Einen schönen guten Morgen von meiner Seite und entschuldige, wenn ich gleich am Anfang etwas zum Thema Fußball sagen muss. Erlaube mir, für den Fußball nichts übrig zu haben, für den er nichts ist. Aber auf jeden Fall wird es später hilfreich sein.
Ich war einmal bei einem Spiel zwischen Brasilien und Russland in London. Es war mein erstes Spiel, das ich live gesehen habe, und ich war sehr begeistert. Um mich herum waren auch andere brasilianische Fans. Wir waren zu Beginn ganz euphorisch. Doch je länger das Spiel dauerte, desto unruhiger wurde die Stimmung, denn Brasilien spielte sehr, sehr schlecht.
In der 73. Minute fiel endlich ein Tor – aber nicht für Brasilien, sondern für Russland. Da jubelten nicht nur die russischen Fans, sondern sogar die brasilianischen Fans um mich herum begannen zu jubeln. Keiner will Verlierer sein. Sie wollten jubeln, und da ihr eigenes Team ihnen keinen Grund dazu gab, jubelten sie für den Gegner. Sie wollten auf der Seite der Sieger stehen.
Rahab: Eine Frau zwischen zwei Welten
Heute geht es um Rahab, die zweite Frau, die im Stammbaum Jesu erwähnt wird. Wir haben gerade gelesen, dass sie ihre Seite gewechselt hat. Das war eine sehr weise Entscheidung.
Bevor wir einsteigen, möchte ich kurz beten: Vater, ich danke dir für diese Zeit, die du uns schenkst. Ich danke dir, dass wir dein Wort haben und dass du zu uns reden willst. Bitte öffne unsere Herzen, damit wir aufnehmen, was du uns sagen willst. Amen.
Rahab wird uns in Josua 2 vorgestellt. Insgesamt wissen wir genau zwei Dinge über ihren Hintergrund: Zum einen stammt sie aus Jericho, also ist sie eine Kananiterin. Zum anderen ist sie eine Prostituierte. Diese beiden Informationen sind nicht unbedingt vorteilhaft für sie.
Das macht aus dieser Frau nicht nur eine Feindin Israels, sondern sie lebt auch auf eine Weise, die eigentlich keinen Platz in Israel hat. Prostitution war ein Verstoß gegen Gottes Gesetz. Ihr Gewerbe war aber nicht nur unter den Israeliten verpönt. Auch unter den Völkern des Alten Nahen Ostens genoss dieser Beruf keinen respektierten Status.
Es gab zwar Tempelprostituierte, die einen gewissen Status hatten. Sie trieben Hurerei letztlich im Dienste ihrer Göttinnen. Doch Rahab war eine einfache Prostituierte. Sie trieb Hurerei für Geld. Sie verlieh ihren Körper für ein paar Geldstücke. Das war auch damals in Kanaan schändlich.
Kleine Mädchen aus ehrbaren Familien hatten keine Ambitionen, eines Tages Prostituierte zu werden. Das war – wie heute – kein erstrebenswerter Beruf. Auch in Kanaan wäre sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt gewesen.
Sie wohnte buchstäblich am äußersten Rand ihrer Wohnung, und ihr Arbeitsort war an der Mauer der Stadt, wie wir gelesen haben. Die Männer der Stadt kannten sie als das lokale Lustmädchen. Sogar der König kannte sie; vielleicht war er schon einmal bei ihr. Sie gingen zu ihr, um sich zu befriedigen.
Sonst hielten sie sich fern von ihrer Wohnung. Mit ihr eng assoziiert zu sein, hätte Schande über ihren Status gebracht. Die Frauen der Stadt schauten auf sie mit Abneigung und Missgunst. Abneigung wegen ihrer unehrbaren Lebensweise, Missgunst, weil sie wahrscheinlich mit ihren Männern schlief.
So ungefähr muss das Leben für Rahab in Jericho gewesen sein.
Die Bedrohung durch Israel und die Ankunft der Spione
Ein kurzer Szenenwechsel:
Als die Kinder Israels auf wunderbare Weise aus Ägypten befreit wurden, haben die Bewohner von Jericho davon erfahren. Sie haben mitbekommen, dass dieses Volk ein großes Meer auf trockenem Boden durchquert hatte. Das war schon einige Jahrzehnte her.
Kürzlich jedoch ist dieses Volk auch in die Nähe ihres Landes gekommen. Es hat bereits zwei Siege errungen – über zwei Könige, Org und Sihon, zwei große Herrscher. Dieses Volk lagert nur wenige Kilometer entfernt, auf der anderen Seite eines nicht sehr breiten Flusses. Das ist das Einzige, was dieses Volk von Jericho trennt. Sie werden dort nicht bleiben, das ist sicher.
Das weit verbreitete Gerücht lautet, dass dieses Volk hierhergekommen ist, um dieses Land zu besitzen – ein Land, das ihr Gott ihnen versprochen hat. Sie stehen kurz davor, die Kanaaniter zu vertreiben und das Land in Besitz zu nehmen. Das ganze Land hat von diesem Volk und seinem mächtigen Gott gehört. Das Land Kanaan ist mutlos geworden, ihr Herz ist zerschmolzen. Die Bewohner von Jericho sind da keine Ausnahme.
Was sie wahrscheinlich nicht ahnen, ist, dass dieses Volk Israel das Instrument Gottes ist, um Gericht über sie zu vollstrecken. Das geschieht wegen ihrer sündhaften und gottlosen Wege, in den Augen Israels. Es ist ein Streit zwischen Völkern und ihren Göttern. Es scheint, dass der Gott Israels ziemlich mächtig ist, denn er hat schon einige Siege errungen.
Was tun in so einem Fall die Könige, der König und die Offiziere? Sie versuchen verzweifelt, noch eine Verteidigungsstrategie zusammenzuschmieden. Vielleicht kann dieses Volk und sein mächtiger Gott doch noch aufgehalten werden. Vielleicht kann man eine heftige Niederlage in letzter Minute abwenden.
Rahab bekommt das alles mit. Für sie reicht es nicht, dass sie schon am untersten Stand in ihrer eigenen Gesellschaft ist, sondern jetzt steht auch ihre ganze Stadt, diese Gesellschaft, der sie angehört, kurz davor, vernichtet zu werden.
Eines Tages kommen zwei Reisende in die Stadt. Sie sind den Bewohnern fremd, niemand kennt sie, und sie kennen auch niemanden. Wo sollen sie einkehren? Die einzige Tür in dieser Stadt, die immer offen ist, ist die Tür des lokalen Lustmädchens, der Hure Rahab. Dort kehren sie ein.
Gleichzeitig verbreitet sich in der ganzen Stadt die Kunde über diese zwei Männer. Die Stadt, die durch die Präsenz der Israeliten auf der anderen Seite des Jordans bereits höchst nervös ist, wird durch die Ankunft dieser Männer sehr beunruhigt. Der Verdacht entsteht, dass sie Israeliten sind, vielleicht sogar Spione – und dieser Verdacht bestätigt sich.
Der König der Stadt gibt den Befehl, die Männer festzunehmen. Die Offiziere des Königs klopfen bei Rahab an: „Gib die Männer heraus, die zu dir in dein Haus gekommen sind. Sie sind gekommen, um das ganze Land zu erkunden.“
Rahab hat irgendwie von der Herkunft dieser Männer Wind bekommen. Sie weiß, dass sie Sklaven dieser Männer sind, die sich in ihrem Haus befinden. Nun hat sie die Chance, vielleicht ihren Rang in der Stadt zu ändern. Wenn sie die Spione preisgibt, tut sie ihrer Stadt einen wertvollen Dienst. Vielleicht ermöglicht sie sogar, dass Jericho dem Angriff der Israeliten widersteht.
Sie würde bestimmt verehrt werden. Sie wäre nicht mehr die bloße Hure der Stadt, sondern Rahab, die Retterin der Stadt. Hier ist ihre Chance.
Rahabs Entscheidung und ihr Glaubensbekenntnis
Steh für deine Stadt und deine Landsleute ein und gewinne ihre Anerkennung. Die Tür klopft, die Wächter sind da und fragen nach den zwei Männern. Rahab sagt: „Ja, es sind Männer zu mir hereingekommen, aber ich wusste nicht, woher sie waren. Als man das Stadttor schließen wollte, weil es dunkel wurde, gingen die Männer hinaus, und ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind.“
„Jagt ihnen eilends nach, dann werdet ihr sie ergreifen.“ Die Offiziere des Königs nehmen Rahab beim Wort. Sie machen keine Hausdurchsuchung. Sie verdächtigen Rahab scheinbar nicht, denn sie gehen davon aus, dass Rahab auf Jerichos Seite steht.
Rahab aber hatte die Männer bei sich versteckt. Sie ließ die Männer auf das Dach steigen und versteckte sie unter den Flachstängeln, die sie auf dem Dach ausgebreitet hatte.
Rahab befand sich in diesem Moment zwischen den Fronten und entschied sich für Gottes Volk – das Volk, das für sie eigentlich Feind ist. Ist Rahab naiv oder kurzsichtig? Weiß sie nicht, dass sie den Feinden hilft? Weiß sie nicht, dass sie als Kanaaniterin auch umkommen muss? Und sollte sie auf wunderbare Weise entkommen, wusste sie nicht, dass sie als Kanaaniterin und Prostituierte keinen Platz in Israel hat oder hätte?
Wir lesen die Motivation hinter dem, was Rahab tut. Das sagt sie in Kapitel 2, Verse 9 bis 11:
„Ich weiß, dass der Herr euch das Land gegeben hat, denn er hat uns vor Furcht vor euch überfallen, und alle Einwohner des Landes sind vor euch verzagt. Denn wir haben gehört, wie der Herr das Wasser des Schilfmeers vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten gezogen seid, und was ihr den beiden Königen der Amoriter, Sihon und Og jenseits des Jordans, getan habt, an denen ihr den Bann vollstreckt habt. Und als wir dies hörten, da wurde unser Herz verzagt, und es ist kein rechter Mut mehr in irgendjemand vor euch. Denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden.“
Alle Menschen Jerichos haben große Angst vor Israel und diesem Gott. Rahab unterscheidet sich von ihren Landsleuten dadurch, dass sie weiß, dass das Spiel schon vorbei ist. Sie weiß, wer gewinnt. Sie weiß, wer Sieger ist.
Rahab bekennt, dass Gott, der Gott der Israeliten, der höchste Gott ist. Sie bekennt, dass der Gott der Israeliten über den Göttern der Kanaaniter steht. Sie bekennt, dass er der wahre Gott ist. Sie erkennt, dass ihre Götter bankrott sind und ihnen nicht helfen können. Sie erkennt, dass ihr Land keine Chance hat vor diesem Gott.
Sie entschließt sich, den zwei Spionen zu helfen, denn sie weiß, dass diesem Gott nicht zu widerstehen ist. Sie zeigt durch ihre Hilfestellung, dass sie die Oberhoheit des Gottes der Israeliten anerkannt hat und sich zu ihm stellen will. Ihre Hilfestellung ist kein Ausdruck von Naivität oder Kurzsichtigkeit, sondern ein Ausdruck ihres Glaubens an den alleinigen Gott.
Aber es bleibt nicht nur beim Bekenntnis. Rahab weiß, dass ihre einzige Hoffnung – und die einzige Hoffnung für ihre Familie – darin besteht, sich in die Hände dieses Gottes zu fallen und sein Volk um Gnade zu bitten. Das tut sie in den Versen 12 und 13:
„Und nun schwört mir doch beim Herrn, dass so, wie ich euch Güter erwiesen habe, auch ihr am Haus meines Vaters Güter erweisen werdet. Gebt mir ein sicheres Zeichen, dass ihr meinen Vater, meine Mutter, meine Brüder und meine Schwestern samt allen ihren Angehörigen am Leben lassen und unsere Seelen vom Tod retten werdet.“
Die zwei Spione schließen einen Bund mit ihr. Sie versprechen, sie nicht zu verraten und ihr zu helfen. Sie soll all ihre Familie bei sich zu Hause sammeln. Am Tag des israelitischen Einfalls sollen alle, die sich bei ihr finden, von der Vernichtung der Stadt verschont bleiben. Das Haus, in dem sie sich versammeln, soll durch eine rote Schnur, die vom Fenster hängt, erkennbar sein. Alle, die sich außerhalb dieses Hauses befinden, werden mit der Stadt vernichtet.
Rahab entlässt die zwei Spione durch das Fenster ihres Hauses, das an der Stadtmauer liegt. Die zwei Spione verstecken sich ein paar Tage in den Bergen, bevor sie zurück zur Lage Israels gehen.
Damit hat Rahab ihre Seite gewählt. Sie steht nicht mehr zwischen den Fronten.
Vertrauen und Hoffnung inmitten der Gefahr
Aber wie wird es ausgehen? Hat sie zu schnell und impulsiv gehandelt? Hat sie diesem Gott, diesem Volk zu schnell vertraut? Was hat sie dabei gedacht? Wird dieser Gott, wird dieses Volk wirklich eine sündhafte Kanoniterin, also doppelt schlecht, verschonen?
Rahab kann nun nichts mehr tun außer Vertrauen und Hoffnung. Sie muss sich auf das Wort der Männer verlassen. Letztlich muss sie darauf vertrauen, dass der Gott, den sie bekannt hat, sie nicht im Stich lässt und sie nicht zu den Menschen aus Jericho zählen wird.
Sie kann nichts anderes tun, als zu warten und sich vorzubereiten. Sie erzählt ihrem Vater, ihrer Mutter, ihren Brüdern und Schwestern von der Situation und fleht sie an, zu ihr zu kommen und bei ihr zu bleiben. Sie hören auf sie und tun das.
Rahabs Glauben als Vorbild im Neuen Testament
Lieben, bevor wir weitermachen, wollen wir den Glauben Rahabs an dieser Stelle bewerten. Ich möchte euch zeigen, wie die Bibel ihn einschätzt.
Rahab wird an zwei Stellen im Neuen Testament als Vorbild dargestellt. Im Hebräerbrief Kapitel 11 wird sie unter den Glaubenshelden des Alten Testaments genannt. Soweit ich weiß, ist sie die einzige Heidin in dieser Liste. Ihr Glaube ist ein Beispiel für den wahren Glauben. Dieser Glaube wird beschrieben als eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht, wie es in Hebräer 11,1 heißt.
Rahabs Glauben wird auch in Jakobus 2,25 auf eine andere Weise als vorbildlich dargestellt. Sie hatte kein bloßes Lippenbekenntnis, keine leeren Worte, keinen tatenlosen, werklosen Glauben. Ein vermeintlicher Glaube, der keine Werke hervorbringt, ist nicht der ihre. Nein, sie hatte einen tätigen Glauben, lesen wir dort. Sie untermauerte ihr Bekenntnis dadurch, dass sie aktiv wurde. Sie bekannte nicht nur, dass Gott siegt, sondern half auch den Kundschaftern und ergriff damit klar Partei.
Rahab ist uns als Vorbild gegeben. Ja, diese Prostituierte, diese Kanaaniterin, denn sie glaubte und wählte die richtige Seite. Nicht nur das: Sie vertraute darauf, dass dieser Gott sie und ihre Familie verschonen würde. Sie glaubte, dass bei ihm tatsächlich Güte und Gnade zu finden sind und dass sie trotz ihres sündhaften, gottlosen Hintergrunds Barmherzigkeit bei ihm finden kann.
Deshalb wurde sie aktiv und half den Männern. Sie zeigte damit, dass ihr Glaube nicht tot, sondern lebendig war. Das ist die Qualität des Glaubens, die Rahab hatte, und genau das wird uns in der Schrift als Vorbild dargestellt.
Die Zerstörung Jerichos und Rahabs Rettung
Ein paar Tage später sieht Rahab mit ihrer Familie, wie eine ganze Armee außerhalb der Stadt lagert. Diese Armee marschiert über einige Tage mehrmals um die Stadt herum, wie ein Raubtier seine Beute einkreist. Es ist einschüchternd. Sie wissen nicht, was los ist, und sie wissen nicht, wann der Angriff kommt.
Die Menschen der Stadt sind sehr gespannt. Die Straßen sind leer geworden, jeder ist zu Hause und wartet. Für Rahab und ihre Familie ist es nicht anders. Nur eines unterscheidet ihr Haus von den anderen: die rote Schnur, die vom Fenster hängt. Hoffentlich, hoffentlich werden die Israeliten das sehen und ihr Versprechen nicht vergessen.
Nach sieben Tagen lässt die Armee draußen die Posaunen blasen, und es ertönt ein großes, schreckliches Geräusch. Ein Kriegsgeschrei wird ausgerufen. Manche im Haus von Rahab zögern nervös herum, die meisten aber kauern sich gemeinsam nieder. Die Vernichtung der Stadt hat begonnen.
Rahab und ihre Familie hören, wie alles zerstört wird, und die Zerstörung kommt immer näher an ihre Tür. Wird Gott sich an sie erinnern? Die Zeit vergeht, es ist hochspannend und unerträglich, bis jemand an die Tür klopft. Rahab öffnet vorsichtig. Zögernd öffnet sie die Tür. Es sind die Männer, die Spione, diese Gesichter, die ihr vertraut und wohlgesinnt sind.
Joshua, der Leiter des Volkes Israels, hatte zu den beiden Männern gesagt: „Geht in das Haus der Hure und führt die Frau von dort heraus, mit allem, was sie hat, wie ihr es ihr versprochen habt.“ Während die ganze Stadt verbrannte, führten die Männer Rahab heraus, samt ihrem Vater, ihrer Mutter, ihren Brüdern und allem, was sie hatte. Sie führten ihr ganzes Geschlecht heraus und gaben ihnen einen Platz außerhalb des Lagers Israels.
Sind sie draußen geblieben? Was ist mit dieser Familie geworden? Wurden sie einfach da gelassen? Nein. Wir lesen: „Rahab aber, die Hure, samt dem Hause ihres Vaters und allem, was sie hatte, ließ Joshua leben, und sie blieb in Israel wohnen bis auf diesen Tag, weil sie die Boten verborgen hatte, die Joshua gesandt hatte, um Jericho auszukundschaften“ (Josua 6,25).
Rahab wurde in das Volk Gottes aufgenommen. Jetzt konnte sie neu starten, jetzt hatte sie ein neues Leben. Sie ließ ihre Hurenkleider in der Stadt Jericho zurück. Ein Mann namens Salmon nahm Interesse an ihr, sie wurde seine Frau und Mutter von Boas, dem ehrbaren Mann, von dem wir nächste Woche hören werden.
Ihr Ururenkel wird König David sein. Und ihr Nachkomme Jesus wird der endgültige Erretter sein, der uns von Verdammnis und Zerstörung errettet – genauso wie Joshua damals Rahab aus der Verdammnis und Zerstörung Jerichos gerettet hat. Diese wunderbare Errettung aus der Verdammnis, der Zerstörung, von Sünde und Tod.
Die Bedeutung von Rahabs Geschichte für uns heute
Stellt euch vor, Rahabs Enkelkinder kommen eines Tages zu ihr und fragen: „Omi, was warst du, als du noch jung warst?“
Sie antwortet: „Ich war eine Sünderin und gehörte einem sündhaften, gottlosen Volk an. Aber unser Gott hat mich daraus gerettet, und heute bin ich, was ich bin – durch die Gnade, die Gott mir gezeigt hat.“
Ihr Lieben, bedenkt die Gnade Gottes, die uns hier dargestellt wird. Rahab, als eine Bewohnerin Jerichos, stand unter dem Todesurteil. Im Glauben wandte sie sich Gott zu und erlebte viel Gnade. Aus dieser Geschichte können wir vieles lernen. Wir haben schon über Glauben gehört, aber es gibt noch einige weitere wichtige Punkte.
In gleicher Weise wie Rahab und die Menschen aus Jericho stehen auch wir von Natur aus unter der Verdammnis der Sünde. Gottes gerechter Zorn liegt auf uns. Gott nimmt Sünde ernst und straft alle, die in ihr verharren, weil er heilig und rein ist. Er lässt nicht zu, dass das Böse auf Dauer fortbesteht.
Eines Tages, so sagt die Bibel, wird er alles Sündhafte, Gottlose und Böse in dieser Welt richten. Das schließt auch Menschen ein, die ihm den Rücken zuwenden.
Aber ihr Lieben, ich glaube, was wir hier auch sehen, ist: Gott ist nicht nachtragend oder rachgierig. Er hat keine Freude daran, Menschen zu richten. Vielmehr will er, dass Menschen umkehren und so seinem gerechten Gericht entkommen.
Noch ist er nicht im Gericht eingebrochen, noch steht er außerhalb der Mauer, wenn man so will, und ruft allen, die zuhören wollen: „Kehrt um, kommt nicht mit den Ungläubigen um!“ Gott bietet Erlösung jedem an, der sie annehmen will.
Denn Gott hat Freude an Gnade. Er vergibt sehr gerne denen, die sich ihm zuwenden. Rahab zeigt uns das. Er hat Jesus, seinen geliebten Sohn, in die Welt gesandt und ihn sterben lassen, damit Vergebung möglich ist.
Und wenn er schon das Größte gegeben hat, um Vergebung zu ermöglichen, wie könnten wir dann meinen, dass er widerwillig vergibt? Er liebt es, gnädig zu sein. Alle, die sich ihm zuwenden, erleben seine Gnade.
Rahabs Geschichte zeigt uns: Egal welche Herkunft oder welchen Hintergrund wir haben, es lohnt sich, zu Gottes Seite zu wechseln. Denn zum einen wird er sowieso sicher gewinnen, und zum anderen freut er sich, wenn Menschen sich zu seiner Seite stellen.
Er nimmt sie mit Freude und offenen Armen auf. Diese Geschichte will uns lehren: Wählt die richtige Seite! Es gibt nichts zu verlieren, sondern viel zu gewinnen.
Ermutigung für Christen im Warten auf Jesu Wiederkunft
Zum Abschluss möchte ich auch die Christen unter uns ansprechen, die sich bereits für die richtige Seite entschieden haben. Noch leben wir in dieser verfallenen Welt, einer Welt, über die eines Tages das Gericht Gottes kommen wird. Dieses Gericht kann jederzeit eintreten.
In gewisser Weise sind wir wie die Familie Rahabs, die noch in Jericho lebt. Als Gläubige stehen wir unter dem Blut Jesu Christi und sind im einzigen sicheren Haus in der Stadt. Wir warten nicht auf die erste Ankunft des Herrn, bei der er zur Errettung der Menschen kam, sondern auf den zweiten Advent. Bei diesem wird er alles Böse richten und gleichzeitig alle, die ihm gehören, endgültig retten. Darauf warten wir heute.
Doch ist es nicht oft so, dass wir versucht werden, Jesus aus den Augen zu verlieren? Dass wir den Weg des Herrn verlassen und uns in verschiedenen Lebensbereichen lieber der Welt und ihren Wegen anschließen? Häufig empfinden wir den Schutzraum, den Gott in seinen Geboten gegeben hat, als zu eng. Wir wollen ein bisschen Spaß haben. Wir wünschen uns oft Anerkennung in unserem Jericho und wollen beliebt sein.
Das bedeutet oft, dass wir Kompromisse in Bezug auf unseren Glauben eingehen. Oder haben wir vielleicht nur ein Lippenbekenntnis? Wir meinen, auf Gottes Seite zu sein, zeigen aber mit unserem Leben, dass wir uns doch sehr wohl in Jericho fühlen. Das wäre so, als hätte ein Familienmitglied Rahabs sich geweigert, Zuflucht in ihrem Haus zu suchen.
Vielleicht kämpfen wir auch mit ganz anderen Dingen. Wir werden mutlos und ängstlich. Wir zweifeln daran, dass Gott uns wirklich retten wird und dass er seinem Wort treu bleibt. Vielleicht zweifeln wir sogar, ob er sich an uns erinnern wird. Wir sind uns nicht sicher, ob wir im Safehouse seines Sohnes wirklich sicher sind.
Ich möchte euch ermutigen: Es geht nicht darum, ob die Leute im Haus von Rahab gedacht hätten, ob sie gerettet werden oder nicht. Entscheidend war, dass sie im Haus geblieben sind und nicht hinausgegangen sind. Jesus ruft uns auf, ihm zu vertrauen und bei ihm zu bleiben.
Rahabs Glaube soll uns hier ein Vorbild sein. Sie hatte die richtige Perspektive. Jericho hatte für sie keine Anziehungskraft mehr. Sie wusste, was über diese Stadt kommen würde, und vertraute darauf, dass sie bei Gott und in seinem Volk eine Zukunft haben würde.
Lass uns in dieser Adventszeit unsere Hoffnung noch einmal auf diesen Gott setzen, in dem allein unsere Errettung vor dem Gericht liegt. Er ist treu und wird es tun.
Lass uns beten:
Vater, du versprichst in deinem Wort, dass unser Herr und Retter Jesus wiederkommen wird. Er wird bei seinem Volk verherrlicht sein und sich an jedem Tag bei allen Gläubigen wunderbar erweisen. Deshalb beten wir, dass du uns unsere Berufung als deine Kinder würdig machst. Und dass du in uns alles Wohlgefallen am Guten und das Werk des Glaubens in Kraft zur Vollendung bringst, damit der Name unseres Herrn Jesus bei uns verherrlicht wird und wir in ihm gemäß deiner Gnade und der Gnade unseres Herrn Jesus Christus leben. Amen.