Herzlich willkommen zu unserem Wortreich-Podcast. Ich bin Jojo, und ich bin Markus. Gemeinsam sprechen wir über christliche Themen, die uns beide bewegen und hoffentlich auch dich interessieren. Viel Freude bei der heutigen Folge!
Wir befinden uns mitten in einer Themenreihe, die sich mit dem Single-Sein, dem Finden eines Partners in einer Beziehung, Verlobung, Ehe und all diesen Dingen beschäftigt. Ihr habt uns einige Fragen dazu zugeschickt, von denen wir bereits in der letzten Folge eine beantwortet haben. Diese Folge widmen wir ebenfalls einer Frage.
Ein Zuhörer hat uns geschrieben und gefragt, ob wir nicht einmal etwas zum Thema Ehelosigkeit machen könnten. Dabei stellte er die Frage in Verbindung mit dem Thema Berufung. Die Frage lautete, ob Ehelosigkeit zur Berufung gehört – so habe ich sie verstanden. Markus interpretierte sie dahingehend, ob Ehelosigkeit der Berufung, zum Beispiel als Missionar, dienlich sein kann. Beides ist möglich.
Das ist eine sehr spannende Frage, und ich freue mich wirklich, dass sie gestellt wurde. Stellt gerne weiterhin Fragen, denn wir freuen uns immer darüber, auch wenn wir vielleicht nicht alle beantworten können.
Ich habe mich besonders gefreut, weil das Thema Ehelosigkeit in Gemeinden so selten angesprochen wird. Über das Single-Sein oder die Gabe der Ehelosigkeit hört man kaum etwas. Deshalb fand ich es richtig cool, dass diese Frage gestellt wurde und wir eine ganze Folge darüber machen können.
Manche fragen sich jetzt vielleicht: „Ich habe einen Partner, dann interessiert mich das überhaupt nicht.“ Dann klickt man einfach weg oder so.
Ich glaube jedoch, das kann sehr, sehr hilfreich sein – auch für Leute, die in einer Ehe sind. Es geht darum, wie man gewisse Dinge vielleicht mit anderen kommuniziert oder einfach, dass man wirklich ein Augenmerk darauf legt.
Es geht ja nicht nur um das Verständnis, sondern die Gemeinde besteht aus völlig unterschiedlichen Menschen, die alle in einem anderen Lebensabschnitt sind.
Und das ist immer wieder erstaunlich: Die Menschen wissen ja oft nicht, ob sie vielleicht in drei, vier, fünf oder sechs Jahren verheiratet sein werden oder nicht.
Dann gibt es Menschen, die schon mit sechzehn, siebzehn oder achtzehn ganz, ganz stark auf der Suche sind und den Wunsch haben, jemanden zu finden. Das ist sehr verständlich.
Andere verspüren diesen Wunsch erst mit fünfundzwanzig, dreißig, fünfunddreißig oder vierzig. Und wiederum andere haben damit kein Problem.
Das ist jetzt sehr persönlich. Ich bin verheiratet, du bist Single, Jojo. Wie geht es dir mit der Frage, wenn ich das so fragen darf?
Autsch, Markus! Nein, Quatsch, überhaupt nicht. Du hast ja gerade einen Vortrag über das Single-Sein gehalten. Deswegen glaube ich, du bist bereit, auch von dir selbst zu sprechen.
Absolut, genau. Ich wurde zum Vortrag eingeladen und habe dann über alles geredet, auch über Beziehungen. Aber viele Fragen zum Single-Sein kamen, da war meine Expertise gefragt.
Insofern ja, es ist wirklich etwas, über das man ganz offen reden darf, soll und muss.
Das eine ist dieses Single-Sein: Vielleicht bist du Single und sehnst dich sehr nach einem Partner. Oder du bist Single und findest das vielleicht auch gut so.
Also beides wollen wir in dieser Folge anschauen. Ich glaube, es lohnt sich.
Ja, wie geht es mir? Gut, gut. Es gibt aber auch Zeiten, in denen es nicht so gut ist, ja. Grundsätzlich ist es wirklich eine besondere Zeit. Man hat ganz andere gedankliche Kapazitäten und wirklich die Freiheit, nicht darauf zu achten, wie man anderen gefällt, wie man dem Partner gefällt oder sich viel anhören zu müssen. Das ist eher ein Segen und auch schön.
Es hat eben auch seine Vorzüge, dass man sich wirklich auf eine Sache, wie jetzt hier für den Dienst „Wort vom Kreuz“ und ähnliche Aufgaben, voll konzentrieren kann.
Gleichzeitig gibt es bei mir persönlich immer wieder Momente, in denen ich denke: Es wäre eigentlich ganz schön, einmal die eine oder andere Sache mit einer Partnerin zu teilen, mit der man auch tiefgründig reden kann. Manchmal kommen durchaus Zeiten der Einsamkeit auf. Aber ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass solche Zeiten dazu da sind, um mit diesen Gefühlen ins Gebet zu gehen, zu Gott.
Man bleibt dann so lange im Gebet, bis Gott diese Gefühle wirklich ausfüllt. Das tut er. Er nimmt diese Gefühle, füllt sie aus, und die Einsamkeit verschwindet wieder, weil sie gefüllt ist. Die Sehnsucht ist ja eine Sehnsucht nach jemandem, und manchmal möchte ich sie gern in einer Partnerin erfüllt sehen. Aber Gott möchte sie auch selbst erfüllen, und das tut er.
Das ist wirklich unbezahlbar.
Das finde ich sehr spannend: Tatsächlich gibt es Parallelen zwischen jemandem, der Single ist, und jemandem, der verheiratet ist. Ich erlebe das bei vielen, die gerade sehr stark auf der Suche sind und ihre absolute Lebenserfüllung darin sehen, unbedingt die richtige Person zu finden. Sie hoffen, dass dann alles – in Anführungsstrichen – gut wäre. Sie denken, sie wären dann nie mehr allein und erst dann richtig glücklich.
Auch das Thema Sexualität wird oft so gesehen: Als Single fühlt man sich oft unsicher oder eingeschränkt, als dürfe man keine Sexualität haben. Die Hoffnung ist, dass dann, wenn man verheiratet ist, alles gut wird. Aus der Perspektive eines Verheirateten betrachtet, gibt es aber viele Parallelen.
Du hast es so schön gesagt: Es gibt richtig gute Zeiten, aber auch Tage, die nicht so gut sind. Welcher Verheiratete kann das nicht auch sagen? Es ist sehr wertvoll, dass du erwähnt hast, man kann lernen, in Momenten der Einsamkeit zuerst zu Jesus zu gehen.
Ich muss auch sagen: Wer als Verheirateter nicht gelernt hat, mit allem zuerst zu Jesus zu gehen, der wird irgendwann seinen Partner mit Druck belasten. Denn man muss vieles aushalten, was eigentlich nur Gott aushalten kann. Man erhofft sich vom Partner etwas, das man eigentlich zuerst zu Jesus bringen müsste.
Deshalb ist es genau gleich. Wir haben das Thema Sexualität schon angesprochen: Es hat seine Herausforderungen und Problemfelder – auf einer anderen Ebene, aber letztlich genauso. Es ist nicht alles einfach und perfekt, nur weil man verheiratet ist. Es verlagert sich nur.
Es ist spannend, dass viele meinen, sie könnten ihre Sexualität erst in der Ehe richtig ausleben, weil dann der Druck wegfällt. Aber viele Männer bringen zum Beispiel Probleme mit Pornografie in die Ehe mit, und man merkt, dass sich da gar nichts geklärt hat.
Das Thema Pornografie oder Selbstbefriedigung verschwindet nicht, nur weil man verheiratet ist. Deshalb stellt sich die Frage: Wie lebst du dein Single-Leben? Genau so, dass du später in der Ehe fit bist – und dich ganz auf deinen Partner und vor allem zuerst auf Gott ausrichten kannst.
Das Single-Leben ist so wichtig für das verheiratete Leben. Es ist wirklich eine Vorbereitungszeit. Ich sehe das für mich so: Diese Zeit möchte ich gut nutzen, um Zeit mit Gott zu verbringen und in dieser einzigartigen, besonderen Phase eine Art Leben mit Jesus zu führen, wie sie vielleicht so nicht noch einmal kommt – zumindest nicht in derselben Intensität.
Ich will diese Zeit gut nutzen, um Jesus näherzukommen und mich so auf die Ehe vorzubereiten. Aber selbst wenn die Ehe nicht kommt, macht man das ja nicht nur, um irgendwann für die Ehe bereit zu sein. Man will es sowieso tun, um Jesus nachzufolgen.
Ganz genau. Und selbst wenn es nicht zur Ehe kommt, bist du trotzdem komplett glücklich. Deshalb denke ich, dass man diese Zeit einfach nutzen sollte, um wirklich Zeit mit dem Herrn zu verbringen und in dieser Zeit zu wachsen.
Es ist immer schwierig, als Verheirateter über das Thema Single-Sein zu sprechen. Dennoch möchte ich einfach Leuten, die sehr damit kämpfen, dass sie Single sind, sagen: Setzt nicht die ganze Erwartung darauf, dass mit einer Ehe oder einer Partnerschaft alles erfüllt sein wird.
Wie gesagt, es ist auch für mich als Mann schwierig, darüber zu sprechen. Aber ich kann nachvollziehen, dass auch Frauen ihre biologische Uhr spüren und sich sehr wünschen, ein Kind zu bekommen oder eine Familie zu gründen.
Aus unserem Freundeskreis, in dem wir als verheiratetes Ehepaar viele Paare kennen, kann ich sagen: Es gibt so viele Paare, die sich Kinder wünschen, aber keine bekommen können. Dieses Leid und diese Not sind groß.
Jemandem, der Single ist und sich deshalb eine Partnerschaft wünscht, damit er unbedingt Kinder bekommen kann, möchte ich sagen: Wer garantiert dir, dass sich dieser Wunsch erfüllt? Schiebe nicht die Ehe oder Partnerschaft vor, um zu glauben, dass dann alles sicher passieren wird.
Du hast keine Garantie, dass dir nicht auch in der Ehe dieses Leid begegnet. Deshalb sollte das nicht unsere Hoffnung sein.
Es ist sehr schwer, darüber zu sprechen. Man könnte über viele Themen reden, zum Beispiel über Sexualität oder darüber, wie man als Single damit umgeht. Allein zu diesem Thema könnten mir wahrscheinlich fünf Folgen einfallen, die man machen könnte.
Ja, vielleicht kann man zur Ehelosigkeit berufen sein. Vielleicht fangen wir mal damit an. Ich finde das ganz, ganz spannend, weil die Gabe der Ehelosigkeit irgendwie die Gabe ist, die keiner wirklich will. Das ist jetzt ein bisschen überspitzt gesagt. Nur Paulus fand sie cool, keiner sonst. So kommt es mir manchmal vor in Gemeinden.
Natürlich ist es überhaupt nicht so, dass alle das ganz schlimm finden. Es gibt durchaus Leute, die Freude an der Ehelosigkeit haben und für die es kein Mangel ist. Aber so scheint es mir oft kommuniziert zu werden.
Ich möchte mal einen Blick darauf werfen, den ich richtig, richtig gut fand, und zwar in 1. Korinther 7. Ich weiß nur nicht, ob ich den Vers jetzt gerade spontan finde. Das ganze Kapitel lohnt sich eigentlich, um es wirklich einmal durchzuarbeiten und durchzulesen.
Zum Beispiel heißt es in Vers 7: Paulus schreibt: „Denn ich wollte, alle Menschen wären wie ich, aber jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.“ Also: Alle Menschen wären wie ich, Herr Paulus, der ehelos ist. Aber jeder hat seine Gnadengabe von Gott.
Oft denkt man bei dieser Gabe an eine Gabe wie die der Lehre, der Gastfreundschaft und so weiter. Aber ich finde es sehr hilfreich, diesen Blick einmal zu erweitern. In diesem Vers wird deutlich, dass eine Gabe erst einmal etwas ist, was uns Gott gibt, etwas, das wir von Gott empfangen.
So kann man die Gabe der Ehelosigkeit sehen: als eine Gabe, die ich von Gott empfange. Es ist kein Mangel, sondern eine gute Gabe, die Gott mir gibt. Vielleicht für eine Zeit, vielleicht für sehr lange, vielleicht für mein ganzes Leben. Aber es ist eine gute Gabe, die Gott gibt. Kein Mangel.
Genauso wie die Ehe eine gute Gabe ist, die Gott gibt. Beides gibt Gott, so oder so. Das finde ich ganz, ganz hilfreich. Wie gehe ich mit meinem Single-Sein um? Sehe ich es als einen Mangel oder erst einmal als eine Gabe?
Durchaus denke ich, dass es Personen gibt, die wirklich von Gott berufen sind, vollkommen ehelos zu leben. Würde dir da spontan eine Stelle einfallen? Mir fällt jetzt keine Stelle spontan ein, außer dass ich an Paulus denke und an Jesus selbst. Jesus ist ja auch ein Beispiel für ein eheloses Leben.
Da stellt sich die Frage, wie er damit umgegangen ist. War das ganz bewusst? Ich denke ja. Er hatte sicherlich die Möglichkeit, sich vor Beginn seines Dienstes zu verheiraten. Immerhin hat er seinen Dienst etwa mit dreißig Jahren begonnen. Petrus war zu der Zeit bereits verheiratet.
Jesus hat sich bewusst entschieden, ehelos zu bleiben. Vielleicht, weil er gesehen hat, dass er den Dienst für Gott so besser allein vollziehen konnte. Er hat sich aber ganz bewusst mit vielen Freunden umgeben, mit den Jüngern. Er hat die Beziehung zu seiner Mutter gepflegt und erhalten.
Also war er nicht ohne Beziehung. Man sieht es auch an der Anzahl der Jünger. Manche von ihnen waren verheiratet, weil sie bereits vorher verheiratet waren. Es war also nicht so, dass man für den Dienst unverheiratet oder verheiratet sein musste.
Ich glaube auch, dass Menschen sich verlieben. Darüber haben wir ja in der letzten Folge gesprochen. Das können sie nicht immer steuern. Möglicherweise begegnet ihnen jemand, in den sie sich Hals über Kopf verlieben. Dann prüfen sie, ob sie heiraten sollen, und heiraten schließlich.
Ich habe schon erlebt, dass Leute in der Missionsschule auf einen Einsatz als Single vorbereitet wurden. Plötzlich lernten sie dort jemanden kennen und heirateten. Dann gingen sie als Ehepaar oder in ein anderes Land.
Man kann das einfach nicht daran festmachen und steuern. Deshalb würde ich auch sagen: Die Ehe oder die Ehelosigkeit ist kein Kriterium – vielleicht für eine bestimmte Stelle, aber in der Regel nicht dafür, ob du Gott dein ganzes Leben lang dienen kannst oder nicht.
Ja, ich finde, Jesus ist ein super Beispiel. Hatte Jesus irgendwie einen Mangel? Nein, er war voll erfüllt. Er war wirklich so mit dem Herrn unterwegs – und das als Single, genauso wie Paulus.
Da stellt sich manchmal die Frage: Was ist eigentlich das Ziel unseres Lebens? Ist es Familie, Ehe? Oder in der anderen Reihenfolge: Ehe, Familie, Haus zum Beispiel? Ist das wirklich das Ziel deines Lebens? Wenn das dein Ziel ist, finde ich das schon ziemlich traurig. Und was passiert dann, wenn du das erreicht hast? Bricht dann alles zusammen? Lebst du dann nur noch dein Leben vor dich hin?
Genau, das ist die typische Phase, wenn die Kinder ausgezogen sind. Was wird dann aus der Ehe? Viele Ehen kommen in die Krise, weil sie ihre Ehe nie wirklich gepflegt haben. Stattdessen haben sie nur auf die Familie und die Kinder gesetzt – und plötzlich sind die Kinder weg.
Ganz genau. Und wirklich, das Ziel unseres Lebens sollte sein, dass wir mit unserem Leben Gott verherrlichen. Dass wir alles daran setzen. Deswegen sagt Paulus auch in 1. Korinther 7 ziemlich krasse Sachen, bei denen man erstmal denkt: Wow, Paulus, das ist jetzt aber echt heftig. Ich weiß immer nicht, wo ich da anfangen soll, aber vielleicht hier:
Es ist ein Unterschied zwischen der Ehefrau und der Jungfrau. Die Unverheiratete ist besorgt um die Sache des Herrn. Es geht darum, dass sie heilig sei, sowohl am Leib als auch am Geist. Die Verheiratete aber „sorgt für die Dinge der Welt, wie sie dem Mann gefällt.“
Das ist natürlich eine sehr provokante Aussage. Paulus will damit nicht sagen, dass Verheiratete sich nur noch um die Dinge der Welt kümmern und überhaupt nicht um die Sache des Herrn. Deswegen sagt er auch direkt im nächsten Vers: „Das sage ich aber zu eurem eigenen Nutzen, nicht um euch eine Schlinge um den Hals zu werfen, sondern aus Anstandsgründen und damit ihr ohne Ablenkung beständig beim Herrn bleibt.“
Man sieht aber schon, dass du tendenziell als Single die Zeit nutzen solltest, um fokussierter auf dem Herrn zu sein. Das wollte ich gerade sagen: Es ist natürlich nicht so, dass automatisch jeder Single sich nur um die Sache des Herrn kümmert – leider ist es in der heutigen Gesellschaft oft genau umgekehrt.
Aber es ist ja auch einfach ein Rat oder ein Ermahnung für uns, die wir im Herrn sind, uns als Christen, tatsächlich zu fragen: Wie gehe ich mit der Zeit um, die mir geschenkt ist?
Man muss auch sagen: Als Single habe ich möglicherweise mehr Zeit zu meiner eigenen Verfügung, über die ich selbst bestimmen kann. Das merke ich jetzt. Wenn du verheiratet bist, gehört eine gewisse Zeit einfach deiner Frau. Und wenn du Kinder hast, gehört ganz viel Zeit automatisch der Familie. Dann bleibt nur noch sehr wenig Zeit für dich selbst.
Aber selbst da stellt sich die Frage: Was hat von Anfang an Priorität für dich? Wo setzt du die erste Priorität? Das zieht sich wie gesagt durch. Es stimmt schon, dass die Zeit, die du für den Herrn zur Verfügung hast, als Single natürlich viel größer ist.
Aber trotzdem ist es für Paare natürlich wichtig, dass sie auch schauen, wie sie für den Herrn wirklich da sein können.
Deswegen finde ich Jesus so ein super Beispiel. Man sieht einfach, dass er wirklich unterwegs war. Er hat sich um die Sache und den Auftrag seines Vaters gekümmert. Er war fokussiert – um nicht zu sagen, dass andere nicht auch fokussiert sein können, aber er war halt noch einmal sehr fokussiert sozusagen.
An einer Stelle möchte ich aus Matthäus 19 vorlesen, weil sie wirklich sehr spannend ist. Es geht dort zunächst um das Thema Ehescheidung. Das muss man sich bewusst machen: Wenn man Single ist, wünscht man sich oft schnell einen Partner und eine Ehe, ohne zu wissen, dass Jesus eine sehr hohe Scheidungsethik hatte.
Grundsätzlich sagt Jesus, dass man sich nicht scheiden lassen sollte. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Zum Beispiel heißt es in Matthäus 19,9: „Ich sage euch aber: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Unzucht, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.“
Jetzt kommt die Reaktion der Jünger, und die könnte auch aus dem 21. Jahrhundert stammen. In Vers 10 sagen die Jünger zu Jesus: „Wenn ein Mann solche Pflichten gegenüber seiner Frau hat, dann ist es nicht gut zu heiraten.“ Das klingt so, als wäre es besser, gar nicht zu heiraten, wenn man sich nicht scheiden lassen darf.
Das wirft die Frage auf: Warum heiratet man heutzutage überhaupt noch? Die Antwort von Jesus ist an dieser Stelle überraschend. Er könnte jetzt sagen, warum es gut ist zu heiraten, aber stattdessen fokussiert er sich darauf, warum es gut sein kann, nicht zu heiraten.
In Vers 11 sagt er: „Er sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es gibt Verschnittene.“ Verschnittene meint hier Eunuchen, also Menschen, die nicht mehr geschlechtsfähig sind. Das war damals eine übliche Praxis, zum Beispiel bei Beamten oder Haremswächtern.
Jesus verwendet dieses Bild und sagt: Es gibt Verschnittene, die vom Mutterleib so geboren sind, es gibt Verschnittene, die von Menschen verschnitten sind, und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen. Dabei meint er sicher nicht Menschen, die sich tatsächlich kastriert haben, sondern solche, die bewusst in ihrem Leben eine Priorität gesetzt haben und andere Dinge dafür zurückstellen.
Das ist wirklich krass, denn es geht um das Reich der Himmel. Dann sagt Jesus diesen herausfordernden Satz: „Wer es fassen kann, der fasse es.“ Das hat mich sehr herausgefordert, als ich das zum ersten Mal gelesen habe. Für Jesus ist es unglaublich wertvoll, wenn sich jemand für die Ehelosigkeit entscheidet.
Wer es fassen kann, soll es fassen. Daher kann ich nur jedem Mut machen, der sich dazu berufen fühlt, diesen Weg zu gehen. Paulus sagt dann, dass es besser ist, Single zu sein. Aber wenn jemand vor Begierde brennt, dann ist es besser, dass er heiratet.
Wenn man also mit der Sehnsucht nach Nähe nicht umgehen kann, ist die Ehe sinnvoll. Paulus sagt auch, dass wer heiratet, keine Sünde begeht. Vielleicht hast du das Gefühl, Gott hat dich berufen, Single zu bleiben und ihm allein zu dienen, ohne die Verpflichtungen, die eine Partnerschaft oder Familie mit sich bringt.
Vielleicht triffst du später im Leben die Person, mit der du zusammen sein möchtest. Dann darfst du heiraten, ohne Sünde zu begehen. Es ist sogar eher wahrscheinlich, dass du dich verrennst oder in Sünde gerätst, wenn du es nicht tust.
Deshalb bin ich kein Fan vom Zölibat, wie es in der katholischen Kirche oft verpflichtend ist. Was ist mit denen, die sonst in Sünde fallen würden? Für sie wäre es vielleicht besser zu heiraten. Deshalb bin ich dankbar, dass wir das heute in Freikirchen oder evangelischen Kirchen nicht so sehen.
Es ist wirklich gut, dass Menschen heiraten. Schon im Garten Eden wurde gesagt, dass es sehr gut ist. Aber es ist auch schön zu sehen, dass Jesus die Ehelosigkeit als etwas sehr Gutes und Wertvolles anerkennt. Absolut.
Ja, und das ist wirklich so. Die Frage ist: Was ist der Fokus unseres Lebens?
Ich habe vor etwa vier Jahren eine Predigt gehalten, in der es darum ging, dass Jesus an erster Stelle steht, unser Ziel ist. Ich habe auch darüber gesprochen, was unser Ziel eigentlich ist. Ist es die Ehe, ein Haus zu bauen und so weiter? Oder ist es, Jesus zu dienen und ihn zu verherrlichen?
Nach der Predigt kamen einige auf mich zu und luden mich zu einem Single-Kurs ein, der auf die Ehe vorbereiten soll. Da dachte ich mir, dass sie die ganze Predigt offenbar gar nicht verstanden haben. Aber das ist eben die Sache.
Mir ist dieses Thema so wichtig, weil es darum geht, wie wir in der Gemeinde und im Freundeskreis über solche Dinge kommunizieren. Es scheint heute fast unmöglich zu sein, als Single zu leben und die eigene Sexualität nicht auszuleben. Aber ist das wirklich so unmöglich?
Im Alten Testament heißt es ja auch, dass es nicht gut ist, dass der Mensch allein ist. Doch das bedeutet nicht, dass man als Single wirklich allein sein muss. Man hat Freunde, mit denen man sich treffen kann.
Ein großer Teil der Einsamkeit verschwindet, wenn man soziale Kontakte pflegt. Es tut gut, mit Verheirateten zusammen zu sein und befreundet zu sein. Es ist wichtig, nicht immer nur unter Singles zu sein.
Ja, absolut.
Zum Beispiel, du und deine Frau: Wenn ich bei euch bin, habe ich dir das schon vor ein paar Jahren gesagt, ist das für mich total heilsam. Ich komme aus einer Familie, in der sich die Eltern getrennt haben, als ich 17 Jahre alt war. In eine Ehe hineinzuschauen, in der man einfach mal Gast sein darf, war für mich sehr heilsam. Es ist schön, diese Gemeinschaft zu erleben.
Dabei geht es nicht nur darum, Vergangenes zu bewältigen oder zu sehen, wie eine gute Ehe aussieht. Es geht auch darum, Gemeinschaft zu haben. Man hört zum Beispiel: „Wie geht es euch mit den Kindern?“ Man kann Anteil nehmen, wenn man zusammen isst, und solche Dinge. Es bleibt nicht immer alles ruhig und friedlich, aber das gehört dazu.
Insofern ist es wirklich genial, auch in Familien dabei zu sein. Wir haben auch erfahren, dass es besonders wertvoll ist, wenn Singles dabei sind, die uns unglaublich viel helfen. Natürlich hat man auch Freunde im gleichen Lebensabschnitt, etwa Ehepaare mit kleinen Kindern. Mit ihnen trifft man sich und hat natürlich gemeinsame Themen.
Aber in anderer Hinsicht wissen wir: Abends können wir uns schlecht zu viert treffen. Es ist ein großer Segen, Freunde zu haben, die uns anbieten zu helfen. Wenn wir Unterstützung brauchen, sagen sie: „Wir kommen rüber.“ Dabei geht es nicht nur ums Babysitten, sondern darum, wirklich für uns da zu sein. Sie können das auf eine andere Art als diejenigen, die selbst Familie haben.
Wir schätzen es sehr, Freunde zu haben, die nicht durch Familie gebunden sind und die Freiheit haben zu sagen: „Wir sind da, wir unterstützen euch.“ Das ist einfach segensreich. Ja, das ist wirklich so.
Vielleicht noch ein letzter Aspekt, den ich gerne ansprechen möchte: Als Gemeinde, als Kinder Gottes, sind wir eine Familie. Wir sind eine Familie.
Dabei ist es nicht so, dass die Gemeinde ein Abbild der irdischen Familie ist. Vielmehr ist es genau umgekehrt: Die irdische Familie ist ein Abbild der himmlischen Familie.
Diese enge Gemeinschaft zeigt sich auch in den Worten des Petrus. Er fragt einmal: „Herr, was bekommen wir für Lohn, dass wir dir nachgefolgt sind?“ Darauf antwortet er, dass sie tausendfach erben werden – Äcker, Häuser – und er nennt auch Mütter, Brüder, Schwestern, Söhne und Töchter. Das werdet ihr tausendfach erben, nicht erst in der kommenden Weltzeit, sondern schon in dieser.
Das finde ich so schön, weil es zeigt, dass man in diese Gemeinschaft hineingestellt ist, in die Familie Gottes. Man ist als Single Teil dieser großen Familie und sollte sich deshalb nicht unvollständig fühlen.
Ich möchte zum Abschluss noch einen Satz sagen, weil mir gerade etwas aufgefallen ist. Du hast gesagt, dass es in der Ewigkeit keine Ehe mehr geben wird. Für diejenigen von uns, die verheiratet sind, ist das vielleicht ein eigener innerer Konflikt: Was ist, wenn ich im Himmel nicht mehr mit meiner Frau verheiratet sein werde?
Lassen wir es einfach so stehen: Jesus hat das tatsächlich so gesagt. Im Himmel geht es nur darum, dass du dort bist und in einer engen Beziehung mit Jesus vereint bist. Natürlich werden auch alle anderen Menschen um dich herum da sein. Aber im Prinzip ist das Single-Sein das, was du auch in der Ewigkeit erleben wirst – letztlich als Vorgeschmack.
Die Ehe und Partnerschaft sind etwas, das hier auf der Erde begrenzt und gebunden ist. Fühl dich also nicht so, als würde dir etwas entgehen. Du hast als Single im Prinzip schon jetzt das Original, das du auch in Ewigkeit leben wirst. Das ist ein wirklich beeindruckender Gedanke.
Insofern können wir diese Folge vielleicht mit einer Ermutigung schließen: Egal, ob du Single bist und damit glücklich oder unglücklich bist, oder ob du in einer Beziehung bist und damit glücklich oder unglücklich – kümmere dich um die Sache des Herrn. Sorge dafür, dass du die Ressourcen, die dir zur freien Verfügung stehen, wirklich für die Ewigkeit einsetzt.
Das war die heutige Wortreich-Folge. Wenn du diese Folge mit dem Handy auf Spotify gehört hast, kannst du unten an unseren Umfragen teilnehmen.
Bis zum nächsten Mal. Ciao.