Herr Präsident, liebe Freunde, Daniel, ihr wisst ja, er war ein Jude aus Jerusalem. Als Kind wurde er entführt, als Teenager auf den Staat treu zurechtgetrimmt und als Beamter in Babel ausgebildet. Er war ein kluger, geschickter und begabter Mensch, wie geschaffen für eine politische Laufbahn.
Kein Wunder, dass sein Aufstieg wie eine Rakete verlief. Es dauerte nicht lange, bis er es bis zum Minister brachte. Fast wäre er zur rechten Hand, zum Stellvertreter des Staatsoberhauptes, geworden. Doch in dem Moment, als er den Posten des Ministerpräsidenten erhalten sollte, gerieten seine Gegner an ihn und stürzten ihn.
Denn es ist klar, dass so ein Mensch seine Konkurrenten hat. Es gab noch genug andere, die nicht so viel auf dem Kasten hatten wie er, aber die Lust auf seinen Posten. Sie hatten sich sowieso schon die ganze Zeit darüber gefoppt, wie er die einen nach dem anderen überrundet hatte. Doch jetzt, als er den höchsten Regierungsposten erklimmen wollte, platzte ihnen der Kragen. Sie beschlossen, ihn abzuschießen.
Aufstieg und Neid in der politischen Karriere Daniels
Das war bei Daniel jedoch gar nicht so einfach. Einfach deshalb, weil diesem Mann nichts Negatives nachzuweisen war. Er war in keinen Geldskandal verwickelt, wie es bei den Spitzenkräften der Bundesrepublik Deutschland oft der Fall ist. Auch in keinen Weinskandal war er verwickelt.
Übrigens, kennt ihr den Unterschied zwischen ungarischem und österreichischem Wein? Der ungarische Wein ist für festliche Tage, der österreichische für frostliche Tage. Der aktuelle Tipp für Autofahrer lautet also: Jetzt kommt der Frost – also hinein in den Tank mit österreichischem Wein.
Daniel hatte weder mit Geld noch mit Wein oder Baumaterial irgendwelche Geschäfte gemacht. Er hatte keine Neubauwohnung verschoben, keine Bestechungsaffäre und keine Liebesaffäre. Dem Mann war beim bösesten Willen nichts Negatives anzuhängen.
In Daniel 6,5 heißt es: Da trachteten die Fürsten und Statthalter danach, an Daniel etwas zu finden, das gegen das Königreich gerichtet wäre. Aber sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden, denn er war treu, so dass man keine Schuld und kein Vergehen bei ihm finden konnte.
Da sprachen die Männer: „Wir werden keinen Grund zur Anklage gegen Daniel finden, es sei denn wegen seiner Gottesverehrung.“ Also dass man da nicht schon eher darauf gekommen war.
Die einzige Schwachstelle: Daniels Glauben
Daniel war in jeder Hinsicht einwandfrei, nur in einem Punkt klappte es nicht: in der ideologischen Hinsicht. Er hatte die falsche Weltanschauung. Genau an diesem Punkt konnte man ansetzen und ihn aus dem Sattel wippen.
Daniel stammte, wie ich schon gesagt habe, aus Jerusalem. Er war also Jude und gehörte zu dem Volk, das den lebendigen Gott kannte und vor allem zu Gott betete. Zum Beispiel sprach jeder fromme Jude an jedem Tag dreimal ein Gebet, das im fünften Buch Mose, Kapitel 6, zu finden ist: „Höre, Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr allein“ und so weiter. Diese Worte betete auch Daniel jeden Tag, dreimal laut.
Das war bekannt, und Daniel machte sich nichts daraus, dass jeder mithören konnte. Jeder konnte wissen, dass er ein treuer Anhänger Gottes war. Daran hatten auch die Umschulung, die Karriere und der hohe Posten nichts ändern können.
Wir werden später noch sehen, in welche Gefahr, in welche Lebensgefahr Daniel wegen seines Glaubens geraten ist, als man ihn in die Höhle der Löwen warf, den Bestien zum Fraß vorgeworfen.
Doch die Gefahr der Löwenhöhle ist längst nicht so groß wie die Gefahr, ein Salonlöwe zu werden. Das bedeutet, jemand, der sich einen hohen Posten erschleicht, aber um Gott einen großen Bogen macht und sich vor seinen Mitmenschen verkriecht.
Die Versuchung des Glaubensverrats in Macht und Politik
Es ist schon oft vorgekommen, dass manche auf dem politischen Parkett glatt hingefallen sind. Ganze Kirchen haben vor politischen Machthabern auf dem Bauch gelegen und dabei ihren Gott und ihren Glauben verraten.
Durch das jahrhundertelange Bündnis von Thron und Altar hat die Kirche ihren Glauben häufig verleugnet. Sie bot jedem Machthaber, ganz gleich, wer gerade an der Regierung war, ihre Dienste an. Dies hat der Kirche bis heute den Ruf eingebracht, sie sei nichts weiter als ein Instrument der herrschenden und besitzenden Klassen.
Doch die Kirche ist nicht dazu da, die herrschende Klasse zu stützen oder gar zu stürzen. Vielmehr ist sie dazu bestimmt, den Menschen aller Klassen zu sagen: Gott hat euch lieb und will euch haben.
Im Namen Gottes wird dazu aufgerufen, ihm die Ehre zu geben und ihn anzubeten – ganz gleich, zu welcher Klasse man sich zählt oder gezählt wird.
Daniels Standhaftigkeit trotz gesellschaftlichem Druck
Daniel gehörte zur damaligen herrschenden Klasse. Doch Gott bewahrte ihn davor, am Hofe des Königs ein Höfling zu werden. Das ist das große Wunder in dieser Geschichte, denn die Versuchung, seinem Glauben abzuschwören, war für Daniel natürlich riesengroß.
Du weißt ja selbst, wie es ist, wenn du der Einzige bist, der gegen den Strom schwimmt. Vielleicht bist du der Einzige in deiner Klasse, der zur Christenlehre geht oder gegangen ist. Der Einzige in deiner Familie, der betet. Oder der Einzige in deiner Brigade, der zur Spatentruppe geht.
Stell dir nun Daniel vor: Er war der einzige Minister im ganzen Königreich Babylon, der an Gott glaubte. Der einzige in der gesamten Regierung, der zu Gott betete. Er stand allein einem riesigen Apparat gegenüber. Sogar in seinem Ministerium, bis in die Abteilung des Innern hinein, dachten alle ganz anders als er.
Doch Daniel gehörte nicht zu den Menschen, die ihre Karriere um jeden Preis durchboxen und deshalb Gott den Rücken kehren. Er war nicht jemand, der wegen eines schönen Postens seine Seele verkauft oder seinen Glauben verleugnet, um im Leben vorwärtszukommen.
Er war auch nicht jemand, der seinen Glauben nur im Herzen hatte, ihn aber nach außen nicht zeigte. Solche Menschen vertreten innerlich einen sogenannten frommen Standpunkt, sagen nach außen aber etwas ganz anderes.
„Ich habe auch meinen festen Standpunkt“, sagte der Wetterhahn und zeigte mit der Antenne nach Westen und mit dem Schnabel nach Osten. So eine windige Type war Daniel nicht. Er orientierte sich nicht nach allen möglichen Richtungen, sondern nach einer einzigen: Es heißt hier, er redet immer in Richtung Jerusalem, der Stadt Gottes. Er richtete sich und orientierte sich nach Gott.
Daniel war Gott treu. Vielleicht war es gerade diese unbeugsame Treue, diese unbedingte Wahrhaftigkeit und geradlinige Ehrlichkeit, die ihm die Gunst des Königs eingebracht hat. Denn der König hatte schnell erkannt, dass er sich auf Karrieremacher, Heuchler, Schmeichler und Nachredner, wenn es darauf ankam, nicht verlassen konnte.
Aber auf Daniel war Verlass. Bei ihm wusste der König in jedem Fall, woran er war. Daniel war vertrauenswürdig, besser als das ganze Geschmeiß von Heuchlern, die ihm nur nach dem Munde redeten.
Ein Mensch, der seine Überzeugung ehrlich und treu vertritt, verdient in jedem Fall Vertrauen. Denn Treue und Vertrauen gehören zusammen. Wenn du willst, dass die Menschen dir vertrauen, dass sie dich – deine Freunde und deine Feinde – überhaupt erst ernst nehmen, dann brauchst du nur ehrlich und treu zu deiner Überzeugung zu stehen.
Lege beim Einzug ins Lehrlingsheim oder in die Kaserne am ersten Tag deine Bibel offen auf den Tisch. Und lebe in den restlichen 550 Tagen auch danach. Durch Offenheit, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit machst du dich nicht immer beliebt, aber du gewinnst das Vertrauen der anderen. So wirst du vertrauenswürdig.
Intrigen gegen Daniel und das königliche Dekret
Nun warnen also die neidischen Kollegen, die Daniel seine Vertrauensstellung nicht gönnten. Diese Neidhammel marschieren zum Leidhammel, also zum König, und sagen Folgendes zu ihm:
O König, die Fürsten des Königreiches, die Würdenträger, die Statthalter, die Räte und Befehlshaber haben alle beschlossen, dass ein königlicher Befehl erlassen werden soll. Ein strenges Gebot, dass jeder, der in den nächsten dreißig Tagen etwas bitten wird – von irgendeinem Gott oder Menschen außer von dir, o König – zu den Löwen in die Grube geworfen werden soll.
Darum sollst du, o König, ein solches Gebot ausgeben und ein Schreiben aufsetzen, das nicht wieder geändert werden darf. Nach dem Gesetz der Meder und Perser ist es unaufhebbar.
So ließ König Darius das Schreiben und das Gebot aufsetzen.
„Okay“, sagen die Leute vom Rat. „Okay“ ist die Abkürzung für Ohrkönig. Jetzt haben wir Daniel fast schon in der Hand.
Und so ganz nebenbei wird hier ein Einblick in den Mechanismus des Personenkults gewährt. Es ist interessant, dass nicht der König selbst auf die irrsinnige Idee kommt, sich von den Menschen dreißig Tage lang als einen Gott anbeten zu lassen. Sondern diese Idee wird ihm von seinen Untergebenen, von seinen Hofschranzen, suggeriert.
Es sind immer die kleinen Geister von unten, die einen Menschen zum Personenkult hochschaukeln. Und wenn der Mensch auf der Regierungsschaukel auch ein kleiner Geist ist, dann gefällt ihm das und er lässt es sich gefallen.
In unserem Fall sieht man, wie ein mächtiger Mann sich abhängig macht von seinen eigenen Untertanen. Außerdem zeigt sich, dass selbst der König, der ja angeblich ein Gott ist, abhängig ist von einer über ihm stehenden, unpersönlichen Macht.
Es ist hier immer die Rede vom Gesetz der Meder und Perser, das niemand brechen darf. Selbst der König steckt in einem System von Abhängigkeiten und kann nicht machen, was er will.
Er kann nicht einmal, wie wir gleich sehen werden, der Stimme seines eigenen Gewissens folgen. Diese Freiheit, nach seinem Gewissen zu handeln, hat hier nur einer – und das ist Daniel.
Denn Daniel lässt sein Gewissen nicht bestimmen durch den Staat, die Regierung, die Gesellschaft, die Mitmenschen, die Umstände oder die Meinung der Leute. Sondern durch Gott.
Daniel ist einzig und allein abhängig von Gott. Und je mehr du von Gott abhängig bist, desto freier bist du.
Daniels Widerstand und die Gefahr des Glaubens
Daniel hat die Freiheit, sich an dem staatlich verordneten Personenkult nicht zu beteiligen. Als er von dem neuen Gesetz hört, das erlassen wurde, zieht er sich – so heißt es hier – in sein Haus zurück.
Es gibt Zeiten, in denen sich gläubige Menschen am besten in ihre vier Wände oder in den Untergrund zurückziehen. Auch die Kirche hat das immer wieder getan und tun müssen. Jeder Tourist, der nach Italien kommt, kann dort in Rom die Katakomben besichtigen – die unterirdischen Gänge, in denen die Christen untergetaucht sind, als die große Zeit der Christenverfolgung begann.
Für Daniel beginnt nun seine Katakombenzeit. Er provoziert den König nicht durch öffentliche Proteste, sondern zieht sich still in sein Haus zurück. Doch dieser Rückzug wird für ihn nicht zur Verleugnung. Das ist das zweite Wunder in dieser Geschichte: Gott bewahrt Daniel vor der Gefahr und Versuchung, in seinem Haus die Finger von Gott zu lassen.
Daniel hätte sich sagen können: Wozu soll ich eigentlich noch die Hände falten? Es kommt ja auf die äußere Gebetshaltung nicht an. Oder: Warum soll ich laut beten? Gott hört auch leise Gebete. Oder: Warum soll ich überhaupt noch beten? Gott ist doch allwissend und kennt sowieso meine Gedanken.
Solche Argumente zählen für einen Menschen wie Daniel nicht. Er bleibt treu, auch im Gebet. Er betet laut, so wie es damals üblich war und so, dass es jeder hören konnte. Es macht ihm absolut nichts aus, dass Spitzel um sein Haus herumschleichen, lange Ohren machen und nur darauf lauern, ihn bei der unerlaubten religiösen Handlung zu erwischen.
Daniel war nicht so unverschämt wie der große Kabarettist Werner Fink, der während der Nazizeit die Nazis immer wieder provokativ in seinem Kabarett angriff. Als er bemerkte, dass die Nazispitzel beim Mitschreiben nicht mehr mitkamen – sie mussten damals alles von Hand notieren –, unterbrach er sein Programm und fragte die Spitzel: „Kommen Sie mit oder soll ich gleich mitkommen?“
Daniel hingegen provozierte niemanden auf diese Weise. Er tat einfach das, was er für richtig hielt: Er betete zu Gott.
Vier Grundsätze für das Gebet am Beispiel Daniels
Du kannst dir Daniel als ein Vorbild nehmen, wie man beten soll. Ich nenne dir vier Grundsätze, die dir helfen können, dein Gebet richtig zu gestalten.
Erstens: Gewöhne dich an regelmäßiges Beten, aber bete nicht gewohnheitsmäßig. Das heißt, beten kannst du grundsätzlich immer, aber du hast nicht immer Zeit dazu. Deshalb ist es gut, wenn du dir in deinem Tagesablauf eine feste Zeit aussparst, die frei ist für das Gebet.
Zweitens: Bete in würdiger Form, aber entwürdige das Beten nicht zu einer Formsache. Beim Beten plauderst du ja nicht mit deinem Kumpel, sondern du sprichst zu dem Schöpfer des Universums. Begegne ihm also mit Ehrfurcht, so wie man einer Respektsperson gegenübertritt. Da der Schöpfer des Universums gleichzeitig dein liebender Vater ist, sprich zu ihm aus einem kindlichen Herzen. Beleidige ihn nicht mit kalten und leeren Formeln.
Drittens: Bete immer in eine Richtung, denn Daniel hat immer nach Jerusalem gebetet. Aber bete nie einseitig. Wenn du zum Beispiel Gott betest, musst du dich nach Jerusalem wenden. Wenn du in der Gebetsgemeinschaft bist, dann predige nicht deinen Mitchristen, sondern rede wirklich zu Gott. Bete nicht immer dasselbe, sondern besprich mit ihm dein ganzes Leben.
Viertens: Bete im Verborgenen, aber verbirg nicht, dass du betest. Das heißt, mach aus deinem Gebet keine Demonstration. Ich finde es zum Beispiel nicht sehr christlich, wenn man durch lautes Beten einem Atheisten jedes Mal den Appetit vorm Essen verdirbt. Aber es ist genauso falsch, vor anderen zu verleugnen, dass du betest oder vor dem Essen betest. Wenn du betest, sei natürlich und ehrlich.
Daniel lebt nach diesen vier Regeln. Ohne Rücksicht auf die Spitzel, die ihn beobachten, hält er sein Gebet. Die hören zu und reagieren natürlich sofort.
Daniels Verurteilung und die Löwengrube
Kaum hatte er „Amen“ zum König gesagt, kam alles so, wie es in solchen Fällen kommen musste. Da traten sie vor den König und sprachen mit ihm über das königliche Gebot:
„O König, hast du nicht ein Gebot erlassen, dass jeder, der in dreißig Tagen etwas von irgendeinem Gott oder Menschen bittet – außer von dir –, zu den Löwen in die Grube geworfen werden soll?“
Der König antwortete und sprach: „Das ist wahr, und das Gesetz der Meder und Perser kann niemand aufheben.“
Sie antworteten zu ihm: „Daniel, der Mann aus Juda, achtet weder dich noch dein Gebot, das du erlassen hast. Denn er betet dreimal am Tag.“
Als der König das hörte, wurde er sehr betrübt. Er war darauf bedacht, Daniel die Freiheit zu erhalten, und mühte sich bis zum Sonnenuntergang, ihn zu retten.
Aber die Männer kamen wieder zum König gelaufen und sprachen zu ihm: „Du weißt doch, König, es ist das Gesetz der Meder und Perser, dass alle Gebote und Befehle, die du beschlossen hast, unverändert bleiben sollen.“
Da befahl der König, Daniel herzubringen, und sie warfen ihn zu den Löwen in die Grube.
Daniel muss sterben, er muss in die Löwengrube. Und der König, der ihn gerne gerettet hätte, rief ihm noch ganz kläglich hinterher – was er im Grunde genommen selbst nicht glaubte: „Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, der helfe dir!“
Dann geht der Bericht folgendermaßen weiter:
Sie brachten einen Stein und legten ihn vor die Öffnung der Grube. Den versiegelte der König mit seinem eigenen Ring und mit dem Ring seiner Mächtigen, damit nichts anderes mit Daniel geschehe.
Der König ging weg in seinen Palast, fastete die ganze Nacht und ließ sich kein Essen bringen. Er konnte auch nicht schlafen.
Früh am Morgen, als der Tag anbrach, stand der König auf und ging eilends zur Grube, wo die Löwen waren.
Als er zur Grube kam, rief er Daniel mit angstvoller Stimme: „Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes, hat dich dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, auch erretten können vor den Löwen?“
Daniel aber rief: „Der König lebe ewig! Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, so dass sie mir kein Leid antun konnten. Denn vor ihm bin ich unschuldig, und auch gegen dich, mein König, habe ich nichts Böses getan.“
Da wurde der König sehr froh und ließ Daniel aus der Grube herausziehen. Man zog Daniel aus der Grube, und man fand keine Verletzung an ihm, denn er hatte seinem Gott vertraut.
Das Wunder der Rettung und Gottes Macht
Und das ist nun das dritte Wunder der Bewahrung, das in diesem Kapitel erzählt wird. Ich möchte es so stehen lassen, wie es in der Bibel steht, ohne zu versuchen, es zu erklären. Gott hat den Löwen das Maul zugehalten. Eine andere Erklärung gibt es nicht, und es wäre sinnlos, eine andere zu suchen.
Christen haben dies immer wieder erfahren: Gott kann auch dem schlimmsten Feind das Maul zuhalten, die Augen verschließen und die Hände festhalten.
Zum Beispiel wurde die Korrektin Bohm ins Frauen-KZ Ravensbrück eingeliefert. Dort fand zweimal eine Leibesvisitation statt: zuerst mit den Kleidern, die man anhatte, und dann mit dem Kittel des KZ. Die Korrektin Bohm hatte eine Bibel mit ins KZ genommen. Bei beiden Leibesvisitationen durch die SS-Leute wurde diese Bibel nicht gefunden. Gott hat diesen SS-Leuten, diesen Tieren in Menschengestalt, die Augen zugehalten.
Als Daniel, der Knecht Gottes, in die Löwengrube geworfen wurde, war für ihn alles vorbei – und zwar endgültig. Doch wenn wir Menschen am Ende sind und keinen Hoffnungsschimmer mehr sehen, ist Gott noch lange nicht am Ende.
Die Auferstehung als Zeichen der Hoffnung
Als Jesus, der Sohn Gottes, 500 Jahre später ins Grab gelegt wurde, war für ihn zunächst alles aus. Es erschien kein rettender Engel, sondern einige Soldaten, die seinen Leichnam vom Kreuz abnahmen und ihn in die Grube legten. Dann wurde ein Stein davor gesetzt, der versiegelt wurde. Danach herrschte Ruhe. Schluss mit dem Jesus-Rummel, aus mit der Jesus-Bewegung, so dachten die Gegner. Sie triumphierten, und die Jünger resignierten.
Doch als die Jünger am Morgen des Ostermorgens zum Grab kamen, war das Grab leer. Allerdings stand dort ein Engel. Dieser Engel sagte zu den Jüngern etwas, das noch viel unfasslicher war als das, was wir heute von Daniel gehört haben. Er fragte: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“
Der Gott, der Daniel aus der Löwengrube befreit hat, hat auch Christus aus seinem Grab befreit. Und er wird auch dich aus deinem Grab befreien. Wenn du vielleicht jetzt durch Fremde oder durch eigene Schuld in eine Situation geraten bist, in der du keinen Ausweg mehr siehst, dann möchte ich dir sagen: Für Jesus gibt es keine ausweglosen Situationen.
Der Gott, der mit dem Tod fertig wird, wird auch mit deinen Problemen fertig. Gott kann nicht nur ein paar Löwen in Schach halten, sondern auch andere Kreaturen. Er hält nicht nur Löwenmäuler zu, sondern auch andere große Mäuler, um diejenigen zu schützen und zu retten, die zu ihm gehören und ihm treu bleiben.
Es steht in der Bibel, in Psalm 18, Vers 26: „Den Treuen ist Gott toi!“