Ein Lied mit besonderer Bedeutung in schweren Zeiten
Wer weiß, von wem das Lied war, das wir gerade gesungen haben? Es ist von Jörgs Woboda. Ich denke, solch ein Lied gewinnt eine besondere Bedeutung, wenn man weiß, unter welchen Umständen es gedichtet und komponiert wurde – nämlich zu Zeiten der DDR. Dann wird der Satz „Die Mächtigen kommen und gehen, und auch jedes Denkmal einst fällt“ sehr bedeutungsvoll und real.
Der Psalm, den wir heute vor uns haben, ist Psalm 2. Ihr könnt ihn schon mal aufschlagen. Ich möchte ihn überschreiben mit „Gotteskönig und die Könige der Erde“. Dieser Psalm spricht über die Herrschaft Gottes in Ewigkeit und dass wir das im Blick haben dürfen, auch wenn wir in einer Zeit leben, die total chaotisch ist.
Wenn ihr die Medien verfolgt, glaubt ihr vielleicht, es hat noch nie eine Zeit gegeben, in der es so viele Kriege gab. Nach dem letzten Weltkrieg sagte man: „Nie wieder Krieg.“ Man gründete Vereinigungen, um Kriege zu verhindern. Aber selbst die Blauhelme müssen militärisch eingreifen, um Frieden zu sichern. Im Grunde ist das alles ein Widerspruch.
Es hat noch nie so viele Christenverfolgungen gegeben wie heute. Insofern leben wir hier in Zabelstein auf einer einsamen Insel – noch. Wir wissen nicht, wie lange das so bleibt. Auch hier merken wir, dass es in Deutschland enger wird. Nicht nur durch den Bildungsplan und Gender-Mainstreaming. Man muss feststellen, dass die Entwicklung und Bewegung der 68er-Generation voll durchgeschlagen hat.
Nachdem sie versucht hatten, revolutionär in Deutschland etwas umzustürzen und gescheitert sind, war ihr Schlagwort der „Marsch durch die Institution“. Heute muss man sagen: Das hat funktioniert. Und wir sind erschrocken darüber. Ich glaube, wir Christen haben geschlafen.
Vor allem fällt mir immer wieder auf, wenn ich unterwegs bin und mit Menschen rede: Es kommen die eigenartigsten Vorschläge, Parteien zu gründen, Demos zu organisieren und so weiter. Aber ich bin immer noch überzeugt, dass das, was die Bibel uns anrät – nämlich für die Obrigkeit zu beten – immer noch das Wesentlichste ist.
Der wahre Herrscher und die Herausforderung der Zeit
Ich kann mich noch gut daran erinnern: Wir standen mit dem mobilen Treffpunkt, einem umgebauten Autobus der Zeltmission, auf dem Rathausplatz in Wuppertal. Es war gerade Wahlzeit. Neben uns befand sich ein Parteistand der SPD.
Der Mann am Stand drehte seine Musik sehr laut auf, damit wir uns nicht seelsorgerlich mit anderen unterhalten konnten. Also beschlossen wir, ihn in Gespräche zu verwickeln. Das taten wir dann abwechselnd.
Wir waren also mehr als die Person am Stand. Dadurch konnten wir uns abwechseln und ihn in Gespräche verwickeln, sodass er gar nicht mehr dazu kam, die Musik wieder aufzudrehen. Er wetterte gegen die Christen, und ich sagte ihm, dass ich überzeugt bin, dass zwei gefaltete Hände mehr bewirken als ein Kreuz auf einem Stück Papier.
Dieses Thema gibt es nicht erst heute, und Psalm 2 macht das sehr deutlich. Psalm 2 zeigt uns den wahren Herrscher dieser Erde. Auch wenn im Augenblick der Fürst dieser Welt der Teufel ist, so ist und wird der wahre Herrscher der Messias Gottes sein, unser Herr und Heiland.
Ich lese jetzt zu Beginn die zwölf Verse aus Psalm 2:
„Warum toben die Nationen und sinnen eiteles die Völkerschaften? Es treten auf Könige der Erde, und Fürsten tun sich zusammen gegen den Herrn und seinen Gesalbten. Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke! Der im Himmel thront, lacht; der Herr spottet über sie. Dann spricht er sie an: In seinem Zorn und in seiner Zornglut schreckt er sie. Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg. Lass mich die Anordnung des Herrn bekanntgeben: Er hat zu mir gesprochen: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.‘ Vordere von mir, und ich will dir die Nation zum Erbteil geben, zu deinem Besitz die Enden der Erde. Mit eisernem Stab magst du sie zerschmettern, wie Töpfergeschirr sie zerschmeißen. Und nun, ihr Könige, handelt verständig! Lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dient dem Herrn mit Furcht und jauchzt mit Zittern! Küsst den Sohn, damit er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Weg! Denn leicht entbrennt sein Zorn. Glücklich alle, die sich bei ihm bergen!“ (Psalm 2,1-12)
Psalm 2 als Lehrstück und Ermutigung
Wie geht es euch, wenn ihr diesen Psalm lest oder hört? Als ich mich damit beschäftigt habe, war mein erster Gedanke, man sollte diesen Psalm abdrucken und allen Bundestagsabgeordneten schicken. Ebenso sollte man ihn allen Obersten dieser Völker zukommen lassen.
Dieser Psalm ist kein Gebet, sondern ein Lehrstück. Er ist sozusagen Unterricht für uns Menschen – damals für Israel, aber ich denke ebenso für uns heute. Es steht hier kein Autor darüber, und doch wissen wir, von wem er stammt. Im Neuen Testament, laut Apostelgeschichte 4,25, wird dieser Psalm David zugeschrieben.
Das heißt, David lebte in einer Zeit, in der es unruhig war. Ich weiß nicht genau, wann er diesen Psalm gedichtet hat – ob noch während seiner Flucht vor Saul oder später, als er Auseinandersetzungen mit den Moabitern und Philistern hatte. David war ein Mann des Kampfes. Er hatte es nicht so gut wie sein Sohn Salomo. Er lebte nicht in einem Friedensreich, sondern musste kämpfen.
Offensichtlich hat David das auch so empfunden: Die Nationen drumherum toben wie ein hoher Seegang, und man fühlt sich dabei verschwindend klein. Ich war einmal in Israel, und wenn man an der Nordküste steht und die Wellenbrecher sieht, wird man daran erinnert. Das Meer tobt, und es ist erstaunlich, dass Israel – dieser winzige Staat – immer noch besteht.
Die Völker rundherum toben, sie wollen Israel vernichten, treiben es ins Meer. Wenn man die große Macht sieht, die die gesamte arabische Welt darstellt, und dann dieses winzige Land, das nicht viel größer ist als Hessen, ist es beeindruckend, dass es weiterhin existiert.
Die Bibel nennt Israel den Augapfel Gottes. Wenn man sich die Weltkarte ansieht, liegt Israel genau im Zentrum zwischen den drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika – die Nachkommenschaft der drei Söhne Noahs. Israel befindet sich genau im Schnittpunkt.
Hier in Deutschland geht es uns vergleichsweise gut, denn wir liegen am Rand. Aber ich glaube, dass David schon damals so empfunden hat, wie die Nationen drumherum toben.
Psalm 2 im Neuen Testament und seine Bedeutung für Christen
Dieser Psalm wird viermal im Neuen Testament zitiert: in Apostelgeschichte 4,25, in Apostelgeschichte 13,33, in Hebräer 1,5 und in Offenbarung 12,5. Dabei werden unterschiedliche Verse aus diesem Psalm verwendet.
In Apostelgeschichte 4 kennt ihr wahrscheinlich die Geschichte, in der Petrus und Johannes an der Schönen Pforte des Tempels in Jerusalem einen lahmen Mann geheilt haben. Sie verkündeten das Evangelium, wurden daraufhin gefangen genommen und eingekerkert. Man drohte ihnen, sie sollten schweigen. Doch Petrus spricht das mächtige Wort: „Wir können nicht schweigen.“
Sie widersetzen sich der Obrigkeit. Damit macht Petrus sehr deutlich, an welchem Punkt wir der Obrigkeit widerstehen müssen – nicht, wenn es um uns selbst geht, sondern wenn es um die Botschaft geht.
Anschließend kehren Petrus und Johannes zu den Ihren zurück und beten. Dieses Gebet fasziniert mich immer wieder. Sie beten nicht: „Herr Jesus, schenke Frieden, Herr Jesus, mach, dass die Obersten sich alle bekehren, lass uns in Frieden leben!“ Nein, sie zitieren den ersten Vers aus Psalm 2.
Sie empfinden es so: Das, was in Psalm 2, Vers 1 steht, haben wir erlebt – die Völker haben sich gegen deinen Messias, gegen den Herrn Jesus, erhoben. Dann beten sie: „Nun gib uns Kraft, nicht klein beizugeben, sondern zu kämpfen.“
Das finde ich eines der mutigsten Gebete, die wir haben. Wenn wir heute die Nachrichten von Open Doors lesen, merken wir: Die Christen im Nahen Osten und die Christen in Nordkorea beten dieses Gebet.
Psalm 2 in der Musikgeschichte: Mendelssohn und Händel
Es ist interessant, dass dieser Psalm auch manche inspiriert hat. Felix Mendelssohn Bartholdy hat in den Jahren 1874 bis 1877 diesen zweiten Psalm in eine Motette umgesetzt. Dabei hat er den Luthertext verwendet. Ich möchte den Psalm noch einmal im Luthertext lesen.
Wer ein wenig über die Geschichte Bescheid weiß, erinnert sich: Was war 1874 kurz vorher geschehen? Der Deutsch-Französische Krieg. Und man merkt, dass Felix Mendelssohn Bartholdy von der Situation offenbar sehr beeindruckt war.
Psalm 2 beginnt so: „Warum toben die Heiden und die Völker reden so vergeblich? Die Könige der Erde lehnen sich auf und die Fürsten ratschlagen miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbten: Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile!“
Doch der im Himmel wohnt, lacht darüber, und der Herr spotet ihrer. Er wird einst mit ihnen reden in seinem Zorn, und mit seinem Grimm wird er sie schrecken. Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.
Ich will von einer solchen Weise predigen: „Der Herr zu mir gesagt hat: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Fordere von mir, so will ich dir die Heiden zum Erbe geben und die Enden der Erde zum Eigentum. Du sollst sie mit eisernem Zepter zerschlagen und zerschmettern wie Töpfergeschirr.“
So lasst euch nun weisen, ihr Könige, und lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dient dem Herrn mit Furcht und freut euch mit Zittern! Küsst den Sohn, damit er nicht zürnt und ihr umkommt auf dem Weg, wenn sein Zorn bald entbrennt. Wohl allen, die auf ihn vertrauen!
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war von Anfang an, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Mendelssohn Bartholdy fügt diesen Schlussvers an den Psalm an. Die Motette ist sehr bewegend, muss ich sagen. Man spürt, wie sehr Felix Mendelssohn Bartholdy innerlich von diesem Text ergriffen war, offensichtlich angesichts des gerade geschehenen Krieges.
Im Nachhinein muss man sagen: Die Könige der Erde haben nicht darauf gehört. Ob Sie die Motette gehört haben, weiß ich nicht. Kurz darauf kam der Erste Weltkrieg.
Ein weiterer Komponist hat schon Jahrhunderte vorher Verse aus diesem Psalm vertont. Die Verse 1 bis 4 sowie Vers 9 bilden zwei Arien und einen Chor in Händels Messias. Wer die Komposition des Messias im Ohr hat, weiß, wie kraftvoll diese Stelle musikalisch umgesetzt wird.
Händel versucht, die Worte „Warum toben die Nationen?“ in Musik umzusetzen. Dabei geht es richtig zur Sache. Händel hat Programmmusik geschaffen, das heißt, er hat versucht, den Inhalt des Textes musikalisch zu illustrieren. Nicht einfach eine Melodie zum Text, sondern eine musikalische Umsetzung des Sinns.
Mich beeindruckt das sehr. Auch Händels Zeiten waren unruhig. Eigentlich galt Händel zu diesem Zeitpunkt schon als abgefallen. Er war nicht mehr auf der Höhe seines Ansehens. Er war depressiv geworden, weil er keinen Erfolg mehr hatte.
Dann kehrt er von einem solchen Tief zurück nach Hause und findet ein Paket vor seiner Haustür. Er öffnet es und findet den Text zu diesem Oratorium, dem Messias. Ein befreundeter Mann hatte Bibelverse aneinandergereiht.
Georg Friedrich Händel liest den Text und ist innerlich ergriffen. Innerhalb von nur zweieinhalb bis drei Wochen komponiert er dieses Oratorium, Tag und Nacht. Vom 22. August bis 17. April 1741 schließt er sich ein und arbeitet intensiv.
Danach ist er so erschöpft, dass er 14 Tage am Stück schläft. Dieses Oratorium gilt als Händels größtes Werk. Wenn man die Texte liest, erkennt man die evangelistische Botschaft der Bibel – vom Anfang bis zur Offenbarung.
Manchmal denke ich, das ist genau das, was wir in den Brüdergemeinden sonntags zum Brotbrechen zusammen feiern: Der Inhalt einer solchen Stunde.
Händel verwendet für zwei Arien und einen Chor die Verse 1 bis 4 und Vers 9. Offensichtlich hat auch er verstanden, was mit diesem Psalm gemeint ist.
Der Messias als König und Sohn Gottes im Psalm 2
Schauen wir uns diesen Psalm etwas näher an. Man könnte sagen, dieser Psalm schildert Gottes König. Dieser König Gottes ist der Messias, der Christus, der Herr Jesus.
Es ist auffallend, wenn man sieht, was in diesem Psalm über diesen kommenden König gesagt wird. In Vers 6 wird er als König bezeichnet. In Vers 7 wird gesagt, dass er Gottes Sohn ist. Vers 8 nennt ihn den Erben. In Vers 9 wird er als Richter beschrieben. Vers 11 nennt ihn den Ewigen, und in Vers 12 wird er als Versöhner bezeichnet.
Für mich ist es erstaunlich, welchen Blick David bereits auf den Messias hatte. Aus der Zeit des Herrn Jesus wissen wir, dass die Juden, vor allem die Pharisäer, nicht wahrhaben wollten, dass der Herr Jesus Gottes Sohn ist. Das wird bis heute immer wieder bestritten.
Hier aber wird sehr deutlich gesagt – ab Vers 7 spricht der Herr Jesus selbst: „Lasst mich die Anordnung des Herrn bekanntgeben. Er hat zu mir gesprochen: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.‘“ Das ist wie eine wörtliche Rede des Herrn Jesus.
Es stimmt einfach nicht, wenn heute viele sagen, Jesus habe selbst nicht gewusst, dass er Gottes Sohn ist. David hat es schon gewusst, und im Grunde hätte jeder Israelit es wissen können.
Jesus hat sich durch die Wunder, die er getan hat, zu erkennen gegeben. Diese Wunder waren im Alten Testament verheißen als Zeichen, die der Messias tun würde. Er hat nicht alle Menschen geheilt, sonst hätte er ein Krankenhaus eröffnen müssen. Aber er hat Wunder vollbracht, die zuvor niemand getan hatte.
Er hat Tote auferweckt, Blindgeborene gesund gemacht und Aussätzige geheilt. So etwas hatte es vorher nicht gegeben.
Psalm 2 als vierfaches Gemälde
Ich möchte eine Gliederung zu diesem Psalm erstellen. Spötchen hat einmal gesagt, dass wir diesen Psalm am besten verstehen, wenn wir ihn als vierfaches Gemälde betrachten. Das spricht mich besonders als Grafiker an. Man kann sich das vorstellen, als wären vier Gemälde nebeneinander, die fortlaufend die Geschichte dieses Psalms erzählen.
Für diejenigen, die musikalisch sind, ist es vielleicht leichter zu verstehen, wenn man sagt, dass der Psalm aus vier Strophen besteht. So habe ich ihn auch aufgeteilt.
Strophe eins umfasst die Verse eins bis drei. In dieser Strophe wird der Aufstand der Völker beschrieben, wie sie sich verhalten und reagieren.
Strophe zwei umfasst die Verse vier bis sechs. Hier wird der Blick in den Himmel gerichtet und gezeigt, wie Gott darauf reagiert.
Strophe drei umfasst die Verse sieben bis neun. Diese machen deutlich, dass der Messias kommt und dass dies fest beschlossen ist.
Strophe vier umfasst die Verse zehn bis zwölf. Sie enthält einen Ruf zur Umkehr und zur Buße.
In dieser Woche werdet ihr merken, wenn ich weitere Psalmen durchgehe, dass ich die Psalmen immer wieder so gliedere, wie Strophen, bei denen jede Strophe eine andere Thematik hat. Bei manchen Psalmen wird das sehr deutlich, da steht zwischen den einzelnen Strophen ein Zwischenspiel. Dort findet sich ein kleiner Sela – das kommt nicht nur in Kreuzworträtseln vor, sondern auch in der Bibel. Dieses Zwischenspiel zwischen zwei Strophen dient dazu, nachzudenken.
Offensichtlich wurden die Psalmen nicht so hintereinander gesungen, wie wir heutzutage oft die neueren Lieder ohne Atempause singen. Stattdessen gab es bei den Psalmen immer Pausen zum Nachdenken und zum Luftholen.
Der Aufstand der Völker gegen Gott
Schauen wir uns die erste Strophe an, also die Verse 1 bis 3. Wir haben sie überschrieben mit „Der Aufstand der Völker“. Wenn wir in unserer Umgebung beobachten, merken wir das ebenfalls: Der Hass gegen Gott wird immer stärker. Christen werden beschimpft, belächelt und als die ewig Konservativen tituliert. Sie werden nicht ernst genommen und gelten als die ewig Gestrigen.
Der eigentliche Grund ist jedoch nicht der Hass gegen die Christen selbst, sondern – wie hier deutlich gemacht wird – die Auflehnung der Könige der Erde und der Fürsten gegen den Herrn und seinen Gesalbten. Das ist der wahre Grund: der Widerstand des Menschen gegen Gott.
Ich weiß nicht, ob der Psalmdichter an verschiedene Begebenheiten aus dem Alten Testament gedacht hat. Woran würden Sie denken? Wer war der Erste, der sich gegen Gott auflehnte? Man könnte sagen, es war keiner, aber in der Linie der Nachkommen ist es Lamech im ersten Buch Mose, Kapitel vier. Schauen wir uns das kurz an: Erste Mose 4,19ff.
Lamech lehnt sich als Erster gegen die Ordnung Gottes auf, dass ein Mann nur eine Frau haben soll. Lamech aber nahm sich zwei Frauen. Der Name der einen war Adar, der der anderen Zillah. Adar gebar Jabal, der der Vater derer wurde, die in Zelten wohnen und Vieh halten. Der Name seines Bruders war Jubal, der der Vater all derer wurde, die mit der Zither und der Flöte umgehen. Auch Zillah gebar, und zwar Tubalkain, den Vater all derer, die mit Kupfer und Eisen schmieden. Die Schwester Tubalkains war Naama.
Lamech sprach zu seinen Frauen Adar und Zillah: „Hört meine Stimme, Frauen Lamechs, horcht auf meine Rede! Fürwahr, einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Knaben für meine Strieme. Wenn jemand siebenfach vergelten wird, so Lamech siebenundsiebzigfach.“
Was sind das für Worte? Das ist eine Kriegserklärung an Gott. Eigenartig ist, dass wir erwarten würden, Gott würde jetzt mit einem Blitz antworten: „Ende, Lamech, das ist meine Antwort!“ Doch Gott schweigt.
Wie oft wird heute gegen Gott gelästert? Dann heißt es: „Wenn es Gott gibt, will ich ihm gegenübertreten und ihm sagen, was er alles falsch gemacht hat.“ Große Worte von winzigen Menschen.
Ich denke an eine Begebenheit von Pastor Wilhelm Busch. Er berichtet von einem Mann, der vor ihm stand und sagte: „Wenn es einen Gott gibt, werde ich ihm deutlich sagen, was er alles falsch gemacht hat.“ Wilhelm Busch antwortete ihm: „Okay, versuch das mal. Du wirst dich wundern, du winziger Mensch, was du gegen den großen Gott zu sagen wagst.“
Welcher Angeklagte kann gegen einen Richter antreten und ihm sagen, was er alles verkehrt macht? Er ist der Angeklagte. So kommt einem das hier vor – genauso wie heute auch. Die Menschen lehnen sich gegen Gott auf.
Man könnte die Geschichte der Bibel durchgehen und überall diese Auflehnung finden. Denken wir an den Turmbau zu Babel. Was für ein freches Wort haben die Menschen damals im Mund: „Wir wollen einen Turm bauen, der bis in den Himmel reicht.“ Das heißt: Wir werden es ihm zeigen, wer wir sind. Gott antwortete darauf.
Oder schauen wir auf die Zeit, als der Herr Jesus geboren wurde. Herodes, ein kleiner Vasallenkönig, der allein durch Roms Gnaden König ist, spielt sich auf. Er will den neugeborenen König, den die Weisen suchten, auf jeden Fall umbringen. Deshalb lässt er alle Kleinkinder bis zum zweiten Lebensjahr in Bethlehem töten.
Man kann im Grunde durch die ganze Bibel gehen. Überall finden wir die Auflehnung des Menschen gegen Gott. Besonders sichtbar wird das, wenn der Herr Jesus wiederkommen wird. Wenn er in Macht und Herrlichkeit zurückkehrt, um sein Reich aufzurichten, wird der Fürst dieser Welt gegen ihn kämpfen.
Am Ende des sogenannten Tausendjährigen Reiches, wenn der Teufel noch einmal losgelassen wird, rottet er alle Menschen zusammen, um gegen den Herrn zu kämpfen.
Wir stellen fest: Es ist eine beständige Feindschaft der Welt gegen den Herrn und gegen das Evangelium. Es gibt einige wenige verhältnismäßig fromme Gegenden in Deutschland, aber in den meisten Regionen sind die Medien von Menschen besetzt, die das Evangelium nicht wollen.
Man kann kaum versuchen, in Wuppertal in einer Zeitung etwas zu veröffentlichen, das auf das Evangelium hinweist. Die einzige Möglichkeit ist, wenn du stirbst, dass über deiner Todesanzeige ein Bibelvers steht. Nur so kommst du heute in die Zeitung. Ansonsten wird alles gelöscht.
Wie oft habe ich versucht, PR-Artikel an die Zeitung zu geben, wenn wir eine Evangelisation hatten! Sie landeten immer im Papierkorb oder wurden so verfremdet, dass überhaupt nichts Christliches mehr darin war.
Es ist erstaunlich, wie systematisch man vorgeht. Und das ist nicht nur in der lokalen Presse so. Man denke an unseren Großstadtkorrespondenten, ehemals Peter Hane. Man hat ihn gut auf die Seite gesetzt, ihm dann eine eigene Sendung gegeben – aber abends um 22 Uhr oder so. Man weiß sehr wohl, wie man solche Stimmen löschen kann.
Wie oft wurde in den Medien gegen Evangelikale und Fundamentalisten geschrieben, gehört oder gesendet? Wir müssen uns nicht wundern. Psalm 2 sagt es.
Psalm 2 sagt aber auch, dass das Toben dieser Menschen unvernünftig, unbegründet, böse und nichtig ist – die Auflehnung gegen den Herrn Jesus.
Gottes Gelächter über die Auflehnung der Völker
Wie empfindet ihr die zweite Strophe? Die Verse vier bis sechs:
Im Himmel wird gelacht. Gut, wir wissen, wenn ein Mensch zum Glauben kommt, dann ist Freude im Himmel. Da lacht man auch. Aber das ist ein anderes Lachen als hier. Der im Himmel thront, lacht.
Ich habe gestern Abend aus dem Buch von Ulrich Barzani über die Psalmen gelesen. Zu diesem Psalm sagt er: „Das schallende Gelächter Gottes im Himmel.“ Er erzählt, wenn er diesen Psalm liest, fühlt er sich versetzt in den Himmel und sieht sozusagen, wie Gott herabschaut.
Wie sagt ein Sprichwort? „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“ Und wenn wir in die Bibel hineinschauen, merken wir: Gott lacht. Warum? Weil er alles in der Hand hat.
Wisst ihr, das kommt mir vor, als wenn so ein kleiner Dackel vor einem Elefanten steht und ihn anbellt. Und der Elefant braucht das nur mit dem Schwanz zu wedeln, und der kleine Dackel ist weg, oder? So kommt einem das hier vor: ein kleiner Winzling, ein kleiner Mensch versucht, gegen den großen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Ehren, irgendetwas auszurichten.
Ihr Väter kennt das auch, wenn euer Knirps gerade mal laufen kann und vor euch steht. Was macht ihr als Papa? Ihr lasst ihn doch nicht einfach hängen, oder? Unser Jüngster war damals vier Jahre alt. Er stand vor mir und sagte: „Papa, das sage ich dir, wenn ich mal groß bin und du bist klein, dann sage ich auch, du musst mit in die Gemeinde, auch wenn du nicht willst.“ Ich habe ihm gesagt: „Junge, das machen wir, aber jetzt gehst du mit.“
Und wir merken, was ist das? Im Grunde ist doch das Toben der Nationen, auch wenn wir es als angstvoll empfinden, für Gott doch ein Nichts.
Habt ihr schon mal die Verse gelesen, die Jesaja über die Götzen schreibt? Die finde ich ja so hervorragend. So viel ich gelesen habe, heißt das Wort „Götze“ nichts anderes als „Nichtse“, „hohl“, „leer“. Schlagen wir mal nach: Jesaja 44,9. Da hat man den Eindruck, Gott macht sich wirklich lustig über die Götzen.
Die Bilder von Götterbildern sind allesamt nichtig, ihre Lieblinge nützen nichts, und ihre Zeugen sehen nicht und erkennen nicht, damit sie zu Schanden werden. Wer hat je einen Gott gebildet und ein Götterbild gegossen, damit es nichts nützt? Siehe, alle seine Anhänger werden zu Schanden, und die Kunsthandwerker sind ja nur Menschen. Sollen sie sich alle versammeln, hintreten, erschrecken müssen sie, zu Schanden werden sie allesamt.
Der Handwerker in Eisen schärft das Beil und arbeitet mit Kohlenglut, Blut, und er formt es mit Hämmern und verarbeitet es mit seinem kräftigen Arm. Dabei wird er auch hungrig und kraftlos, er trinkt kein Wasser und ermüdet.
Der Handwerker in Holz spannt die Schnur, zeichnet es mit dem Stift vor, führt es mit dem Schnitzmesser aus und umreißt es mit dem Zirkel. Er macht es wie das Bild eines Mannes, wie das Prachtstück von einem Menschen, damit es in seinem Haus wohnt.
Er geht, um Zedern zu fällen, und nimmt eine Steineiche oder eine Eiche. Er zieht sie sich groß unter den Bäumen des Waldes, er pflanzt eine Fichte, und der Regen lässt sie wachsen. Das alles dient dem Menschen zur Feuerung.
Er nimmt davon und wärmt sich, teils heizt er und bäckt Brot, teils verarbeitet er es zu einem Gott, macht ein Götzenbild daraus und beugt sich vor ihm.
Die Hälfte davon verbrennt er im Feuer. Auf dieser Hälfte brät er Fleisch, isst den Braten und sättigt sich. Auch wärmt er sich und sagt: „Ha, mir wird es warm, ich spüre Feuer.“ Und den Rest davon macht er zu einem Gott, zu einem Götzenbild. Er beugt sich vor ihm, wirft sich nieder und betet zu ihm und sagt: „Er rette mich, denn du bist mein Gott.“
Sie haben keine Einsicht und keine Ansicht, denn ihre Augen sind verklebt, da sie nicht sehen, und ihre Herzen verstehen es nicht.
Wir merken: Gott macht sich lustig darüber, oder? Das eine Stück Holz brauchst du, um dein Herd zu feuern, und das andere, um es anzubeten.
In Kapitel 40 sagt er etwas Ähnliches, Verse 18 bis 20: „Mit wem wollt ihr Gott vergleichen, und was für ein Abbild wollt ihr ihm gegenüberstellen? Der Kunsthandwerker gießt das Götterbild. Der Goldschmied beschlägt es mit Gold und mit silbernen Ketten vom Goldschmied. Malerholz wählt er, ein Holz, das nicht fault. Er sucht sich einen geschickten Kunsthandwerker, um ein Götterbild aufzustellen, das nicht wackelt.“
Er sagt: „Guck mal, selbst den Götzen musst du festnageln, und er kippt um.“
Gott lacht. Gott behält alles in der Hand. Für Gott kommt nichts überraschend. Man kann sagen: In allem Chaos dieser Welt behält er die Fäden in der Hand. Und das darf uns getrost machen.
Er sagt dann auch hier in diesem Psalm, warum er lacht: Weil er einen Plan hat, und der ist beschlossene Sache. Alles ist vorbereitet. Der Christus, der Messias, kommt auf Zion.
Der Messias kommt und der Aufruf zur Umkehr
Und das ist dann der dritte Vers. Der Messias kommt in den Versen sieben bis neun. Es wird hier deutlich gesagt, dass es eine ganz beschlossene Sache ist. Für Gott steht das fest: Der Sohn kommt, Jesus Christus, der Messias, der Sohn Gottes. Das wird an vielen Stellen bezeugt.
Wir wissen, dass gerade die Moslems, aber auch die Zeugen Jehovas ablehnen, dass Jesus Christus wirklich Gott ist. Sie meinen, durch eine Stelle wie hier, „Heute habe ich dich gezeugt“, sei der Herr Jesus nicht Gott von Ewigkeit, sondern ein von Gott gezeugter, also jemand, der auch einen Anfang hat.
Doch viele andere Stellen machen deutlich, dass das nicht so ist. Vielmehr ist er von Ewigkeit, von den Urzeiten her. Wenn wir Hebräer 1 oder Epheser 1 lesen, sagt Gott an manchen Stellen diese Aussage und weist damit schon auf das Menschwerden des Herrn Jesus hin.
In der Weise ist er gezeugt durch den Heiligen Geist in Maria, aber er ist von Ewigkeit. Deshalb wird Maria ja gesagt, dass in ihr gezeugt ist vom Heiligen Geist, und es wird das Heilige genannt. Das ist auf der einen Seite ein Geheimnis, einmalig in dieser Welt, aber der einzige Weg, wie Gott Mensch werden konnte.
Gott macht an vielen Stellen deutlich – so wie er es hier auch sagt – dass er der Töpfer ist, wir der Ton, und auch die Fürsten dieser Welt sind wie Ton.
Im vierten Vers folgt dann noch einmal ein Aufruf an die Obersten dieser Welt und im Grunde an alle Menschen, die den Herrn noch nicht angenommen haben: „Und nun, ihr Könige, handelt verständig, lasst euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dient dem Herrn mit Furcht und jauchzt mit Zittern!“
Im Grunde möchte man diese Verse allen Obrigkeiten dieser Welt zurufen: Tut Buße, werdet klug! Es wird hier gesagt, lasst euch raten.
Es ist schon eigenartig. Ihr habt wahrscheinlich verfolgt, dass der Slogan der evangelischen Kirche zum evangelischen Kirchentag verkürzt war: „Auf dass wir klug werden.“ Jeder normale Mensch denkt dabei an seinen Verstand und seinen menschlichen Geist.
Aber im Grunde ist das eine Verfremdung des Bibelwortes. Man lässt einfach etwas weg. Ich weiß jetzt nicht, wie das bei der katholischen Kirche heißt, da ist es genauso, also bei den Kirchen allgemein. Man nimmt nur einen Teil von einem Satz, und schon ist es etwas anderes.
Das ist häufig die Art und Weise, wie Menschen mit der Bibel umgehen. Ich vergesse nicht, wie meine Frau und ich bei der Taufe unseres Neffen in der Kirche zugegen waren. Meine Schwägerin ließ ihren Sohn in der Kirche taufen, obwohl sie nie in die Kirche ging.
Dann vergesse ich nicht, wie der Pastor gesagt hat: „Jesus Christus sagt, lasst die Kinder zu mir kommen“, und tauft sie auf den Namen des Vaters. Jeder Ahnungslose müsste denken: Ja, das hat Jesus so gesagt. Natürlich hat er das gesagt, aber an zwei verschiedenen Stellen, zu verschiedenen Leuten, zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten und in völlig anderem Zusammenhang.
So kann man aus der Bibel alles machen. Hier wird deutlich gesagt: Lasst euch raten, dient dem Herrn! Glücklich sind alle, die sich bei ihm bergen. Gestern hatten wir die erste Seligpreisung: „Glücklich der Mann“, so fing Psalm 1 an.
Dieser zweite Psalm endet mit einem „Glücklich“. Es ist also die zweite Seligpreisung in den Psalmen. Insgesamt, wenn das jemanden interessiert, gibt es 25 solcher Seligpreisungen in den Psalmen. Ich will jetzt nicht näher darauf eingehen, aber nur damit ihr vielleicht mal suchen könnt.
Ich möchte enden mit diesem Satz, der unten darunter steht. Ich schreibe ihn noch einmal groß: Die Herrscher dieser Erde kommen und gehen, aber unser Herr behält den Sieg.
Das darf uns getrost machen, auch wenn es in unserem Land enger wird, auch wenn wir meinen, die Nationen toben und es für uns bedrückend wird. Wir dürfen wissen: Unser Herr hat den Sieg, er kommt zum Ziel, und das darf uns froh und gewiss machen. Amen.
