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Ich entdecke neue Lebensqualität

So lebe ich mit Jesus, Teil 3/4
17.02.2013Kolosser 3,12-15

Ich entdecke neue Lebensqualität

Reihe: So lebe ich mit Jesus (3/4)

Kolosser-Brief 3,12-15

Einleitende Gedanken

Gute Morgen und herzliche willkommen Ihr auserwählten, heilige und von Gott geliebte Leute! Was? Du fühlst Dich nicht wirklich angesprochen? Wieso denn? Würdest Du Dich eher angesprochen fühlen, wenn ich sagen würde: „Herzlich willkommen Du begnadeter Sünder“? Mit starker Betonung auf dem Wort „Sünder“. Ja, damit können wir uns vielleicht besser identifizieren, denn hier wird wenigstens sichtbar, dass wir noch nicht vollkommen sind. In dieser Formulierung haben auch noch alle meine Unzulänglichkeiten, Ecken und Kanten Platz. Vielleicht passt da auch noch die eine oder andere Sünde rein. Doch ich bleibe dabei: „Gute Morgen und herzliche willkommen Ihr auserwählten, heilige und von Gott geliebte Leute!“ Wie könnte ich etwas anderes sagen, als das, was der Apostel Paulus sagt? Übrigens fand ich bis heute in der Bibel keine Stelle, an der die Kinder Gottes als begnadete Sünder angesprochen werden. Aber wir finden viele Bibelstellen, wie in dem Abschnitt, den wir heute betrachten werden. Hier steht nämlich: „Geschwister, ihr seid von Gott erwählt, ihr gehört zu seinem heiligen Volk, ihr seid von Gott geliebt.“ Kol.3,12. Das ist die Perspektive, aus der Gott uns sieht. Wir gehören zu seinem heiligen Volk und werden von Gott geliebt. Was für ein Privileg! Was für eine bevorzugte Stellung! Das ist unsere wahre Identität und wir tun gut daran, wenn wir diese Tatsache nicht einfach von uns weisen. Das wäre falsche Bescheidenheit. Vielmehr sollten wir uns darüber freuen und dankbar sein. Gott hat es viel gekostet, uns zu solchen Menschen zu machen. Paulus beschreibt das im ersten Kapitel des Kolosserbriefes. „Jetzt hat Gott euch mit sich versöhnt durch den Tod, den Christus in seinem irdischen Körper auf sich nahm. Denn Gott möchte euch zu Menschen machen, die heilig und ohne irgendeinen Makel vor ihn treten können und gegen die keine Anklage mehr erhoben werden kann.“ Kol.1,22. Weil Jesus die Strafe für unsere Schuld auf sich genommen hat, sind wir jetzt in den Augen Gottes Heilige und von IHM geliebt! Statt wie arme Sünder geknickt durch diese Welt zu laufen, sollten wir mit einem gesunden Selbstbewusstsein und erhobenen Hauptes den Herausforderungen dieser Welt begegnen. Unsere neue Identität erhöht unsere Lebensqualität massiv. Wir sehen das im Abschnitt, aus dem Kolosserbrief, den wir heute miteinander betrachten werden. Ich lese Kolosser, Kapitel 3, die Verse 12-15. Geschwister, ihr seid von Gott erwählt, ihr gehört zu seinem heiligen Volk, ihr seid von Gott geliebt. Darum kleidet euch nun in tiefes Mitgefühl, in Freundlichkeit, Bescheidenheit, Rücksichtnahme und Geduld. Geht nachsichtig miteinander um und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben. Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschliesst. Der Frieden, der von Christus kommt, regiere euer Herz und alles, was ihr tut! Als Glieder eines Leibes seid ihr dazu berufen, miteinander in diesem Frieden zu leben. Und seid voll Dankbarkeit gegenüber Gott! Kol 3,12-15

I. …durch neue Verhaltensweisen in Beziehungen

Ich entdecke neue Lebensqualität durch neue Verhaltensweisen in Beziehungen. Paulus bleibt in der Bildsprache der Kleider. Letzten Sonntag haben wir gesehen, welche Kleider wir ausziehen müssen. Heute entdecken wir, welche Kleider wir anziehen sollen. Die alten Kleider passen eben nicht mehr zu unserem neuen Wesen. Also, müssen neue Kleider her, Kleider die zu uns passen. Diese neuen Kleider haben wohlklingende Namen: „Darum kleidet euch nun in tiefes Mitgefühl, in Freundlichkeit, Bescheidenheit, Rücksichtnahme und Geduld.“ Kol.3,12. Diese Kleider passen wunderbar zu uns, denn das sind alles Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Gottes Wesen entsprechen. Und weil wir durch Jesus neues Leben bekommen haben, sind wir in der Lage so zu leben. Wie wohltuend ist es, wenn wir mit Menschen zusammen leben, die tiefes Mitgefühl haben, freundlich und bescheiden sind. Menschen die uns rücksichtsvoll und geduldig begegnen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den Menschen, die zuerst ihre eigenen Vorteile suchen. Die erwarten, dass sich die ganze Welt um sie herum dreht. Christen haben eine andere Qualität im Umgang miteinander. Oft sind Menschen, die in unsere Gemeinde kommen oder an einer unserer Veranstaltungen teilnehmen, erstaunt, wie wir miteinander leben. Uns fällt das oft gar nicht mehr auf. Nun möchte ich aber nochmals darauf hinweisen, warum Christen so leben können. Der Grund ist, dass wir von Gott angenommen sind und von ihm geliebt werden. Etwas Besseres kann uns nicht begegnen. Mehr Liebe und Zuneigung können wir im Leben nicht bekommen. Deshalb sind wir nicht mehr so stark auf die Zuneigung von Menschen angewiesen, weil sich Gott uns ganz zuneigt. So leben wir sozusagen mit einem vollen Tank. Ein Tank voll Liebe aus dem wir schöpfen können und der nie leer wird. Im Johannesevangelium steht in Bezug auf Jesus: „Wir alle haben aus der Fülle seines Reichtums Gnade und immer neu Gnade empfangen.“ Joh.1,16. Wir sind Empfangende und deshalb können wir weitergeben. Deshalb können wir uns in Beziehungen anders verhalten, als wir das früher taten. Und das faszinierende an dieser Sache ist folgendes. Wenn jeder Christ aus dem Vollen schöpft und weiter gibt, empfangen die anderen Christen eine zusätzliche Ration von Liebe und Zuneigung. So bilden Christen eine Gemeinschaft von beschenkten. Beschenkt von Gott und beschenkt von den Geschwistern. Paulus gibt uns noch zwei konkrete Anweisungen, auf was wir besonders achten müssen: „Geht nachsichtig miteinander um und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat.“ Kol.3,13. Schauen wir zuerst, was Paulus mit Nachsicht meint. Im Grundtext steht ein Wort, das könnte man auch mit „ertragen“ übersetzen. Die Aufforderung einander zu ertragen oder etwas zugespitzter gesagt, einander auszuhalten. Ertrage den Anderen, auch wenn das für Dich etwas unangenehm ist. Das ist eine Aufforderung zu einer gesunden Toleranz, auf die keine Gemeinschaft verzichten kann. Paulus hat es auf seinen Reisen und in den Auseinandersetzungen mit seinen Apostelkollegen oft erfahren, wie schnell auch Christen sich in die Haare geraten können. Die Kinder Gottes sind eben ganz unterschiedliche Menschen und jeder ist ein Original. Genauso ist es in unseren Familien, dort muss man seine Geschwister auch ertragen. In der Gemeinde begegnen uns aber nicht nur Menschen mit den verschiedensten Temperamenten, sondern auch Menschen aus den verschiedensten Kulturen. Im Grunde ist jeder überzeugt, dass sein Temperament und seine Prägung die richtige ist. Wir verstehen uns eben selber am besten. So messen wir oft mit zweierlei Mass. Hier einige Beispiele: Wenn der andere so handelt, ist er eklig. - Wenn ich es tue sind es meine Nerven. / Wenn der andere bei seiner Meinung beharrt, ist er eigensinnig. - Wenn ich es tue, ist es Standhaftigkeit. / Wenn der andere meine Freunde nicht mag, hat er Vorurteile. - Wenn ich seine nicht leiden mag, beweise ich meine Menschenkenntnisse. / Wenn der andere versucht, mir entgegenzukommen, will er sich einschmeicheln. - Wenn ich es tue, bin ich taktvoll. / Wenn der andere Zeit braucht, etwas zu tun, ist er tödlich langsam. - Wenn ich noch länger dazu brauche, bin ich bedachtsam. / Wenn der andere sich an Kleinigkeiten klammert, ist er verschroben. - Wenn ich es tue, bin ich gewissenhaft. Man könnte hier weitere Beispiele anfügen. Übrigens ist die Herausforderung einander zu ertragen auf den Missionsfeldern gross. Dort arbeiten Missionare aus verschiedenen Ländern zusammen, was oft zu Spannungen führt. Es gibt in der Ausbildung von Missionaren spezielle Kurse, die sie in der interkulturellen Zusammenarbeit unterstützen. Ertragen heisst, dass ich die Andersartigkeit und die Originalität eines anderen respektiere. Nun macht Paulus noch auf einen weiteren wichtigen Punkt aufmerksam, auf die Vergebung. „Vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat.“ Kol.3,13. Es gibt zwischen Menschen immer wieder Situationen, die uns schuldig werden lassen. Wenn jemand nun eine Schuld auf sich geladen hat, dann sollen wir zur Vergebung bereit sein. Wie wir wissen, ist das nicht immer einfach. Bagatellen vergeben wir schnell. Doch wenn uns jemand wirklich Schaden zufügt, den man nicht einfach reparieren kann, dann wird es mit der Vergebung schwierig. In diesem Fall möchten wir das Gegenteil der Vergebung tun. Wissen Sie, was das Gegenteil von Vergebung ist? Es ist Rache! Wenn wir ehrlich sind, würden wir uns am liebsten rächen. Dem anderen mindestens so viel Leid zufügen, wie er mir angetan hat. Doch Gott möchte, dass wir einander vergeben. Bobgan, ein Seelsorger, definiert treffend, was Vergebung ist. Er sagt: „Vergebung nimmt den Schmerz der seelischen Verletzung an und gibt das Recht auf Vergeltung, Bitterkeit oder Groll auf.“ Wenn ich vergebe, verzichte ich darauf, mich zu rächen. Ich vergesse nicht, was der andere getan hat, das ist oft gar nicht möglich. Es ist ein Irrtum, wenn wir meinen Vergeben sei gleichbedeutend mit Vergessen. Aber ich verzichte auf die gerechte Strafe, die den anderen treffen müsste. Das beste Vorbild für solches Verhalten ist Jesus selbst. „Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben.“ Kol.3,13. Wie schlimm wäre das für uns, wenn Gott uns ständig unsere Sünden vorhalten würde? Wie schlimm wäre es, wenn Gott uns vergibt, aber sich von uns für immer abwenden würde. Doch Gott hat uns vergeben und dadurch nicht die Beziehung abgebrochen, sondern im Gegenteil, er hat die Beziehung wieder hergestellt. Er verzichtet auf die gerechtfertigte Strafe. Ja, er ist noch viel weiter gegangen, denn er schenkt uns sein Vertrauen und macht uns zu seinen Erben. Paulus meint, wir sollen in der Vergebung dem Vorbild, das uns Jesus gegeben hat, nacheifern.

II. …durch tiefere Gemeinschaft und echte Geborgenheit

Ich entdecke neue Lebensqualität durch tiefere Gemeinschaft und echte Geborgenheit. Für eine tiefe Gemeinschaft brauchen wir das wichtigste Kleidungsstück, das alle anderen miteinschliesst: „Vor allem aber bekleidet euch mit der Liebe; sie ist das Band, das euch zu einer vollkommenen Einheit zusammenschliesst.“ Kol.3,14. Die Liebe ist wie der Mörtel, der die Bachsteine miteinander verbindet. Diese Liebe hat ihren Ursprung – wie könnte es anders sein – in Christus. Die vollkommene Einheit, die durch die Liebe gebildet wird, beschreibt Paulus etwas ausführlicher im Brief an die Christen in Ephesus: „Der Leib (die Gemeinde) verdankt Christus sein gesamtes Wachstum. Mit Hilfe all der verschiedenen Gelenke ist er zusammengefügt, durch sie wird er zusammengehalten und gestützt, und jeder einzelne Körperteil leistet seinen Beitrag entsprechend der ihm zugewiesenen Aufgabe. So wächst der Leib heran und wird durch die Liebe aufgebaut.“ Eph.4,16. Liebe ist das A und O des christlichen Glaubens. Die ganze Verkündigung muss auf die Praktizierung dieser Liebe ausgerichtet sein. Paulus schreibt Timotheus: „Die Liebe muss das Ziel aller Verkündigung sein – Liebe aus einem reinen Herzen, einem guten Gewissen und einem Glauben, der frei ist von jeder Heuchelei.“ 1.Tim.1,5. Jede Unterweisung in der Gemeinde, Predigt, Bibelarbeit, Hauskreise usw. muss auf das Ziel ausgerichtet sein, dass die Liebe unter den Christen und zu Jesus vollkommener wird. Vor Jahren gab es in unserer Gemeinde Streit. Einige Leute benahmen sich unfreundlich und herrisch. Bei einer Aussprache wurde von diesen Leuten betont, dass meine Predigten sehr gut wären. Diese Bemerkung brachte mich persönlich sehr ins Nachdenken. Wie konnte es sein, dass diese Leute meine Predigten gut finden, wenn sie sich so gegenüber der Gemeinde verhalten? Entweder haben diese Leute meinen Predigten nicht wirklich verstanden, oder meine Predigten waren nicht wirklich gut. Die Liebe ist und bleibt ein Kernthema im christlichen Glauben. Mit diesem Thema werden wir nie fertig sein, denn Paulus schreibt den Christen in Rom: „Bleibt niemand etwas schuldig! Was ihr einander jedoch immer schuldet, ist Liebe. Denn wer den anderen liebt, hat damit das Gesetz erfüllt.“ Röm.13,8. Die Liebe vertieft die Gemeinschaft. Hinzu kommt ein weiterer wichtiger Aspekt: die Geborgenheit. Geborgenheit entsteht durch Frieden, den uns Jesus schenkt. „Der Frieden, der von Christus kommt, regiere euer Herz und alles, was ihr tut!“ Kol.3,15. Dieser Friede, den wir von Jesus bekommen, ist ein ganz besonderer Friede. Den Jüngern sagte Jesus: „Was ich euch zurücklasse, ist Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden – einen Frieden, wie ihn die Welt nicht geben kann. Lasst euch durch nichts in eurem Glauben erschüttern, und lasst euch nicht entmutigen!“ Joh.14,27. Der Friede von Jesus ist nicht die Abwesenheit von Krieg, kein Waffenstillstand, der solange hält, bis einer stärker und mächtiger wird. Der Friede, den Jesus gibt, ist von ganz anderer Qualität. Ein Friede, der sich nicht vor einem Kriegsausbruch fürchten muss. Es ist ein echter Friede, der bis in Ewigkeit bestehen bleibt. Der Friede, der durch die Versöhnung mit Gott entsteht. „Ja, in der Person von Christus hat Gott die Welt mit sich versöhnt, sodass er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnet; und uns hat er die Aufgabe anvertraut, diese Versöhnungsbotschaft zu verkünden.“ 2.Kor.5,19. Gott hat sich durch Jesus mit uns versöhnt und somit uns Frieden geschenkt. Dieser Friede bewirkt in uns echte Geborgenheit. Wir haben unseren Platz in dieser Welt gefunden. Wir wissen wohin wir gehen werden und können uns freuen, dass wir einmal im Himmel leben werden. Von diesem Frieden soll auch unser Leben hier und unsere Gemeinschaft geprägt sein. „Als Glieder eines Leibes seid ihr dazu berufen, miteinander in diesem Frieden zu leben.“ Kol.3,15. Wir sollen es nicht so machen, wie die Christen in Galatien, die miteinander stritten und Paulus sagen musste: „Wenn ihr jedoch wie wilde Tiere aufeinander losgeht, einander beisst und zerfleischt, dann passt nur auf! Sonst werdet ihr am Ende noch einer vom anderen aufgefressen.“ Gal.5,15

Schlussgedanke

Wenn wir uns dessen bewusst sind, dass wir auserwählte, heilige und von Gott geliebte Leute sind, können wir unser Leben neu gestalten. Wir entdecken eine neue Lebensqualität, die uns letztlich nur Gott schenken kann. Ein Leben, das von Liebe und Frieden bestimmt ist – was wollen wir mehr!? Da ist es nicht verwunderlich, wenn Paulus einmal mehr darauf hinweist, dass wir dafür dankbar sein sollen. „Seid voll Dankbarkeit gegenüber Gott!“ Kol.3,15. Gott muss genug hören, wie ihn Menschen verklangen und beleidigen. Umso mehr sollen wir Christen Gott gegenüber dankbar sein, denn wir haben allen Grund dazu! Mit einem Segenswunsch des Paulus an die Philipper möchte ich schliessen: „Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ Phil 4,7