Einleitung: Warum Gott allein der Ruhm gebührt
Warum gehört Gott der Ruhm? Weil keiner von uns sich vor Gott rühmen kann.
Wenn wir die Jakobsgeschichte lesen, wird deutlich, dass manche Menschen in unserem Land sie für antisemitische Hetze missbraucht haben. Sie haben jedoch nicht verstanden, dass die Jakobsgeschichte auch meine Geschichte ist. Gott wirkt mit solchen notvollen Menschen – das ist das Geheimnis.
Was hat Gott schon bei uns getan? Er hat sich nicht gescheut, sich zu mir zu bekennen.
Wir lesen nun den ersten Teil des Predigttextes, 1. Mose 27, Seite 29 in Ihrer Bibel: Jakob gewinnt mit List den Erstgeburtssegen.
Die Ausgangslage: Isaak, Esau und Rebekka
Ich lese die zwei Verse vorher noch, die gehören dazu: Als Esau vierzig Jahre alt war, nahm er zur Frau Jehudit, die Tochter Beris des Hethiters, und Basemat, die Tochter Elons des Hethiters. Diese machten Isaak und Rebekka viel Herzeleid, denn es war das Verbot Abrahams, keine ungläubigen Frauen zu heiraten. Esau hat sich darüber hinweggesetzt.
Und es begab sich, als Isaak alt geworden war und seine Augen zu schwach zum Sehen wurden, rief er Esau, seinen älteren Sohn, und sprach zu ihm: „Mein Sohn!“ Er antwortete ihm: „Hier bin ich.“ Und er sprach: „Siehe, ich bin alt geworden und weiß nicht, wann ich sterben werde. So nimm nun dein Gerät, Küche und Bogen, geh aufs Feld, jage mir ein Wildbrett und mache mir ein Essen, wie ich es gern habe, und bring es mir herein, damit ich esse und meine Seele segne, ehe ich sterbe.“
Rebekka aber hörte diese Worte, die Isaak zu seinem Sohn Esau sagte. Als Esau hinaus aufs Feld ging, um ein Wildbrett zu jagen und heimzubringen, sprach Rebekka zu Jakob, ihrem Sohn: „Siehe, ich habe deinen Vater mit Esau, deinem Bruder, reden hören. Bring mir ein Wildbrett und mache mir ein Essen, damit ich esse und ich segne dich vor dem Herrn, ehe ich sterbe. So höre nun, mein Sohn, auf mich und tue, was ich dich heiße: Geh hin zu der Herde und hole mir zwei gute Böcklein, damit ich deinem Vater ein Essen davon mache, wie er es gerne hat. Das sollst du deinem Vater hineintragen, damit er es esse und dich segne vor seinem Tod.“
Jakob aber sprach zu seiner Mutter Rebekka: „Siehe, mein Bruder Esau ist rau, doch ich bin glatt. So könnte vielleicht mein Vater mich betasten, und ich stünde vor ihm, als ob ich ihn betrügen wollte, und würde einen Fluch über mich bringen und nicht einen Segen.“ Da sprach seine Mutter zu ihm: „Der Fluch sei auf mir, mein Sohn, gehorche nur meinen Worten, geh und hole sie mir.“
Das nimmt die Rebekka von 1. Mose 24. Merkwürdig, wie wir Menschen uns verwandeln können. Da ging Jakob hin, holte die Böcklein und brachte sie seiner Mutter. Sie machte ein Essen, wie es sein Vater gerne hatte, und nahm Esau aus ihres älteren Sohnes Feuerkleider, die sie bei sich im Hause hatte, und zog sie Jakob, ihrem jüngeren Sohn, an. Die Felle von den Böcklein tat sie ihm um seine Hände und wo er glatt war am Hals. So gab sie das Essen mit dem Brot, wie sie es gemacht hatte, in die Hand ihres Sohnes Jakob.
Weil dieser Gott, der den Jakob geliebt hat in seiner ganzen Schurkerei, unser Gott sein will, der Gott Jakob. Ich habe eine große Sammlung von Predigtbänden aus vielen Jahrhunderten, aber es ist noch nie eine Predigt dabei gewesen über den Betrug Jakobs. Das ist auch der Grund, warum ich immer von den vorgegebenen Bibelabschnitten abweiche. Es ist auch immer so: Manche hören noch alte Kassetten, und irgendwann hat man darüber gepredigt. Die Bibel hat so viel zu sagen, dass wir immer wieder auch die Abschnitte aufschlagen müssen, über die man sonst nie predigt. Und wir bekommen ganz neue Durchblicke.
Vers 18: Jakob ging hinein zu seinem Vater und sprach: „Mein Vater!“ Er antwortete: „Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?“ Am liebsten wollte ich gar nichts mehr erklären. So, wie es die Bibel erzählt, ist es so fantastisch erzählt, und da spürt man all die furchtbaren Dinge, die sie durchlitten haben.
Es fängt mit einer ganz kleinen Lüge an, die wir bloß noch bescheiden Notlüge nennen. Und die Dämonie zieht einen hinunter: Viermal muss er lügen, und dann seinem Vater ins Gesicht. Der Vater sagt: „Das stimmt nicht.“ Er sagt: „Doch, ich bin es.“ Jakob sprach zu seinem Vater: „Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn, ich habe getan, wie du mir gesagt hast. Komm nun, setze dich und iss von meinem Wildbrett, auf dass dich meine Seele segne.“
Isaak aber sprach zu seinem Sohn: „Wie hast du so bald gefunden, mein Sohn?“ Er antwortete: „Der Herr, dein Gott, bescherte mir's.“ Fromme Leute können am besten lügen und gebrauchen noch Gott dafür.
Da sprach Isaak zu Jakob: „Tritt herzu, mein Sohn, dass ich dich betaste, ob du mein Sohn Esau bist oder nicht.“ So trat Jakob zu seinem Vater Isaak, und als er ihn betastete, sprach er: „Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.“ Und er erkannte ihn nicht, denn seine Hände waren rau wie Esaus, seines Bruders Hände, und er segnete ihn nochmals und sprach: „Bist du mein Sohn Esau?“ Er antwortete: „Ja, ich bin's.“ Da sprach er: „So bringe mir her, mein Sohn, zu essen von deinem Wildbrett, damit dich meine Seele segne.“
Da brachte er es ihm, und er aß und trug ihm auch Wein hinein, und er trank. Isaak, sein Vater, sprach zu ihm: „Komm her und küsse mich, mein Sohn.“ Er trat hinzu und küsste ihn den Geruch seiner Kleider und segnete ihn und sprach: „Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch des Feldes, das der Herr gesegnet hat. Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und Wein in Fülle. Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Muttersöhne sollen dir zu Füßen fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet.“
Als Isaak den Segen über Jakob vollendet hatte und Jakob kaum hinausgegangen war von seinem Vater Isaak, da kam Esau, sein Bruder, von seiner Jagd und machte auch ein Essen und trug es hinein zu seinem Vater und sprach zu ihm: „Richte dich auf, mein Vater, und iss von dem Wildbrett deines Sohnes, damit mich deine Seele segne.“ Da antwortete ihm Isaak, sein Vater: „Wer bist du?“ Da sprach er: „Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn.“ Da entsetzte sich Isaak über die Massen, das heißt, er zitterte in seinen Grundfesten. Und sprach: „Wer, wo ist denn der Jäger, der mir gebracht hat? Ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet; er wird auch gesegnet bleiben.“
Als Esau diese Worte seines Vaters hörte, schrie er laut und wurde über die Massen sehr betrübt und sprach zu seinem Vater: „Segne mich auch, mein Vater!“ Er aber sprach: „Dein Bruder ist gekommen mit List und hat einen Segen weggenommen.“ Da sprach er: „Mit Recht, Jakob.“ Das Sternchen unten an der Hinterlistige heißt es; seien Sie bloß froh, dass Sie nicht so heißen. Da bin ich wieder froh an meinem Vornamen, obwohl ihn keiner richtig schreiben kann. Denn er hat mich nun zweimal überlistet. Meine Erstgeburt hat er genommen, und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen.“
Und er sprach: „Hast du mir denn keinen Segen vorbehalten?“ Isaak antwortete und sprach zu ihm: „Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt und alle seine Brüder über ihm zu Knechten gemacht. Mit Korn und Wein habe ich ihn versehen, was soll ich nun dir noch tun?“ Mein Sohn Esau sprach zu seinem Vater: „Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater!“ und erhob seine Stimme und weinte. Da antwortete Isaak seinen Sohn und sprach zu ihm: „Siehe, du wirst wohnen ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von oben her. Von deinem Schwerte wirst du dich nähren, und deinem Bruder sollst du dienen. Aber es wird geschehen, dass du einmal sein Joch von deinem Halse reißen wirst.“
Und Esau war Jakob gram um des Segens willen, mit dem ihn sein Vater gesegnet hatte, und sprach in seinem Herzen: „Es wird die Zeit bald kommen, dass man um meinen Vater Leid tragen muss, dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen.“ Das ist auch nicht der beste Weg, um dann den Segen Gottes zu erlangen, so dass sich keiner missversteht bei der biblischen Geschichte.
Da wurden Rebekka diese Worte ihres älteren Sohnes Esau angesagt, und da machen wir dann am nächsten Sonntag weiter. Nicht bloß in der Bild-Zeitung, sondern wahrscheinlich in allen Zeitungen sind das die Hauptthemen, dass man von Skandalen und von Mord und Totschlag liest. Davon leben ja unsere Medien. Schlechte Nachrichten sind für sie immer gute Nachrichten, weil sie sich verkaufen lassen und weil die Leute das interessiert.
Dabei ist es ja eigentlich erbärmlich. Überall hört man, wie schlecht und wie furchtbar Menschen sind, was sie alles anstellen und zerstören, wie grausam sie sein können und wie gemein. Jetzt sagen Sie bloß: Warum steht dann so etwas in der Bibel drin? Tja, die Bibel muss ja nicht die Auflagenhöhe steigern.
Warum wird das in der Bibel erzählt, so eine scheußliche Geschichte? Ich habe zu Hause ein Originalblatt vom Stürmer, wo da über die Viehhändler und Judengeschichten gerade die Jakobsgeschichte ausgelassen wird und triumphiert wird. Warum steht so etwas in der Bibel? Weil Gott mit solchen Leuten arbeitet und schafft, weil Gott solche Leute, Jakob, erwählt als seine Leute, weil Gott solche Leute in den Dienst nimmt.
Und schon das sollte genügen, dass wir gar nie mehr, solange wir auch leben, auch nur einen Hauch von Stolz und Einbildung haben. Wenn Gott uns holt, wenn Gott uns ruft, ist das sein Triumph. Und Sie wissen ja, dass die biblische Geschichte noch weitergeht. Sie bleibt ja nicht bei den Skandalen stehen, sondern im Leben dieses hinterlistigen Jakob, das heißt mit der Bibelsprache, hat die Gnade triumphiert, die Güte und das Erbarmen Gottes.
Wie hat Gott dieses Leben umgestaltet? Und das ist jetzt anders als das, was wir in den Zeitungen lesen: Es wurde umgestaltet, erneuert, verändert. Der Jakob wurde ein Geheiligter, ein Gerechter, einer, dem die Schuld abgewaschen ist. Darum ist er ein Zeuge des Glaubens, ein Vorbild für uns, gerade mit seiner Schlechtigkeit und dem Wunderbaren, was Gott in seinem Leben getan hat.
Es gibt ja immer wieder Christen, die verstehen die Kunst über biblische Dinge. Hoffentlich machen wir das heute nicht langweilig, zu reden, und das machen wir immer wieder, wenn wir abstrakte, theoretische Worte gebrauchen. Und wissen Sie, wir Prediger sind darin Meister: Da reden wir über die Gerechtigkeit, über die Heiligung, über die Vergebung, über Gottes Güte und über Gottes Liebe.
Ist es nicht großartig, dass bevor diese Begriffe beim Paulus im Römerbrief kommen, Gott uns eine ganz konkrete, sichtbare, illustrierte Anschauung gegeben hat? Was ist denn Heiligung? Das, was Gott im Leben dieses listigen Jakob gemacht hat. Was ist denn Vergebung? Was ist denn Liebe Gottes? Was ist denn Erwählung? Ja, das, was über dem Embryo im Mutterleib geschehen ist. Kann man es großartiger zeigen? Bevor er überhaupt piepsen kann, hat Gott schon gehandelt.
Und man soll es gar nie vergessen: Bitte machen Sie nie aus dem Glauben eine theoretische Denkerei! In der Bibel ist das geschildert, und wir sind so froh, dass wir die Geschichten des Alten Testaments haben, die uns alles ganz lebendig zeigen. Und das ist für uns geschrieben, uns zur Lehre, damit wir Hilfe empfangen, wenn uns Hilfe nottut.
Es gibt doch keinen unter uns, der jetzt nicht diese Hilfe des Gottes Jakobs braucht. Zunächst möchte ich den Jakob einmal bewundern, sonst kommt das zu kurz. Warum? Jakob hat nicht geträumt von einem Mercedes 520 oder sonst von einem Schloss am Meer und von viel Geld wie Onkel Dagobert, sondern Jakob hat geträumt vom Segen Gottes. Wo gibt es denn überhaupt solche jungen Leute? Das soll uns ein Vorbild sein.
Jakob hat ein großes Ziel. Der Esau war ein Mensch dieser Welt, ein Mensch der Genüsse. Selbst der Vater Isaak war ein großer Gourmet, Feinschmecker, und hat da sehr viel Wert draufgelegt. Die Bibel richtet ja nicht, aber manchmal so zwischen den Zeilen fragt man sich, ob das alles so ganz geheiligt war in seinem Leben, auch im Alter.
Aber der Jakob, der Jakob hat diese Sehnsucht gehabt. Was heißt denn das, Segen Gottes? „Ich möchte mal in den Himmel kommen, Herr, ich möchte, dass mein Leben durchscheinend wird für dein Wirken. Herr, ich möchte, dass das, was du Abraham versprochen hast – ich will dich segnen, und du sollst dein Segen sein durch mein Leben durchströmt.“ Ist es nicht schön, wenn einer diese Sehnsucht und diesen Wunsch hat?
Die Motive sind gut, die Träume sind gut, die Sehnsüchte sind gut, aber die Mittel, die er anwendet, sind falsch. Und das trifft uns, weil das die Christen zu allen Zeiten machen. Und die Kirchen machen das, sie bedienen sich der falschen Mittel. Sie meinen immer, sie müssten es machen, sie seien die Macher.
Der Jakob – wie konnte er denn auf die Idee kommen, dass er sich den Segen erschleichen möchte? Er hat Gott nicht gekannt, er hat gemeint, Gott würde den Erstgeborenen segnen. Ich meine, er hätte es doch wissen müssen, es wurde doch schon vor seiner Geburt ausgesprochen, der Jüngere würde der Gesegnete sein. Hat er Gott nicht getraut?
Kennen Sie das aus Ihrem Leben, dass man Gottes Wort einfach nicht glauben will und sagt: Bei mir stimmt sicher nicht, mich hat Gott vergessen, mich hat Gott abgeschrieben? Sehr erschütternd, wie dieser große Jakob mit seinem großen Ziel sich falscher Mittel bedient. Er meint, er müsste es machen, obwohl doch Gott die ganze Heilsgeschichte schon längst über ihn bestimmt hat.
Wie oft meinen wir wie Jakob, wir müssten die Regisseure sein, die alles in Gang setzen. Paulus hat ja mehrfach an diesen Jakob erinnert. Die Propheten haben immer an den Jakob erinnert und haben immer das hervorgehoben: Es liegt nicht an jemandem Wollen oder Laufen, sondern allein an Gottes Erbarmen.
Ich habe ja ein bisschen Sorge bei der Jakobsgeschichte, dass ein paar immer bloß hören wollen und sagen: Ach, dann bin ich nicht erwählt. Sie wissen doch, dass Jesus sie erwählt hat. Wir sind ja viel weiter als Jakob. Durch Jesus sind wir erwählt. Gott will einen Segen in ihr Leben hineinlegen.
Und jetzt kommen wir immer wieder und meinen, wir müssten alle Hebel in Bewegung setzen, und wir müssen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln irgendwelche Dinge schieben und drehen. Wenn Sie heute in so einer Krisenzeit unserer Kirche sind, wo an vielen Stellen so viel Not liegt, da überlegt man sich ja: Wie kann man das Schiff der Kirche wieder flott kriegen? Da werden die tollsten Mittel erfunden.
Aber das eine, was Not ist, vergisst man so oft: Lasst uns doch wieder zurückkehren zu dem Einen, dass Gott der Herr segnen will. Und wenn Gott segnet, da brauchen wir kein Geld, da brauchen wir keine berühmten Leute, da brauchen wir keine Ehre, da brauchen wir auch keine zwielichtigen Mittel, auch keine Tricks.
Gott wird doch wieder segnen, wo heute zwei oder drei im Namen Jesu ihn zu suchen sind, sein Wort gehorchen. Wird doch gesehen, dann wird doch der Herr wirken können. Er hat doch das begonnen, er wird es doch auch zu Ende führen.
Die Mutter Rebekka hat ja eine gehörige Portion Schuld an dem ganzen Verlauf, eine große Verantwortung, was wir unseren Kindern mitgeben: Ob wir ihnen sagen, dass geistliche Ziele nicht mit fleischlichen Mitteln erreicht werden können. Es ist ein wichtiger Unterschied, um es mal auf eine Formel zu bringen, die man sich so merken kann: Geistliche Ziele können sich nicht mit weltlichen, mit fleischlichen Mitteln verfolgen lassen. Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.
Wie hat Rebekka so töricht sein können? Sie kannte doch die Geschichte von Abraham, wie Gott Abraham gerufen hat, als er arm in der Wüste stand, er hatte doch nichts: „Ich bin dein Schild und ein sehr großer Lohn.“ Sie hätte doch ihren Kindern sagen müssen: Es wird ein Gnadengeschenk sein.
Und sie rät ihm zum Betrug, zur Lüge, dass sie an der Bibel überall so... Wir können das drehen und wenden, wie wir wollen, wir machen das ja meisterhaft bei uns selber, dass wir sagen: Das war sicher keine Sünde. Aber Sie wissen ja genau, dass es Sünde ist, dass Gott so genau bei seinen Leuten danach sieht, was wir tun. Und die Mutter, die so stolz noch sagt: Ich will das Unrecht tragen, die Schuld komme auf mich – wie wollen wir Schuld von anderen tragen? Stummes Geschwätz, sondern Gott nimmt es bei seinen Leuten sehr, sehr genau.
Gott ist bei der Welt sehr groß, ich nehme bei seinem Volk sehr genau. Und Rebekka lädt eine große Schuld auf sich. Und was ist die erste Reaktion von Jakob? Also wissen Sie, in dem ganzen Abschnitt wird das Wort Sünde nicht erwähnt. Das ist ja toll in der Bibel, wenn manche Leute sagen: Ich kann das Wort Sünde nicht mehr hören. Lesen Sie doch die Bibel! Dann wird das beschrieben, was das ist.
Sünde ist ein teuflisches Vorgehen in unserem Innersten. Und man verhält sich immer schlimmer darin. Schon das erste Wort von Jakob war nicht, dass er sagt: Das ist ganz schlimm, Mutter, wenn wir so etwas machen. Sondern er sagt: Mutter, wenn es der Vater merkt, dann bin ich blamiert.
Das war ihm bloß schlimm: Ich bin blamiert, nicht die Sünde war ihm schlimm. Wie ist das bei Ihnen? Also da sehe ich mich wieder. Die Blamage ist furchtbar, aber dass wir sündigen, das nehmen wir sehr leicht unter dem Druck der Verhältnisse. Wenn der Vater das merken würde, Vers 12: „Ich würde vor ihm dastehen, als ob ich ihn betrügen wollte.“ Na, du willst ihn doch betrügen, Kerl! Da stehe ich da, als wenn ich wollte. So reden wir.
Die Bibel kann das so super erzählen, da merken Sie, dass es das Wort Gottes ist. So kann nur Gott entlarven. Und dann kommt es immer wiederholt. Der Vater merkt, da stimmt was nicht, und dann muss der arme Kerl es immer und immer wieder sagen, bis zum Schluss.
Der Isaak war zwar blind und er war alt, aber nicht dumm. Alte Leute sind oft heller, als die Jungen meinen. Er war noch ganz fit drauf. Und deshalb sagt er immer noch: „Die Stimme ist Jakobs Stimme und die Haut ist Esaus Stimme.“ Und dann entscheidet er sich für das, was er fühlt. So hat er gestoppt.
Es ist furchtbar, wie das abläuft. Aber wissen Sie, war das denn nötig? War das denn nötig? Segnet Gott nur so durch Handauflegung? Wie wurde denn der Jakob nachher gesegnet? Wir müssen leider noch ein paar Sonntage warten, bis wir da hinkommen, wo jetzt die ganze Auflösung kommt. Wie er da diesen unbekannten Mann bei Pniel anruft: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich!“
Sie dürfen Gott doch beim Wort nehmen. Ich saß vorhin da hinten, bevor der Gottesdienst begonnen hat, und habe gerade Jesaja 43 aufgeschlagen, das herrliche Wort: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ Wem ist das denn gesagt? Da steht vorne extra: Jakob, dir Jakob. Das Volk Israel wird als Jakob angeredet, dann als Israel. Gott will doch in deinem Leben das wahr machen.
Du musst doch da nicht lavieren und taktieren, du musst dich doch nicht vor Gott besser geben, als du bist. Gott hat doch den Jakob erwählt, weil er so ein armseliger Mensch war und weil sein Herz offen war für Gottes Führung. Was brauche ich denn, damit Gott mich segnet? Das Herz, das glaubende, gehorsame Herz, sonst hat der Segen keinen Wert.
Sie merken schon, warum Gott den Esau nicht brauchen konnte. Er hat nicht einmal begriffen, dass eine Ehe auch unter den Segen Gottes gestellt werden muss, dass er eine gläubige Frau braucht. Auf das Herz kommt alles an, sonst brauche ich vor Gott gar keine Voraussetzungen.
Aber ich muss noch ein Wort zum Vater Isaak sagen. Er hat auch wenig begriffen in seinem Leben. Es ist ja immer so ein bisschen überheblich, wenn wir da jetzt so schnell ein Urteil fällen. Was war dieser Isaak, der einmal auf dem Brandopferaltar lag? Und dann trat Gott dazwischen und sagte: „Der Bursche soll leben, ich habe ein Opfer ersehen, das für ihn sterben soll.“
Hat er nicht gemerkt, wie Gott aus Gnaden unverdient seine Heilspläne durchzieht? Warum war er denn im Alter so versessen darauf, unbedingt den Erstgeborenen zu segnen? Es steht doch nicht in der Bibel, es war auch nie Gottes Plan, übrigens. Ich bin der Fünftgeborene. Es stimmt gar nicht, dass Gott die Erstgeborenen bloß segnet. Und wenn sie der Vierte sind oder was sie sind, Gott segnet sie ganz gleich.
Wenn sie geboren sind, spielt dabei Gott keine Rolle. Gott schaut nach der Herzenstellung. Wie kann ein Isaak solche komischen Dinge machen? Ja, viele Ausleger, besonders die jüdischen, meinen, dass Isaak vielleicht zu arg von seinen Augen abhängig gewesen wäre. Und als er blind geworden war, hing er immer noch an dem, was er sah. Sagt immer der Naturvater, der hat ihm gefallen, sagt, das ist ein Segensträger.
Selbst Samuel hat bei den Söhnen Isais gedacht: „Auf, der ist es.“ War es alles nicht, Gott hat den kleinen David erwählt. Gott macht es manchmal ganz anders. Und Gott umgeht alles.
Warum hat ein Isaak das nicht gewusst, und warum war ein Isaak nicht im fortwährenden Gespräch mit Gott und fragt ihn und sagt: „Herr, wen willst du denn segnen?“ Kann das sein, dass die Ohren Isaaks taub für Gottes Reden geworden waren? Ich glaube, er hat nichts begriffen. Als das Wort des Herrn erging und er erfuhr, der Jüngere solle sein, hat er darauf taub gestellt.
Und wir sind ja manchmal auch so taub, dass wir nicht begreifen wollen. Wir haben heute in unserer heutigen Christenheit gar keinen Grund, über den Isaak herzufallen. Wenn wir doch heute wieder hören würden: Wo will Gott segnen? Wie will Gott segnen? Die Erweckung wäre sehr schnell da, die Erweckung wäre heute sehr schnell da.
Gott will doch segnen. Wir suchen tausend Künste und nicht das Eine, das not ist: die Umkehr, Gehorsam, das Hören auf sein Wort und das gehorsame Folgen auf seine Pläne. Und dann sehe ich den Isaak noch da, der sagt: „Komm, ein gutes Essen, und dann habe ich wieder Kraft, und dann segne ich.“
Ich glaube, man kann auch in der Schwachheit segnen, es muss kein Braten dazu her. Aber Sie haben vielleicht gemerkt, und ich habe noch nie darüber gesprochen, aber heute tue ich es einmal gerne, warum ich beim Segen nicht der Ordnung unserer Kirche folge.
Mein Großvater ist 1921 gestorben, war Pfarrer in Frankfurt Sachsenhausen, aber von dem habe ich diesen Brauch übernommen. Ich habe Angst, dass wir in der Kirche manchmal zu viel auf unsere Handlungen setzen. Und ich bin oft beschwert, von den Friedhöfen weggegangen, weil die Leute meinen, jetzt hätte ich gesegnet.
Ich will auch keine Toten segnen, die nie nach dem Willen des Herrn gefragt haben. Und oft leide ich, wenn ich Brautpaare einsegnen muss. Wir sind ja nicht die, die über Gottes Willen verfügen. Ich will es denen sagen: Gott kann euch doch bloß segnen, wenn sich euer Herz öffnet zu den Führungen Gottes.
Das muss doch auch Isaak noch wissen. Und wenn ich einen Konfirmanden einsegne und der sagt: „Mir ist das wurscht“, dann hat er seinen Segen eben gehabt. Der Segen Gottes kann doch nur im Glauben und im Gehorsam ergriffen werden, sonst ist er halt für die Katz.
Darum bete ich gern am Schluss: „Unser Gott, Herr, segne uns“, so wie ich es wollte, dass sie dieses Wort im Glauben aufnehmen. Wenn der Herr sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir“, das hat ja nur einen Wert, wenn sie sich mit einem gläubigen Herzen aufnehmen. Dann kann der Herr sie segnen, dann kann er sie groß machen.
Es hat beim Jakob gefehlt, es hat beim Esau gefehlt. Beim Jakob kam es in einer wunderbaren Bekehrung. Bekehrung ist ja nicht der Augenblick, wann man erstmals fromme Worte macht, sondern wenn man sich wirklich auf Gedeih und Verderben mit Gottes Willen zusammenbindet und dann sagt: „Nur du, Herr!“
Aber lassen Sie uns doch den Esau anschauen, wie der Esau nach Hause kommt, die Dramatik der Geschichte. Man müsste viel darüber erzählen. Es macht Freude, jetzt wieder den Kindern das zu erzählen, ganz wortwörtlich, wie es in der Bibel steht, das alles hineingepackt, wie der Esau kocht und wie er schäumt und wie der Isaak erbebt und erst merkt: Ich habe irgendwas falsch gemacht.
Vielleicht wird es in unserer Kirche und in unseren Praktiken auch noch durch ein großes Beben gehen, bis wir wieder fragen: Was ist eigentlich Segen, nur wo Gott wirklich dahintersteht? Und dann zürnt er, und er meint, er müsse seinen Bruder umbringen. Das ist verständlich aus Rache, aber ich sagte schon vorher: Dadurch kriegt er auch nicht den Segen.
Sie sehen, wie Esau immer auf der falschen Linie läuft. Er war nie für Gott brauchbar, Segensträger zu werden. Auch wenn er nachher seinen Bruder nach der Versöhnung viele Kapitel später küsst und sie sich wieder aussöhnen, wird er doch nur am irdischen Segen dieser Welt teilhaben.
Das ist auch schon ein Segen, wenn sie heute Mittag essen können, wenn sie einen gesunden Leib haben, wenn die Sonne scheint. Da freuen wir uns auch dran. Aber das Besondere des Segens Abrahams hat Esau nicht weitertragen können.
Über der ganzen Geschichte ist zu merken: Gott, der Herr, will Sie segnen. Er hat uns erwählt und berufen zum Dienst. Wir können den Dienst nur tun mit der ganzen Schwäche. Nicht einer soll denken, wenn sie dann wollen und laufen, dann brauche ich gar nichts tun.
Doch, ich will mich einsetzen, aber mit den geringen Gaben, die ich habe, mit allen Fehlern. Aber ich will dem Herrn dienen, und das soll mein Gebet sein: „Herr, bewahre mich bei dir im Gehorsam, binde mich an dich.“ Wie hat Jesus gerungen in der Versuchungsgeschichte, dass nicht irgendein Stückchen der Stimme des Versuchers dazwischen ist, dass ich nicht um Ehre willen oder um der Macht willen oder um des Geldes willen etwas tue, sondern allein für den Herrn.
Und Gott kann das tun. Es ist immer schön, wenn man Gespräche führt, auch jetzt über diese Jakobsgeschichte. Jemand hat mich angesprochen und gesagt: „Ja, wie war das eigentlich? War dieser Betrug nicht nötig?“ Nein! Auch wenn Isaak den Esau gesegnet hätte, der Segen wäre trotzdem der richtige Segen auf den Jakob übergegangen, weil Gott das, was er sich vorgenommen hat, auch durchführt.
Und Sie dürfen ganz ruhig sein: Die Friedensgedanken und die Liebe, die Gott über Ihnen verheißt hat und die er Ihnen in unzähligen Worten der Bibel zuspricht, die will er einlösen. Und ich darf mich mit ganzem Vertrauen darauf stützen und sagen: Ich will nicht murren, ich will nicht ungeduldig werden, ich will auch nicht die falschen Mittel anwenden, um zur Erfüllung dieser Worte zu helfen, sondern ich will nur treu und gehorsam dem nachgehen.
Ich weiß, und Sie gaben viele Beispiele vor Augen, die Zeit leidet es nicht mehr, wie das immer wieder Gottes Triumph war, aus den Schwächsten, aus den Geringsten seine Siege zu machen, weil er seine Verheißungen buchstäblich und wortwörtlich einlöst.
Das Schlimme ist ja, was Jakob sich mit diesem Betrug eingehandelt hat, war bloß Schlimmes, nicht den Segen. Er muss fliehen, er steht unter einer Todesdrohung, er hat seine geliebte Mama nicht mehr. Es war ein furchtbares Leben. Der Laban hat ihn betrogen nach Strich und Faden. Er muss das auskosten, was Lüge ist.
Nur weil er einmal falsche Wege ging und meinte, er sei es Gott schuldig. Gott lässt das bei seinen Leuten nicht durchgehen. „Gib mir, mein Sohn, dein Herz! Gib mir, mein Sohn, dein Herz!“ Es war wunderbar, wenn man das begreift: Der Herr will mich zum Glauben rufen, zum Gehorsam und zum Dienen. Amen.
Jakobs Täuschung bei Isaak
Vers 18: Jakob ging zu seinem Vater hinein und sprach: „Mein Vater!“ Er antwortete: „Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?“ Am liebsten hätte Jakob gar nichts mehr erklärt. So, wie es die Bibel erzählt, ist es fantastisch dargestellt, und man spürt all die furchtbaren Dinge, die sie durchlitten haben.
Es fängt mit einer ganz kleinen Lüge an, die wir heute nur noch eine bescheidene Notlüge nennen würden. Doch die Täuschung zieht einen immer tiefer hinein. Viermal muss Jakob lügen, und das sogar seinem Vater ins Gesicht. Der Vater sagt: „Das stimmt nicht!“ Doch Jakob beharrt: „Doch, ich bin es.“
Jakob sprach zu seinem Vater: „Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn. Ich habe getan, wie du mir gesagt hast. Komm nun, setze dich und iss von meinem Wildbret, damit dich meine Seele segne.“ Isaak aber fragte seinen Sohn: „Wie hast du so schnell meinen Sohn gefunden?“ Jakob antwortete: „Der Herr, dein Gott, hat es mir bescheret.“
Fromme Leute können am besten lügen und gebrauchen sogar Gott dafür. Da sprach Isaak zu Jakob: „Tritt herzu, mein Sohn, damit ich dich betaste und erkenne, ob du mein Sohn Esau bist oder nicht.“ So trat Jakob zu seinem Vater Isaak. Als er ihn betastete, sprach er: „Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.“ Und er erkannte ihn nicht, denn seine Hände waren rau wie die Hände Esaus, seines Bruders, und er segnete ihn.
Noch einmal fragte Isaak: „Bist du mein Sohn Esau?“ Jakob antwortete: „Ja, ich bin es.“ Da sprach Isaak: „So bringe mir, mein Sohn, zu essen von deinem Wildbret, damit dich meine Seele segne.“ Jakob brachte es ihm, und Isaak aß. Er trug ihm auch Wein hinein, und Isaak trank.
Isaak, sein Vater, sprach zu ihm: „Komm her und küsse mich, mein Sohn.“ Jakob trat hinzu und küsste ihn. Isaak roch den Geruch seiner Kleider und segnete ihn mit den Worten: „Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch des Feldes, das der Herr gesegnet hat. Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde, Korn und Wein in Fülle. Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen dir zu Füßen fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet.“
Als Isaak den Segen über Jakob erteilt hatte und Jakob kaum von seinem Vater Isaak hinausgegangen war, kam Esau, sein Bruder, von der Jagd zurück. Er bereitete auch ein Essen zu und brachte es seinem Vater und sprach zu ihm: „Richte dich auf, mein Vater, und iss von dem Wildbret deines Sohnes, damit mich deine Seele segne.“ Da antwortete Isaak: „Wer bist du?“ Esau sagte: „Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn.“
Da entsetzte sich Isaak sehr, das heißt, er zitterte in seinen Grundfesten, und sprach: „Wer ist denn der Jäger, der mir gebracht hat? Ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet; er wird auch gesegnet bleiben.“ Als Esau diese Worte seines Vaters hörte, schrie er laut und wurde sehr betrübt. Er sprach zu seinem Vater: „Segne mich auch, mein Vater!“ Isaak aber antwortete: „Dein Bruder ist mit List gekommen und hat dir den Segen weggenommen.“ Da sprach Esau: „Mit Recht, Jakob, der Hinterlistige heißt er. Seien Sie nur froh, dass Sie nicht so heißen. Da bin ich wieder froh über meinen Vornamen, obwohl ihn keiner richtig schreiben kann. Denn er hat mich nun zweimal überlistet. Meine Erstgeburt hat er genommen, und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen.“
Er fragte: „Hast du mir denn keinen Segen vorbehalten?“ Isaak antwortete: „Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt und alle seine Brüder zu Knechten gemacht. Mit Korn und Wein habe ich ihn versehen. Was soll ich nun dir noch tun?“ Sein Sohn Esau sprach zu ihm: „Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch!“ Er erhob seine Stimme und weinte.
Da antwortete Isaak: „Siehe, du wirst wohnen ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von oben. Von deinem Schwert wirst du dich nähren, und deinem Bruder sollst du dienen. Aber es wird geschehen, dass du einmal sein Joch von deinem Hals reißen wirst.“ Esau hasste Jakob um des Segens willen, mit dem ihn sein Vater gesegnet hatte, und sprach in seinem Herzen: „Bald wird die Zeit kommen, dass man um meinen Vater Leid tragen muss. Dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen.“
Das ist auch nicht der beste Weg, um den Segen Gottes zu erlangen. Damit sich niemand missversteht: Das ist die biblische Geschichte. Rebekka wurde von den Worten ihres älteren Sohnes Esau in Kenntnis gesetzt, und damit machen wir am nächsten Sonntag weiter.
Nicht nur in der Bild-Zeitung, sondern wahrscheinlich in allen Zeitungen sind Skandale, Mord und Totschlag Hauptthemen. Davon leben unsere Medien. Schlechte Nachrichten sind für sie immer gute Nachrichten, weil sie sich verkaufen lassen und weil die Leute daran interessiert sind.
Dabei ist es eigentlich erbärmlich, überall hört man, wie schlecht und furchtbar Menschen sind, was sie alles anstellen und zerstören, wie grausam und gemein sie sein können. Jetzt fragen Sie vielleicht, warum so etwas in der Bibel steht? Die Bibel muss ja nicht die Auflagenhöhe steigern. Warum wird diese scheußliche Geschichte erzählt?
Ich habe zu Hause ein Originalblatt vom „Stürmer“, in dem über Viehhändler und Judengeschichten berichtet wird, und die Jakobsgeschichte ausgelassen und triumphierend dargestellt wird. Warum steht so etwas in der Bibel? Weil Gott mit solchen Leuten arbeitet und schafft, weil Gott solche Leute wie Jakob erwählt hat, weil Gott solche Menschen in seinen Dienst nimmt.
Das allein sollte genügen, dass wir niemals, solange wir leben, auch nur einen Hauch von Stolz und Einbildung haben. Wenn Gott uns ruft, ist das sein Triumph. Die biblische Geschichte geht noch weiter und bleibt nicht bei den Skandalen stehen. Im Leben dieses hinterlistigen Jakob triumphiert die Gnade, die Güte und das Erbarmen Gottes.
Wie hat Gott dieses Leben umgestaltet! Das ist anders als das, was wir in den Zeitungen lesen. Jakob wurde umgestaltet, erneuert, verändert. Er wurde ein Geheiligter, ein Gerechter, einer, dem die Schuld abgewaschen ist. Darum ist er ein Zeuge des Glaubens und ein Vorbild für uns – gerade mit seiner Schlechtigkeit und dem Wunderbaren, das Gott in seinem Leben getan hat.
Es gibt immer wieder Christen, die biblische Dinge nicht verstehen. Hoffentlich machen wir das heute nicht langweilig, wenn wir abstrakte, theoretische Worte gebrauchen. Wir Prediger sind darin Meister. Wir reden über Gerechtigkeit, Heiligung, Vergebung, Gottes Güte und Liebe.
Ist es nicht großartig, dass Gott uns vor den Begriffen, wie sie Paulus im Römerbrief gebraucht, eine ganz konkrete, sichtbare, illustrierte Anschauung gegeben hat? Was ist Heiligung? Das, was Gott im Leben dieses listigen Jakob getan hat. Was ist Vergebung, Liebe Gottes, Erwählung? Das, was über dem Embryo im Mutterleib geschehen ist. Bevor er überhaupt piepsen konnte, hat Gott schon gehandelt.
Man soll es nie vergessen: Bitte machen Sie aus dem Glauben keine theoretische Denkerei! In der Bibel ist das geschildert, und wir sind froh, dass wir die Geschichten des Alten Testaments haben, die uns alles lebendig zeigen. Das ist für uns geschrieben, zur Lehre, damit wir Hilfe empfangen, wenn uns Hilfe nottut.
Es gibt keinen unter uns, der diese Hilfe des Gottes Jakobs nicht braucht. Zunächst möchte ich Jakob bewundern, sonst kommt das zu kurz. Warum? Jakob hat nicht von einem Mercedes 520 oder einem Schloss am Meer geträumt, nicht von viel Geld wie Onkel Dagobert. Jakob hat vom Segen Gottes geträumt.
Wo gibt es heute solche jungen Leute? Das soll uns ein Vorbild sein. Jakob hatte ein großes Ziel. Esau war ein Mensch dieser Welt, ein Mensch der Genüsse. Selbst der Vater Isaak war ein großer Gourmet, Feinschmecker, und legte viel Wert darauf. Die Bibel richtet nicht, aber manchmal fragt man sich zwischen den Zeilen, ob das alles so ganz geheiligt war in seinem Leben, auch im Alter.
Jakob aber hatte diese Sehnsucht: Was heißt Segen Gottes? „Ich möchte in den Himmel kommen, Herr. Ich möchte, dass mein Leben durchscheinend wird für dein Wirken. Ich möchte, dass das, was du Abraham versprochen hast – ‚Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein‘ – durch mein Leben hindurchströmt.“ Es ist doch schön, wenn jemand diese Sehnsucht und diesen Wunsch hat.
Die Motive sind gut, die Träume sind gut, die Sehnsüchte sind gut, aber die Mittel, die er anwendet, sind falsch. Und das trifft uns, denn Christen tun das zu allen Zeiten. Auch die Kirchen bedienen sich falscher Mittel. Sie meinen immer, sie müssten es machen, sie seien die Macher.
Wie konnte Jakob auf die Idee kommen, sich den Segen erschleichen zu wollen? Er kannte Gott nicht. Er dachte, Gott würde den Erstgeborenen segnen. Dabei hätte er es wissen müssen, es wurde schon vor seiner Geburt gesagt: Der Jüngere wird der Gesegnete sein. Hat er Gott nicht getraut?
Kennen Sie das aus Ihrem Leben, dass man Gottes Wort einfach nicht glauben will und sagt: „Bei mir stimmt das sicher nicht, mich hat Gott vergessen, mich hat Gott abgeschrieben?“ Sehr erschütternd, wie dieser große Jakob mit seinem großen Ziel falsche Mittel anwendet. Er meint, er müsse es selbst machen, obwohl Gott die Heilsgeschichte schon längst über ihn bestimmt hat.
Wie oft meinen wir wie Jakob, wir müssten die Regisseure sein, die alles in Gang setzen. Paulus hat mehrfach an Jakob erinnert. Die Propheten haben immer an Jakob erinnert und hervorgehoben: Es liegt nicht an jemandem Wollen oder Laufen, sondern allein an Gottes Erbarmen.
Ich habe ein bisschen Sorge bei der Jakobsgeschichte, dass einige nur hören und sagen: „Ach, dann bin ich nicht erwählt.“ Sie wissen doch, dass Jesus Sie erwählt hat. Wir sind viel weiter als Jakob. Durch Jesus sind wir erwählt. Gott will einen Segen in Ihr Leben legen.
Und jetzt meinen wir immer wieder, wir müssten alle Hebel in Bewegung setzen und mit allen Mitteln Dinge schieben und drehen. Wenn Sie heute in der Krise unserer Kirche sind, wo an vielen Stellen Not herrscht, überlegt man, wie man das Schiff der Kirche wieder flottkriegt. Da werden die tollsten Mittel erfunden.
Aber das eine, was wirklich nottut, wird so oft vergessen: Lasst uns zurückkehren zu dem Einen, dass Gott der Herr segnen will. Wenn Gott segnet, brauchen wir kein Geld, keine berühmten Leute, keine Ehre, keine zwielichtigen Mittel, keine Tricks. Gott segnet, wo heute zwei oder drei in seinem Namen zusammenkommen, sein Wort gehorchen.
Dann wird der Herr wirken können. Er hat es begonnen, er wird es auch zu Ende führen. Die Mutter Rebekka trägt eine große Schuld an dem Verlauf der Geschichte. Sie hat eine große Verantwortung, was wir unseren Kindern mitgeben: Ob wir ihnen sagen, dass geistliche Ziele nicht mit fleischlichen Mitteln erreicht werden können.
Es ist ein wichtiger Unterschied, um es auf eine Formel zu bringen: Geistliche Ziele können nicht mit weltlichen, fleischlichen Mitteln verfolgt werden. „Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.“ Wie konnte Rebekka so töricht sein? Sie kannte doch die Geschichte Abrahams, wie Gott ihn rief, als er arm in der Wüste stand, ohne Besitz, und sagte: „Ich bin dein Schild und ein sehr großer Lohn.“
Sie hätte ihren Kindern sagen müssen, dass es ein Gnadengeschenk sein wird. Stattdessen rät sie zum Betrug, zur Lüge. Überall in der Bibel wird das nicht geduldet. Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, wir sind Meister darin, uns selbst zu täuschen und zu sagen: „Das war sicher keine Sünde.“ Aber wir wissen genau, dass es Sünde ist. Gott sieht bei seinen Leuten sehr genau hin.
Die Mutter sagt stolz: „Ich will das Unrecht tragen, die Schuld komme auf mich.“ Wie wollen wir Schuld von anderen tragen? Das ist stummes Geschwätz. Gott nimmt es bei seinen Leuten sehr genau. Gott ist in der Welt groß, aber bei seinem Volk sehr genau. Rebekka lädt eine große Schuld auf sich.
Was ist die erste Reaktion von Jakob? In dem ganzen Abschnitt wird das Wort „Sünde“ nicht erwähnt. Das ist toll in der Bibel. Wenn manche Leute sagen, sie können das Wort Sünde nicht mehr hören, dann lesen Sie die Bibel. Dort wird beschrieben, was Sünde ist: ein teuflisches Vorgehen im Innersten. Man verhält sich immer schlimmer.
Das erste Wort von Jakob war nicht: „Das ist ganz schlimm, Mutter, wenn wir das tun.“ Sondern er sagt: „Mutter, wenn der Vater es merkt, dann bin ich blamiert.“ Ihm war nur die Blamage schlimm, nicht die Sünde. Wie ist das bei Ihnen? Ich sehe mich da wieder: Die Blamage ist furchtbar, aber dass wir sündigen, nehmen wir oft unter Druck der Verhältnisse leicht.
Wenn der Vater es merkt, sagt Jakob in Vers 12: „Ich würde vor ihm dastehen, als ob ich ihn betrügen wollte.“ Na, du willst ihn doch betrügen, Kerl! So reden wir. Die Bibel erzählt das so super, da merkt man, dass es das Wort Gottes ist. So kann nur Gott entlarven.
Immer wieder merkt der Vater, dass etwas nicht stimmt. Der arme Jakob muss es immer wieder sagen, bis zum Schluss. Isaak war zwar blind und alt, aber nicht dumm. Alte Leute sind oft klüger, als die Jungen meinen. Er war noch ganz fit. Deshalb sagt er immer wieder: „Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Haut ist Esaus.“ Dann entscheidet er sich für das, was er fühlt.
So hat er es gestoppt. Es ist furchtbar, wie das abläuft. Aber war das nötig? Segnet Gott nur durch Handauflegung? Wie wurde Jakob nachher gesegnet? Wir müssen leider noch ein paar Sonntage warten, bis wir zur ganzen Auflösung kommen, wie er diesen unbekannten Mann bei Peniel anruft: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich!“
Sie dürfen Gott beim Wort nehmen. Ich saß vorhin hinten, bevor der Gottesdienst begann, und habe Jesaja 43 aufgeschlagen. Dort steht das herrliche Wort: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ Wem ist das gesagt? Da steht extra: „Jakob, dir, Jakob.“
Das Volk Israel wird als Jakob angesprochen, dann als Israel. Gott will das in deinem Leben wahr machen. Du musst nicht lavieren oder taktieren, du musst dich nicht vor Gott besser geben, als du bist. Gott hat Jakob erwählt, weil er so ein armseliger Mensch war und weil sein Herz offen war für Gottes Führung.
Was brauche ich, damit Gott mich segnet? Das Herz, das glaubende, gehorsame Herz. Sonst hat der Segen keinen Wert. Sie merken schon, warum Gott Esau nicht brauchen konnte. Er hat nicht einmal begriffen, dass eine Ehe unter den Segen Gottes gestellt werden muss, dass er eine gläubige Frau braucht.
Auf das Herz kommt es an. Sonst brauche ich vor Gott keine Voraussetzungen. Aber ich muss noch ein Wort zu Isaak sagen. Er hat auch wenig begriffen in seinem Leben. Es ist immer ein bisschen überheblich, schnell ein Urteil zu fällen.
Was war Isaak, der einmal auf dem Brandopferaltar lag? Dann trat Gott dazwischen und sagte: „Der Bursche soll leben, ich habe ein Opfer ersehen, das für ihn sterben soll.“ Hat er nicht gemerkt, wie Gott aus Gnade und unverdient seine Heilspläne durchzieht? Warum war er im Alter so versessen darauf, unbedingt den Erstgeborenen zu segnen?
Es steht nicht in der Bibel, und es war nie Gottes Plan. Ich bin der Fünftgeborene. Es stimmt nicht, dass Gott nur die Erstgeborenen segnet. Wenn sie der Vierte sind oder der Fünfte, spielt das für Gott keine Rolle. Gott schaut auf die Herzenstellung.
Wie kann Isaak solche komischen Dinge tun? Viele Ausleger, besonders jüdische, meinen, Isaak sei zu sehr von seinen Augen abhängig gewesen. Als er blind wurde, hing er immer noch an dem, was er sah. Er sagte immer: „Der Naturpot hat ihm gefallen. Das ist ein Segensträger.“
Selbst Samuel dachte bei den Söhnen Isais, der eine sei der Richtige. Es war nicht so, Gott erwählte den kleinen David. Gott macht es manchmal ganz anders und umgeht alles. Warum wusste Isaak das nicht? Warum war er nicht im fortwährenden Gespräch mit Gott? Fragte er nicht: „Herr, wen willst du segnen?“
Kann es sein, dass Isaaks Ohren taub für Gottes Reden geworden waren? Ich glaube, er hat nichts begriffen. Als das Wort des Herrn erging und er erfuhr, der Jüngere solle der Gesegnete sein, stellte er sich taub.
Wir sind manchmal auch taub und wollen nicht begreifen. Wir haben heute in unserer Christenheit keinen Grund, über Isaak zu urteilen. Wenn wir heute wieder hören würden, wo und wie Gott segnen will, wäre die Erweckung schnell da. Gott will segnen.
Wir suchen tausend Künste und nicht das eine, was nottut: Umkehr, Gehorsam, das Hören auf sein Wort und das Folgen seiner Pläne. Dann sehe ich Isaak noch da, der sagt: „Komm, ein gutes Essen, dann habe ich Kraft und segne.“
Ich glaube, man kann auch in Schwachheit segnen. Es muss kein Braten dazu sein. Sie haben vielleicht bemerkt, und ich habe noch nie darüber gesprochen, aber heute tue ich es gern: Warum ich beim Segen nicht der Ordnung unserer Kirche folge.
Mein Großvater, Pfarrer in Frankfurt-Sachsenhausen, gestorben 1921, hat mir diesen Brauch überliefert. Ich habe Angst, dass wir in der Kirche manchmal zu viel auf unsere Handlungen setzen. Oft gehe ich von Friedhöfen weg, weil die Leute meinen, ich hätte gesegnet.
Ich will keine Toten segnen, die nie nach dem Willen des Herrn gefragt haben. Oft leide ich, wenn ich Brautpaare segnen muss. Wir sind nicht diejenigen, die über Gottes Willen verfügen. Ich sage ihnen: Gott kann euch nur segnen, wenn sich euer Herz für Gottes Führung öffnet.
Das muss auch Isaak noch wissen. Wenn ich einen Konfirmanden segne und er sagt: „Mir ist das wurscht“, dann hat er seinen Segen gehabt. Der Segen Gottes kann nur im Glauben und Gehorsam ergriffen werden, sonst ist er wertlos.
Darum bete ich gern am Schluss: „Herr, segne uns!“ Ich möchte, dass Sie dieses Wort im Glauben aufnehmen. Wenn der Herr sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir“, dann hat das nur Wert, wenn Sie es mit einem gläubigen Herzen aufnehmen.
Dann kann der Herr Sie segnen und groß machen. Beim Jakob fehlte das zunächst, beim Esau auch. Beim Jakob kam es durch eine wunderbare Bekehrung. Bekehrung ist nicht der Moment, in dem man das erste Mal fromme Worte sagt. Sondern wenn man sich wirklich auf Gedeih und Verderben mit Gottes Willen verbindet und sagt: „Nur du, Herr!“
Lassen Sie uns den Esau anschauen, wie er nach Hause kommt – die Dramatik der Geschichte! Man müsste viel darüber erzählen. Es macht Freude, den Kindern das wortwörtlich zu erzählen, wie es in der Bibel steht: Wie Esau kocht, schäumt, Isaak erbebt und erst merkt, dass er etwas falsch gemacht hat.
Vielleicht wird es in unserer Kirche und in unseren Praktiken auch noch ein großes Beben geben, bis wir wieder fragen: Was ist eigentlich Segen, wenn Gott wirklich dahintersteht? Dann zürnt Esau und meint, er müsse seinen Bruder umbringen. Das ist verständlich aus Rache, aber, wie gesagt, dadurch bekommt er den Segen nicht.
Sie sehen, wie Esau immer auf der falschen Linie läuft. Er war nie für Gott brauchbar, um Segensträger zu werden. Auch wenn er später, nach der Versöhnung mit Jakob, ihn küsst und sie sich wieder aussöhnen, wird er nur am irdischen Segen dieser Welt teilhaben.
Das ist auch schon ein Segen: Wenn Sie heute Mittag essen können, einen gesunden Leib haben, die Sonne scheint, freuen wir uns daran. Aber das Besondere des Segens Abrahams hat Esau nicht weitertragen können.
Was ist über der ganzen Geschichte zu merken? Dass Gott der Herr Sie segnen will. Er hat uns erwählt und berufen zum Dienst. Wir können den Dienst nur mit unserer ganzen Schwäche tun. Keiner soll denken: „Wenn ich will und laufe, brauche ich nichts zu tun.“ Doch, ich will mich einsetzen – mit den geringen Gaben, die ich habe, mit allen Fehlern.
Ich will dem Herrn dienen, und das soll mein Gebet sein: „Herr, bewahre mich bei dir im Gehorsam, binde mich an dich.“ Wie hat Jesus in der Versuchung gerungen, dass nicht irgendein Stückchen der Stimme des Versuchers dazwischenkommt, dass er nicht um Ehre, Macht oder Geld handelt, sondern allein für den Herrn?
Gott kann das tun. Es ist immer schön, wenn man Gespräche führt, auch jetzt über diese Jakobsgeschichte. Jemand fragte mich: „War dieser Betrug nicht nötig?“ Nein. Auch wenn Isaak Esau gesegnet hätte, wäre der richtige Segen auf Jakob übergegangen, weil Gott sein Vorhaben durchführt.
Sie dürfen ruhig sein. Die Friedensgedanken und die Liebe, die Gott Ihnen in unzähligen Worten der Bibel zuspricht, will er erfüllen. Ich darf mich mit ganzem Vertrauen darauf stützen und sagen: „Ich will nicht murren, nicht ungeduldig werden, nicht falsche Mittel anwenden, um die Erfüllung dieser Worte zu erzwingen. Ich will treu und gehorsam folgen.“
Ich weiß, und Sie haben viele Beispiele vor Augen, wie Gottes Triumph immer wieder aus den Schwächsten, den Geringsten Siege macht, weil er seine Verheißungen buchstäblich und wortwörtlich erfüllt.
Das Schlimme an Jakobs Betrug war nur das Schlimme, nicht der fehlende Segen. Er musste fliehen, stand unter Todesdrohung, verlor seine geliebte Mutter. Es war ein furchtbares Leben. Laban betrog ihn nach Strich und Faden. Er musste die Folgen der Lüge auskosten.
Nur weil er einmal falsche Wege ging und meinte, er sei es Gott schuldig, ließ Gott das nicht durchgehen. „Gib mir, mein Sohn, dein Herz! Gib mir, mein Sohn, dein Herz!“ Es ist wunderbar, wenn man das begreift: Der Herr will mich zum Glauben rufen, zum Gehorsam und zum Dienen. Amen.
Die gesellschaftliche und mediale Perspektive auf Skandale
Das ist auch nicht der beste Weg, um den Segen Gottes zu erlangen. Damit sich niemand in der biblischen Geschichte missversteht: Rebekka wurden die Worte ihres älteren Sohnes Esau angekündigt. Darauf werden wir nächsten Sonntag weiter eingehen.
Nicht nur in der Bild-Zeitung, sondern wahrscheinlich in allen Zeitungen sind Skandale sowie Mord und Totschlag die Hauptthemen. Davon leben unsere Medien. Schlechte Nachrichten sind für sie immer gute Nachrichten, weil sie sich gut verkaufen lassen und die Menschen sich dafür interessieren.
Dabei ist es eigentlich erbärmlich. Überall hört man, wie schlecht und furchtbar Menschen sind, was sie alles anstellen und zerstören, wie grausam sie sein können und wie gemein.
Die Bedeutung der Jakobsgeschichte in der Bibel
Jetzt sagen Sie bloß: Warum steht so etwas dann in der Bibel? Tja, die Bibel muss ja nicht die Auflagenhöhe steigern. Warum wird in der Bibel so eine scheußliche Geschichte erzählt?
Ich habe zuhause ein Originalblatt vom Stürmer, in dem über die Viehhändler und Judengeschichten berichtet wird. Gerade die Jakobsgeschichte wird ausgelassen und stattdessen triumphiert. Warum steht so etwas in der Bibel?
Weil Gott mit solchen Leuten arbeitet und schafft. Weil Gott solche Leute wie Jakob erwählt als seine Leute. Weil Gott solche Menschen in den Dienst nimmt. Und das sollte schon genügen, damit wir niemals, solange wir leben, auch nur einen Hauch von Stolz oder Einbildung haben.
Wenn Gott uns holt, wenn Gott uns ruft, ist das sein Triumph. Und Sie wissen ja, dass die biblische Geschichte noch weitergeht. Sie bleibt nicht bei den Skandalen stehen, sondern im Leben dieses hinterlistigen Jakob – das heißt mit der biblischen Sprache – hat die Gnade triumphiert, ebenso die Güte und das Erbarmen Gottes.
Die Umgestaltung des Lebens Jakobs durch Gottes Gnade
Wie hat Gott dieses Leben umgestaltet? Es ist jetzt anders als das, was wir in den Zeitungen lesen. Es wurde umgestaltet, erneuert und verändert.
Jakob wurde ein Geheiligter, ein Gerechter, jemand, dem die Schuld abgewaschen ist. Darum ist er ein Zeuge des Glaubens und ein Vorbild für uns – gerade wegen seiner Schwäche und des Wunders, das Gott in seinem Leben vollbracht hat.
Es gibt immer wieder Christen, die die Kunst, biblische Dinge zu verstehen, nicht ganz erfassen. Hoffentlich machen wir das heute nicht langweilig. Das passiert oft, wenn wir abstrakte, theoretische Worte benutzen. Und wissen Sie, wir Prediger sind darin Meister: Wir reden über Gerechtigkeit, Heiligung, Vergebung, Gottes Güte und Gottes Liebe.
Ist es nicht großartig, dass Gott uns, bevor diese Begriffe bei Paulus im Römerbrief auftauchen, eine ganz konkrete, sichtbare, anschauliche Darstellung gegeben hat? Was ist denn Heiligung? Das, was Gott im Leben des listigen Jakob bewirkt hat. Was ist Vergebung? Was ist Gottes Liebe? Was ist Erwählung?
Ja, das, was über dem Embryo im Mutterleib geschieht – kann man es großartiger zeigen? Bevor er überhaupt piepsen kann, hat Gott schon gehandelt.
Und man soll es niemals vergessen: Bitte machen Sie nie aus dem Glauben eine theoretische Denkerei! In der Bibel ist das alles geschildert. Wir sind so froh, dass wir die Geschichten des Alten Testaments haben, die uns alles ganz lebendig zeigen. Diese Geschichten sind für uns geschrieben, uns zur Lehre, damit wir Hilfe empfangen, wenn uns Hilfe nottut.
Es gibt doch keinen unter uns, der jetzt nicht die Hilfe des Gottes Jakobs braucht.
Jakobs Sehnsucht nach dem Segen Gottes
Zunächst möchte ich Jakob einmal bewundern, denn das kommt sonst zu kurz. Warum? Jakob hat nicht von einem Mercedes 520 oder einem Schloss am Meer geträumt, auch nicht von viel Geld wie Onkel Dagobert. Stattdessen hat Jakob vom Segen Gottes geträumt. Wo gibt es denn überhaupt solche jungen Leute? Das soll uns ein Vorbild sein.
Jakob hatte ein großes Ziel. Sein Bruder Esau war ein Mensch dieser Welt, ein Mensch der Genüsse. Selbst der Vater Isaak war ein großer Gourmet und Feinschmecker, der viel Wert darauflegte. Die Bibel richtet ja nicht, aber manchmal fragt man sich zwischen den Zeilen, ob das alles in seinem Leben wirklich geheiligt war – auch im Alter.
Jakob hingegen hatte diese Sehnsucht. Was bedeutet eigentlich der Segen Gottes? Er dachte: „Ich möchte in den Himmel kommen, Herr. Ich möchte, dass mein Leben durchscheinend wird für dein Wirken. Herr, ich möchte, dass das, was du Abraham versprochen hast, auch durch mein Leben hindurch strömt und dass ich dich segne und du mein Segen bist.“ Das ist doch schön, wenn jemand diese Sehnsucht und diesen Wunsch hat.
Die Motive sind gut, die Träume sind gut, die Sehnsüchte sind gut. Aber die Mittel, die Jakob anwendet, sind falsch. Und das betrifft uns, denn Christen tun das zu allen Zeiten. Auch die Kirchen machen das: Sie bedienen sich falscher Mittel. Sie meinen immer, sie müssten es machen, sie seien die Macher.
Jakobs falsche Mittel und Gottes souveräne Erwählung
Jakob – wie konnte er nur auf die Idee kommen, sich den Segen erschleichen zu wollen? Er kannte Gott nicht wirklich. Er glaubte, Gott würde den Erstgeborenen segnen. Dabei hätte er es doch wissen müssen: Schon vor seiner Geburt war verkündet worden, dass der Jüngere gesegnet sein würde.
Hat er Gott nicht vertraut? Kennen Sie das aus Ihrem Leben, dass man Gottes Wort einfach nicht glauben will und denkt: Bei mir stimmt das sicher nicht, mich hat Gott vergessen, mich hat Gott abgeschrieben? Es ist sehr erschütternd, wie dieser große Jakob mit seinem großen Ziel zu falschen Mitteln greift. Er meint, er müsse selbst handeln, obwohl Gott die ganze Heilsgeschichte längst über ihn bestimmt hat.
Wie oft verhalten wir uns wie Jakob und glauben, wir müssten die Regisseure sein, die alles in Gang setzen. Paulus hat mehrfach an diesen Jakob erinnert. Auch die Propheten haben immer wieder an ihn erinnert und betont, dass es nicht auf das Wollen oder Laufen eines Menschen ankommt, sondern allein auf Gottes Erbarmen.
Ich habe ein wenig Sorge bei der Geschichte von Jakob, dass manche nur hören wollen: „Ach, dann bin ich nicht erwählt.“ Aber Sie wissen doch, dass Jesus Sie erwählt hat. Wir sind viel weiter als Jakob. Durch Jesus sind wir erwählt. Gott will seinen Segen in Ihr Leben legen.
Die Kirche und das Vertrauen auf Gottes Segen
Und jetzt kommen wir immer wieder zu dem Punkt, dass wir meinen, wir müssten alle Hebel in Bewegung setzen und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln irgendwelche Dinge schieben und drehen. Wenn Sie heute in so einer Krisenzeit unserer Kirche sind, wo an vielen Stellen so viel Not herrscht, dann überlegt man sich, wie man das Schiff der Kirche wieder flottbekommt. Dabei werden die tollsten Mittel erfunden.
Doch das eine, was wirklich Not tut, vergisst man so oft: Lasst uns doch wieder zurückkehren zu dem einen, dass Gott der Herr segnen will. Und wenn Gott segnet, brauchen wir kein Geld, keine berühmten Leute, keine Ehre, keine zwielichtigen Mittel und auch keine Tricks. Gott wird doch wieder segnen, wo heute zwei oder drei im Namen Jesu ihn zu suchen und seinem Wort gehorsam sind. Dann wird der Herr wirken können. Er hat doch das begonnen, er wird es auch zu Ende führen.
Die Mutter Rebekka trägt eine gehörige Portion Schuld an dem ganzen Verlauf. Sie hat eine große Verantwortung, was wir unseren Kindern mitgeben, ob wir ihnen sagen, dass geistliche Ziele nicht mit fleischlichen Mitteln erreicht werden können. Das ist ein wichtiger Unterschied. Um es mal auf eine Formel zu bringen, die man sich merken kann: Geistliche Ziele können nicht mit weltlichen, mit fleischlichen Mitteln verfolgt werden. Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.
Wie konnte Rebekka so töricht sein? Sie kannte doch die Geschichte von Abraham, wie Gott ihn gerufen hat, als er arm in der Wüste stand und nichts hatte: „Ich bin dein Schild und ein sehr großer Lohn.“ Sie hätte ihren Kindern sagen müssen, es wird ein Gnadengeschenk sein. Doch sie rät Jakob zum Betrug und zur Lüge. Überall in der Bibel können wir das drehen und wenden, wie wir wollen. Wir machen das ja meisterhaft bei uns selbst, wenn wir sagen: Das war sicher keine Sünde. Aber wir wissen genau, dass es Sünde ist, und Gott sieht bei seinen Leuten sehr genau, was wir tun.
Die Mutter, die so stolz sagt: „Ich will das Unrecht tragen, die Schuld komme auf mich“, wie wollen wir Schuld von anderen tragen? Stummes Geschwätz? Nein, Gott nimmt es bei seinem Volk sehr, sehr genau. Gott ist bei der Welt sehr groß, aber bei seinem Volk sehr genau. Und Rebekka lädt eine große Schuld auf sich.
Und was ist die erste Reaktion von Jakob? In dem ganzen Abschnitt wird das Wort Sünde nicht erwähnt. Das ist ja toll in der Bibel. Wenn manche Leute sagen, sie können das Wort Sünde nicht mehr hören, dann lesen Sie doch die Bibel. Dort wird beschrieben, was Sünde ist: ein teuflisches Vorgehen in unserem Innersten, das sich immer schlimmer entfaltet.
Schon das erste Wort von Jakob war nicht: „Das ist ganz schlimm, Mutter, wenn wir so etwas machen.“ Sondern er sagt: „Mutter, wenn der Vater es merkt, dann bin ich blamiert.“ Ihm war nur die Blamage schlimm, nicht die Sünde. Wie ist das bei Ihnen? Da sehe ich mich wieder. Die Blamage ist furchtbar, aber dass wir sündigen, nehmen wir sehr leicht unter dem Druck der Verhältnisse.
Jakob sagt in Vers 12: „Wenn der Vater das merkt, würde ich vor ihm dastehen, als ob ich ihn betrügen wollte.“ Na, du willst ihn doch betrügen, Kerl. So reden wir. Die Bibel kann das so super erzählen, da merkt man, dass es das Wort Gottes ist. So kann nur Gott entlarven.
Und dann wiederholt sich das immer wieder: Der Vater merkt, da stimmt etwas nicht. Der arme Kerl muss es immer und immer wieder sagen, bis zum Schluss. Isaak war zwar blind und alt, aber nicht dumm. Alte Leute sind oft heller, als die Jungen meinen. Er war noch ganz fit und sagt immer noch: „Die Stimme ist Jakobs Stimme, und die Haut ist Esau’s Stimme.“ Dann entscheidet er sich für das, was er fühlt. So hat er gestoppt. Es ist furchtbar, wie das abläuft.
Aber wissen Sie, war das denn nötig? War das überhaupt nötig? Segnet Gott nur durch Handauflegung? Wie wurde denn Jakob nachher gesegnet? Wir müssen leider noch ein paar Sonntage warten, bis wir da hinkommen, wo die ganze Auflösung kommt: Wie er diesen unbekannten Mann bei Peniel anruft: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich!“ Sie dürfen Gott doch beim Wort nehmen.
Ich saß vorhin da hinten, bevor der Gottesdienst begann, und habe gerade Jesaja 43 aufgeschlagen, das herrliche Wort: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ Wem ist das gesagt? Da steht vorne extra: Jakob, dir, Jakob. Das Volk Israel wird als Jakob angeredet, dann als Israel. Gott will doch in deinem Leben das wahr machen.
Du musst doch nicht lavieren und taktieren, du musst dich nicht vor Gott besser geben, als du bist. Gott hat doch Jakob erwählt, weil er so ein armseliger Mensch war und weil sein Herz offen war für Gottes Führung.
Was brauche ich, damit Gott mich segnet? Das Herz, das glaubende, gehorsame Herz. Sonst hat der Segen keinen Wert. Sie merken schon, warum Gott Esau nicht gebrauchen konnte. Er hat nicht einmal begriffen, dass eine Ehe unter den Segen Gottes gestellt werden muss, dass er eine gläubige Frau braucht. Auf das Herz kommt es an. Sonst brauche ich vor Gott gar keine Voraussetzungen.
Aber ich muss noch ein Wort zum Vater Isaak sagen. Er hat auch wenig begriffen in seinem Leben. Es ist immer ein bisschen überheblich, wenn wir da schnell ein Urteil fällen. Was war Isaak, der einmal auf dem Brandopferaltar lag? Und dann trat Gott dazwischen und sagte: „Der Bursche soll leben, ich habe ein Opfer ersehen, das für ihn sterben soll.“ Hat er nicht gemerkt, wie Gott aus Gnade und unverdient seine Heilspläne durchzieht?
Warum war er im Alter so versessen darauf, unbedingt den Erstgeborenen zu segnen? Es steht doch nicht in der Bibel, es war auch nie Gottes Plan. Übrigens: Ich bin der Fünftgeborene. Es stimmt gar nicht, dass Gott nur die Erstgeborenen segnet. Und wenn sie der Vierte sind oder was auch immer, Gott segnet sie ganz gleich. Wann sie geboren sind, spielt für Gott keine Rolle. Gott schaut auf die Herzenstellung.
Wie kann ein Isaak solche komischen Dinge machen? Viele Ausleger, besonders jüdische, meinen, dass Isaak vielleicht zu sehr von seinen Augen abhängig war. Als er blind wurde, hing er immer noch an dem, was er sah. Er sagte immer: „Der Naturbote hat ihm gefallen, das ist ein Segensträger.“ Selbst Samuel dachte bei den Söhnen Isaaks: „Der ist es nicht, Gott hat den kleinen David erwählt.“ Gott macht es manchmal ganz anders und umgeht alles.
Warum hat Isaak das nicht gewusst? Warum war Isaak nicht im fortwährenden Gespräch mit Gott, um zu fragen: „Herr, wen willst du segnen?“ Kann es sein, dass Isaaks Ohren taub für Gottes Reden geworden waren? Ich glaube, er hat nichts begriffen. Als das Wort des Herrn erging und er erfuhr, der Jüngere solle sein, hat er darauf taub gestellt. Und wir sind manchmal auch so taub, dass wir nicht begreifen wollen.
Wir haben heute in unserer Christenheit gar keinen Grund, über Isaak zu urteilen. Wenn wir heute wieder hören würden: „Wo will Gott segnen? Wie will Gott segnen?“ – die Erweckung wäre sehr schnell da. Gott will segnen. Wir suchen tausend Künste, aber nicht das eine, das nötig ist: Umkehr, Gehorsam, das Hören auf sein Wort und das gehorsame Folgen seiner Pläne.
Und dann sehe ich Isaak noch da, der sagt: „Komm, ein gutes Essen, dann habe ich wieder Kraft, und dann segne ich.“ Ich glaube, man kann auch in der Schwachheit segnen. Es muss kein Braten dazu sein.
Aber Sie haben vielleicht gemerkt – und ich habe noch nie darüber gesprochen, heute tue ich es gerne –, warum ich beim Segen nicht der Ordnung unserer Kirche folge. Mein Großvater ist 1921 gestorben, war Pfarrer in Frankfurt Sachsenhausen, aber von ihm habe ich diesen Brauch übernommen.
Ich habe Angst, dass wir in der Kirche manchmal zu viel auf unsere Handlungen setzen. Oft bin ich von Friedhöfen weggegangen, weil die Leute meinten, ich hätte jetzt gesegnet. Ich will auch keine Toten segnen, die nie nach dem Willen des Herrn gefragt haben. Oft leide ich, wenn ich Brautpaare einsegnen muss. Wir sind ja nicht diejenigen, die über Gottes Willen verfügen.
Ich will es ihnen sagen: Gott kann euch nur segnen, wenn sich euer Herz öffnet für Gottes Führung. Das muss doch auch Isaak noch wissen. Und wenn ich einen Konfirmanden einsegne und der sagt: „Mir ist das egal“, dann hat er eben seinen Segen gehabt.
Der Segen Gottes kann nur im Glauben und Gehorsam ergriffen werden. Sonst ist er für die Katz. Darum bete ich gern am Schluss: „Herr, segne uns!“ So will ich, dass sie dieses Wort im Glauben aufnehmen. Wenn der Herr sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir“, hat das nur Wert, wenn man es mit einem gläubigen Herzen annimmt.
Dann kann der Herr sie segnen, dann kann er sie groß machen. Beim Jakob hat es gefehlt, beim Esau hat es gefehlt. Beim Jakob kam es in einer wunderbaren Bekehrung. Bekehrung ist nicht der Augenblick, in dem man zum ersten Mal fromme Worte sagt, sondern wenn man sich wirklich auf Gedeih und Verderben mit Gottes Willen zusammenbindet und sagt: „Nur du, Herr!“
Aber lassen Sie uns doch den Esau anschauen, wie er nach Hause kommt. Die Dramatik der Geschichte! Man müsste viel darüber erzählen. Es macht Freude, den Kindern das wieder ganz wortwörtlich zu erzählen, wie es in der Bibel steht. Wie Esau kocht und schäumt und Isaak erbebt und erst merkt: „Ich habe etwas falsch gemacht.“
Vielleicht wird es in unserer Kirche und in unseren Praktiken auch noch ein großes Beben geben, bis wir wieder fragen: Was ist eigentlich Segen? Nur dort, wo Gott wirklich dahintersteht.
Dann zirnt Esau und meint, er müsse seinen Bruder umbringen. Das ist verständlich aus Rache, aber ich sagte schon vorher: Dadurch bekommt er auch nicht den Segen. Sie sehen, wie Esau immer auf der falschen Linie läuft. Er war nie für Gott brauchbar, um Segensträger zu werden.
Auch wenn er später seinen Bruder nach der Versöhnung viele Kapitel später küsst und sie sich wieder aussöhnen, wird er doch nur am irdischen Segen dieser Welt teilhaben. Das ist auch schon ein Segen, wenn man heute Mittag essen kann, einen gesunden Leib hat und die Sonne scheint. Da freuen wir uns auch dran.
Aber das Besondere des Segens Abrahams konnte Esau nicht weitertragen. Über die ganze Geschichte ist zu merken: Gott der Herr will Sie segnen. Er hat uns erwählt und berufen zum Dienst. Wir können den Dienst nur mit unserer ganzen Schwäche tun.
Keiner soll denken, wenn er laufen will, brauche er gar nichts tun. Doch, ich will mich einsetzen – mit den geringen Gaben, die ich habe, mit allen Fehlern. Aber ich will dem Herrn dienen, und das soll mein Gebet sein: Herr, bewahre mich bei dir im Gehorsam, binde mich an dich.
Wie hat Jesus gerungen in der Versuchungsgeschichte, dass nicht irgendein Stückchen der Stimme des Versuchers dazwischenkommt, dass ich nicht um Ehre, Macht oder Geld etwas tue, sondern allein für den Herrn. Und Gott kann das tun.
Es ist immer schön, wenn man Gespräche führt, auch jetzt über diese Jakobsgeschichte. Jemand hat mich angesprochen und gefragt: „War dieser Betrug nicht nötig?“ Nein. Auch wenn Isaak Esau gesegnet hätte, wäre der richtige Segen auf Jakob übergegangen, weil Gott das, was er sich vorgenommen hat, auch durchführt.
Sie dürfen ganz ruhig sein: Die Friedensgedanken und die Liebe, die Gott über Ihnen verheißt und die er Ihnen in unzähligen Worten der Bibel zuspricht, will er einlösen. Und ich darf mich mit ganzem Vertrauen darauf stützen und sagen: Ich will nicht murren, nicht ungeduldig werden, nicht die falschen Mittel anwenden, um zur Erfüllung dieser Worte zu helfen. Ich will nur treu und gehorsam dem nachgehen.
Sie haben viele Beispiele vor Augen, die Zeit leidet es nicht mehr, wie es immer wieder Gottes Triumph war, aus den Schwächsten, aus den Geringsten seine Siege zu machen, weil er seine Verheißungen buchstäblich und wortwörtlich einlöst.
Das Schlimme, was sich Jakob mit diesem Betrug eingehandelt hat, war nur Schlimmes, nicht der Segen. Er muss fliehen, steht unter Todesdrohung, hat seine geliebte Mutter nicht mehr. Es war ein furchtbares Leben.
Laban hat ihn betrogen nach Strich und Faden. Er muss das auskosten, was Lüge ist. Nur weil er einmal falsche Wege ging und meinte, er sei es Gott schuldig. Gott lässt das bei seinen Leuten nicht durchgehen.
„Gib mir, mein Sohn, dein Herz! Gib mir, mein Sohn, dein Herz!“ Es ist wunderbar, wenn man das begreift: Der Herr will mich zum Glauben rufen, zum Gehorsam und zum Dienen. Amen.
Jakobs Reaktion und die Verharmlosung der Sünde
Und was ist die erste Reaktion von Jakob? In dem ganzen Abschnitt wird das Wort Sünde nicht erwähnt. Das ist ja interessant in der Bibel. Wenn manche Leute sagen, sie können das Wort Sünde nicht mehr hören, dann sollten sie doch die Bibel lesen. Dort wird genau beschrieben, was Sünde ist.
Sünde ist ein teuflisches Vorgehen in unserem Innersten. Man verhält sich immer schlimmer darin. Schon Jakobs erstes Wort war nicht: „Das ist ganz schlimm, Mutter, wenn wir so etwas machen.“ Stattdessen sagt er: „Mutter, wenn der Vater es merkt, dann bin ich blamiert.“ Ihm war also nur wichtig, dass er blamiert ist. Nicht die Sünde war ihm schlimm.
Wie ist das bei Ihnen? Da sehe ich mich selbst wieder. Die Blamage ist furchtbar, aber dass wir sündigen, nehmen wir oft sehr leicht unter dem Druck der Verhältnisse hin.
In Vers 12 heißt es: „Wenn der Vater das merken würde, würde ich vor ihm dastehen, als ob ich ihn betrügen wollte.“ So denken wir: „Na, du willst ihn doch betrügen, Kerl, da stehe ich da, als wenn ich es wollte.“ Die Bibel erzählt das so wunderbar. Da merkt man, dass es das Wort Gottes ist. So kann nur Gott entlarven.
Isaaks Zweifel und die Entscheidung trotz Unsicherheit
Und dann wiederholt es sich immer wieder: Der Vater merkt, dass etwas nicht stimmt. Der arme Kerl muss es immer und immer wieder sagen, bis zum Schluss.
Der Isa war zwar blind und alt, aber nicht dumm. Alte Leute sind oft viel klüger, als die Jungen denken. Er war noch ganz fit im Kopf. Deshalb sagt er immer noch: Die Stimme ist Jakobs Stimme, und die Haut ist Esaus Stimme. Dann entscheidet er sich für das, was er fühlt. So hat er so gehandelt.
Es ist furchtbar, wie das abläuft. Aber wissen Sie, war das denn nötig? War es wirklich notwendig? Segnet Gott nur durch Handauflegung? Wie wurde denn Jakob nachher gesegnet?
Wir müssen leider noch ein paar Sonntage warten, bis wir zu der Stelle kommen, an der die ganze Auflösung folgt. Wie er dann diesen unbekannten Mann bei Pniel anruft: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“
Gottes Zusage und die Bedeutung des Glaubens
Sie dürfen Gott beim Wort nehmen. Ich saß vorhin hinten, bevor der Gottesdienst begonnen hat, und habe in Jesaja 43 das herrliche Wort aufgeschlagen: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“ Wem ist das gesagt? Da steht extra vorne: „Jakob, dir, Jakob.“ Das Volk Israel wird als Jakob angesprochen, später auch als Israel.
Gott will das in deinem Leben wahr machen. Du musst nicht lavieren oder taktieren, du musst dich vor Gott nicht besser geben, als du bist. Gott hat Jakob erwählt, obwohl er ein armseliger Mensch war, weil sein Herz offen war für Gottes Führung.
Was brauche ich, damit Gott mich segnet? Ein Herz, das glaubend und gehorsam ist. Ohne das hat der Segen keinen Wert. Sie merken schon, warum Gott Esau nicht gebrauchen konnte. Er hat nicht einmal verstanden, dass eine Ehe unter den Segen Gottes gestellt werden muss, dass er eine gläubige Frau braucht.
Auf das Herz kommt es an. Sonst brauche ich vor Gott keine weiteren Voraussetzungen.
Isaak und sein fehlendes Verständnis
Aber ich muss noch ein Wort zum Vater Isaak sagen. Er hat auch wenig begriffen in seinem Leben. Es ist ja immer ein bisschen überheblich, wenn wir da jetzt so schnell ein Urteil fällen.
Wer war dieser Isaak, der einmal auf dem Brandopferaltar lag? Dann trat Gott dazwischen und sagte: „Der Bursche soll leben, ich habe ein Opfer ersehen, das für ihn sterben soll.“ Hat Isaak nicht gemerkt, wie Gott aus Gnaden und unverdient seine Heilspläne durchzieht? Warum war er im Alter so versessen darauf, unbedingt den Erstgeborenen zu segnen?
Es steht doch nicht in der Bibel, und es war auch nie Gottes Plan – übrigens, ich bin der fünftgeborene – es stimmt gar nicht, dass Gott nur die Erstgeborenen segnet. Und wenn sie der vierte sind oder was sie sind, Gott segnet sie ganz gleich. Wenn sie geboren sind, spielt die Reihenfolge für Gott keine Rolle. Gott schaut auf die Herzenstellung. Wie kann ein Isaak solche komischen Dinge machen?
Viele Ausleger, besonders die jüdischen, meinen, dass Isaak vielleicht zu sehr von seinen Augen abhängig gewesen wäre. Als er blind geworden war, hing er immer noch an dem, was er sah. Der Naturpot sagt, das hat ihm gefallen, das sei ein Segensträger. Selbst Samuel hat bei den Söhnen Isais gedacht: „Der ist es nicht.“ Gott hat den kleinen David erwählt. Gott macht es manchmal ganz anders. Gott umgeht alles.
Warum hat Isaak das nicht gewusst? Und warum war Isaak nicht im fortwährenden Gespräch mit Gott? Warum fragte er nicht: „Herr, wen willst du denn segnen?“ Kann es sein, dass Isaaks Ohren taub für Gottes Reden geworden waren? Ich glaube, er hat nichts begriffen. Als das Wort des Herrn erging und er erfuhr, der Jüngere solle der Erbe sein, hat er darauf taub gestellt.
Wir sind ja manchmal auch so taub, dass wir nicht begreifen wollen. Wir haben heute in unserer Christenheit gar keinen Grund, über Isaak herzufallen. Wenn wir heute wieder hören würden: „Wo will Gott segnen? Wie will Gott segnen?“, wäre die Erweckung sehr schnell da.
Die Erweckung wäre heute sehr schnell da, denn Gott will doch segnen. Wir suchen tausend Künste und nicht das eine, das not tut: die Umkehr, den Gehorsam, das Hören auf sein Wort und das gehorsame Folgen seiner Pläne.
Dann sehe ich Isaak noch da, der sagt: „Komm, ein gutes Essen, und dann habe ich wieder Kraft, und dann segne ich.“ Ich glaube, man kann auch in der Schwachheit segnen. Es muss kein Braten dazu her.
Persönliche Anmerkungen zum Segnen in der Kirche
Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, und ich habe bisher nie darüber gesprochen, aber heute möchte ich es gerne tun: Warum ich beim Segen nicht der Ordnung unserer Kirche folge.
Mein Großvater, der 1921 gestorben ist, war Pfarrer in Frankfurt-Sachsenhausen. Von ihm habe ich diesen Brauch übernommen. Ich habe Angst, dass wir in der Kirche manchmal zu viel auf unsere Handlungen setzen.
Oft bin ich von Friedhöfen weggegangen, weil die Leute meinten, ich hätte jetzt gesegnet. Ich will auch keine Toten segnen, die nie nach dem Willen des Herrn gefragt haben.
Oft leide ich, wenn ich Brautpaare einsegnen muss. Wir sind ja nicht diejenigen, die über Gottes Willen verfügen. Ich möchte ihnen sagen: Gott kann euch doch nur segnen, wenn sich euer Herz für die Führung Gottes öffnet. Das muss doch auch Isaak noch wissen.
Und wenn ich einen Konfirmanden einsegne und dieser sagt mir „wurscht“, dann hat er seinen Segen eben gehabt. Der Segen Gottes kann doch nur im Glauben und im Gehorsam ergriffen werden, sonst ist er halt für die Katz.
Darum bete ich gern am Schluss: „Unser Gott, Herr, segne uns“, so wie ich es wollte, damit sie dieses Wort im Glauben aufnehmen. Wenn der Herr sagt: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir“, dann hat das nur Wert, wenn sie es mit einem gläubigen Herzen aufnehmen.
Dann kann der Herr sie segnen, dann kann er sie groß machen. Es hat beim Jakob gefehlt, es hat beim Esau gefehlt. Beim Jakob kam es in einer wunderbaren Bekehrung.
Bekehrung ist ja nicht der Augenblick, in dem man zum ersten Mal fromme Worte spricht, sondern wenn man sich wirklich auf Gedeih und Verderben mit Gottes Willen zusammenbindet und dann sagt: „Nur du, Herr!“
Die Dramatik von Esaus Reaktion und die Folgen des Betrugs
Aber lassen wir uns den Esau anschauen, wie er nach Hause kommt, und betrachten die Dramatik der Geschichte. Man könnte viel darüber erzählen. Es macht Freude, den Kindern genau so zu erzählen, wie es wortwörtlich in der Bibel steht. Alles wird hineingepackt: wie Esau kocht, wie er schäumt und wie Isa erbebt und erst merkt, dass er etwas falsch gemacht hat.
Vielleicht wird es in unserer Kirche und in unseren Praktiken auch noch zu einem großen Beben kommen, bis wir wieder fragen, was eigentlich Segen ist – aber nur dort, wo Gott wirklich dahintersteht. Dann wird Esau zornig und meint, er müsse seinen Bruder umbringen. Das ist verständlich aus Rache, doch ich habe schon vorher gesagt, dass er dadurch den Segen nicht bekommt.
Man sieht, wie Esau immer auf der falschen Linie läuft. Er war nie dafür geeignet, ein Segensträger für Gott zu werden. Auch wenn er viele Kapitel später nach der Versöhnung seinen Bruder küsst und sie sich wieder aussöhnen, wird er doch nur am irdischen Segen dieser Welt teilhaben.
Das ist auch schon ein Segen: wenn wir heute Mittag essen können, einen gesunden Leib haben und die Sonne scheint, dann freuen wir uns daran. Aber das Besondere am Segen Abrahams hat Esau nicht weitertragen können.
Schlussgedanken: Gottes Segen trotz menschlicher Schwäche
Über die ganze Geschichte hinweg ist eines zu erkennen: Gott, der Herr, will Sie segnen. Er hat uns erwählt und berufen zum Dienst. Diesen Dienst können wir nur mit all unserer Schwäche tun. Niemand sollte denken, wenn er will und läuft, dann brauche er nichts zu tun. Doch ich will mich einsetzen – mit den geringen Gaben, die ich habe, trotz aller Fehler. Ich will dem Herrn dienen, und das soll mein Gebet sein: Herr, bewahre mich bei dir im Gehorsam, binde mich an dich.
Wie sehr hat Jesus in der Versuchungsgeschichte gerungen, damit kein einziges Stückchen der Stimme des Versuchers dazwischenkommt. Damit ich nicht um der Ehre willen, um der Macht willen oder um des Geldes willen etwas tue, sondern allein für den Herrn.
Gott kann das tun. Es ist immer schön, Gespräche zu führen, auch jetzt über diese Jakobsgeschichte. Jemand hat mich gefragt: War dieser Betrug nicht nötig? Nein. Selbst wenn Isaak den Esau gesegnet hätte, wäre der Segen trotzdem auf Jakob übergegangen. Denn Gott führt das durch, was er sich vorgenommen hat.
Sie dürfen ganz ruhig sein. Die Gedanken des Friedens und die Liebe, die Gott Ihnen verheißen hat und die er Ihnen in unzähligen Worten der Bibel zuspricht, will er auch einlösen. Ich darf mich mit ganzem Vertrauen darauf stützen und sagen: Ich will nicht murren, ich will nicht ungeduldig werden, ich will auch nicht falsche Mittel anwenden, um zur Erfüllung dieser Worte zu helfen. Ich will nur treu und gehorsam dem nachgehen.
Ich weiß, Sie haben viele Beispiele vor Augen. Die Zeit reicht nicht mehr, um all das zu zeigen, wie es immer wieder Gottes Triumph war, aus den Schwächsten und Geringsten seine Siege zu machen. Denn er löst seine Verheißungen buchstäblich und wortwörtlich ein.
Das Schlimme an dem Betrug, den Jakob sich eingehandelt hat, war nur das Schlimme – nicht der Segen. Er musste fliehen, stand unter einer Todesdrohung, verlor seine geliebte Mutter. Es war ein furchtbares Leben. Laban hat ihn nach Strich und Faden betrogen. Jakob musste die Folgen der Lüge auskosten.
Nur weil er einmal falsche Wege ging und meinte, er sei es Gott schuldig, lässt Gott das bei seinen Leuten nicht durchgehen. „Gib mir, mein Sohn, dein Herz! Gib mir, mein Sohn, dein Herz!“ Das ist wunderbar, wenn man das begreift: Der Herr will mich zum Glauben rufen, zum Gehorsam und zum Dienen.
Amen!