So, guten Morgen, meine lieben Freunde! Ich hoffe, ihr hattet eine gute Nacht.
Ich selbst hatte eine wunderbare Nacht. Ich habe eine weiche Matratze, eine warme Decke, eine warme Dusche und sogar Kaffee, der aufs Zimmer kommt. Es ist schön, dass es uns allen so gut geht, oder?
Ich bin immer gerne in Eidlingen, denn dort habe ich das schönste Zimmer. Bei den Schwestern fühle ich mich ebenfalls immer wohl.
Ich muss wirklich sagen, dass ich sehr gerne hier bin und dankbar bin, ein Teil davon zu sein. Auch an diesem Wochenende freue ich mich, gemeinsam mit euch Zeit zu verbringen.
Die Begegnung mit Jesus als Wendepunkt im Leben Saulus/Paulus
Das Thema für heute Morgen lautet: Christus ist die beste Sache. Die Texte, die ich erhalten habe, handeln von Saulus, der zum Paulus wurde. Ich lese den ersten Bibeltext aus der Apostelgeschichte 9, den ihr auch in eurem Heft gelesen habt – sofern ihr es gelesen habt. Ich lese die Verse 1 bis 8 vor.
Apostelgeschichte 9,1: Saulus aber schnaubte noch immer Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zu den Hohenpriestern und erbat sich von ihnen Briefe nach Damaskus, an die Synagogen, damit, wenn er einige, die „des Weges“ wären – so wurden früher Christen genannt, Männer wie auch Frauen –, er sie gebunden nach Jerusalem führen könne. Er wollte die Christen einsperren.
Als er aber unterwegs war und sich Damaskus näherte, geschah es plötzlich, dass ihn ein Licht aus dem Himmel umstrahlte. Er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Er antwortete: „Wer bist du, Herr?“ Die Stimme sagte: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch steh auf, geh in die Stadt, denn es wird dir gesagt werden, was du tun sollst.“
Die Männer aber, die mit ihm des Weges zogen, standen sprachlos da, denn sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden. Saulus richtete sich von der Erde auf. Als er seine Augen öffnete, sah er nichts. Man führte ihn bei der Hand nach Damaskus, und er konnte drei Tage lang nichts sehen, aß nichts und trank nichts.
Das ist die Geschichte von Paulus, der Jesus persönlich in seinem Leben begegnete. Von diesem Moment an wurde Jesus der Inhalt seines Lebens und seines Sterbens. Später sagte Paulus, und das ist einer meiner Lieblingsverse, in Philipper 1,21: „Mein Leben ist Christus, und Sterben ist mein Gewinn.“
Vom Fanatismus zur leidenschaftlichen Liebe
Bis zu seiner Begegnung mit Jesus auf dem Weg nach Damaskus war Paulus hundertprozentig religiös, sogar fanatisch religiös. Wir lesen, dass Saulus eine große Wut gegen die Christen hatte. Er verfolgte sie, unterdrückte sie und beteiligte sich sogar am Mord an Stephanus.
Nach der Begegnung mit Jesus lesen wir im 2. Korintherbrief: „Denn die Liebe Christi drängt mich, Dinge zu tun.“ Vorher war es Wut, danach war es Liebe.
Was ist der Unterschied zwischen Saulus vor Damaskus und Paulus nach der Begegnung mit Jesus? Vor Damaskus war Saulus fanatisch, nach Damaskus wurde Paulus leidenschaftlich. Das ist ein großer Unterschied.
Religion führt oft zum Fanatismus. Eine Beziehung zu Christus macht dagegen leidenschaftlich. Marx, den ich nicht oft zitiere, sagte einmal: Religion ist das Opium des Volkes. Dem stimme ich zu. Denn Religion – egal ob Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus oder eine andere – wurde und wird im Namen der Religion immer wieder genutzt, um Menschen zu unterdrücken, auszubeuten und zu kontrollieren.
Religion macht fanatisch und blind. Gerade habe ich an unserer Bibelschule das Buch der Offenbarung unterrichtet, das ich sehr liebe. In Offenbarung 17 finden wir das Bild von der religiösen Hure. Dort heißt es: „Die Menschen, die die Erde bewohnen, haben sich mit dem Wein ihrer Unzucht betrunken.“
Religion macht betrunken – ob es Selbstmordattentäter sind oder Religionskriege. Religion macht fanatisch, betrunken und blind.
Weißt du, warum ich gerne zu Jesus gehöre? Weil ich nie fanatisch sein muss. Eine Liebesbeziehung ist niemals fanatisch und kann auch nie aufgezwungen werden.
Ein anderer, den ich ebenfalls nicht oft zitiere, aber der etwas Gutes gesagt hat, ist Napoleon. Er sagte: Alexanders Königreich, das war das des Griechen, und mein Königreich wird vergehen. Doch das Königreich Jesu besteht für ewig. Unser Reich ist auf Macht und Gewalt gegründet, aber das Reich Jesu ist auf Liebe gegründet.
Wo immer Menschen versuchen, das Evangelium durch Politik oder Gewalt zu verbreiten, erreichen sie eigentlich das Gegenteil.
Gewalt und Liebe im Evangelium
Es ist hochinteressant: Am Tag vor seiner Kreuzigung, dem sogenannten Gründonnerstag, wurde Jesus von den Soldaten im Garten abgeholt. Als die Soldaten kamen, war einer der Knechte, Malchus, dabei. Petrus, der wohl etwas temperamentvoll war, zog sofort sein Schwert und schlug einem der Knechte das Ohr ab. Wahrscheinlich verfehlte er das Ziel, denn er traf nur das Ohr. Malchus’ Ohr fiel ab, doch Jesus nahm es und heilte es wieder.
Diese Geschichte ist sehr wichtig. Denn wenn wir versuchen, Christus mit Gewalt, Politik oder Angst weiterzugeben, schlagen wir den Zuhörern gewissermaßen die Ohren ab. Wenn wir das Christentum mit Gewalt verbreiten wollen, machen wir Menschen taub für das Evangelium. Wir nehmen ihnen die Aufnahmefähigkeit.
Menschen, die sich bedrängt fühlen, schlagen entweder zurück oder ziehen sich zurück. Genau das passiert, wenn das Evangelium mit Druck verbreitet wird. Das funktioniert nicht. Liebe kann man nicht mit Zwang aufdrängen. Wenn Eltern versuchen, ihren Kindern das Christentum aufzuzwingen, rebellieren diese meistens – das ist völlig logisch.
Religion arbeitet oft mit Angst. Das ist so. Wir Menschen sind von Angst getrieben. Ich war vor etwa einem Monat in Indien und durfte dort an verschiedenen Orten predigen. Ich besuchte einen der acht größten Hindu-Tempel in Mysore. Tausende Menschen strömen täglich in diesen Tempel. Dort steht ein Götzenbild aus Gold.
Der Priester verteilte Weihrauch und reichte ihn den Menschen. Viele warfen Geld in große Kästen, die so groß wie Tische waren. Sie tun das, um die Götter zu besänftigen. Das hat immer mit Angst zu tun, denn wir fürchten uns vor Gott oder Götzen. Religion arbeitet mit Angst, Jesus aber arbeitet mit Liebe.
Nachdem aus dem fanatischen Saulus ein leidenschaftlicher Paulus wurde, arbeitete er nicht mehr mit Angst, sondern mit Liebe. Er war nicht mehr fanatisch, sondern leidenschaftlich. Das kommt sehr schön in dem zweiten Bibeltext zum Ausdruck, den wir in unserem Büchlein haben.
Paulus’ neues Selbstverständnis nach der Begegnung mit Christus
Im Philipper Kapitel 3 lesen wir von Paulus nach seiner Begegnung mit Jesus. Ich lese euch dazu Philipper 3,4 vor. Dort sagt er: „Ich könnte Vertrauen auf mich selbst haben, auf mein Fleisch, auf mich selbst. Wenn irgendein anderer meint, auf sich selbst vertrauen zu können, ich noch mehr.“
Anschließend zählt er all die Dinge auf, die für ihn zählten: Beschnitten am achten Tag – das ist dir und mir vielleicht ziemlich egal, aber für Juden nicht. Er ist vom Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, Hebräer von Hebräern, dem Gesetz nach ein Pharisäer, dem Eifer nach ein Verfolger der Gemeinde, der Gerechtigkeit nach dem Gesetz untadelig geworden.
Paulus sagt: Wenn irgendjemand die Möglichkeit hat, vor Gott zu bestehen, dann bin ich es. So viele Vorrechte wie ich hat keiner von euch.
Dann fügt er in Vers 7 hinzu: „Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi Willen für Verlust gehalten.“ Wirklich? Ja, er sagt weiter: „Ich halte alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessen Willen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde.“
Wisst ihr, was er hier sagt? Paulus meint: Ich bin nicht mehr fanatisch, aber ich bin leidenschaftlich verliebt in Jesus. Ich habe alles verloren, das stimmt. All das andere zählt nicht mehr. Aber ich habe Christus gewonnen, und damit habe ich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.
Er sagt dann, ich habe den Siegespreis. Wisst ihr was? Manchmal habe ich den Eindruck, Christen denken: Ja, ich habe zwar dies nicht und das nicht, aber ich habe halt noch Jesus – das ist sozusagen mein Trostpreis.
Doch Jesus ist kein Trostpreis, er ist der Siegespreis. Wenn du ihn hast, hast du alles, was du haben kannst. Und das ist das Geheimnis von Leidenschaft.
Die Freiheit des Dienens ohne Fanatismus
Warum muss ein Jünger Jesu nicht fanatisch sein? Ganz einfach: Das Ergebnis meines Lebens und meines Dienstes liegt nicht bei mir, sondern bei ihm. Ob an diesem Wochenende etwas in deinem Leben geschieht, hat mit mir wenig zu tun – und auch nicht mit anderen. Wenn sich jemand verändert, dann ist es Christus. Das muss nicht ich tun.
Jemand hat mir gesagt, als ich mit meinem Predigtdienst begann – es war ein Schotte –, er sagte: „When you preach, stand up, speak up, shut up and go home.“ Das ist alles, was ich tun muss. Christus wirkt, nicht ich. Er muss die Herzen erobern, nicht ich. Er hat ein Anliegen für Menschen – das habe ich nicht. Darum muss ich nie fanatisch sein. Es liegt alles an ihm.
Weil es an ihm liegt, kann ich leben, reden und dienen – und dann wieder nach Hause gehen. Was er tut, ist seine Sache. Ich muss nie fanatisch sein. Darum bin ich so gerne Christ.
Kürzlich habe ich ein Zitat von Robert Louis Stevenson gelesen. Es ist ein guter Spruch: „Beurteile einen Tag nicht danach, welche Ernte du am Abend eingefahren hast, sondern danach, welche Samen du gesät hast.“
Sieh, ich bin ein Mensch, und am Ende des Tages zähle ich oft zusammen, wie viel es gebracht hat. Das ist falsch. Ich muss mich hinsetzen, nachdenken und beten: Welche Samen habe ich heute gestreut? Wo habe ich investiert?
Die Bekehrung als bewusster Schritt zu Jesus
Die Bekehrung des Paulus damals war dramatisch und überwältigend. Er wurde sozusagen von Christus überwältigt. Das kann auch heute noch passieren. Immer wieder trifft man Menschen, die von Jesus überwältigt werden, obwohl sie ihn gar nicht gesucht haben.
In der Regel jedoch kenne ich viel mehr Menschen, die einen bewussten Schritt auf Jesus zugehen. Das geschieht, weil Jesus zuerst einen Schritt auf sie zu gemacht hat, so wie bei Moritz, der vorhin sein Zeugnis gegeben hat.
Ich möchte von Sandra erzählen. Sie ist, glaube ich, hier im Raum, aber ich weiß nicht genau, wo sie sitzt. Selbst wenn du die Hand hebst, sehe ich dich gerade nicht, Sandra. Sandra hat vor etwa einem Monat ihr Leben Jesus gegeben. Ich habe sie gefragt, ob ich das erzählen darf, und sie hat zugestimmt.
Ihre Eltern sind vor zwei Jahren bei uns zum Glauben gekommen. Sandra hat damals gesehen, dass ihre Eltern sich verändert haben. Das hat sie einerseits beeindruckt, andererseits aber auch skeptisch gemacht, weil sie sich fragte, ob da vielleicht etwas schiefgelaufen ist.
Sie kam dann in den Dauernhof und hat ein paar Monate lang bei uns mitgeholfen. Irgendwann haben wir eine Skitour gemacht – wir gehen manchmal mit Messern und Skiern auf die Berge hoch. Dort habe ich mit ihr gesprochen und gefragt, ob sie Christin sei. Sie verneinte und sagte, dass sie eigentlich nicht Christin werden wolle.
Ich fragte sie, warum nicht. Sie antwortete: „Ich habe Angst, dann nicht mehr die Sandra zu sein.“ Ihre Eltern seien auch nicht mehr so wie früher. Wenn sie sich bekehre, dann sei sie auch nicht mehr die Sandra.
Daraufhin fragte ich sie: „Wer ist denn die Sandra eigentlich? Wer bist du?“ Das ist immer eine gute Frage, die ich schon vor Jahren öfter gestellt habe. Denn oft wissen die Menschen zwar ihren Namen, aber nicht, wer sie wirklich sind.
Sie sagte: „Ich bin die Sandra.“ – Das ist dein Name. „Ich komme aus Deutschland.“ – Das ist deine Nationalität. „Ich bin Krankenschwester.“ – Das ist dein Beruf. Aber wer bist du wirklich?
Es ist interessant, wenn man darüber nachdenkt: Wer bin ich eigentlich? Meist kommt man zu dem Schluss, dass man es nicht genau weiß.
Ich habe ihr dann gesagt: „Weißt du was, ich frage dich ab und zu mal, wie es dir so geht.“ Alle drei Wochen habe ich sie gefragt: „Wie geht es dir so mit Jesus?“ Sie antwortete meistens: „Nicht schlecht, aber ich habe noch nicht nachgegeben.“ Und ich sagte: „Okay, kein Problem.“
Im April meinte sie dann, die Mauer werde immer kleiner. Ich sagte: „Sehr gut.“ Anfang Mai hat sie sich dann entschieden, Jesus anzunehmen. Das war wunderschön.
Seht ihr, so läuft es meistens: Ein Mensch hört von Jesus, wird angezogen und nähert sich ihm an – so wie Jesus sich zuerst dem Menschen genähert hat.
Was bedeutet Bekehrung?
Worum geht es bei einer solchen Bekehrung? Was geschieht dabei genau?
Ein Mensch sagt: „Ich habe bis heute nur aus eigener Kraft gelebt. Ich habe nicht nach Gott gefragt, auch nicht nach seinem Willen. Ich habe getan, was ich für richtig halte, und Gott war ausgeschlossen.“
Aber jetzt möchte ich gemeinsam mit Gott weitergehen. Ich bekehre mich, das heißt, ich kehre um zu ihm und möchte ab heute mit ihm leben.
Das bedeutet, ich wende mich ab von meinem Selbstleben und wende mich einem gemeinsamen Leben mit Gott zu – einem Teamwork mit ihm. Die Bibel nennt das „Buße tun“. Das ist ein altmodisches Wort, das griechische Wort „Metanoia“ bedeutet „mein Denken ändern“. Ich ändere mein Denken.
Eine wunderschöne Bibelstelle steht in Lukas 7, Vers 29: „Das Volk und die Zöllner haben Gott Recht gegeben.“ Buße tun heißt, ich gebe Gott Recht. Ich bekenne, dass Gott Recht hat und nicht ich.
Das bedeutet, ich ändere mein Denken über Gott und über mich selbst. Ich bekenne zu Gott: „Gott, ich habe bis heute ohne dich gelebt, aber du hast Recht. Ich sollte eigentlich mit dir leben.“
„Gott, ich entscheide mich, ehrlich zu sein. Ich habe es bis jetzt so getan, als ob ich okay wäre, aber ich brauche dich.“
Dieses Buße tun, dieses Umkehren, ist die Hinwendung zu Gott. Aber das ist nur der erste Teil der Geschichte, denn nicht die Umkehr ist das Ziel, sondern die Gemeinschaft mit Gott.
Darum sagt Paulus: „Ich habe zwar alles verloren, das stimmt, aber ich halte es für Dreck, weil ich Christus gefunden habe, und damit habe ich alles gewonnen.“
Denn das Ziel ist die Gemeinschaft mit Gott.
Gemeinschaft mit Gott als Ziel der Umkehr
Das Beispiel verwende ich oft: Angenommen, ich treffe meine Frau Hannelore, und sie wartet auf mich in Lindau. Das ist am Bodensee, südlich von uns. Ich steige hier in Eisdlingen in den Zug, falls es dort einen gibt – ich war noch nie drin.
Ich steige in den Zug und möchte meine Frau treffen. Doch ich steige in den falschen Zug und fahre Richtung Frankfurt. Das ist im Norden von hier. Ich bin unterwegs und komme an verschiedenen Orten vorbei. Irgendwann zeige ich dem Schaffner meine Fahrkarte. Er fragt: „Wohin wollen Sie?“ Ich antworte: „Nach Lindau, ich möchte dort meine Frau treffen.“
Er sagt: „Das sieht schlecht aus, Sie fahren nämlich in die falsche Richtung.“ Ich frage: „Echt wahr?“ Dann sagt er: „Ja, stimmt.“ Was tue ich? Ich tue Buße, ich ändere mein Denken. Beim nächsten Bahnhof steige ich aus, ändere meine Richtung um hundertachtzig Grad und steige in den anderen Zug ein, der Richtung Süden, Richtung Lindau fährt.
Das heißt, Buße tun bedeutet umkehren. Aber die Umkehr ist nicht das Ziel. Das Ziel ist, dass ich Hannelore in Lindau treffe, sie in den Arm nehme und Gemeinschaft mit ihr habe. Das ist das Ziel.
Umkehr zu Gott ist notwendig, aber nicht das Ziel. Das Ziel ist Gemeinschaft mit Jesus Christus, denn dazu sind wir berufen. Diese Gemeinschaft geschieht durch die Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist.
Die Bedeutung der Wiedergeburt
Das Thema lautet: Entscheide dich! Dieses Wort „wiedergeboren“ wird in manchen kirchlichen Kreisen fast peinlich vermieden und gilt dort fast als Schimpfwort. Wiedergeburt oder Bekehrung wird in anderen Kreisen hingegen jeden Sonntag erwähnt.
Hier kommen wir zu dem, was einen Menschen zum Kind Gottes macht. Und weißt du was? Wenn du Kind Gottes bist, dann weißt du, wer du bist. Dann kannst du sagen: Ich bin Kind Gottes – das ist, was ich bin. Dann weiß ich, wer ich bin.
Hier kommen wir zu dem, was aus einem Nichtchristen einen Nachfolger Jesu macht. Die Wiedergeburt ist das Allerschönste, was einem Menschen passieren kann, aber gleichzeitig ist sie das größte Ärgernis. Es ist die härteste Rede Jesu.
Die Rede von der Wiedergeburt treibt Menschen entweder in die liebenden Arme Gottes oder sie bringt sie zur Weißglut. Das war schon immer so und wird immer so bleiben.
Das sieht man bereits in der Geschichte, in der Jesus relativ klar über die Wiedergeburt spricht. Das ist in Johannes 3, wo er auf einen alten Mann trifft, Nikodemus, einen religiösen Mann. Ich lese ein paar Verse vor:
Jesus sagt zu diesem Mann: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Nikodemus antwortet: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter hineingehen und noch einmal geboren werden?“
Jesus erwidert: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser – das ist die natürliche Geburt – und aus Geist – das ist die geistliche Geburt – geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes hineingehen.“
Nikodemus war im Vergleich zu anderen Menschen ein ehrlicher religiöser Mann, kein Falscher. Er war kein Heuchler und nahm es mit Religion ernst. Aber dieses Wort Jesu brachte ihn völlig aus der Fassung.
Man sieht das an seiner Antwort: „Soll ich mir den Leib meiner Mutter noch einmal hineinschlüpfen?“ Diese Antwort war entweder dumm, naiv oder frech. Er war sprachlos.
Nehmen wir mal an, Jesus hätte zu Nikodemus Folgendes gesagt: Er war ein guter religiöser Mann. Nehmen wir an, Jesus hätte gesagt: „Nikodemus, du betest dreimal am Tag, das ist gut. Aber weißt du was? Du könntest fünfmal beten, das wäre noch besser für dich. Nikodemus, du liest eine halbe Stunde in der Tora, in der Bibel, jeden Tag. Lies doch eine Stunde, das tut dir gut. Nikodemus, du fastest einmal die Woche, aber du könntest es zweimal schaffen. Du gibst den Zehnten, aber du könntest sogar mehr geben.“
Hätte Jesus so geredet, wäre Nikodemus als aufrichtiger religiöser Mensch fröhlich nach Hause gegangen und hätte gesagt: „Dieser Jesus hat mich durchschaut. Ich tue zu wenig. Ich kann mich echt ein bisschen mehr anstrengen. Er hat völlig Recht.“ Das hätte er verstanden.
Liebe Freunde, so ist es bis heute geblieben. Das verstehen die Leute. Ich gehe gern in Kneipen. Ich habe meine Frau auch in einer Kneipe kennengelernt, ich war der Barkeeper.
Ich tue mich gar nicht schwer, mit Leuten über Religion zu reden, ganz egal, wer sie sind oder ob sie schon ein paar Bier getrunken haben oder nicht. Wenn ich mit ihnen so rede, sage ich: „Weißt du was? Lies doch mal in deiner Bibel, das wird dir guttun.“ Die meisten antworten: „Hans-Peter, du hast gar nicht Unrecht. Ich glaube, das würde mir nicht schaden.“
Wenn ich ihnen sage: „Geh doch mal wieder in die Kirche, du warst schon drei Jahre nicht mehr dort, da hörst du was Gutes“, sagen die meisten: „Was? Ja, Hans-Peter, eigentlich stimmt das. Ich glaube, ich soll wieder mal hingehen.“ Das verstehen sie. Da haben sie gar kein Problem mit.
Wenn ich sage: „Gib doch mal ein bisschen Geld für die Kinder in Afrika oder denen und denen“, sagen sie: „Na, du hast recht, eigentlich bin ich zu egoistisch.“ Das verstehen sie.
Aber wenn ich ihnen sage: „Mein Freund, du musst von neuem geboren werden“, schauen sie genauso blöd wie Nikodemus. Sie sind völlig aus der Fassung.
Weißt du, was sie dann sagen? „Ja, wie jetzt? Genügt es nicht, wenn ich mal in die Kirche gehe?“ Das Wort „Wiedergeburt“ irritiert und verärgert die Menschen, denn hier geht es ums Eingemachte.
Ich sage euch: Solange ein Pfarrer über Sünde, über Gott, über den Himmel oder über alles Mögliche predigt, hat niemand etwas auszusetzen. Sobald ein Pfarrer jedoch einen Trennstrich zieht zwischen wiedergeboren und nicht wiedergeboren, haben die Menschen eine Menge an ihm auszusetzen.
Das war immer so, und es wird immer so bleiben.
Aber Freunde, das Wort Jesu steht heute so wie damals: Jesus sagt, wenn jemand nicht wiedergeboren ist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Jesus hat nicht gesagt: Wenn jemand nicht wiedergeboren ist, dann ist es schwierig, ins Reich Gottes zu kommen. Er hat auch nicht gesagt: Wenn jemand nicht wiedergeboren ist, dann ist es extrem schwierig, ins Reich Gottes zu kommen.
Jesus hat gesagt: Wenn jemand nicht wiedergeboren ist, dann kann er nicht in das Reich Gottes kommen.
Solange man nur über die Wiedergeburt redet, bleibt sie ein Ärgernis. Sobald du die Wiedergeburt am eigenen Leben erfährst, ist sie das Schönste, das Lieblichste, was dir in deinem ganzen Leben passieren kann.
Zeugnisse und biblische Verweise zur Wiedergeburt
In der Bibel finden wir viele Zeugnisse von der Wiedergeburt. Hesekiel spricht von einem neuen Herz, ebenso Jeremia. Paulus spricht von einer neuen Schöpfung. Petrus sagt, dass wir durch das lebendige Wort wiedergeboren werden. Jakobus erklärt, dass wir durch das Wort der Wahrheit geboren sind.
Ein Mensch, der wiedergeboren wird, erhält ein neues, zusätzliches Leben. Dieses Leben ist Christus in dir; es ist eine Geburt von oben. Genau das hat Paulus selbst erlebt. Er wurde von innen heraus verändert und erneuert. Aus einem fanatischen Menschen wurde ein leidenschaftlicher Liebhaber, denn „die Liebe Christi drängt uns“, sagt er.
Vielleicht fragst du dich heute Morgen: Bin ich wiedergeboren? Vielleicht denkst du, du hast einmal eine Entscheidung getroffen, die aber nur halbherzig war. Vielleicht hast du es damals gar nicht so gemeint.
Ich kann dir eines sagen: Ein sicheres Zeichen dafür, ob ein Mensch wiedergeboren ist oder nicht, ist folgendes: Wenn du wiedergeboren bist, fragst du immer wieder Gott, was er von dir möchte. Du fragst: „Gott, was ist dein Wille in meinem Leben?“ Wenn du dir diese Frage nie stellst, bist du wahrscheinlich nicht wiedergeboren.
Wenn du dir diese Frage jedoch stellst, ist das ein Zeichen dafür, dass der Geist Gottes in dir wohnt. Er fragt dich immer wieder: „Bist du im Willen Gottes?“ Prinzipiell wird dir das Reden mit Gott dann keine religiöse oder lästige Pflicht mehr sein. Vielmehr sehnst du dich nach der Nähe Gottes.
Das heißt nicht, dass es dir immer leichtfällt – davon rede ich nicht. Aber du hast den Wunsch, bei Gott zu sein. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass du wiedergeboren bist aus dem Geist.
Unterschied zwischen Bekehrung und Wiedergeburt
Was ist der Unterschied zwischen Bekehrung und Wiedergeburt? Bekehrung ist das, was wir tun. Es ist unsere Verantwortung, die menschliche Verantwortung. Das heißt, ich kehre um, ich wende mich an Jesus.
Die Wiedergeburt hingegen ist einzig und allein Sache Gottes. Er wird in dir geboren: Christus in dir, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Die kürzeste Bezeichnung eines Christen in der Bibel besteht aus zwei Worten: ein Mensch, der „in“ ist. Das ist ein Christ.
Der Theologe Adolf Theismann hat seine Habilitationsschrift über die neutestamentliche Formel „in Christo Jesu“ beziehungsweise „en Christo“ geschrieben. Diese hervorragende Formel – und darum liebe ich meine Elberfelder Bibel, auch wenn sie manchmal ein bisschen undeutsch klingt, aber das sind wir Österreicher sowieso – wird in den neuen Übersetzungen leider nicht mehr so deutlich wiedergegeben. Das finde ich etwas schade.
Denn diese Formel „in Christus Jesus“ lesen wir einhundertsechsundneunzig Mal in der Bibel. Ich habe jede einzelne Stelle durchstudiert, und es ist fantastisch: hundertvierundsechzig Mal in den Paulusbriefen, 24 Mal im Johannesevangelium und -brief sowie acht Mal in den Petrusbriefen.
Diese Formel beschreibt die lebendige Beziehung zwischen Christ und Christus. Wenn du „in“ jemandem bist, dann ist das die innigste Gemeinschaft, die du haben kannst.
Deshalb, und ich sage das mit Respekt, wenn Menschen verheiratet sind und miteinander schlafen – Sex ist übrigens eine Erfindung Gottes – dann haben sie die tiefstmögliche Beziehung zueinander. Die Bibel sagt: „Sie werden ein Fleisch.“ Zwei werden eins.
Dieses heilige Bild erklärt auch, warum Sex so heilig ist: weil Gott es erfunden hat. Das Bild, dass Christus in unserem Herzen wohnt, dass jemand „drinnen“ ist, ist die innigste Beschreibung, die es überhaupt gibt.
Du kannst jemandem nicht näher sein, als wenn du in ihm bist – Christus in dir und du in Christus.
Wir haben heute den Philipperbrief als Predigttext. Wenn du die Bibel hast, ist es ein bisschen schwierig zu lesen, aber im Philipperbrief kommt diese Formel etwa fünfundzwanzig Mal vor.
Ich möchte euch nur darauf aufmerksam machen:
Philipper 1,1: Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, allen Heiligen in Christus Jesus. Heilig sind wir deshalb, weil wir in Christus sind.
Philipper 1,13: So dass meine Fesseln in Christus im ganzen Palast offenbar wurden. Seine Fesseln waren „in Christus“.
Philipper 1,14: Dass die meisten der Brüder im Herrn Vertrauen gewonnen haben. Ein Mitchrist ist ein Bruder im Herrn, weil er in Christus ist.
Philipper 2,1: Wenn es nun irgendeine Ermunterung in Christus gibt – unsere Ermunterung, unsere Gesinnung ist in Christus.
Philipper 2,24: Ich vertraue aber im Herrn darauf. Paulus’ Vertrauen war in Christus.
Philipper 2,29: Nehmt ihn nun auf im Herrn. Wenn wir einen Bruder aufnehmen, geschieht das in Christus.
Ich könnte euch noch 180 andere Stellen zeigen. Es ist immer „in Christus“ und „Christus in uns“.
Paulus hat sich so sehr mit Christus identifiziert, dass er sagen konnte: „Ich bin mit Christus gekreuzigt; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Das bedeutet, wiedergeboren zu sein.
Diese Wirklichkeit des innewohnenden Christus ist die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten. Es gibt keine tiefere Wahrheit.
Christus ist das Christenleben. Wir sind in Christus, und er wohnt in uns.
Und wisst ihr, was das Banale ist? Als Kinder wussten wir das, aber die Erwachsenen vergessen es.
Zeugnis einer Teilnehmerin am Tauernhof
Ich habe kürzlich einen Brief von einer Teilnehmerin bekommen, die im letzten Jahr im Sommerprogramm am Tauernhof bei Upward Bound dabei war. Im Sommer bieten wir viele Programme am Berg an, eines davon ist Upward Bound. Sie schrieb, dass sie aus Australien kommt.
Als ich an Upward Bound teilnahm, hatte ich keine Ahnung, was Gott mit mir vorhatte. Das war gut so, denn sonst hätte ich sicher nicht teilgenommen und viele Segnungen verpasst. Ich fühlte mich in meinem Christenleben müde und erschöpft. Irgendwie wusste ich, dass es mehr geben musste als das Leben, das ich führte.
Meine Zeit mit Gott war unregelmäßig und unorganisiert, obwohl ich ein tiefes Verlangen hatte, ihm zu dienen. Und jetzt kommt das Entscheidende: Der Wendepunkt für mich war die Erinnerung an eine einfache biblische Wahrheit. Eine Wahrheit, die ich über Jahre im Kindergottesdienst gehört und geglaubt hatte, dann aber vergessen hatte. Es ist die Einfachheit des Evangeliums, nämlich dass Jesus in mir lebt.
Ich erinnere mich daran, wie ich wachgerüttelt wurde, als ich mich daran erinnerte. Ich dachte: Wow, wie konnte ich das nur vergessen? Jedes kleine Kind kann dir sagen, dass Jesus in seinem Herzen lebt. Aber ich glaube, ich habe diese Wahrheit in den letzten zwanzig Jahren in keiner Predigt mehr gehört – weder in konservativen noch in charismatischen Kirchen.
Seit meiner Zeit am Tauernhof habe ich mich Christus ganz neu hingegeben. Ich fühle mich zuversichtlich, weil dieses Vertrauen auf dem Wissen beruht, dass es Christus ist, der durch mich wirkt, und nicht an mir liegt. So sage ich heute: Herr, hier bin ich. Du brauchst nur meine Verfügbarkeit, nicht meine Fähigkeit.
Seht ihr, Freunde, das ist das Schöne am Christsein. Ich kann morgens aufstehen und sagen: Herr Jesus, ich habe keine Ahnung, was der Tag bringt. Ich weiß nicht, wie ich diesen Tag schaffen soll. Aber Herr, hier bin ich. Nimm dieses Stück Fleisch, diesen Menschen hier, erfreue dich daran. Ich bin zur Verfügung, tu, was dir gefällt.
Es ist so entspannend und gleichzeitig so spannend, weil ich nicht weiß, was er tut. Aber ich muss es nicht tun.
Einladung und Schlussgebet
Wenn jemand von euch da ist, der Jesus noch nicht kennt: Ich bin heute um ein Uhr, also um 13 Uhr nach dem Mittagessen, drüben im Saal des Mutterhauses. Jeder von euch, der bewusst einen Anfang mit Jesus machen möchte, ist herzlich eingeladen, um 13 Uhr in den Saal des Mutterhauses zu kommen.
Ich werde euch dort ganz einfach einige Dinge erklären, die euch vielleicht helfen, ein Leben mit Jesus zu beginnen. So könnt ihr in Christus sein und er in euch.
Ich möchte jetzt beten: Lieber Vater, ich danke dir für dein gutes Wort. Ich danke dir, Herr, für die Geschichte des Saulus, der regelrecht von dir überwältigt wurde – scheinbar sogar gegen seinen eigenen Wunsch. Und doch wurde er von deiner Liebe überwältigt.
Herr, vielleicht sind manche hier an diesem Wochenende, die interessiert sind, aber innerlich sagen: „Mit Gott nie, ich bleibe mein eigener Herr.“ Herr, ich bete, dass deine Liebe sie überwältigt – sogar gegen ihren Willen.
Vater, dann gibt es die anderen, die sich irgendwie leer fühlen, wie wir von Moritz gehört haben. Menschen, die zwar alles haben, aber eine Leere spüren und nach Sinn suchen. Herr, danke, dass du uns auf diesem Weg begegnest.
Und dass wir, wenn wir dich gefunden haben, zum ersten Mal im Leben wissen, wer wir sind: Ich bin ein Kind Gottes, das ist meine Identität.
Vater, so bete ich für jene, die auf dieser Sinnsuche sind, dass sie den Mut haben, sich auf dich einzulassen, Buße zu tun, ihr Denken zu ändern und dir Recht zu geben.
Herr, nur du kannst das tun, und du tust es immer wieder, weil du uns liebst. Amen.