Einleitung
Der alte Flattich war einst in vornehmer Gesellschaft zu Tisch geladen und kam neben einen General zu sitzen, der von Gott und göttlichen Dingen nichts hielt. Bald kam es zu einem Gespräch, in dessen Verlauf der General sagte: "Sie reden viel von der Ewigkeit und wollen unsereinem bange damit machen; aber etwas Gewisses können Sie doch nicht darüber aussagen." "Doch", entgegnete Flattich. "Und das wäre?" fragte höhnisch der General. "Glauben Sie, daß Sie nach Ihrem Tod noch General sein werden?" "Nein." "Wissen Sie das ganz sicher?" "Unbedingt." "Nun, dann wissen Sie ja etwas ganz Gewisses über die Ewigkeit. Aber nun sollten Sie auch bedenken, was von Ihnen übrigbleibt, wenn die Uniform mit ihren Rangabzeichen und Orden abgefallen ist." Der General schwieg betroffen. - Was bleibt von uns? [1] Dieser Frage weichen viele Menschen fast panikartig aus. Obwohl unser Sterben das einzig Schicksal ist, das jeden Menschen früher oder später ereilen wird. Allein in der Schweiz sterben jährlich um die 70’000 Menschen. Wieviel von ihnen machten sich wohl vor ihrem Tod Gedanken über Ihr Sterben? Ich weiss es nicht. Aber was ich weiss, ist, dass die Bibel darüber nicht schweigt und sich nicht scheut darüber zu sprechen. Gerade darum, weil vom Sterben jeder Mensch betroffen ist. So hilft Paulus auch den Thessalonichern mit diese Frage klären. Text lesen: 1.Thess.4,13-18
I. Zweierlei Menschen (V.13-14)
Paulus ist es ein Anliegen, dass die Gemeinde über alle Fragen, die das Leben massgebend betreffen, Klarheit in der Gemeinde herrscht. Er sagt: Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind... Offensichtlich sind bereits einige der Gemeindeglieder verstorben. Wir kennen den Grund nicht, ob aufgrund der Verfolgung, Krankheit oder Unfall gestorben sind. Vermutlich berichtete Timotheus nach seinem Besuch in Thessalonich, dass die Gemeinde verunsichert ist. Sie warten doch auf den Herrn, dass er wiederkommt, und nun sind bereits einige gestorben und was passiert nun mit ihnen? Werden sie jetzt die Wiederkunft Jesu verpassen? Paulus möchte Ihnen nun erklären, wie es sich mit den Sterben der Gläubigen verhält. Er will nicht, dass Sie traurig sind, d.h. dass sie sich grämen, betrübt sind und deswegen leiden. Paulus will damit nicht sagen: Ihr sollt euch freuen wenn jemand von Euch stirbt. Oder: Es ist Sünde, wenn ihr traurig seid. Jesus selbst kannte den Schmerz der mit dem Tod eines lieben Menschen verbunden ist. Als Lazarus gestorben war, lesen wir im Johannes: Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die Juden weinten, die mit ihr gekommen waren, ergrimmte er im Geist und wurde sehr betrübt / und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh es! / Und Jesus gingen die Augen über. Joh.11,33-35.
Trauern und traurig sein, wenn man einen Menschen verloren hat ist etwas ganz Natürliches und Wichtiges. Trauer muss durchlebt werden, will man nicht plotzlich sein seelisches Gleichgewicht verlieren. Paulus geht es um die Sorge, um die Trostlosigkeit über einen Verstorbenen. Das Unbehangen, wie es ihm jetzt wohl ergehen wird. Darüber brauchen wir nicht zu trauern und uns nicht bedrücken zu lassen. Sie sollen deswegen nicht betrübt sein, wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wer keine Hoffnung hat, der verliert alles in seinem Tod. Wir die Hoffnung hat, der gewinnt alles, wenn er stirbt. Paulus unterscheidet also zwischen Menschen, die Hoffnung haben und denen, die keine Hoffnung haben. Natürlich weiss auch Paulus darum, dass sich der Mensch oft instinktiv Hoffnungen macht auf das was nach dem Tod kommt. Viele menschliche Erklärungsversuche und Überzeugungen existierten zur Zeit des Paulus. Diese Hoffnungen sind jedoch ungewiss und auf sie kann man sich nicht verlassen.. Paulus präzisiert deshalb, worin die feste Hoffnung der Gemeinde gründet, die auch im Leid die Gläubigen zuversichtlich werden lässt. Er sagt: [NGÜ] Nun, wir glauben doch, dass Jesus ‘für uns’ gestorben und dass er auferstanden ist. Dann wird Gott aber auch dafür sorgen, dass die, die im Vertrauen auf Jesus gestorben sind, mit dabei sein werden, wenn Jesus in seiner Herrlichkeit kommt. 1.Thess.4,14.
Der Glaube ist also der wesentliche Punkt, der zu dieser gewissen Hoffnung führt. Und zwar nicht der Glaube an irgend etwas, nicht der Glaube an eine Jenseitsvorstellung, sondern der Glaube an den Tod und die Auferstehung Jesu. Weil die Thessalonicher an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn glauben, deshalb werden sie selber Auferstehen. Den Korinthern macht Paulus die Bedeutung der Auferstehung Jesu in drastischer Weise deutlich: Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. / Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; / so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. / Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. 1.Kor.15,16-19. Und etwas später fügt er hinzu: Habe ich nur im Blick auf dieses Leben in Ephesus mit wilden Tieren gekämpft, was hilft's mir? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann "laßt uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!" 1.Kor.15,32.
Glaubst Du wirklich an diesen Jesus? Ich meine nicht irgendeine religiöse Gestalt die wir Christus oder Jesus nennen. Ich meine den Jesus, der am Kreuz gestorben ist und nach seinem Tod auferstanden ist. Nur im Glauben an diesen Jesus können wir zuversichtlich dem Sterben enteten gehen. Denn vergessen wir nicht, Auferstehen werden wir alle, ob wir an Jesus glauben oder nicht. So sagt Jesus: Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, / und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts. Joh.5,28-29. Zu welchen Menschen gehörst Du? Gott gibt Dir durch Jesus die Gelegenheit, Dein Leben zu änder! Dein Leben auf eine andere Basis zu stellen. Nicht indem Du Dir eine rosige Zukunft ausmalst, oder indem Du ein System entwirfst, wie Du am ehesten in den Himmel kommst. All das führt unweigerlich ins Verderben. Der einzige Weg ist, indem Du an Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen glaubst. Jesus sagt: Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; / und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? Joh.11,25-26. Gerne helfe ich...
II. Ein Blick in die Zukunft (V.15-17)
Nun dürfen wir für einen kleinen Moment in die Zukunft blicken. Zukunftsaussagen sind nicht unproblematisch, denn sie können nicht bewiesen werden, erst die Zukunft wird zeigen, ob sie richtig waren oder nicht. Es gab auch zur Zeit der Apostel genügend Vorstellungen darüber, wie es nach dem Tod sein wird. Paulus macht gerade in diesem Zusammenhang deutlich, was ich euch jetzt sage, ist keine Idee von mir. Etwas was ich mir ausgemalt, um mit der Angst vor dem Tod fertig zu werden. Was ich Euch sage ist ein Wort des Herrn. Also es handelt sich nicht um meine eigenen Gedanken. Sein erster Gedankengang ist: Die noch am Leben sind, werden den Verstorbenen nicht zuvorkommen. Wenn der Herr vom Himmel herabkommt, werden Sie nicht mehr von seinem Erscheinen mitbekommen, als die Verstorbenen. Denn zuerst wird der Herr die Toten auferwecken. Nachdem die Toten auferstanden sind, werden alle zusammen entrückt, oder entrissen zum Herrn in die Luft. Keiner, ob Tod oder noch am Leben wird etwas verpassen. Gemeinsam werden alle miteinander dem Herrn begegnen. Alle werden gemeinsam für immer beim Herrn sein. Hier möchte ich noch auf einiges Aufmerksam machen, was uns vielleicht auf Anhieb nicht gleich auffällt.
Wo die Toten sind
Die Verstorbenen sind nicht bei Jesus und sie sehen ihn nicht. Würden sie nach ihrem Sterben zu Jesus gehen, dann hätte doch Paulus die Gemeinde damit getröstet, dass er sagen würde: Die Entschlafenen sind bereits bei Christus und sie werden gemeinsam mit ihm die Übriggebliebenen holen am Tage der Entrückung. Aber er sagt deutlich, dass die Toten zuerst auferstehen und dann gemeinsam mit den noch Lebenden dem Herrn entgegengehen. D.h. erst dann werden alle miteinander Jesus sehen. Vielleicht ist der eine oder andere von uns schon unsicher geworden, wenn er über die Sterbeforschung liest, wo Menschen berichten, dass ihnen Gestalten begegnet sind. Einige deuten diese Erscheinungen sogar auf Jesus, der die Verstorbenen empfängt. Ich selber war bis anhin unsicher, wie ich diese Dinge einordnen sollte. Nun sehen wir, aufgrund dieses Abschnittes, dass es nicht Jesus ist, der nach unserem Sterben uns begegnet, denn die Verstorbenen, die in Christus gestorben sind, die werden den Herrn erst bei ihrer Auferstehung sehen. Die Verstorbenen kommen in eine Art Warteraum. Die Bibel bezeichnet diesen Raum mit Totenreich. Sicherlich wird es dort eine Form der Gegenwart Gottes geben, aber Jesus ist nicht dort. Jetzt wäre es interessant zu wissen, welche Gedanken und Bibelstellen uns durch den Kopf gehen, die das Gesagte in Frage stellen können. Zwei dieser Stellen werden wir genauer betrachten.
Paulus sagte den Philippern: Denn es setzt mir beides hart zu: ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; Phil.1,23. Kam jetzt Paulus später zur Einsicht, dass man doch unmittelbar nach dem Sterben bei Christus sein wird? Ich glaube nicht. Paulus spricht in diesem Abschnitt über die Last, die er als Apostel zu tragen hat. Es wäre für ihn leichter, wenn er sterben könnte und entlastet wäre. Er will nicht erklären, was nach dem Tod genau geschieht. Er wird, wenn er in Christus stirbt nach seinem Tod zu Christus kommen. Der Zeitpunkt, wann das nach dem Sterben geschieht ist in diesem Zusammenhang nicht von Bedeutung. Gegenüber den Thessalonichern spricht Paulus aber gerade darüber, was mit den Verstorbenen geschehen wird, deshalb äussert er sich diesbezüglich genauer.
Bestimmt denken einige an die Begebenheit am Kreuz, wo Jesus zum Schächer sagt: Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. Lk.23,43. Jesus ging tatsächlich mit dem Schächer an diesen Ort, aber Jesus blieb nicht im Paradies. Paradies ist die Bezeichnung für den Ort im Totenreich, wo die sich befinden, die in Gottes Augen gerecht sind. Jesus ist auferstanden und sitzt jetzt zur Rechten Gottes. Der Schächer ist im Totenreich geblieben und wird mit uns Jesus entgegengehen.
Lassen wir uns also durch die Sterbeforschung nicht beeindrucken und verunsichern. Was dort erforscht wird steht ohnehin auf wackeligen Beinen. Wenn wir Sterbeforschung betreiben wollen, dann müssen wir in der Bibel forschen. Diese Aussagen sind einfach zuverlässiger.
Das Wesentliche
Paulus legt die Betonung darauf, dass beide, die bereits Verstorbenen und die noch Lebenden dem Herrn entgegen gehen. Und dass wir alle bei ihm sein werden für immer. Das ist unsere Zukunft und unsere Hoffnung: Immer beim Herrn sein. Egal wie wir dahin kommen. Es gäbe ja noch Vieles, was uns im Detail interessieren würde. Aber Hand aufs Herz, was würde es uns nützen? Paulus zeigt nur eine grobe Skizze über die Entwicklung nach dem Tod, aber das Wesentlichste lässt er nicht weg, nämlich: dass wir beim Herrn sein werden für immer. Hier schimmert die Überzeugung des Psalmisten durch: [Asaf] Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Ps.73,25. In der Tat, wenn wir Jesus haben und an ihn glauben, dann wird sich alles zu unserem Besten ereignen. Oder wie Paulus den Römern seine Überzeugung zeigt, indem er sagt: Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. / Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, daß er über Tote und Lebende Herr sei. Rö.14,8-9. Das ist in der Tat das Entscheidende, dass wir dem Herrn gehören. Denn die Entrückung können wir nicht selber veranlassen, wir können nichts mitwirken, denn das Wort bedeutet, dass man etwas mit Gewalt (fest, schnell oder gierig) nimmt. Wir werden, als wiedergeborene Christen von Gott ergriffen und dem Herrn Jesus entgegengebracht.
III. Der Trost für Heute (V.18)
Paulus schrieb diesen Abschnitt aus einem seelsorgerlichen Anliegen. Er wollte die Gemeinde trösten und sie nicht im Ungewissen lassen, und er wollte ihnen helfen, dass sie sich gegenseitig trösten können. Er sagt ganz deutlich: Tröstet euch einander mit diesen Worten. Ich kann mich an kein anderes Wort in der Schrift erinnern, das uns so direkt angeboten wird, um uns in einem Sterbefall zu trösten. Trotzdem dies eigentlich ein Standardtext für Beerdigungen ist, wird er doch eher selten verlesen. Warum herrscht gegenüber diesem Text solche Zurückhaltung? Es gibt vielfältige Gründe dafür. Als Christen lassen wir uns oft durch beissende Kritik von der Freude über unsere Zukunft abhalten. Diese beissende und vernichtende Kritik ist so alt wie der Glaube. Caecilius (nach 197 n.Chr.) sagte in einem Gespräch über die Christen: Aber nicht zufrieden mit solchen Wahnvorstellungen, bringen sie in diesem Zusammenhang noch andre Altweibergeschichten an: sie erklären, daß sie nach dem Tode wieder auferstehen würden aus Staub und Asche, und mit unbegreiflicher Vertrauensseligkeit glauben sie sich gegenseitig diese Lügen. Man könnte fast meinen, sie hätten schon eine Auferstehung hinter sich! [2]
Als Christen tun wir gut daran, wenn wir uns durch solchen Spott nicht beirren lassen. Viel besser ist es, wenn wir durch diese Worte uns trösten lassen. Denn es gibt keinen anderen Trost. Wie Paulus vorher sagte, wir sollen uns nicht betrübe, wie jene die keine Hoffnung haben. So haben wir, die diese Hoffnung haben einen echten Trost. Jeder Todesfall ist eine Tragik und kein Todesfall der in unserem Beziehungsfeld geschieht lässt uns unberührt. Es ist aber eine Katastrophe, wenn jemand stirbt, der nicht an Jesus geglaubt hat. Hier gibt es absolut keinen Trost, weder für den Sterbenden noch für seine Angehörigen. Ich wüsste nicht, was man da sagen könnte, das wirklich echt trösten würde. Jeder Sterbefall macht sprachlos, aber wir haben als Christen einen echten Trost, mit dem wir uns trösten können und mit dem wir auch den Schmerz der Trennung überwinden.
Schluss
Wir müssen in unserem Land wieder neu lernen, mit dieser konkreten Erwartung auf den Herrn zu leben. Wir warten auf den kommenden Herrn. Unser Leben muss sich mehr und mehr am Unsichtbaren und nicht am Sichtbaren orientieren. So wie Paulus schreibt: Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert. / Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, / uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. 2.Kor.4,16-18. Ist unser Denken am Zeitlichen orientiert, dann finden wir keinen Trost, orientiert sich unser Denken am Ewigen, dann werden wir durch alles Leid tief getröstet. Die Predigt habe ich überschrieben mit: Der Trost für Sterbende. Wir alle sind Sterbende, lässt Du Dich trösten? Amen
_ [1]Beisp. 466.
[2]M.Minucius Felix: Octavius, 11,2.