Einführung in die Kapitel 4 und 5: Der Thronsaal und das Lamm
Offenbarung Kapitel 5 haben wir gestern noch gelesen. Ich bin da ein bisschen schnell drüber geflogen, und Hedwig hat mir gesagt, man muss das zuerst mal verdauen. Hoffentlich habt ihr schon ein bisschen verdauen können. Es braucht ohnehin viel Zeit, um diese mächtigen Inhalte wirklich zu erfassen.
Denn die Kapitel 4 und 5 sind wie ein Ja, mehr als ein Vorwort. Sie sind der Ausgangspunkt von allem. Dort, in diesem Thronsaal – guten Morgen –, von dem aus die gesamte Schau beginnt, die wir in den kommenden Kapiteln sehen werden, hängt immer wieder irgendwie mit diesen beiden Kapiteln zusammen. Wir werden das noch sehen, sobald wir weiterkommen.
Das Wichtigste hier ist das Lamm in der Mitte des Thrones. Im Vers 5 wird aber ein Löwe angekündigt: derjenige, der würdig ist, diese Buchrolle zu öffnen. Das ist der Löwe aus dem Stamm Juda. Ich habe gesagt, das Buch hängt mit dem Thema zusammen, wem alle Herrlichkeit und alle Macht gebühren. Und wie wird dieses Elend dieser Welt enden? Wird Gott schweigen? Schweigt Gott für immer?
Wir haben schon am Anfang, in Kapitel 4, Vers 5, gehört, wie Stimmen, Donner und Blitze vom Thron ausgehen. Dieses Gericht, von dem die Donner, Blitze und Stimmen sprechen, zeigt: Gott wird nicht schweigen. Das wird uns schon von Anfang an angekündigt.
Derjenige, der diese Buchrolle öffnet, dem wird dann die Ehre zugesprochen. Ihm gebührt in alle Ewigkeit Lob, Ehre, Herrlichkeit und Macht. Würdig ist das Lamm, heißt es in Vers 12, die Kraft zu nehmen, und Reichtum, Weisheit, Stärke, Ehre, Herrlichkeit und Lob zu empfangen.
Dann stimmt jedes Geschöpf in dieses Lob ein. Es heißt: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren in alle Ewigkeit Lob, Ehre, Herrlichkeit und Macht. Das bedeutet, derjenige, der würdig ist, die Buchrolle zu öffnen, ist auch derjenige, der würdig ist, alle Kraft, Macht und Herrlichkeit zu besitzen.
Er ist der, der letztlich die Geschichte zum Abschluss bringt und auf dem Thron sitzt. Er setzt sich mit dem Vater auf den Thron oder sitzt hier eigentlich schon mit dem Vater auf dem Thron. Der, der auf dem Thron sitzt, und das Lamm werden hier wie eine Einheit betrachtet.
Dem sei in alle Ewigkeit Lob, Ehre, Herrlichkeit und Macht. Die vier lebenden Wesen sagen Amen: Ja, so ist es, wirklich wahr. Und in Vers 14 heißt es zum Schluss: „Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und huldigten dem, der in alle Ewigkeit lebt.“
Das Doppelbild vom Löwen und Lamm in Kapitel 6
Und jetzt sieht Johannes in Kapitel 6 das Lamm hingehen und die Siegel öffnen. Er hörte von dem Löwen, doch er sieht ein Lamm. Hier haben wir ein Doppelbild, ähnlich wie in Kapitel 7. Wir werden in Kapitel 7 noch darauf zurückkommen. Dort hört er etwas anderes, als er sieht. Es wird angekündigt: "Weine nicht, hier der Löwe hat überwunden." Aber das sieht er nicht. Er sieht keinen Löwen, sondern ein Lamm.
Der Löwe aus dem Stamm Juda ist ein Lamm. Das ist hier das Geheimnis und die Lektion. Der Löwe aus dem Stamm Juda, der Herr David, die Wurzel Davids, ist ein geschlachtetes Lamm. Er ist das Zentrum des Himmels, und ihm gebührt die Würde, die Ehre und die Herrlichkeit. Von ihm wird in diesem Buch die Rede sein. Wer bekommt alle Macht und alle Herrlichkeit? Wie wird das Ganze zu Ende geführt?
In diesem Buch muss es also irgendwie um das Ziel gehen. Das Ziel der Geschichte wird das Thema dieses Büchleins sein. Aber das Büchlein muss zuerst einmal geöffnet werden. Diese sieben Siegel verschließen das Büchlein. Die sieben Siegel enthalten nicht den Inhalt dessen, was wir in den Kapiteln lesen, während die Siegel geöffnet werden. Nein, das Büchlein wird erst später offen sein. Wir werden es dann in Kapitel 10 sehen, dort ist das Büchlein geöffnet.
Jetzt ist das Büchlein noch geschlossen. Doch während es durch das Lamm geöffnet wird, werden weitere Dinge angekündigt. Während das erste Siegel geöffnet wird, erscheint ein Reiter auf einem weißen Pferd. Er sitzt darauf, und das begleitet die Öffnung des Siegels.
Was wir hier nicht haben, ist ein Bericht über die Geschichte. Das steht gar nicht im Text und wird hineingelesen, wenn man meint, das, was während der Öffnung der sieben Siegel geschieht, sei ein historischer Ablauf der Geschichte. Keineswegs! Das ist eine Vision, die hier geschieht, und hier ist ein Thema.
Wir müssen die Offenbarung nach Themen lesen, nicht nach Chronologie. Die Offenbarung ist kein chronologisches und schon gar kein historisches Buch. Manche haben die Offenbarung als historischen Zukunftsbericht gelesen – und dann sind sie weit fehlgegangen in der Auslegung dieses Buches.
Die vier Reiter der Apokalypse: Symbole und Bedeutung
Als ich das Lamm sah, wie es eines der Siegel öffnete, hörte ich eines der vier lebenden Wesen mit der Stimme eines Donners sagen: „Komm und sieh!“
Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd. Der, der darauf saß, hatte einen Bogen, und es wurde ihm eine Krone gegeben. Er ging aus, siegend und um zu siegen.
Dabei soll nicht gefragt werden: Wer ist der Reiter auf dem Pferd? Das wäre falsch. Ebenso haben wir nicht gefragt, wer die Ältesten sind oder wer die vier lebenden Wesen sind. Die Frage lautet vielmehr: Was wird hier dargestellt?
Das zweite Pferd war ein anderes, ein feuerrotes. Auch hier sollen wir nicht fragen, wer der Reiter auf dem roten Pferd ist. Wieder ist das die falsche Frage. Vielmehr geht es darum, was dargestellt wird.
Was beim ersten Pferd dargestellt wird, ist ein Bogen und eine Krone. Es geht um den Sieg. Einer geht aus, siegend, um zu siegen. Hier werden große Siege dargestellt. Wir müssen das einfach so belassen, denn mehr können wir hier nicht sagen. Vielleicht werden wir im Rückblick mehr wissen.
Wenn wir uns das zweite, dritte und vierte Pferd ansehen, wird es leichter, zurückzukommen und zu verstehen, was das erste Pferd bedeuten könnte.
Das zweite Pferd: Als das zweite Siegel geöffnet wurde, hörte ich das zweite lebende Wesen sagen: „Komm und sieh!“ Und es ging ein anderes Pferd aus, ein feuerrotes. Dem, der darauf saß, wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, sodass die Menschen einander hinrichteten. Ihm wurde ein großes Schwert gegeben.
Hier ist die Botschaft klar: Rot, feuerrot. Es ist nicht der Tod, sondern eher Gericht. Und hier wird der Friede weggenommen. Ein Gericht, das darin besteht, dass der Friede genommen wird. Wenn der Friede weggenommen wird, kommt Krieg.
Das Schwert spricht von Krieg. Es ist ein großer Bruderkrieg, ein Krieg unter Menschen, die ja Brüder sind – alle stammen von Adam ab. Alle schlachten einander nieder.
Das ist genau das Problem, das Johannes hatte. Warum gibt es so viele Kriege? Wir haben gesehen, dass Johannes weinte, weil niemand würdig war, das Buch zu öffnen. Für Johannes war es wie die Frage eines Großvaters: Gibt es niemanden, der dem ganzen Treiben ein Ende setzt? Wir erleben so viel Not in dieser Welt. Schweigt Gott für immer?
Gott wird nicht schweigen. Aber hier sehen wir das Dilemma: Auf der Erde wird der Friede weggenommen. Es gibt immer wieder Friedenszeiten, doch dann wird der Friede weggenommen, und es gibt Kriege. Und es hört nicht auf.
Das Schwert steht hier für den Krieg, das große Schwert. Ein Bruderkrieg, in dem einer den anderen niederstreckt, oder ein Krieg unter Menschen, die Brüder sind. Alle stammen von Adam ab, und doch kämpfen sie gegeneinander.
Als das dritte Siegel geöffnet wurde, hörte ich das dritte lebende Wesen sagen: „Komm und sieh!“ Und ich sah ein schwarzes Pferd. Der, der darauf saß, hatte eine Waage in der Hand.
Nicht fragen, wer der Reiter ist, sondern was durch das schwarze Pferd dargestellt wird. Schwarz wird erklärt, und die Waage in der Hand symbolisiert etwas Bestimmtes.
Ich hörte eine Stimme inmitten der vier lebenden Wesen sagen: „Ein Maß Weizen für einen Denar.“ Das ist ein Tageslohn für einen Arbeiter. Er bekommt ein Maß Weizen, das heißt etwa 1,1 Liter, also ungefähr ein Kilogramm Weizen, für einen Tageslohn.
Man arbeitet zwölf Stunden am Tag und bekommt als Lohn ein Kilo Mehl. Stellen wir uns das vor: Weizen, ein Tageslohn für eine kleine Menge Mehl. Und dreimal so viel Gerste für einen Denar.
„Schädige nicht das Öl und den Wein“, heißt es weiter. Das soll nicht angetastet werden. Was immer das auch bedeutet – es heißt, dass es kein Öl oder Wein gibt, sondern nur die Grundnahrungsmittel, das Einfachste.
Was hier dargestellt wird, ist ziemlich eindeutig. Wenn Weizen mit der Waage abgemessen wird, ist das kritisch. Normalerweise wird Weizen nicht so genau gewogen. Wenn es nicht knapp ist, nimmt man einen Eimer und schüttet den Weizen hinein.
Doch wenn es knapp wird, muss man genau abwiegen. Die Waage zeigt, dass es wenig gibt. Es herrscht Knappheit, Hunger, eine Hungersnot.
Das ist genau das, was oft aufgrund von Kriegen geschieht – damals, heute und immer wieder. Wenn der Friede weggenommen wird, folgt als Nächstes die Hungersnot.
Als das vierte Siegel geöffnet wurde, hörte ich die Stimme des vierten lebenden Wesens sagen: „Komm und sieh!“ Und ich sah ein fahles Pferd, blass wie der Tod.
Der Name dessen, der darauf saß, war der Tod. Der Hades, der Ort der Toten, begleitete ihn. Es wurde ihnen Vollmacht gegeben, ein Viertel der Erde zu töten – mit dem Schwert, durch Hungersnot, Seuchen und durch die Tiere der Erde.
Hier sind vier Arten gewaltsamen Todes dargestellt, die aus Hesekiel übernommen wurden: Hesekiel 5,12 und Hesekiel 14,21.
Der gewaltsame Tod, die vier Mittel, durch die er geschieht. Was hier dargestellt wird, ist Tod – total gewaltsamer Tod, nicht einfach nur Sterben.
Nein, mit Schwert, Hunger, Seuchentod und durch Tiere. Ein gewaltsamer Tod. Ein Viertel der Erdbevölkerung wird in dieser Vision getötet.
Das ist ein Gericht. Das ist der Lauf der Dinge in dieser Welt: Krieg, Hunger, Tod – gewaltsamer Tod.
Diese vier Pferde gehören zusammen. Sie zeigen eine Einheit: Krieg, Hungersnot, Tod und Gericht.
Symbolik der Waffen und der Siegel
Das erste ist ein weißes Pferd. Jemand zieht darauf und nimmt mit, er hat kein Schwert in der Hand, sondern einen Bogen.
Was ist der Unterschied zwischen Schwert und Bogen? Gemeint ist ein Pfeilbogen. Natürlich sind auch Pfeile dabei. Wenn man mit dem Bogen in den Krieg zieht, hat man immer Pfeile dabei. Das wird allgemein vorausgesetzt.
Als die Armbrust erfunden wurde, wünschte man sich, dass sie verboten wird. Man betrachtete die Armbrust als zu gefährlich, weil sie eine zu große Sicherheit beim Schießen bietet. Deshalb sollte sie als Kriegswaffe verboten werden, was für neun oder dreizehn Jahre auch der Fall war.
Das Schwert ist eine Nahkampfwaffe, der Bogen hingegen eine Fernkampfwaffe. Hier geht es also um zwei Arten von Kriegsführung, die sich durch die Distanz unterscheiden.
Das erste weiße Pferd steht für etwas Großes. Es zieht von Sieg zu Sieg. Das ist mächtig, und dem Reiter wird eine Krone gegeben. Er siegt und erhält die Krone. Er zieht siegreich weiter, um weitere Siege zu erringen.
Man sollte nicht fragen, wer genau dieser Reiter ist. Das war nicht klar beim roten, schwarzen oder anderen Pferd. Wichtig ist, was dargestellt wird: ein Siegeszug.
Wenn man die Geschichte betrachtet – schon zur Zeit des Johannes, davor und danach – geht es immer um das Gerangel, wer die Welt regiert.
Alexander der Große zog von Sieg zu Sieg. Man denkt dabei nicht an die ganze Welt, aber er eroberte viele Gebiete. Danach kamen die Römer, die ebenfalls von Sieg zu Sieg zogen. So ging es weiter: ein Weltreich nach dem anderen.
Diese großen Bewegungen sind das Wesentliche. Daneben gibt es kleinere Krisen: blutige, schreckliche gegenseitige Abschlachtungen, Hunger, Krankheiten und andere Formen gewaltsamen Todes.
Soll dieser Zyklus aus großen Kriegen, Weltgerangel, Kleinkriegen, Hunger und gewaltsamem Tod durch Krankheiten und andere Ursachen ewig so weitergehen?
Hier wird das Dilemma aufgezeigt. Die Frage, die schon in Kapitel 5 gestellt wird, wird hier noch deutlicher.
Indem die Siegel geöffnet werden, steigt die Spannung. Diese wird im fünften Siegel noch größer, denn ein weiteres Thema wird nun angerissen.
Die ersten vier Siegel gehören zusammen, die nächsten zwei ebenfalls, und das letzte steht allein. Das ist immer so bei den Sieben.
Die Sieben teilt man auf in vier plus zwei plus eins. Man halbiert also die Zahl in 4 + 2 + 1. So kommt die Sieben zustande, und so ist auch der Aufbau.
Zuerst die vier Siegel, dann zwei, dann eins. Das gilt auch für die Posaunen: zuerst vier, dann zwei, dann eins. Genauso bei den Schalen.
Es wird immer halbiert, und alles geht auf ein Ende zu.
Die Märtyrer und das Warten auf das Gericht
Und hier gehören das fünfte und das sechste Siegel zusammen. Das fünfte Siegel öffnete sich am Fuß des Altars. Dort befinden sich die Seelen derer, die hingeschlachtet worden waren wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie hatten.
Sie riefen mit großer, lauter Stimme und fragten: „Bis wann, unumschränkter Herrscher, Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächest du nicht unser Blut an dem, der auf der Erde wohnt?“
Allen wurde weiße Gewänder gegeben. Ihnen wurde gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte, ihre Brüder, getötet würden, ebenso wie sie. Bis auch ihre Mitknechte vollzählig geworden sind, denen bevorsteht, ebenfalls getötet zu werden.
Hier sehen wir Märtyrer, offensichtlich christliche Märtyrer, Knechte Gottes jedenfalls. Ob es alttestamentliche sind, weiß ich nicht, aber jedenfalls sind es hier Knechte Gottes, das heißt das treue Gottesvolk. Sie werden hier bildhaft dargestellt mit einem Bild, das aus dem Alten Testament bekannt ist: der Altar, der Brandopferaltar.
Hier haben wir ein Holocaust. Ein Holocaust ist ein Brandopfer, ein Ganzopfer. Am Brandopferaltar geschlachtet, liegen sie da, diese Knechte Gottes, wie das Blut, das beim Brandopferaltar zu Füßen des Altars hingegossen wird.
Das ist das Opfer: Es wird geschlachtet, dann wird das Blut in einer Wanne aufgefangen. Das Land- oder Stieropfer wird auf dem Brandopfer dargelegt, und das Blut wird an den Fuß des Altars gegossen. Genau dieses Bild wird hier verwendet.
Die Seelen sind hingegossen, das heißt, sie sind getötet worden. Wie das Blut im Alten Testament hingegossen wurde, so werden diese Seelen, diese Menschen, diese Personen hingegossen. Aber zur Ehre Gottes liegen sie dort.
Warum liegen sie am Fuß des Altars? Sie haben gleichsam ihr Leben als Schlachtopfer gelassen. Ihr Tod war ein Opfer für Gott. Hier ist die Rede von der Verfolgung der Knechte Gottes.
Sie riefen mit großer, lauter Stimme: „Bis wann?“ oder „Wie lange noch?“ Wie viele Nachfolger Christi müssen noch leiden? Warum greift Gott nicht ein? Diese Frage stellt sich immer wieder, gerade dann, wenn schreckliche christliche Verfolgungen stattfinden.
Es geht hier um die Rache Gottes, darum, dass die Gerechtigkeit Gottes durchgesetzt wird. Manche Ausleger haben gesagt, das sei kein christliches Gebet. Doch darf man denn nicht bitten, dass Gott zu seinem Recht kommt?
Ist es verboten zu beten, dass Gott einmal eingreifen wird und sich an denen rächt, die seine Knechte verfolgt und ihm ins Gesicht geschlagen haben? Ist das nicht christlich? Natürlich beten wir, dass viele sich bekehren. Aber was ist mit denen, die sich nicht bekehren wollen?
Darf man nicht beten: „Herr, greif du endlich ein und verschaffe Recht denen, die so zu Unrecht leiden müssen?“ Gibt es denn keine Rechtfertigung für die Heiligen? Und dürfen die Heiligen nicht dafür beten, dass eines Tages Rechtfertigung für den Namen Gottes und für den Namen seines Volkes geschieht?
Das ist hier ganz christlich. „Bis wann richtest du nicht?“ Das gehört dazu, denn Gott ist Richter über das Böse. Es wäre ungerecht, würde Gott das Böse einfach durchgehen lassen.
„Bis wann richtest du nicht und rächest du nicht unser Blut?“ Es geht um Gott, nicht um persönliche Rache. Persönliche Rache haben wir nicht. Wir rächen uns nicht selbst, sondern geben alles Gott anheim, der Recht spricht.
Es geht hier um die Gerechtigkeit Gottes, die durchgesetzt werden soll. Und es wurden ihnen weiße Gewänder gegeben. Weiße Gewänder hatten wir schon im Kapitel drei als Zeichen der Gerechtigkeit. Jetzt bekommen sie von Gott eine Gerechtigkeit zugesprochen.
Die Gewänder sind die Gerechtigkeit der Heiligen, die Rechtfertigung der Heiligen. Sie werden dastehen als wirklich „Gewaschene, Weiße, Helle, Gerechte“. Auf der Erde standen sie als Ungerechte. Nun aber werden sie mit weißen Gewändern bekleidet, das ist die Rechtfertigung.
Es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit warten sollen, ruhen sollen. Hier merken wir eine Verzögerung. Zum ersten Mal ist hier die Rede von einer Verzögerung des Gerichts.
Vorher haben wir gelesen: „Ich komme bald, ich komme bald.“ Doch dann wird es doch wieder verzögert. Dieses fast widersprüchliche Motiv zieht sich durch das ganze Buch der Offenbarung und durch die gesamte Bibel.
Einerseits sagt der Herr immer wieder, es ist nahe, die Zeit kommt gleich. Andererseits heißt es: Wartet noch, es sollen noch welche nachkommen. Gott will nicht, dass Menschen verloren gehen, und er gibt ihnen Raum zur Buße.
Gott selbst ist in diesem Zwiespalt. Einerseits will er zeigen: „Ich komme gleich.“ Andererseits will er noch warten, damit Menschen gerettet werden. Hier sollen noch einige Märtyrer hinzukommen.
„Wartet noch, bis eure Brüder vollzählig sind.“ Es kommen noch weitere hinzu. Eine „kurze Zeit“ – aus Gottes Perspektive – ist immer kurz, aber das Kommen Gottes wird noch verzögert.
Das ist das fünfte Siegel, das hier dargestellt wird. Das sechste Siegel ist die Antwort. Fünf und sechs gehören zusammen. Beim fünften fragt man: „Wie lange noch?“ Und beim sechsten heißt es: „Bitteschön, jetzt!“
Das sechste Siegel: Das große Erdbeben und der Zorn Gottes
Und ich sah, als er das sechste Siegel öffnete, und siehe, es entstand ein großes Beben. Die Sonne wurde schwarz wie ein aus Haaren gemachter Sack, und der Mond wurde wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum, der von einem starken Wind geschüttelt seine Winterfeigen abwirft.
Der Himmel wich wie eine Buchrolle, die aufgerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden von ihren Stellen gerückt. Diese Sprache kennen wir, oder? Matthäus beschreibt Ähnliches: Wenn der Herr Jesus kommt, dann fallen die Sterne vom Himmel. Dort steht, dass alles erschüttert wird, alles zusammengerollt wird und alle Lichter abgeschaltet werden.
Diese Lichter hat er einst bei der Schöpfung eingeschaltet: ein großes Licht, die Sonne, ein kleines Licht, der Mond, und die Sterne. Jetzt wird die Sonne schwarz, der Mond blutrot, und die Sterne fallen alle auf die Erde. Es ist wichtig, hier nicht wissenschaftlich zu denken, denn das führt zu Schwierigkeiten. Würde nur ein einziger Stern auf die Erde fallen, wäre es das Ende der Erde. Das ist unmöglich.
Wir müssen das Bild beibehalten. Gott hat im Himmel viele Sterne gesetzt. Warum? Die Leuchter, die Sterne, dienen als Orientierung. Die Sonne ist das große Licht, das leuchtet und Orientierung gibt. Der Mond ist das kleine Licht, und die anderen Sterne dienen ebenfalls zur Orientierung. Jetzt aber wird all das ausgeschaltet. Gott schaltet alle Lichter aus.
Hier ist also ein Bild, das das Ende vorwegnimmt. Es zeigt, wie das sein wird: Die Himmel werden zusammengerollt und verdunkelt, und die Könige der Erde, die Großen, die Reichen, die Obersten, die Mächtigen, alle Leibeigenen und Freien verbergen sich in Höhlen und Felsen der Berge. Sie rufen zu den Bergen und Felsen: "Fallet auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn der große Tag seines Zorns ist gekommen, und wer vermag zu bestehen?"
Dies ist ein Bild von dem, was beim großen Eingreifen Gottes anlässlich der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus geschehen wird – der sogenannten Parusie. Ähnlich wird es in Matthäus 24 beschrieben. Die Menschen haben Angst, die Berge und Inseln, alles wird weggerückt. Natürlich ist das, was Johannes hier sieht, eine Vision. Das heißt, es wird ihm bildhaft und plastisch vor Augen geführt. Das dürfen wir nicht vergessen.
Alle Menschen, ob groß oder klein, stehen nun auf gleicher Stufe. Hier findet eine Einebnung aller Klassen statt. Man könnte sagen, hier haben wir echten Sozialismus: Alle sind jetzt gleich vor Gott – die Reichen und Armen, Großen und Kleinen, Starken und Schwachen. Sie rufen: „Fallet auf uns, verbergt uns!“
Dieses Bild erinnert an Aussagen aus dem Alten Testament, zum Beispiel bei Hosea, und auch an Lukas 23, Vers 27. Dort wird gesagt, dass die Zeit kommen wird, in der man zu den Bergen sagt: „Fallet auf uns!“ Vielleicht sollten wir Lukas 23, Vers 27 bis 30 lesen. Dort heißt es: „Siehe, Tage kommen, da wird man sagen: Selig sind die Unfruchtbaren und die Mutterschöße, die nicht gebaren, und die Brüste, die nicht stillten. Denn dann wird man zu den Bergen sagen: Fallet auf uns! Und zu den Hügeln: Deckt uns!“
Dieses Herz stammt aus Hosea, wo ebenfalls von einem Gericht gesprochen wird. Hier geht es um das Gericht über Jerusalem, siebzig Jahre nach Cäsar, und hier in der Offenbarung um das große Gericht. Es muss schrecklich sein, wenn das Lamm, das für die Menschen gestorben ist, seinen Zorn entfesselt. Wenn der Zorn des Lammes losgelassen wird, ist es zu spät für Buße.
Alles andere geschieht aus Liebe, aus Gottes Sicht. Vor Gottes Angesicht zu stehen, war das Schrecklichste. Jetzt wird die Welt erschüttert – der große Tag seines Zorns. Jemand schrieb: Wenn der, der für uns am Kreuz starb und sich selbst für uns hingab, zornig wird, wie groß muss dann erst sein Zorn sein?
Die große Frage wird gestellt: Wer vermag zu bestehen? Um diese Frage zu beantworten, wird hier etwas eingeschoben: Kapitel 7. Erst in Kapitel 8 geht es weiter. Das siebte Siegel wird erst in Kapitel 8, Vers 1 geöffnet. Das bedeutet, dass das, was in Kapitel 7 steht, die Antwort auf die Frage ist, wer bestehen kann.
Das Thema wird hier praktisch eingeschoben. Wenn dann das siebte Siegel geöffnet wird, ist alles vollendet, das Gericht ist geschehen. Danach herrscht nur noch Schweigen im Himmel. Nun kann Gott schweigen.
Selbst nachdem das siebte Siegel gebrochen wurde und gezeigt hat, dass Gott mit Gericht eingreifen will, herrscht ehrfurchtsvolles Schweigen im Himmel – eine halbe Stunde lang. Johannes sieht diese Vision, und eine halbe Stunde lang regt sich nichts. Kapitel 8, Verse 1 und 2.
Die Versiegelung der Knechte Gottes und die himmlischen Boten
Aber dazwischen, zwischen Kapitel sechs und Kapitel acht, sehe ich diesen Einschlag. Nach diesem sah ich vier himmlische Boten an den vier Ecken der Erde stehen, die die vier Winde der Erde zurückhielten. Damit sollte kein Wind über die Erde wehen, noch über das Meer, noch über irgendeinen Baum.
Dann sah ich einen der anderen himmlischen Boten, der vom Aufgang der Sonne her aufgestiegen war und ein Siegel des lebenden Gottes hatte. Er rief mit großer lauter Stimme zu den vier Boten, denen es gegeben war, die Erde und das Meer zu schädigen, und sagte: „Schädigt nicht die Erde, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihre Stirn versiegelt haben.“
Ich hörte die Zahl der Versiegelten: einhundertvierundvierzigtausend, versiegelt aus allen Stämmen der Söhne Israels. Und welcher Stamm steht zuerst? Juda zuerst, das kennen wir aus dem Alten Testament. Juda steht zuerst, wie es im rechten Buch zweimal und an anderen Stellen ebenfalls so genannt wird.
Also, aus allen Stämmen der Söhne Israels: aus dem Stamm Juda zwölftausend, Ruben zwölftausend, Gad zwölftausend, Asser zwölftausend, Naftali zwölftausend, Manasse zwölftausend, Simeon zwölftausend, Levi zwölftausend, Issachar zwölftausend, Sebulon zwölftausend, Joseph zwölftausend und Benjamin zwölftausend. Zwölf Stämme Israels. Daran fehlt etwas, aber wisst ihr, es fehlt immer einer. Es sind nämlich nicht zwölf Stämme Israels, es sind dreizehn.
Warum sind es dreizehn? Jakob hatte doch nur zwölf Söhne. Ja, die Kinder Josephs wurden von Jakob adoptiert und an die Stelle von Joseph gesetzt. Also stehen Ephraim und Manasse für Joseph. Als Folge dessen sind es immer dreizehn.
Und wenn die zwölf immer im Alten Testament aufgezählt werden – ich habe die Listen bei mir im Computer stehen, einundzwanzig Listen – ich habe alle nachgeschaut: 21 Aufzählungen, und sie sind immer in anderer Reihenfolge, nie gleich. Es fehlt immer entweder einer, oder es stehen einmal sogar 14 da.
Bei einem halben Mandat sehe ich nämlich im Ostjordanland und einem halben Mandat im Westjordanland, wenn man den halben Mandat auch noch teilt, dann haben wir 14. Und einmal fehlt Simeon, da werden zwölf aufgezählt. Man fragt sich, warum fehlt Simeon? Ich weiß es nicht, aber Simeon fehlt.
Einmal fehlt Dan, wie hier. Aber auf der anderen Seite, in Hesekiel 48, kommt Dan an die erste Stelle. So böse kann Dan nicht gewesen sein. Manche meinen, Dan fehlt, weil er böse war. Ja, aber in Hesekiel 48, wo von dieser herrlichen Aufteilung der Stämme in der Vollendung gesprochen wird, steht Dan an erster Stelle.
Das muss uns nicht beschäftigen, warum gerade hier Dan fehlt. Das muss nichts Besonderes bedeuten. Aber es sollte uns zu denken geben, wie wir das, was hier steht, aufzufassen haben. Da müssen wir jetzt ein bisschen darüber nachdenken.
Jedenfalls heißt es in Vers 9: „Nach diesem sah ich, und siehe, eine zahlreiche Menge, die niemand zählen konnte, aus jedem Volk, aus allen Stämmen, Völkerscharen, Sprachen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen, langen Gewändern, mit Palmzweigen in ihren Händen und riefen mit großer lauter Stimme.“
Wir haben hier zwei Teile, oder? Zuerst hört er etwas, er sieht diese Engel, die das Gericht vollziehen sollen. An den vier Ecken der Erde stehen die Engel, die das Gericht vollziehen sollen. Aber bevor das Gericht vollzogen wird, sollen die Knechte Gottes versiegelt werden, damit sie nicht gerichtet werden.
Das ist so wie bei Hesekiel. In Hesekiel 9 haben wir gerade vorher in der Pause darüber gesprochen. Hesekiel 9 zeigt ein ganz ähnliches Bild, das Gericht Gottes über Israel.
Da heißt es in Hesekiel 9: Die Herrlichkeit des Gottes Israels erhob sich, Vers 3, von dem Cherub. Er rief dem in Leinen Bekleideten zu, der das Schreibzeug eines Schreibers an seiner Hüfte hatte, und sprach zu ihm: „Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und zeichne ein Kennzeichen an die Stirnen der Männer, die seufzen und stöhnen über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen.“
In Jerusalem waren die meisten Götzendiener geworden, aber einige seufzten darüber, einige blieben treu, und sie stöhnten, weil sie wussten, dass es dem Herrn nicht gefällt. Sie beteten und beteten, das sind die Treuen.
Und zu jener Zeit sprach er vor meinen Ohren: „Geht hinter ihm her durch die Stadt und schlagt zu. Ihr sollt euch nicht betrüben und kein Mitleid haben mit Greisen, jungen Männern, Jungfrauen, Kindern, Frauen. Schlagt sie bis zur vollständigen Vernichtung, aber niemanden, an dem das Kennzeichen ist, dürft ihr euch nähern. Bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen.“
Dann fingen sie an und richteten die Stadt Jerusalem. Razeput, sagen wir österreichisch. „Zeigt euch aus.“ Ja, sie wurden kurz und klein geschlagen. Das war das Gericht über Jerusalem.
Hier haben wir also dasselbe Bild, aber in viel größerem Maßstab. Die Engel kommen von den vier Ecken der Erde, und jetzt gehen sie nicht durch die Stadt Jerusalem, sondern durch die ganzen Ecken der Erde, bevor sie durch die ganze Erde mit ihrem Gericht gehen.
Sie haben Winde in der Hand. Diese Winde sollen über die Erde wehen, das heißt die Gerichtswinde. Aber dann heißt es: Warte noch, warte noch! In Vers 3 wird das Gericht hinausgezögert. Er rief mit großer Stimme: „Schädigt nicht die Erde, noch das Meer, noch die Bäume.“ Übt das Gericht nicht aus, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihre Stirn versiegelt haben.
Die Knechte Gottes müssen versiegelt werden. Wer nicht versiegelt ist, wird geschlagen. Das Gericht kommt über alle Nichtversiegelten.
Er sieht nicht die einhundertvierundvierzigtausend. Lest man genauer, versteht man: Er sagt nicht „Und ich sah einhundertvierundvierzigtausend.“ Was steht hier? „Ich hörte.“ Er hört nur die Zahl. Er sieht sie nicht.
Er sieht auch keinen Juda, keinen Ruben, keinen Manasse, keinen Issachar usw. Die sieht er alle nicht. Er hört nur, es wird ihm etwas berichtet. Das ist wie in Kapitel 5. In Kapitel 5 hört er von einem Löwen. Der Löwe hat überwunden, der Löwe hat Gesicht, er hört von dem Löwen. Aber was sieht er? Er sieht das Lamm.
Er hört von 144.000. Und was sieht er? Eine unzählbar große Volksmenge. Da ist ein Unterschied zwischen dem, was er hört, und dem, was er sieht.
Es gibt eine große Diskussion unter Theologen. Sie streiten hin und her, ob es zwei Gruppen oder eine Gruppe sind und wie das mit der Zukunft Israels ist. Lassen wir die ganzen Diskussionen beiseite und vertiefen uns nur in den Text. Vergessen wir die Theologie und gehen nur in den Text.
Der Text spricht hier von einer Vision. Er sieht Engel, und die rufen. Sie hören eine Stimme, die ruft: „Schädigt nicht das Meer, wir müssen vorher die 144.000 versiegeln.“ Und es wird nur angesagt, dass die Knechte nicht geschädigt werden können, dass sie versiegelt werden.
Es wird nur angesagt, dass sie versiegelt werden.
Jetzt, bevor wir weitergehen, machen wir uns Gedanken über die Versiegelung. Was sagt das Buch der Offenbarung? Wo werden sie versiegelt? Wie sieht das Siegel aus? Gibt es noch eine Parallele, wo es weitergeht?
Schauen wir Kapitel 14. Die kommen ja noch mal vor. Kapitel 14, Vers 1. Das sieht er jetzt wirklich, was er vorher nur gehört hat.
„Und ich sah, und siehe, ein Lamm stand auf dem Berge Zion, und mit ihm waren einhundertvierzigtausend, die den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.“
Was steht an der Stirn? Wohin kommt das Siegel? Was ist also das Siegel? So einfach: Der Name des Vaters ist das Siegel.
Wer bekommt das Siegel? Wir haben es ja gestern schon gelesen, aber vielleicht haben wir es vergessen. Wer bekommt den Namen an die Stirn? Kapitel 3, Vers 12.
Was steht da? Kapitel 3, Vers 12: „Wer überwinden wird, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen. Und ich will auf ihm schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalems, der Stadt Jerusalems.“
Also, wer? Auf wem wird der Name Gottes geschrieben? Wer überwindet.
Jetzt schließt sich langsam der Kreis, und wir bekommen das Bild. Die Puzzleteile kommen zusammen. Das Siegel ist der Name des Vaters, der an die Stirn geschrieben wird.
Wann geschieht die Schreibung? Wann wird geschrieben? Nach Kapitel 3, Vers 12. Der, der überwindet, bekommt den Namen an die Stirn.
Das heißt, das Siegel wird erst mit dem Überwinden überreicht beziehungsweise auf die Stirn geschrieben. Das Siegel ist der Name des Vaters. Und wer überwindet, bekommt diesen Namen des Vaters an die Stirn.
Folge dessen: Wann geschieht die Versiegelung? In dem Moment, wo man überwunden hat.
In Kapitel 14 sieht man das Lamm stehen, und mit ihm die 144.000. Sie haben das Siegel an der Stirn, aber siegreich stehen sie da, die Schlacht ist vorüber.
Das hilft uns, Kapitel 7 zu verstehen. Denn die Frage war gewesen: Wer wird bestehen vor dem Gericht Gottes, vor dem Zorn Gottes, vor dem Zorn des Lammes? Wer kann bestehen?
Er sagt: Bestehen können die, die an der Stirn versiegelt werden. Und die Versiegelung geschieht in dem Moment, wo sie überwunden haben.
Das heißt, er sagt: Wartet noch mit dem Gericht, bis alle Knechte überwunden haben und an der Stirn mit dem Namen des Vaters versiegelt wurden.
Die Versiegelung geschieht dadurch, dass diese Leute überwinden, und der Herr sie als Knechte Gottes anerkennt. Weil sie überwunden haben, schreibt der Herr seinen Namen an ihre Stirn.
Deshalb hört er zuerst die Zahl, einhundertvierundvierzigtausend, und dann sieht er sie. Und wo sieht er sie, wenn er sie dann sieht, diese unzählbare Schar? Vor dem Thron! Sie sind zu Hause.
Ja, ich lese es noch, wir lesen mal das ganze Kapitel, dann wird das klar.
Die große Volksmenge vor dem Thron Gottes
Nach diesem sah ich eine zahlreiche Menge (Kapitel 7, Vers 9), die niemand zählen konnte. Sie kamen aus jedem Volk, allen Stämmen, Völkern und Sprachen. Sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, bekleidet mit weißen, langen Gewändern und hielten Palmen in ihren Händen.
Sie riefen mit lauter Stimme: „Das Heil gebührt dem, der auf dem Thron unseres Gottes sitzt, und dem Lamm!“
Alle Engel hatten sich um den Thron versammelt, ebenso die Ältesten und die vier lebenden Wesen. Sie fielen auf ihr Angesicht vor dem Thron, beteten Gott an und sprachen: „Amen! Lob und Herrlichkeit, Weisheit, Dank, Ehre, Kraft und Stärke gebühren unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen!“
Einer der Ältesten fragte: „Wer sind diese, die mit den langen weißen Gewändern bekleidet sind, und woher kamen sie?“
Ich antwortete ihm: „Du weißt es.“ Er sagte zu mir: „Diese sind es, die aus der großen Bedrängnis kommen. Sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie durch das Blut des Lammes weiß gemacht. Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel, dem Heiligtum. Der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen.“
Es wird ihnen nie wieder an Nahrung oder Wasser fehlen, und weder Sonne noch Hitze werden sie je mehr treffen. Denn das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden und zu lebendigen Wasserquellen führen. Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen.
Was sehen wir hier? Hier sind die Knechte Gottes, die große Bedrängnisse erlitten haben – sogar die größte Bedrängnis überhaupt. Es ist die bekannte Bedrängnis dieser Welt, jene schreckliche Zeit, in der sie verfolgt und geschlagen wurden. Letztlich haben sie überwunden, wenn auch durch den Tod. Sie sind Märtyrer geworden.
Sie haben überwunden und ihre Gewänder im Blut des Lammes gewaschen – so wie das Lamm Jesus geblutet hat. Hier zeigt sich ein Doppelbild: Das Blut steht für beides. Einerseits wurden sie durch das Blut erlöst, andererseits sind sie dem Lamm nachgefolgt, wohin es auch ging.
Das Lamm ging in den Tod, und sie sind ihm gefolgt. Sie haben durch das Blut des Lammes überwunden und ihr Leben bis zum Tod nicht geliebt. Sie blieben treu bis zum Tod. Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in Verehrung.
Hier haben wir also die Märtyrer.
Die zwei Gruppen in der Offenbarung und die Bedeutung von Überwinden
Jetzt fragen wir uns, was ist mit denen, die nicht Märtyrer sind. Wir dürfen nicht vergessen: In der Offenbarung gibt es nur zwei Gruppen, nur zwei. Die eine Gruppe sind die Märtyrer, die für Christus gestorben sind. Die andere Gruppe sind die Verlorenen. Es gibt keine dritte Gruppe. Lest die Offenbarung durch, ihr werdet keine weitere Gruppe finden.
Das Bild in der Offenbarung ist so gestaltet. Ich habe schon erklärt, dass „überwinden“ wirklich bedeutet, bis zum Tod treu zu bleiben. Ob tatsächlich jeder stirbt, weiß Johannes auch, und das weiß der Herr ebenfalls. Aber hier wird vorausgesetzt, dass man bereit ist, zu sterben. Überwinden tut man durch das Blut des Lammes. Hier haben wir also diese Erlösung.
Man sagt dann: „Moment, hier ist doch klar die Rede von den 144.000 aus den Stämmen Israels, das sind Israeliten. Und die anderen sind aus jedem Volk, Stamm, jeder Sprache.“ Wie soll das dieselbe Gruppe sein? Moment, wie war das vorher? Da wurde ein Löwe angekündigt, ein Löwe aus dem Stamm Juda. Und was hat man gehört und gesehen? Ein Lamm. Moment, das ist doch ein Löwe. Wie kann ein Löwe ein Lamm sein?
Der Löwe steht für den Messias, der kämpft und seine Schar anführt. Das Lamm zeigt, wie er gekämpft hat. Hier haben wir dasselbe Bild, nur dass es jetzt die Nachfolger sind. Der Löwe war aus dem Stamm Juda, und welcher Stamm ist hier der erste? Juda. Da besteht eine Verbindung. Die Kämpfer, die Soldaten – nein, Juda war der Kämpfer. Es geht darum, diesem aus dem Stamm Juda nachzufolgen.
Im Alten Testament wurde das Volk gezählt. Wann war eine Zählung wichtig? Wer wurde gezählt? Männer über zwanzig Jahren – Soldaten! Darum geht es. Es geht um die Heeresstärke, die festgestellt werden muss. Warum werden sie gezählt? Es sind Soldaten, Knechte Gottes, die kämpfen. Juda ist zuerst, das Volk Gottes, Israel mit Juda an erster Stelle. Der Löwe aus dem Stamm Juda führt sie an – das ist der Messias.
Diese Gruppe stellt das Israel Gottes dar. Denkt an die Verheißung an Israel. Was wurde Abraham versprochen? Was wurde ihm versprochen? Seine Nachkommen – unzählbare Sterne. Unzählbar werden die Nachkommen Abrahams sein. Hier haben wir die Nachkommen Abrahams, eine unzählbare Schar aus allen Völkern, Stämmen und Sprachen.
Die unzählbare Schar der Nachkommen Abrahams, liebe Geschwister, ist hier vor uns. Das sind die wahren Nachkommen Abrahams. Und wie ist das heute in Christus? Wer ist der Nachkomme Abrahams? Durch den Glauben seid ihr in Christus und in Abrahams Namen. Galater 3,28: Ihr seid Abrahams Nachkommen, ihr seid in Christus.
Zuerst wird das Heer dargestellt, das gezählte Heer mit dem Anführer Juda. Sie werden hier dargestellt – oder er hört sie – und sie sind gezählt: 144.000, aus jedem Stamm 12.000. Das ist eine wunderbare Heeresgruppe, ganz genau abgezählt. Das hört er. Aber sichtbar wurde eine unzählbare Schar.
Diese Gruppe ist ein und dieselbe. Die Versiegelung geschieht gerade dadurch, dass sie bis zum Tod treu sind. Deshalb müssen die Enkel warten. Das ist die Versiegelung. Er sagt den Enkeln: Nein, noch nicht Gericht, noch nicht Gericht. Zuerst müssen die Versiegelten kommen. Das heißt, zuerst müssen sie ihren Märtyrertod sterben, und danach, wenn die Zahl der Märtyrer voll ist, dann kann das Gericht kommen.
Wer kann bestehen vor dem Zorn des Lammes? Die Märtyrer können bestehen, die Überwinder können bestehen – das sind die Versiegelten, keine andere Gruppe. Das fügt sich in das ganze Bild der Offenbarung ein, was wir in Kapitel 3 gelesen haben, die Überwinder dort.
Vergessen wir nicht: Es sind die Christen von Philadelphia, die das lesen. Ihnen wurde gerade vorher gesagt: Wer überwindet, der bekommt den Namen Gottes an die Stirn. Und jetzt lesen sie, dass sie das Siegel an der Stirn bekommen, den Namen Gottes.
Wir dürfen nicht vergessen, dass das, was Johannes gesehen hat, Bilder sind. Die Übertragung ist unsere Aufgabe: Wir müssen nicht übertragen, wer es wann ist. Wer sind die Knechte Gottes? Wer sind die unzählbare Schar der Nachkommen Abrahams? Hier stehen sie mit langen weißen Gewändern, Palmen in ihren Händen – die Palmen als Zeichen des Sieges.
Wie war das bei den Israeliten? Sie kamen zu den Palmen, nachdem sie aus Ägypten ausgezogen waren. Die Palmen sind auch ein Bild von Sieg hier. Sie kommen aus großer Bedrängnis, aus der großen Bedrängnis dieser Welt schlechthin.
Ist es nicht so, dass die Gemeinde Jesu vor den Scharen Jesu Christi Bedrängnis leidet? Theologen sollen über die große Drangsal diskutieren und darüber, wer durch die große Drangsal muss. Die Gemeinde ist die ganze Zeit in der großen Drangsal.
Schauen wir mal nach Nordkorea. Das ist keine kleine Bedrängnis. Ich habe ein bisschen den Faden verloren. Die Zeit ist auch um. Wir wollen hier schließen und den Faden am Abend wieder aufnehmen.
