
Einführung: Die Bedeutung des Wortes Gottes und die Einladung zum Hören
Das Thema der Bibelarbeit lautet: „Brandte nicht unser Herz, wie der Funke überspringt?“ Ich lese den Bibeltext aus Lukas 24,13-33.
Ich möchte noch einmal betonen, dass ich den Bibeltext nicht vorlese, weil es Routine ist oder weil es zur Pflicht gehört, den Bibeltext einmal zu hören. Vielmehr tue ich das, weil ich überzeugt bin – und diese Erfahrung habe ich auch in vielen Vortragstätigkeiten gemacht –, dass die Worte der Menschen, selbst wenn es noch so tolle Predigten sind und rhetorisch ausgefeilt, oft nicht haften bleiben. Ich bin immer wieder erschüttert, wie schnell Predigten von meinen Studierenden vergessen werden.
Das Wort Gottes aber bleibt, weil darin Kraft und Verheißung liegen.
Jetzt möchte ich einfach darum bitten, mit Jesaja 50,4, dass wir unsere Herzen und Ohren vom Geist Gottes wecken lassen. So können wir hören, wie es die Jünger tun. Es gibt einen Unterschied zwischen Hören und Hören, wie ein Jünger es tut – fokussiert auf den Meister und auf das Wort Gottes.
Begegnung auf dem Weg nach Emmaus: Zweifel und Enttäuschung
Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag in ein Dorf, das etwa sechzig Stadien von Jerusalem entfernt lag. Der Name des Dorfes war Emmaus. Sie redeten miteinander über all diese Ereignisse.
Während sie so miteinander sprachen und sich gegenseitig Fragen stellten, näherte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Doch ihre Augen wurden gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.
Jesus fragte sie: „Was sind das für Dinge, über die ihr unterwegs miteinander verhandelt?“ Da blieben sie traurig stehen.
Einer von ihnen, mit Namen Kleopas, antwortete ihm: „Bist du der einzige Fremde in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist?“ Jesus fragte: „Was denn?“
Sie aber erzählten ihm von Jesus von Nazaret. Sie sagten: „Er war ein Prophet, mächtig in Wort und Tat vor Gott und dem ganzen Volk. Unsere Hohenpriester und Oberen haben ihn zur Todesstrafe verurteilt und gekreuzigt.
Wir aber hatten gehofft, dass er derjenige sei, der Israel erlösen würde. Doch heute ist der dritte Tag, seit dies geschehen ist.
Außerdem haben uns einige Frauen aus unserer Mitte erschreckt. Sie waren früh am Grab, fanden seinen Leib nicht und kamen zurück mit der Nachricht, sie hätten eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagten, er lebe.
Einige von denen, die mit uns waren, gingen zum Grab und fanden es so, wie die Frauen gesagt hatten. Aber sie sahen ihn nicht.“
Jesus sprach zu ihnen: „O ihr Toren und zu träges Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“
Dann begann er bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt worden war.
Wertschätzung als Grundlage für neues Glaubensfeuer
Sie kamen nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Er stellte sich so, als wolle er weitergehen. Doch sie nötigten ihn und sprachen: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“
Er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch er verschwand vor ihnen.
Sie sprachen miteinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“
Sie standen zu derselben Stunde auf, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt sowie die, die bei ihnen waren. Diese sprachen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen.“
Sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach.
Es gibt einen Satz, der oft dem Kirchenvater Augustinus zugeschrieben wird: „In dir muss brennen, was du in anderen anzünden willst.“
Dieser Satz bringt das Thema dieses Vortrags gut auf den Punkt – und übrigens auch das Dilemma, in dem wir oft stehen.
Das heißt umgekehrt: Wenn in mir nichts brennt, wenn kein Feuer mehr da ist, dann gibt es auch keinen Funken, der überspringen kann.
Daher ist die Antwort auf die Frage, was unser eigenes Herz zum Brennen bringt, die absolut notwendige Grundlage für die Folgefrage, wie das Feuer weitergegeben werden kann und wie der Funke auf andere überspringt.
Ich möchte diesen Fragen anhand von vier Beobachtungen im Bibeltext nachgehen. Der erste Punkt, die erste Beobachtung, ist Wertschätzung.
1. Beobachtung: Wertschätzung trotz Enttäuschung und Zweifel
Wenn man den Text so liest, merkt man schnell: Der Weg nach Emmaus ist kein Weg, der nur von Glauben und missionarischem Tatendrang strotzt. Im Gegenteil, der Weg ist geprägt von großer Enttäuschung, Ratlosigkeit und Zweifel.
Beide Jünger wirken in ihrem Denken und Reden müde und desillusioniert. Man könnte fast sagen, sie sind ausgebrannt – ein klassischer Burnout. Zwei Jünger Jesu verlassen Jerusalem. Dabei geht es nicht nur um einen geografischen Ort, sondern um vieles, was sie damit verbunden haben: ihre Hoffnungen, ihre Erwartungen, ihre Wünsche und Träume. All das ist völlig enttäuscht worden. Alles, was sie in ihren Glauben an den vermeintlichen Messias, Jesus von Nazaret, investiert hatten, liegt nun in Scherben.
Diese Erfahrungen klingen übrigens nicht nur fremd. Viele Christen heute waren anfänglich begeistert von einer Sache, einer Bewegung, wunderbaren Gemeinden oder geistlichen Leitern. Man könnte noch vieles aufzählen und lehren, nur um am Ende enttäuscht festzustellen, dass sie sich geirrt haben.
Der Weg nach Emmaus in unserem Bibeltext beginnt also nicht gut und auch nicht besonders verheißungsvoll. Er ist zunächst einmal ziemlich ernüchternd und deprimierend. Die Herzen brennen nicht, sondern sind träge geworden.
Genau auf diesem Weg nähert sich Jesus selbst und geht mit ihnen. Dieser Punkt ist wichtig, weil er die Grundlage für alles andere legt, was folgt. Jesus gesellt sich zu den Jüngern, die nicht übersprudeln vor missionarischem Eifer und Glaubensgewissheit, sondern verwirrt und ratlos sind. Ihre Herzen sind träge geworden, dem Wort Gottes zu glauben.
Die Bibel sagt, dass sie ihn nicht erkannten, oder wörtlich: ihre Augen wurden gehalten. Diese Blindheit ist sicherlich auch durch die Trauer über den Tod Jesu bedingt, aber vielleicht auch durch falsche Vorstellungen, die wir von Gott haben. Erwartungen an Jesus als den Messias, wie er uns zu retten hat, wann und wo Gott in unserem Leben eingreifen soll.
Jesus ist gerade auferstanden von den Toten. Das muss man sich einfach noch einmal bewusst machen: Da war jemand, der tot war, in das Totenreich abgestiegen ist und wieder auferstanden ist. Er lebt wieder, hat den Tod besiegt und ihm den Stachel genommen.
Sicherlich hätte es viele Orte gegeben, die wirkungsgeschichtlich wichtiger gewesen wären: Jerusalem, der Tempel, die galiläischen Städte, wo Jesus vor seinem Tod gewirkt hat und wo ihm großer Unglaube entgegengebracht wurde; die Hohepriester, die ihn angeklagt haben; die römischen Soldaten, die ihn verspottet haben. Am wirkungsvollsten wäre sicherlich der Weg direkt zum Zentrum der damaligen Weltmacht gewesen, nach Rom, damit alle mitbekommen, dass Jesus auferstanden ist – nach all den Anklagen, Verspottungen, Folter und Schmach.
Doch der Fokus in dieser Geschichte liegt nicht auf dem Tempel in Jerusalem, nicht auf dem Palast des Herodes und auch nicht auf dem Zentrum der Macht. Der Fokus liegt völlig unerwartet und so liebenswert – das ist der Grund, weshalb ich Gott so liebe – an einem ganz anderen Ort, in einer ganz anderen Richtung: auf dem Weg nach Emmaus, einem völlig unbedeutenden Ort.
Warum hat der auferstandene Jesus diesen Weg nach Emmaus gewählt? Wegen zweier unbekannter Jünger, die nicht einmal zum Zwölferkreis der Apostel gehörten. Nach dem Tod Jesu sind sie zutiefst enttäuscht, ratlos und verwirrt auf diesem Weg unterwegs.
Dass Jesus sich ihnen nähert und mit ihnen geht, war weder Zufall noch Verirrung. Es war eine bewusste Entscheidung, die deutlich macht, wo seine Prioritäten liegen. Und das ist Wertschätzung. Das ist der Zünder für das brennende Herz: Du bist wichtig, selbst wenn die Halle völlig leer wäre und nur zwei oder einer da sitzen würde.
Nach dieser Geschichte wärst du Jesus wichtig genug, um die anderen Wege zu lassen und hierher zu kommen. Du bist es wert. Das ist Wertschätzung – und das ist der Zünder für ein brennendes Herz.
Jesus geht also ein Stück des Weges mit diesen zwei Jüngern. Er fragt nach, was ich auch immer sehr amüsant finde. Er hört zu und gibt ihnen Raum, alles rauszulassen: ihre Enttäuschung, ihre Bitterkeit, ihre Verletzungen, ihre Zweifel an dem möglichen Messias, ihre Resignation.
Sie fragen ihn: „Bist du der einzige Fremde in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen passiert ist?“ Die Antwort von Jesus ist fantastisch: „Was denn? Herr, bist du der einzige, der nicht weiß, was mit Jesus von Nazaret passiert ist? Sag es! Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde.“
Jesus überrollt sie nicht. Er dominiert sie nicht mit seiner Allmacht und seinem Allwissen. Er fragt nach und lässt ihnen – und auch uns, jedem von uns – Zeit und Raum für Zweifel und Enttäuschungen.
Als er dann nach dem Zuhören anfängt zu reden, wechselt er nicht einfach das Thema. Er geht auf das Gehörte ein und gibt dem Gespräch einen neuen Bezugsrahmen. Und...
2. Beobachtung: Der Fokus auf Jesus Christus als Perspektivwechsel
Dieser neue Bezugsrahmen ist der zweite Punkt und zugleich der wichtigste von allen vier Punkten. Während der erste Punkt die Grundlage bildete und als Zünder für das brennende Herz diente, ist der zweite Punkt von zentraler Bedeutung: der Fokus auf Jesus Christus.
Zunächst handelt es sich um einen Perspektivenwechsel, bei dem das Gehörte ins Licht der gesamten Heiligen Schrift gestellt wird. Dabei entsteht ein größerer Kontext, der mehr Kraft besitzt als die eigenen Gedanken, Vorstellungen, Überzeugungen und Erfahrungen. In diesem Prozess geschieht zweierlei: Der Horizont wird geweitet und gleichzeitig der Fokus geschärft.
Einerseits erweitert sich der Horizont über die Grenzen unserer menschlichen Erwartungen und Gegebenheiten hinaus auf Gottes Realität, auf seine Verheißungen – nicht unsere Wünsche – sowie auf sein Wirken in der Welt und in unserem Leben. Andererseits wird der Fokus der gesamten Schrift auf einen Kristallisationspunkt gerichtet, nämlich Jesus Christus.
Vers 27 beschreibt: „Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in allen Schriften von ihm gesagt worden ist.“ Damit wird deutlich, dass die Schrift und die Heilsgeschichte Gottes eine Mitte, einen Fokus haben, und dieser Fokus heißt Jesus Christus.
Es spielt keine Rolle, was andere sagen oder was Jesus selbst sagt – es gibt einen zentralen Fokus. Zwischen diesem Fokus auf Jesus Christus und dem Herzen eines gläubigen Menschen, das zu brennen beginnt, besteht eine innere Verbindung.
Es wird berichtet, dass Jesus bei Mose anfing, dann alle Propheten und die gesamte Schrift auslegte. Einige Theologiestudenten denken an dieser Stelle vielleicht: „Oh nein, Exegese, und dann auch noch das Alte Testament! Gibt es ein Fach, das noch weiter weg von einem brennenden Herzen sein könnte?“ Wieso nicht Predigtlehre oder Jugendarbeit? Dort brennt unser Herz, nicht bei Exegese oder Schriftauslegung.
Natürlich gibt es Gebote wie in 2. Mose 23,19, wo steht: „Du sollst ein Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen.“ Dieses Gebot ist selbstverständlich Teil der Heiligen Schrift und hat darin seinen Platz und seine Bedeutung. Aber niemand geht missionieren mit der guten Nachricht, dass das Ziegenböcklein nicht in der Muttermilch gekocht werden soll.
Der Fokus der Bibel liegt auf Jesus Christus. Er ist derjenige, der die Herzen der Jünger und auch unsere Herzen heute noch zum Brennen bringt und bringen kann. Genau das zeichnete den Apostel der Heiden, Paulus, aus und machte ihn zum Missionar par excellence.
Paulus hat in Jesus Christus mehr gefunden, mehr von ihm erwartet und ihm mehr vertraut. Dieses Vertrauen war gerechtfertigt. Der klassische Philologe Thea Glover beschreibt es in seinem Buch „The Jesus of History“ folgendermaßen (frei übersetzt aus dem Englischen):
„Es gibt keine Figur in der Menschheitsgeschichte, die eine größere Bedeutung besitzt als Jesus Christus. Die Menschen mögen ihn lieben oder hassen, aber sie tun es immer mit größter Intensität. Wenn er nur das wäre, was manche sagen, müsste er inzwischen eine bloße Figur der Antike sein. Das stimmt auch. Aber er ist mehr, er ist mehr als das. Jesus ist kein totes Gesprächsthema, mit ihm muss man sich auch heute noch auseinandersetzen.“
Wo immer die christliche Kirche, ein Teil davon oder ein einzelner Mensch Jesus Christus eine höhere Gewichtung gegeben hat – vor allem dort, wo alles auf Jesus hin fokussiert wurde – hat die Kirche, die Gemeinschaft oder der Einzelne an Kraft gewonnen. Überall dort, wo auf Jesus Christus ein neuer Schwerpunkt gelegt wurde, hat die Kirche an Kraft, Ausstrahlung und Energie gewonnen und Siege errungen.
Das war die Reformation: ein neuer Schwerpunkt nach 1500 Jahren Kirchengeschichte auf Jesus Christus – was er für uns bedeutet und was er für uns getan hat. Daraus entstand eine Bewegung, die so beispielslos ist, dass sie schlichtweg unter dem Namen „die Reformation“ in die Geschichte einging.
Aglova kommt zum Schluss: „One of the weaknesses of the Church today is, put bluntly, that Christians are not making enough of Jesus Christ.“ Ich habe versucht, das zu übersetzen. Es klingt nicht so gut wie das Englische, deshalb hier der Satz auf Englisch:
Eine der Schwächen der Kirche heute und auch der Christen ist, um es ganz offen zu sagen, dass Christen zu wenig aus Jesus Christus machen.
Der Fokus auf Jesus Christus ist keine leere Floskel oder eine religiöse Lehre, sondern die Antwort Jesu auf die Ratlosigkeit, Zweifel und Enttäuschung der zwei Jünger. Es ist dieser Fokus auf Jesus Christus, der das Herz der Jünger nach dieser Geschichte beim Zuhören zum Brennen bringt.
Wenn unser Herz nicht für diesen Jesus brennt – wenn das nicht unser Motiv und unser Antrieb für den heutigen Tag ist –, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass unser Glaube bald zu einer Religion wird. Eine Religion, die aus Ritualen, Gesetzen und vielleicht auch aus einem christlichen Lebensstil besteht, aber nicht das Leben selbst ist.
Zwischen Leben und Lebensstil besteht ein fundamentaler Unterschied. Das eine ist das Tradieren des Feuers – lebendig, pochend – und das andere ist das Tradieren der Asche. Früher war dort einmal Feuer, aber es glüht nicht mehr und erzeugt keinen Funken.
Mit Ritualen, Gesetzen und Pflichten können wir so viel machen, wie wir wollen, doch es geht nur bis zu einer gewissen Grenze. Der Funke kann nicht überspringen, weil die Glut, das Feuer, nicht mehr da ist.
Jesus Christus sagt nicht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und ein Lebensstil.“ Das klingt doch völlig absurd, oder? Er sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Genau um dieses Leben geht es im dritten Punkt, nämlich die Gemeinschaft mit Gott.
3. Beobachtung: Gemeinschaft mit Gott als Lebenswirklichkeit
In Vers 28 steht: Sie kam nahe an das Dorf, in das sie gingen, und er stellte sich, als wolle er weitergehen. Er stellte sich so, als wolle er weitergehen, doch dann baten sie ihn in ihrer Sprache: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“ Daraufhin ging er mit ihnen hinein, um bei ihnen zu bleiben.
Vom Weg ins Leben, hinein in den Alltag – das kennen wir auch aus normalen menschlichen Freundschaften. Man kann mit bestimmten Menschen ein Stück des Weges gehen. Man trifft sich hier bei Yumiko, man begegnet sich auf Freizeiten. Doch es ist ein Unterschied, ob ich ein Stück des Weges mit einem Menschen gehe oder ob ich zu einem Menschen, dessen Namen ich noch nicht kenne, sage: Komm zu mir, in mein Haus, an meinen Tisch, in meinen Alltag, in mein Leben.
Bis zu diesem Punkt war Jesus für die Jünger ein Fremder. Zwar ein mächtiger Lehrer, aber ein Fremder, den sie nicht erkannt hatten. Er brachte ihr Herz zum Brennen, war aber noch kein Teil ihres Lebens und Alltags. Jesus stellte sich bewusst so, als wolle er weitergehen.
Die Jünger laden ihn ein: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden.“ Je nachdem, wo wir uns gerade in unserem Leben befinden, assoziieren wir mit dem Begriff „Abend“ etwas anderes. Für manche ist es lediglich eine Zeitangabe: Es will Abend werden, der Tag neigt sich. Für andere ist es ein Lebensabschnitt, wie für mich mit 53 Jahren, oder eine schwierige Situation im Leben – eine belastete Familie, finanzielle Probleme, Ungewissheit über den weiteren Weg und die Zukunft, eine Krankheitsdiagnose oder eine kaputte Beziehung.
All das kann es für jeden von uns bedeuten, wenn wir sagen: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag in meinem Leben hat sich geneigt.“ Es ist eine Bitte und Einladung an Jesus, in unseren Alltag, in unser Leben hineinzukommen und zu bleiben – und Jesus tut es.
Dann geschieht etwas Interessantes: Als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch er verschwand vor ihnen.
Es ist bemerkenswert, dass die zwei Jünger Jesus nicht erkannten – obwohl ich mir so sehr gewünscht hätte, dass sie ihn als den auferstandenen Herrn erkennen. Nicht beim Lehren auf dem Weg, nicht als er ihnen die Schrift eröffnete und ihre Herzen zum Brennen brachte, sondern erst in der Gemeinschaft mit ihm.
Das ist ein herber Schlag, insbesondere für alle theologischen Lehrer. Für uns ist die Lehre so wichtig: Lehre, Auslegung, Exegese, Hermeneutik! Doch dieser Text korrigiert mich. Die Erzählung zeigt, dass das Ziel und die Würde aller theologischen Arbeit und Lehre darin liegt, Menschen in die Gemeinschaft mit Gott zu führen.
Jesus Christus ist nicht nur ein Gott des Weges, des Klassenzimmers, des Sanctuaries oder der Konferenzhalle. Er will ein Gott im Alltag sein, am gemeinsamen Esstisch, in der Vertrautheit des Alltags seinen Platz haben.
Das ist übrigens ein Markenzeichen der Liebe. Wenn man sich verliebt, zum Beispiel auf einer Freizeit, dann ist das Erste, was man will, den Kontakt aufrechtzuerhalten, wenn man zurückkehrt. Eine Vertrautheit im Alltag, das Leben zu teilen – das ist der erste Impuls, wenn man liebt.
Jakob Kröker hat einmal gesagt: Wer andere zu Gott führen will, der muss von Gott herkommen.
Das bedeutet, dass ein brennendes Herz nicht automatisch eine Relevanz für die Realität unseres Lebensalltags hat, wenn es nicht mit einer echten Gemeinschaft mit Gott verbunden ist. Und das kennen wir alle: Man geht auf Freizeiten mit superchristlichen Projekten – ob Worte des Lebens, Fackelträger oder Schloss Klaus, egal.
Unsere ganze junge Generation geht auf Freizeiten, auf Konferenzen. Das Herz fängt an zu brennen – ich habe das oft erlebt – durch erbauende und herausfordernde Predigten, nette Glaubensgeschwister, die für die vier Tage wunderbar sind, und durch bewegende Worship-Lieder. Da brennt es, da spürt man etwas, und das ist auch richtig.
Doch dann sind die Tage vorbei, und dieser Moment, dieses Hochgefühl, diese berührenden Worship-Leader und erbaulichen Predigten sind vorbei. Von dem brennenden Herzen ist im Alltag nicht viel spürbar. Das nennt man das berühmte „Freizeit-Low“.
Ein brennendes Herz kann also auch ein Strohfeuer sein, das in einem Moment hell und stark auflodert, aber genauso schnell wieder erlischt, wenn die Realität des Alltags hereinbricht – sei es Schule, Arbeitsstelle, Probleme mit Familie oder anderen Beziehungen.
Wenn das Herz nicht in einer echten Gemeinschaft, in einem vertrauten Umgang mit Jesus Christus verankert ist, kann unser Herz zwar brennen, hat aber keine entscheidenden Auswirkungen auf unser Leben.
Die Frage an dieser Stelle lautet: Wie schafft man das? Wie hat man eine echte Gemeinschaft mit Gott? Wie hat man eine echte Gemeinschaft mit Jesus?
Indem man ihn ehrlich bittet.
Ist das zu wenig? Ist das zu einfach? Muss da nicht etwas Größeres kommen? Wie bekommt man eine ehrliche Gemeinschaft mit Gott? Da muss doch eine größere Leistung her, etwas Außergewöhnliches.
Warum heißt es „gute Nachricht“, warum heißt es „Evangelium“? Weil Gott es so leicht wie möglich für uns gemacht hat.
Man muss ihn ehrlich bitten: „Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden. Es ist schon Abend geworden. Ich bin ratlos, ich bin einsam, ich bin in einem Tief. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Bleibe bei uns, denn es will Abend werden.“
Es will Abend werden – meine Realität. Wenn ich wieder versagt habe in meiner Disziplin, meine stille Zeit nicht gemacht habe, wenn ich unfreundlich war, wenn ich lustlos bin und keinen Bock habe, Bibel zu lesen, wenn ich krank bin, wenn ich ausgebrannt bin – bleibe bei mir, Herr.
Das ist die Gemeinschaft mit Jesus. Und das ist übrigens das Alleinstellungsmerkmal des christlichen Glaubens.
Ich komme aus einem Land, in dem der Buddhismus 70 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Es ist das Alleinstellungsmerkmal, dass wir einen Gott haben, der in unseren Alltag hineinkommt.
Einen Jesus Christus, der nicht nur an Sonntagen in der Gemeinde präsent ist, nicht nur auf Konferenzen wie dieser oder auf Freizeiten, sondern mitten im Alltag – weil er liebt.
Wenn wir nach Yumiko wieder zurück mit der S-Bahn fahren oder mit dem Auto, und später am Abend vielleicht alleine sind, nicht mehr mit Tausenden, sondern allein im Zimmer sitzen oder uns mit Anspannung auf die neue Woche in der Schule oder am Arbeitsplatz vorbereiten – da ist der Moment, in dem die Beziehung zu Jesus Christus in ihrer vollen Kraft sich entfaltet.
Da, wo kein anderer Götze, kein anderer Gott, keine andere Religion mitkommt. Dort, wo bei uns Abend wird, da, wo die Menschen sich oft eher distanzieren, da kommt es zum nahen Kontakt mit Gott und mit Jesus.
Hier unterscheidet sich der christliche Glaube tatsächlich von allen anderen Religionen – in dieser Vertrautheit, in meinem Alter, in meinem Leben mit Gott.
Wer andere zu Gott führen will, der muss von Gott herkommen.
Und das führt uns zum vierten und letzten Punkt: Der Funke springt über.
4. Beobachtung: Der Funke springt über – Zeugnis als Berufung
Ich hatte vorher gesagt, man müsse zuerst die Frage klären: Was bringt mein Herz zum Brennen? Nur so lässt sich überhaupt die Folgefrage beantworten: Wie springt der Funke über?
Ich komme zurück auf den Text: „Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die elf versammelt und die bei ihnen waren. Sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach.“
Ich stelle mal eine Theorie auf, eine These, und ihr könnt mich jederzeit herausfordern: Der Funke springt immer dann über, wenn wir unsere Grundberufung von Gott leben. Diese lautet: „Ihr werdet meine Zeugen sein.“
Die Geschichte von den zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus endet mit einer Wende, mit einem Richtungswechsel. Die zwei Jünger stehen vom Tisch auf, kehren zurück nach Jerusalem. Und alles, was sie dort tun – wenn man den Text genau betrachtet –, ist eigentlich nur Zeugnis geben von dem, was auf dem Weg geschehen war und wie Jesus von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach.
Da ist nicht die Rede von einer hochkomplexen theologischen Abhandlung oder einer tiefen philosophischen Erkenntnis. Die zwei Jünger werden zu Zeugen der Auferstehung Jesu, indem sie den anderen einfach erzählen, was sie auf dem Weg mit Jesus erlebt haben. Und der Funke springt über.
Die Apostelgeschichte gilt in der Bibel als das Missionsbuch schlechthin. Es folgt eine Geschichte nach der anderen, wie ein Funke überspringt und dann die ganze Galiläa, Judäa, Samaria und die ganze Welt erfasst – bis zum heutigen Tag. Es ist also ein Buch, das nur davon erzählt, wie der Funke überspringt von einem brennenden Herzen.
Dort, am Anfang des ersten Kapitels, steht der folgende Vers, der zum Programm der Missionsgeschichte wird: Apostelgeschichte 1,8: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Welt.“
Auch wenn es nicht das Thema für heute ist, möchte ich wenigstens kurz, aber deutlich hervorheben, dass die Hauptaufgabe – ob es mir gefällt oder nicht – und das Hauptziel des Heiligen Geistes in der Apostelgeschichte darin besteht, die Gläubigen zu befähigen, Zeugen Jesu zu werden. Das ist sein Anliegen, sein Ziel und der Kern seines Wirkens. Natürlich tut er vieles andere auch, aber das ist der Kern.
„Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt, und ihr werdet meine Zeugen sein.“
Berufen zu zeugen, das ist keine plötzliche Idee aus dem Nichts im Neuen Testament, sondern bereits im Alten Testament vorhanden. Ich lese nur eine prominente Stelle aus Jesaja 43,10-13, weil es so ein wunderschönes Wort der Berufung ist:
„Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erwählt habe, damit ihr wisst und mir glaubt und erkennt, dass ich’s bin. Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland. Ich habe es verkündigt und habe auch geholfen und habe es euch hören lassen. Und es war kein fremder Gott unter euch. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott. Auch künftig bin ich derselbe, und niemand ist da, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke, wer will’s wenden?“
Diese Berufung als Zeuge geht gerade weiter in der Apostelgeschichte im Neuen Testament:
- Apostelgeschichte 2,32: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind.“
- Apostelgeschichte 10,39: „Und wir sind Zeugen alles dessen, was er sowohl im Lande der Juden als auch in Jerusalem getan hat.“
- Apostelgeschichte 22,14-16: „Hannanias aber sprach zu Saulus: Der Gott unserer Väter hat dich erwählt, dass du seinen Willen erkennen sollst und den Gerechten sehen und die Stimme aus seinem Munde hören; denn du wirst für ihn vor allen Menschen Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast. Richte dich auf und stelle dich auf deine Füße, denn hierzu bin ich dir erschienen, dich zu einem Diener und Zeugen dessen zu verordnen, was du gesehen hast, wie auch dessen, worin ich dir erscheinen werde.“
Und deswegen, liebe Brüder und Schwestern, redet der Hebräerbrief eben nicht von einer großen Wolke von Lehrern, Anwälten, Ärzten, Leitern, Vorständen, Pastoren oder Theologieprofessuren, sondern von einer großen Wolke der Zeugen, einer großen Wolke der Zeugen.
Mit dem Begriff „Zeuge“ wird Authentizität und Glaubwürdigkeit verbunden. Zeugen sind Menschen, die selber etwas gesehen, gehört und erlebt haben und deshalb für die Wahrheit einer Aussage stehen.
Gott beruft uns zu seinen Zeugen nicht, weil wir alle eine reine Weste haben oder weil unsere Lebensgeschichte immer so perfekt, spektakulär oder wunderbar glatt und fromm verläuft. Sondern weil Jesus Christus in unserer Lebensgeschichte gegenwärtig ist. Erinnern wir uns: „Bleibe bei uns, Herr, bleibe bei uns!“ Denn Jesus Christus in unserer Lebensgeschichte – das ist der Funke, der auf andere Menschen überspringt.
„Jesus Christus in mir, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ Deshalb finde ich es schade, vor allem in unseren Breitengraden, wenn sich gebildete Menschen als Zeugen verstehen, aber Zeugnis sein heißt nicht nur erkennen – das haben wir genug. Sie sind doch alle hier, weil sie so viel wissen.
Zeuge sein heißt nicht nur erkennen, sondern auch bekennen. Es bedeutet, dass nicht nur mein Kopf, mein mehr oder weniger brillanter Verstand oder mein Wissen gefragt sind, sondern auch mein Herz, mein Wille und mein Handeln in die Waagschale geworfen werden.
Wenn Erkenntnis und Bekenntnis zusammenkommen, dann findet eine Intensivierung statt. Ich höre oft: „Ach ja, wenn man wissenschaftlich arbeiten will, wenn man als Theologe glaubwürdig sein will, dann darf nichts Persönliches rein.“ Das ist keine Verminderung der wissenschaftlichen theologischen Arbeit, sondern eine Intensivierung.
Wissen Sie, warum? Weil, wenn Erkenntnis und Bekenntnis zusammenkommen, der Mensch nicht nur mit seinem Kopf gefordert ist, Rechenschaft zu geben, sondern mit seiner ganzen Existenz. Was ist intensiver? Er ist gefordert, mit seiner ganzen Existenz hier, hier und hier Rechenschaft zu geben darüber, an wen er glaubt, warum er glaubt und was er glaubt.
Der christliche Glaube steht und fällt mit der Person Jesu Christi, mit nichts anderem. An ihm scheiden sich die Geister. Deshalb ist unser Zeugnis von ihm und über ihn der Einsatz nicht nur unseres Verstandes wert, sondern auch unseres ganzen Herzens, ganzen Willens und unseres ganzen Handelns – die gesamte Existenz des Menschen. Das ist ein Zeuge.
In 1. Korinther 15,8-10 findet sich eine wunderbare Stelle. Paulus, der Missionar per se, dessen ganze Missionstätigkeit fast nur ein Zeugnis ist, schreibt:
„Zuletzt von allen ist er auch von mir gesehen worden, als einer unzeitigen Geburt, einer Frühgeburt, etwas, das eigentlich nicht fertig war. Denn ich bin nicht der Schüler von Gamalja, sondern ich bin der Geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich Apostel heiße, weil ich die Gemeinde verfolgt habe.“
Das sagt der Missionar, der fast im Alleingang die halbe Welt missioniert hat – ohne Flugzeuge, ohne Züge, ohne Autos. „Ich, der es nicht wert bin, Apostel zu heißen, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.“ Das ist Zeugnis.
Und jetzt kommt der beste Satz: „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Das bin ich dann aber auch.“ Das ist Zeugnis von Jesus Christus.
Nicht jeder von uns – wir kommen so langsam auf die Zielgerade, und noch einmal zur Aufmerksamkeit: So langsam geht es dem Ende zu – nicht jeder von uns hat eine dramatische Lebensgeschichte wie Paulus. Für viele von uns ist der Weg, den wir mit Jesus gehen, eher geprägt von den gewöhnlichen Herausforderungen im Alltag eines christlich erzogenen Menschen.
Aber wir sind nicht berufen, liebe Brüder und Schwestern – lassen Sie sich da nicht irre machen –, wir sind nicht berufen, Zeugen zu sein von spektakulären Erfahrungen. Wir sind berufen, Zeugen zu sein von Jesus Christus und nur von Jesus Christus allein.
Das ist ein fundamentaler Unterschied: Ob ich den Fokus lege auf meine mehr oder weniger großartigen Erfahrungen in meinem Leben oder auf Jesus Christus in meinen Erfahrungen, in meinem Leben.
Wir haben den Schatz – das Evangelium – in irdenen Gefäßen. Diese irdenen Gefäße, von denen Paulus in 2. Korinther 4,7 redet, sind wir. Das ist unser Leben, unsere Lebensgeschichte mit allen Höhen, mit allen Missverständnissen, mit allen Fehlentscheidungen, mit allen Tiefen, mit allen Erfolgen und Niederlagen.
Je älter wir werden, desto mehr haben wir zu berichten – mit allen Stärken und Schwächen, mit allem Guten und Schönen, aber auch mit allen Wunden und Narben, die wir mit uns tragen. Jeder von uns trägt in seinem Leben das Evangelium in unseren irdenen Gefäßen. Das ist unser Leben, unsere Lebensgeschichte und unsere Christusgeschichte.
Gott hat das Evangelium seines Sohnes Jesus Christus in unser Leben als Zeugen hineingelegt, seinen Schatz uns anvertraut, auf dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.
Und wenn jemand jetzt denkt: „Oje, in meinem Leben ist momentan überhaupt nichts spürbar von diesem Schatz in mir, von dieser überschwänglichen Kraft. Das mag für alle anderen gelten, aber nicht für mich, weil ich so ermüdet bin, ich bin so erschöpft im Glauben, ich muss mich immer wieder zwingen, dass mein träges Herz irgendwie noch pocht. Ich habe auch nicht so viel Tolles erfahren, sondern eigentlich mehr Enttäuschendes.“
Dann möchte ich uns ermutigen, wieder zurückzugehen – zurück zu dem Text, ganz an den Anfang des Weges – und sich bewusst zu machen, liebe Brüder und Schwestern: Ich habe gesagt, das ist der Zünder, dass der auferstandene Jesus, der den Tod besiegt hat, der gesagt hat „Alles ist vollbracht“, nicht den Weg nach Jerusalem oder Rom gesucht hat, sondern den Weg nach Emmaus.
Aus dem einzigen Grund, kein anderer: Weil zwei seiner Jünger innerlich abgekämpft, ausgebrannt und ermüdet sich auf diesem Weg befanden.
Es ist mein Gebet und meine berechtigte Hoffnung, dass diese Gegenwart und das Hören auf Jesus auf dem gemeinsamen Weg unsere Herzen wieder zum Brennen bringt. Denn er kann es. Und wir können in der Gemeinschaft mit Jesus an unserem Tisch, am Tisch unseres Lebens, ihn wieder neu erkennen und Zeugnis geben von diesem auferstandenen Herrn.
Amen. Ich bete noch.
Schlussgebet
Geliebter Herr Jesus Christus, hab Dank, dass du hier bist – so wie du auch auf dem Weg nach Emmaus bei den Jüngern warst. Du bist hier, nicht weil die Veranstaltung die größte ist, sondern weil wir es sind, jeder einzelne von uns.
Du kennst uns beim Namen. Du kennst unsere Geschichte, unsere Erfolge, aber auch unsere Niederlagen. Du kennst unsere Enttäuschungen und Wunden, das Schöne und Gute. Du kennst alles, so wie es ein Liebender immer tut. Du fragst nach uns, du siehst uns, und du bist hier. Das ist so unfassbar wertvoll, dass du mitten unter uns bist.
Herr, ich bitte dich, als der Gott, der in die Geschichte dieser Welt und unseres Lebens eingegriffen hat und immer wieder eingreift – wie wir auch in den Zeugnissen gehört haben –, dass du, Herr Jesus, uns wieder groß machst. Dass wir lernen, alles wieder auf dich zu setzen. Lass uns uns nicht beirren von vielen anderen Lehren und auch guten Dingen, die wichtig sind.
Sondern lass uns mit unserem ganzen Herzen, mit unserer ganzen Existenz, mit allem, was wir sind – ob gut oder schlecht – alles auf dich setzen, Herr Jesus Christus. Lass uns mehr in dir finden, mehr dir vertrauen und mehr an dich glauben. Herr, lass unser Mehr in unserem Glauben alles auf dich, Jesus Christus, fokussieren. Du bist unser Meer, und dafür danken wir dir.
Ich danke dir, dass du ein Gott bist, der lebt und sein Wort hält. Du wirst bei uns bleiben, Herr. Der Abend ist gekommen, der Tag hat sich geneigt. Herr, bleibe bei uns, und ich danke dir, dass du das tust und dass wir darauf unser Leben bauen dürfen.
Hab Dank von Herzen, in Jesu Namen, Amen.