Einführung in das Gleichnis vom Sämann
Ich möchte heute Morgen mit euch über ein bekanntes Gleichnis sprechen. Es findet sich in allen drei der ersten Evangelien: Matthäus, Markus und auch Lukas. Ich lese hier den Text aus dem Lukas-Evangelium, Kapitel 8, Verse 4 bis 15.
Es geht um das Gleichnis vom Sämann oder, wie man auch sagen kann, das Gleichnis vom Samen, der ausgestreut wird – also von der Saat und wie es ihr ergeht.
Im Lukas-Evangelium, Kapitel 8, Vers 4 heißt es: Als aber die große Volksmenge zusammenlief und sie von Stadt zu Stadt zu ihm zogen, sprach er durch Gleichnisse. Hier ist wieder von Jesus die Rede.
Der Sämann ging aus, um seinen Samen zu säen. Als er säte, fiel das eine auf den Rand des Weges, wurde zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen es. Ein anderes fiel auf den Felsen. Als es herangewachsen war, vertrocknete es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Manches fiel inmitten der Dornen, und die mit ihm heranwachsenden Dornen erstickten es. Wieder anderes fiel auf die gute Erde. Als es herangewachsen war, brachte es hundertfältig Frucht.
Als er das sagte, rief er: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Seine Jünger fragten ihn, was dieses Gleichnis bedeute. Er antwortete: „Euch ist gegeben, die Gleichnisse des Reiches Gottes zu erkennen, den übrigen aber in Gleichnissen, damit sie sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen.“
Dieses Gleichnis bedeutet Folgendes: Der Same ist das Wort Gottes. Die am Weg sind diejenigen, die gehört haben. Dann kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihren Herzen, damit sie nicht zum Glauben kommen und gerettet werden.
Die, die auf den Felsen fallen, sind diejenigen, die das Wort mit Freuden annehmen, wenn sie es hören. Sie haben aber keine Wurzel. Sie glauben eine Zeit lang, doch in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.
Das, was in die Dornen fällt, sind diejenigen, die gehört haben, aber durch Sorgen, Reichtum und die Vergnügungen des Lebens in ihrem Lebenswandel erstickt werden. So lassen sie die Frucht nicht reifen.
Die Saat auf der guten Erde sind diejenigen, die das Wort, das sie gehört haben, in einem schönen und guten Herzen behalten und mit Ausdauer Frucht bringen.
Die Zuhörerschaft und Perspektiven des Gleichnisses
Zunächst könnten wir uns die Frage stellen: Wer gehört zu den Zuhörern dieses Gleichnisses? Die Einleitung beginnt in Vers 4 mit der großen Volksmenge. Daraus müssen wir schließen, dass es sich um ganz unterschiedliche Personen handelt. Hier sind Juden, Heiden, Pharisäer und Jünger Jesu vertreten. Dieses Gleichnis richtet sich offenbar nicht an eine ganz bestimmte, ausgewählte Personengruppe.
Das Gleichnis verfolgt zwei verschiedene Zielvorstellungen beziehungsweise Perspektiven, die wir einnehmen können. Einerseits können wir uns in den Seemann hineinversetzen, also in den Bauern, der aussät. Das ist eine Möglichkeit. Dabei können wir darüber nachdenken, dass wir etwas tun und dies eine bestimmte Auswirkung hat. Die Frage ist, inwiefern wir diese Auswirkung beeinflussen wollen.
Die zweite Perspektive ist, dass wir als Menschen der Boden sind. So deutet Jesus es ja später auch, dass es Menschen gibt, die das Wort Gottes hören und unterschiedlich darauf reagieren.
Einerseits können wir diejenigen sein, die das Wort Gottes ausstreuen. Es wird ja gesagt, der Samen ist das Wort Gottes. Das heißt, in dieser Perspektive sind wir diejenigen, die anderen Menschen etwas von Gott erzählen. Das kann bedeuten, dass wir eine Predigt in einem Gottesdienst halten oder eine kleine Schrift auf der Straße verteilen. In all diesen Fällen streuen wir das Wort Gottes aus – das, was Gott gesagt hat, geben wir an andere Menschen weiter.
Nun können wir uns Gedanken darüber machen, was mit dem, was wir ausstreuen, geschieht. Dabei wird uns deutlich vor Augen geführt, dass nicht alles, was wir vom Wort Gottes weitergeben, von den Menschen begeistert aufgenommen wird. Diese Wahrheit haben die meisten von uns wahrscheinlich schon erfahren. Wenn jemand vom Glauben erzählt, gibt es manche, die sagen: „Das ist mir doch egal, lass mich in Ruhe, nerv mich nicht.“
Dann gibt es andere, die zunächst begeistert sind, sagen: „Toll, super, erzähl mir noch mehr davon!“ Doch nach einiger Zeit sagen sie: „Jetzt habe ich genug, es ist vorbei.“
Was wir hier sehen, ist, dass tatsächlich nur bei der vierten Gruppe, also nur bei einem Teil der Menschen, das Ergebnis eintritt, das wir uns wünschen und erwarten. Es handelt sich um den fruchtbaren Boden, bei dem die Menschen dauerhaft davon berührt sind.
Ermutigung für die Ausstreuenden des Wortes
Wenn wir diejenigen sind, die das Wort Gottes weitergeben, gibt es eine wichtige Ermutigung: Tu es und rechne nicht damit, dass dir sofort alle zuhören oder alle Christen werden. Lass dich dadurch weder entmutigen noch übermäßig ermutigen. Denn selbst Jesus ist es so ergangen, ebenso seinen Jüngern. Es ist ganz normal, dass nur ein kleiner Teil der Menschen, mit denen wir den Glauben teilen, wirklich bereit dafür ist.
Ich habe einmal in einem Buch gelesen, dass man damit rechnen muss, dass 80 Prozent der Menschen, mit denen man über den Glauben spricht, nach einer gewissen Zeit nichts mehr davon wissen wollen. Manche lehnen den Glauben sofort ab, andere erst nach einer Weile. Um aber die restlichen 20 Prozent zu erreichen, muss man alle 100 ansprechen. Denn wenn ich die 100 nicht anspreche, bleiben am Ende auch die 20 nicht übrig.
Das bedeutet, man muss von Anfang an damit rechnen, dass nicht alles Erfolg haben wird. Für den Sämann oder Bauern ist das an dieser Stelle erst einmal frustrierend. Er streut Samen aus, und wenn er nur darauf schaut, dass vieles schiefgeht, hört er vielleicht ganz auf. Doch wenn er aufhört, gibt es keine Ernte, und er muss hungern.
Im übertragenen Sinne gilt das auch für das Weitergeben des Wortes Gottes: Wenn du es nicht weitergibst und dabei nicht damit rechnest, dass manche Menschen später nichts mehr davon wissen wollen, wird niemand zum Glauben kommen. Kein Mensch wird sich wirklich Jesus anschließen, denn das gehört einfach dazu auf dieser Erde.
Das ist eine Perspektive, die wir haben. Nun werde ich gleich mehr Wert auf eine andere Perspektive legen, nämlich die der Menschen, die das Wort Gottes hören. Sei es in einer Predigt wie jetzt, sei es beim Lesen der Bibel oder im Gespräch mit anderen über den Glauben – wie reagieren wir darauf?
Wir werden vier verschiedene Personengruppen betrachten und sehen, was ihren Umgang mit dem Wort Gottes beeinflusst und was wirkt.
Die Funktion der Gleichnisse und ihre Wirkung
Zuvor allerdings noch ein Wort, ja klar, yes. Ich würde sagen, nicht unbedingt. Das andere Gleichnis sagt ja nichts darüber aus, wie sehr du dich mühen musst oder was dabei als Abfall zurückbleibt. Stattdessen wird gesagt, dass diejenigen, die Gott ansprechen will, so weit sind.
Das Gleichnis will mehr sagen: Mach dich bereit und geh hin, ohne dich auf den direkten Erfolg zu konzentrieren. Es sagt nichts darüber aus, wie viel dabei letztlich herauskommt.
Jesus spricht hier übrigens auch davon, dass das Reich Gottes nachher herbeigekommen ist. Er verheißt den Jüngern, dass sie in seinem Segen hingehen werden. Wenn wir jedoch Paulus’ Predigt in Korinth betrachten, wie sieht es mit der großen Masse der Zuhörer aus? Die große Masse interessiert sich nicht dafür. Letztendlich ist es nur eine kleine Gruppe, die sich Paulus anschließt und Christ wird.
Das ist selbst beim Pfingstfest so. Wir denken an die vier, die zum Glauben kommen. Aber damals waren vielleicht 20 bis 30 Juden am Tempel versammelt. Das heißt, wir müssen auf der einen Seite schon anerkennen, dass Gott segnet. Denn wenn Gott nicht segnen würde, dann wären ja nicht einmal diese vier Menschen da. Dann würde nichts passieren.
Wie groß diese Gruppe genau war, mit den 20 oder 80, ist nicht biblisch belegt. Es steht so nicht in der Bibel. Wie viel Prozent das jeweils sind, wird ebenfalls nicht angegeben.
Was uns das Gleichnis zeigen will, ist: Du streust aus, und ein gewisser Teil davon hat nicht den Erfolg, den du dir wünschst. Aber es gibt auch den anderen Teil, der Erfolg hat. Ich würde dieses Gleichnis nicht unbedingt so interpretieren, dass es denselben Blickwinkel betont, aber natürlich gilt das auch.
Realistische Erwartungen und Ermutigung im Glaubensleben
Herr, vielen Dank, das ist doch noch eine schöne Ergänzung. Also schauen wir nicht auf die 80 Millionen, sondern auf die potenziellen 20 Millionen Menschen in Deutschland, die offen für den Glauben sein könnten – selbst wenn wir nur ein Viertel davon rechnen. Da haben wir noch einiges zu tun.
Stellen wir uns das mal vor: Dann könnte es auf einmal zehnmal so viele Gemeinden geben wie Zoltschigetsch und entsprechend viele Gläubige. Das ist wirklich eine Herausforderung.
Ich denke, es ist wie mit dem Wind: Man ist herausgefordert, etwas zu tun, und Gott wird segnen. Aber man sollte nicht in der Illusion leben, dass sich jeder, dem man das Evangelium verkündet, sofort bekehrt. Das wird nicht passieren.
Deshalb ist das eine Ermutigung und keine Ursache für Depression. Depressiv wird nur derjenige, der die falsche Erwartung hat, dass alle sofort Christen werden müssen, wenn man ihnen das Evangelium bringt. Das wird nicht geschehen, und das sagt uns auch das Gleichnis.
Sei realistisch und denke daran: Das Wort Gottes wird ausgestreut. Es liegt nicht am Samen, wenn es nicht aufgeht, sondern am Boden, auf den er fällt – im Gleichnis also an den Menschen. Niemand wird gezwungen, Christ zu werden, aber Gott hat manche Menschen bereit dafür gemacht.
Die Bedeutung der inneren Herzenshaltung für das Verständnis der Gleichnisse
Jetzt möchte ich, bevor ich auf die einzelnen Details eingehe, noch kurz ein Wort dazu sagen, was Jesus generell über Gleichnisse an dieser Stelle zu sagen hat. Die Jünger fragen ihn nämlich mitten im Gespräch, bevor er das Gleichnis deutet: „Warum sprichst du eigentlich in Gleichnissen?“ oder „Was bedeutet das?“
Jesus antwortet, dass das Gleichnis den Jüngern gegeben ist, damit sie das Reich Gottes erkennen. Den anderen hingegen dient es sozusagen dazu, es nicht zu erkennen. Das klingt auf den ersten Blick etwas seltsam.
Ich denke, was Jesus damit sagen will, ist: Gleichnisse illustrieren uns ziemlich klar, wie geistliches Leben funktioniert, wer Gott ist und wie Gott handelt – vorausgesetzt, wir sind offen für das, was Gott uns sagen will. Für diejenigen, die sich innerlich dagegen sträuben, bleiben die Gleichnisse rätselhaft. Das waren damals zum Beispiel die Pharisäer. Sie suchten nur nach Fehlern oder nach etwas, woran sie Jesus festnageln konnten. Bei den Gleichnissen gelingt ihnen das nicht. Sie reden drumherum, was Jesus wohl damit sagen will, aber sie können ihn nicht festnageln, weil es immer nur ihre Interpretation ist.
Jesus sagt also den einen: „Ihr, die ihr offen seid, versteht das Reich Gottes besser.“ Und ich hoffe, dass wir heute Morgen zu denen gehören, die offen sind für das, was Jesus uns sagen will. Die anderen, die nicht offen sind, sagen dann nur: „Was soll denn dieser Quatsch? Warum sagt er nicht endlich, was er will?“ Für sie bleibt es unverständlich.
Es kommt also auch hier auf unsere innere Herzenshaltung an. Deshalb gibt es diesen Unterschied: „Ihr“, die Jünger, seid bereit, auf Jesus zu hören, und die anderen – damit sind nicht alle gemeint, sondern einige andere Zuhörer – verstehen es nicht. Ich glaube, das gilt generell auch heute. Jesus will niemanden ausschließen. Aber sein Hauptziel ist es, denen, die hören wollen, anschaulich zu erklären, wie Glaube funktioniert und worum es im Glauben geht.
Gleichnisse haben zudem einen weiteren Vorteil für uns. Wenn jemand in einem Gleichnis erzählt, fühlen wir uns nicht so schnell angegriffen. Das ist ein Vorteil: Wenn uns jemand eine geistliche Wahrheit in einem Gleichnis sagt, nehmen wir das eher an und sind eher bereit, darauf einzugehen. Wenn uns jemand aber direkt eine geistliche Wahrheit ins Gesicht sagt, reagieren wir oft abwehrend.
Nehmen wir zum Beispiel an, du bist jemand, der oft schlecht über andere redet. Wenn ich dann direkt zu dir komme und sage: „Du Sünder, üble Nachrede ist falsch, du musst bereuen!“ – meistens reagieren die Leute nicht mit „Danke, dass du mir das sagst, alles klar.“ Sondern sie sagen: „Was fällt dir eigentlich ein? Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen! Schau erst mal auf dich! Steht überhaupt in der Bibel, dass du richten sollst?“ Dann kommen alle Verse, die man sich zur Rechtfertigung zurechtgelegt hat, und das Thema ist erledigt.
Wenn aber jemand ein Gleichnis erzählt, dann ist das oft anders. Ihr kennt vielleicht solche Gleichnisse: Da war mal jemand mit einem Federkissen, das aufging, und die Federn flogen überall herum. Man denkt an nichts Böses, und plötzlich kommt am Ende die Erkenntnis: So ist es auch mit übler Nachrede. Wenn du einmal angefangen hast, bekommst du es nie wieder zurück. Dann denkst du: „Ja, stimmt.“
Es ist also leichter, Wahrheiten zu akzeptieren, wenn sie uns in einer Geschichte nahegebracht werden, in der wir uns nicht gleich angegriffen fühlen. Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum Jesus Gleichnisse wählt. Sie helfen uns, geistliche Wahrheiten, die manchmal weh tun, leichter zu verstehen und anzunehmen.
Das kann übrigens auch eine Herausforderung für uns sein, wenn wir anderen Menschen das Evangelium, also das Wort Gottes, erklären wollen. Dann ist es manchmal hilfreich, auf Bilder oder Gleichnisse zurückzugreifen. Natürlich müssen diese gut ausgesucht sein, damit derjenige versteht, was wir sagen wollen. Aber wenn sie gut gewählt sind, helfen sie oft, dass Menschen erst einmal ihre Hemmungen überwinden und sich mit geistlichen Dingen auseinandersetzen. Denn eine Geschichte aus dem Leben ist leichter zugänglich.
Ich sage mal: Christsein ist wie Autofahren. Man muss tanken und die Verkehrsregeln beachten. Dabei könnte man sagen, dass das Tanken den Heiligen Geist meint und die Verkehrsregeln die Zehn Gebote sind. Das ist jetzt nur ein Beispiel, nicht ganz ideal, aber man kann heute viele solche Beispiele finden, um zu erklären, wie Glaube funktioniert.
Das wollte ich nur kurz anmerken zu dem, was Jesus hier an dieser Stelle zu seinen Gleichnissen sagt.
Kontext und weitere Beispiele für die Wirkung des Wortes Gottes
Direkt davor, wenn wir den Kontext betrachten, finden wir am Ende von Kapitel 7 die Aussage: Eine Frau kommt zu Jesus und salbt ihn. Das ist ein Beispiel dafür, wie Menschen sich zum Wort Gottes verhalten. Diese Frau nimmt das Wort Gottes auf, und ihr Leben zeigt große Dankbarkeit.
Wir wissen nicht genau, was diese Frau getan hat. Es wird nur von einer Sünderin gesprochen, aber welche Sünden sie begangen hat, steht nicht im Detail. Auf jeden Fall ist hier eine positive Reaktion auf das Wort Gottes zu erkennen.
Am Anfang von Kapitel 18 sehen wir ebenfalls positive Reaktionen auf das Wort Gottes. Dort wird von einigen Frauen berichtet, die sich Jesus angeschlossen haben, nachdem sie sein Wort gehört hatten oder durch ihn geheilt worden waren.
Ein weiteres Beispiel finden wir in Kapitel 8, Vers 19, wo Jesus über seine wahren Verwandten spricht. Er sagt: „Derjenige sind meine Brüder und Schwestern, die diese meine Worte hören und tun“ (Vers 21). Das bedeutet, zu Jesus gehören diejenigen, die seine Worte hören und danach handeln.
Das entspricht direkt dem, was das vierte Ackerfeld beschreibt. Es wird als gute Erde dargestellt, die das Wort aufnimmt, dabei bleibt und fruchtbar wird.
Hier gibt es noch eine zusätzliche Deutung: Der Kontext zeigt uns, was Jesus mit seiner Aussage meint. Er erklärt, wer seine wahren Jünger sind, wer wirklich Christen sind. Es sind nicht diejenigen, die die Predigt nur passiv aufnehmen oder einfach Mitglied einer Kirche sind. Nur das Wort Gottes zu hören, macht einen nicht zum Christen.
Auch eine zeitweilige Begeisterung für das Wort macht noch keinen Christen aus. Zum Christen werden nur diejenigen, die das Wort aufnehmen, bei ihm bleiben und bei denen es fruchtbar wächst. Das zeigt sich in einer dauerhaften Lebensveränderung.
Kurzfristige religiöse Begeisterung ist kein Christsein. Nur die beständige Umsetzung des Wortes Gottes kennzeichnet einen echten Christen.
Die vier Gruppen der Zuhörer und ihre Bedeutung
Und da kommen wir jetzt auch im Detail darauf. Wir haben jetzt diese verschiedenen Gruppen, die ich jeweils kurz vorstellen und mit einem Namen benennen möchte.
Wir fangen an mit Kapitel 8, Vers 4: „Als nun aber die große Volksmenge zusammenlief und sie von Stadt zu Stadt zu ihm herzogen, sprach er durch Gleichnisse.“ Hier beginnt also ein neuer Abschnitt. Es ist ein riesiger Zulauf zu Jesus, und wahrscheinlich spricht er gerade deshalb in Gleichnissen. Denn nicht alle, die ihm zuhören, haben die Illusion, jetzt schon alles getan zu haben, worauf es ankommt.
Seine Zuhörer, die jetzt dabei sind, entsprechen dem vierfältigen Ackerfeld. Dort sind die einen, dort die anderen – alle vier Arten sind dabei. Deshalb spricht er zu ihnen. Wir wissen ja auch, dass Leute, die zu Jesus kamen, seine Jünger sehen wollten. Sie waren begeistert und wollten ihn zum König machen. Immer wieder bremst er sie aber und sagt: Nein, nein, darauf kommt es nicht an. Er will keine große Anhängerschar, die ihm zujubelt, sondern echte Nachfolger. Menschen, die es wirklich ernst nehmen.
Das sagt er eben gegenüber der großen Volksmenge, die dort erwähnt wird. Er ist in dieser Begegnung mit den Menschen. Das Gleichnis beginnt dann ohne große Einleitung in Vers 5. Ich werde immer gleich die Deutung Jesu dazulesen. Ihr müsst ein bisschen im Text springen, denn sonst müssten wir hinterher alles wiederholen.
Ich lese also jetzt Vers 5 und direkt danach die Verse 11 und 12, weil das dann die Deutung von Vers 5 ist: „Der Seemann ging aus, um seinen Samen zu säen, und als er säte, da fiel das eine auf den Rand des Weges und wurde zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen es.“ Dieses Gleichnis aber bedeutet: Der Same ist das Wort Gottes. Die am Weg sind die, die gehört haben. Dann kommt der Teufel und nimmt das Wort weg aus ihrem Herzen, damit sie nicht zum Glauben kommen und gerettet werden.
Ich muss also gar nicht mehr viel deuten, denn bei diesem Gleichnis haben wir den großen Vorteil, dass Jesus es selbst deutet. Trotzdem möchte ich ein paar kleine Erklärungen dazu geben.
Erst einmal dieses Bild: Das Wort Gottes, also die Ansprache Gottes an uns, wird als Saat, als Same bezeichnet. Das ist nicht unbedingt selten. Das haben wir in der Umwelt Israels häufiger, sodass die Zuhörer das damals auch gleich einordnen konnten.
Zum Beispiel bei Plutarch, der die Erziehung mit der Landwirtschaft vergleicht. Er sagt, der Boden sind die Anlagen im Menschen, die gut sein müssen. Der Landmann ist dann der Lehrer, der geschickt den Samen ausstreuen soll. Wenn beides aufeinandertrifft – die guten Anlagen beim Kind und der talentierte Lehrer – dann wächst das auch gut.
Aber nicht nur bei Plutarch, sondern auch bei den Juden finden wir dieses Bild im Talmud. Hier bei Lukas steht stärker das Schicksal der Saat im Mittelpunkt. Bei Markus dagegen ist stärker der Seemann, also derjenige, der aussät, im Blickfeld.
Wir könnten uns auch die Frage stellen: Ist dieser Bauer nicht ein bisschen unklug? Wer streut schon den Samen auf den Weg? Würde heute doch keiner tun. Stellt euch vor, ihr habt euer Feld irgendwo neben einer Bundesstraße und streut dort den Samen aus. Da muss man doch sagen, das ist doch dumm. Da weiß doch jeder, hier kommen vielleicht nicht die Vögel, aber die Autos, die alles plattfahren. Da wächst nichts.
Nun, da müssen wir uns natürlich in die damalige Umwelt Israels hineinversetzen. Dort war es so, dass durch Erbfolge und andere Umstände die Felder immer kleiner wurden. Die meisten Felder waren relativ schmale Landstreifen, und zwischen diesen Landstreifen waren Wege. Diese Wege waren plattgetreten mit Lehm, und genau diese sind gemeint.
Wir müssen außerdem bedenken, dass man damals keine Sämaschinen wie heute hatte, die die Körner genau in vorhergezogene Rinnen fallen lassen. Wenn man säte, hatte man einen Beutel in der Hand oder vor dem Bauch. Dann nahm man sich Samen heraus und streute ihn aus. Dabei blieb es automatisch nicht aus, dass auch einiges auf die Wege zwischen den schmalen Feldstreifen fiel.
Deshalb wird hier durchaus eine realistische Situation beschrieben und keine künstlich erfundene.
Die erste Gruppe: Die Ungläubigen
Die erste Gruppe, die hier vorgestellt wird, möchte ich die Ungläubigen nennen. Das heißt, der Seemann hat in diesem Fall eigentlich nichts falsch gemacht. Der Samen, den er verwendet, ist gut, daran wird nichts gemäkelt. Natürlich könnte es sein, dass er falschen Samen genommen hätte, aber das fällt hier nicht ins Gewicht. Er hat alles richtig gemacht.
Entscheidend ist, wie die Menschen, denen er predigt, das Wort aufnehmen. Darauf kommt es in diesem Moment an. Die Qualität des Bodens kann der Seemann in diesem Beispiel nicht beeinflussen. Dort, wo der Weg ist, kann er nicht aufpflügen; der Boden gehört ihm nicht, er ist einfach so.
Hier wird das Geschehen beschrieben, das im Herzen des Menschen stattfindet. Im Herzen des Menschen trifft das Wort Gottes auf die Zuhörer. Sie hören einfach zu, was gesagt wird. Dabei ist der Boden allein nicht das Entscheidende. Er ist hart, das heißt, die Samen können nicht eindringen.
Hier ist also ein Mensch, der das Wort intellektuell anhört und die Worte versteht, aber sie nicht an sich herankommen lässt. Er hat eine Art Panzer um sich herum gebildet: „Mich soll nichts verletzen. Ich wurde schon oft verletzt oder betrogen. Ich kann nur mir selbst vertrauen.“ Dieser Panzer schützt ihn.
Man hört zwar intellektuell zu und speichert das Wort vielleicht ab, aber das Wort Gottes bleibt an der Oberfläche und dringt nicht ein. Was passiert dann? Man muss nur warten, und etwas anderes von außen zerstört das, was da liegt, und nimmt es weg.
Das ist das, was hier mit den Vögeln beschrieben wird. Interessanterweise ist es nicht allein der Boden, der zum Verhängnis für das Wort Gottes wird, sodass es nicht den Zweck erfüllt, den es haben soll. Es ist etwas, das von außen hinzukommt und das Wort wieder davonträgt.
Hier wird gesagt, das sei der Teufel. Natürlich steht nicht plötzlich jemand mit Pferdefuß und Hörnern auf dem Kopf da und sagt: „Jetzt musst du alles vergessen, was du gehört hast.“ So ist das nicht. Es sind vielmehr feinere Mechanismen, die eine Rolle spielen.
Da gibt es Dinge, die uns ablenken. Oder wir lesen später in einem Buch wie „Der Gotteswahn“ von Richard Dawkins, das den Glauben an Gott als dumm darstellt. Keiner tut das, aber plötzlich denkt man: „Na gut, so tief ist das ja sowieso nicht verwurzelt.“ Zack, alles über Bord geworfen.
Oder es können auch andere Dinge sein: Meine Aufmerksamkeit wird durch alltägliche Beschäftigungen abgelenkt. Dann verschwinden alle Gedanken von selbst, weil sie nicht tief eingedrungen sind. Ich höre zu, aber nach ein paar Wochen sind die Gedanken wieder vergessen, überdeckt durch andere Gedanken oder in Zweifel gezogen.
Das ist das, was hier beschrieben wird. Das Wort Gottes wirkt nicht automatisch, sodass jeder, der es hört, es versteht und auch tut. Bei manchen bleibt es nur an der Oberfläche.
Ich möchte hier zwei Anwendungen geben: eine für die Ungläubigen, also für Menschen, die noch keine Christen sind, und eine für die Gläubigen.
Die Anwendung für die Ungläubigen lautet: Möglicherweise bist du jemand, der die Wahrheit Gottes hört und erkennt, der vielleicht sogar ein bisschen Interesse daran hat und vielleicht mal eine Gemeinde besucht. Aber letztlich bewegt dich das nicht wirklich.
Aus verschiedenen Gründen bist du damit konfrontiert worden, doch du lässt es nicht in dich hineinkommen. Innerlich prallt es von dir ab. Dann können ganz schnell Zweifel, andere Gedanken oder Alltagsdinge von außen kommen, die dich ablenken. So schnell, wie du es gehört hast, ist es auch wieder weg.
Hier wird klar, dass daraus nie ein lebendiger Glaube entstehen wird. Du darfst dich nicht wundern, dass du nichts mit Gott erlebst. Das geht nur dort, wo es dich tief trifft und du es an dich herankommen lässt.
Sonst hörst du andere Leute sagen: „Ich habe etwas mit Gott erlebt.“ Das wirst du nie erleben, weil der Samen nicht ins Herz eindringt.
Für den Gläubigen bedeutet das Folgendes: Du hast dich bekehrt, das ist hier nicht die Frage. Aber das Wort Gottes will uns nicht nur zum Glauben führen, sondern auch im Glauben weiterführen.
Du hast etwas als richtig erkannt, weigerst dich aber, es umzusetzen. Ständig kommen andere Ideen, und du suchst Rechtfertigungen, warum du es nicht tust.
Zum Beispiel wird dir klar, dass du regelmäßig in der Bibel lesen solltest. Weil du dich aber nicht persönlich betroffen fühlst, hörst du es nur intellektuell. Dann kommen schnell Ausreden: „Ich habe sowieso nie Zeit“ oder „Ich verstehe das doch alles nicht.“
Dann kommen alle möglichen Gedanken, wie hier mit den Vögeln beschrieben, die alles wegnehmen, was du als Gute Sachen gehört hast. Am Ende bist du genauso wie vorher.
Auch für den Gläubigen muss das Wort Gottes im Herzen sein, Frucht bringen und wachsen. Das geschieht nur, wenn er es aufnimmt.
Hier geht es nicht um Rettung – die betrifft den, der noch nicht Christ ist. Hier geht es um Wachstum im Glauben. Auch dabei gelten dieselben Regeln für den Umgang mit dem Wort Gottes.
Die zweite Gruppe: Die Schwachen
So, bitte sehr. Möchtest du noch etwas sagen? Ja, stimmt, genau. Vielen Dank für die Ergänzung. Das wäre hier, würde ich sagen, auf einer ähnlichen Ebene, denn es ist auch etwas von außen Kommendes, das das Wort Gottes wegnimmt, sodass es keine Frucht mehr bringt und bei mir nichts bewirken kann.
Es ist hier aber nicht der Boden selbst. Es werden ja immer zwei Dinge beschrieben: Einerseits das, was ich beeinflussen kann, nämlich der Boden – das bin ich als Zuhörer. Andererseits gibt es äußere Faktoren, die begünstigen oder benachteiligen, dass das Wort Gottes wachsen kann. Beide Faktoren bewirken dann den Erfolg oder Misserfolg.
Dann haben wir Vers 6 und Vers 13: „Und anderes fiel auf den Felsen nieder, und als es herangewachsen war, vertrocknete es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.“ Das sind die, die das Wort mit Freude annehmen, wenn sie es hören, aber keine Wurzeln haben. Sie glauben eine Zeit lang, und zur Zeit der Versuchung fallen sie ab.
Ich möchte den Boden, der hier beschrieben wird, also die Menschen, die damit gemeint sind, die Schwachen nennen. Waren das zuerst die Ungläubigen, die das Wort gar nicht an sich herankommen lassen, sind diese hier einen Schritt weiter. Sie nehmen es erst einmal offen an. Sie sind möglicherweise sogar begeistert dabei.
Denn wenn hier steht „auf dem Felsen“, ist nicht nur der Felsen gemeint, den man sieht. Damals – oder wenn ihr heute in Israel seid, wisst ihr – sind die meisten Ackerflächen in Israel steinig. Damals ist niemand hingegangen, um alle Steine herauszusuchen. Man hat das Erdreich umgegraben, dabei lagen Steine darin. Es gab viele Flächen, wo einfach Stein unten drunter lag und oben nur eine dünne Schicht Erde.
Jetzt wurde der Same ausgestreut, und der Same, der darauf liegt, wächst sogar erst einmal an. Genauso ist es hier gemeint. Wenn es bloßer Stein wäre, wäre es wie der Weg – das ist hier nicht gemeint. Hier ist gemeint, dass nur eine dünne Erdschicht darüber liegt. Sobald das wächst, gibt es keine Feuchtigkeit. Warum? Weil Feuchtigkeit den Boden darunter braucht.
Wenn ich Steine habe und oben nur ein bisschen Erde, dann reicht die Sonne, und alles trocknet aus – alles ist vorbei. So ähnlich ist das hier gemeint. Es sind nicht Leute, die von vornherein „Nein“ sagen und nichts mit dem Glauben zu tun haben wollen, sondern Leute, die zuhören, aber denen die Tiefe fehlt. Die Feuchtigkeit fehlt, wie hier steht, weil die Tiefe nicht da ist. Die Feuchtigkeit fehlt, es fehlen die Nährstoffe, es fehlt das Wachstum.
Wenn wir das übertragen wollten, dann können wir sagen: Das sind Menschen, die in Zeiten der Versuchung plötzlich abfallen. Was ist Versuchung? Versuchung ist, dass dein Glaube auf die Probe gestellt wird. Es kostet plötzlich etwas, den Glauben auszuleben. Es ist nicht mehr nur so, dass ich das höre, begeistert bin und mich öffne, sondern jetzt wird es schwierig.
Hier zeigt sich, ob der Glaube echt ist, ob er sich bewährt, wenn ich dabei bleibe. Das, was hier negativ dargestellt wird, ist eine Art Schönwetterglaube, der am Alltagstest scheitert.
Nun könnten wir uns die Frage stellen: Wie war das bei den Christen damals? Wir kennen Beispiele dafür. Da sind Leute begeistert und sagen: „Ja, wir folgen Jesus nach.“ Dann wird es schwierig, und irgendwann sagen sie: „Das ist mir zu viel.“ Vielleicht sind das solche, die Jesus an Palmsonntag zujubeln und sagen: „Das ist der Sohn Gottes, Halleluja!“ – und ein paar Tage später rufen sie: „Kreuzige ihn!“, weil sich der Wind gedreht hat.
Solche Menschen gibt es auch heute. Sie kommen zu einer christlichen Veranstaltung, alles ist positiv. Sie sagen: „Ja, ich will auch Christ werden.“ Aber im Alltag sind sie zurück. Die Freunde sagen: „Willst du wirklich Christ sein? Das ist doch blöd. Warum machst du das? Du verzichtest auf vieles.“ Dann überlegen sie sich: „Okay, ich bin nicht bereit, das zu tun. Ich mache das doch nicht.“ Und so ist es ganz schnell wieder vorbei.
Das sind Leute, die es an sich herankommen lassen, die ernsthaft etwas tun wollen, aber nicht bereit sind, weiterzugehen.
Jetzt wäre die Frage: Was hindert sie daran, weiterzugehen? Was ist damit wohl gemeint? Hier ist ja Wasser erwähnt. Wenn wir in der Bibel schauen, ist Wasser häufig ein Hinweis auf die enge Verbindung zu Jesus. Denken wir an Jesus bei der Samariterin, wo er sagt: „Ich will dir lebendiges Wasser geben.“ Das meint die Verbindung zu Jesus als Wasserquelle.
Ich habe den Eindruck, hier ist etwas Ähnliches gemeint. Hier wird auch die Wurzel angesprochen. Der Same ist ausgestreut, man hört zu, aber es sind keine Wurzeln, die Halt geben und das Wasser aufnehmen können.
Ich denke, hier wird darauf angespielt, dass es, wenn du das Wort Gottes aufnehmen willst, eine gewisse Kontinuität braucht. Es braucht eine intensivere Beziehung zum Wort Gottes, zu Jesus Christus. Ohne das geht es nicht.
Dann hörst du das, findest es ganz toll, hörst von der Seligpreisung: „Selig sind die so und so“, und denkst: „Ja, das will ich auch.“ Aber dir fehlt die innere Verwurzelung in Jesus. Dann kann diese erste Begeisterung nicht halten, wenn äußere Schwierigkeiten kommen.
Ich denke, das ist hier gemeint. Es genügt nicht, wenn man sich nur einmal im Jahr „gießen“ lässt. Das heißt: Einmal im Jahr bin ich so richtig begeistert vom Glauben. Ich höre viel davon. Ich möchte nichts Schlechtes über Brake sagen, aber ich könnte sagen: In Brake zum Beispiel komme ich her und höre viel vom Glauben, und der Rest des Jahres ist nichts da.
Dann vertrocknet es schnell, genauso wie hier. Du bist zwei, drei Wochen zu Hause, und plötzlich merkst du: Alles weg, geht nicht mehr. Weil die kontinuierliche Verbindung zu Jesus fehlt.
Das trifft hier auch zu. Dann kann das Wort Gottes nicht zum eigentlichen Ziel kommen.
Wie ist das bei Ungläubigen? Ich glaube, sie sind diejenigen, die schnell begeistert sind, sich vielleicht sogar bekehren und sagen: „Herr Jesus, ich will mit dir leben.“ Aber es ist keine Wurzel da. Die Verbindung zu Jesus ist nicht wirklich da. Die Umkehr ist nur oberflächlich und vielleicht stark emotional ausgerichtet.
Deshalb greift sie nicht wirklich im Leben Fuß und ist schnell wieder vorbei, wenn äußere Widerstände oder Schwierigkeiten kommen.
Für Gläubige gilt Ähnliches: Sie haben etwas erkannt, fühlen Jesus ganz nahe. Es gibt Veranstaltungen, bei denen man ein religiöses Heilgefühl haben kann. Diese Begeisterung hält aber nicht.
Ich bin an einem Abendgottesdienst, es wird gesungen und gepredigt, ich fühle mich offen. Aber am nächsten Tag bin ich wieder an der Arbeit, und alles ist vergessen. Das ist ungefähr so wie hier.
Derjenige ist offen, bereit, begeistert, aber es bleibt nicht. Weil das ständige Bewässern fehlt. Die Wurzeln sind nicht tief, sondern nur an der Oberfläche.
Wie war jetzt die Begründung, dass es doch am Boden liegt? Denn der Fels ist ja verdichteter Boden, also nicht einfach Dreck, der in die Ritzen fällt, sondern eine Bodenfläche.
Genau. Ich würde hier deuten, dass im Boden die mangelnde Verwurzelung liegt. Meine Begeisterung ist nur oberflächlich. Ich bin nicht bereit, mein Leben wirklich verändern zu lassen.
Das würde ich sagen. Hier ist nicht die Ablehnung von vornherein: „Ich höre mir das an, das ist mir egal.“ Sondern ich bin offen, höre zu, lasse mich sogar begeistern. Aber wenn es um Lebensveränderung geht, zum Beispiel dafür einzustehen, vor anderen zu sagen: „Ja, ich bin Christ“, dann nicht.
Das ist, denke ich, hier der Unterschied zum ersten Boden, bei dem von außen stark eingegriffen wird. Hier spielt der innere Faktor eine Rolle, der eine Stärkung oder Schwäche bewirkt.
Die dritte Gruppe: Die Erstickten
Dann kommen wir zu der dritten Gruppe, bitte. Ich erwähne das deshalb, weil ich zuvor gesagt habe, dass die Zuhörer sowohl Gläubige, also die Jünger, als auch Ungläubige sind. Diejenigen, die das Wort Gottes empfangen – hier im Bild, in dem Jesus predigt –, sind sowohl Gläubige als auch Ungläubige. Deshalb versuche ich immer zu unterscheiden, was das für die Gläubigen bedeutet und was für die Nichtgläubigen.
Das sind ja die Anwendungen, denn das Wort Gottes bewirkt bei den Ungläubigen etwas anderes als bei den Gläubigen. Für die Ungläubigen eröffnet es zunächst den Weg zu Gott und zeigt ihnen den Weg zur Sündenvergebung. Für die Gläubigen ist das Wort Gottes, das hier der Same ist, das Wachstum bewirken soll. Jesus deutet das so: Es soll zu größerer Erkenntnis Gottes und zu einer näheren Beziehung zu Gott führen. Beide Wirkungen können hier verhindert werden.
Der Gläubige geht deshalb nicht verloren, weil er sich in dem Moment nicht öffnet. Bei dem Nichtgläubigen fehlt der Same Gottes, der ausgestreut wird, und es wächst zunächst gar nichts. Er wird erst einmal nicht gläubig. Deshalb gibt es diese beiden Anwendungen. Dieses Gleichnis ist letztendlich für Gläubige und Ungläubige. Das Publikum besteht aus der großen Volksmenge und gleichzeitig aus den Jüngern, die Jesus vor sich hat. Die Bedeutung ist für die einen etwas anders als für die anderen, was die Auswirkungen dessen angeht, was bewirkt wird.
Gut, ich komme zur dritten Gruppe. Nein, gerade umgekehrt: Das Saatgut hat nichts damit zu tun. Das Saatgut ist ja das Wort Gottes, das hierher gesagt wird. Und das Wort Gottes ist von der Qualität her immer gleich gut. Hier wird nichts über die Qualität des Wortes Gottes gesagt, es ist immer gleich gut und auch fruchtbar. Das heißt, das, was auf den Weg fällt, könnte genauso gut in die gute Erde fallen und anwachsen. Es liegt also nicht am Wort Gottes, wenn wir es ausstreuen, sondern daran, wie es vom Boden aufgenommen wird. Der Boden sind die Menschen, die zuhören. So wäre die Deutung.
Also: Das Saatgut ist nicht die Erde, sondern die Erde sind die Menschen. Dann gibt es die äußeren Einflüsse, das sind einmal die Vögel, die Menschen, die es zertreten, das Unkraut kommt gleich noch. Und das Saatgut ist das Wort Gottes, das ausgestreut wird – die Predigt, die die Leute hören, die Bibel, die sie lesen und so weiter. Das ist prinzipiell erst einmal gut. Über die Qualität wird hier nichts gesagt. Man könnte zwar noch eine Variante machen, dass es nicht aufgeht, weil das Saatgut schlecht ist, aber das wird hier nicht erwähnt, nur als Beispiel.
Generell ist das Saatgut gut, aber es geht aus verschiedenen Gründen nicht auf.
Wenn ich jetzt zur dritten Gruppe komme, den Erstickten, lese ich: „Und anderes fiel mitten unter die Dornen, und die mit ihm heranwachsenden Dornen erstickten es.“ Das aber in die Dornen Fallende, interpretiert Jesus in Vers 14, das sind diejenigen, die gehört haben, aber von den Sorgen, dem Reichtum und den Vergnügungen des Lebens in ihrem Lebenswandel erstickt werden und die Frucht nicht reifen lassen.
Also, mitten unter die Dornen fällt das Saatgut, und es geht nicht auf. Scheinbar wird hier ausgesät, so müssen wir uns das vorstellen, und jetzt ist der Same von den Dornen in der Erde. Eigentlich kann man das Wort „Dorn“ – und so wird es in manchen Büchern auch übersetzt – mit „Dornstrauch“ übersetzen. Das wäre aber nicht im richtigen Sinne dieser Bedeutung, sondern es bedeutet vielmehr eine Art Distel.
Denn die Dornsträucher sind mehrjährige Gewächse, und kein Bauer käme auf die Idee, auf seinem Acker Dornsträucher wachsen zu lassen, da könnte er ja nichts mehr ernten, sondern die werden ausgerissen. Was man aber nicht ausreißen kann, wenn man aussät, sind andere Samen im Boden – hier sind Samen gemeint wie Disteln, die häufig schneller wachsen als das Getreide und dann das Getreide unter sich ersticken können.
Es gibt hier insbesondere eine Art von Disteln, die heißt Notobasis syrica. Diese wachsen sehr schnell, haben große Blätter, und diese Blätter gehen rechts und links über die Körner drüber, sodass diese nicht mehr wachsen können. Das ist das Bild, das hier gemeint ist.
Jesus deutet hier auch, was den Glauben ersticken kann, das Gute, das wir hören. Wir hören etwas Gutes im Glauben, aber dann kommen andere Dinge und ersticken es.
Hier werden einmal Sorgen genannt. Sorgen werden auch in Lukas 12 erwähnt, nämlich die Sorgen des Alltags. Jesus sagt dort auch: „Sorgt nicht!“ Denn Sorgen führen dazu, dass ich nicht auf Gott schaue, sondern versuche, alle Lebensprobleme selbst zu lösen.
Weil ich so sehr mit dem Lösen der Lebensprobleme beschäftigt bin, tritt das Wort Gottes in den Hintergrund. Ich konzentriere mich auf etwas anderes, verliere Gott aus dem Blick und lasse mich nur von all den großen Problemen und Schwierigkeiten beeinflussen, mit denen ich zu tun habe. Das erstickt letztendlich den Glauben.
Der Glaube kann auch dadurch erstickt werden, dass ich sage: „Gott löst ja nicht alles. Ich habe gebetet, und immer noch habe ich nicht den BMW vor der Tür, den ich will.“ Es könnte ja sein. Und da merken wir hier: Falsche Sorgen ersticken das Gute, das Gott bewirken will, weil ich auf die falschen Dinge sehe.
Das ist ein Problem. Ich beschäftige mich sehr stark mit dem, was ich habe oder was ich vielleicht in der Zukunft nicht habe, mit dem, was ich befürchte. Das lenkt den Blick von Gott ab – Sorgen.
Als Nächstes wird der Reichtum erwähnt. Reichtum ist in den Evangelien ein Problem, mit dem Jesus sich immer wieder auseinandersetzt. Warum kann Reichtum ablenken?
Das kennen wir wahrscheinlich alle: Wenn wir viel Besitz haben, können wir uns viel leisten. Dann verbringen wir viel Freizeit damit, darüber nachzudenken, wie das noch mehr wird und was wir damit alles tun können. Am Ende bleibt kaum Zeit, sich intensiv mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen und es auch umzusetzen.
Darüber hinaus könnten wir immer daran denken: Wenn ich mit Gott lebe, bedeutet das auch eine Veränderung meiner Besitzverhältnisse. Plötzlich müsste ich vielleicht etwas von dem, was ich habe, weggeben.
Dann kommen wieder die Sorgen auf. Das will ich nicht, also nehme ich den Glauben nicht so ernst. Diese Lebensveränderung will ich nicht. Das ist eine weitere Möglichkeit.
Drittens werden die Vergnügungen des Lebens beschrieben. Der griechische Begriff, der hier steht, hat einen negativen Beiklang. Es sind Vergnügungen, die eher vom Wesentlichen des Lebens ablenken.
Einerseits werden Menschen durch Sorgen abgehalten, die so stark in den Vordergrund treten, dass das, was ich vom Wort Gottes gehört habe, gar keinen Platz mehr hat. Ich muss immer nur Probleme lösen oder meinen Besitz pflegen.
Der Reiche hat so viel zu tun, dass er gar keine Zeit mehr für das Wort Gottes hat. Die dritten Menschen sind in der Spaßgesellschaft zuhause. Es gibt so viel zu erleben, so viel Spaß in der Welt, so viel zu genießen – und dann keinen Platz mehr für Gott.
Mal ein schönes Event mitzumachen, ist noch in Ordnung, das ist dabei. Aber wenn es heißt, ich müsste darauf verzichten, will ich das nicht.
Dann wuchert der Spaß so stark, die Freude und die Vergnügung so sehr, dass das, was Gott mir sagen will, gar keinen Platz mehr hat und unterdrückt wird.
Das sind also die Gefährdungen, die wir hier vor Augen haben. Das ist diese Gruppe von Menschen. Sie sind durchaus offen gegenüber dem Glauben. Das wird hier ja nicht ausgeschlossen. Es wächst sogar an, es sind Wurzeln da, ein guter Anfang.
Aber dann merke ich im Alltag, dass das richtig etwas kostet. Plötzlich wachsen andere Dinge so stark in meinem Leben, dass der Glaube darunter verkümmert. So müssen wir uns das vorstellen: Es wächst ein Pflänzchen heraus, aber es verkümmert mit der Zeit, weil die anderen Dinge zu groß werden.
Hier mangelt es nicht in erster Linie daran, dass ich kein Wasser zuführe. Vielleicht bin ich als Christ sogar jemand, der ab und zu in der Bibel liest, sich damit auseinandersetzt, zuhört und es sogar will. Aber ich lasse es nicht in meinem Leben wachsen, sondern es wird durch äußere Einflüsse erstickt.
Was bedeutet das für den Ungläubigen? Die Sorgen lassen mich weg von Gott schauen. Ich muss erst alle Schwierigkeiten lösen, und dann kann ich auf Gott hören. Wenn ich alles im Griff habe, beschäftige ich mich damit.
Gott wird manchmal auch nur als Problemlöser angesehen. Wenn dann eine Enttäuschung folgt, sagt man: „Mit Gott will ich nichts mehr zu tun haben.“
Ich habe ein Problem, bete um einen Job oder sonst etwas, es klappt nicht, und dann denke ich: „Gott bringt ja nichts.“ Also kümmere ich mich nicht mehr um ihn.
Genauso ist es mit dem, was ich über den Spaß gesagt habe: Er kann abhalten. Ich will meine Verhaltensweisen nicht ändern, meine Gewohnheiten nicht aufgeben. Vergnügungen sind wichtiger als das, was ich vom Wort Gottes höre.
Für den Gläubigen ist es ganz ähnlich. Er kann verführt werden durch äußere Erwartungen, zum Beispiel ständige Gesundheit, ewiges Glück oder großen Reichtum. Wenn er das nicht bekommt, sagt er vielleicht: „Ich will Jesus nicht mehr nachfolgen.“
Die vierte Gruppe: Die Erfolgreichen
Wir haben dann noch eine letzte Gruppe, das sind die Erfolgreichen, zu denen wir hoffentlich alle gehören wollen.
„Anderes fiel in die gute Erde, und als es herangewachsen war, brachte es hundertfältig Frucht.“ Als er das sagte, rief er: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“
Das aber, Vers 15, auf die gute Erde sind die, die in einem schönen, guten Herzen das Wort, das sie gehört haben, behalten und in Ausdauer Frucht bringen.
Das heißt, hier sind drei Stufen der Leute, die das richtig machen. Erstens: Sie hören das Wort Gottes aufmerksam, das heißt, sie hören gut zu. Zweitens: Das Gehörte sackt auch ins Herz. Drittens: Sie bleiben mit Ausdauer dabei. Also drei Stufen.
Das bedeutet, was den richtigen Christen ausmacht und den richtigen Umgang mit dem Wort Gottes definiert, ist nicht nur, sich die Zeit zu nehmen, gut zuzuhören, sondern das Gehörte ins Herz sacken zu lassen. Das heißt, zu überlegen: Was bedeutet das für mich? Und dann mit Ausdauer dabei zu bleiben.
Es geht also nicht um schnelles Hören, kurzzeitige Begeisterung und dann alles wieder über Bord werfen. Das sind diejenigen, die scheitern. Diejenigen aber, die Frucht bringen – und hier ja Frucht bringen, wie man sich das damals kaum vorstellen konnte –, sind wie eine Wunderfrucht.
Aus einem Korn werden plötzlich hundert. Solche großen Ernten gab es damals nicht, es gab noch keine Gentechnik. Aber es soll gesagt werden, dass diese Frucht, die da wirkt, nicht das Verdienst des Bodens ist, sondern wie ein Wunder.
Das heißt, das, was wir tun können, ist nur das Offen-Sein, das Sacken-Lassen und der Versuch, es umzusetzen. Das Gedeihen schenkt hier natürlich Gott. Die Frucht, die alles übertrifft, was wir uns vorstellen können, schenkt ebenfalls nur Gott.
Hier soll gesagt werden: Wenn wir bereit sind, dann verspricht Gott auch wirklich, etwas in uns und um uns herum zu bewirken. Das ist das, was Gott bewirkt. Aber wir müssen eben diese Bereitschaft haben.
Das sind die, die hier als die Erfolgreichen beschrieben werden. Und wenn hier steht „ins Herz“, dann meint das den Persönlichkeitskern, den eigentlichen Kern von Wünschen, Fühlen und Wollen.
Damit ist nicht nur der Verstand gemeint, auch nicht nur das Alltagsleben oder irgendwelche Traditionen, mit denen ich zu tun habe, oder eine dauerhafte Verantwortung, in die ich hineingenommen bin.
Das bedeutet für denjenigen, der nicht Christ ist: Ich höre das Evangelium, ich merke, ich bin davon betroffen, und dann bekenne ich meine Schuld. Ich sage zu Gott: „Ich bin vor dir schuldig, vergib du mir. Dein Sohn ist gestorben.“ Und ich bleibe auch dabei, nicht: „Morgen überlege ich es mir neu.“
Für den Gläubigen bedeutet das: Gott zeigt mir etwas durch sein Wort, ich lasse es an mich herankommen. Ich habe jetzt nicht alle möglichen Entschuldigungen, ich lasse die Sorgen nicht weg, sondern setze mich kontinuierlich damit auseinander.
Dann bleibt es dabei, auch wenn es schwierig wird. Ich sage: „Ich will daran festhalten.“ Und dann ist der Segen, der uns verheißen wird, da. Dann wird Gott auch wirklich wirken.
Bei dem, der oberflächlich begeistert ist, hat Gott nicht versprochen, dass er wirken wird. Nein, der geht wieder weg. Wer nur von sich aus auf die Sorgen schaut, der erfährt ebenfalls nicht den Segen Gottes.
Aber bei dem anderen wird der Segen Gottes sein. Segen Gottes heißt hier nicht, dass Gott immer das tut, was wir wollen – das ist nicht so. Aber wie der Segen dann aussieht, das sehen wir im Leben der Jünger im Neuen Testament.
Das werden die Einzelnen von uns wahrscheinlich auch schon erfahren haben.
Abschluss und Gebet
Da die Zeit hier vorangeschritten ist, werde ich jetzt Schluss machen, ein Gebet sprechen und euch mit den Gedanken alleine lassen. Ich hoffe, dass ihr alle zu dem vierten Boden gehört und jetzt nicht schnell wieder zum Alltag übergeht.
Nicht einfach alles zack, wieder weg – das wären dann die Vögel hier, nicht das Mittagessen oder so. Also nein, lasst euch da nicht verführen, sondern seid dieser dritte Boden. Lasst das auch ins Herz fallen und bleibt dann kontinuierlich dabei. Ich bete noch mit euch dafür.
Vater im Himmel, vielen Dank auch für dieses Gleichnis vom vierfachen Acker und von der Saat, die dort ausgesät wird. Ich möchte dich bitten, dass du uns erkennen lässt, zu welchem Boden wir gehören oder wo wir in Gefahr stehen, etwas falsch zu machen mit deinem Wort, mit dem, was wir von dir hören.
Gib uns Weisheit, richtig zu handeln, uns nicht ablenken zu lassen durch diese Vögel, die schlechten Gedanken, oder durch die Sorgen des Alltags. Lass uns nicht durch einen oberflächlichen Lebensstil abgelenkt werden. Verhärte uns auch nicht, sodass wir dich gar nicht mehr an uns heranlassen wollen.
Zeig uns, dass es gut ist, auf dich zu hören, das Gehörte auch im Leben anzuwenden und dabei zu bleiben. Gib uns diese Kontinuität, Festigkeit und Ausdauer, damit wir erleben dürfen, wie das, was wir für andere sind, wie das, was wir anderen vom Glauben erzählen oder selbst hören, Frucht bringt.
Lass uns merken, dass sich unser Leben verändert, dass du in unser Leben eingreifst, wir dich im Alltag erfahren und im Glauben sowie in der Beziehung zu dir wachsen. Vielen Dank, dass du versprochen hast, das auch zu tun. Amen.