Einführung in das Danklied der Erlösten
Für diesen Kantatesonntag habe ich ein Lied ausgesucht, ein Danklied, das im Propheten Jesaja steht, Kapitel 25, Verse 1 bis 5.
Es ist ein Lied, das einmal von denen gesungen wird, die in der Ewigkeit vor dem Thron Gottes stehen. Ich hoffe, dass keiner von Ihnen dabei fehlt. Darum ist es sehr wichtig, dass Sie dieses Danklied der Ewigkeit zeitlich kennen.
Bei mir ist es überschrieben als das Danklied der Erlösten nach dem Gottesgericht.
„Herr, du bist mein Gott, dich preise ich, ich lobe deinen Namen, denn du hast Wunder getan. Deine Ratschlüsse von alters her sind treu und wahrhaftig. Denn du hast die Stadt zum Steinhaufen gemacht, die feste Stadt, sodass sie in Trümmern liegt. Die Paläste der Fremden hast du so zerstört, dass sie nicht mehr eine Stadt sind und nie wieder aufgebaut werden.
Darum ehrt dich ein mächtiges Volk, die Städte gewalttätiger Völker fürchten dich. Denn du bist der Geringen Schutz gewesen, der Armen Schutz in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze.
Wenn die Tyrannen wüten wie ein Unwetter im Winter oder wie die Hitze in der Zeit der Dürre, demütigst du die Ungestümen der Fremden. Wie du die Hitze brichst durch den Schatten der Wolken, so dämpfst du den Siegesgesang der Tyrannen.“
Herr, sprich zu uns durch dein Wort. Amen.
Der Beginn des Tages mit Lob und Singen
Wie fängt bei Ihnen morgens der Tag an? Hoffentlich mit Gymnastikübungen, einer kalten Dusche und einem herzhaften Frühstück. Ja, und dann gehört ja noch die stille Zeit dazu: das Bibellesen, das Beten. Das wäre schlimm, wenn das fehlen würde.
Wie steht es bei Ihnen mit dem Singen? Ach, denken Sie, das sei wegen der Atemübung? Nein, es ist, weil das Gott ehrt. In einer Welt, in der Gottes Name und sein Lob oft in den Dreck getreten werden, gibt es kein Christenleben ohne Singen.
So, wie es die Kinder uns hier in der Kirche vorgesungen haben. Und wer nicht singen kann, der brummt halt. Aber das Lob Gottes muss am Morgen eines jeden Tages erschallen.
Einer der Brüder, Hermes, war der Daniel von Widenest. Er hat kürzlich von seinem Vater erzählt, der in Halle lebt. Dieser ist seit Jahren ans Bett gefesselt, schwer leidend, aber er singt jeden Morgen diesen Choral: „Allmorgen ist ganz frisch und neu. Des Herrn Gnad und grosse Treue, sie hat kein Ende, den ganzen, den langen Tag, darauf jeder sich verlassen mag.“
Und da hätte neulich einer der Nachbarn ganz aufgeregt geklingelt: „Frau Herm, ist was passiert?“ – „Nein, warum denn?“ – „Ihr Mann hat noch nicht gesungen!“ Die Nachbarn warten schon darauf, weil es so fest dazugehört, dass aus den Christenhäusern das Lob Gottes erschallt.
Die Bedeutung von Siegesliedern im christlichen Glauben
Nun gibt es verschiedene Arten von Liedern. Heute sind vor allem die schwermütigen, traurigen Klagelieder verbreitet, auch bei den Schlagern, die man singt. Entweder sind sie schnulzig und klebrig oder voller Klage, Traurigkeit, Sehnsucht und Heimatlosigkeit.
Christenlieder sind hingegen andere Lieder. Es sind Siegeslieder. Mit diesen Liedern schwingen wir uns weit hinaus über die täglichen Sorgenberge hinweg, über das, was uns bekümmert und Not macht.
Das Singen ist ein bisschen so, wie wenn man morgens die Rollläden hochzieht. In Ihrem Schlafzimmer ziehen Sie die Rollläden hoch – ach, wie schön, der neue Tag ist angebrochen! Die Sonne ist da, und das Licht flutet in das Zimmer hinein.
So ist es auch, wenn Sie Gott Ehre geben, ihn preisen und sagen: „Du bist da, Herr, und ich darf mit meinem Leben deine Strahlen auffangen, deine Taten rühmen und dich preisen.“ Plötzlich verändert sich der ganze Blick. Vorher sahen wir nur das, was uns bekümmert und so schwer auf uns liegt. Doch jetzt plötzlich – nein, ich sehe viel mehr. Ich sehe den großen und mächtigen Gott.
Mit dem Singen nehmen wir auch schon teil am großen Jubel Gottes, der heute Morgen in der Ewigkeit erklingt. Die Gemeinde derer, die vollendet sind, die schon am Ziel sind, rühmt und preist unseren Gott und dankt ihm für seine wunderbaren Wege.
Wir dürfen uns in diesen Chor mit einmischen, auch wenn es noch sehr brüchig und unvollkommen ist, so wie wir es eben nur auf dieser Erde singen können. Aber wir mischen uns ein in den Jubel und sagen: Wir wissen doch, Herr, wie die Sache ausgeht mit dieser Weltgeschichte. Wir wissen, dass du der Herr bist und dass du deine Pläne zum Ziel führst.
Die Zuversicht im Angesicht von Angst und Zukunftssorgen
Gerade heute, wo so viele Angst vor der Zukunft haben, sprechen viele besorgt darüber, was diese Welt noch bringen mag, wie gefährlich alles ist und wie das Leben sich entwickeln wird.
Wir spüren es doch auch selbst: Viele von uns sind schon lange in eine Krise hineingerissen. Die Frage stellt sich: Wie werde ich die Zukunft meistern? Kann ich die Anforderungen, die an mich gestellt werden, noch bewältigen?
Schwingen Sie sich weit hinaus und mischen Sie sich in den großen Lobchor der Ewigkeit ein, der heute schon Gott zu Ehren singt!
Ich kann mir unseren Gottesdienst jeden Morgen gar nicht anders vorstellen, als dass wir uns auch mit allen Menschen verbinden, die sich heute Morgen zum Gottesdienst versammeln. In allen Völkern und Sprachen, in den Hütten, in den Wüstenländern der Sahara oder dort im Pazifik singen sie ihr Gotteslob: „Ach Herr, du bist so groß, du bist so mächtig, du bist so wunderbar. Wir preisen dich, wir rühmen deinen Namen, darum ehrt dich ein mächtiges Volk.“
Zu diesem mächtigen Volk möchte ich dazugehören. Ich möchte den Ruhm Gottes in dieser Welt ausbreiten und überall bekannt machen.
Charakter und Haltung des christlichen Singens
Jetzt möchte ich noch einige genauere Bestimmungen dazu geben, wie unser Singen aussieht. Es sind Lieder der Freude, Lieder der Freude!
In unseren Tagen wird gesungen, wird viel gesungen. Mir gehen die Bilder nicht aus dem Kopf von jenen großen Massen, die in der libyschen Hauptstadt Tripoli auf den Straßen herummarschieren. Sie rufen in Sprechchören oder singen – man ist nie ganz sicher, was sie genau tun. Diese Menschen brüllen so begeistert ihrem Gaddafi oder ihrem Khomeini zu.
Wenn Sie diese Gesichter genau ansehen, dann erkennen Sie, dass Christenlieder nicht nur anders klingen und andere Lieder sind, sondern auch eine ganz andere Art des Singens andeuten. Christliches Singen hat nichts mit dem Fanatismus der Massen zu tun, die sich begeistern und sich mitreißen lassen.
Das mag immer wieder erhebend sein, so wie Sie es noch aus der Studentenrevolte am Ende der sechziger Jahre kennen, wenn Sie gerufen haben: „Ho ho Ho-Cimin, ho ho Ho-Cimin“ und dann losgerannt sind. Das ist nicht der Jubel der Christen.
Hier steht etwas von Armen und Geringen. Das mächtige Volk, das Gott lobt, ist eine Schar von Armen und Geringen. Warum hört man in der Welt so wenig von diesem Jubel? Weil es arme, geringe und unscheinbare Leute sind.
Bei uns passiert es immer wieder, dass wir dieses Loben gar nicht richtig beginnen. Es braucht sehr lange, bis wir anfangen zu loben. In unserem Gottesdienst unternehmen wir immer einen verzweifelten Versuch, alle ein wenig aus ihrer Schüchternheit herauszuholen.
Es ist schon eindrucksvoll, wie bescheiden, höflich und zurückhaltend sie sind. Man wagt kaum, aufeinander zuzugehen oder auch fröhlich mitzusingen. Dann sagt man: „Ach! Ich möchte nicht so sehr in den Vordergrund treten und mich nicht so laut betätigen.“ Aber ich hoffe, dass das bei Ihnen noch kommt.
Das Singen der Lieder der Freude entsteht, wenn Sie in Ihrem Leben Entdeckungen machen – Entdeckungen, die Sie nicht mehr schweigen lassen.
Die Überwindung von Zweifel durch Glaubenserfahrung
Jetzt muss ich Ihnen die Geschichte aus der Bibel einfach noch einmal erzählen. Selbst die engsten Freunde Jesu waren von großer Scheu und Zurückhaltung geprägt. Sie hatten nicht den Mut, all den anderen Menschen kühn entgegenzutreten und freimütig von Jesus zu sprechen.
Sie hatten sich ja versteckt in der Nacht der Verleugnung. In der Nacht des Todes Jesu waren sie plötzlich verschwunden und schweigsam geworden. Sie hatten sich in Räume eingeschlossen und Angst, jemand könnte hereinkommen. Mutig laut zu sprechen, das war nicht der Fall.
Einer war besonders skeptisch. Wir wollen ihn nicht verurteilen, denn er ist uns viel zu ähnlich: Thomas. Er sagte, die ganze Geschichte mit der Auferstehung Jesu könne er nicht annehmen. Das war ihm alles viel zu rätselhaft. Er blieb in seiner vornehmen Zurückhaltung und sagte: „Na ja, ihr könnt reden, was ihr wollt, ich mache da nicht mit. Ich schweige lieber und will sehen, wie die Dinge weitergehen.“
Und dann stand Jesus, der Auferstandene, plötzlich vor ihm und sagte: „Thomas, gib deine Hand her!“ Ich bin überzeugt, dass Jesus mit jedem von Ihnen eine solche Geschichte vorhat. Er tritt plötzlich in einem Augenblick, in dem Sie es gar nicht erwarten, ganz deutlich vor Augen. Dann spüren Sie: Da ist der lebendige Herr, der in mein Leben eingreift!
Wie hat Thomas da plötzlich gerufen: „Mein Herr und mein Gott!“ Das war das erste Mal, dass er Jesus so angesprochen hat. So hatte er ihn noch nie genannt. Danach konnte Thomas nicht mehr schweigen, er musste es allen weitersagen.
Darum ist das der Inhalt unserer Siegeslieder. Es sind arme und geringe Leute, Zweifler und Skeptiker, die plötzlich im Glauben überführt werden. So beginnt unser Siegeslied: „Herr, du bist mein Gott. Ich preise dich, ich lobe deinen Namen. Ich bin so fröhlich über dich!“
Unsere Lieder müssen Jesuslieder sein, Freudenlieder. „Weicht, ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister Jesus tritt herein!“ Wenn ich manchmal in Häuser komme, in denen viel Not herrscht, möchte ich gar nicht mehr sagen, als nur so einen Liedvers zurufen: „Jesu, meine Freude!“
Das kann nur der sagen, der das bei sich entdeckt und erlebt hat. Das müssen Freudenlieder sein, die man in die Welt hinausschreit. Es wird immer so sein, dass nur einzelne diese Entdeckung und Erfahrung machen. Aber diese sollen singen und können nicht mehr schweigen.
Ich wünsche mir, dass bei Ihnen zu Hause und überall, wo Sie sind, das Singen nicht mehr aufhört. Dass Sie im Auto vor sich hinsingen, wenn Sie unterwegs sind, bei Ihrer Arbeit singen und singen. Und wenn Sie nicht singen können, weil Ihre Stimme zerbrochen ist, dann kaufen Sie sich einen Kassettenrekorder und lassen sich einfach mitziehen in den Jubel und die Freude an unserem Herrn.
Persönliche Beziehung zu Gott als Grundlage des Lobes
Und es steht noch mehr darin, warum man sich an dem Herrn, meinem Gott, freut. Es geht immer um diesen persönlichen Bezug.
Ach, lass doch dieses dumme Reden von Gott, wenn Menschen sagen, sie hätten auch nur die Überzeugung, es gäbe vielleicht noch einen Gott. Das ist so schön in der neuen Zeitung vom offenen Abend, wo steht: „Wenn einer sagt, Gott sei ein höheres Wesen, dann ist der Kaminkehrer auch ein höheres Wesen, und die Stewardess von der Lufthansa sei es auch, weil sie über uns schwebt.“
Wir wollen doch nicht über Gott ein paar billige Sprüche machen, sondern wir wissen, dass wir Gottes Kraft und Macht in meinem Leben, in ihrem Leben erfahren. Darum rühmen wir ihn, darum singen wir, so wie wir es gerade getan haben, von den Wunderwegen, die er uns geführt hat.
Aber da steht noch: „Seine Ratschlüsse von Alters her sind treu und wahrhaftig.“ Je älter man wird im Glauben, desto mehr staunt man, dass Gott sein Wort pünktlich erfüllt.
Es ist ja die Frage: Darf man die Bibelworte so ganz genau und buchstäblich auf sich beziehen? Je mehr man im Glauben wächst, desto mehr entdeckt man, dass alle Zusagen Gott einlöst – überpünktlich. Man kann darauf bauen wie auf sonst nichts in der Welt.
Seine Verheißungen und Zusagen sind wahr und gewiss. Durch die Jahrhunderte hindurch bleibt kein einziges Stückchen der göttlichen Verheißungen übrig. Der Herr ist treu und wahrhaftig.
Ach, wir wollen ihn rühmen und uns seiner Macht freuen.
Das Gericht als Angelpunkt der biblischen Zukunftserwartung
Aber diese Lieder, die wir singen, sind auch Lieder des Sieges. Waren Sie vorher nicht auch überrascht? Da stand so viel von Trümmern. Wie passt das eigentlich in den Glauben hinein?
Die Bibel spricht zu uns vom Gericht. Das ist der Angelpunkt der biblischen Zukunftserwartung. Irgendwie müssen die großen Probleme dieser Welt einer Lösung zugeführt werden. Wenn wir die Bibel richtig verstehen, ist nicht der Ost-West-Konflikt das Hauptproblem unserer Weltgeschichte. Das wäre sehr vordergründig betrachtet. Nicht einmal der Konflikt zwischen Arm und Reich sowie Nord und Süd ist das Hauptproblem.
Der große Konflikt dieser Weltgeschichte ist vielmehr: Werden die Menschen sich öffnen für die Gottesherrschaft? Werden sie Gott ihr Leben darbringen zum Dienst?
Die Bibel zeigt uns, dass die ganze Weltgeschichte eine Geschichte des Aufruhrs und der Empörung ist. Wie lange wird Gott schweigen? Durch Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch wartet Gott – so wie er in unserem Leben mit unbeschreiblicher Geduld wartet.
Und es ist noch viel furchtbarer: Wenn Menschen da sind, die Gott dienen, dann werden sie plötzlich niedergedrückt, die Gerechten, von den stolz daher marschierenden Tyrannen, die nicht nach Gott fragen.
Es war mir auf meiner letzten Reise in Nigeria erschütternd, wie dort die Christen gesagt haben, dass das Land wenige Monate vorher durch eine Organisation islamischer Länder angeschlossen wurde. Ihr habt das in Europa noch gar nicht begriffen, dass wir immer mehr merken, wie mit jeder Stunde die Umzingelung Israels größer wird.
Die Weltgeschichte, die auch hier sich auf diesen Punkt hin erfüllt, zeigt Gottes Plan mit Israel und die Feindschaft der Völker. Ich kann das jetzt nicht in der ganzen Länge ausdehnen, was das für Konsequenzen hat in unserem Denken.
Wenn wir einmal wieder wissen, die große Frage läuft darauf hinaus: Wie setzt sich Gottes Herrschaft in dieser Welt durch?
Und da kommen auf einmal die Lieder der Freude: Dass Jesus’ Sieg ewig ausgemacht ist, dass sein ist die ganze Welt und ihm gehört sie. Er wird am Ende siegen – auch über den ganzen Aufruhr der Gottlosigkeit und alle Empörung.
Ich kann nur bitten, dass Sie nicht in diesem letzten Gericht auf der Seite sind, die bis zum Schluss probiert, Gott ihr trotziges Nein entgegenzurufen, wenn Gott Recht richtet und seine Maßstäbe an uns anlegt.
Ich kann in diesem Gericht nur bestehen durch die wunderbare Vergebung und Barmherzigkeit Jesu, der meine Schuld heilt und mich freispricht.
Wir sehen immer wieder, wie in dieser Welt die Schar der Christen so ängstlich ist: Dürfen wir in dieser Welt überhaupt noch reden? Da will doch niemand etwas von Jesus wissen.
Ja, ja, da will niemand etwas wissen. Die Menschen folgen ihren eigenen Heilslehren.
Aber schon ganz früh, in der urchristlichen Gemeinde, als die Verfolgung anfing und Petrus und Johannes in Haft waren, wissen Sie, wie sie da gebetet haben? Die Gemeinde kam einmütig zusammen und sagte nicht: „Herr, was machen wir jetzt in unserer Angst?“ Stattdessen beteten sie: „Herr, gib deinen Knechten mit Freimut zu reden dein Wort. Mach sie unerschrocken, damit sie jetzt nicht klein beigeben, sondern als Christen reden, weil sie vom Sieg wissen.“
Siegeslieder trotz Leid und Bedrängnis
Und da stehen wir an Gräbern. Wir sehen, wie unser eigener Leib zerfällt und seine Kraft verliert. In Krisen wissen viele nicht mehr weiter. Doch wir singen Siegeslieder, weil wir wissen, dass uns Jesus am Ende durchbringen wird.
Ich gehöre doch in die Hand Jesu hinein. Du dämpfst den Siegesgesang der Tyrannen. Und wenn in meinem Leben der Teufel wütet und alles Böse in mir hochkommt, freue ich mich, dass Jesus in meinem Leben das Neue beginnt. Ich gehöre ihm ganz und völlig.
Lieder der Erfahrung und Schutz in der Trübsal
Noch ein letztes: Es sind Lieder der Erfahrung, das gehört auch noch dazu – Lieder der Erfahrung.
Du bist der Schutz der Armen in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze.
Ich war gestern Abend unterwegs zu einem Vortrag auf der Schwäbischen Alb, als dieses Unwetter plötzlich losprasselte. Ich war froh, dass ich in einem dichten Saal war, in dem nichts hereingeregnet hat. Aber es war schwierig, sich selbst mit einem Lautsprecher verständlich zu machen.
Unwetter im Winter – als moderne Menschen haben wir den Schrecken der Naturkatastrophen ja weithin verloren. Aber ein wenig können wir es noch ahnen. Wenn man sich mit einem kleinen Kahn draußen auf dem Meer bewegt, durch die Nordsee, und dann kommen diese scharfen Stürme, das Boot schaukelt, und man meint, man gehe unter.
Dieses Lied, ich sage es noch einmal, zeigt den Weg der Gemeinde Jesu durch die Endzeit bis zur Vollendung vor dem Thron Gottes. Da wird erinnert: Jede Station war oft wie so eine Kahnfahrt im Sturm – oder noch viel schlimmer.
Bei den Kindern wird heute eindrücklich erzählt von der Hungersnot und Dürre zur Zeit Elias, wo die Luft flimmert und der Boden vertrocknet ist. Wir können uns das ja nicht vorstellen, wo unsere Wiesen und Äcker voller Wasser stehen. Was Dürre ist, wo man Jahr für Jahr keinen Tropfen Regen bekommt und die ganze Saat dürr ist – so wie Sie die Bilder von Äthiopien gesehen haben.
Die Lieder werden von Menschen gesungen, die mitten in der Wüste stehen, deren Leben trocken geworden ist. Ich weiß, dass das eigentlich kennzeichnend ist für Sie alle, die sich heute Morgen im Gottesdienst sammeln. Sie sagen: Die Sonne brennt herunter, ich weiß nicht mehr, wie ich mich schützen soll. Ich bin müde und matt, und meine Kraft ist gewichen. Dann pfeift der Sturm mir wieder um die Ohren. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das alles bewältigen soll.
Da sind es unsere Lieder, dass wir mitten im Sturm Schutz erfahren. Du bist da, so wie mitten in der Hitze, wenn du den Schatten über uns gibst, die Wolke, die die Glut der Sonne mildert. Du bist da. Ich kenne keinen anderen Trost, den sie erfahren können. Und der Grund unseres Singens ist: Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Wälder zittern!
Mir steht Jesus bei, ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd' und Hölle schrecken – Jesus will mich decken. Sie sollen es heute erfahren, wie er ihnen nachgeht und ihnen wunderbar seine Macht zeigt! Amen!