können: „Mein Leben liegt in der Hand des Herrn, er führt meine Sache weiter“, dann lassen Sie doch die Mächtigen reden. Gott wird seine Sache weiterführen, und ich darf mich ihm einfach anvertrauen.
Er zerstreut die Hoffärtigen in ihres Herzens Sinn. Ganz schlimm ist es nur, wenn wir meinen, wir könnten etwas ohne den Herrn schaffen.
Ich las gestern die Biografie eines berühmten Evangelisten. Er sagt, es war für ihn ganz schwer, in den Ruhestand zu gehen. Es war, als ob ein Pilot ein großes Flugzeug zum letzten Mal steuert – es war einmal, und dann liegt alles hinter ihm. Aber er hat gemerkt: Im Ruhestand beginnt die wichtigste Zeit, die Zeit des Fürbittens. Er kann so viel wirken wie nie zuvor, wo er vorher rastlos unterwegs war. Wenn er Gott bitten darf, dass er etwas tut, dann muss man die Verhältnisse sehen. Das rühmt Maria.
Das Zweite, was ich an ihr entdecke: Gott beugt sich ganz tief zu uns herunter. Sie hat gesagt, er zerstreut die Hoffärtigen, die Hochmütigen und Stolzen. Das erleben wir ja immer wieder: Wie die größten Kathedralen leer bleiben, wie Kirchenfürsten an Bedeutung verlieren. Alles, was mit weltlicher Macht zusammenhängt, braucht Gott nicht. Er geht mit seinem Evangelium weiter.
Und das wird sich in diesen Tagen Bahn brechen, und zwar so, dass Gott sich zu den Niedrigen herabsenkt. Warum meinte Maria, sie sei niedrig? Sie wissen doch, dass Frauen bis in unsere Tage hinein oft mit Recht empfinden, dass Männer sie benachteiligen. Und das hat Gott extra so gemacht. Die wichtigsten Zeugen bei der Auferstehung waren Frauen, schon vorher war Maria immer eine gestaltende Persönlichkeit.
Gott gibt ihrem Leben Bedeutung, auch wenn sie bei Menschen zu kurz kommen. Sie brauchen nicht Sturm laufen. Lassen Sie das Gottes Sache sein. Er ehrt sie und erhebt sie.
Was meint Maria denn mit Niedrigkeit sonst noch? Sie sagt, sie sei Staub und Asche. Das, was das Evangelium von Maria sagt – die evangelische Marienlehre –, ist bloß, dass sie ein Werkzeug Gottes ist. Ja, natürlich, das ist evangelische Lehre: dass wir Werkzeuge Gottes sein dürfen. Der Herr will selbst in unserem Leben Wohnung nehmen, und er sucht nur offene Herzen, in die er einkehren kann.
Dann rühmt sie die Barmherzigkeit. Was ist denn Barmherzigkeit? Dass es Gott im Herzen weh tut, wenn er sieht, wo wir Not leiden. Und er will uns alles geben, was er hat. Wissen Sie das? Er will sich uns ganz schenken, so wie Paul Gerhardt in dem Lied vorhin gesagt hat. Er will alles in uns hineingeben.
Nicht die Weisen und die Großen dieser Welt können das begreifen. Die Geschichte des Reiches Gottes bleibt immer armselig.
Zeugnis eines blinden Mannes über Gottes Liebe
Ich habe gedacht, heute, in den Slums und Elendsgebieten der Welt, erkennen Menschen den Heiland Jesus. Doch bei uns, wo viele sagen: „Vor meinem Verstand kann das alles nicht mehr durch, und sie begreifen nichts.“
Vor einigen Jahren hatte ich einen merkwürdigen Besuch bei mir in meiner Wohnung. Eine Frau führte ihren blinden Mann herein. Er erzählte kurz seine Lebensgeschichte: Er war ein einflussreicher Kaufmann, ein gefragter Typ, mit Gesellschaft und Karriere. Er besaß einen Reitstall und war erfolgreich.
Dann hat plötzlich einer seiner Hauptkunden die Zahlung eingestellt. Mit dem fehlenden Geld ging seine Firma plötzlich kaputt. Er hat sich noch einmal angestrengt und den Aufstieg aus der Tiefe geschafft, obwohl sie in eine Mietwohnung ziehen mussten und ein schönes Haus verkaufen mussten.
Dann ist etwas Schlimmes passiert: Bei einer Kreuzung fuhr ein betrunkener Autofahrer bei Roth voll in ihn hinein. Die Operation dauerte sieben Stunden. Der Arzt sagte, es sei ein Wunder, dass sie durchgekommen sind. Natürlich blieb er zeitlebens blind.
Er erzählte mir: „Wie ich da lag im Koma, kamen vier Worte auf mich zu, wie ich sie noch nie gehört habe: ‚Ich lasse dich nicht!‘ Von diesem Augenblick an bin ich getragen von der Liebe Gottes.“
Man sagt, Sie meinen vielleicht, das seien so fromme Sprüche. Er sagte: „Ich habe doch nie etwas darauf gegeben. Ich habe zur Flasche gegriffen, wenn ich seelisch beunruhigt war. Und ich habe mir vorgenommen: Wenn du das Leben mal nicht mehr bewältigst, dann nehme ich mir selbst das Leben.“
„Ich habe doch nie kapitulieren wollen vor dem, von dem ich sagte, es gibt ihn gar nicht. Aber jetzt, als blinder Mann, habe ich das Sehen gelernt. Und ich habe, als ich nichts mehr hatte, erst erkannt, worin Leben überhaupt liegt. Ich darf heute mit ganz neuen Augen mein Leben sehen. Ich bin von der Liebe Gottes getragen, selbst wenn ich finanzielle Nöte habe und meine gesundheitlichen Probleme so groß sind. Ich darf mich diesem Herrn anvertrauen, der am Kreuz sein Leben für mich gelassen hat.“
Er erzählte weiter und sagte, was er als bewusster Christ erlebe und erfahre, sei für ihn so atemberaubend, dass er keine Sekunde zögern würde, alles Vorhergegangene noch einmal auf sich zu nehmen – auch den Unfall und die Blindheit –, um das Leben zu finden, das er jetzt leben darf.
Daher ist es bei den Geringen und Niedrigen hoffentlich so, dass sie es merken – vielleicht schon vor dem Unfall oder in gesunden Tagen –, dass ein Wohlstandsleben nicht die allergrößte Freude und der größte Trost ist. Ruh doch nur in Jesus!
Da darf man es doch einfach annehmen: Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer. Das ist in unseren Tagen so wichtig, dass man das begreift und dass man zupackt. Denn unser Gott sieht auf das Niedrige.
Sie sind Gott wichtig. Gott interessiert sich für sie. Gott will seine ganze Liebe in ihr Leben hineinlegen.
Anschluss an den Lobpreis und biblische Tradition
Jetzt noch ein letztes: Schließe dich diesem Lobpreis an. Maria singt dieses Lied und erinnert sich daran, dass es eigentlich ein Lied ist, das schon viele gesungen haben. Die Israeliten sangen es mit Miriam, als sie durchs Rote Meer gezogen waren.
Es war ihnen völlig unbegreiflich. Gerade eben noch waren die wilden Pferde der Ägypter hinter ihnen her. Jetzt hatten sie ihr Leben gerettet, weil Gott Wunder tut und weil Gott ein lebendiger Herr ist.
Das hat doch Abraham erlebt. Er wusste nicht, wohin er gehen sollte. Da stand er vor Gott mit leeren Händen, und Abraham fand Gnade bei Gott – genauso wie Maria.
So erging es auch Hanna, als sie Samuel geboren hatte und das Loblied in der Stiftshütte sang. Ebenso ging es David, als er vor Goliath stand und Angst hatte.
Sie sind Teil einer langen Kette von Menschen, die genau das Gleiche erlebt haben. Jetzt singen sie das Lob so fröhlich: „Ich will den Herrn erheben, ich will ihn preisen, ich will mich freuen über seine Liebe, die er mich erfahren lässt.“
Der Triumph klingt weiter, so steht es im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung. Er klingt weiter, wenn wir hindurchziehen durch das Todestor in die Herrlichkeit. Dann singen wir nur noch dieses eine Lied:
„Du, Herr, warst da. Du hast uns durchgebracht. Es waren nicht wir. Du hast uns aus der großen Trübsal herausgeführt. Wir konnten keinen Schritt mehr gehen. Es war Dein wunderbares Eingreifen.“
Herr, groß und wundersam sind Deine Wege. Wer will sie verstehen? Doch wie Du das machst, Du führst Deine Geschichte zu Ende. Wir können nur dastehen und Dich preisen. Begreifen, sehen, verstehen können wir es nicht.
So wollen wir Weihnachten feiern – in großer Anbetung und in Freude.
Bedeutung des Liedes von Gerhard Terstegen
Ich muss Ihnen noch einmal erklären, warum mir das Lied von Gerhard Herstegen so wichtig ist. Er hat es ja gedichtet: „Sehe dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget.“
Gerhard Herstegen musste – er wollte eigentlich ganz anders. Auf Drängen seiner Mutter sollte er Kaufmann werden, Heringe verkaufen. Das hat ihm gar nicht gefallen, aber er hat es treu gemacht. Es ist auch gut, wenn man in seinem Beruf Treue übt, egal ob es einem gefällt oder nicht.
Schließlich, weil es gar nicht mehr ging, hat er sich ganz abgesondert und nur noch zurückgezogen für sich gelebt. Dabei hat er mit großem Eifer versucht, gottgemäß zu leben. Es ist immer wieder wunderbar, wenn solche Menschen bis zum Letzten probieren, sich ganz Gott zu weihen und nichts anderes mehr zu tun.
Er hat dann eine Bandwirkerei begonnen, um sich ein wenig seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das soll niemand mit irgendwelchen weltlichen Gedanken stören. Aber der Durchbruch kam erst, als er auf einen Zettel Papier schrieb: „Dir, Jesus, gebe ich mich jetzt ganz hin, du sollst mein Eigen sein. Und ich öffne mein Herz für dich.“
Wissen Sie, was da passiert ist? Aus dem zurückgezogenen, scheuen Herstegen wurde ein fröhlicher, leutseliger, natürlicher Mensch. Ein Mann, der Gemeinschaften gründete, der hin und her ging, der viel weitergeben konnte. Er suchte nicht sein inneres Ich, sondern öffnete sich dafür, dass Jesus Herr seines Lebens wird.
Das singt er in diesem Lied so begeistert. Er will jauchzen, er will jubeln darüber, wie wunderbar es ist, dass Gott in sein Leben kommt, dass er etwas aus ihm macht. „Ohne dich wäre ich verloren, ohne dich wäre ich verloren!“ Amen!
Weihnachtslied von Christian Fürchtegott Gellert
Jetzt singen wir noch ein Weihnachtslied, in dem das Wunder des Kommens Jesu besungen wird.
Es war ein Dichter, zu dessen Füßen Johann Wolfgang von Goethe saß. Dieser Dichter kontrollierte sogar Goethes Arbeiten. Goethe selbst sagte, dass ihm dieser Dichter geraten habe, mehr Moral in seine Schriften einzubringen. Das trifft auch auf Goethe zu.
Dieser Dichter war Christian Fürchtegott Gellert, ein tiefgläubiger Mensch, der in der Zeit der Aufklärung lebte. Er betonte besonders das Wunder.
Ihr müsst das Wunder stehen lassen – das Wunder, wie Gott sich zu uns herunterbeugt.
Verse 1–4.
Gebet und Dankbarkeit zum Weihnachtsfest
Wir wollen beten, Herr. Wir sind so froh, dass wir nicht nur irgendwelchen Märchen oder frommen Ideen nachhängen müssen. Es ist wahr und gewiss, ein Faktum, dass du in die Welt gekommen bist, um sündige Menschen selig zu machen. Und zu denen gehören wir.
In unserem Leben ist so viel verkehrt und falsch. Du musst zuerst bei uns mit deiner Vergebung anfangen und dann das Böse ausräumen, damit die feste Freude bei uns anbrechen kann. Wir danken dir, dass du dich in die tiefsten Tiefen hinunterbeugst, dass niemand zu weit weg ist und niemand zu verkommen ist, um dein Heil zu empfangen.
Jetzt gib uns die Kraft, das nicht zu überhören und nicht einfach beiseitezulegen. Lass uns vor dir bereinigen, was bereinigt werden muss. Hilf uns, ganz gewiss zu werden, dass wir dein Eigentum sind, dass wir dir gehören, dass du in unserem Herzen wohnst und dein Geist uns führt.
Dann dürfen wir auch in aller Stille und Bescheidenheit viel für dich wirken – in deinem Namen und brauchbar als Boten deiner Freude. Gebrauche uns auch in diesen Tagen. Zeige uns, wer unsere Zuwendung und unsere Liebe braucht.
Wir bitten dich ganz besonders für die, die in diesen Tagen schwermütig sind, krank liegen oder verzagt und mutlos sind. Lass uns ihnen von deiner großen Hoffnung weitersagen, von der Freude, die du gibst in deiner Freudenbotschaft des Evangeliums.
Wir bitten dich auch für alle, die wie dieser Missionar in Angst leben müssen vor den Mächtigen dieser Welt. Gib deiner Gemeinde den unerschrockenen Freimut, sich von dir führen zu lassen, trotz aller drohenden Menschen.
Wir freuen uns, wie du in diesen Tagen deine Ernte einbringst, auch in vielen Ländern der Welt, wo so viele heute zum Glauben kommen. Wirke das auch in unserem Land. Lass es auch durch unsere Gottesdienste geschehen, dass alle, die hierherkommen, dich erkennen, dich finden und zum Glauben an dich kommen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Organisatorisches und Angebote der Gemeinde
Wir singen noch das Lied „Wie soll ich dich empfangen?“, Lied Nummer zehn, die Verse vier, fünf und sechs.
Ich habe die Mitteilung vom Hensler Verlag erhalten, bei dem wir schon vor Monaten die Gesangbücher bestellt hatten. Leider ist nur eine Teillieferung angekommen. Die nächste Lieferung wird erst im Februar erfolgen. Die Situation ist langsam wie im Krieg.
Wir haben uns deshalb einfach entschieden: Wir sind in der herrlichen Lage, dass wir durch eine Stiftung die Gesangbücher erhalten haben. Diese Bücher sind Eigentum der Gemeinde. So wird an jedem Platz ein Gesangbuch liegen.
Das wird immer so sein. Wir können die Bücher ja nicht irgendwo verstecken, da wir noch keine Ablage haben. Deshalb müssen sie immer auf dem Platz liegen. Sonst müssten Sie noch auf dem Gesangbuch der Kirche sitzen, wenn Sie aus dem eigenen singen. Das ist schon besser, wenn das Buch auf dem Platz liegt.
Sie brauchen also gar keines mitzubringen. Das bleibt auch so in den nächsten fünf Jahren. Wir haben genügend und reichlich Gesangbücher, so dass jeder ein eigenes Buch hat.
Wir wollen die Umstellung am zwölften Januar vornehmen, denn jetzt in der Weihnachtszeit ist das nicht ganz so weise. Ab dem zwölften Januar stellen wir das um. Dann brauchen Sie gar keines mehr mitzubringen. Sie können sich ein Gesangbuch kaufen, wo Sie wollen. Wir legen keine weiteren Bücher mehr auf den Büchertisch.
Jetzt ist bei mir auch mal Schluss. Wir haben Bücher zum Singen, und alles klappt und ist geregelt. Wir sind sehr dankbar, dass wir diese gute Lösung haben – auch für drüben, für die Kinderwölfe, überall.
Ab dem 12. Januar wird das dann so sein.
Dann möchte ich noch sagen, dass ich sehr, sehr gerne zu Kranken zum Abendmahl komme. Es ist ganz merkwürdig, dass dieses Angebot irgendwo aus dem Bewusstsein verschwunden ist. Vielleicht meinen manche, sie müssten so bescheiden sein, andere sagen, sie wollen doch keine letzte Ölung.
Es ist ein Angebot Jesu, bei dem er ganz besonders Kranke und Leidende stärken will. Auch die, die vom Gemeindegottesdienst abgeschnitten sind. Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist.
Jetzt wissen Sie, wo Kranke liegen, egal ob sie zu unserer Gemeinde gehören oder nicht. In all den Feiertagen, auch an Neujahr oder so, dürfen Sie sagen: Am Christfest dürfen Sie mich anrufen. Ich komme zu jeder möglichen Zeit.
Dann feiern wir das im Kreis, in der Familie oder allein mit den Kranken, wie Sie es wünschen. Ich möchte Ihnen dieses Angebot machen.
Ich will es den Kranken nicht direkt sagen, weil sie dann meinen könnten, sie müssten es mir zuliebe tun. Das wäre zu schade. Sondern nur, wenn jemand es begehrt, möchte ich den Zuspruch des Abendmahls bringen.
Heute Abend ist die Kinderkirchweihnachtsfeier um siebzehn Uhr hier in der Kirche. Darauf freuen wir uns.
Bericht vom Brunnenbau in Uganda und Segen
Und zum Opfer möchte ich noch etwas sagen. Wir haben hier die Familie Müller, das ist ein Vetter von der Familie Müller oder ein Neffe von der Familie Stahl. Die Hilde Stahl hat uns am letzten Sonntag wieder so schön an der Orgel begleitet. Der Matthias Stahl ist im Luwero-Dreieck, wo früher katastrophale Vernichtungslager vom Obote-Regime waren.
Die Eltern, das sind der Dekan Hermann Stahl und seine Familie, haben ihren Sohn besucht. Er schreibt einen tollen Bericht. Ich kann Ihnen den nicht vorlesen, aber es hat ihn sehr beeindruckt zu sehen, wie die Frauen kilometerweit laufen, auf dem Kopf diese gelben Wasserkanister tragen und das Wasser holen. Sie wandern mit dem trüben Wasser in den Kanistern, das sie zum Kochen, Trinken und Waschen benutzen.
Er beschreibt, wie er seinen Sohn Matthias sieht, wie dieser sich zwanzig Meter in einen Brunnen hinabseilen lässt, nur auf einem Eimer an einem Seil. Unten kontrolliert er die Wände, wo sie die Brunnen mauern. Sie bohren weiter und versuchen, das Ganze aufzubauen. Das ist ein ganz großer Dienst, wenn man sieht, wie solche Leute das machen.
Dann erzählt er, dass ihn besonders beeindruckt hat, wie die Männer, die dort mitarbeiten, die Afrikaner, sich versammeln und am Anfang und Ende miteinander beten. Ganz besonders, wenn sie einen Brunnen bohren und nach einer Zeit feststellen müssen, dass dort tückischer Sand ist – der ist lebensgefährlich. Er kann alles verschütten, und dann muss man ein Brunnenloch, in das man so viel Arbeit gesteckt hat, aufgeben.
Wie sie dann auch die vergebliche Arbeit vor Gott im Gebet beschließen und sagen, was das bedeutet. Die Menschen dort sind so dankbar, obwohl sie nichts haben. Wie sie fröhlich die Helfer willkommen heißen, in ihren Lumpen und schmutzstarrenden Kleidern um uns herum. Sie winken mit einer ansteckenden Fröhlichkeit.
Wir wollen heute für diesen Brunnenbau im Luwero-Dreieck in Uganda spenden, für den Einsatz von Matthias Stahl.
Jetzt wollen wir um den Segen Gottes bitten: Herr, segne uns und behüte uns! Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig! Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!