Doch der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochene Herzen haben, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt besitzen.
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Ein Leben für den Herrn
Doch Herr – so beginnt dieses Textwort. Wenn Sie mich fragen, was ich in den 40 Jahren meines Amts in Essen getan und gewollt habe, dann sage ich: Ich wollte, dass dieser Herr verkündigt und bekannt wird. Wirklich sonst nichts. Ich hatte eigentlich nur ein Thema.
Dieser Herr – ich stehe mit dieser Einseitigkeit in der guten Gesellschaft. Der Großapostel Paulus hat gesagt, dass er nichts unter euch wüsste als Jesus und den Gekreuzigten. Ich weiß, die Kirche soll soziale, kulturelle und politische Aufgaben übernehmen, nicht wahr? Und es hat immer viel an mir als Pfarrer gezogen. Doch ich konnte nicht anders, als diesen Herrn zu predigen, dass ich nichts unter euch wüsste als Jesus, den Gekreuzigten.
Auch David – Sie können seine Psalmen lesen – er hat ein Trompetchen, den Herrn. Sehen Sie, David hatte einen Sohn, der hieß Salomo. Von Salomo heißt es in der Bibel, dass er dreitausend Sprüche sprach. Er redete von Bäumen, von der Zeder auf dem Libanon bis zum Isop, der aus der Wand wächst. Er redete von Vieh, von Vögeln, von Gewürmen und von Fischen.
Das war ein moderner Mann, der konnte einfach über alles reden. Ihm hätte unsere Zeit gepasst, nicht wahr? Er konnte über alles und jedes reden und diskutieren – und nicht einmal schlecht. Denn wir reden heute meistens über alles ohne den Heiligen Geist. Er aber redete noch mit Heiligem Geist über alles.
Aber sehen Sie, sein Vater war anders. Dieser David hatte ein Thema. Er redete nicht von Fischen, Gewürmen, Vögeln oder dem Isop, der aus der Wand wächst, sondern von diesem Herrn. Und dem schließe ich mich jetzt an.
Liebe Freunde, sollte nicht ernsthaft dieser Herr das Thema unseres Lebens sein? Sehen Sie, in hundert Jahren sind wir alle tot, da ist keiner mehr hier. Und dann stehen wir alle miteinander vor Gott. Und all die Probleme, die Sie heute quälen – vom Währungsverfall über Bergbau und Kohlenabsatz bis zur Leerstelle und was weiß ich alles – diese Probleme sind dann passé und vorbei.
In hundert Jahren sind wir alle in der Ewigkeit vor Gott. Und da haben wir alle nur noch eine große Frage: Bin ich sein Eigentum? Stehe ich im Buch des Lebens? Sehen Sie, sollten wir nicht unter diesen Umständen diesen Herrn Jesus heute schon zum Mittelpunkt unseres Lebens machen?
Denn das muss ich eben sagen: Der Herr, von dem hier die Rede ist, ist kein nebuloser Herrgott. Wenn ich das schon höre – „Herrgott“ kommt in der ganzen Bibel nicht vor als Name. Dieser Herr ist der geoffenbarte Gott, Jesus Christus.
Jesus als Mittelpunkt des Lebens
Wir sprachen letzten Sonntag ausführlich darüber, dass Petrus in der Pfingstpredigt sagt, dass David als Prophet den Herrn Jesus gesehen habe – am Kreuz, bei der Auferstehung. Er spricht von diesem Herrn, von Jesus, als dem Thema seines Lebens.
Nun könnten Sie natürlich denken: Wenn jemand Jesus zum Mittelpunkt seines Lebens macht, muss er entweder Pastor sein oder es sich leisten können. Oder er ist ein sehr blutarmer und weltfremder Mensch. Ich darf Ihnen versichern, dass David weder blutarm noch weltfremd war. Er war ein machtvoller König und litt unter seinem Temperament, das ihn zu schrecklichen Dingen hinriss – das Gegenteil von Blutarmut, verstehen Sie?
Aber gerade weil David die Abgründe in der Welt und in seinem eigenen Herzen kannte, klammerte er sich an diesen Heiland, den er im Geist sah. Das kann ich gut verstehen. Oh, David hat herrlich von Jesus gesprochen, von vielem.
In unserem heutigen Text spricht er nun eine ganz besondere Sache aus: Er spricht von dem Weg Jesu zu den Menschenkindern. Das möchte ich als Überschrift für meinen Text und die Predigt wählen: Der Weg Jesu zu Menschen!
Sehen Sie, weil heute so viel los ist, habe ich nur zwei Teile. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich nicht drei, sondern nur zwei Teile. Man muss das Verhältnis berücksichtigen, nicht wahr?
Der Weg Jesu zu Menschenkindern! Ich muss zuerst von der Schranke sprechen und zweitens von der offenen Tür – von der Schranke.
Die Schranke: Jesu Weg zu den Menschen
Um Ihnen das deutlich zu machen: Sehen Sie, Jesus – ich spreche hier nicht von einem Religionsstifter, denn dafür habe ich keinen Bedarf. Ich spreche vom Sohn Gottes, der die Wand zwischen der anderen Dimension und unserer dreidimensionalen Welt durchbrochen hat und in der Fülle Gottes zu uns gekommen ist.
Dieser Jesus starb am Kreuz. Ich möchte Sie mitnehmen nach Golgatha, voller Blut und Wunden. Sehen Sie dort Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt. Dann wurde er in ein Felsengrab gelegt. Am dritten Tag erweckte Gott ihn von den Toten. Der Stein wurde weggerollt, und die ohnmächtigen Kriegsknechte sahen als Letztes, wie er triumphierend aus dem Grab hervortritt.
Wir reden von einem lebendigen Heiland. Und weil er lebt, kann er zu den Menschenkindern kommen – und das will er. „Das will ich“, sagt er zu den fröhlichsten Menschenkindern. Die Unruhe in ihrem Leben, die Unruhe in der Welt – Jesus ist beständig im Advent, er ist im Kommen. Er will Menschen neu machen, versöhnen, wie Gott sie zu Kindern Gottes machen will. Er will retten. Jesus ist im Anmarsch.
Doch das ist erschütternd: Er kann nicht zu allen kommen. Sehen Sie, hier steht: Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind. Drehen Sie den Satz um: Der Herr bleibt ferner von denen, die sich sicher fühlen, die mit sich zufrieden sind, die selbstgerecht und hochmütig sind. Er kann nicht zu allen kommen.
Jesus will kommen, aber vielleicht gibt es in Ihrem Leben eine Schranke, durch die er nicht hindurch kann oder will. Und das ist Ihre Sicherheit: Sie sagen, Sie werden mit dem Leben fertig, brauchen keinen Heiland. Warten Sie es ab, bis die Stunde des Gerichts kommt. Sie sagen: „Ich bin doch kein Verbrecher, ich brauche keinen Heiland für Sünder. Na ja, ein bisschen Fehler haben wir alle, aber ich brauche keine Vergebung meiner Sünden.“
Sehen Sie Ihre Selbstgerechtigkeit? Eine Schranke, die nicht durchbrochen wird! Oder Ihr Hochmut – das ist unheimlich. Die Römer schrien einst in großem Schrecken: „Hannibal ante portas!“ – Hannibal steht vor den Toren. Ich möchte Ihnen sagen: Jesus steht vor den Toren. „Ha“, sagen Sie, „ich brauche ihn nicht.“ Gut, die Schranke.
Die Schranke im historischen Kontext
Ich möchte Ihnen ein Bild zeigen. Das ist jetzt zweitausend Jahre her. Der Apostel Paulus steht in einem erlesenen Kreis von intelligenten Leuten auf dem Areopag. Das ist eine Felsenkanzel mitten in Athen. Dort predigt er das Evangelium.
Während er redet, geht durch diese erlauchte Versammlung ein Lachen, ein Kichern. Was sagt er? Was sagt er? Gericht Gottes? Hier? Was sagt er? Vergebung der Sünden? Ein gekreuzigter Gott? Was will dieser Lotterbube sagen? Sie lachen ihn aus. Jesus kann nicht zu ihm kommen. Das ist die Schranke, verstehen Sie, von Hochmut, von Sicherheit, von Selbstgerechtigkeit.
Ich erinnere mich, wie ich vor einiger Zeit mal auf diesem Areopag stand und ihm geistig Zähne vor mir sah. Da oben die stolzen Tempel von der Akropolis. Dann fährt ein Omnibus mit Touristen vorbei. Fünf Minuten später wimmelt die ganze Areopag von Touristen. „Was war hier los?“, fragt jemand. „Paulus hat gepredigt.“ „Ach Mensch, olle Geschichten, gehen wir ins Hotel und nehmen einen Drink.“
Sie brauchten keinen Heiland, verstehen Sie? Sie brauchten keinen Heiland. Die Schranke der Sicherheit, des Hochmuts, der Selbstgerechtigkeit – Jesus kommt nicht durch.
Es gibt eine erschütternde Geschichte in der Bibel. Jesus sitzt auf dem Berg. Der Sohn Gottes, wissen Sie, der die Stürme stillte, von dem die Welt einmal erzittern wird. Er sitzt auf dem Berg und weint und weint. Dann sieht er auf diese Stadt, es war Jerusalem – ich könnte Essen sagen – und sagt: „Wie oft habe ich euch bergen wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihren Flügeln birgt.“ Doch sie wollten nicht.
Die offene Tür für Jesus
Meine Freunde, ich muss über die offene Tür sprechen, das ist das Zweite. Jesus findet nicht nur Schranken, sondern auch offene Türen. Ich freue mich, das zu wissen, und ich habe erlebt, dass Jesus bei seinem Kommen tatsächlich offene Türen findet.
Wo denn, bei wem? Viele sagen sofort: bei religiösen Leuten. Meine Freunde, das ist Unsinn. Die Pharisäer waren sehr religiöse Menschen, aber sie haben Jesus völlig abgelehnt. Sie glaubten, sie seien gut und bräuchten keinen Heiland, nicht wahr? Nein, mein Freund, Jesus hat mit religiösen Leuten überhaupt nichts zu tun. Ich bin überzeugt, dass ich selbst total irreligiös bin.
Wo findet Jesus also offene Türen? Doch, der Herr ist nah bei denen, die zerbrochene Herzen haben, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt besitzen. Meine Freunde, das hat David gedichtet in einer Stunde, in der er ein zerschlagenes Gemüt hatte.
Damals wurde er aus seiner Heimat vertrieben, völlig ungerecht von einem wild gewordenen König Saul. Regenten können manchmal wild werden. Dann flieht David zu den Philistern, doch auch dort wird er vertrieben. Nun ist er in der Wüste und irrt umher. Die Welt hat keinen Platz für ihn – ein Verfolgter, ein Geächteter.
In dieser Stunde sagte der gute Trostspender: Wenn Gott so mit uns umgeht, verliere ich meinen Glauben. Aber so ist es nicht! Was sagt David? Jetzt tritt Jesus zu mir. Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind.
Ich habe nur mit Menschen zu tun gehabt, die zerbrochene Herzen hatten, denn alle anderen konnten mich gar nicht hören. Oder David bekam noch ein viel zerbrocheneres Herz – und das war jene Stunde, als Gott ihm sein Herz und seine Sünde offenbarte und der Zorn Gottes plötzlich über ihm lag, sodass er es merkte.
Er sagte: Ich bin verworfen von Gott, und ich kann doch nicht ohne ihn leben. Ich bin verworfen von Gott, ich bin verworfen! Es gibt einen wundervollen Psalm, nicht wahr? Er sagte: „Ich wollte es verschweigen, da verschmachteten meine Gebeine. Ich wollte sagen: ‚Ich bin kein Sünder‘, da verschmachteten meine Gebeine.“ Da bekannte er seine Sünde, und es brach heraus!
Da erfährt er: Der Herr ist nahe. Der, der am Kreuz schon bezahlt hat, der mit den Nägeln durchbohrt wurde, ist nah und sagt: Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Zerschlagene Herzen, geängstigte Gemüter, unruhige Gewissen – das sind die offenen Türen für Jesus. Alles andere nicht. Verstehen Sie? Zerschlagene Herzen, unruhige Gemüter, unruhige Gewissen – das ist die offene Tür für Jesus. Alle anderen bleiben draußen vor der Tür.
Die Wirklichkeit annehmen
Nun können Sie sagen: „Ich kann mir doch selbst kein zerschlagenes Herz geben, ich kann mir doch kein unruhiges Gewissen machen.“ Das stimmt, das können Sie nicht. Aber eines können Sie: Sie können sich der Wirklichkeit stellen. Ja, Sie können sich der Wirklichkeit stellen!
Ist Ihre Sünde wirklich Sünde? Ist Ihre Lieblosigkeit, Ihre Unreinheit, Ihre Lüge Sünde oder nicht? Stellen Sie sich der Wirklichkeit Ihrer Sünde! Dann werden Sie lernen zu sagen: „Ich habe gesündigt.“ Dort beginnt es mit dem zerbrochenen Herzen.
Stellen Sie sich einmal der Wirklichkeit Ihres Lebens. Sind Sie so, wie Sie sein sollten? Nein? Dann sagen Sie: „Herr, ich bin in der Hand fremder Mächte. Herr, Du hast mich zu Deinem Ebenbild geschaffen, und ich bin etwas ganz anderes!“ Stellen Sie sich der Wirklichkeit Ihres Gebundenseins!
Stellen Sie sich der Wirklichkeit Gottes! Gott ist kein gemütlicher Herrgott, täuschen Sie sich nicht. Gott lässt sich nicht spotten. Wir werden alle vor ihm stehen. Wollen Sie sich der Wirklichkeit Gottes stellen? Stellen Sie sich der Wirklichkeit Ihres Lebens und Ihrer Schuld und der Wirklichkeit Gottes!
Dann werde ich Ihnen sagen: Dann werden Sie verstehen, was ein geängstetes Gewissen ist, ein zerschlagener Geist und ein unruhiges Herz! Dann schreien Sie nach einem Heiland, der Sünder errettet – und dann ist er da!
Doch der Herr ist nahe denen, die zerbrochene Herzen haben, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt besitzen. Amen!