Herr Präsident! Heute ist bereits der letzte Abend hier. Ich danke Ihnen für die Zeit, die ich bei Ihnen verbringen durfte.
Morgen werde ich in die Schweiz fahren. In zwei Wochen werde ich jedoch einige von Ihnen wieder in Höningen treffen. Ich bin dankbar, wenn Sie für diese Zeit beten. Wir werden dort das Buch Josua betrachten.
Heute Abend beschäftigen wir uns mit Kapitel 11. Zunächst möchte ich die Verse 11 bis 15 kurz wiederholen. Anschließend werden wir die Verse 16 bis 32 noch lesen.
Israels Verwerfung und der treue Überrest
In Kapitel 11, in den Versen 1 bis 10, behandelt Paulus die Zukunft Israels. Er zeigt uns, dass Israels Verwerfung nur teilweise ist, also nicht vollständig, und dass sie nicht alle Israeliten betrifft.
In den Versen 11 bis 32 wird er weiter erklären, dass Israels Verwerfung nicht notwendigerweise endgültig ist. Ich betone „notwendigerweise“, weil eine Bedingung gegeben wird: der Glaube.
Die heidnischen Christen in Rom hatten den Eindruck, dass Israel als Ganzes von Gott unwiderruflich verworfen sei. Dies führte zu Fragen bezüglich der Treue Gottes zu seinen Verheißungen, die er dem Volk Israel im Alten Testament gegeben hatte.
Darauf antwortet der Apostel in den Kapiteln 9 bis 11 des Römerbriefs. Er zeigt, dass das, was gegenwärtig mit dem Volk Israel geschieht und geschehen ist, genau mit den Verheißungen Gottes übereinstimmt. Ebenso entspricht es seinem bisherigen Handeln in der Geschichte mit Israel.
Paulus erklärt, dass die göttlichen Verheißungen in Bezug auf Israel nur für den treuen Überrest gelten. Das heißt, für den treuen Kern, die frommen Juden, nicht für diejenigen, die im Götzendienst abgefallen sind. Wie zur Zeit Elias, als viele den Baal angebetet haben, bestand der treue Kern aus siebentausend Israeliten, die dem Herrn treu blieben.
Die Erfüllung der Verheißungen bezieht sich also auf diesen treuen Überrest. Nicht alles, was aus Israel stammt, ist wirklich Israel. Die alttestamentlichen Verheißungen gelten weiterhin für diejenigen, die das wahre Israel sind.
Das rebellische Volk hat Gott immer wieder bestraft und ihre Herzen verhärtet. Zum Beispiel lesen wir in Jesaja 6 davon, dass Gott ihr Herz verhärtete. Dennoch erreichte er immer wieder sein Ziel, indem er einen kleinen Überrest rettete.
Dieser Überrest war auch bei der Rückführung aus der babylonischen Gefangenschaft präsent. Das ganze Volk war einst nach Babylon in Gefangenschaft geführt worden, aber nicht das gesamte Volk kehrte zurück. Ein Teil kam unter Serubbabel zurück, ein weiterer Teil folgte unter Esra und Nehemia.
Dieser treue Überrest baute den Tempel wieder auf und bildete ein einig Volk im Land, bis der Messias kam. So ist es auch heute noch, sagt Paulus: Das wahre Gottesvolk, dem die Verheißungen gelten, ist der an den Messias glaubende jüdische Überrest.
Paulus möchte aber auch den verhärteten Teil Israels gewinnen, das sind die anderen. Durch die Heidenmission will er sie zur Eifersucht reizen.
Ich möchte hier noch einmal Vers 11 lesen: „Sie sind gestolpert, damit sie fallen, aber nicht für immer liegen bleiben.“ Das sei ferne. Israel wird wieder aufstehen – mit Ausnahme derer, die persönlich bis zum Tod stur und hart bleiben gegenüber dem Messias.
Nur diejenigen, die an den Messias glauben, werden gerettet werden. Sie werden schließlich zu dem ganzen Israel gehören, von dem wir auch heute noch hören.
Die Hoffnung auf Israels Rettung und die Rolle der Heidenmission
Vers 11: Ich sage also nicht, dass sie gestolpert sind, damit sie fallen und liegen bleiben sollten – das sei ferne. Durch ihren Fehltritt ist vielmehr das Heil zu den Heiden gekommen, um sie zur Eifersucht zu reizen.
Wenn aber ihr Fehltritt den Reichtum der Welt bedeutet und ihr Heilsverlust den Reichtum der Heiden, wie viel mehr bedeutet dann ihre Heilsfülle, also die Fülle Israels? Diese Heilsfülle steht der Lehre gegenüber, der Heilslehre. Bei ihnen herrscht Verlust, das ist richtig übersetzt. Sie haben gegenwärtig einen Heilsverlust, sie haben etwas verloren, sie sind leer. Das Wort kann auch Wertminderung bedeuten; sie haben einen Schaden erlitten. Wenn sie sich jedoch bekehren, erlangen sie eine Heilsfülle, einen Gewinn, einen Wertzuwachs.
Israels Unglaube führte zu Israels Schaden, und Israels Umkehr führt zu Israels Heilsfülle. Das ist, was der Apostel Paulus hier in Vers 12 sagt. Das heißt also: Wenn Israels Heilsverlust für die Heidenchristen so viel Reichtum bringt, wie viel mehr Reichtum bringt dann Israels Heilsgewinn?
Diese Aussage von Vers 12 galt schon zur Zeit des Apostels Paulus, wie wir gestern betont haben. Schon damals musste Israels Heilsverlust als Reichtum für die Heiden betrachtet werden, denn die Heiden empfingen dadurch das Evangelium. Paulus fragt: Wenn Israels Heilsverlust heute für die Heidenchristen so viel Reichtum zutage bringt, wie viel mehr Reichtum bringt dann Israels Heilsfülle zutage? Wie viel mehr stellt sich das als Reichtum heraus, wenn Israeliten zum Heil in Jesus Christus kommen?
Israels Fülle, nämlich durch die Bekehrung, hebt den großen Reichtum dieses Heils noch deutlicher hervor. Jetzt ist es nicht mehr ein exklusives, kleines israelitisches Heil, das sie verworfen haben, und auch nicht ein kleiner, exklusiver jüdischer Messias, den sie verworfen haben. Nein, es wurde klar: Dieser Messias gilt für alle Völker.
Durch ihren Fall, durch ihren Fehltritt ist also das Heil zu allen Völkern hinausgekommen. Jetzt wurde dieser jüdische Messias zum Messias der ganzen Welt. Das Heil kommt also hinaus, aber es kommt von den Juden, und das dürfen wir nie vergessen. Es geht hinaus in die ganze Welt. Wenn jetzt Israeliten sich bekehren, dann bekehren sie sich zu einem Heil, das ein jüdisches Heil ist, das aber für die ganze Welt gilt – welch großer Reichtum!
Paulus spricht hier von seiner Zeit, und am Ende wird es ein gerettetes ganzes Israel geben. Das wird er in diesen Versen noch zeigen; wir werden in Vers 26 davon erfahren. Für uns stellt sich die Frage: Wie kommt nun Israel zu dieser Heilsfülle, zu diesem Heilsgewinn? Wie kommt es zur Rettung von ganz Israel?
Vers 13 hat uns schon gestern geholfen, denn dieser Vers beginnt mit „Denn“: Denn euch, die ihr von den Völkern seid, sage ich, insofern ich der Apostel der Heiden bin, verherrliche ich meinen Dienst. Ob ich auf irgendeine Weise sie, die mein Fleisch sind, zur Eifersucht reizen und etliche aus ihnen retten möge.
Dieses „Denn“ zeigt, dass die Heilsfülle für Israel auf diese Weise erreicht werden soll – genau auf die Weise, die hier beschrieben wurde, nämlich indem sie zur Eifersucht gereizt werden, damit etliche aus ihnen gerettet werden.
Paulus hat sich eingesetzt, er lebte dafür, er betete dafür, er rang dafür, um Israel zur Eifersucht zu reizen. Paulus’ Dienst unter den Heiden soll dazu beitragen, dass einzelne Israeliten gerettet werden und auf diese Weise zur Heilsfülle kommen. Dieser Reichtum soll dadurch zum Ausdruck kommen.
Paulus ist stolz auf seinen Dienst. Er sagt, deshalb rühmt er seinen Dienst, deshalb ist er stolz, dass er dazu beitragen darf.
Vers 12, in eigenen Worten: Wenn Israels Weigerung, den Messias anzunehmen, für die Völkerwelt so viel Reichtum bringt, und wenn Israels Heilsverlust für die Heidenchristen so viel Reichtum bringt, wie viel mehr Reichtum bringt dann Israels Heilsgewinn, Israels Heilsfülle in den Messias?
Vers 13: Denn euch Heidenchristen sage ich, insofern ich der Heidenapostel bin, ehre ich meinen Dienst in der Hoffnung, dass ich auf irgendeine Weise sie, die meine Stammesgenossen sind, zur Eifersucht reizen und etliche aus ihnen retten möge, damit sie zu dieser Heilsfülle kommen, damit Israel gerettet wird.
Vers 15 beginnt erneut mit „Denn“: Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt bedeutet, was bedeutet ihre Annahme anderes als Leben aus den Toten?
Wenn Israeliten, zur Eifersucht gereizt, sich bekehren, dann bedeutet das Leben aus den Toten für Israel. Sie sind tot, sie erfahren eine geistliche Auferstehung, wenn sie zum Messias kommen. Paulus verwendet nicht das Wort „Auferstehung“, um Missverständnisse zu vermeiden. Man könnte sonst meinen, es gehe um eine leibliche Auferstehung. Es geht jedoch nicht um eine leibliche, sondern um eine geistliche Auferstehung Israels – Leben in Christus, Leben aus den Toten.
Man muss verstehen, dass Israel geistlich tot ist, wenn es den Messias ablehnt. Es stirbt geistlich, wenn man es so ausdrücken darf. Im Alten Testament wurde so gesprochen.
Heute habe ich Hosea gelesen, Hosea 13. Dort steht in Vers 1: „Wenn Ephraim redete, war Schrecken, es erhob sich in Israel.“ Ephraim ist das nördliche Israelreich, Nordisrael. Es machte sich schuldig durch Baal und starb. Das bedeutet, dass das Nordisrael durch Götzendienst geistlich gestorben ist. Es hat sich von Gott getrennt, weil es Gott, die Quelle des Lebens, verlassen hat. Es starb.
In Hosea 13, Vers 12 heißt es weiter: „Die Ungerechtigkeit Ephraims ist zusammengebunden, aufbewahrt ist seine Sünde. Wehen einer Gebärenden werden ihn ankommen, den Ephraim. Er ist ein unweiser Sohn, und wenn es Zeit ist, tritt er nicht ein in den Durchbruch der Kinder, er kann nicht geboren werden.“
In Vers 14 steht: „Da kommt das Licht: Von der Gewalt des Totenreiches werde ich sie erlösen, vom Tod werde ich sie befreien.“ Es gibt also noch Hoffnung für das tote Israel.
Dasselbe Bild vom Tod Israels findet sich in Jesaja 26, Vers 17: „Wie eine Schwangere, die dem Gebären nahe sich windet und schreit in ihren Wehen, so sind wir gewesen.“ Vers 18: „So sind wir gewesen, ferne von deinem Angesicht, Herr. Wir gingen schwanger, wir wandten uns, es war, als ob wir Wind geboren hätten. Rettung verschafften wir dem Lande nicht, und die Bewohner des Erdkreises sind nicht gefallen.“
Vers 19: „Jetzt kommt das Licht: Deine Toten werden aufleben, meine Toten, mein Leichnam, sie werden wieder aufstehen.“ Israel war wie ein Leichnam. Nun blickt der Prophet in die Zukunft, in die messianische Zeit, wenn der Messias kommen wird. Sie werden aufstehen aus den Toten. Sie werden wieder aufstehen. „Wachet auf und jubelt, die ihr im Staube liegt, denn ein Tau des Lichtes ist ein Tau, und die Erde wird die Schatten herausgeben.“ Diese toten Schatten werden also lebendig werden.
Die Nichtisraeliten waren auch tot – tot in Sünden. Aber sie waren vorher nie mit Gott in Verbindung. Israel hingegen war zuvor mit Gott verbunden. Deshalb ist es für Israel so wichtig, dass Paulus sagt: Wenn Israel sich bekehrt, dann ist das Leben aus den Toten.
Auch Hosea spricht davon, in Hosea 6, Vers 2: „Ich werde sie wieder lebendig machen, am dritten Tag.“
Wir kehren nun zurück zu Römer 11. Vers 15: Wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt bedeutete, was bedeutet ihre Annahme anderes als Leben aus den Toten?
Das ist die Zeit des Messias. Jetzt ist der Messias gekommen. Jesus Christus kam nach Israel, und die Zeit der Erlösung war gekommen.
Zacharias hat es schon gesagt: „Jetzt kommt der Aufgang aus der Höhe, er hat uns besucht, er wird Israel erlösen.“ Im Tempel warteten Simeon und Hanna auf die Erlösung Israels.
Da kommt der Messias ins Land, lässt verkünden, Johannes der Täufer hat alles vorbereitet. Jetzt kommt der Herr ins Land, die Erlösung Israels wird vorbereitet. Der Messias kommt nach Jerusalem auf einem herrlichen Zug mit Teppich vor sich. „Hosianna dem Sohne Davids“ wird gesungen.
Doch dann wird der Messias gekreuzigt, statt als König angenommen. Israel hat seine Erlösung verscherzt, aber nicht ganz. Einige haben ihn angenommen. Für diese treuen Kern begann das Heil.
Beginn der Endzeit und die Bedeutung von Pfingsten
Begann die Heilszeit, liebe Geschwister, mit dem Kommen Jesu Christi, so beginnt auch die Endzeit. Vielleicht sagen manche: Nein, die Endzeit haben wir erst heute. Doch die Endzeit im heilsgeschichtlichen Sinne ist die Zeit seit dem Kommen des Messias.
Der Messias kam für Israel. Er kam am Ende der Tage und wurde offenbart, um Israel zu erlösen. Als der Geist zu Pfingsten ausgegossen wurde, war das eine jüdische Geistausgießung, wie sie von Joel vorausgesagt wurde. Joel sagte, dass der Geist auf alles Fleisch von Israel ausgegossen wird, sogar auf Knechte und Mägde, nicht nur auf einige Könige, wie es im Alten Testament der Fall war.
Was war zu Pfingsten? Haben sich alle Juden bekehrt? Nein, aber dreitausend kamen zum Glauben, und sie alle empfingen den Geist. Petrus verkündigte ihnen, dass der Sohn Gottes zur Rechten Gottes sitzt und zitierte Psalm 110. Er sagte, der Messias habe sich auf den Thron Davids gesetzt. Diese Verheißung war die Erfüllung der Verse in Psalm 110, wo es heißt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“ Das ist eine jüdische Verheißung.
Der jüdische Messias setzt sich auf den Thron Gottes, doch dieser Thron Gottes war der Thron Davids. Es war die Verheißung, die Gott David gegeben hatte: Auf deinem Thron wird es nie fehlen. Es wird einmal ein König auf dem Thron Davids in alle Ewigkeit herrschen. Jetzt sitzt der Messias auf dem Thron, und Israel darf sich bekehren. Doch es bekehrte sich nur ein Überrest.
Nur ein Überrest. Und in diesen letzten Tagen, so sagen Petrus und die Apostel, ist die Zeit, in der Israel sich bekehrt. Heute ist der Tag des Heils, der Tag des Heils für Israel. Dieser Tag begann zu Pfingsten und endet mit der Wiederkunft Jesu Christi. Das ist der Tag des Heils für Israel – es geht immer um Israel.
Das will der Apostel Paulus den gläubigen Heidenchristen und den gläubigen Judenchristen zeigen. Wir leben in der Erfüllungszeit der alttestamentlichen Verheißung. Deshalb hat er sich so viel Mühe gegeben und sagt: Wenn sich jetzt die Juden bekehren, dann erhalten sie die Erfüllung der Verheißung. Wenn jüdische Menschen zu Jesus Christus kommen, kommen sie zum Heil. Das Heil ist für die Juden und kommt von den Juden.
Das war nur die Einleitung. Nun zum Text.
Das Bild des Erstlings und die Heiligkeit des Volkes Gottes
Vers 16: Hier wendet sich der Apostel Paulus an die Heidenchristen. Er möchte, dass diese Heidenchristen einiges lernen.
In Vers 16 spricht Paulus vom Erstlingsteig und von der gesamten Teigmasse. Er verwendet ein Bild aus der Erntezeit. Wenn die Israeliten das Erntedankfest feiern, bringen sie die Erstlinge dar. Sie feiern dieses Fest zweimal: einmal am Anfang der Ernte und einmal am Ende. Am Anfang der Ernte gibt es die Erstlinge. Das bedeutet, die ersten Körner werden zu Mehl verarbeitet und daraus ein Teig gemacht – der Erstlingsteig.
Dieser Erstlingsteig wird für den Herrn geweiht, er gehört dem Herrn. Damit wird ausgedrückt, dass auch alle übrigen Brote, die gebacken werden, dem Herrn gehören. Wenn der erste Teil des Teiges dem Herrn gehört, ist das ein Symbol dafür, dass der ganze Teig dem Herrn gehört.
Dieses Fest, das Erstlingserntefest, auch Wochenfest genannt, fand im Mai statt. Von dem ersten Teig wurden Körner genommen, zu Brot verarbeitet und als Schwingopfer vor dem Herrn dargebracht. Paulus sagt, dadurch wurde der ganze Teig geheiligt. Die Heiligkeit des Erstlingsteiges liegt darin, dass er abgesondert für den Herrn ist und vom Herrn angenommen wurde. Somit ist der ganze Teig dem Herrn geweiht.
Paulus sagt: Wenn der Erstlingsteig heilig ist, dann ist auch die ganze Teigmasse heilig. Nun folgt die Anwendung: Die treuen Israeliten aus dem Alten Testament, die den Messias angenommen haben, sind der Erstlingsteig. Die unbekehrten Israeliten sind die übrige Teigmasse.
Wenn der Erstlingsteig heilig ist und dem Herrn gehört, dann gehört doch auch der unbekehrte israelitische Teig dem Herrn. Das stimmt. Aber Paulus mahnt: Das bedeutet nicht, dass sie dadurch automatisch gerettet sind. Es gibt Dinge, die heilig sein können, ohne gerettet zu sein.
Im Tempel gab es verschiedene Gegenstände, die zwar heilig waren, aber nicht gerettet. Paulus nutzt dieses Bild auch für eine gläubige Frau, die einen ungläubigen Mann hat. Er sagt, der ungläubige Mann ist durch die gläubige Frau geheiligt. Ist er deshalb gerettet? Nein, natürlich nicht.
Was bedeutet dann „geheiligt“? Es heißt, er ist Gott zugeordnet und hat dadurch eine bessere Chance, zum Glauben zu kommen. Kinder, die in christlichen Familien aufwachsen, aber sich noch nicht bekehrt haben, haben eine größere Chance, gläubig zu werden. Sie sind in gewissem Maße Gott zugeordnet, hören das Wort Gottes und haben dadurch eine besondere Gelegenheit.
Wisst ihr noch, was man tun muss, um gerettet zu werden? Zwei Dinge: Mit dem Mund muss man den Herrn anrufen und mit dem Herzen glauben. Das ist wunderbar!
Also sind der Erstlingsteig die gläubigen Juden und die Teigmasse die ungläubigen Juden. Paulus sagt: Wenn der Erstlingsteig heilig ist, also Gott zugeordnet, dann sind auch die anderen Gott zugeordnet. Das bedeutet, sie haben eine besondere Gelegenheit, sich Christus zuzuwenden. Die Tür wird ihnen offenstehen, sie sind in gewissem Sinn Gott zugeordnet und haben große Hoffnung.
Der Apostel Paulus sagt dies, weil die Heidenchristen dachten, die Juden hätten keine Hoffnung mehr. Sie meinten, die Rettung sei nur für die Heiden bestimmt und die Sache mit den Juden sei abgeschlossen. Doch so ist es nicht.
Das Bild des Ölbaums und die Eingliederung der Heiden
Vers 16 in der Mitte: „Und wenn die Wurzel heilig ist, dann sind es auch die Zweige.“
Eigentlich müssten wir hier übersetzen: „Wenn die Wurzel mit dem Stamm heilig ist, dann sind es auch die Zweige.“ Denn im Wort „Wurzel“ steckt auch der Stamm mit drin. Es geht hier also um die Baumwurzel. Wenn man die Baumwurzel ein wenig verlängert, hat man den Stamm mit dabei.
Also: Wurzel plus Stamm – wenn diese heilig sind, dann sind auch die Zweige heilig. Hier nimmt Paulus ein Beispiel von einem Baum. Später wird er uns sagen, dass es ein Ölbaum ist. Die Wurzel steht für das alttestamentliche Volk Gottes. Die Wurzel mit dem Stamm ist die Wurzel des alttestamentlichen Volkes Gottes.
Die Wurzel zeigt, wo das Volk Gottes herkommt. Woher kommt es? Von Abraham. Gott hat Abraham eine Verheißung gegeben: einen Segen, Nachkommen, und dieser Segen soll für alle Völker gelten. Der Ölbaum ist ein Bild für Israel, aber für ein Israel, in dem Gott regiert.
Hier ist Israel gemeint, aber ungläubige Leute werden aus dem Baum ausgebrochen, also abgebrochen. Es geht um das treue Israel, ein Bild für das gläubige, treue Israel des Alten und Neuen Testaments.
Es ist nicht so, wie mir jemand einmal gesagt hat: „Die einen Zweige sind die Israeliten, die anderen die Christenheit, ob sie bekehrt sind oder nicht.“ Nein, darum geht es nicht. Es geht um die Treuen, um die Gläubigen, die in diesem Baum sind. Die Ungläubigen werden ausgebrochen.
Wir wollen das lesen: „Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen wurden, und du, der du ein Zweig vom wilden Ölbaum warst, unter sie eingepfropft und Mitteilhaber der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums wurdest, rühme dich nicht gegen die Zweige. Wenn du dich aber gegen sie rühmst, trägst du nicht die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“
Hier haben wir also einen Ölbaum. Damals, wenn der Ölbaum schon älter war, schnitt man Zweige oder Äste ab. Dann nahm man einen Zweig von einem frischen, jungen, guten Ölbaum und pfropfte ihn ein. Auf diese Weise wurde der alte Baum wieder jung gemacht. Nach drei Jahren war das gut angewachsen und brachte tatsächlich wieder Frucht.
So konnte man einen Baum veredeln – das hat man damals gemacht. Paulus sagt jetzt: Hier ist der edle Ölbaum, das ist der israelitische Ölbaum. Und jetzt werden Zweige von einem wilden Ölbaum, bei dem die Oliven nicht so groß werden, eingepfropft.
Er verwendet dieses Bild, um die Beziehung zwischen Israel und den Heiden zu erklären. Er sagt: Schau, da ist ein israelitischer Baum. Wenn ein Jude nicht an den Messias glaubt, ist er wie ein Zweig, der abgebrochen und weggetan wird. Und wenn ein Heide zum Glauben kommt, ist das wie ein Zweig von einem wilden Ölbaum, der in den echten, guten Ölbaum eingepfropft wird.
Ich weiß nicht genau, wie man das alles macht, aber das wächst dann an. Man nennt das Einpfropfen.
Also: „Wenn einige der Zweige ausgebrochen wurden“ – das sind die Israeliten, die nicht glaubten. „Und du, der du ein Zweig vom wilden Ölbaum warst“ – das ist der Heide – „und du unter sie eingepfropft und Mitteilhaber der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums wurdest, so rühme dich nicht.“
Wenn ein Heide zum Glauben kam, blieb er ein Heide, aber er wurde dennoch in den israelitischen Baum eingepfropft. Man sagt: eingepropft.
Was heißt das? Paulus spricht auch davon im Epheserbrief, Kapitel 2. Dort sagt er über die Heiden:
„Ihr wart früher ferne, ihr wart weg von Gott und hattet kein Bürgerrecht. Ihr wart ausgeschlossen aus der Bürgerschaft Israels und hattet keine Verheißungen. Ihr wart ohne Gott in der Welt.“ (Epheser 2,12)
Ihr wart ohne Christus, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und Fremde den Bündnissen der Verheißung. Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.
Nun aber, jetzt kommt die Bekehrung: „Nun aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst ferne ward, nahe geworden.“
Jetzt sind die Heiden zu dem israelitischen Erlöser, Jesus Christus, gekommen und sind durch sein Blut nahe geworden. Denn er ist unser Friede, der die beiden eins gemacht hat: die Juden und die Griechen, die Juden und die Nichtjuden hat er eins gemacht in Christus.
Weiter heißt es in Kapitel 3, Vers 6: Paulus berichtet den Christen in Ephesus, dass die von den Völkern, also die Heiden, Miterben, ein Mitleib und Mitteilhaber seiner Verheißung seien in Christus.
Vorher waren sie Nichtbürger, hatten keinen Teil an den Verheißungen Israels und waren Nichterben, hatten keine Hoffnung. Jetzt aber sind sie Miterben – mit dieser herrlichen jüdischen Verheißung in Christus.
Jetzt sind sie ein Mitleib mit dieser jüdischen, herrlichen Volksgemeinschaft, die in Christus ist. Und sie sind Mitteilhaber dieser jüdischen Verheißung, die für alle gilt, die an den jüdischen Jesus Christus glauben.
Eine ganz jüdische Sache. Aber wir sind eingepfropft, gehören jetzt dazu und dürfen teilhaben an den israelitischen Heilsgütern.
Wir sind keine Juden, wir bleiben Heiden, aber wir sind Teilhaber an den jüdischen Gütern.
Das ist es, was der Apostel Paulus auch hier im Römerbrief sagt, wenn er von diesem Ölbaum mit den Zweigen spricht.
Jetzt haben wir viel gearbeitet. Ich denke, wir haben eine kleine Pause verdient. Wir wollen jetzt eine kurze Pause machen, ein Lied singen und dann geht es weiter.