Ja, hallo, ich bin Johann und darf dich ganz herzlich zu unserer neuen Folge des Podcasts Alltagsmissionar begrüßen.
Heute wollen wir uns mit einer Begegnung beschäftigen, die Jesus mit einer Frau hatte. Diese Begegnung war etwas ganz Besonderes.
Ich lasse uns den Text aus Matthäus 15,21-28 nachlesen. Man könnte ihn auch in Markus 7,24-30 finden. Ich lese jedoch Matthäus 15 ab Vers 21.
Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück.
Und siehe, eine kanaanäische Frau, die aus jenem Gebiet kam, schrie: „Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen.“
Er aber antwortete ihr kein Wort. Seine Jünger traten hinzu, baten ihn und sprachen: „Entlass sie, denn sie schreit hinter uns her.“
Jesus antwortete und sprach: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“
Sie aber kam, warf sich vor ihm nieder und sprach: „Herr, hilf mir!“
Er antwortete und sprach zu ihr: „Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen.“
Sie aber sagte: „Ja, Herr, doch essen ja auch die Hunde von den Krumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“
Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: „Frau, dein Glaube ist groß, dir geschehe, wie du willst!“ Und ihre Tochter war von jener Stunde an geheilt.
Ja, wir sind hier im Hinterland von Tyrus und Sidon, diesen großen phönizischen Städten, angekommen – beziehungsweise der Herr Jesus ist mit seinen Jüngern dort angekommen.
Das ist ein ganz besonderes Gebiet. In Kapitel 11 hatte Jesus diese beiden Städte als exemplarisch für sündige Städte genannt. Er hatte Bethsaida und Korazim gewarnt, dass es ihnen nicht so ergehen würde wie den sündigen Städten oder gar noch schlimmer – Tyrus und Sidon.
Im Hesekiel 28 finden wir ein ganzes alttestamentliches Kapitel voller Gerichtsprophetie über Tyrus und Sidon. Tatsächlich ist der Herr hier mit seinen Jüngern in der fremden, sündigen Welt angekommen – wenn ich das mal in Anlehnung an unseren letzten Podcast-Titel so nennen darf.
Es ist auch nur diese eine Begegnung, nur diese eine Episode, die uns aus diesem Gebiet berichtet wird – hier bei Matthäus. Im nächsten Abschnitt finden wir ihn wieder am See von Galiläa, in Vers 29.
Nun, wer ist diese Frau und wo befinden wir uns hier? Zum einen kann man nebenbei bemerken, dass wir immer noch im Messiasland sind. Denn auch das Hinterland von Tyros und Sidon war nach dem Buch Josua tatsächlich dem Stamm Asser zugeordnet und hätte eigentlich auch Land der Israeliten sein sollen. Die politischen Gegebenheiten sind jedoch ganz anders.
Wir sind hier tatsächlich im Heidenland. Die Frau, die hier dem Herrn begegnet, ist eine Syrophönizierin, wie es im Markus-Evangelium im Parallelbericht heißt. Das bedeutet, sie spricht Griechisch und ist auch griechisch geprägt. Sie ist keine Jüdin. Matthäus nennt sie hier sogar Kanaaniterin oder kananäische Frau.
Menschen, die Kanaaniter genannt werden, sind ein Sinnbild dafür, dass sie Feinde des Volkes Gottes sind. Sie sind Feinde Gottes. Gott hatte sie unter Gericht gestellt, und eigentlich hätten die Israeliten dieses Gericht vollziehen müssen. Diese Frau ist ein Nachkomme dieses Volkes, das sich so sehr versündigt hatte. Das verleiht der Bezeichnung „Kanaaniterin“ einen negativen Beigeschmack.
Matthäus macht uns jedoch auch deutlich, dass jetzt eine ganz besondere Begebenheit folgt. Er leitet Vers 22 mit „Und siehe“ ein.
Ja, wenn wir uns das anschauen, was ist denn hier so Besonderes passiert? Hier ist ein Heilungswunder geschehen, ein Dämon wurde ausgetrieben. Das scheint uns ziemlich üblich zu sein, denn solche Ereignisse haben wir bereits öfter im Matthäusevangelium gelesen.
Interessant ist jedoch, dass die Heilung hier gar nicht so sehr im Mittelpunkt steht. Die Erkrankte selbst tritt nicht direkt in Erscheinung. Nur ihre Mutter setzt sich für sie ein. Die Tochter ist also nicht unmittelbar in das Geschehen eingebunden. Der letzte Vers lautet nur: „Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.“
Nicht die Bittstellerin selbst wird geheilt, und sie bittet auch nicht um Heilung. Stattdessen bittet ihre Mutter darum. Die Mutter ist eine der Hauptpersonen neben unserem Herrn, natürlich. Als Heidin hat sie dabei eine Besonderheit, denn es passieren nicht so oft Heilungswunder an Heiden oder gegenüber Heiden.
Uns fällt sofort die Geschichte aus Matthäus 8 ein, wo ein römischer Hauptmann, also ebenfalls ein Heide, genau das tut, was sie hier macht: für jemand anderen bittet und erhört wird. Auch dort zeigt sich der überraschte Ausdruck unseres Herrn, der den großen Glauben dieses heidnischen Hauptmanns anerkennt.
Heilung steht hier also nicht im Vordergrund, sondern der große Glaube, der zur Heilung führt oder der Anlass dafür ist, dass der Herr die Bitte um Heilung eines anderen gewährt.
Eine dritte Begebenheit ist die Begegnung mit der Frau, die an einer chronischen Blutung litt. Auch dort bestätigt der Herr gerne, dass sie einen großen Glauben hatte, der zur Heilung führte.
Ich hatte das schon in einer vorigen Folge erwähnt: Manchmal kommen Menschen zum Herrn, die bereits einen großen Glauben haben. Es ist nicht immer so, dass die Begegnung mit dem Herrn zum Glauben führt. Manche haben vielleicht schon von ihm gehört, ihn anonym beobachtet oder sind bei dem einen oder anderen Wunder dabei gewesen und haben so Glauben entwickelt.
In dieser Geschichte geht es also nicht darum, wie man zu diesem Glauben kommt. Das steht hier nicht im Vordergrund. Es ist keine missionarische Begegnung, bei der Jesus einer ungläubigen Frau begegnet und sie zum Glauben führt. Stattdessen bestätigt Jesus den Glauben einer bereits geretteten Seele. Und was wichtig ist: Er bestätigt diesen Glauben. Das ist das Thema.
Wenn man diesen Abschnitt zum ersten Mal liest und auf sich wirken lässt, ist man meistens überrascht. Ist Jesus hier nicht ungewöhnlich? Seine Abweisung lässt sich damit erklären, dass er einer Nichtjüdin begegnet. Dabei erinnert man sich natürlich an die Geschichte, die zeitlich vorher stattgefunden haben muss: Jesus spricht am Jakobsbrunnen mit der Samariterin, einer Frau, die von den Juden verachtet wird. Dort ist er doch viel freundlicher und zuvorkommender. Warum also hier diese Abweisung?
Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass auch in diesem Gespräch mit der Samariterin in Johannes 4 der Herr trotz aller Freundlichkeit einen Grundsatz betont. In Johannes 4, Vers 22 sagt er ihr gegenüber: „Das Heil ist aus den Juden.“ Das bedeutet, dass das Rettungsangebot Gottes sich zunächst an die Juden richtet und erst in zweiter Linie an andere.
Insofern ist Jesu Verhalten hier absolut in Übereinstimmung mit seinem Verhalten an anderen Orten. Er hält die Priorität ein, die ihm vom Vater gegeben wurde und die er auch seinen Jüngern weitergegeben hat. In Johannes 10 hatte er die Jünger ausgesandt und darauf bestanden, wohin sie gehen sollten. In Johannes 10, Vers 5 heißt es, dass sie nicht auf einen Weg der Nationen gehen und nicht in eine Stadt der Samariter, sondern zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.
Genau diese Formulierung finden wir auch hier: Jesus ist gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Paulus spricht in Römer 1, Vers 16 von der Kraft des Evangeliums und betont dort ebenfalls, dass es zuerst den Juden gilt. Erst in zweiter Linie und zeitlich danach, wenn die Juden den Glauben nicht annehmen, richtet sich das Evangelium an die anderen Völker.
Was ist hier der Zusammenhang mit unserer Frage nach Mission, insbesondere im Bereich der Alltagsmission?
Wir sehen ganz deutlich, dass selbst unter den Unterkananitern Glauben gefunden werden kann. Selbst dort lässt sich die Botschaft verkünden, ganz gleich, wie diese Frau zum Glauben gekommen ist oder was sie gehört hatte. Diese Frau besaß einen Glauben, wie er kaum in Israel zu finden war.
Das ist für Jünger wichtig zu wissen: Auch an Orten, an denen man es nicht erwartet, kann man Glauben finden oder Glauben durch das Evangelium geweckt werden.
Schauen wir uns nun den Glauben dieser Frau genauer an. Warum hatte sie diesen besonderen Glauben, den der Herr Jesus hervorhebt? War sie so wie jene, von denen in Johannes 2,23-25 berichtet wird? Dort heißt es, dass viele an Jesus glaubten, weil sie seine Zeichen sahen. Doch im nächsten Vers bemerkt Johannes, der Schreiber des Evangeliums, dass Jesus sich ihnen nicht anvertraute, weil er wusste, was in ihren Herzen war.
Jesus war also keineswegs beeindruckt von einem Glauben, der nur auf Zeichen basiert und der einfach nur profitieren will. Ein solcher Glaube könnte zum Beispiel von großer Sorge geprägt sein: „Meine Tochter ist krank, meine Tochter verhält sich ungewöhnlich, ich möchte, dass sie wieder gesund wird.“
Bei dieser Frau muss mehr gewesen sein. Das zeigt sich gerade in diesem Text und vielleicht auch an der zunächst schroff wirkenden Reaktion Jesu.
Fassen wir noch einmal zusammen: Wir haben hier einen dialogreichen Text, der sehr kontrastreich ist. Die Frau ruft „Erbarme dich!“, und Jesus antwortet nicht ein Wort. Die Jünger treten dann vor ihn und sagen, dass sie sie belästigt. „Schick sie weg!“ Wir wissen nicht genau, wie das gemeint war. Vielleicht wollten sie sagen: „Heile doch deine Tochter, und dann sind wir sie los.“ Oder sie schlugen vor, sie einfach wegzuschicken. Auf jeden Fall bringen sie ein neues Argument vor, warum Jesus nicht schweigend weitergehen sollte. Er soll doch wenigstens auf sie eingehen, damit sie Ruhe haben.
Schließlich fällt die Frau anbetend nieder vor dem Herrn und sagt: „Herr, hilf mir!“ Auch dann erfährt sie ein Wort, das wir als Ablehnung interpretieren könnten. Sie wird mit einem Straßenköter, mit einem Hund, verglichen. Das war für die damaligen Palästinenser ganz sicher kein Kompliment. Diese unsauberen Tiere fraßen Abfälle, übertrugen Krankheiten, waren nicht dressiert, nicht an Befehle gewöhnt, streunten auf den Straßen herum und galten als Metapher für unreine Menschen. Das ist bestimmt nichts, was man als Kompliment auffasst.
Dreimal eine Aufforderung: „Tu doch was!“ Und dreimal letztendlich ein eher „Nein“ oder gar keine Reaktion des Herrn. Das ist natürlich für Bibelkritiker zu allen Zeiten ein schlimmes Beispiel für männlichen Chauvinismus, für Brutalität und Beleidigung gewesen. Aber genau darum geht es hier ganz sicher nicht.
Vielmehr handelt es sich um eine Auftragserfüllung, die der Herr hier deutlich macht: Er ist gesendet. Und da sind wir bei uns als Alltagsmissionaren, nicht wahr? Jesus gehorcht dem Auftrag. Er ist gesendet zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Und was hier vor ihm steht beziehungsweise ihm nachfolgt, ist eine Heidin. Das ist der eine Aspekt: Er erfüllt diesen Auftrag.
Der andere Aspekt ist, dass er mit seiner Reaktion ihren Glauben auf die Probe stellt. Man kann auf zweierlei Weise etwas auf die Probe stellen: um zu beweisen, dass es nichts taugt, oder um das Gegenteil zu beweisen, nämlich dass es tatsächlich sehr, sehr stark ist. Gott führt uns nur, sagt Jakobus, in Prüfungen, die unseren Glauben bestätigen.
So ist es auch hier. Jesus wusste, dass diese scheinbar schroffe Ablehnung die Frau nicht zerbrechen würde, sondern dass sie ihren Glauben nur noch sichtbarer und siegreich herausstellen würde. Luther hat das einmal so ausgedrückt: Jesus redet nur darum so, dass er ihren Glauben versuchte.
Ein Ausleger, Barclay, sagt Folgendes: Wir können ziemlich sicher sein, dass das Lächeln auf Jesu Gesicht und das Mitgefühl in seinen Augen den Worten jede Beleidigung und Bitterkeit nahmen. Aber das wissen wir nicht, das haben wir nicht gesehen.
Wie sind die Worte Jesu zu verstehen? Lesen wir das, was die Frau sagt – einer der kürzesten Sätze im ganzen Neuen Testament. Sie antwortet, nachdem Jesus ihr gesagt hat, es sei nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen, mit den Worten: „Ja, Herr!“ Das ist eine uneingeschränkte Zustimmung.
Sie sagt: „Herr, das bist Du.“ So hatte sie ihn während des gesamten Dialogs immer angeredet. Sie hatte gesagt: „Erbarme dich meiner, Herr!“ oder „Herr, hilf mir!“ Und jetzt sagt sie eben: „Ja, Herr, Jesus ist der Herr.“ Was er sagt, ist die Wahrheit, das ist richtig. Wenn Gott seine Prioritäten in ihm verwirklicht und ihn mit dieser Sendung beauftragt hat, dann hat sie als Frau, als Kanäerin, als Mensch einfach nichts dagegen einzuwenden. Das ist nur Zustimmung.
Dennoch fügt sie einen zweiten Satz hinzu: „Und doch essen auch die Hündchen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen.“ Auch das ist kein Widerspruch, sondern ebenfalls eine Zustimmung. Dieses „Und doch“ kann man vielleicht besser mit „Jawohl, so ist es“ übersetzen und nicht als Einwand verstehen.
Was sie hier zusätzlich ins Spiel bringt, ist der Reichtum des Herrn, die Barmherzigkeit seines Gebens. „Ja“, sagt sie, „ich bin ein Hund.“ Oder besser gesagt: Sie benutzt hier zweimal die Verkleinerungsform. „Ich bin ein Hündchen.“ Hündchen werden vielleicht nicht aus dem Haus getrieben, wenn sie sich zufällig verirren. Sie dürfen auch mal Krumen essen, die heruntergefallen sind. Sie sind nicht so unbeliebt wie die großen und auch ein bisschen gefährlichen Hunde. Und sie essen auch nicht viel, sie sollen auch nicht viel essen, aber so ein paar Krümelchen – auch wieder Verkleinerungsform – ja, die dürfen sie durchaus haben.
Die Frau akzeptiert, dass sie wenig isst, und sie akzeptiert auch, dass sie nur eine kleine Bitte vorbringt im Vergleich zu Jesu Größe und Macht. Was sie einfach ausdrückt, ist: „Ich glaube, dass du bestimmst, und ich akzeptiere das. Ich bin demütig.“ Luther sagt es so, paraphrasiert ihre Antwort hier: „Du nennst mich Hund, nach deinem Wort handle mit mir.“ Damit beweist sie den Glauben, den Jesus hier auch lobt und anerkennt.
Sie akzeptiert Gottes Willen, sie fühlt sich nicht entwürdigt, sie stimmt dem Urteil zu. Ja, sie ist eine Heidin, sie hat gar kein Recht gegenüber Gott, so wie wir alle Menschen kein Recht gegenüber Gott haben, dass er sein Evangelium an uns verkündet und sogar seinen Gnadenakt vollzieht. Aber wir vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit.
Dreimal war sie abgelehnt worden, so könnte man es zumindest auffassen. Doch das hat sie nicht stur, mutlos oder störrisch gemacht. Sie sagt: „Ja, Herr.“ Und ich glaube, das ist ein entscheidender Punkt, der über den Erfolg unserer Evangeliumsdarstellung in irgendeiner Form entscheidet.
Schlussendlich müssen sich die Menschen entscheiden, ob sie sich vom Evangelium den Stolz brechen lassen. Diese Frau hatte keinen Stolz mehr, sie war bereits gläubig und brauchte keine weitere Bestätigung. Sie empfand es nicht als beleidigend, wie mit ihr umgegangen wurde, sondern konnte noch „Ja, Herr“ sagen – aus vollem Herzen.
Das Evangelium bricht den Stolz des Menschen.
Sollen wir deswegen das Evangelium beleidigend, provozierend oder überheblich weitergeben? Natürlich nicht.
Erstens ist hier bereits eine glaubende Person angesprochen, und wenn wir das Evangelium weitergeben, denken wir vor allem an Menschen, die fernstehen. Zweitens ist es der Herr, der hier auf die Probe stellt, im Wissen um die Größe des Glaubens. Er weiß, dass dies mit einer Bewährung des Glaubens endet.
Wir sollten nicht den Stolz von Fernstehenden brechen und auch nicht als stolze Verkündiger auftreten. Gleichzeitig, und das können wir aus diesem Abschnitt lernen, sollten wir den Stolz in der Verkündigung nicht nähren. Denn das würde dem Wirken des Evangeliums entgegenwirken.
Das Evangelium will den Menschen Gnade bringen. Wenn der Mensch jedoch zu stolz ist, um Gnade anzunehmen, dann nimmt er auch das Evangelium nicht an.
Der Altersmissionar – das sollten wir uns merken – muss Gnade und Barmherzigkeit verkörpern. Er darf nicht auf seine eigene Stellung oder sein Verdienst bauen oder diese im Zuhörer suchen.
Vielleicht noch zwei zusätzliche Punkte, die wir aus diesem Abschnitt für Altersmissionare mitnehmen können.
Erstens: Konzentriere dich auf deine eigentliche Aufgabe. Jesus macht uns das vor. Er sagt: „Ich bin gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ Das gilt für uns heute nicht mehr. Wir haben ganz deutlich den erweiterten Auftrag, dass wir zu allen Völkern gehen dürfen und sollen (Matthäus 28,18-20).
Natürlich können auch wir in unserer Sendung nicht immer klar konzentriert sein. Es könnte passieren, dass wir uns auf die falschen Personen konzentrieren – auf diejenigen, die sich schon weigern, dem Wortgehorsam zu folgen. So heißt es einmal in der Apostelgeschichte, und Paulus sagt: „Ich trenne mich jetzt von euch“ (Apostelgeschichte 19). Wir können zu viel Zeit für eine Person aufwenden und dadurch diese Zeit nicht für eine andere Person nutzen.
Daher ist die Frage immer: Bin ich wirklich hierher gesandt? Bin ich genau an diesem richtigen Ort? Oder höre ich nur auf die lautesten Schreie? Diese Frage ist für jeden Alltagsmissionar wichtig. Herr, zeige mir, wo mein Gebiet ist – auch wenn es bis ins Kanaanland oder bis nach Syrophenitien reicht.
Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte – und auf den ich bisher noch gar nicht eingegangen bin – betrifft den Kontext sowohl dieser Stelle in Matthäus 15 als auch der in mancher Hinsicht parallelen Stelle in Matthäus 8, wo der heidnische römische Hauptmann Jesus um Heilung seines kranken Knechtes bittet.
In beiden Kontexten geht es eigentlich um Verunreinigung. Vor der Heilung des Knechtes des römischen Hauptmanns steht die kurze Episode in Matthäus 8, Verse 1-4, von der Heilung des Aussätzigen. Gerade in dieser Stelle heißt es, dass Jesus diesen Aussätzigen berührte und heilte.
Kurz danach, und auch hier, wird gezeigt, dass der Herr durchaus auch mit Worten aus der Ferne wirken kann. Doch diesen Aussätzigen berührt er persönlich. Die Frage stellt sich natürlich: Ist Jesus jetzt unrein geworden? Hat er in diesem Heilungswunder tatsächlich Erfolg?
Er hat Erfolg. Er sagt dem Aussätzigen, er solle sich dem Priester zeigen. Und der Priester würde dann bestätigen, dass er tatsächlich geheilt ist. Auch der römische Hauptmann bittet darum, dass Jesus gar nicht in sein Haus kommen muss, sondern von ferne den Befehl geben möge, damit sein Knecht wieder heil wird. Er weiß sicherlich, dass die Juden nicht in Häuser von Heiden gehen, um sie zu pflegen. Und Jesus als Jude würde das bestimmt auch nicht tun – so mag seine Überlegung gewesen sein.
Der Kontext ist also Verunreinigung. Wir dürfen in scheinbar verunreinigte Gebiete und zu scheinbar verunreinigten Menschen gehen. Dort können wir Glauben feststellen – im Falle Jesu – und das Evangelium verkündigen, ohne uns selbst zu verunreinigen.
Auch in Matthäus 15 befinden wir uns sinnbildlich in der Stadt Tyrus und Sidon oder zumindest im Umfeld davon. Hier geht es in Kapitel 15, Vers 10, um die Frage, was einen Menschen verunreinigt. Der Herr spricht darüber, dass wir nicht durch das, was wir als Speise aufnehmen, verunreinigt werden, sondern durch das, was in unserem Herzen ist.
Kurzum, lieber Alltagsmissionar: Du kannst aus dieser Stelle sehen, dass du durchaus zu den Menschen gehen kannst, zu denen Gott dich sendet, ohne dich selbst zu beschmutzen. Das steht alles im Kontext der Frage von Verunreinigung.
Unser Herr sagt: Anstatt fernzubleiben, weil du mich verunreinigen könntest, habe ich einen Auftrag. Du musst beweisen, dass dieser Auftrag auch für dich gilt, indem du deinen Glauben unter Beweis stellst – so wie diese Frau es getan hat.
Also: Nicht unfreundlich sein, nicht stolz, sondern den Stolz brechen, den das Evangelium bricht. Keine Angst vor Verunreinigung haben, sondern den Auftrag im Blick behalten.
Ich danke dir für dein Zuhören und wünsche dir, dass du rein bleibst und auf deinen Auftrag fokussiert bist. Tschüss, bis zum nächsten Mal.