Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 129: Ein Aussätziger wird geheilt.
Einführung in das Thema Gnade und Mitgefühl Gottes
Ich habe vor kurzem bereits gesagt, dass Rettung in der Bibel immer aus Gnade geschieht und durch Glauben zum Dienst führt. Heute betrachten wir ein Ereignis, das den Aspekt der Gnade besonders verdeutlicht.
Gott ist ein Gott voller Mitgefühl. Er ist kein distanzierter Gott, dem wir gleichgültig sind. Und wer könnte das besser verstehen als ein Aussätziger?
Aussätzige waren Menschen mit einem krankhaften Hautausschlag. Im Alten Testament lesen wir über sie in 3. Mose 13, Verse 45 und 46:
„Und der Aussätzige, an dem das Mal ist, soll seine Kleider zerreißen und sein Kopfhaar frei hängen lassen. Er soll seinen Bart verhüllen und ausrufen: ‚Unrein, unrein!‘ All die Tage, die das Mal an ihm ist, soll er unrein sein. Unrein ist er. Allein soll er wohnen, außerhalb des Lagers soll seine Wohnung sein.“
Die soziale und religiöse Situation der Aussätzigen
Das waren die Regeln für Aussätzige während der Wüstenwanderung. Viele dieser Vorschriften wurden jedoch zur Zeit Jesu nicht mehr so streng angewandt. Vielmehr ging es darum, den Aussätzigen ein möglichst normales Leben zu ermöglichen.
Was sie jedoch nicht durften, hing mit ihrer Unreinheit zusammen: Sie durften nicht in Jerusalem und einigen anderen alten Städten wohnen. Als Unreine durften sie dem Tempel nicht zu nahe kommen und nicht am Gottesdienst im Tempel teilnehmen.
Sie konnten aber in die Synagoge gehen, auf dem Markt einkaufen, heiraten und Familien gründen. Natürlich mussten sie als Aussätzige damit leben, dass man sie mied – sei es, weil man sich vor der Krankheit ekelte, den Aussatz als Strafe Gottes ansah oder sich nicht an ihnen verunreinigen wollte.
Bequemlichkeit, Ängstlichkeit und Vorurteile gab es damals wie heute. Die Heilung eines Aussätzigen galt in den Augen der Rabbis als ebenso schwer wie die Auferweckung eines Toten. Man rechnete nicht wirklich damit.
Symbolik der Unreinheit und der Aussätzigen
Kommen wir noch einmal zum Thema Unreinheit. Die Unreinheit des Aussätzigen war eine rituelle. Es handelte sich dabei nicht um Sünde, sondern seine Krankheit war ein Bild für den Zustand des sündigen Menschen, der Gott nicht nahen darf.
Der Aussätzige musste „unrein“ rufen, sollte allein wohnen und konnte durch Berührung seine Unreinheit übertragen. Er war eine Gegenstandslektion, die allen Menschen ihre eigene Unreinheit vor Augen malte.
Die Aussätzigen in Israel durften nicht in den Tempel gehen. Sie illustrierten den Sünder, den Gott nicht um sich haben wollte. Dabei war der Aussätzige selbst kein Sünder – das dürfen wir nie vergessen. Er war vielmehr ein Bild für den Sünder.
Der Aussätzige zeigt, dass man Gott nicht einfach so begegnen kann, sondern rein sein muss. Diese Reinheit ist für den Menschen jedoch nicht erreichbar. Damit steht der Aussätzige auch für die Aussichtslosigkeit des Menschen, aus sich heraus irgendwie rein zu werden.
Die Aussätzigen konnten sich in ihr Schicksal ergeben und auf Gottes Eingreifen hoffen. Mehr war nicht möglich. Gerade dadurch veranschaulichen sie durch ihr Schicksal den Zustand aller Menschen, die auch nicht mehr können, als darauf zu hoffen, dass Gott ihnen einen Retter schickt.
Die Heilung des Aussätzigen nach Markus 1,40-45
Aber kommen wir zu unserer Geschichte aus Markus 1, Verse 40-45.
Ein Aussätziger kam zu Jesus, bat ihn, kniete nieder und sagte zu ihm: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Jesus war innerlich bewegt, streckte seine Hand aus, berührte ihn und sprach: „Ich will, sei gereinigt!“
Sogleich wich der Aussatz von ihm, und er war rein. Jesus bedrohte ihn und schickte ihn sofort weg. Er sagte zu ihm: „Sieh zu, dass du niemandem etwas erzählst. Geh aber hin, zeige dich dem Priester und bringe das Opfer dar, das Mose zur Bestätigung deiner Reinigung geboten hat.“
Der Mann ging jedoch weg und begann, die Geschichte eifrig zu verkünden und zu verbreiten. Dadurch konnte Jesus nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen. Stattdessen blieb er draußen an einsamen Orten. Trotzdem kamen die Menschen von allen Seiten zu ihm.
Drei wichtige Erkenntnisse aus der Heilungsgeschichte
Lasst uns an dieser Stelle drei Dinge festhalten.
Erstens: Im Text heißt es, dass der Herr Jesus innerlich bewegt war. Einerseits haben wir bereits festgestellt, dass sich der Messias nicht als Wundertäter versteht, sondern als Prediger. Deshalb macht er sich nicht aktiv auf die Suche nach Kranken und heilt auch nicht so viele Kranke wie möglich. Andererseits ist Gott ein mitfühlender Gott, dessen Herz die Not der Menschen berührt. Wenn Menschen ihn um Hilfe bitten, dann hilft er gern.
Soweit ich das sehe, schickt der Herr Jesus nie einen Kranken oder Besessenen weg, obwohl er natürlich weiß, dass viele von ihnen nicht zu ihm kommen, weil sie den Messias suchen, sondern nur, weil sie gesund werden wollen. Der Herr Jesus weiß darum, dass eine Heilung von Menschen, denen es nur um ihre Gesundheit geht, zu nichts führt. Man könnte sogar fragen, ob weniger Leidensdruck nicht die Wahrscheinlichkeit verringert, dass sie sich später im Leben noch bekehren. Und trotzdem heilt er sie. Er heilt sie, weil ihr Zustand ihn innerlich bewegt.
Zweitens: Sage niemand etwas. Der Herr Jesus will keine Publicity. Warum, wird schnell klar, wenn wir weiterlesen. In Vers 45 heißt es: Der geheilte Aussätzige aber ging weg und fing an, die Sache eifrig zu verkünden und auszubreiten, so dass man meinte, Jesus könne nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen. Das war es, was der Herr Jesus vermeiden wollte: dass man ihn als Wundertäter wahrnimmt und er zur Berühmtheit wird. Er braucht keine Volksaufläufe. Er braucht sie nicht, weil hinter den Menschenmengen nur Neugierde steckt, nicht echtes Interesse an seinen Predigten.
Drittens: In Vers 44 heißt es: Geh hin, zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zu einem Zeugnis. Der Herr Jesus hat ein Herz für Priester. Er schickt den Exaussätzigen bewusst in den Tempel, um dort die Opfer zu bringen, die für eine Reinigung vorgesehen waren. Und er soll es tun, ihnen zu einem Zeugnis.
Die Bedeutung der Heilung für die Priester und die Gemeinde
Wie schon gesagt, man ging nicht davon aus, dass ein Aussätziger geheilt werden konnte. Und jetzt? Tja! Jetzt erschien einer, und auf die Frage, wie er denn seinen Aussatz losgeworden war, erzählt er seine Geschichte.
Da war dieser Rabbi, Jesus aus Nazareth. Ich bat ihn, mich zu heilen. Er rührte mich an, sprach: „Sei gereinigt!“ Und auf wundersame Weise war der Aussatz sofort weg. Was für eine Geschichte!
Und machen wir uns eines klar: Es bleibt nicht bei diesem einen Aussätzigen. Über Wochen und Monate hinweg wird ein steter Strom von Geheilten, von Aussätzigen im Tempel auftauchen, die alle dasselbe sagen. Da oben in Galiläa gibt es einen Rabbi, der allein durch sein Wort in der Lage ist, Aussatz zu heilen.
Es gibt jetzt einen, der unreine Menschen reinmacht, einen, der Menschen, die Gott nicht begegnen dürfen, einen Weg zu Gott eröffnet. Könnt ihr euch vorstellen, was die Priester im Tempel dachten? Für sie waren Aussätzige als Unreine draußen. Sie durften nicht hinein. Und niemand konnte ihnen helfen.
Aber mit einem Mal ändert sich das. Die Aussätzigen werden rein, sie kommen in den Tempel, sie kommen, weil sie dürfen – weil einer sie geheilt hatte. Was für ein Zeichen! Was für ein Zeugnis für die Priester im Tempel, was für ein klarer Hinweis darauf, dass Gott dabei war, sündige Menschen im ganz großen Stil zu sich zu ziehen.
Persönliche Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, ob dich die Not anderer Menschen innerlich berührt – so wie es beim Herrn Jesus der Fall war – oder ob sie dich kalt lässt.
Das war es für heute.
Nächste Woche halte ich Vorträge in Rehe im Westerwald über das Hohelied. Ich würde mich über dein Gebet freuen. Es gibt auch noch freie Plätze.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen.
