Hallo und herzlich willkommen zu unserem heutigen Abendvortrag „Gottesdienste ansprechend moderieren“. Mein Name ist Dominik Kramer, ich bin Dozent für praktische Theologie am BSK und freue mich, dass Sie heute Abend dabei sind.
Ich kann mir vorstellen, dass einige von Ihnen persönlich mit diesem Thema zu tun haben. Vielleicht sind Sie in der Moderation, Gottesdienstleitung oder einer ähnlichen Aufgabe in Ihrer Gemeinde tätig.
Beim Thema „Gottesdienste ansprechend moderieren“ bleibt man oft am ersten Wort „ansprechend“ hängen. Was bedeutet das eigentlich? Ist „ansprechend“ nicht etwas sehr Subjektives? Was der eine ansprechend findet, kann für den anderen weniger ansprechend sein – und umgekehrt. Wir werden gemeinsam versuchen, Aspekte zu finden, bei denen wir grundsätzlich sagen können: Ja, das ist ansprechend, und das ist vielleicht weniger ansprechend.
Ein weiterer Punkt, an dem mancher hängenbleiben könnte, ist die Frage: Muss man Gottesdienste überhaupt moderieren? Wozu braucht man das? Dass es im Gottesdienst einen Verkündiger gibt oder ein Musikteam, das ist nachvollziehbar. Aber einen Moderator? In der ganzen Bibel findet man doch nichts von einem Gottesdienstmoderator oder -leiter. Sollte nicht vielmehr der Heilige Geist der eigentliche Gottesdienstleiter sein?
Das stimmt. Einen Gottesdienstleiter, so wie wir ihn heute verstehen, finden wir in der Bibel nicht. Und natürlich sollte der Heilige Geist der eigentliche Leiter eines Gottesdienstes sein. Aber warum sollte der Heilige Geist nicht auch Menschen gebrauchen, die sich Gedanken darüber machen, wie ein Gottesdienst abläuft? Wie die einzelnen Elemente des Gottesdienstes aufeinander abgestimmt sind und wie man sie miteinander verknüpfen kann?
Damit sind wir schon mitten im Thema und bei der Frage, warum ein Moderator im Gottesdienst durchaus hilfreich sein kann.
Der erste Punkt ist, den Gottesdienst verständlich zu machen. Wir sprechen von einer Predigt, von Worship, von Sünde und hoffentlich auch immer wieder von Buße. Wir singen vom Thron Gottes und von seiner Herrschaft. Dabei stellt sich die Frage, ob die Menschen, die zu uns in die Gottesdienste kommen, überhaupt verstehen, was wir sagen und was wir tun.
Und nebenbei gefragt: Verstehen wir selbst überhaupt, was wir sagen und tun?
Natürlich erklärt der Prediger hoffentlich Begriffe, über die er spricht, sodass man sie gut verstehen kann. Vielleicht nimmt sich auch das Musikteam hin und wieder Zeit, um Textpassagen zu erklären, die vielleicht ein bisschen schwieriger zu verstehen sind oder die man auf Englisch singt.
Ich denke aber, es ist auch hilfreich, deutlich zu machen, warum wir überhaupt gemeinsam im Gottesdienst singen. Warum hören wir einer Person eine halbe Stunde lang zu? Warum beten wir? Was soll das Ganze?
Moderatoren können Gottesdienste verständlicher machen. Sie können beschreiben, was als Nächstes kommt, und diese Dinge kurz erklären. Sie können Gottesdienstbesucher abholen und mitnehmen. Sie können Gedanken vorbereiten und Interesse wecken.
Und da sind wir auch schon beim zweiten Aspekt: Ein Moderator kann letztendlich die einzelnen Elemente des Gottesdienstes miteinander verbinden.
Natürlich können wir uns auch sonntags treffen, drei Lieder zusammen singen, jemand hält eine Predigt, wir beten, jeder geht nach Hause – und wir kommen gesegnet und erfüllt zurück, obwohl es im ganzen Gottesdienst keinen Moderator gab.
Aber vielleicht kann der Moderator dabei helfen, gewisse Aspekte des Gottesdienstes miteinander zu verknüpfen. Er kann einen roten Faden deutlich machen: Wie ist der Gottesdienst aufgebaut? Wie führt das eine Element zum anderen? Wie gehören die einzelnen Dinge zusammen? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Ich persönlich bin ein großer Geschichtsfan. Ich weiß nicht, wem es von euch vielleicht ähnlich geht, aber ich finde es total spannend, wie sich die Dinge in der Vergangenheit entwickelt haben. Gerade das Mittelalter ist eine Zeit, die ich besonders faszinierend finde.
Vielleicht erinnert ihr euch auch an euren eigenen Geschichtsunterricht. Ich kann mir vorstellen, dass diese Wahrnehmung unterschiedlich ist: Die einen fanden den Geschichtsunterricht gut, die anderen eher langweilig und zäh.
Geschichte kann man betreiben, indem man einfach Fakten aufzählt und versucht, sich diese Fakten einzuprägen. Aber man kann auch anfangen, sich Gedanken zu machen, wie die Situation der Menschen zur damaligen Zeit war. Welche Rahmenbedingungen gab es? Wie war die gesellschaftliche Lage? Wie war die politische Situation? Wie war die religiöse Lage?
Je mehr man erfährt und je mehr Facetten man von einer bestimmten Zeit kennt, desto lebendiger werden die theoretischen Fakten.
Ich lese deswegen auch sehr gern historische Romane. Natürlich ist da viel Fiktion dabei, und die Geschichten sind zum Teil ausgedacht. Aber gerade wenn sie auf einem historischen Hintergrund basieren, bekommt das Ganze plötzlich Leben, weil man konkret Menschen vorgestellt bekommt.
Jetzt wäre es natürlich vermessen zu behaupten, dass die Moderation dem ganzen Gottesdienst erstes Leben gibt. So ist es natürlich nicht. Aber der Moderator kann einzelne Elemente miteinander verknüpfen, sodass sich ein Gesamtbild ergibt.
Dadurch wird ein roter Faden sichtbar. Das Ganze, was wir im Gottesdienst machen und gemeinsam feiern, wird einfach auch verständlicher.
Für viele Menschen ist der Begriff Liturgie mit negativen Assoziationen verbunden. Meistens liegt das daran, dass dieser Begriff mit „eingestaubt“ und „starr“ gleichgesetzt wird. Wir werden uns gleich noch etwas intensiver mit dem Begriff beschäftigen.
Das Problem liegt jedoch in der Regel nicht im festen Ablauf selbst. Gerade im landeskirchlichen Kontext ist dieser oft sehr gut durchdacht. Vielmehr besteht das Problem meist darin, dass man sich nicht gut abgeholt fühlt. Man wird nicht gut mitgenommen und nicht in die Reise des Gottesdienstes hineingenommen.
Deshalb versteht man oft den Sinn und Zweck der einzelnen Elemente nicht. Man fragt sich: Warum machen wir gerade das, was wir gerade machen? Warum singen wir jetzt ein Lied? Warum beten wir jetzt? Warum stehen wir auf? Warum gibt es am Schluss des Gottesdienstes einen Segen und so weiter?
Eine gute Moderation kann steif wirkende Gottesdienste lebendiger machen.
Und drittens: Die Moderation kann dazu dienen, mehr Menschen aktiv am Gottesdienst zu beteiligen. Dabei kann man sich fragen: Warum ist das notwendig? Braucht es das wirklich? Müssen immer mehr Leute vorne mitwirken?
Wir werden uns gleich damit beschäftigen, was Gottesdienst im biblischen Sinne eigentlich bedeutet. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Gemeinschaft. Zum Gottesdienst gehört Gemeinschaft, und zum Christsein gehört das Priestertum aller Gläubigen. Das heißt, Gottesdienst ist etwas, das wir gemeinsam feiern. Es ist keine One-Man-Show, die eine Person allein vorne zelebriert, sondern ein gemeinsames Feiern.
Natürlich hängt das auch vom Gottesdienstverständnis ab. Vielleicht sagt der eine oder andere: „Nein, das sehe ich ganz anders. Ich habe ein grundsätzlich anderes Gottesdienstverständnis als du.“ Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Gottesdienst etwas ist, das wir gemeinsam tun.
Je mehr Menschen beteiligt sind, desto bunter wird der Strauß. Wichtig ist dabei, dass ein roter Faden erkennbar bleibt. Es darf nicht zunehmend durcheinander werden. Wie Paulus so schön sagt, soll alles ehrbar und ordentlich zugehen.
Wir haben gesehen, wozu man Gottesdienste braucht: um den Gottesdienst verständlicher zu machen, um die einzelnen Aspekte miteinander zu verknüpfen und um letztendlich auch mehrere Menschen – nicht die ganze Gemeinde, aber doch mehrere aus der Gemeinde – aktiv am Gottesdienst zu beteiligen.
Jetzt reden wir immer wieder von Gottesdienst. Ich habe mich am Anfang schon daran aufgehängt, wie wir das interpretieren. Wir haben uns die Frage gestellt, ob Moderation denn überhaupt notwendig ist. Aber was ist denn überhaupt Gottesdienst? In der Bibel begegnen uns verschiedene Dinge dazu, doch vor allem ein ganz grundsätzlicher und wesentlicher Aspekt: Gottesdienst ist ein Lebensstil.
Dazu möchte ich einen Vers aus Römer 12,1 lesen. Dort heißt es: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.“
Paulus sagt also, wir sollen unsere Leiber hingeben als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer. Das ist unser vernünftiger Gottesdienst. Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass Gottesdienst mehr ist als nur eine sonntägliche Veranstaltung. Der Gottesdienst eines Christen umfasst im Grunde sein ganzes Leben.
Paulus bezieht sich hier auch ganz bewusst auf das alttestamentliche Verständnis von Gottesdienst. Im Alten Testament hatte Gottesdienst ganz konkret etwas mit Opfern zu tun. Die Anbetung Gottes geschah dadurch, dass man Gott Opfer darbrachte. Im Zentrum des alttestamentlichen Gottesdienstes steht also dieses Opfer: Der Mensch gibt Gott das Beste, was er hat.
Paulus macht nun deutlich, dass Gottesdienst letztendlich mehr ist als nur das Opfern eines Tieres. Er zeigt, dass ein viel größeres Opfer im Zentrum des Gottesdienstes steht. Zum einen natürlich ganz konkret das Opfer Jesu, der uns mit Gott versöhnt hat, der alles gegeben hat, damit wir wieder Gemeinschaft mit Gott haben können und der diesen Gottesdienst überhaupt erst möglich macht.
Zum anderen – und das ist die Kehrseite – sollen auch wir, weil Jesus alles für uns gegeben hat, nun unser ganzes Leben, unsere Leiber, Gott hingeben als ein lebendiges Opfer. Es geht nicht darum, dass ich Gott einfach nur irgendetwas bringe oder ihm das Beste bringe, sondern dass ich ihm alles gebe. Mein ganzes Leben gehört ihm.
Im Alten Testament war das natürlich nicht anders. Auch in Jesaja 1 lesen wir, dass Jesaja das Volk Israel kritisiert. Dort spricht Gott selbst und sagt: „Ich kann eure Gottesdienste nicht mehr sehen, ich will eure Gebete nicht mehr hören, ich kann eure Opfer nicht mehr riechen.“ Das Problem der Menschen damals war, dass sie zwar äußerlich Gottesdienst feierten, aber nicht von Herzen.
Opfern ohne die richtige Herzenshaltung ist letztendlich wertlos. Dem Propheten Maleachi wird deutlich, dass Gott sich nicht einfach mit dem Wenigerguten oder Schlechten zufrieden gibt, sondern dass Gott unser Bestes möchte.
Gottesdienst im biblischen Sinne bedeutet also im Grunde, dass wir Gott unser ganzes Leben hingeben und ihm unser Leben in allen Bereichen zur Verfügung stellen. Es ist wichtig, dass wir das im Hinterkopf haben, wenn wir jetzt weitergehen.
Denn womit wir uns in erster Linie beschäftigen, ist der Gottesdienst im Sinne der Versammlung. In der Bibel, vor allem im Neuen Testament, lesen wir, dass sich Christen getroffen und versammelt haben, um Gemeinschaft miteinander zu haben.
Zum Beispiel lesen wir in Apostelgeschichte 2,42, dass sie beständig blieben in der Lehre, im Brotbrechen, in der Gemeinschaft und im Gebet – verschiedene Aspekte, die dort aufgezählt werden. Wir sehen also, dass die Gemeinde sich immer wieder getroffen hat, das Wort Gottes verkündigt hat und gemeinsam gebetet hat.
Wenn man das noch weiterführt und andere Bibelstellen hinzuzieht, findet man immer mehr Aspekte, die die ersten Christen gemeinsam getan haben. Gleichzeitig merken wir jetzt, dass der Begriff „Gottesdienst“ nicht hundertprozentig auf das passt, was wir heute unter Gottesdienst verstehen. Auch das biblische Verständnis von Gottesdienst stimmt nicht immer vollständig mit unserem heutigen Gebrauch überein.
Deshalb gibt es je nachdem, aus welcher Gemeinde man kommt, unterschiedliche Bezeichnungen. Manche nennen es Gottesdienst, andere sprechen von der Versammlung oder von der Gemeinschaftsstunde.
Was hat das Ganze jetzt mit Moderation zu tun? Warum erzähle ich euch das? Es gibt zwei Gründe.
Erstens: Gottesdienst ist ein Lebensstil. Die Grundvoraussetzung für einen Moderator ist ein heiliger Lebensstil. Der Moderator ist kein Showmaster. Die Aufgabe eines Gottesdienstleiters besteht nicht darin, eine Show abzuziehen oder zu unterhalten. Vielmehr soll er mit seinem Leben das widerspiegeln, was er glaubt und sagt.
Das heißt, um einen Gottesdienst ordentlich leiten zu können, muss das Leben des Moderators selbst ein Gottesdienst sein. Dabei geht es natürlich nicht um Perfektionismus. Wir alle haben Fehler und Schwächen. Wir werden immer wieder schuldig, auch in unserem Leben.
Wenn am Sonntag nur diejenigen am Gottesdienst teilnehmen dürften, die sich in der Woche zuvor nirgends versündigt haben, dann wären die Gottesdienste wahrscheinlich sehr ruhig. Dann wäre es am Sonntag hier vorne sehr still. Vielleicht würde uns das manchmal auch nicht schaden – ein bisschen mehr Ruhe und Stille zu erleben.
Aber es geht hier nicht um Perfektion oder Sündlosigkeit. Ja, die Sünde ist uns vergeben, aber wir werden dennoch immer wieder schuldig in unserem Leben. Es geht vielmehr um eine grundsätzliche Ausrichtung unseres Lebens. Wir sollen uns am Willen Gottes orientieren.
Das Problem, das Jesaja beschreibt, ist, dass es den Israeliten damals ziemlich egal war. Sie ehrten Gott zwar mit den Lippen, aber ihr Herz war fern von ihm.
Deshalb lautet die Frage an alle, die im Moderationsdienst tätig sind oder sich vielleicht Gedanken machen, ob sie dort tätig sein möchten: Woran hängt euer Herz? Woran hängt dein Herz?
Und dann kommt natürlich der zweite Aspekt, und das ist das, was ich gerade noch meinte: das verschiedene Verständnis von Gottesdienst. Wir bezeichnen es unterschiedlich. Die Frage ist, was Gottesdienst in der Bibel eigentlich ist und wie diese Versammlung zu verstehen ist. Letztendlich hängt auch das Verständnis der Moderation ganz konkret mit unserem Gottesdienstverständnis zusammen.
Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit ist, dass wir klar definiert haben, was wir unter Gottesdienst verstehen. Die zweite Möglichkeit ist, dass wir das in der Gemeinde nicht definiert haben. Daraus folgt automatisch, dass jeder etwas anderes darunter versteht, was ein Gottesdienst ist. Das würde langfristig zu Schwierigkeiten führen, weil die Erwartungen sehr unterschiedlich sind – also das, was wir unter Gottesdienst verstehen.
Deswegen ist es wichtig, dass wir darüber sprechen. Wenn wir uns damit etwas mehr beschäftigen, merken wir, dass es unterschiedliche Verständnisse gibt. Martin Luther hat zum Beispiel bei der Einweihung der Schlosskirche zu Torgau im Jahr 1544 gesagt: „Im Gottesdienst solle nichts anderes geschehen, als dass unser lieber Herr mit uns Rede durch sein heiliges Wort und wir wiederum ihm antworten in Gebet und Lobgesang.“
Das heißt, Martin Luther hat zumindest hier bei der Einweihung der Kirche gesagt, dass im Gottesdienst genau das passieren soll: Gott spricht durch sein Wort zu uns, und wir sprechen durch Gebet und Lobgesang zu ihm. Nach dem Verständnis von Martin Luther ist Gottesdienst also Kommunikation: Gott spricht zu uns, und wir sprechen zu ihm.
Jetzt gibt es vielleicht andere, die sagen, Gottesdienst ist für sie ein bisschen anders. Sie orientieren sich eher an Apostelgeschichte 2,42. Dort heißt es, dass Gottesdienst aus Gebet, aus der Lehre der Apostel, aus dem Brotbrechen und aus der Gemeinschaft besteht. Diese verschiedenen Aspekte spielen letztendlich mit hinein.
Ein weiteres Beispiel ist Philipp Bartholomä, der vom evangeliumszentrierten Gottesdienst spricht. Das heißt, der Gottesdienst soll letztendlich das Evangelium repräsentieren. Er soll die Gnade sichtbar machen, sodass wir nicht nur verbal das Evangelium kommunizieren, sondern auch in der Form und in den einzelnen Abläufen dieses Evangeliums sichtbar wird.
Ich will das heute gar nicht bewerten oder näher darauf eingehen. Wer sich für dieses Thema interessiert, ist herzlich eingeladen zum Kurs „Gottesdienstgestaltung“, der jedes Jahr im Wintersemester stattfindet. Ich denke, es lohnt sich durchaus, sich damit zu beschäftigen.
Für uns heute heißt das ganz konkret, dass es verschiedene Verständnisse davon gibt, was Gottesdienst ist. Warum ist das so? Aus einem ganz einfachen Grund: Die Bibel wird da nicht so konkret. Sie wird sehr konkret darin, was der Gottesdienst für jeden Einzelnen von uns bedeutet – zum Beispiel in Römer 12,1. Aber sie wird eben nicht so konkret in der Frage, wie unsere Versammlung konkret aussehen soll.
Wir lesen ja nicht einmal, wie regelmäßig wir uns treffen sollen, wann wir uns treffen sollen, wie lange wir uns treffen sollen oder was in diesen Treffen alles passieren soll. Wir können versuchen, die Handhabung in der ersten Gemeinde zu rekonstruieren. Es gibt ja Berichte in der Bibel, was sie gemacht haben. Wir könnten auch andere Berichte aus der Kirchengeschichte hinzunehmen und versuchen, den Gottesdienst so zu rekonstruieren.
Aber im Grunde ist es so, dass die Bibel uns keine klare Anweisung dazu gibt. Daraus ziehe ich den Schluss, dass wir in dieser Hinsicht auch eine gewisse Freiheit haben.
Und so kommen wir automatisch zum nächsten Punkt, nämlich zur Liturgie. Liturgie ist letztendlich nichts anderes als die Form des Gottesdienstes.
Wie ist ein Gottesdienst an sich aufgebaut? Oder eben Versammlung, Gemeinschaftsstunde oder wie auch immer man es nennen möchte. Ich bleibe jetzt mal bei dem Begriff Gottesdienst. Wenn ich von Gottesdienst spreche, dann meine ich in der nächsten Zeit in der Regel die sonntägliche Veranstaltung, die wir gemeinsam feiern.
Unser Gottesdienstverständnis, das ich bereits angesprochen habe, bestimmt letztendlich die Elemente, die im Gottesdienst vorkommen. Das heißt, aus dem Gottesdienstverständnis können wir ableiten, welche Elemente darin enthalten sein sollen.
Orientieren wir uns an Apostelgeschichte 2,42, dann ist es wichtig, dass der Gemeinschaftsaspekt vorkommt, dass eine Predigt gehalten wird, dass wir miteinander beten und dass wir regelmäßig auch das Abendmahl miteinander feiern. Aus diesem Verständnis heraus leitet sich dann auch die konkrete Liturgie ab, also wie wir unseren Gottesdienst aufbauen.
Ich habe anfangs schon gesagt, dass der Begriff Liturgie häufig sehr negativ behaftet ist. Gerade im freikirchlichen Kontext hört man oft: Liturgie ist etwas Langweiliges, Eingestaubtes, Starres. Deshalb brauchen wir das gar nicht. Wir wollen lieber Freigottesdienste feiern, ohne einen starren Rahmen, der uns nur einengt.
Gerade in manchen Gemeindekontexten spielt das Thema Geistesleitung eine große Rolle. Man möchte sich vom Geist leiten lassen und geistlich spontan sein.
Hier habe ich zwei Rückfragen zu diesem Verständnis:
Erstens: Wenn wir sagen, dass wir keine feste Form haben, wird dann nicht gerade diese Nicht-Form auch wieder zu einer Form? Haben nicht auch diejenigen, die sagen, bei uns gibt es keinen festen Ablauf, trotzdem feste Elemente, die im Gottesdienst vorkommen und häufig auch in einer festen Reihenfolge? Ist das dann nicht auch eine feste Form, nur eben eine, die nicht durchdacht ist, sondern irgendwie entstanden?
Zweitens: Gerade beim Thema Geistesleitung in Gottesdiensten – kann der Heilige Geist nur spontan wirken? Oder wirkt der Heilige Geist nicht vielleicht auch gerade in der Vorbereitung, indem man durchdenkt, wie der Gottesdienst aufgebaut sein soll, vor allem wenn man das Ganze auch noch betend tut?
Das ist ja das Gleiche beim Thema Predigt. Ihr merkt schon, meine Ansicht zur Gottesdienstgestaltung geht in eine klare Richtung: Ich halte es für sinnvoll, dass wir uns Gedanken darüber machen, was unter dem wöchentlichen Gottesdienst verstanden wird.
Aus diesem Verständnis lassen sich dann die jeweiligen Elemente und der konkrete Gottesdienstablauf ableiten. Konkreteres zu diesem Thema Gottesdienstgestaltung gibt es im Seminar Gottesdienstgestaltung.
Wichtig ist das Ganze für uns deshalb. Und ich komme jetzt wieder zurück zum eigentlichen Thema „Gottesdienste ansprechend moderieren“: Die Aufgabe, die ein Moderator hat, kann je nach Gottesdienstverständnis sehr unterschiedlich sein.
In manchen Gemeinden ist der Moderator für die ganze Planung des Gottesdienstes zuständig, in anderen hat er nur die Aufgabe, von einem Element zum nächsten zu führen. In manchen Gemeinden wird vom Moderator ein eigener geistlicher Beitrag erwartet, in anderen soll er sich eher dezent zurückhalten.
Diese Erwartungen an den Moderator sind sehr unterschiedlich. Wenn ich mir vorstelle, dass heute einige Leute aus verschiedenen Gemeindehintergründen dabei sind, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die Erwartungen an Moderatoren in euren Gemeinden sehr unterschiedlich sind.
Das, worauf ich jetzt eingehe, trifft vielleicht nicht hundertprozentig eure Situation. Dennoch kann man grundsätzliche Rückfragen an den Moderator stellen, auch wenn es in vielen Bereichen kein Richtig oder Falsch oder keine klare Definition gibt, was der Moderator tun soll.
Zum Beispiel kennt ihr vielleicht die klassische Situation „Predigt nach der Predigt“: Die Predigt ist gerade vorbei, und der Moderator kommt nach vorne. Er versucht, die Predigt zusammenzufassen, sie persönlich zu kommentieren oder aufzuzeigen, welche weiteren Schritte als Nächstes folgen.
Manchmal beginnt der Moderator dabei eine eigene Predigt. Natürlich ist es auch Aufgabe des Moderators, Inhalte aus der Predigt aufzunehmen, daran anzuknüpfen und sie mit den folgenden Elementen zu verknüpfen.
Aber ich glaube nicht, dass es Aufgabe des Moderators ist, eine eigenständige Predigt zu halten.
Es gibt aber nicht nur die Predigt nach der Predigt, sondern auch die Predigt vor der Predigt. Hier gibt es zwei Varianten:
Variante A: Der Moderator hält vor der Predigt eine eigene Andacht, vielleicht zu einem anderen Thema. Er öffnet ein ganz anderes Thema, will der Predigt nichts vorwegnehmen und nimmt einen Gedanken auf, um eine eigenständige Andacht zu halten.
Hier stellt sich die Frage: Muss das sein? Müssen wir zwei verschiedene inhaltliche Schwerpunkte setzen? Oder reicht es nicht, uns auf die eine Predigt zu fokussieren?
Variante B: Der Moderator sagt: „Ich habe mich schon gut auf den Predigttext vorbereitet, der zum Thema dieses Gottesdienstes passt, und möchte dazu noch etwas sagen.“ Dabei greift er dem Prediger vielleicht die halbe Predigt vor oder geht in eine ganz andere Richtung, als der Prediger eigentlich vorhat.
Lasst doch die Prediger einfach predigen. Es ist nicht die Aufgabe des Moderators, eine Predigt zu halten – das ist die Aufgabe des Predigers.
Das heißt nicht, dass man nicht auch mal einen inhaltlichen Gedanken weitergeben darf. Man darf auch etwas aufgreifen, das über das Thema des Gottesdienstes hinausgeht.
Es heißt auch nicht, dass man Bibeltexte, die gemeinsam gelesen werden, nicht kommentieren darf. Oder dass man mit einer kleinen Gegenstandslektion oder Ähnlichem die Gemeinde am Anfang abholen darf.
Wichtig ist aber, dass das kurz und knackig geschieht und nicht zu einer zweiten Predigt wird.
Ihr merkt, wir sind schon mitten im Thema, das eigentlich als nächstes kommen sollte: die Frage, wie das Ganze konkret umgesetzt wird.
Ich möchte diesen Hauptblock des Vortrags in zwei Teile gliedern: die Vorbereitung des Moderators und die Umsetzung.
In der Vorbereitung geht es um die Zeit bis zum Gottesdienst, in der Umsetzung um die Zeit während des Gottesdienstes.
Wie setzt der Moderator das Ganze konkret um?
Eine gute Moderation braucht eine sorgfältige Vorbereitung. Natürlich kann auch im Notfall eine spontane Moderation gut und geistgeleitet sein. Dennoch glaube ich, dass eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage, wie man den Gottesdienst gestaltet, im Gebet dazu führt, dass man durchaus damit rechnen kann, dass Gott gerade in dieser Vorbereitung wirkt.
Ich möchte diese Vorbereitungszeit nun ganz konkret mit einem Hausbau vergleichen. Zunächst gibt es den Rohbau, also die Rahmenbedingungen, mit denen wir konfrontiert sind. Der Rohbau bietet sozusagen die Grundlage für die weitere Gestaltung des Hauses. Dabei sind Zimmeranzahl, Zimmergröße, Fenster und Türen bereits fest im Rohbau vorgegeben.
Als nächstes folgt der Ausbau und die Einrichtung. Wenn der Rohbau steht, versucht man, jedes Zimmer auszubauen und zweckmäßig einzurichten. Das bedeutet, man verlegt Stromleitungen, bringt Wasserleitungen ins Bad, schließt dort Toilette und Waschbecken an und so weiter, damit letztendlich jedes Zimmer seinen Zweck erfüllt.
Ist dieser Schritt abgeschlossen, kommt ein dritter Teil. Die Männer unter uns fragen sich vielleicht, warum es noch einen dritten Teil braucht, wenn doch jeder Raum bereits seinen Zweck erfüllt. Doch zum Schluss folgt die Dekoration: Blumen, Bilder, Vasen und sonstige undefinierbare Dinge, die im Zimmer aufgehängt oder platziert werden. Ich weiß auch nicht genau, was das alles ist, aber diese Dinge machen das Zimmer schöner, das Wohnen angenehmer und das Ganze gemütlicher.
Lasst uns das Ganze nun Schritt für Schritt anschauen.
Lasst uns mit dem Rohbau beginnen. Der Rohbau sind sozusagen die Rahmenbedingungen für den Gottesdienst.
Zunächst einmal eine ganz grundlegende Frage, die wir ja gerade schon angesprochen haben: Wie sieht der Gottesdienstablauf bei uns in der Gemeinde grundsätzlich aus? Gibt es eine feste Vorgabe? Wenn ja, dann steht damit schon ein festes Gerüst, an dem man nicht groß rütteln kann.
Gibt es vielleicht eher eine traditionelle Vorgabe, sodass ihr in der Gemeinde keinen festen Ablauf habt? Sondern es wird so gemacht, wie es schon immer gemacht wurde, und so wird es letztendlich von den Leuten auch erwartet. Oder ist es bei euch in der Gemeinde so, dass ihr völlige Freiheit in der Gestaltung habt? Dass ihr, wenn ihr mit der Moderation dran seid, den Gottesdienst so gestalten könnt, wie ihr wollt?
Falls ihr darauf keine Antwort habt und sagt: „Puh, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie das bei uns in der Gemeinde läuft“, dann geht doch einfach mal zur Gemeindeleitung und fragt nach, wie sie sich den Gottesdienstablauf vorstellt. Vielleicht geht es euch in der Gemeindeleitung ja sogar ähnlich: Ihr habt eigentlich auch keine Ahnung, wie ihr das machen wollt, weil ihr euch noch nie so richtig Gedanken darüber gemacht habt.
Dann würde ich euch sehr empfehlen, dass ihr das nachholt. Macht euch wirklich Gedanken darüber, was ihr unter Gottesdienst versteht und wie ihr ihn gestalten wollt. So könnt ihr zielgerichteter eure Gottesdienste feiern. Außerdem macht ihr es den Moderatoren am Ende einfacher und leichter, weil sie wissen, wohin es im Gottesdienst gehen soll.
Diese liturgischen Vorgaben, dieses Verständnis von Gottesdienst, geben dann ganz konkrete Rahmenbedingungen vor.
Als nächstes eine zweite Frage: Gibt es vielleicht einen festlichen Anlass für den Gottesdienst? Ganz konkret zum Beispiel Weihnachten, Ostern oder die Adventszeit – je nachdem, wie ihr das Kirchenjahr feiert.
Im landeskirchlichen Kontext gibt es da oft einen sehr festgelegten Plan. Dort werden verschiedene Feste gefeiert. Im freikirchlichen Kontext ist das manchmal eher weniger ausgeprägt. Die Frage ist, inwieweit man darauf eingeht oder nicht.
Zum Beispiel: An einem Heiligabendgottesdienst kann ich, um es überspitzt zu sagen, das Thema der Gebote Jesu nicht einfach ausklammern. Das muss im Gottesdienst vorkommen, darauf muss eingegangen werden.
Ich finde es auch manchmal sehr schade, wenn man Gottesdienste gerade in der Adventszeit hat und das Thema Advent gar nicht vorkommt. Höchstens wird mal ein Adventslied gesungen, und das war es dann. Vielleicht steht noch der Adventskranz vorne, aber am Ende dreht sich der ganze Gottesdienst gar nicht um diese Adventszeit.
Also: Wie weit spielen diese Feste im Hintergrund eine Rolle? Gibt es vielleicht einen anderen festlichen Anlass? Zum Beispiel Kasualien wie Hochzeit, Taufe oder Beerdigung? Oder das Thema Abendmahl: Wird Abendmahl gefeiert oder nicht? Gibt es eine regelmäßige Taktung, wann ihr das macht, oder ist das eher zufällig? Das spielt eine wichtige Rolle.
Dann natürlich die Frage: Welcher Text und welches Thema stehen über dem Gottesdienst? Gibt es eine feste Vorgabe, einen Textplan, an dem ihr euch als Gemeinde orientiert? Oder gibt es eher eine lose Empfehlung? Oder habt ihr vielleicht völlige Freiheit, das selbst zu entscheiden?
Dann kommt die nächste Frage: Wie entscheide ich, welches Thema über dem Gottesdienst steht und welchem Text wir predigen? Entscheidet das der Prediger, und daran orientiert sich der Gottesdienst?
Ihr merkt, das sind viele Fragen, die sich aus diesen Überlegungen ergeben. Es macht einfach Sinn, sich solche Dinge grundsätzlich zu überlegen.
Zum Schluss: Gibt es sonstige Rahmenbedingungen, die noch zu beachten sind? Zum Beispiel ein Gemeindefest oder ein Gemeindemitagessen, das stattfindet und vielleicht eine Rolle spielt, wie der Gottesdienst aufgebaut sein soll. Muss ich eine bestimmte Zeit beachten, weil um zwölf das Mittagessen fertig ist?
Gab es besondere Ereignisse in der Gemeinde in der letzten Woche, zum Beispiel eine Geburt, eine Hochzeit oder einen Trauerfall, die man im Gottesdienst thematisieren sollte? Gab es besondere Ereignisse in der direkten Umgebung, die die Menschen beschäftigen? Gerade was uns seit über einem Jahr beschäftigt, etwa das Thema Corona, oder irgendwelche Wahlen oder andere Katastrophen, die vor Ort oder in der Welt passiert sind und die man im Gottesdienst berücksichtigen sollte?
Ganz konkret stellt sich hier die Frage: Unter welchen Rahmenbedingungen findet der Gottesdienst statt? Welche Dinge müssen berücksichtigt werden? Was muss gesagt werden, und was kann vielleicht auch nicht gesagt werden? Darüber muss man sich zunächst einmal Gedanken machen.
Und wenn dieser Rohbau klar ist, wenn wir uns darüber im Klaren sind, wie unsere Raumverhältnisse sind, wie viele Zimmer wir haben und wie die Rahmenbedingungen aussehen, dann geht es jetzt ganz konkret darum, welche einzelnen Elemente im Gottesdienst vorkommen sollen und wo sie ihren Platz haben.
Es geht darum, die einzelnen Zimmer, die wir haben, auszubauen und einzurichten. Der allererste Schritt ist natürlich, dass wir ins Gebet gehen. Ich habe gerade gesagt, es ist wichtig, wenn wir davon ausgehen, dass wir uns in der Gottesdienstvorbereitung vom Heiligen Geist leiten lassen wollen, dass wir beten. Natürlich wirkt der Heilige Geist auch, wenn wir das mal vergessen oder nicht tun, aber grundsätzlich ist es wichtig, mit einer betenden Haltung durchs Leben zu gehen – so auch in der Gottesdienstplanung.
Dann kann man einzelne Elemente anschauen, zum Beispiel die Frage nach der Musik: Wie viele Lieder singen wir? Welche Lieder singen wir? Müssen die Lieder zum Thema passen? Oder was heißt es, dass sie zum Thema passen? Müssen sie zum Predigttext passen oder vielmehr an der Stelle, an der sie gerade gesungen werden?
Wenn wir einen Anbetungsblock haben, sollten wir dann vielleicht auch Anbetungslieder singen? Wenn wir gerade im Teil „Bekenntnis und Buße“ sind, sollten wir dann nicht auch ein Lied singen, das dieses Sündenbekenntnis zum Thema hat? Oder wenn es um das Thema Segen und Ausrichtung geht, sollten wir am Ende ein Sendungslied singen?
Wer sucht die Lieder aus? Ist das festgelegt? Und wann singen wir welche Lieder? Hier kommt schon ein ganz wichtiger Punkt und die Aufgabe des Moderators: Wie geschieht die Absprache mit dem Musikteam? Es ist sehr wichtig, dass eine frühzeitige Kommunikation stattfindet und eine klare Aufgabenverteilung besteht. Wer ist wofür zuständig? Wer hat am Ende das letzte Wort?
Die Aufgabe des Moderators ist auch ganz konkret damit verknüpft, dass er nicht nur den Gottesdienst moderiert, sondern auch die Absprachen mit den einzelnen Bereichen – Musik, Prediger, Technik – koordiniert. Das hängt natürlich auch davon ab, ob das die Aufgabe des Moderators ist. Es kann sein, dass der Pastor, der predigt, auch den ganzen Gottesdienst plant und der Moderator dann nur andere Aufgaben übernimmt. Das kann durchaus variieren.
Musik ist also ein Thema. Ebenso die Frage, wie die Bibel in unserem Gottesdienst vorkommt: Gibt es eine Schriftlesung? Wollen wir mit einem Vers beginnen? Gibt es einen Psalm, den wir gemeinsam beten? Wie oft beten wir? In welchen Formen beten wir? Gebet von vorne, gemeinsames Gebet, Gebetsgemeinschaften und so weiter.
Wie wollen wir das Ganze aufbauen? Da kann man viele Elemente durchdenken, die ich jetzt nicht alle im Einzelnen aufzählen möchte. Die Aufgabe des Moderators ist es, ein stimmiges Gesamtkonzept zu erstellen, bei dem ein roter Faden sichtbar ist und die Einzelteile aufeinander abgestimmt sind.
Es ist hilfreich, wenn man ein grundsätzliches Konzept hat, wie die Gottesdienste aufgebaut sein sollen. Aber auch ohne ein festes Konzept kann man sich Gedanken machen, wie ein Element zum nächsten führt: Wie führen die Lieder zu dem Psalm, den wir beten? Wie führt der Psalm zur Buße? Wie führt die Buße zur Predigt? Und wie geht es weiter zu einem Liedblock oder zu den Abkündigungen?
Es muss also ein gutes Gesamtkonzept erstellt werden. Dabei ist es wichtig, gut mit den anderen Beteiligten abzusprechen. Deshalb sollte man frühzeitig mit der Planung beginnen und nicht erst kurz vor knapp. Das ist häufig eine Gefahr, besonders bei erfahrenen Moderatoren. Man weiß, wie es läuft, plant relativ spontan und denkt sich: „Da fällt mir schon was ein.“ Dabei wird oft die rechtzeitige Absprache mit allen anderen vergessen.
Ich merke immer wieder, dass manches zu knapp geplant wird und die anderen mehr mit einbezogen werden müssen. Insgesamt steckt da schon viel Arbeit dahinter. Das ist nichts, was man mal so „hoppladihopp“ erledigen kann.
Diese Haltung, die vielleicht der eine oder andere kennt – manche vielleicht auch nicht –, „Ja, das läuft schon“ – ist da nicht unbedingt angebracht. Die Moderation sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es ist wirklich eine verantwortungsvolle Aufgabe für die Gestaltung des gesamten Gottesdienstes.
Und wenn dieser Rahmen jetzt steht – also wir hatten den Rohbau, das waren die Rahmenbedingungen –, dann haben wir sozusagen die Einrichtung. Wir haben das Ganze jetzt ausgestattet, unsere Räume. Wir haben jetzt einen festen, konkreten Ablauf. Dann kommt es zum Feinschliff.
Das ist das, was am Ende unseren Gottesdienst ansprechend macht. Natürlich sorgt auch ein roter Faden dafür, dass der Gottesdienst ansprechend ist und nachvollziehbar bleibt, was wann passiert. Aber jetzt ist vor allem die entscheidende Frage: Wie verknüpfe ich die Einzelelemente miteinander?
Das ist natürlich die große, spannende Frage. Es beginnt schon damit, wie ich etwas sage. Es gibt Leute, die haben das Moderieren im Blut, die können spontan gut und prägnant Dinge formulieren. Das fällt ihnen einfach leicht. Aber ich glaube, den meisten fällt es eher schwer.
Deshalb braucht es auch eine konkrete Vorbereitung: Man überlegt sich genau, was man an welcher Stelle sagt, wie man von dem einen zum anderen überleitet, welche Worte man verwendet. Welche Worte sind letztendlich auch für Außenstehende ansprechend, verständlich und freundlich?
Spannend ist es dann, das Ganze so zu schaffen, dass man trotzdem nicht zu viel sagt. Einerseits klar kommunizieren, andererseits aber keine ellenlangen Monologe halten. Das Ziel ist es letztendlich, nicht zu viel zu sagen, sondern genau zu wissen, was man an der einzelnen Stelle sagen möchte.
Wichtig ist hier in der Vorbereitung auch, sich auf den Sprachstil einzustellen – also so zu sprechen, wie man spricht, und nicht so, wie man schreibt. Das ist häufig die Gefahr, auch bei einer Predigt, wenn man sie schreibt: Man schreibt sie auf, hat aber nicht im Blick, dass man sie am Ende ja spricht.
Da gibt es einen Unterschied, ob ich ein Buch, einen Text oder ein Paper schreibe oder ob ich einen Vortrag halte. Im verbalen Vortrag ist es wichtig, kürzere Sätze zu verwenden. Man sollte keine ellenlangen, verschachtelten Sätze nutzen, sondern kurz, einfach und verständlich sprechen.
Es geht auch darum, an verschiedenen Stellen ins Detail zu gehen und sich die Frage zu stellen: Wie möchte ich meinen Gottesdienst beginnen? Mit welchen Worten fange ich an?
Denn der Anfang hat unterschiedliche Aspekte zum Ausdruck. Ich kann den Gottesdienst zum Beispiel damit beginnen, dass ich alle ganz herzlich begrüße. Das zeigt Menschennähe und dass ich nah an den Menschen dran bin.
Oder ich beginne mit einem Bibelvers. Das zeigt, dass wir den Gottesdienst bewusst unter das Wort Gottes stellen wollen.
Oder man beginnt, wie es in der Kirche klassisch ist, mit dem Wotum: „Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das macht den Gottesdienst etwas feierlicher, vielleicht etwas distanzierter als eine herzliche Begrüßung am Anfang. Aber es wird deutlich, wer im Zentrum steht.
Ich will hier nicht gegeneinander abwägen, was richtiger oder falscher ist. Man muss überlegen, was man möchte und wie man das Ganze kommuniziert. Ebenso wichtig ist, wie man den Gottesdienst am Ende beendet. Stehen am Schluss eigene Worte, das Wort Gottes oder etwas anderes?
Es geht letztendlich darum, einzelne Aspekte gut miteinander zu verknüpfen und runde Übergänge zu schaffen.
Wir können zum Beispiel ein Lied singen, „Großer Gott, wir loben dich“. Wenn wir fertig sind, sagen wir: „Lasst uns eine Zeit der Stille nehmen, in der wir unsere Sünden bekennen.“
Aber ich weiß nicht, wie es euch dabei geht: Ich fühle mich gedanklich ein bisschen überfordert, wenn ich gerade noch „Großer Gott, wir loben dich“ gesungen habe und jetzt gleich eine Zeit der Stille folgt, um Sünde zu bekennen. Das sind irgendwie zwei verschiedene Themen.
Ein Moderator kann diese Dinge miteinander verknüpfen. Er kann zum Beispiel sagen: „Jetzt haben wir gerade über die Größe Gottes gesungen. Wir haben gesehen, wie vollkommen und genial unser Gott ist. Im Angesicht dieses wunderbaren Gottes, wie klein und unvollkommen sind wir Menschen doch im Vergleich zu seiner Vollkommenheit. Lasst uns jetzt eine Zeit der Stille nehmen, in der wir uns dieser Unvollkommenheit bewusst sind, in der wir unsere Schuld vor Gott legen.“
Schon hat man die Zeit der Stille eingeleitet. Auch hier ist es wichtig, kurz und prägnant zu sein – vielleicht war mein Beispiel schon zu lang. Überlegt euch wirklich, wie ihr den Übergang auf den Punkt bringt, wie ihr die Leute mitnehmt und das in einem angemessenen Tempo.
Es geht auch darum, einzelne Schritte verständlich zu machen und Dinge zu erklären. Warum nehmen wir uns jetzt eine Zeit der Stille, um unsere Sünden vor Gott zu bringen? Warum singen wir überhaupt, um Gott anzubeten, zu loben und zu preisen? Warum hören wir uns jetzt eine Predigt an? Was ist der Zweck?
Auch das kann der Moderator erklären. Dabei geht es nicht darum, eine ausführliche theologische Abhandlung zu halten, sondern kurz, klar und verständlich den Grund zu nennen.
Das ist die große Herausforderung: verständlich zu sein, die Elemente zu verknüpfen, das Ganze mit wenigen Worten zu gestalten und dabei nicht zu sehr in den Vordergrund zu treten.
Diese Herausforderung steht der Moderator immer wieder gegenüber. Deshalb braucht es eine gute Vorbereitung. Ich plädiere stark dafür, dass ihr euch die Worte, die ihr verwendet, aufschreibt, damit klar ist, was ihr sagen wollt und ihr gut vorbereitet seid.
Man muss sich immer die Frage stellen: Was sollte an dieser Stelle gesagt werden, damit die Leute es verstehen und mitgenommen werden? Aber auch: Was sollte vielleicht nicht gesagt werden? Was kann man seinlassen? Was muss überhaupt gesagt werden?
Um das an einem Beispiel deutlich zu machen: Die Predigt ist vorbei, der Moderator kommt nach vorne und sagt: „So, jetzt wollen wir gemeinsam das Lied XY singen“ und setzt sich wieder hin.
Im Grunde ist diese Ansage überflüssig. Ich traue den meisten Gottesdienstbesuchern zu, dass sie auch ohne diese Ansage verstehen, dass wir jetzt gemeinsam dieses Lied singen, sobald das Musikthema beginnt.
Ich will damit nicht sagen, dass der Moderator nicht dazwischenkommen darf oder die Predigt und das Lied nicht verknüpfen darf. Aber wenn er es tut, soll er es auch richtig machen.
Er sollte aufgreifen und sagen: „Jetzt haben wir in unserer Predigt heute von der unbegreiflichen Liebe Gottes gehört. Und das bringt gerade dieses nächste Lied zum Ausdruck, wo wir in der zweiten Strophe folgende Zeile singen.“
Schon hat er den Übergang kurz und knapp geschaffen.
Auch hier könnte man eine ganze Predigt daraus machen, aber das soll es eben nicht sein.
An der Stelle kann man sich auch überlegen, ob der Moderator diesen Übergang von der Predigt zum Lied machen soll oder ob es vielleicht schön ist, wenn das Musikteam nicht nur Lieder singt, sondern auch aktiv wird.
Wenn das Musikteam etwas sagt, muss die Absprache noch klarer sein. Es muss klar sein, wer wann was sagt.
Das Musikteam darf nicht eigenmächtig entscheiden, wann ein Psalm gesungen wird, wann zwischen den Psalmen ein Gebet gesprochen wird, wenn der Moderator einen ganz anderen Plan hat.
Hier muss klar kommuniziert sein, wer was macht.
Je mehr solche Elemente eingebaut werden, desto wichtiger ist eine klare Kommunikation zwischen den Beteiligten.
Wir können also festhalten: Bei der konkreten Vorbereitung des Gottesdienstes ist es wichtig, einen Ablauf zu erstellen, der zu den Rahmenbedingungen passt – zu Festtagen, Predigttext und so weiter.
Das alles soll einen schlüssigen Gottesdienstablauf ergeben, der inhaltlich stimmig ist, zusammenpasst und den roten Faden verfolgt.
Letztendlich sollen die einzelnen Elemente nachvollziehbar, verständlich und begeisternd sein, damit die Menschen wirklich mitgenommen werden.
Und wenn das alles dann geschehen ist, geht es im nächsten Schritt ganz konkret um die Umsetzung. Es stellt sich die Frage: Wie mache ich das Ganze jetzt? Wie performe ich – so blöd sich dieses Wort auch anhört? Wie stelle ich das Ganze seit dem Gottesdienst dar?
Eine grundsätzliche Empfehlung an dieser Stelle: Wer sich mit diesem Thema beschäftigen möchte, also mit Rhetorik und der Frage, wie ich spreche, dem sei gesagt, dass es bei uns auch Seminare dazu gibt. Zum Beispiel das Seminar Rhetorik und das Seminar Sprechtraining. Diese finden jedes Jahr im Sommersemester statt. In diesem Semester ist es zwar schon vorbei, aber im nächsten Sommersemester wird es wieder angeboten. Die Seminare werden von Benjamin Stoll geleitet, einem Schauspieler, der sich in diesem Bereich sehr gut auskennt. Auch hier gilt: Eine herzliche Einladung, so etwas einmal wahrzunehmen.
Wie sieht nun die konkrete Umsetzung im Gottesdienst aus? Auch hier möchte ich euch eine Empfehlung geben: Die Vorbereitung beginnt mit Gebet und sollte vom Gebet begleitet sein. Nehmt euch vor dem Gottesdienst konkret Zeit, mit allen Beteiligten gemeinsam zu beten. Das hilft, um runterzukommen und alle Anliegen wirklich vor den Herrn zu bringen.
Es geht hier am Ende um den Gottesdienst. Ich merke das bei mir selbst: Die Gefahr in der Moderation ist oft, dass man so sehr darauf fixiert ist, was man alles sagen muss und dass alles reibungslos läuft. Dabei vergisst man manchmal, worum es eigentlich im Gottesdienst geht. Wir feiern hier immer noch Gottesdienst gemeinsam. Es geht darum, gemeinsam auf Gottes Wort zu hören und uns durch Gottes Wort leiten zu lassen.
Gerade eine Gebetszeit am Anfang kann wirklich helfen, wieder zur Ruhe zu kommen. Ich glaube, ich spreche hier nicht nur für die Moderatoren, sondern auch für die Prediger, Musiker, Techniker und alle anderen Beteiligten. Lasst das Ganze mit einer Gebetszeit beginnen.
So, ich möchte jetzt einfach mal ein paar Dinge auflisten. Dabei orientiere ich mich stark an Arn Schnepper, der vor einigen Jahren ein Buch zum Thema Gottesdienste und Gottesdienstmoderation geschrieben hat. Leider habe ich es gerade nicht hier und mir fällt spontan auch der genaue Titel nicht ein. Aber wenn ihr Arn Schnepper sucht und das Thema Gottesdienste und Moderation eingebt, werdet ihr das Buch sicherlich finden.
Die Wortpaare, die ich jetzt nenne, stammen konkret von ihm, ebenso wie ein großer Teil der Inhalte. Ich habe sie nur noch ein bisschen ausgeschmückt. Er sagt: Die Moderation sollte dezent und präsent sein. Was bedeutet das konkret?
Die Moderation sollte also dezent sein. Es geht bei der Moderation weniger darum, eigene Inhalte zu vermitteln. Wie ich schon sagte, kann das je nach Gottesdienstverständnis variieren, und es werden unterschiedliche Erwartungen gestellt. Aber grundsätzlich ist es nicht das Ziel des Moderators, Inhalte weiterzugeben, so wie es der Prediger tut.
Der Moderator ist nicht der Kapitän des Gottesdienstes, sondern der Lotse. Er führt und leitet den Gottesdienst, bringt die Leute durch den Ablauf, ist aber nicht das Zentrum des Gottesdienstes. Seine Aufgabe ist es, dezent im Hintergrund zu wirken.
Eine gute Moderation ist häufig eine, die man kaum bewusst wahrnimmt. Am Ende denkt man nur: „Das war ein stimmiger Gottesdienst, alles hat perfekt zusammengepasst.“ Gleichzeitig ist es wichtig, dass der Moderator präsent ist, wenn er dran ist. Er sollte in allen Bereichen präsent sein.
Das beginnt schon mit der Körpersprache. Wie stehe ich da? Stehe ich vorne und strahle etwas aus? Oder klammere ich mich verkrampft am Pult fest? Auch das drückt etwas aus. Stehe ich fest auf beiden Beinen, mit einer stabilen Körperhaltung? Auch das sendet eine Botschaft aus.
Es geht also darum, wie präsent wir mit unserer Körpersprache auftreten und wie gut wir den Blickkontakt suchen. Ich könnte die Moderation einfach ablesen, indem ich alles, was ich mir hier notiert habe, vorlese. Ich weiß, dass es schwierig sein kann, gedanklich dabei zu bleiben, wenn man sich gute Formulierungen überlegt und diese dann vorlesen möchte.
Aber ihr merkt, wenn ich nur runterblicke, während ich mit euch spreche, dass das keine wirkliche Kommunikation ist. Wir sind es gewohnt, dass man beim Reden Blickkontakt hält. Wenn jemand nicht in die Augen schaut, fühlt sich das komisch an.
Deshalb ist es wichtig, Blickkontakt zu halten. Das ist heute Abend für mich besonders schwierig, weil niemand im Raum ist. Ich schaue in die Kamera und versuche, so den Blickkontakt zu halten, obwohl ich euch gar nicht sehe. Andererseits weiß ich zum Glück, dass ihr da seid.
Im Gottesdienst ist es oft noch schwieriger, weil viele Leute da sind. Auch hier ist es wichtig, den Blickkontakt zu halten. Man sollte nicht immer dieselbe Person fokussieren, sondern wirklich im Raum herumsehen, auch in die Ecken. Die Menschen auf beiden Seiten und in den hinteren Reihen wahrnehmen. Wer sitzt da? Die Anwesenden wahrnehmen.
Es geht darum, konzentriert zu sein, auf den Punkt da zu sein. Mir geht es so – vielleicht geht es anderen ähnlich, die in der Moderation und im Predigtdienst tätig sind – dass ich Moderieren oft noch schwieriger finde als Predigen.
Bei der Predigt fängt man an, kommt irgendwann in den Flow, und dann läuft es. Das wird mit der Zeit einfacher. Aber in der Moderation muss man immer wieder neu anfangen, immer wieder neu da sein, nur kurze Abschnitte sprechen.
Man hat oft das Gefühl, kaum etwas gesagt zu haben und müsste eigentlich noch länger vorne stehen und mehr sagen. Es fühlt sich komisch an, nur zwei, drei Sätze zu sagen. Aber gerade das ist häufig das Richtige.
Es ist auch wichtig, gedanklich wirklich da zu sein, sich auf den Gottesdienst einzulassen. Dabei besteht die Gefahr, die Moderation auf die leichte Schulter zu nehmen, weil man denkt: „Moderation läuft ja so oder so.“ Dann ist man gedanklich nicht wirklich präsent – und die Leute merken das.
Schafft euch deshalb Freiräume vor dem Gottesdienst. Konzentriert euch, nehmt euch Zeit für das Gebet, auch ganz bewusst. Führt nicht noch anstrengende, schwierige oder herausfordernde Gespräche direkt vor dem Gottesdienst. Das kann man nach dem Gottesdienst machen.
Auch an alle anderen, die keine Moderatoren sind, sondern ganz normale Gottesdienstbesucher: Verwickelt bitte auch die Moderatoren und Prediger nicht vor dem Gottesdienst in zentrale Gespräche. Das kann man nach dem Gottesdienst erledigen.
Zusammengefasst heißt das: Die Moderation soll dezent und präsent sein. Einerseits zurückhaltend, andererseits, wenn man dran ist, wirklich präsent und klar da sein – und das auch zeigen.
Der zweite Punkt an dieser Stelle ist, natürlich und gekonnt natürlich zu sein. Das heißt, es ist wichtig, dass wir nicht irgendwie gestellt vorne stehen, sondern wirklich natürlich wirken.
Ich fand das persönlich als Kind immer interessant, wie ich das im kirchlichen Kontext erlebt habe, in dem ich groß geworden bin. Ich hatte den Eindruck, dass die Pfarrer – in meinem Fall waren es Pfarrer – anders gesprochen haben, wenn sie vorne auf der Kanzel standen und predigten. Vielleicht kennt ihr das auch von Predigern, die in eine bestimmte Predigersprache verfallen. Vielleicht geht es mir ja auch selbst so, ich weiß es nicht. Mir geht es hier nicht darum, über andere zu urteilen. Mir ist nur aufgefallen, dass manche nicht mehr natürlich sprechen, sondern plötzlich ganz anders klingen.
Im Teenageralter kam ich dann mit den Fackelträgern in Kontakt und war dort auch auf Freizeit. Das hat mich total beeindruckt, weil die Prediger dort plötzlich ganz normal gesprochen haben. Sie haben so geredet, als würden sie einfach nur mit mir sprechen. So haben sie auch ihre Andachten gehalten. Das hat mich damals enorm beeindruckt und begeistert.
Natürlich sein – damit hängt auch das Thema „authentisch sein“ zusammen. Vielleicht fragt sich der eine oder andere: Was ist denn der große Unterschied? Beim Authentischsein geht es auch darum, so zu sein, wie man selbst ist. Man sollte nicht versuchen, andere zu kopieren. Nur weil jemand immer besonders lustig und flapsig ist, heißt das nicht, dass ich es genauso sein muss, wenn ich es vielleicht gar nicht bin.
Wirklich authentisch sein bedeutet, mit all den Stärken und Schwächen der eigenen Persönlichkeit zu leben. Es geht nicht darum, so zu sein wie andere, sondern darum, echt zu sein. Trotzdem darf man natürlich an seinen Schwächen arbeiten. Und das führt zum Punkt „gekonnt sein“.
Nur weil ich natürlich und authentisch bin, heißt das nicht, dass ich meine Schwächen einfach so akzeptieren und nichts daran ändern muss. Man darf daran arbeiten und sich Gedanken machen, welche Aspekte man verbessern kann.
Ein Beispiel ist das Thema Sprache: Wie deutlich spreche ich? Rede ich zu schnell oder zu langsam? Bei mir besteht die Gefahr, dass ich manchmal zu schnell werde. Vielleicht denkt ihr gerade beim Vortrag, dass ich an manchen Stellen ziemlich schnell rede. Ich muss mich immer wieder selbst bremsen, damit ich nicht zu schnell werde.
Rede ich zu laut oder zu leise? Ich hatte mal eine BU-Gruppe, die irgendwann zu mir sagte: „Warum schreist du denn immer so? Wir sitzen doch alle hier im Raum.“ Ich weiß wirklich nicht, warum das so ist. Es ist wohl mein Naturell, eher lauter zu sprechen. Aber ich versuche, das bewusst einzusetzen: Manchmal leiser zu sprechen, wenn es nötig ist, und manchmal lauter, wenn es eindringlicher sein muss.
Das hat natürlich viel mit Übung zu tun. Es passiert nicht von heute auf morgen, aber man kann sich in diesen Dingen entwickeln. Wichtig ist, verständlich zu sprechen.
Außerdem sollte man darüber nachdenken, welche Füllwörter man ständig verwendet. Ich weiß gerade nicht, welche das bei mir sind, aber euch wird das sicherlich auffallen. Man merkt das ja immer wieder bei verschiedenen Leuten. Manche sagen ständig „ähm“ oder benutzen andere Begriffe, die oft fallen. Ihr könnt mir gern Feedback geben, was es bei mir ist.
Also: Natürlich und authentisch bleiben, so wie ihr seid. Manche Macken hat man einfach. Die stören einen vielleicht selbst, aber andere nehmen sie gar nicht so wahr, weil es für sie natürlich ist, dass man so ist.
Ich habe es gerade gesagt: Man soll ja feststehen. Ich bin jemand, der alles andere als feststeht. Ich wackele hin und her. Als ich das letzte Mal Videos von Gottesdiensten gesehen habe – solche, die man sich auf YouTube anschauen kann oder die wir hier am BSK machen – und mich da vorne stehen sah, dachte ich mir: „Ei, ei, dem kannst du ja nicht zuhören. Der ist ja die ganze Zeit nur am Rumhampeln.“
Jetzt kann ich versuchen, darauf zu achten und es besser zu machen. Aber ganz wird es mir sicherlich nicht gelingen. Und irgendwie gehört das dann halt auch wieder zu mir dazu.
Das Nächste ist emotional und sachlich. Dabei gibt es einen ganz wichtigen Punkt.
Beim Thema Emotionalität schaffe ich es, eine freundliche Atmosphäre zu erzeugen. Bin ich freundlich zu den Menschen? Es gibt verschiedene Emotionen, die alle ihren Platz haben und nicht immer zusammenpassen müssen: fröhlich, traurig, besinnlich – all das darf im Gottesdienst sein. Wenn ich zum Beispiel gerade davon rede, dass jemand vielleicht schwer krank geworden ist, kann ich das nicht fröhlich machen. Aber was immer möglich ist, ist, dass ich es freundlich mache.
Da stellt sich wieder die Frage: Wie kann ich freundlich sein? Indem ich die Menschen vor mir wahrnehme, mich bewusst auf sie einlasse und nicht nur auf das fokussiert bin, was ich gerade sage. Ich muss mir bewusst sein: Ich rede mit euch. Das ist ein spannender Spagat, den ich gerade auch erlebe. Ich habe ein Thema, das ich vortragen will, und gleichzeitig möchte ich mich auf euch einlassen – sehe euch aber nicht.
Es ist wichtig, dass diese Haltung da ist. Es ist kein rhetorischer Trick, um die Leute abzuholen, sondern vor allem eine innere Haltung. Ich rede nicht einfach in eine Kamera ins Nichts, sondern ich spreche mit Menschen und möchte ihnen etwas weitergeben. Diese Haltung transportiert auch Emotionen und hoffentlich eine freundliche Atmosphäre. So gelingt es, dass Menschen, die herkommen, sich willkommen fühlen. Sie merken, sie dürfen hier sein, sie sind willkommen, und wir freuen uns, dass sie da sind.
Emotional und sachlich bedeutet aber auch, dass ich persönlich betroffen bin. Ich bin kein Nachrichtensprecher, der nur sachlich vorliest. Was wir machen, darf mich bewegen. Natürlich geht es nicht um Gefühlsduselei, also kein extremes Ausschweifen, aber Begeisterung, Freude und Betroffenheit dürfen sich zeigen. Das sollte authentisch sein, nicht vorgespielt oder geheuchelt. Denn wir alle merken, wenn etwas nicht echt ist. Man erkennt, wenn es nur gekünstelt ist.
Daher ist es sehr wichtig, zum vorherigen Punkt zurückzukehren: natürlich und authentisch zu sein. Da stellt sich auch die Frage: Wenn wir emotional werden, wovon sind wir berührt? Kommt das einfach daher, weil ich heute gut drauf bin und einen schönen Tag habe? Und am nächsten Tag habe ich einen schlechten oder deprimierenden Tag, und das verändert die Stimmung im Gottesdienst? Oder ist es hier wieder das Wort Gottes, das uns trifft?
Das ist etwas, das ich nicht wirklich selbst erzeugen kann. Gerade im Predigtdienst erlebe ich oft, dass mich eine Predigt einmal voll trifft und ich emotional mitgenommen bin. Ein anderes Mal berührt sie mich gar nicht, und ich habe das Gefühl, es war heute überhaupt nichts. Manchmal passiert das sogar am gleichen Tag, wenn ich die gleiche Predigt zweimal halte – einmal so, einmal anders.
Dann merken wir, dass das alles Dinge sind, die wir nicht einfach selbst machen können. Auch der Geist Gottes spielt eine zentrale Rolle. Dazu kommen wir gleich noch.
Emotional und sachlich bedeutet also, dass wir Emotionen zeigen dürfen, aber gleichzeitig auf der Sachebene bleiben. Die Dinge müssen klar gesagt werden, ohne sich in den Emotionen zu verlieren.
Und zu guter Letzt: aktiv und passiv. Das bedeutet einerseits, dass wir uns gut vorbereiten und wirklich aktiv dabei sind. Wir müssen uns unserer Verantwortung für den Gottesdienst bewusst sein.
Gleichzeitig bedeutet es aber auch, passiv zu sein. Das heißt, wir sind uns bewusst und vertrauen darauf, dass das Wirken des Heiligen Geistes notwendig ist. Wir erkennen unsere eigene Verantwortung an, aber auch die Verantwortung Gottes.
Hier gilt dasselbe Prinzip wie in nahezu allen anderen Bereichen unseres Dienstes. Einerseits dürfen wir unser Bestes geben. Wir dürfen uns vorbereiten, uns Gedanken machen, kreativ sein und coole Ideen entwickeln. Andererseits muss uns immer bewusst sein, dass das, was am Ende passiert, geistliche Prozesse sind.
Das, was wir bei Menschen bewirken wollen, ist letztlich etwas Geistliches: dass Menschen zum Glauben kommen und im Glauben wachsen. Geistliche Prozesse kann ich als Mensch nicht selbst machen. Das ist für mich nicht machbar; das kann nur der Geist Gottes tun.
Deshalb darf ich bei allen guten Vorbereitungen, die wir investieren, immer darauf vertrauen, dass der Geist Gottes wirkt. Und das kann ganz unterschiedlich geschehen.
Eine gute Moderation ist aktiv und passiv. Ein guter Moderator oder eine gute Moderatorin versucht, sein oder ihr Bestes zu geben – in dem Wissen, dass es letztlich Gott tun muss.
Wir haben uns jetzt eine ganze Reihe von Dingen angesehen. Zunächst haben wir betrachtet, was Gottesdienst grundsätzlich ist und welche Rolle der Moderator dabei spielt. Es ist wichtig, diese Rolle klar zu definieren. Außerdem haben wir uns angeschaut, wie man den Gottesdienst vorbereitet. Hier könnte man sicherlich noch weitere Aspekte ansprechen.
Anschließend haben wir uns angesehen, wie die Umsetzung eines Gottesdienstes aussehen kann. Auch hier gibt es Möglichkeiten, noch tiefer einzusteigen. Deshalb empfehle ich, sich mit dem einen oder anderen Thema intensiver zu beschäftigen. Dazu gehören beispielsweise Kurse in Rhetorik und Sprechtraining oder das Thema Gottesdienstgestaltung. Grundsätzlich ist es hilfreich, sich intensiver damit auseinanderzusetzen, wie man gut formulieren kann. Es gibt dazu zahlreiche Bücher und YouTube-Videos.
Dabei muss man nicht nur im christlichen Bereich suchen. Auch außerhalb davon gibt es wirklich gute Quellen, die wertvolle Anregungen bieten. Mir ist es heute Abend wichtig, dass ihr euch als Gemeinde Gedanken über euren Gottesdienstablauf macht. Besonders unter den Moderatoren in der Gemeinde sollte ein Austausch stattfinden. Gebt euch gegenseitig Feedback.
Ich halte es für wichtig, dass gerade diejenigen, die in der Moderation tätig sind, wissen, worauf sie achten müssen. Fangt an, euch konstruktive Kritik und Hilfestellung zu geben. Sprecht Dinge an, die besser laufen können, aber auch solche, die gut sind. Hört offen auf Rückmeldungen aus der Gemeinde.
Das kann für den einen oder anderen durchaus frustrierend sein. Doch durch die Möglichkeit, dass viele Gottesdienste aufgezeichnet werden, könnt ihr euch selbst anschauen und reflektieren. Ich weiß, man braucht ein gewisses dickes Fell dafür. Wenn das Anschauen der eigenen Aufnahmen nur frustriert und euch davon abhält, weiterzumachen, dann ist es vielleicht besser, es zu lassen. Solche Menschentypen gibt es auch.
Manchmal ist es jedoch sehr hilfreich, sich bewusst damit auseinanderzusetzen, um zu sehen, was man macht und was man verbessern kann. Zu guter Letzt ist es ganz wichtig, dass ihr auf Gott vertraut und euch bewusst macht, dass ihr nicht perfekt sein müsst. Es geht am Ende nicht um Perfektion. Es gibt keinen perfekten Gottesdienstablauf. Perfekt macht es nur einer – und das ist Gott.
Wenn ihr Gottesdienste ansprechend moderieren wollt, achtet auf einige wesentliche Punkte: Haltet das Ganze nicht zu lang, sondern kurz und prägnant. Verknüpft die einzelnen Elemente sinnvoll miteinander und macht die Inhalte verständlich. Seid freundlich, holt die Menschen ab, nehmt sie mit und wahr. Ich glaube, wenn man diese Dinge beachtet, werden unsere Gottesdienste automatisch ansprechend.
Ich bedanke mich bei euch allen. Ich freue mich, dass ihr heute Abend dabei wart und euch die Zeit genommen habt. Ich wünsche euch Gottes Segen für euren Dienst und dass ihr euch von Gott gebrauchen lasst.
An dieser Stelle möchte ich auch auf weitere Angebote von uns am BSK hinweisen. Zum Beispiel auf unseren YouTube-Kanal, auf dem ihr viele interessante Themen findet. Ihr könnt unseren Kanal gerne abonnieren. Wenn euch unsere Arbeit und die Vorträge gefallen, macht gerne Werbung dafür und teilt die Inhalte mit anderen. Davon profitieren wir sehr.
Außerdem freuen wir uns über eure Unterstützung. Als BSK versuchen wir, die Studiengebühren so niedrig wie möglich zu halten, damit sie für Studierende bezahlbar bleiben. Man muss bedenken, dass viele später in Berufen arbeiten, in denen man mehr verdienen könnte. Deshalb sind wir immer wieder auf finanzielle Unterstützung angewiesen und freuen uns, wenn ihr uns dabei helft.
Wir freuen uns auch, wenn ihr für uns betet, unsere Angebote bewerbt und unsere Seminare besucht. Alle Seminare können auch als Gasthörer besucht werden. Weitere Informationen findet ihr auf unserer Homepage.
Informiert euch gerne und meldet euch bei uns, wenn ihr Fragen habt. Ich freue mich auf jeden Fall, dass wir diese Abende gemeinsam verbringen können. Ich wünsche euch allen noch einen guten Abend und möchte nun zum Abschluss mit euch beten.
Lieber Herr Jesus, ich danke dir für diesen Abend und für das Thema der Gottesdienstbegleitung. Es ist schön, dass wir uns miteinander mit diesem Thema beschäftigen dürfen. Ich bitte dich ganz konkret, dass du uns in der Vorbereitung hilfst. Schenke uns die richtige Ausrichtung und zeige uns, welche Schwerpunkte wir setzen sollen und welche Dinge wir vielleicht weglassen können.
Hilf uns, fokussiert zu sein und durch unsere Gottesdienste dich zu ehren und zu verherrlichen – nicht nur durch die Gottesdienste, die wir gemeinsam feiern, sondern vor allem auch durch den Gottesdienst unseres Lebens. Dir allein sei Lob, Preis und Ehre in alle Ewigkeit. Amen.
Ich wünsche euch allen noch einen guten Abend. Gott befohlen, bis zum nächsten Mal. Macht’s gut, tschüss!