Einführung in die Autorität der Gemeinde
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 416: Die Gemeinde als Autorität
Nachdem wir uns bereits eine Weile mit dem Thema Sünde beschäftigt haben, kommen wir heute zu einem Text, der die Autorität der Gemeinde beschreibt.
Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob mich eine Gemeinde ausschließt und dem Satan übergibt – unabhängig davon, wie formal dieser Ausschluss durchgeführt wird.
Es ist ein erheblicher Unterschied, ob ich aus der Ekklesia des Messias geworfen werde oder aus einem x-beliebigen Kleintierzüchterverein.
Die Bedeutung der Gemeindeautorität im Himmel und auf Erden
Matthäus 18,18: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein. Und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein.
Die Ekklesia des Messias repräsentiert den Himmel. Um das an dieser Stelle ganz deutlich zu machen: Die Autorität der Gemeinde liegt hier in den Händen der Mitglieder, nicht in den Händen einzelner Autoritätspersonen oder eines Leiters.
Das "ihr" im Text bezieht sich auf die Gemeinschaft der Gemeinde, die kooperativ handelt. Wie wir bald sehen werden, versammelt sich diese Gemeinschaft im Gebet um das wahre Zentrum.
Jesus als das Haupt der Gemeinde
Und das ist der Herr selbst: Der Herr Jesus ist auch Herr der Gemeinde. Er ist das Haupt, wie Paulus es formuliert, in Epheser 1,22.
Dort heißt es, dass Gott der Vater alles seinen Füßen unterworfen hat – also auch Jesus – und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben hat. Jesus ist das Haupt über alles. Er ist die Nummer Eins im Universum und als solches der Gemeinde als Haupt gegeben.
In Kolosser 1,18 wird gesagt, dass Jesus das Haupt des Leibes, der Gemeinde, ist. Er ist der Anfang und der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang hat.
Diese Vorrangstellung in der Gemeinde darf ihm von keinem Menschen streitig gemacht werden, egal welches Amt oder welche Aufgabe dieser Mensch in der Gemeinde einnimmt.
Wiederholung und Vertiefung des Bindens und Lösens
Aber zurück zum Text Matthäus 18, Vers 18: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein.
Wir kennen diesen Text bereits aus Matthäus 16, Vers 19. Die Unterschiede sind gering. In Matthäus 16 spricht Jesus zu Petrus, während er hier die Aussage mit einem "Wahrlich, ich sage euch" sogar noch betont und zur Gemeinschaft der Gemeinde spricht.
Deshalb werde ich das, was ich in Episode 377 zu dem Petrostext gesagt habe, im Folgenden noch einmal wiederholen. Zuerst aber der Hinweis aus Episode 376, dass es beim Binden und Lösen nicht darum geht, einer Person Vergebung oder Verdammnis zuzusprechen.
Es geht vielmehr darum, Entscheidungen darüber zu treffen, was richtig und was falsch ist. Der neue Bund hat auch einige neue Regeln.
Im Kontext unseres Textes geht es um eine Sünde, die ein Gemeindeglied begangen hat. Die Gemeinschaft hat das Recht, einen Ausschluss durchzuführen, weil sie das Verhalten des sündigenden Bruders als eine grobe Sünde beurteilt.
Die grammatische Besonderheit und theologische Bedeutung des Futurperfekts
Es heißt hier in der deutschen Übersetzung: „Wenn ihr etwas auf der Erde bindet, wird es im Himmel gebunden sein, und wenn ihr etwas auf der Erde löst, wird es im Himmel gelöst sein.“
Wenn wir genau hinschauen – das ist jetzt eher etwas für Freunde der Grammatik – und uns die Formulierung „wird es im Himmel gebunden sein“ beziehungsweise „wird es im Himmel gelöst sein“ genau ansehen, dann treffen wir nicht einfach nur auf ein grammatisches Futur, sondern auf ein Futurperfekt.
Man könnte das verständlicherweise so übersetzen: „Wird im Himmel gebunden beziehungsweise gelöst gewesen sein.“ Und das klingt so ungewöhnlich, dass Jesus diese Verbform, wie schon in Matthäus 16,19, ganz bewusst benutzt haben muss.
Lasst es mich so erklären: Wenn Jesus davon spricht, dass die theologischen Entscheidungen der Gemeinde auch im Himmel gelöst beziehungsweise gebunden sein werden, dann will er damit nicht zum Ausdruck bringen, dass die Gemeinde einfach entscheiden kann, was sie will, und der Himmel, also Gott selbst, nickt das dann ab. So ein Denken wäre absurd.
Vielmehr verwendet der Herr Jesus eine Zeitform, die auf eine etwas ungewöhnliche Weise ausdrückt, dass eine Aktion, die sich schon in der Vergangenheit ereignet hat, Auswirkungen auf die Zukunft hat.
Wenn es also genau genommen nicht heißt „wird im Himmel gebunden beziehungsweise gelöst sein“, sondern „wird im Himmel gebunden beziehungsweise gelöst gewesen sein“, dann ist die Gemeinde nicht diejenige, die neue Regeln erfindet.
Sondern sie ist nur das Gremium, das diese neuen Regeln, die es bereits bei Gott gibt – hier kommt jetzt das Perfekt ins Spiel – entdeckt, verkündet und anwendet. Die Ekklesia ist das Gremium, das diese schon von Gott festgelegten Ordnungen für den neuen Bund weitergibt.
Die geistliche Überwachung und Verantwortung der Gemeinde
Wenn etwas auf rechte Weise gebunden oder gelöst wird, kann man davon ausgehen, dass Gott den Prozess geistlich initiiert und überwacht. Dabei lenkt er die Ausübung der gemeindlichen Autorität in die richtigen Bahnen.
Trotzdem ist es wichtig, ernst zu nehmen, was Jesus hier der Gemeinde zuspricht. Das ist besonders bedeutsam, weil die neue messianische Gemeinschaft, die entstehen soll, nicht einfach nur eine neue Variante des Judentums darstellt, wie es zum Beispiel die Essener sind.
Die Gemeinde ist das Volk Gottes, ein geistliches Israel. Obwohl sie den Gott und auch die heiligen Schriften der Juden für sich in Anspruch nimmt, verwirft sie die nationale Enge und den jüdischen way of life. Dieser Weg führt aus dem Judentum heraus und hinein in eine ganz eigene christliche Identität.
Ein solcher Weg hat viel damit zu tun, was erlaubt und verboten ist. Um diesen Weg überhaupt gehen zu können, braucht es Menschen mit Autorität. Diese Autorität gibt Jesus zuerst dem Petrus und später auch der durch den Heiligen Geist geleiteten Gemeinde.
Die Grenzen und Bedingungen der Gemeindeberechtigung
Nun eine logische Einschränkung: Die Autorität, von der Jesus hier spricht, ist immer eine Autorität, die in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes ausgeübt wird.
Eine Gemeinschaft hat also nicht allein deshalb Autorität, weil sie als Gemeinschaft zum selben theologischen Ergebnis kommt. Nur weil die Mehrheit der Gemeinde ein Verhalten als Sünde ansieht, bedeutet das nicht, dass die betreffende Sache tatsächlich sündig ist.
Ebenso gilt: Wenn eine Gemeinschaft eine Sünde als erlaubt ansieht, heißt das nicht, dass die Sache allein deshalb plötzlich in Ordnung wäre. Die Gemeinschaft muss im Willen Gottes unterwegs sein und darf sich nicht vom Zeitgeist oder ihrer theologischen Richtung leiten lassen.
Deshalb wird eine Gemeinschaft, die sich irrt, an der Person schuldig, die sie falsch beurteilt. Der Herr Jesus beschreibt seinen Jüngern die Macht der Ekklesia, doch mit Macht kommt Verantwortung.
Paulus’ Ermahnung an die Gemeinde in Korinth
Deshalb reagiert Paulus bei den Korinthern so scharf auf ihren Laissez-faire-Stil. In 1. Korinther 5,1-2 heißt es: Überhaupt hört man, dass Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, die selbst unter den Nationen nicht stattfindet – dass einer die Frau seines Vaters hat. Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht etwa Leid getragen, damit der, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte entfernt würde.
Die Korinther beurteilen die Situation falsch. Doch dadurch wird der Sünder nicht gerechtfertigt. Es ist ihr Stolz und ihr Mangel an Mitleid, der sie falsch reagieren lässt. Paulus weist sie deshalb scharf zurecht.
Was hier im Blick auf falsche Freiheiten gilt, gilt natürlich auch im Blick auf falsche Enge. Ich kann Geschwister aus der Gemeinde ausschließen, weil sie ins Kino gehen oder zum Badestrand. Aber ganz ehrlich: Vor Gott hat so ein Ausschluss keinerlei Bestand.
Schlusswort und Ermutigung zum geistlichen Wachstum
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