Ich freue mich, wieder im Markgräfler Land zu sein. Hier sind viele Erinnerungen.
Es war so schön. Wir sind heute Nacht von der Donau einen Tag früher heimgefahren, um hier zu sein. Das war interessant, denn einer hat zufällig am Tisch erzählt, dass er bei den Fackelträgern war. Dabei erzählte er von einer Geschichte vor zehn Jahren, die jemand ausgelegt hatte – es ging um den blinden Bartimäus.
Das war für mich der Punkt, mein Leben ganz auf Jesus zu legen.
Gestern, noch beim Frühstück, sprach ich mit Reinhard Walter, der später Oberkirchenrat in Thüringen wurde. Er sagte, dass er als junger Kerl durchs Markgräflerland gegangen sei und überall die Geschichte von Bartimäus ausgelegt habe.
Das war mir damals in der Mitarbeit in der Gemeinschaft und im CVJM so wichtig.
Die Bedeutung der Bibel und der Geschichte von Bartimäus
Wir hören eine Geschichte aus dem Markus-Evangelium, Kapitel 10, Verse 46-52.
Sie wissen doch, dass das Größte, was wir als Christen besitzen, ein Schatz ist: das Wort Gottes.
Ich habe diese Geschichte auf unserem Schiff vor 150 Leuten erzählt. Es ging um die Salzburger, die mitten im Winter vertrieben wurden. Sie mussten Haus und Hof aufgeben, aber die Bibel haben sie mitgenommen, als sie nach Ostpreußen gingen. Ein Viertel von ihnen verhungerte und erfror unterwegs. Doch die Bibel war es, für die sie alles zurückließen.
Nun kamen sie nach Jericho. Als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menge aus Jericho wegging, saß ein blinder Bettler am Wegesrand. Sein Name war Bartimäus, der Sohn des Timaeus.
Als er hörte, dass Jesus von Nazareth vorbeiging, begann er zu schreien: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Viele fuhren ihn an und forderten ihn auf, still zu sein. Doch er schrie noch viel lauter: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Jesus blieb stehen und sagte: „Ruft ihn her!“
Die Leute riefen den Blinden zu: „Sei getrost, steh auf, er ruft dich!“
Bartimäus warf seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.
Jesus fragte ihn: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“
Der Blinde antwortete: „Rabbuni, dass ich wieder sehen kann.“
Jesus sagte zu ihm: „Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen.“
Sogleich wurde Bartimäus sehend und folgte Jesus auf dem Weg.
Die Kraft des Namens Jesus in der Welt
Eine ganze Stadt ist in Aufruhr. Was ist passiert? Jesus ist da. Wirklich? Es gibt keine größere Attraktion in unserer Welt als den Namen Jesus.
Bei Gottlosen, bei Ablehnenden, bei Suchenden, bei Heiden, bei Atheisten und bei Christen – egal, wo man wohnt oder wohin man will – ist Jesus das Wichtigste. Das ist so bedeutend.
Man denkt oft, unser frommer Lebensstil sei für die Menschen interessant, unsere Musik, unsere Häuser, unsere Mitarbeiter oder unsere Publikationen. Doch das Beste, was wir der Welt geben können, ist, einfach von Jesus zu erzählen – und zwar in allen Teilen der Welt.
Bei den Buddhisten, bei den Hindus – ich bitte Sie von Herzen: Diskutieren Sie niemals mit Muslimen über den Koran. Sie können sie damit nur verletzen. Aber erzählen Sie Ihrem Nachbarn, Ihrem türkischen Nachbarn, einfach, was Ihnen Jesus bedeutet. Damit lösen Sie eine Revolution aus – allein durch das Erzählen.
Ein Freund von mir ist Pastor in Izmir. Er erzählt: „Ich war in Nagold im Zellerstift. Dort hat mich eine Schwester aus Eidlingen mitgenommen zum Bibelkreis. Ihr ahnt nicht, was das in mir ausgelöst hat – einfach von Jesus zu hören.“ Eines Tages ging er zu seinem Vater und sagte: „Ich bin Christ geworden.“
Denn Jesus bedeutet: Gott kommt zu uns. Dort begegnet man Gott. Nirgendwo sonst kann man Gott wirklich begegnen. Viele glauben, man könne Gott in Gefühlen, Hingaben, Versenkungen, Mystik oder Esoterik finden. Nein.
Und das ist doch die aufregendste Nachricht für alle Menschen auf der Welt: Gott lässt sich finden. Wirklich finden. Der ewige Gott, der lebendige Gott – den kann man wirklich finden. Dort, wo Jesus ist.
Die Notwendigkeit, Jesus beim Namen zu nennen
Ich bin immer traurig, dass heute in vielen christlichen Versammlungen der Name Jesus nicht mehr genannt wird. Ich treffe viele Menschen, die sagen: „Bei uns in der Gemeinde wird schon lange nicht mehr von Jesus gesprochen, da spricht man vom guten Gott.“
Was auch immer das sein mag – das ist ein guter Gott. Aber viele sprechen von einem Feld-, Wald- und Wiesengott oder sonst von einem Buddha oder einem Allah in den anderen Religionen. Viele Leute sagen: „Ich möchte Menschen von Gott überzeugen.“ Liebe Leute, das braucht er nicht. Die Hindus haben 300 Millionen Götter, die stellen euch noch in den Schatten.
Bei Gott stellt sich jeder etwas anderes vor. Man sagt: „Ich stelle mir so ein höheres Wesen vor.“ Ich weiß gar nicht, was man sich da genau vorstellt – ein höheres Wesen eben. Gott hat sich jedoch in Jesus kundgetan, er hat sich geoffenbart, und darum müssen wir der Welt von Jesus erzählen. Denn in ihm ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig da, weil er mitten unter uns ist. Dort können wir ihn finden. Ganz gewiss können wir ihn finden, und das ist das Große.
Vor ein paar Tagen habe ich die Geschichte gehört, dass Sie in Pakistan eine Open-Air-Evangelisation gemacht haben. Sie wissen, in Pakistan werden viele Christen umgebracht, sogar in den Gefängnissen der Polizei. Man hört von der brutalen Behandlung, wie mit Christen umgegangen wird.
Dann sagte mir ein Freund: „Wir haben großen Wert darauf gelegt. Fast tausend Leute waren bei der Open-Air-Evangelisation, um über ein Wort zu sprechen: ‚Kein anderer Weg führt zu Allah als über Jesus.‘ Das ist eine Beleidigung des Propheten. Wir wissen das, aber wir konnten nicht schweigen. Wir mussten es ihnen doch sagen.“
Es war wunderbar. Gott hat seine Hand über uns gehalten, und wir können es klar bezeugen. Das ist so wichtig für unsere ganze Arbeit, die wir haben, dass wir den Menschen dort sagen, was schon die Kinder in der Kindergruppe verstehen können: Er ist der gute Hirte, er ist das Leben und die Wahrheit. Er liebt dich, er kommt dir ganz nahe.
Und noch einmal: Das Beste, was wir Christen in der Welt haben, was die Kirche hat – das Beste von allem – ist Jesus, das Zeugnis von Jesus, das wir weitergeben.
Die Enttäuschung der Menge und die Herausforderung des Glaubens
Und darum war die ganze Stadt Jericho auf den Beinen. Viele Menschen waren dabei, sie hatten Jesus sogar leibhaftig gesehen und seine Worte gehört.
Doch am Abend des Tages sagten sie, es sei nichts gewesen – nichts, leer, enttäuschend. Sie hatten nichts gefunden.
Das passiert heute bei vielen, die konfirmiert und getauft sind. Sie sagen: „Mich hat es kalt gelassen, mein Herz ist leer, ich verstehe nichts, mir bedeutet der Name Jesus nichts.“
So wird der Name Jesus auf diese Weise sogar zum meistgehassten Namen in der Welt. Kein Name löst so viel Verachtung aus bei denen, die einmal etwas von Jesus gehört oder gesehen haben, aber nie wirklich etwas mit ihm entdeckt haben.
Darum ist es wichtig, dass wir am Anfang stehenbleiben: Eine große Menge zog mit Jesus, doch am Abend waren sie enttäuscht. Vielleicht waren sie fragend oder neugierig, aber sie haben nichts mit Jesus erlebt.
Und das ist die größte Not. Wenn man nichts mit Jesus erlebt, ist man frustriert und hat nur ein paar Stunden verbracht.
Ausgerechnet ein Blinder sieht klar
Mein erster Punkt: Ausgerechnet ein Blinder sieht klar.
Sehen Sie sich das einmal vor: Er saß da im Straßengraben, am Straßenrand. Was für ein Leben war das? Damals waren Behinderte ausgestoßen. Und bis heute ist es oft so, dass sie sagen: „Ich bin doch kein vollwertiger Mensch.“
Er trug ein schweres Lebensschicksal. Es gab keine äußere Versorgung. Er strickte sich also selbst etwas, und meist hatten sie nur Holzlöffel. Er bat um eine milde Gabe. Einige nette Leute warfen ihm etwas zu. Er war vom Almosen der Menschen abhängig. Ein schweres, verzweifeltes Leben.
Er wusste gar nicht, wie er das bewältigen sollte. Jeder Tag war eine Qual. Morgens dachte er: „Wenn doch schon Abend wäre.“ Abends dachte er: „Wenn doch schon wieder Morgen wäre.“ Er konnte seine Last kaum tragen. So ging es Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr um Jahr.
Es war ein furchtbares, schweres, verzweifeltes Leben.
Dann erlebte er etwas, das auch viele andere erleben: Viele Leute liefen an ihm vorbei. Eigentlich müsste er jetzt das Geschäft seines Lebens machen, jetzt müsste er betteln, damit Geld hereinkommt. Aber er merkte: „Was ist das denn? Da laufen so viele Leute an mir vorbei, und sie sind ganz still. Einer redet.“
War das eine Demo? Was war denn da los? Er hielt die Leute an und fragte: „Halt mal, was macht ihr denn da? Was ist los? Sagt mir, was da los ist!“ Da kam die Antwort: Jesus von Nazareth zieht vorüber.
Ein ganz einfacher Satz: Jesus von Nazareth. Na ja.
Und jetzt passiert das – und das ist der Knüller der ganzen Geschichte – was bei diesem Mann geschieht. Im ganzen Markus-Evangelium kam es vorher nur einmal vor, dass jemand klar gesehen hat, wer dieser Jesus von Nazareth war. Das war Petrus mit seinem Bekenntnis. Alle anderen hatten es nicht begriffen.
Ausgerechnet er, der Blinde, ruft und sagt: „Das ist ja der, von dem Jesaja gesprochen hat: Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, die Herrschaft ruht auf seiner Schulter, der Sohn Davids, der verheißene Messias.“
Die Rolle des Heiligen Geistes und des Wortes Gottes
Jetzt haben Sie ganz recht, wenn Sie fragen: „Wie passiert denn so ein Wunder?“ Ich war sehr dankbar, dass Udo Zanzinger das schon vorher so klar gesagt hat.
Was ist das? Ich möchte Ihnen ganz herzlich sagen: Sie können das nicht mit Ihrem Verstand erfassen. Darum enden alle Diskussionen, die Sie auch im Hauskreis geführt haben – selbst wenn sie bis drei Uhr morgens dauern – immer so, dass man am Ende genauso klug ist wie vorher.
Martin Luther hat es in seiner Auslegung zum Katechismus so formuliert: „Ihr seid ja unierte Kirche, wir Lutheraner in Württemberg haben es noch so gern: Ich kann Jesus Christus nicht durch meinen Verstand oder meine Kraft erkennen. Das geht nicht!“ Nie hat ein Mensch über seinen Verstand Gott erkennen können.
Wie geht es dann? Luther sagt: Nicht durch den Verstand, sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium erleuchtet. Wie passiert das? Durch das Evangelium. Was ist das? Durch die Bibel. Der Geist Gottes wirkt im Bibelwort.
Darum ist eine Gemeinde arm, wenn sie keine Bibelstunde mehr hat. Sie sind arm, wenn sie nicht täglich in der Bibel forschen und wenn sie es nicht so lesen, dass der Geist Gottes an ihnen wirken kann. Denn das Wort Gottes ist vom Geist Gottes durchdrungen.
Das haben Sie doch erlebt, als Sie am Grab standen und das Bibelwort auf einmal gehört haben – das Gotteswort, das inspirierte Gotteswort. Jesus sagt: Das ist ein Samenkorn. Ein Samenkorn hat Kraft, es wirkt. Jesus sagt: Meine Worte sind Geist und Leben.
Wenn Sie den Heiligen Geist vom Gotteswort trennen, landen Sie in der Schwärmerei. Haben Sie gehört? Wenn Sie den Heiligen Geist vom Wort Gottes lösen, landen Sie immer in der Schwärmerei von Menschengedanken.
Das ist das Interessante an der Bibel: Uns wird überall das wirkende Wort gesagt, das ins Gewissen führt, unser Leben verändert und erneuert und Frucht schafft. Das ist das Wort durch den Heiligen Geist, dieses Samenkorn, das in uns wirkt und so mächtig ist.
Was das bei dem blinden Bettler bewirkt hat, wissen wir kaum. Es ist ein Geheimnis, wie jeder von uns zum Glauben kam. Aber das ist das Wunder der Geschichte, das eigentlich Große: Dass jemand etwas entdeckt, was man mit all seinem Verstand und mit vier Professorentiteln und Doktorgraden nicht erreichen kann.
Das passiert schon bei unseren Kindern in der Kinderstunde. Viele von uns haben dort Jesus durch das Wunder des Heiligen Geistes entdeckt. Und das ist so groß, dass dieser Blinde plötzlich weiß: Jesus von Nazareth ist der verheißene Retter.
Es gibt in der ganzen Welt niemanden, der uns den Weg zu Gott weisen kann, der uns die Tür zum Himmel öffnet, außer diesem verheißenden Heiland. Er ist der Retter von Tod und Sünde und derjenige, der alles verändert.
Jahrhundertelang harrten die Menschen auf ihn. Und da läuft er an mir vorüber – wirklich in dieser armseligen Gestalt, diesem Wanderprediger Jesus von Nazareth.
Ich möchte einfach heute mit Ihnen reden: Haben Sie Klarheit über Jesus? Haben Sie in Ihrem Leben richtig entdeckt, wer Jesus ist? Hat Ihnen das der Geist Gottes aufgeschlossen?
Oft kommt die Frage: Warum macht Jesus das nicht bei meinem ungläubigen Freund oder bei einem Spötter? In der Bibel steht: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“
Das mit dem Suchen und Finden haben Sie oft erlebt. Wenn Sie Ihren Autoschlüssel verlegt haben, suchen Sie oft vergeblich und finden ihn nicht. Wenn Sie auf ein Amt gehen und dort etwas wollen, müssen Sie oft stundenlang warten und werden wieder weggeschickt. Da findet man nicht, was man sucht.
Nur bei Jesus gilt: Er hat versprochen, dass, wenn jemand wirklich über dem Wort Gottes sucht, unzählige haben das bezeugt – wie ich angefangen habe, mit betendem Herzen das Evangelium zu lesen –, dass ihnen ein Licht aufgeht.
In dem Augenblick wird einem klar, dass einem selbst die vorher dunklen Stellen der Bibel plötzlich hell werden. Das ist ein Versprechen. Man kann plötzlich begreifen: „Heute habe ich das Heil gefunden, heute bricht das Leben an, weil Jesus zu mir kommt.“ Das ist das Wichtigste in Ihrem Leben: Jesus zu entdecken.
Die Offenbarung durch den Heiligen Geist geschieht durch das Wort Gottes. Es ist interessant, dass Indianer in Südamerika, Eskimos oder Japaner – Menschen mit ganz anderen Kulturen – alle dasselbe Evangelium haben wie wir Deutschen. Dieses eine Evangelium ist seit 400 Jahren unverändert, so wie vor 1.500 Jahren zur Zeit der ersten Christenheit.
Dieses eine Wort wird niemals verändert. Es gibt immer wieder Christen, die sagen, man müsse die Bibel neu schreiben. Kürzlich hat Frau Kleiner, die Wetterfee mit der engen Taille, gesagt, man müsse die Bibel neu schreiben und ein Kapitel über Eds und so hinzufügen. Das ist eine Dummheit der Menschen.
Die Bibel braucht nicht neu geschrieben zu werden. Sie ist für Menschen aller Zeiten, aller Kulturen und aller Himmelsrichtungen gültig. Dieses Evangelium ist das gleiche, in dem sich Jesus offenbart.
Wenn Sie die Bibel aufschlagen, geht es nur darum, Jesus zu entdecken.
Toll, da hinten sind die Amtseefreunde. Wir haben auch bei einer Reise auf dem Schiff mit Schmul Smadja, dem größten Reisebüro in Israel, das jedes Jahr 40 Touristen ins Land bringt und deshalb in Jerusalem sehr angesehen ist, ein Buch geschenkt bekommen. Das Buch wurde von seinem Vater in seinem Verlag von Adolf Safi herausgegeben.
Darin steht etwas, das ich ganz toll finde: Selbst im Alten Testament zielen alle Stellen auf Jesus. Man kann nur von Jesus her verstehen. Das ist großartig. Die Juden öffnen uns die Augen, und so wird die Bibelstunde plötzlich wieder interessant.
Es ist so wichtig, dass wir das entdecken: dass wir Jesus bei unserer stillen Zeit begegnen, dass wir Jesus im Gottesdienst begegnen.
Interessanterweise ist in all den Jahrhunderten niemand anders zum Glauben gekommen als durch das Wort Gottes – durch das gepredigte, verkündigte und gelesene Wort Gottes.
Lass dich nicht abwimmeln
Nächster Punkt: Lass dich nicht abwimmeln. Die Leute reagieren oft mit Aufregung: „Halt deinen Mund! Und dann sei still!“ Sie sagen: „Ach, Sie kennen das doch, sei nicht so emotional! Du bist so begeistert und redest immer nur von Jesus, Jesus, Jesus.“ Heute könne man das nicht mehr tun. Man müsse sich auch um soziale Pflichten kümmern und sich mit anderen Fragen befassen. Wir seien heute mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
Das kennen Sie ja. Ich erinnere mich noch an eine große Diskussion in unserem Predigerseminar, als ich in der Morgenandacht zu Jesus gebetet habe. Es gab viel Aufregung: „Man kann doch nur zu Gott beten, Jesus ist doch nur eine Schiefe.“ Nein, Jesus ist mein Heiland und Herr, der mich liebt. In dessen Hände ich fallen will, wenn ich sterbe. Er hat mich durch sein Blut erlöst. Er ist die Mitte meines Glaubens.
Haben Sie das auch schon erlebt, wie es oft in den Gemeinden zugeht? „Du störst, du hast immer nur das eine Thema.“ Da heißt es: „Komm doch endlich zur Sache, zum Mittelpunkt!“ Und das ist auch wichtig, gerade wenn wir auf die Straßen gehen.
Liebe Leute, ich bin überzeugt, dass viel mehr Menschen als Sie Heimweh nach Jesus haben. Sie sind enttäuscht von den Christen, von der Kirche, vom Pfarrer sowieso – ich bin ja auch einer. Und was weiß ich, sie sind auch enttäuscht von der Kirchensteuer. Sie zahlen Beiträge und bekommen nichts dafür. Wenn wir die Straßeneinsätze gemacht haben, haben sie immer gesagt: „Vielen Dank, ich kann mir so einen schönen Anzug leisten, weil ich die Kirchensteuer zahle.“ Aber haben sie sonst noch mehr? Als dass sie zahlen müssen?
Ich will Ihnen von Jesus erzählen. Das ist das Wichtigste und Beste, was Sie brauchen. Da sind die Leute in der Fußgängerzone, denen wir erzählen, was wir mit Jesus erlebt haben. Was er uns bedeutet. Dass wir das Allerschönste in schlichten Worten erzählen.
Wir brauchen doch keine theologischen Spezialfragen. Und wir brauchen auch keine politischen Themen. Auch bei sozialen Fragen sind wir doch nicht weiter als die Arbeiterwohlfahrt und andere Organisationen, die sich wirklich einsetzen. Das Einzige, was wir haben, und das ist jetzt und in Ewigkeit das Wichtigste, ist, dass wir Menschen zu Jesus bringen können.
Darum schreit dieser blinde Bettler noch viel lauter: „Jesus, erbarme dich!“ Das Tolle ist, er ruft nicht: „Ich habe doch so ein gutes Herz“ oder „Ich bemühe mich, doch so gut zu sein.“ Das meinen wir ja immer, wenn wir vor Gott treten müssen. Nein, ich will deine Gnade haben. Gnade, die ich gar nicht verdient habe.
Wie auch bei dem Text vorhin, schön in Hebräer 13, bei Udo Zansinger: Wie wird das Herz fest durch Gnade? Und wie erkennt man Jesus? Nur durch Gnade.
Ich erschrecke oft, dass in vielen Gottesdiensten gar nicht mehr von der Sünde geredet wird. Das beschäftigt mich am meisten, wenn ich in eine Versammlung komme. Ich trage doch so viel Schmutz und Unreinigkeit mit mir. Ich kann doch nicht einfach so vor Gott treten. „Hereinige mich!“ Ich brauche doch zuerst die Gnade Gottes, dass er mich versöhnt. Ich kann nur aus Gnade zu ihm kommen – unverdient.
Ich habe mein Leben verwirkt. Ich bin nicht gut. Aber ich brauche die Gnade. Und das hat der Mann so erkannt. Das ist der Zugang zum Evangelium: Vergebung der Schuld. Da findet man Jesus zuerst – wie er mir meine Sünden vergibt, wie er mich freispricht, wie er mich mit Liebe nimmt.
Ach, die Geschichte vom verlorenen Sohn, das ist doch toll! Wie der Lumpensohn in die Arme des Vaters genommen wird – das ist doch das Wunder. Dort kannst du die Liebe Gottes erleben. Dort zuerst. Und das ist so herrlich.
Mach es wie der blinde Bettler: „Jesus, erbarme dich! Ich brauche dich, und ich will dich haben!“
Jesus bleibt stehen und ruft zu uns
Und Jesus bleibt stehen. Jesus hört die Stimme und bleibt stehen. Das ist nicht nur hier so, sondern steht schon im Psalm 34: „Da dieser Elende rief, hörte der Herr.“ In dem Augenblick, in dem jemand schreit, ist Jesus da.
Der blinde Bettler bestätigt das erneut. Es gibt viele Menschen, die sagen, sie hätten nichts erlebt, nachdem sie gebetet haben. Aber ich darf Ihnen sagen: Dieser Schrei um Gnade, „Erbarme dich meiner!“, wird erhört. „Da dieser Elende rief, hörte der Herr und half ihm aus allen seinen Nöten.“
Bei Jesus wird man nie abgewiesen. Er hört das Schreien, hört das Beten, und Jesus bleibt stehen. Dann kommt dieses herrliche Wort, das er so oft sagt: „Komm, komm her zu mir!“ Das ist der wichtigste Schritt, den man tun muss.
Und es steht später so schön da: „Er sprang auf.“ Wir sind ja manchmal auch in Hektik und Eile, doch oft ist das unnötig. Aber hier wird aus Eile etwas Gutes: Wenn Jesus sagt „Komm“, dann mach das mit Jesus fest!
Schade, dass man in unseren Versammlungen nie gefragt wird: „Willst du?“ Billy Graham hat das so eingeführt, dass man den Vortritt hat. Bei der Konfirmation muss man im Chor brüllen – und ob das überzeugend ist, kann man kaum beurteilen, wenn man aus der Reihe tanzt. Bei der Hochzeit wird man auch gefragt: „Willst du Käthe als deine Ehefrau?“ Aber es gibt nur zwei Stellen, an denen solche Fragen gestellt werden. Dabei müssten wir viel öfter fragen: „Wollt ihr denn wirklich Jesus?“
In der Gemeinde, in der ich jetzt wohne, in Cannstatt, ist vor ein paar Tagen der Gemeindebrief gekommen. Darin steht: „Durch die Kindertaufe sind wir unverlierbar Gotteskinder geworden.“ Wissen Sie, was das ist? Das ist schrecklich, wenn so ein Satz drinsteht. Das ist ein Verbrechen. Das widerspricht dem ganzen Zeugnis der Bibel.
Ich muss Jesus als meinen persönlichen Herrn annehmen, so sagt die Schrift. Die Taufe kann das nur noch bezeugen. Ob die Taufe als Kindertaufe vollzogen wurde, macht keinen Unterschied. Es ist ein Angebot, das ich ergreifen muss.
So wie es in der Bibel oft heißt: „Ich will dir ein gnädiger Gott sein.“ Das muss man durch den Glauben ergreifen, diesem Wort glauben und es annehmen.
Es ist so wunderbar, dass Jesus diesen Ruf hört. „Er sprang auf“ – der Blinde hat begriffen: Ich darf zu Jesus, er erbarmt sich über mich.
Einige in der Volksmenge führten den Blinden zu Jesus. Das ist der schönste Dienst, den sie tun können. Vielleicht sind sie schon ganz alt und sagen: „Ich lebe nicht mehr lange, ich habe nur noch wenige Wochen zu leben.“ Nehmen Sie sich vor, in den letzten Wochen Ihres Lebens noch jemanden zu Jesus zu führen. Sie müssen gar nicht viel tun, nur kurz erzählen, wie herrlich Jesus ist. Das kann im Altenheim sein oder anderswo.
Was in der Apostelgeschichte schon passiert ist: Menschen zu Jesus zu führen. Seien Sie getrost: „Steh auf, Jesus ruft dich!“ Eine herrliche Freudenbotschaft für Menschen.
Die Menschen um uns herum sind so verzweifelt. Sie schaffen ihr Leben nicht mehr, sind von Angst besessen und kommen nicht mehr zurecht. Das ist kaum zu bewältigen. Junge Leute sind oft schon im Burnout, ausgebrannt und leer, und sagen: „Ich schaffe das schon.“ Aber das stimmt nicht. Man schafft es nicht. Man wird mit den Problemen seines zerstörten Lebens nicht mehr fertig.
Komm, geh zu Jesus! Ich darf dich zu Jesus führen. Da warf der Blinde seinen Mantel weg. Mensch, den brauchst du doch nicht mehr! Du brauchst nichts mehr mitzubringen. Lass dein altes Zeug liegen, jetzt beginnt das Neue. Er kam zu Jesus – du musst gar nichts mitbringen.
Jesus fragt nach dem Wunsch des Herzens
Der nächste Punkt: Jesus fragt ihn, was willst du? Warum fragt Jesus das? Einmal weiß er sowieso alles. Aber es gibt einige Stellen, an denen Jesus Fragen stellt. Kennen Sie das Evangelium? Warum fragt Jesus? Er will dein Gebet klären.
Wir beten oft unvernünftig und schreiben Gott vor, was er tun soll. Solche Gebete kann Gott nicht erhören. Deshalb fragt Jesus konkret: Was willst du denn? Ich finde das so schön. Stellen Sie sich vor, lassen Sie Ihre Phantasie schweifen. Beim Bibellesen muss man das tun. Er hätte ja beten können: Herr, schenke mir viele tausend Schekel – das war die Währung in Israel – oder kauf mir einen schönen blinden Hund, der mich beschützt. Er hätte viele Bitten haben können.
Aber er will das Allergrößte. Wir sehen später, dass es ihm nicht nur um die Augen ging. Sonst wäre er ja sitzen geblieben und hätte gesagt: Gott, ich sehe! Danach heißt es, er zog mit Jesus. Er will Jesus haben. Aber zunächst will er sehend werden, um aus seiner ganzen Lebensnot herauszukommen. Er will wissen: Bin ich denn verdammt in alle Ewigkeit? Was ist mein Leben? Gibt es noch Hoffnung?
Darum sagt er: Herr, ich will sehend werden. Und dann geht alles Schlag auf Schlag. Das haben Sie oft erlebt, wie Jesus Ihre Gebete erhört. Was habe ich schon als junger Kerl erlebt, schon bei Klassenarbeiten in der Schule! Ach, was habe ich erlebt in Unfällen, in Gefahr und im Krankenhaus mit einem ganz schweren Bruch, wo der Professor sagte, der kann mal lieber richtig laufen!
Was haben Sie alles erlebt? Das haben wir erlebt, auch in der Gemeinde. Aber manchmal tut Jesus auch nicht, was wir von ihm wünschen, weil er uns noch Größeres vorhat. Das können Ihnen ganz viele bestätigen. Darum wollen wir uns nicht festlegen und auch nicht wundersüchtig sein. Sagen Sie: Herr, wie du es hast, so wie Jesus gebetet hat, dein Wille geschehe. Das Gotteswillige geschehe! Das ist das Beste, das Allerbeste.
Gott will nichts am Leben abknapsen, auch nicht im guten Teil. Und das ist das Tolle: Er kann mein Leben verändern und neu machen. Jesus fragt: Was willst du, dass ich dir tun soll? In dieser schönen Versammlung des Christustages will ich Sie fragen: Was willst du denn von Jesus?
Du darfst das Kleine erbitten, die Nöte des Alltags. Alles darfst du von Jesus erbitten. Aber das Allergrößte: Herr, ich will dich haben, dass du mein Leben neu machst. Ich bin auch so ein Verdammter, der mit einem gescheiterten Leben hier ist und weiß: Das kann es doch nicht gewesen sein, mein kurzes Leben. Wie ist das?
Wir sind vorher über die Rennstrecke der Solitude hinausgefahren, aus Stuttgart. Dort hängen viele Plakate für Motorradfahrer, die Raser, die am Boden liegen, wo der Engel kommt. Da steht: Viel zu früh. Meine Frau sagt: Mensch, wenn die Leute sterben, dann müssen sie doch wenigstens ein bisschen umgekommen sein. War das alles, was wir im Leben hatten?
Und wenn einer selbst Banker ist, was ist das Leben überhaupt? Herr, ich möchte mehr. Ich möchte erkennen, worum es wirklich geht in dieser Welt und in meinem kurzen Leben. Und das ist das ganz, ganz große Wunder.
Natürlich kann Jesus Blinde sehen machen, und Jesus kann viele Wunder tun. Aber das Allergrößte ist, dass er sündige Menschen zu Gotteskindern macht und ihr Wesen durch eine Neugeburt verändert. Das ist das größte Wunder.
Wenn Sie mal Psychologen sprechen, sagen die oft: Es geht nicht. Ein Mensch bleibt, wie er geboren ist. Er muss mit seiner Veranlagung leben. Das ist eine Botschaft für die Welt, dass Menschen verändert und erneuert werden können.
Paulus sagt einmal: Wie die Sünde in deinem Leben geherrscht hat, so soll jetzt die Gerechtigkeit herrschen, wenn Jesus dein Herr ist und dich erneuert. Und das ist so unglaublich, was da passiert und geschieht.
Am Ende sind viele entsetzt: Die vielen Tausenden, die am Straßenrand standen und Jesus gesehen haben, die Geschichte erlebt haben, haben es nicht kapiert. Hast du es kapiert? Und verstehst du jetzt, was das Wichtigste des Dienstes in dir und in der Welt ist? Was wir weitersagen müssen, was wir tun müssen in unseren Versammlungen?
Der Mann zog mit Jesus mit. Warum? Wer Jesus hat, hat das Leben. Ganz gleich, was er hat und wo er ist. Und er hat Erfüllung und Freude.
Das Leben mit Jesus trotz Leid und Tod
Wir hatten vor ein paar Monaten den schweren Dienst eines guten Freundes von mir. Er war Entwicklungshelfer in Afghanistan. In allen Zeitungen und im Fernsehen wurde berichtet, dass Willi Ehret erschossen wurde. Er war 59 Jahre alt und sollte in Heimerdingen beerdigt werden. Er musste seinen Dienst dort tun.
Willi war ein so guter Mensch. Die Frau, die als Missionarin in Malawi arbeitet, sagte, wir machen ein Fest für Jesus daraus. Natürlich mussten wir uns auch die Tränen wegwischen. Aber dann haben wir gesungen: „Wenn wir dich haben, dich Jesus, kann uns nichts schaden – Teufel, Welt, Sünd’ oder Tod.“ Das ist doch die Erkenntnis von Menschen, die mit Jesus leben, egal was auch kommen mag.
Vor uns steht eine Zukunft, eine unbeschreibliche Zukunft – heute schon, morgen und dann erst in der Ewigkeit. Dafür ist Jesus ans Kreuz gegangen, dafür ist er gestorben und auferstanden. Damit sich in deinem Leben eine Veränderung vollzieht: mit Jesus leben, ganz mit ihm, nichts mehr ohne ihn.
Das war das Thema: Jesus verändert. Hoffentlich verändert er dich. Hoffentlich packst du es. Man kann jahrelang Christ sein und all die frommen Formeln auswendig können, sodass man dabei selbst einschläft. Aber ob man es wieder richtig ergreift – ich will Jesus packen und ihm gehören für immer und in Ewigkeit. Amen.
