Meine Freunde, ich war 40 Jahre lang Pfarrer in der Großstadt. Jedes Mal, wenn ich sonntags in der Kirche sagte: „Wir wollen beten“, falten alle Leute die Hände und senken den Kopf. Dann frage ich mich, ob sie wirklich alle beten oder es nur so tun.
Sprechen sie jetzt wirklich mit dem Herrn aller Herren?
Wir wollen jetzt ein paar Sätze beten. Bleiben Sie bitte sitzen, aber sprechen Sie es mit dem Herzen. Wir werden still.
Herr, errette uns von einem sinnlosen Dasein. Lass Dein Wort uns den Weg zeigen zum Leben hier und dort. Amen.
Die Suche nach dem Sinn des Lebens
Wir wollen uns heute miteinander über das Thema „Das Leben gewinnen“ unterhalten. Das übergeordnete Thema lautet: „Vom Sinn des Lebens“.
Ich bin überzeugt, dass man das Leben gewonnen hat, wenn man den Sinn seines Lebens erkannt und erfüllt hat. Deshalb möchten wir heute Abend über die Frage sprechen: Was ist der Sinn meines Lebens? Wozu bin ich auf der Welt? Wozu bin ich eigentlich da?
Diese Frage unterscheidet den Menschen vom Tier. Eine Kuh fragt nicht: „Wozu bin ich da?“ Der Mensch hingegen stellt sich diese Frage. Und ein Mensch, der sich diese Frage nicht stellt – verzeihen Sie, dass ich so deutlich spreche – ähnelt mehr einer Kuh als einem Menschen.
Wozu bin ich auf der Welt?
Ich erzählte gestern Abend von einem jungen Studenten, der sich erschossen hat – dem Sohn eines reichen Vaters. Er war Student, gesund und nicht in schwierigen Umständen. Er besaß einen eigenen schönen Wagen, war ein hübscher Kerl und hatte alles, was man sich wünschen kann. Und doch erschoss er sich und hinterließ einen Brief mit den Worten: „Ich nehme mir das Leben, weil ich nicht einsehe, welchen Sinn es hat, zu leben.“
Er hat erkannt, dass dies eine furchtbar wichtige Frage ist. Und wenn er keinen Sinn sieht, dann nimmt er sich das Leben.
Ich möchte Ihnen heute diese Frage vorlegen: Ist es nicht fast noch klüger, sich mit der Frage zu beschäftigen, wozu man da ist, als sie gar nicht zu stellen?
Erfahrungen mit der Sinnfrage in schwierigen Zeiten
Wozu bin ich auf der Welt?
Nun muss ich eine Geschichte, ein Erlebnis erzählen. Als bei uns in Deutschland Hitler regierte, bekam ich eines Tages von Studenten aus Münster, einer Universitätsstadt, eine Einladung. Ich sollte zu ihnen sprechen über das Thema „Wozu bin ich auf der Welt?“ Als ich ankam, waren viele hundert Studenten versammelt.
Ich war damals bei den Nazis nicht sehr beliebt, weil ich kurz vorher aus dem Gefängnis gekommen war. Deshalb hatten sie wohl ein bisschen Angst bekommen und sagten, sie wollten lieber doch keinen Vortrag, sondern nur eine Diskussion.
Okay, sagte ich, machen wir eine Diskussion!
Meine Herren, jetzt werfe ich einfach die Frage an Sie: Geben Sie mir eine Antwort – wozu bin ich auf der Welt?
Da meldete sich der Erste, hielt eine große Rede und sagte: „Ich bin auf der Welt für mein Volk, für mein Volk.“ Er erklärte, das einzelne Blatt bedeute nichts, aber der Baum sei wichtig, und der einzelne sei nur ein Blatt. Das Volk sei der Baum, und er sei für sein Volk da.
Er hielt eine große Rede, und als er fertig war, fragte ich: „Und wozu ist das Volk auf der Welt?“
„Ja“, sagte er, „das weiß ich auch nicht.“
Da sagte ich: „Sehen Sie, Sie haben die Frage nur zurückgeschoben. Das ist keine Antwort.“
Dann meldete sich der Zweite und sagte: „Ich bin auf der Welt, um meine Pflicht zu tun.“ Viele Schweizer Männer würden ihm auch so antworten, meinte er.
„Ich bin auf der Welt, um meine Pflicht zu tun.“
„Ja, was ist denn meine Pflicht? Wer kann mir das sagen? In Deutschland laufen gerade große Prozesse gegen hundertfache Mörder. Und die sagen immer dasselbe: ‚Es ist uns befohlen worden, wir haben unsere Pflicht getan.‘ Glauben Sie, dass die Pflicht ist, Menschen umzubringen? Ja, sie haben gemeinsam ihre Pflicht getan. Wer sagt mir denn, was meine Pflicht ist?“
Ich kenne ein junges Mädchen, das war eifrig in ihrem Beruf als Gemeindehelferin. Dann bekam sie Multiple Sklerose und ist jetzt ganz gelähmt. Wozu ist sie auf der Welt? Um ihre Pflicht zu tun? Was ist das? Sie kann sie ja nicht mehr tun.
Verstehen Sie, das ist gar keine Antwort.
Mir hatte mal ein höherer Beamter gesagt: „Herr Pfarrer, ganz ehrlich, ich bearbeite den ganzen Tag Akten, aber ich sage selbst, wenn die heute verbrennen, geht die Welt auch weiter. Es ist furchtbar viel Leerlauf.“
Da sagte ich erschrocken: „Ihre Pflicht ist also, 80 dummes Zeug zu tun.“
„Na, so würde ich es nicht gerade ausdrücken, aber so könnte man es ausdrücken.“
Verstehen Sie, was ist Pflicht? Was ist das? Da wird die Frage wieder nur zurückgeschoben, wissen Sie?
Dann entstand eine Verlegenheit bei den Studenten. Einer meldete sich und sagte: „Ich bin adelig, ich kann meine Vorfahren zurückverfolgen – jetzt weiß ich nicht mehr genau, wie viele, zehn oder zwölf oder fünfzehn Geschlechter. Ein stolzes Geschlecht! Ist es nicht wichtig, dass ich diese Reihe fortsetze?“
Dann sagte ich: „Wenn du nicht weißt, wozu du auf der Welt bist, und wozu die zehn Geschlechter auf der Welt waren, dann lohnt es auch nicht, die Reihe fortzusetzen.“
Das ist ja wieder gar keine Antwort.
Da gingen mir die Menschen auf die Nerven. Ich müsste eine Antwort haben auf die Frage: Wozu bin ich auf der Welt? Aber sie geben sich solche Antworten, die einen, wenn man nicht nachdenkt, beruhigen, aber die keine echten Münzen sind.
Einer stand auf und sagte: „Ich will Arzt werden, Mediziner, ich will Menschenleben retten. Ist das nicht eine schöne Lebensaufgabe?“
Da sagte ich: „Wenn du nicht weißt, wozu der Mensch auf der Welt ist, dann lohnt es sich doch nicht, das Leben zu retten. Vielleicht, wenn es sinnlos wäre, dann gibst du ihm besser eine Spritze. Wenn ich Menschenleben retten will, muss ich doch wissen, wozu der Mensch da ist.“
Sehen Sie das? Verstehen Sie das? Das sind lauter vorläufige Antworten, die die Frage nur zurückschieben.
Einer sagte die allerbilligste und simpelste, doch meistgenannte Antwort: „Ich bin auf der Welt, um zu arbeiten.“
Dann dachte ich an so viele Todesanzeigen bei uns in der Zeitung, wo oben drüber steht: „Nur Arbeit war dein Leben, nie dachtest du an dich, nur für die Deinen Streben war deine höchste Pflicht.“
Und da muss ich immer denken: Das ist eine Todesanzeige für ein Pferd, für ein Pferd, nicht mehr. Ein Pferd ist da, um zu arbeiten.
Aber glauben Sie wirklich, dass wir da sind, wie ein Pferd, nur zu arbeiten? Und wenn die Arbeit sinnlos ist, wozu tun wir sie denn? Da müsste ich doch erst mal wissen, welchen Sinn die Arbeit für uns hat.
Es gibt Hunderte von Männern in Westdeutschland, die sagen: „Ich bin da von morgens bis abends, um Geld zu machen, Geld.“ Und dann sterben sie und hinterlassen ihren Kindern ein stattliches Bankguthaben, das die dann wieder verschleudern können.
Hat das Sinn gehabt?
Also, man könnte noch lange fortfahren.
Sehen Sie, wie ich mit diesen Studenten in Münster so gesprochen habe, es war natürlich ausführlicher. Ich hoffe, es ist ein wenig deutlich geworden, dass die Antworten alle so vorläufig sind.
Da stand dann einer auf und sagte: „Dann wollen wir es ruhig zugeben: Das Leben ist ganz sinnlos. Wir sind Zufallsprodukte durch eine lange Entwicklung vom einzelnen Lebewesen bis zum Menschen entwickelt. Aber ein Sinn ist nicht dahinter.“
Und darum – und dann hielt er eine Rede – bleibt nur eins übrig: Leben genießen.
Ich sagte: „Was heißt das?“
Und dann kam es: Alkohol und Liebe – nicht das, was man so Liebe nennt. Sprechen wir morgen drüber.
Ja, sprechen wir morgen drüber.
Dann sagte ich ihm: „Du bist also der Ansicht, dass das Leben gar keinen Sinn hat, dass wir Zufallsprodukte sind. Aber mein Lieber, wenn es nun doch einen Sinn gegeben hätte und du hast nur ein einziges Mal hier auf der Welt zu leben.“
Sehen Sie, als ich in die Schule ging, habe ich manchmal meine Arbeit verpatzt, und dann hat der Lehrer das mit Rot angestrichen. Dann habe ich das Heft weggeworfen und ein neues gekauft, das so schön weiß war.
So denke ich oft: Es wäre so schön, wenn man im Sterben liegt und merkt, es war so vieles verkehrt, man kauft sich noch mal ein Leben.
Und das geht nicht.
Ich habe nur ein einziges Mal die Chance, junger Mann, du hast nur ein einziges Mal die Chance, hier auf der Erde zu leben.
Und es hätte Sinn gehabt, und ich habe ihn verfehlt.
In der Bibel steht: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, und danach das Gericht Gottes.
Und dann komme ich an und mein Leben war verspielt.
Da sagt mir mancher Mann: „Da glaube ich nicht dran, an Auferstehung und Gericht.“
Und dann pflege ich zu antworten: „Das macht nichts. Das können wir ja abwarten, ob Sie Recht haben oder die Bibel. In hundert Jahren sind wir alle tot, dann wissen wir, wer Recht hat.“
Das können wir ja abwarten, ob Gottes Wort die Wahrheit sagt: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, und danach das Gericht Gottes.
Und es ist eine schlimme Sache, wenn ich den Sinn meines Lebens verpatzt habe.
Die einzige Quelle für die Antwort auf die Lebensfrage
Das war das Erste. Die Frage ist also wichtig.
Jetzt müssen wir als Zweites fragen: Wer kann uns eine Antwort auf die Frage geben, wozu ich auf der Welt bin? Kein Philosoph, keine Kirche. Es gibt nur einen einzigen, der mir sagen könnte, wozu ich auf der Welt bin, nämlich der, der uns geschaffen hat – der lebendige Gott.
Ich kam einmal bei meinen Hausbesuchen in Essen in eine Wohnung. Dort war ein junger Mann, der ein Bastler war. Er hatte ein Gewirr von Drähten, Lampen und allerlei Dingen aufgebaut. „Oh Mann“, sagte ich, „was soll das denn werden?“ Da antwortete er: „Wenn es fertig ist, wird es ein Fernsehapparat. Den bastle ich mir selber.“
Da habe ich gedacht: Kein Mensch könnte sagen, wozu das da ist, wenn er es nicht selbst baut. Nur der, der selber bastelt, kann das sagen. Und so kann nur der Schöpfer unseres Lebens uns sagen, wozu er uns geschaffen hat. Nur Gott!
Es gibt Männer und Frauen, die gähnen, wenn ich Gott sage. Meine Freunde, es gibt keine Antwort auf unsere Lebensfragen außer der vom lebendigen Gott. Er muss uns sagen, wozu wir auf der Welt sind.
Der Glaube an Gott in einer gottvergessenen Welt
Und nun muss ich einen kleinen Einschub machen, gewissermaßen einen Moment innehalten – für fünf oder zehn Minuten mein Thema verlassen und einen Einschub einfügen. Ich komme danach wieder darauf zurück. Wer sehr müde ist, darf während dieser zehn Minuten ein bisschen schlafen.
Sehen Sie, Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage: Nur Gott kann mir sagen, wozu ich auf der Welt bin. Jetzt habe ich ganz selbstverständlich das Wort Gott gesagt, aber wir leben in einer Welt, in der es gar nicht mehr selbstverständlich ist, dass man weiß, ob ein Schöpfer von Himmel und Erde überhaupt existiert.
Ich sprach neulich mit ein paar Freunden in Erlenbach über ein Buch, das in der ganzen Welt gelesen wird, von einem Bischof Robinson: „Gott ist anders“. Da sagte er: „Gott ist die Tiefe des Daseins.“ Nein, nein, nein! Gott ist in der Höhe und im Heiligtum. Gott erfüllt alles – nicht das Du, das mir gegenübersteht, nicht das Schicksal und nicht die Vorsehung, nicht die Tiefe, sondern der!
Wir leben in einer Welt, in der Gott gar nicht mehr selbstverständlich ist. Ich war mal in der DDR, oder Ostzone, also in dem Teil von Deutschland, der kommunistisch war, zu solchen Vorträgen. Oh, da ist das viel aufregender in einem Staat, der offiziell atheistisch ist, wo die Kinder in der Schule lernen: „Es gibt keinen Gott!“
Gerade in den Tagen, als ich dort war, war der erste Sputnik ins Weltall abgeschossen worden. Die Zeitungen waren voll davon: „Wir sind ins Weltall vorgestoßen.“ Wenn ein Gott da gewesen wäre, so hieß es in einem Gedicht, dann hätte unser Sputnik ihn an den Kopf getroffen, und er wäre tot heruntergefallen. Es war aber gar kein Gott da.
Und als die Ersten den Weltraum in so einer Kapsel durchquerten, sagten sie später: „Wir haben uns umgeschaut, wir haben keinen Gott gesehen.“ Damals, als dieser erste Sputnik also in den Himmel flog, hatte ich abends einen Vortrag. Und dann sagte ich: „Liebe Leute, wir leben in der dreidimensionalen, sichtbaren Welt. Wenn ich in den Weltraum vorstoße – tausend Kilometer, fünftausend, hunderttausend – bin ich immer noch in der sichtbaren, dreidimensionalen Welt. Dort bin ich so fern und so nah von Gott wie hier.
Gott ist, um es mal in der Sprache der modernen Physik auszudrücken, in einer anderen Dimension.“ Die Bibel sagt sehr richtig überall: „Führe ich den Himmel, bist du da, fahre ich in die Tiefe, bist du auch da. Nehme ich Flügel der Morgenröte“, heißt es im Psalm 139, „und fliege zum äußersten Meer, würde mich doch deine Hand dort halten.“
Ich las mal so eine nette Geschichte, die bestimmt erfunden ist, aber sie ist nett: Da sitzt ein Junge am Meer, und ein Professor kommt vorbei. Er fragt den Jungen: „Was machst du?“ Da sagt der Junge: „Ich denke nach.“ Der Professor fragt: „Worüber denkst du nach?“ Der Junge sagt: „Ich denke über Gott nach.“ Da zieht der Professor einen Apfel heraus und sagt: „Den bekommst du, wenn du mir sagst, wo Gott ist.“ Da zieht der Junge zwei Äpfel heraus und sagt: „Die bekommen Sie, wenn Sie mir sagen, wo Gott nicht ist.“
Sehen Sie, es hat mich mal einer gefragt: Wenn Gott so da ist, handbreit neben uns, und ich ihn nicht sehe, und ich ins Leere stoße – wie finde ich ihn? Wie finde ich ihn denn nicht? Ich stoße überall ins Leere.
Dann habe ich gesagt: Ich will ihm mal was erzählen. Stellen Sie sich vor, durch eine Verschiebung in den Kulissen des Welttheaters geschah es, dass ich in den ersten Tagen nach der Weltschöpfung durch das Paradies ging. Da sah ich hinter einem Gebüsch den Adam – wie Jesus geschrieben wird – so im Spiegel und so. Furchtbarer Unsinn. Aber da wurde mir doch deutlich, wie unsere Zeit wittert, wittert! Wir sind zu leer, wir haben nichts mehr. Was soll man ernst nehmen?
Jesus, da wär’s! Richtig. Aber dann sollte man sich wirklich an Jesus orientieren und begreifen, dass er nicht irgendwer ist, kein Religionsstifter oder so ein Heini, sondern von Gott gekommen, um Sünder zu erretten – dazu gehöre ich – und das hat er getan. Und das möchte er auch an dir tun, wie viele ihn aufnahmen, denen er die Macht gab, Gottes Kinder zu werden.
Die Bedeutung von Jesus für das Leben
Ich muss jetzt schließen, aber lassen Sie mich zum Schluss noch ein kleines Beispiel geben. Neulich habe ich einen Bericht aus dem Krieg von Stalingrad gelesen. Mein Nachfolger, ein junger Pfarrer in Essen, machte mich auf dieses Buch aufmerksam. Es ist ein erschütternder Bericht darüber, wie die Menschen im Kessel von Stalingrad litten.
Wenn wir heute Abend ankündigen würden, dass hier tausend Frankenscheine verteilt werden, wie groß und voll wäre wohl die Kirche? Aber die Leute wissen: Wenn von Gott die Rede ist, sagen sie eher: „Schauen wir doch lieber fern.“ Verstehen Sie, man leugnet Gott nicht direkt, man gehört ihm nicht, sondern lässt diese Frage einfach liegen.
Einer ihrer bekannten Schweizer Ärzte, Doktor Bovet, hat gesagt: Ungelöste Lebensfragen machen den Menschen krank und führen zu Komplexen. Die Welt ist krank an Gott. Sie gehört ihm nicht, läuft ihm nicht nach und lässt die wichtigste Frage offen. Weil man diese Frage nicht löst, ist man krank an Gott.
Nun könnte jemand aufstehen und sagen: „Pfarrer Busch, weißt du denn hundertprozentig, dass Gott lebt?“ Darauf antworte ich: Ja, ich weiß es hundertprozentig. Und wenn es möglich wäre, würde ich es sogar hundertzwanzigprozentig wissen.
Wenn Sie mich fragen, woher ich das weiß, dann sage ich: Weil Gott sich in Jesus offenbart hat. In Jesus, seinem Sohn, ist Gott zu uns gekommen. Seit Jesus gekommen ist, ist die Leugnung Gottes entweder Unwissenheit oder böser Wille.
So, das war ein Einschub. Jetzt kehren wir zurück zur Frage: Wozu bin ich auf der Welt? Alles wacht wieder auf, alles ist wieder da. Ich sagte: Nur Gott kann uns selbst die Antwort geben, wozu er uns erschaffen hat.
Die biblische Antwort auf die Lebensfrage
Und sehen Sie, das ist eine wundervolle Sache: Die Bibel gibt mir auf diese wichtige Frage eine klare und eindeutige Antwort. Wozu hat mich Gott geschaffen? Damit ich sein Kind werde, dass ich ein Kind des lebendigen Gottes bin und es auch weiß.
Die Bibel sagt, Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde. Sehen Sie, wenn ein Vater einen Sohn hat, möchte er in seinem Sohn gern sein Ebenbild wiederfinden. Er möchte nicht nur ein „Du“ haben, mit dem er sich ganz versteht.
So schuf Gott den Menschen, damit er ein „Du“ sich gegenüber hat – wissen Sie, seine Kinder. Sie sind auf der Welt, um Gottes Kinder zu werden. Wer eine bessere oder andere Antwort weiß, soll mir diese gern sagen. Es gibt keine andere.
Das ist die Antwort Gottes. Wenn mir einer sagt, er interessiere sich nicht für Religion, antworte ich: Ich auch nicht. Aber ich interessiere mich dafür, wozu ich auf der Welt bin. Und da sagt mir die Bibel, ich sei auf der Welt, um Gott als seinem Sohn gegenüberzustehen.
Die Herausforderung des Lebens als Gottes Kind
Nun könnte ich hier aufhören, aber ich kann es noch nicht. Sie müssen mir noch ein bisschen zuhören, denn jetzt kommt die Schwierigkeit.
Als Nächstes muss ich Ihnen sagen: Von Natur sind wir nicht Gotteskinder. Das wissen die meisten Leute nicht. Ich möchte Ihnen noch eine letzte Geschichte erzählen.
Einmal hatte ich in einer schönen Schweizer Stadt solche Vorträge. Dort sangen verschiedene Chöre, unter anderem auch ein Jodlerklub in ihren Trachten. Sie sangen wunderschön, ihre Stimmen klangen wie die Engel. Ich weiß nicht, ob die Engel jodeln, aber wenn sie es tun, dann so – wunderschön!
Dann sangen sie ein Lied, und am Schluss hieß es: „Mir Schweizer sind des Herrgottes liebste Kinder.“ Da war ich doch erschrocken. Ich dachte: Nein, selbst die Schweizer, die von Gott reich gesegnet sind, jahrhundertelang Frieden haben und ein so schönes Land besitzen, sind von Natur nicht Gottes Kinder. Erst recht nicht Gottes liebste Kinder.
Ich möchte Ihnen sagen können, dass die Schweizer des Herrgottes liebste Kinder sind, genauso wie ich es gerne als Deutscher hätte. Aber es ist nicht wahr.
Sehen Sie, die Bibel sagt etwas anderes, und ich glaube, die Bibel ist das wahrhaftigste Buch. Sie sagt harte Worte. Sie sagt, dass Gott den Adam hinaustrieb – er ist draußen! Wir sind von Natur draußen!
Die Bibel sagt, wir sind von Natur Kinder des Zornes Gottes! Ich kann nur sagen, was die Bibel sagt: Wir leben in einer Welt, in der der Teufel der Gott der Welt ist.
So sagt die Bibel: Das ist der größte Augenblick des Erwachens im Leben eines Menschen, wenn er zu sich kommt und merkt: Ich bin kein Kind Gottes, ich bin draußen, ich bin auf dem Weg zur Hölle.
Sie fragen mich: Gibt es eine Hölle? Dann sage ich: Natürlich! Nicht so, wie es in Märchen steht, mit Feuerchen und so, sondern die Hölle ist der Ort, wo man den lebendigen Gott für ewig verloren hat. Wo Gott nicht mehr hinschaut, wo man allein gelassen ist, wo man nicht mehr beten kann, wo kein Evangelium hinkommt, wo nur Fluch herrscht, Sexualität entartet und die Menschen wie Raubtiere sind – das ist die Hölle.
Wenn mir jemand sagt: Ich will keinen Frieden mit Gott, dann sage ich: Du musst nicht. Du darfst weiterlaufen, und wenn du stirbst, gehst du dahin, wo dich Gott nicht mehr ruft – das ist die Hölle.
Und die Bibel sagt: So sind wir von Natur.
Und jetzt wiederhole ich noch einmal: Das ist der größte Augenblick im Leben eines Menschen, wenn er zu sich kommt und merkt, wo er steht.
Persönliche Erfahrungen mit dem Erwachen zum Glauben
Erlauben Sie mir, dies persönlich zu sagen. Ich kann es nicht anders ausdrücken, es ist keine Wichtigtuerei.
Ich war im Ersten Weltkrieg als junger Offizier fern von Gott und war überzeugt, ein großartiger Bursche zu sein. Mit 19 Jahren war ich Batteriechef im Krieg. Dann kam der Augenblick, in dem ein Freund neben mir fehlte. Er war auf einmal tot, während wir sprachen. Da überkam mich die Frage: Wo ist er jetzt?
Ich brauchte keinen Pfarrer und nichts dergleichen. Ich wusste, er steht jetzt vor Gott. Und wenn ich jetzt den nächsten Schuss in den Kopf kriege, dann stehe ich vor Gott. Das konnte ich nicht ertragen. Ich hatte nicht geliebt, ich hatte gelogen, ich war unrein, ich hatte gehasst, ich war verloren.
Da kam ich zu mir. Ich wusste, ich bin kein Kind Gottes, sondern das Gegenteil. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dieses Aufwachen erleben – dass Sie aus Ihrer Sicherheit herausfallen und Angst vor Gott bekommen, nach einem solchen Vortrag.
Es war in einer württembergischen Stadt. Am nächsten Morgen traf meine Schwester eine vornehme Dame. Die Dame sagte: „Ich war bei Ihrem Bruder in dem Vortrag, da gehe ich nicht mehr hin.“
„Warum nicht?“, fragte meine Schwester.
„Wissen Sie“, antwortete die Dame, „ich nehme abends immer eine Schlafpille, aber gestern Abend habe ich zwei gebraucht, so hat mich das aufgeregt.“
Da habe ich mich gefreut. Ich bitte Sie, betäuben Sie sich nicht mit Schlafpillen! Gott ist eine ganz große Wirklichkeit, und unser Leben ist verspielt, als wären wir nicht Kinder Gottes. Und wir sind es von Natur nicht.
Egal wie gut und tüchtig Sie sind, Sie sind nicht automatisch Gottes Kind. Oh, das war eine schreckliche Zeit, als ich damals aufwachte.
Dann kamen wir in eine Ruhestellung hinter der Front. Ich erinnere mich an einen Tag, da ritt ich durch einen schönen Frühlingswald. Es war so schön, der Frühling blühte, man war mal aus der Gefahr, und ich hatte so ein schönes Pferd.
Aber ich konnte mich nicht freuen, weil ich dachte: „Mann, du bist verloren, wenn dein Leben nicht anders wird.“ Aber wie sollte das geschehen?
Dann habe ich ganz nüchtern kalkuliert. Ich sagte mir: Wenn ich ein Kind Gottes werden soll, dann müssen erstens meine bisherigen Sünden ausradiert werden. Wie ist das möglich? Ich kann doch kein böses Wort zurückrufen, ich kann keinen schmutzigen Gedanken ungeschehen machen. Meine Sünden müssten ausradiert werden.
Zweitens müsste ich ein neues Herz bekommen, denn ich habe das Luderleben ja gern. Diese zwei Dinge müssten passieren, damit ich ein Kind Gottes werde: Das Alte muss liquidiert werden, und ich muss eine innere Änderung erfahren.
Ich hatte keine Ahnung, wie das geschehen sollte. Doch es dauerte nicht lange, da erwärmte sich Gott über mich und zeigte mir, wie das geht.
Das ist es, was ich Ihnen mitteilen möchte: die Botschaft von einem neuen Leben, wie man ein Kind Gottes wird.
Die Botschaft von Jesus Christus
Wir können uns nicht selbst zu Kindern Gottes machen. Doch Gott hat die Wand zertrümmert, die ihn von uns trennt, und hat seinen Sohn, den Herrn Jesus, geschickt.
Wissen Sie schon, welche ungeheure Bedeutung Jesus für Sie hat? Junger Mann, sagen Sie einmal im Kreis von jungen Freunden „Jesus“, und oft lachen sie und sagen: „Das ist Dummheit!“ Diese Dummheit ist eine der größten Weltmächte. Sie ist viel mächtiger als Amerika und Russland zusammen, weil die Menschen nicht ahnen, welche ungeheure Bedeutung Jesus hat.
Gott hat den Herrn Jesus geschickt, damit wir Kinder Gottes werden. Jesus kann tatsächlich meine Vergangenheit auslöschen – dafür ist er gestorben. Ah, ich muss ihm wie jeden Abend das Kreuz Jesu vor die Augen malen.
Gehen Sie mit mir zum Hügel Golgatha. Dort ist der angenagelte Sohn Gottes, mit der Dornenkrone auf seinem Haupt, so lächerlich. Du edles Angesicht, vor dem das Reich der Welt erschrickt und zunichte wird – wie bist du so entstellt?
Wissen Sie, dass er dort für Sie gestorben ist? Wissen Sie, was der Herr Jesus in den letzten fünf Minuten seines Sterbens gedacht hat? Ob Sie sich durch ihn die Sünden vergeben lassen oder ob Sie weitersagen: „Ich brauche das nicht.“ Er hat auch an mich gedacht, als er sein Werk vollbracht hat.
Das ist kaum zu fassen – er hat an mich gedacht, an mich! Und er ist Gott. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Packen Sie Ihre alte Schuld aus, sagen Sie nicht: „Ich bin sündlos!“ Bekennen Sie sie Jesus und sagen Sie: „Herr, ich lege sie unter dein Kreuz.“ Dann schauen Sie auf und sagen: „Es quillt für mich sein teures Blut.“ Das glaube und fasse ich. Es macht auch meinen Schaden gut, denn Jesus starb für mich.
Und Jesus schenkt uns ein neues Herz, einen neuen Geist. Wissen Sie, er ist auferstanden, er blieb nicht im Tod, er kam aus dem Grab heraus. Ich habe einen lebendigen Heiland, und den kann ich bitten: „Gib mir deinen Geist!“ Und er gibt mir einen neuen Geist.
Dann denkt man anders. Denn Dinge, die man vorher geliebt hat, vor denen hat man Angst. Und Dinge, vor denen man vorher Angst hatte, die liebt man. Man bricht mit alten Menschen und findet neue Freunde. Es gibt eine große Revolution im Leben mit Jesu Geist.
Dieser Jesus ist gekommen, um uns zu Kindern Gottes zu machen. Und wenn wir Kinder Gottes sind, dann ist der Sinn unseres Lebens erfüllt.
Die Einladung zur Annahme Jesu
Jetzt möchte ich Ihnen ein Bibelwort sagen, das ich Ihnen förmlich einhämmern möchte – als ob man es mit einem Hammer einhämmern könnte.
„Wie viele Jesus aufnahmen, denen gab er Vollmacht, Kinder Gottes zu heißen.“ Das steht in Johannes 1.
Viele sagen dann: „Ach, ich kann das nicht glauben.“ Doch nehmen Sie Jesus auf! Ja, es gibt viele Fragen zu lösen, ja, es sind noch viele Fragen offen. Aber nehmen Sie zuerst Jesus auf!
Sie können heute Abend noch ein Kind Gottes werden, wenn Sie Jesus, den Sünderheiler, den Lebendigen, aufnehmen. Denn „wie viele ihn aufnahmen, denen gab er die Vollmacht, Gottes Kinder zu heißen.“
Meine Freunde, sehen Sie, ich möchte mit glühenden Zungen reden können. Ich weiß, wie wichtig, herrlich und groß das ist. Unser Reden ist nur ein Gestammel im Vergleich dazu.
Aber ich wünsche Ihnen, dass der Heilige Geist Ihr Gewissen anrührt. Dass Sie sagen: „Ich kann nicht mehr so sinnlos weiterleben. Ich muss ein Kind Gottes werden. Herr Jesus, nun möchte ich dich aufnehmen.“
Die Geschichte von Maria Magdalena als Beispiel für Errettung
Ich möchte Ihnen zum Schluss noch eine kleine Geschichte aus der Bibel erzählen. Da war eine Frau, die ganz ohne Gott in der Welt lebte. Ich glaube, dass sie ein ziemlich zerrüttetes Leben führte. Die Bibel sagt, dass der Herr Jesus von ihr sieben Teufel ausgetrieben hatte. Das ist ein geheimnisvolles Wort, doch wer sich selbst kennt, weiß, wie die Teufel in uns wohnen können.
Jesus kam und rettete dieses sinnlose Leben. Nun folgte sie ihm, und er wurde der Inhalt ihres Lebens. Wissen Sie, wenn Jesus kommt, ist das ein großes Ereignis. Dann erlebt sie, dass dieser Herr Jesus gekreuzigt wird und ins Grab gelegt wird. Da brach für Maria Magdalena, die Maria aus Magdala, eine Welt zusammen. Jetzt war er nicht mehr da.
Nun beginnt die alte Sinnlosigkeit wieder. Man betäubt sich mit Erotik, mit Arbeit – und genau weiß sie, dass alles sinnlos ist. Dann kommt ein schöner Morgen, und sie denkt: „Ich gehe wenigstens zu dem Grab.“ Als sie dort ankommt, ist das Felsengrab aufgerissen und leer. Jetzt hat sie nicht einmal mehr ein Grab, wo sie Blümchen hinlegen kann.
Sie kniet im Gras und weint, weil ihr Leben sinnlos geworden ist. An dieser Stelle wird mir so klar, wie sinnlos das Leben ist, wenn man nicht Kind Gottes ist. Natürlich kann sie alles tun, was sie früher tat, aber es ist sinnlos. Während sie weint, hört sie Schritte. Sie denkt, das ist der Gärtner, und fragt nur: „Wo hast du den Leichnam hingetan?“
Da sagt der Mann hinter ihr: „Maria.“ Sie erkennt die Stimme des auferstandenen Heilandes, fährt herum und sieht ihn. Im selben Moment weiß sie: Jetzt nimmt er mein Leben wieder in die Hand, und es ist nicht mehr sinnlos. So geht das errettete Leben weiter.
Später lernt sie, dass die größte Errettung durch das Kreuz geschehen ist. Ich wünsche Ihnen von Herzen, meine Freunde, dass Sie die Stimme des Heilandes hören – Karl, Siegfried, Maria oder wie auch immer Sie heißen – und dass Sie ihn aufnehmen und Kinder des lebendigen Gottes werden.
Nun lassen Sie uns noch einen Vers aus dem begonnenen Lied 258 singen, den vierten Vers.