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1. Petrus 5

Wir lesen den 1. Petrusbrief | Gemeindefreizeit 2023, Teil 1/5
30.10.20231. Petrus 5,1-14
SERIE - Teil 1 / 5Wir lesen den 1. Petrusbrief | Gemeindefreizeit 2023

Einführung in die Herausforderung der Übersetzung und Bedeutung von Ermahnung und Ermutigung

Bevor ich den Text kommentiere, lesen wir ihn zunächst gemeinsam.

Die Ältesten unter euch ermahne ich. Dabei gilt wieder die Übersetzung, die ich lese: Luther hat sich entschieden, „ermahnen“ zu sagen. Das griechische Wort Parakalein bedeutet eigentlich „zurufen“ und umfasst sowohl „ermutigen“ als auch „ermahnen“. Es heißt also, einen positiven Schub zu geben, aber auch korrigierend zu sprechen, wenn ein Weg falsch ist.

Das ist klar, und genau das ist das Dilemma. Ich sage das, damit ihr eine gehörige Portion Mitleid mit allen Übersetzern habt, die die Bibel übersetzen. Bei solchen Worten müssen sie oft entscheiden: Eigentlich müsste ich hier schreiben „wir ermutigen und ermahnen euch“, weil beide Elemente enthalten sind – das Positive und das Warnende. Wenn ich aber nur ein Wort wählen darf, muss ich mich entscheiden: Nehme ich das mehr mahnende oder das mehr ermutigende?

Ich erkläre euch das nicht, um hier Griechisch zu unterrichten, sondern um euch Mut zu machen, Griechisch und Hebräisch zu lernen. Gibt es eigentlich schon einen Kurs? Ronn?

Ich habe immer noch diese geheime Vermutung: Erweckung erkennt man daran, dass die Leute Griechisch und Hebräisch lernen wollen. Woher ich diese Hoffnung nehme, ist historisch begründet.

Anfang des 18. Jahrhunderts in Halle gab es eine Erweckung. August Hermann Francke, Orientalistikprofessor und sehr gebildeter Mann, war Pietist und hatte dort eine Arbeit gegründet. Handwerker kamen zum Glauben. Diese Handwerker gingen morgens um sieben Uhr, bevor sie ihre Arbeit begannen, zu Professor Francke ins Kolleg und lernten Hebräisch und Griechisch. Sie hatten eine solche Liebe zum Wort Gottes, dass sie sagten: Es ist nicht genug, eine Übersetzung zu lesen, wir wollen es in den Ursprachen.

Da habe ich gesagt: Das ist der echte Echtheitstest für Erweckung – wenn die Menschen anfangen, die Ursprachen zu lernen. Vielleicht macht das ja der hier. Ich wusste doch, hier ist eine kryptocharismatische Versammlung. Bisher fehlten mir so diese „Armen“ und „Halleluja“-Zwischenrufe, aber nun sind sie endlich erklungen.

Die Rolle der Ältesten in der Gemeinde: Ermahnung und Ermutigung

Also, die Ältesten unter euch ermahne und ermutige ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, an denen ich auch teilhabe, ebenso an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll.

Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist, und achtet auf sie – nicht gezwungen, sondern freiwillig! So, wie es Gott gefällt. Nicht aus schändlichem Gewinnswillen, sondern von Herzensgrund. Nicht als solche, die über die Gemeinden herrschen, sondern als Vorbilder der Herde.

So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Chefhirte, der Erzhirte, die unverwüstliche Krone der Herrlichkeit empfangen.

Desgleichen ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter. Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut, denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber dem Demütigen gibt er Gnade.

So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöht zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.

Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.

Dem widersteht fest im Glauben und wisst, dass eben dieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen.

Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, wird euch, die ihr ja eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen und gründen.

Ihm sei die Macht in alle Ewigkeit. Amen.

Durch Silvanus, den treuen Bruder, wie ich meine, habe ich euch wenige Worte geschrieben, um euch zu ermahnen und zu bezeugen, dass es die rechte Gnade Gottes ist, in der ihr steht.

Es grüßt euch aus Babylon die Gemeinde, die mit euch auserwählt ist, und mein Sohn Markus.

Grüßt euch untereinander mit dem Kuss der Liebe! Friede sei mit euch allen, die ihr in Christus seid!

Passt doch zum Schluss der Gemeindefreizeit gut aufeinander auf! Vor allem verabschiedet euch mit dem Kuss der Liebe. Ich weiß nicht, ob ihr ihn schon eingeführt habt.

Kulturelle Unterschiede und die Bedeutung des Alters in Leitungsverantwortung

Also, das Erste: Mitarbeiter ermahnen und ermutigen. Nun ist das ja mit den Ältesten und dem Alter auch so eine kulturelle Sache. Die Kulturen sind da sehr, sehr verschieden.

Als ich Generalsekretär im CFNM war, gehörte eine meiner ersten Dienstreisen ins Ausland. Das CFNM gibt es in 128 Ländern der Welt. Eine meiner ersten Reisen führte mich in den Sudan, weil wir dort Mitarbeiter hatten, und nach Kenia, ebenfalls wegen unserer Mitarbeiter im YMCA Kenia.

Als ich dort ankam, war das großartig. Der Vorsitzende des nationalen Komitees des YMCA war ein Evangelist, Gershon Witi, ein feuriger Evangelist, den wir nach Deutschland eingeladen haben. Das war eine tolle Erfahrung.

Das Erste, was ich dort bekam – ich war damals im Jahr 1985 noch nicht ganz so grau wie heute – war ein Stock, ein Krückstock, nicht besonders imposant, aber eben ein Stock. Ein Ältester, ein Leiter, hat einen Stock. Das ist sozusagen das Zepter seiner Würde. Ansonsten bist du nackt.

In Ostafrika hat ein Ältester Autorität. Wir hatten dort einen Mitarbeiter hingeschickt, einen CVM-Sekretär, der war schon Ende fünfzig, also kurz vor sechzig. Wir dachten, eigentlich schickt man für die Jugendarbeit in einem anderen Land meist Leute, die aus der Jugendarbeit kommen und noch fit sind. Unser Mitarbeiter war fast sechzig, aber er hatte eine durchschlagende Wirkung, weil man ihm alles abnahm.

Wenn du das so erlebst, denkst du: „Hi, wo bist du hier gelandet?“ Es gibt viele Kulturen auf dieser Welt, in denen Alter mit Würde verbunden ist. Dort hast du Respekt, und dein Wort gilt.

Natürlich hat das auch Gefahren. Man hat inzwischen gelernt, dass Alter allein noch keine Weisheit bedeutet. Manche verhärten, werden zu Betonköpfen, die immer selbstgerechter und unbeweglicher werden. Das ist natürlich ganz unappetitlich: starrsinnig und so.

Bei uns ist das inzwischen gekippt, und das Gegenteil ist der Fall. Seit den 68er-Jahren hieß es: „Trau keinem über dreißig!“ Die Macht wurde den Kindern übergeben. Wenn wir heute die Weltregierung jungen, autistisch neigenden Mädchen übergeben, kann man sich schon fragen, ob da wirklich viel Weisheit dahintersteckt oder ob wir vielleicht auch den Kopf zum Denken gebrauchen sollten – und nicht nur zum Frisieren.

Das ist eine nicht weit verbreitete Erkenntnis. Ein Wissenschaftlerkongress hat tatsächlich festgestellt: Man kann den Kopf auch zum Denken benutzen, nicht nur zum Essen und Frisieren. Das ist an sich eine wichtige Erkenntnis, wenn man sie beherzigt. Obwohl das anstrengend ist.

Gott hätte uns, wenn er das nicht gewollt hätte, auch einfach ein Bündel Stroh zwischen die Ohren klemmen können, anstatt uns so ein kompliziertes Ding wie das Gehirn zu geben. Da hat er sich wohl etwas dabei gedacht, auch wenn uns das Denken manchmal Mühe und Kopfschmerzen macht und uns lästig ist.

Nach der Lektüre der Heiligen Schrift habe ich den Eindruck, dass es Gottes Wille ist, dass wir denken.

Die Herausforderungen und Chancen der Leitungsverantwortung in Gemeinden heute

Hier werden die Ältesten ermahnt und ermutigt. Was ist nun notwendiger? Petrus damals legte Wert darauf, zu ermahnen. Luther hingegen fand es wichtiger, beim Übersetzen das Ermahnen zu betonen. Petrus war damals nicht in der Klemme; er wollte sowohl ermahnen als auch ermutigen.

Heute würde ich fast sagen – ich weiß nicht, wie es bei euch ist –, dass manche Gemeinden, so wie ich es beobachte, Schwierigkeiten haben, die richtigen Leute zu bewegen, die Aufgaben der Ältesten in der Gemeinde zu übernehmen. Das gilt auch für die landesgemeindliche Gemeinschaft in Kassel, in der ich lebe. Es ist wirklich schwierig, die passenden Personen zu finden, die Leitungsverantwortung übernehmen.

Das liegt nicht nur daran, dass geeignete Leute oft beruflich und familiär stark eingebunden sind, sondern auch daran, dass ein gewisser Widerwille besteht, solche Verantwortung zu tragen. Man kann viele Fehler machen und wird dafür oft hart kritisiert. Das unterscheidet christliche Gemeinden nicht von der allgemeinen Gesellschaft. Wer will schon ein politisches Amt übernehmen? Geld verdienen kann man woanders besser, etwa im IT- oder Finanzbusiness. Dort weiß man, wie man Erfolg hat. Wer will schon Politiker werden, wo es schwierig ist, Probleme zu lösen und man ständig öffentlich kritisiert wird? Viele sagen sich: Mein Leben kann ich mir sinnvoller vorstellen.

In unserer Kultur und unserem Klima ist das Alter oft nicht mehr wertgeschätzt. Man kann in Deutschland nichts Schlimmeres sein als ein alter weißer Mann. Leider verbinde ich all diese negativen Konnotationen mit meiner Person – damit muss man leben lernen. Das ist wohl das Ungeheuerlichste, was man sein kann: ein alter weißer Mann.

Deshalb ist Ermutigung jetzt besonders wichtig, um Verantwortung zu übernehmen – Leitungsverantwortung. Wenn eine Gemeinde sagt: Du hast diese Gaben, du hast diese Berufung, und wir rufen dich jetzt, dann heißt das auch: Trag diese Last. Ja, das ist eine echte Last. Natürlich gehört die Ermahnung weiterhin dazu.

Vielleicht hängt das miteinander zusammen: Weil heute kaum jemand bereit ist, Leitungsaufgaben zu übernehmen, weil der Job so undankbar erscheint, kommen oft die falschen Personen in diese Positionen. Menschen, die aus Machtstreben, Eitelkeit oder Geltungssucht diese Aufgaben an sich reißen wollen. Das ist das Schlimmste, was einer Gemeinschaft passieren kann – sowohl im säkularen als auch im gemeindlichen Bereich.

Es ist furchtbar, wenn Menschen ohne den nötigen Charakter Leitungsaufgaben übernehmen und berufen werden, nur weil es keine anderen gibt. Irgendjemand muss es ja machen. Ich kann das Zitat nicht wörtlich wiedergeben, aber der frühere Kirchenpräsident der bayerischen Kirche, Betzel, sagte sinngemäß, dass die Kirche an ihren unberufenen Dienern zugrunde geht. Zu viele in Leitungspositionen gehören dort nicht hin, wurden aber trotzdem berufen und haben das auch gewollt. Dann leidet die Gemeinde und die Kirche unter diesen Personen – manchmal bis zur Pensionierung, manchmal bis die Gemeinde zerbricht.

Machtmissbrauch und geistliche Herausforderungen in Leitungsämtern

Was ist die Kehrseite der Scheu, Verantwortung zu übernehmen? Es ist der Machtmissbrauch. Dieser tritt immer dann auf, wenn Leitungsverantwortung aus falschen Motiven übernommen wird. Machtmissbrauch ist ein großes Problem.

Man muss es nüchtern feststellen: Es gibt zahllose Gemeinden, auch freie und unabhängige Gemeinden, die ganz frisch ihren Dienst tun. Oft glauben sie, es so gut zu machen, dass niemand es besser könnte. Doch dann kommt die Krise – und es zeigt sich immer wieder geistlicher Machtmissbrauch.

Manchmal kommt noch sexueller Missbrauch oder Geldmissbrauch hinzu. Aber oft ist es der Machtmissbrauch, der eine Gemeinde zerbrechen lässt. Dieses Problem tritt landauf, landab und weltweit auf. Es füllt immer wieder die Schlagzeilen und ist oft sehr entmutigend. Deshalb ist es heute so wichtig, darüber zu sprechen.

An die Ältesten unter euch richte ich die Ermahnung und Ermutigung. Der Apostel Petrus, ein ältester Zeuge der Leiden Christi, der die Passionsgeschichte miterlebt hat und daran einen erbärmlichen Anteil hatte, spricht zu uns. Er war weltbekannt, hat das Leiden, Sterben und die Auferstehung des Herrn miterlebt und war mit ihm unterwegs.

Jetzt ist er ein Mitältester und spricht als solcher ermutigend und ermahnend. Er sagt: „Achtet auf euch und weidet die Herde Gottes, die euch anvertraut ist!“ (1. Petrus 5,2)

Die biblische Bedeutung des Hirtenbildes und die Verantwortung der Leiter

Also gut, das Bild ist: Warum ist das eigentlich bei uns so ein bisschen negativ? Also können wir wohl keine Schafe sein? Ich weiß noch genau, als ich als Vikar in Amman der deutschen Gemeinde damals predigte, über einen Hirten-Text aus dem Johannesevangelium. Danach kam ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Amman zu mir und schimpfte mich wütend aus. Er sagte, dass wir ewig diese Bilder mit dem „Bebis“ hätten, sie wären die dummen Schafe und so weiter.

Bei uns ist das: Wir sind die dummen Schafe und eure Weiden in Israel waren das ja das schönste, strahlendste Bild, das man sich denken konnte. Denn Hirte, das war der König. Hirte war gar nicht zuerst der biblische Seelsorger, das ist der Leiter. Der König Israels ist der Hirte. Also die Leitenden im Volke Gottes, die Führungspersonen, sind die Hirten. Ihre Aufgabe ist, dass das Volk Gottes ernährt wird, dass es frisches Wasser bekommt – wie in den ganzen Bildern von Psalm 23 – und gute Nahrung zur Stärkung.

Das ist dann die Aufgabe der Hirten, der Leitung. Das heißt, das Wort Gottes auszuteilen, in der Verkündigung, in der Anleitung zum Bibellesen, in der persönlichen Seelsorge. Wirklich Nahrung bringen, damit Menschen gekräftigt werden in ihrem Glauben – das heißt weiden.

Dann heißt es hier: „Achtet auf sie.“ Da steht das griechische Wort episkopos, wovon als Lehnwort „Bischof“ abgeleitet ist. Eigentlich heißt es: Aufsehen, Acht haben darauf. Das ist nicht Gefängnisaufseher, sondern es bedeutet, einen wachen Blick für die Gemeindeglieder zu haben, damit keiner verloren geht.

Wie man wahrnimmt, ihr spürt das ja alle, wie wichtig das ist. Betet dafür, dass eure Leiter eine Liebe und eine Weisheit haben und angetrieben sind, ihre Blicke schweifen zu lassen, damit niemand unbeachtet bleibt. Und dass jeder jemanden findet in der Gemeinde, auf den einer aus der Leitung zugeht und sagt: „Wie geht es dir eigentlich? Was war denn? Wie ist es? Was brauchst du? Was kann ich für dich tun? Und wer betet?“

Also das ist so ein... Es ist kein leichter Dienst. Je größer Gemeinden werden, desto schwieriger wird das ja. Ich war selbst in einer solchen Gemeinde schon auf so einer Freizeit, ich kann das nachvollziehen. Denn ich habe kaum welche Namen hier behalten, weil das wird im Alter auch immer schwerer.

Freust du dich, wenn du morgens im Spiegel schaust und sagst: „Kennst du den Namen von diesem Typen da, der dich da anguckt?“ Dann hast du den ersten Sieg. Dann gehst du zum Frühstück, triffst da eine Frau, die dir gegenüber sitzt, guckst ihr in die Augen, sagst: „Kenn ich ihren Namen?“ Dann ist der Tag gewonnen.

Aber wir spüren, wenn die Größe und das Gewicht der Aufgabe in der Gemeindeleitung da sind, dass sie die Fähigkeit haben – betet dafür, dass sie die Fähigkeit haben –, wirklich offene, wache Augen der fürsorglichen Liebe zu haben und keinen aus dem Blick zu verlieren. Das kann gar nicht einer alleine machen. Das müssen schon mehrere sein. Aber dass da keiner durch die Ritzen geht, das ist so wichtig.

Freiwilligkeit und Herzensgrund in der Gemeindeleitung

Na ja, und dann ist das alles hier sehr realistisch. Sie haben gesagt, tut es nicht gezwungen, sondern freiwillig, nicht um schändlichen Gewinns willen.

Man sagt dann: Das ist doch ganz bestimmt so – wer Pastor werden will, der tut das ja nicht wegen des Geldes. Na ja, gut, sind wir noch ziemlich verschont, habe ich den Eindruck, wenigstens in Deutschland, von dieser weltweiten Seuche des Wohlstandsevangeliums.

Aber weltweit ist das anders. An anderen Kontinenten, in anderen Kulturen – ich will jetzt gar nicht sagen wo – sagte mir ein Pastor: Unsere Gemeinde freut sich, wenn der Pastor ein richtig dickes Auto fährt.

Bei uns war es so: Als ich Generalsekretär war, kam der Geschäftsführer und sagte, ich müsse 80 Kilometer im Jahr fahren. Der Geschäftsführer meinte, das Wirtschaftlichste und Billigste für uns wäre, wenn ich einen Mercedes fahren würde. Schon wegen des Wiederverkaufswerts und so. Da sagte ich: Das können wir uns nicht leisten. Wenn ich mit einem Mercedes irgendwo vorfahre, dann ist meine Vollmacht weg, dann nimmt mir keiner mehr etwas ab. Dachte der Geschäftsführer so? Bei uns muss es arm aussehen, koste es, was es wolle.

Die Kutsche, die Sie mir dann gegeben haben, war nämlich wirtschaftlich viel teurer, als wenn ich einen Mercedes gefahren hätte, aber sie sah eben ärmer aus. So, arm muss es sein, koste es, was es wolle.

In anderen Kulturen ist das anders. Dort bekommt der Pastor hier ja nur geliehen – bei euch, wo ist Juri? Wenn man einen BMW fährt, BMW iX, wie heißt das Ding, das Elektroding, das du baust? Der ist ja jetzt nicht mehr da. Also, wenn der zweihunderttausend Euro kostet, jeder weiß, dass er zweihunderttausend oder zweihundertfünfzigtausend Euro kostet, und der Pastor Matthias damit vorfährt, sagt die ganze Gemeinde: Halleluja, wir sind eine gesegnete Gemeinde! Unserem Pastor können wir einen Dienstwagen für 250.000 Euro geben, das ist doch mal der Segen des Herrn.

Stattdessen fragt man: Was fährst du, Matthias? Was muss euer Leitner fahren? Na ja, gut, also Volkswagen, komm mal. Die haben auch Rolls-Royce unter ihrer Matte, die gehören heutzutage auch zu Bentley und Rolls-Royce und so. Aber okay.

Ich wollte nur sagen: Der Petrus ist so nüchtern, dass er sagt: Also nichts ist uns fremd. Unsere Herzen sind eine Mördergrube. Und aus dem Herzen eines leidenschaftlichen Dieners Jesu kommt plötzlich der Teufel und verführt ihn zur Habgier. Er erfindet auch – wie diese Wohlstandsevangeliums-Fritzen ja weltweit beweisen – eine theologische Begründung, um ihre Habgier zu befriedigen.

Fühlen Sie sich ja noch ganz gut dabei. Es wird ja schon in der Bibel davor gewarnt. Also das ist eine ziemliche Sache. Wir warten auf den Chefhelden, der wiederkommt und die Belohnung gibt.

Im 1. Korinther 3 sagt Herr Paulus ja auch beim Aufbau der Gemeinde: Da seht zu, dass ihr Verantwortung wahrnehmt. Der Herr wird euer Werk testen. Das geht durch die Kritik des Gerichts Gottes. War das solide gebaut mit Edelmetall? Oder war es Holz und Stroh? Das wird verbrannt werden.

Wenn ich sage: Okay, ihr werdet alle gerettet, aber manche angekokelt – aus Gnaden werden wir gerettet, auch wenn der Dienst Mist war, aus falschen Motiven geschah und keine Solidität hatte.

Die Bedeutung von Demut für das Miteinander in der Gemeinde

Zweitens lesen wir ab Vers 5. Klicken wir darauf, damit ihr das auch sehen könnt: Demut für alle, Demut für alle. Warum ist das so wichtig? Im Rückblick ist es noch einmal wichtig zu hören. Bei den Frauen hieß es: „Ordnet euch euren Männern unter.“ Hier steht: „Seid einander untertan.“ Wo Demut ist, da ist es kein Kunststück, sich einander unterzuordnen.

Wenn Gemeindeleiter selbst demütig sind, erkennt man sie gerne an und folgt ihnen. Wenn jedoch Gemeindeleiter Demut vom gesamten Gemeindevolk erwarten, aber selbst arrogante Zampanos sind, die sagen: „Wir haben die Autorität, und wir bestimmen, wo es langgeht“, dann ist die Sache schon umgekippt. Deshalb heißt es hier: „Seid alle miteinander bekleidet mit Demut.“

Dabei darf es nicht zu Missverständnissen kommen. Kleidung kann ja zweierlei Bedeutung haben. Wenn man sich kleidet, kann das ausdrücken, wer man innerlich ist, oder es kann verstecken, was im Inneren faul ist. Kleidung ist leider an sich nicht eindeutig. Sie kann eine Fassade sein, hinter der man Unappetitliches verbirgt, und sie kann wirklich von innen herauskommen.

Erinnert euch dabei an diese Modetheologie für Frauen, von der Schönheit, die von innen kommt. Hier ist es ähnlich mit der Demut. „Bekleidet euch mit Demut“ heißt nicht, dass man sich eine Fassade anzieht, die schön demütig aussieht. Es gab einen ironischen Spruch des Franziskanerordens: „In Demut stehen wir an erster Stelle.“ Damit wollen sie sagen: So sind wir. Wir haben die tollsten Demutssprüche drauf, aber so arrogante Hunde wie uns gibt es nicht noch einmal.

Hier aber ist gemeint, dass es wirklich so sein soll. Ja, es soll nach außen erkennbar sein. Kleidung ist ja etwas, womit man von außen erkennbar ist. Aber Achtung: Es soll wirklich ein Ausdruck dessen sein, was zutiefst unsere Herzen bewegt.

Das einander Untertan-Sein ist absolut notwendig, besonders in Ehen. Auch bei Paulus war das so. In Epheser 5 steht als Vorsatz: „Seid einander untertan“, bevor die speziellen Anweisungen für Frauen und Männer kommen. Wo das zutiefst unsere Lebensprägung ist, muss man nicht kämpferisch oder ängstlich sagen: „Wo werde ich hier niedergemacht, unterdrückt, und muss ich hier mein Recht durchsetzen?“ Wo man ums Recht kämpfen muss, ist immer schon das Signal, dass Machtkämpfe im Gang sind und dass andere einen runterhalten wollen.

Wenn das in einer Ehe eine Rolle spielt, hat man schon verloren. Wenn es in einer Gemeinde eine Rolle spielt, hat man verloren. Also: „Bekleidet euch mit Demut.“ Das ist leichter gesagt und gelesen als gelebt. Zu diesem Satz wollte ich gerne noch etwas sagen.

Gottes Haltung gegenüber Hochmut und die Bedeutung der Demut im Dienst

Eins aber, als Mittel für die geistliche Hygiene, sagt der Apostel Petrus hier: Ihr solltet eines wissen – Gott ist ein absoluter Gegner der arroganten Zampanos. Gott widersteht den Hochmütigen. Wer arrogant lebt, wer anmaßend lebt, hat Gott zum Feind. So, das sollt ihr wissen.

Ich hatte ein Erlebnis als junger Mann, als ich den Weg in den vollzeitlichen Dienst ging. Wilhelm Busch lebte noch, und ich bin einmal zu ihm gegangen und habe gesagt: „Ich habe da ein Problem. Ich traue meinen Motiven nicht.“ Ich hatte eine Sehnsucht, das Evangelium vielen Menschen zu sagen. Ich tröste mich eigentlich nicht so gerne mit dem Spruch „Mut zur kleinen Zahl“. „Liebster Jesu, wir sind vier“ – das ist auch schön und nehmen wir auch ernst. Aber mein Ziel war anders. Ich sagte zu ihm: „Ist das nicht Ehrgeiz und Hochmut, dass ich den Wunsch habe, in meinem Leben viele Menschen mit dem Glauben zu erreichen?“

Er antwortete: „Wieso? Das ist doch Jesaja 53, er wird die Vielen zur Beute haben.“ Ja, Gott will alle. Gott will, dass alle Menschen zur Erkenntnis gerettet werden. Er will alle; es können gar nicht genug sein. Aber er sagt: Pass auf, das Einzige, was uns umbringt, ist, wenn wir Gott die Ehre rauben. Wenn wir Gott die Ehre rauben, vergiften und verderben wir alles in unserem Dienst.

Das habe ich einmal erlebt bei einer Evangelisation von Wilhelm Busch in Düsseldorf. Ich war ein bisschen hinter der Kulisse und stand dabei, wie der Pfarrer Dankes- und Lobesreden für Wilhelm Busch vorbereitete. Der Pfarrer wollte sagen, dass Busch wochenlang Vorträge gehalten hatte, trotz seines reichen Terminkalenders. Er wollte diese Sprüche bringen: „Wir sind unglaublich dankbar, dass er nun hier bei uns ist“ und so weiter. Doch dann erlebte ich etwas anderes.

Wilhelm Busch war ein kleiner Typ, er ging mir nur bis zur Schulter. Sein Kopf saß fast ohne Hals auf der Brust. Aber er hatte eine Löwenstimme. Plötzlich fuhr er aus der Haut und brüllte den anderen an: „Rauben Sie Gott nicht die Ehre!“ Da traute sich der Pfarrer am Schluss überhaupt nicht mehr, noch etwas zu sagen. Er dachte wohl: „Mich trifft der Blitz hier auf der Bühne, wenn ich jetzt mein Gedudel anfange.“

Diese Erlebnisse mit Wilhelm Busch haben mich sehr geprägt. Ich habe ihn erlebt als jemanden, der absolut sensibel war und wütend ausrasten konnte, wenn er spürte: Hier ist ein Klima, in dem Gott die Ehre geraubt wird und Menschen hochgejubelt werden. Das war nicht geheuchelt. Er hatte das Gespür dafür, dass nur wenn wir demütig gebeugt vor Gott stehen, er uns reich beschenkt. Dann dürfen wir ihm alles zutrauen und erwarten. Dann dürfen wir mutig sein in dem, wie wir vorwärts gehen.

Aber wehe, wenn der Teufel Land gewinnt und in uns Arroganz, Ehrpusseligkeit und Beleidigtsein sind – wenn wir nicht genug respektiert werden und nicht genug Dankeschön gesagt bekommen. Dann ist unsere Gefahr, dass Gott die Ehre geraubt wird.

Soli Deo Gloria – das schrieb Johann Sebastian Bach unter jedes seiner Werke. Das waren die Spitzenwerke der Musik, und es war ihm bis in die letzte Note wichtig, dass dem Herrn allein die Ehre gehört.

So ist das hier, was Petrus meint. Also demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.

Vertrauen auf Gottes souveräne Hand in Zeiten von Druck und Verfolgung

Was ist denn jetzt die gewaltige Hand Gottes? Er berichtet ja auch, dass diese Gemeinden unter dem Druck der Mehrheitsgesellschaft standen, dass sie lächerlich gemacht oder diskriminiert wurden – oder wie auch immer – dass sie unter diesem Druck standen.

Und hier sagt er: „Demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes.“ Er sagt selbst, ihr sollt wissen, dass selbst das, was der Feind gegen euch tut, letzten Endes unter Gottes gewaltiger Hand steht. Das mag ja jeder theologisch verstehen, wie er will. Aber Luther hat gesagt: Der Teufel ist auch Gottes Teufel.

Ja, der tut Dinge, die passieren. Die will Gott nicht, und sie sind böse und zerstörerisch. Aber letzten Endes ist er nicht außerhalb der Kontrolle dessen, der Herr der Himmel und der Erde ist und der das Haupt der Gemeinde ist.

Deshalb beugt euch. Tut nicht so, als müsstet ihr euch dem Feind unterordnen oder der überlegenen Mehrheitsgesellschaft, die euch einschüchtert und lächerlich macht. Sondern seht es immer so: Ich beuge mich unter die starke Hand meines Gottes. Da weiß ich, dass ich immer gut aufgehoben bin.

Wachsamkeit und Standhaftigkeit im Glauben angesichts des Feindes

Also sagt er: Achtung, wo steht der Feind wirklich? Das ist der nächste Punkt.

Der nächste Punkt lautet: Seid nüchtern und wach, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Dem widersteht fest im Glauben und wisst, dass dieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen.

Die Bibel macht den Menschen verantwortlich für das Böse, das er tut. Niemand kann sagen: „Ich war es nicht, es war der Teufel.“ Gleichzeitig sagt die Bibel aber auch, dass hinter allem Bösen, das Menschen tun, oder dem Guten, das sie unterlassen, ein Drahtzieher steht. Das gehört zur Nüchternheit.

Interessanterweise verwendet die Bibel keine großen Erklärungen oder viele Worte, um die Existenz des Teufels und der Dämonen zu erklären. Sie werden einfach vorausgesetzt. Wenn man gefragt wird: „Glaubst du an den Teufel?“, antwortet man oft: „Ich glaube an Jesus, nicht an den Teufel.“ Aber weil man an Jesus glaubt, weiß man, dass der Teufel eine Realität ist. Jesus ist das Licht, und wenn das Licht angeht, sieht man den Dreck.

Jesus ist das Licht der Welt. Wenn man die Evangelien liest, fällt auf, dass während seiner Erdenzeit überproportional viele Dämonenaustreibungen geschehen sind. Das heißt, er hat die Dämonen ans Licht gezwungen und den Teufel entlarvt.

Zur Nüchternheit gehört also auch, dass es einen Drahtzieher hinter aller Sichtbarkeit gibt, einen Feind Gottes, das Böse. Er sagt, das gehört zur Nüchternheit: Seht ihn, seht den Feind und kennt seine Strategie. Er ist wie ein Löwe, der weiß, wen er verschlingen kann.

Dem widersteht fest im Vertrauen auf Jesus. Dieses feste Vertrauen ist das Einzige, was hilft.

Und dann sagt er: Wisst, dass dieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen. Das ist ein interessanter Trost. Warum sagt er das? Weil das Wissen um die verfolgten Geschwister in der Welt zur Stärkung unseres Glaubens gehört.

Die Bedeutung der verfolgten Gemeinde als Glaubensstärkung

Ich möchte euch das an einer konkreten Sache erklären, die mich in meinem Leben sehr geprägt hat.

1964 wurde ich als Vikar nach Jerusalem auf die Westbank geschickt, in die deutsche Gemeinde und in die arabische Schule. Dort habe ich die ganze arabische, islamische Welt kennengelernt, in der heute der Krieg tobt. Das ist meine Heimat, Bejala, eine Doppelstadt von Bethlehem. Dort liegt mein Herz, und mental bin ich eigentlich immer noch dort zu Hause. Deshalb erlebe und erleide ich diese Tage auf eine Weise, die ich mit Worten schwer beschreiben kann.

Damals war es so, dass Missionare, die aus der islamischen Welt kamen, oft berichteten, wie schwer es war, Muslime zu bekehren. Sie sagten, es sei fast unmöglich, dass Muslime sich zum Glauben an Jesus bekehren. Außerdem diskutierten sie, ob es überhaupt verantwortbar sei, Muslime zum Glauben an Jesus zu rufen und sie dann zu taufen. Denn was passierte? Wenn ein Muslim zum Glauben kam, wurde er in der Regel in der arabischen Welt von seiner Familie ausgestoßen. Das ist absolut so.

Wenn er Glück hatte, überlebte er es; sonst musste er fliehen. Wenn die Familie ihn nicht umbrachte, war das die mildere Form. Jedenfalls wurde er ausgestoßen. Ohne Familie kannst du im Orient eigentlich nicht leben. Das ist keine Frage von Sympathie, wie in unseren individualistischen Gesellschaften, in denen junge Leute mit 17 ausziehen, um eine eigene Existenz aufzubauen. Sie mieten sich ein Zimmer und werden oft noch von ihren Eltern unterstützt. Das ist bei uns möglich, aber im Orient völlig unmöglich.

Ohne Familie hast du keine Sozialversicherung, keine Krankenversicherung, keine Altersvorsorge – nichts. Du kannst nicht heiraten oder eine Familie gründen. Du brauchst immer die Familie, die dich in ihrem Schutzraum aufnimmt. Die Folge der Bekehrung war also der Ausschluss aus der eigenen Familie.

Logisch wäre es gewesen, dass die Bekehrten in der christlichen Gemeinde aufgenommen werden. Das passierte aber nicht. Die christlichen Gemeinden nehmen bis heute in der Regel keine Konvertiten aus dem Islam auf. Zu meiner Zeit sagten sie immer, diese Menschen würden sowieso rückfällig werden. Das war ein großes Misstrauen.

Und tatsächlich wurden viele rückfällig, denn sie hatten keinen Rückhalt in ihrer alten Familie, und die neue Gemeinde nahm sie nicht auf. Sie durften zwar am Gottesdienst teilnehmen, aber keine der christlichen Familienclans nahm sie wirklich auf. Alle diese Sicherheitsmöglichkeiten fehlten. Niemand wollte einen bekehrten Muslim in seinem Clan haben.

Diese Menschen haben das zehn Jahre lang durchgekämpft und durchlitten und gemerkt: So kannst du nicht leben. Deshalb gingen viele zurück in den Islam, um zu überleben.

Deshalb entwickelten Missionare damals eine Strategie: Sie sagten, man solle die Menschen gar nicht aus ihren Familien herausholen. Stattdessen sollten sie, wenn sie an Jesus glauben, in der Moscheegemeinde bleiben und Jesus dort dienen. Das nannte man Insidermovement. Es gab solche Bewegungen in Synagogen und Moscheen. Von außen kann man das nur respektieren; man kann nichts Kritisches dagegen sagen.

Vor diesem Hintergrund sehe ich, was wir im Augenblick erleben: Seit etwa dreißig Jahren bekehren sich Tausende von Muslimen – und zwar nicht nur im Iran, sondern in allen arabischen Kernländern des Islam, von Indonesien bis nach Marokko. Diese islamische Halbmord-Bewegung, wie man sie nennt, ist ein Ereignis, das viele Christen in Deutschland gar nicht wahrnehmen.

Seit dem siebten Jahrhundert und dem Siegeszug des Islams von der arabischen Halbinsel nach Norden – Syrien, Türkei, bis vor Wien – und dann über Nordafrika bis nach Spanien wurden die ganzen christlichen Gemeinden ausgelöscht. Seitdem passierte in diesen Gebieten jahrhundertelang nichts mehr.

Es gab Missionare, die aus Liebe zu den Menschen im Wüstensand und anderswo verbluteten. Aber man konnte nicht sehen, dass dort Gemeinden entstanden. Viele Missionare wollten auch gar nicht dorthin. In der Mission musstest du in andere Bereiche gehen, wo du Erfolgsmeldungen bringen konntest. Die Deutschen spenden nur, wenn sie Sensations- oder Erfolgsmeldungen bekommen. Gemeindenachwuchs kannst du in der Islammission nie melden.

Die Entstehung neuer Gemeinden muslimischer Herkunft und ihre Herausforderungen

Jetzt erleben wir plötzlich Folgendes: Ich weiß nicht, ob jemand von euch diese Bewegung kennt. Es handelt sich um eine weltweite, eigentlich muss man sagen, neue Kirche. Sie heißt Communio Messianica, so nennt sie sich auf Lateinisch – die Gemeinschaft des Messias. Auf Arabisch heißt sie Umat al-Masih. „Umat“ bedeutet Gemeinschaft. Im Islam nennt man die islamische Gemeinschaft weltweit „Umar“. Sie sagen: Wir sind die Familie Gottes.

Die bekehrten Muslime, die sich MBBs nennen – Muslim Background Believers, also Christen muslimischer Herkunft – sind mittlerweile so weit, dass sie sagen: Wir machen das Versteckspiel nicht mehr mit. Wir wollen öffentlich getauft werden und wir bekennen uns zu Jesus als Herrn, koste es, was es wolle.

Aber sie erleben heute auch, dass sie in der Regel nicht in den traditionellen christlichen Gemeinden aufgenommen werden. Deshalb hat es einige von ihnen gegeben, die eigene Wege gehen. In Deutschland ist Yasser Erik führend dabei. Er stammt selbst aus dem radikalen Islam des Sudan, wurde verfolgt und ausgetrieben. Jetzt lebt er in Deutschland, ist mit einer Deutschen verheiratet, wohnt bei Stuttgart und ist promovierter Theologe – ein sehr kluger Mann.

Er ist zusammen mit anderen heimlich der Leiter dieser Communio Messianica. Die letzten Zahlen, die ich habe, zeigen, dass es diese Bewegung in 79 Ländern gibt, auch in Zentralasien und weltweit. Bekehrte Muslime schließen sich zusammen zur „Umat“ – sie wollen Familie sein. Die Botschaft lautet: Du bist nicht allein. Du sollst wissen, dass du deine Familie verloren hast, dass du kämpfst, bedroht wirst und nicht weißt, ob du den morgigen Tag überlebst. Aber wir sind deine Familie.

Gott sei Dank schenkt Gott in dieser Zeit auch die nötigen Instrumente. Ich habe selbst an einer Zoom-Konferenz teilgenommen. Ich wurde eingeschleust, musste mich anmelden. Der Steuernde saß in Atlanta, USA. Er ist ein bekehrter Muslim, der ein großes IT-Unternehmen leitet und die Netzwerke kennt. Bei ihm musste ich mich unter Chiffre anmelden, damit ich Kontakt bekam. Zuerst wurde geprüft, ob ich vertrauenswürdig bin. Dann durfte ich an einer Zoom-Konferenz mit etwa 40 Gemeindeleitern aus zentralasiatischen Republiken teilnehmen.

Das waren Namen, die wir vorher kaum kannten: Abchasien, Usbekistan und andere Regionen. Dort hatten ausschließlich ehemalige Muslime Gemeinden gegründet und leiteten diese. Ich habe zugehört. Dann war da ein älterer Lehrer, der ihnen biblischen Unterricht gab. Alles war neu für sie: Wie baut man Gemeinde in einer feindlichen Umgebung mit lauter ehemaligen Muslimen?

Wer war dieser alte Lehrer? Es war ein Professor, ein Spezialist und Imam, einer der hohen Gelehrten aus dem Islam, der sich zu Jesus bekehrt hatte. Er kannte den Islam wie kein Zweiter. Jetzt hörte ich ihm zu, wie der Älteste aus solchen Gemeinden unterrichtet und ermutigt.

Ich kann euch sagen: Es war wie ein Ritterschlag, wie der größte Orden, den er verlieh. Als die Geschwister mich baten, zum Schluss für sie zu beten, habe ich gesagt: Ich bin es nicht wert. Ich beuge mich vor euch – vor eurem Mut, eurer Kühnheit und eurer Glaubensstärke. Was ihr für einen Preis zahlt! Nie im Leben habe ich auch nur die Andeutung davon selbst zahlen müssen.

Diese Bewegung gibt es heute und sie breitet sich aus wie ein Flächenbrand. Ich möchte, dass ihr wenigstens wisst, dass es Umat al-Masih gibt, mit tausenden und inzwischen hunderttausenden bekehrten Muslimen, die ein Zuhause suchen. Sie haben das gleiche Problem wie jede Gemeinde: Wenn wir von Familie in der Gemeinde sprechen, ist das oft nur ein Lippenbekenntnis. Im Grunde kennt keiner den anderen wirklich.

Aber du brauchst Gemeinde als Familie, wo du wirklich deine Wurzeln hast. Wo du weißt: Hier wird mit mir geweint, hier tragen sie mich durch, hier kann ich jeden Kummer teilen. Hier ächten sie mich nicht, wenn sie mein Versagen und meine Niederlagen kennen. Sie tragen mich durch in ihren Gebeten und in ihren diakonischen Diensten, wo auch immer.

Wir freuen und feiern miteinander, wir weinen und sterben miteinander – aber wir sind Familie, die diesen Namen verdient. Danach sehnen sich unsere Gemeinden in Deutschland.

Die Sehnsucht nach echter Gemeinde und Familie

Es ist für mich immer ein wichtiges Kriterium. Ich muss von der Gemeinde, die ich liebe, sagen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Ehrlich gesagt können wir noch nicht behaupten, eine echte Familie zu sein. Zum Beispiel trauen wir uns überhaupt nicht, die aktuelle Sexproblematik offen zu besprechen.

Niemand redet darüber, obwohl es wichtig wäre, dass alle mit ihren Nöten herauskommen können. Stattdessen tun alle so, als könnte jeder das Problem alleine lösen. Doch das kann natürlich niemand. Es gibt große Herausforderungen, und man braucht eine echte Familie, in der man ehrlich sein kann. Man muss wissen, dass einem hier geholfen wird und man Vertrauen haben kann.

Das Wort Gottes gilt, doch die Liebe ist groß, und die Arme sind weit offen. Ich habe hier nicht einen Haufen Polizisten und Pharisäer um mich herum, die mich kleinmachen, wenn sie mein zerbrochenes Leben kennenlernen. Stattdessen werde ich von Liebe umarmt und unterstützt, damit ich zu dem guten Hirten komme und frische Weide sowie frisches Wasser finde.

Wir brauchen Familie. Genau das meint Petrus, wenn er sagt: Ihr sollt wissen, dass dieselben Leiden über eure Brüder und Schwestern in der Welt kommen.

Die Realität der Verfolgung und ihre Bedeutung für den Glauben

Es gibt für mich kaum eine stärkere Glaubensstärkung in dieser gegenwärtigen Zeit als die Informationen, die ich über Communio Messianica oder auch aus anderen Bereichen erhalte, in denen Christen Verfolgung erleben.

Ich weiß inzwischen von Ihnen selbst, dass Sie unsere Gebete und Informationen gar nicht unbedingt wollen, damit wir jetzt für Sie kämpfen, damit es Ihnen besser geht. Natürlich können wir beten, dass Ihre Situation erleichtert wird. Aber vor allem sollten wir lernen, selbst so aus der Fülle des Herrn Jesus zu leben und ihm voller Liebe zu dienen. Wir sollten ohne Furcht bekennen, dass wir zu ihm gehören – auch wenn uns das den Job, die Familie oder sogar das Leben kosten könnte. Das können wir von der verfolgten Gemeinde lernen.

Weltweit gibt es massive Verfolgung, während wir in Deutschland davon kaum etwas spüren. Hier erleben wir Widerspruch und ein zunehmend feindseliges Klima. Doch weil wir verwöhnt sind und immer gedacht haben, dass jeder uns Beifall klatschen müsste, wenn wir an Jesus glauben, können wir es kaum ertragen, wenn uns jemand kritisch widerspricht. Dann ziehen wir uns zurück und zeigen uns wehleidig.

Ehrlich gesagt, vielleicht bin ich da zu unbarmherzig, aber wenn jemand in Deutschland von Verfolgung spricht, dann ist das oft nur das Verhalten eines verwöhnten Kindes, das die Realitäten dieser Welt nicht kennt.

Stärkung im Glauben erfahren wir durch das, was die Schwestern und Brüder erleben, die wirklich unter Druck und Folter stehen, während wir hier sitzen. Es gibt Tausende und Abertausende, die in kleinen Zellen von anderthalb Metern Größe in Dauerbeleuchtung und unter Tortur eingesperrt sind. Sie kennen ihre Familien nicht, bekommen nicht die Medikamente, die sie brauchen, und müssen in Verhören schmachten und werden gefoltert.

Niemand spricht von ihnen. Manche sind bekannt und werden in christlichen Zeitungen namentlich genannt, damit man für sie beten kann. Aber wie viele gibt es, deren Namen niemand kennt?

Die ewige Berufung und die Stärkung durch Gott in Zeiten des Leidens

Und der nächste Punkt: Wir nähern uns dramatisch dem Ende. Ich muss mal schauen, ja, gleich bin ich fertig. Keine Sorge, es geht um seinen Segen. Ist das nicht wunderbar, der Gott aller Gnade, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit?

Also, die Berufung – bitte seht eure Berufung nicht zu kurz. Ja, wir haben Berufungen zu einem Leben, auch zu bestimmten Diensten und Aufgaben hier. Das sind aber vorletzte Stationen. Unsere Berufung hat immer das Ziel, zur ewigen Herrlichkeit berufen zu sein. Das ist unser Ziel. Alles andere sind Zwischenstationen.

Man macht einen großen Fehler und schadet seinem Glauben sehr, wenn man das letzte Ziel nicht deutlich genug im Blick hat und die vorletzten Ziele als die endgültigen oder wichtigeren ansieht. Es gibt ein wunderbares altes Erweckungslied, das heißt: „Ewigkeit in die Zeit leuchte hell herein, dass uns werde klein das Kleine und das Große groß erscheinen.“

Nur wer vom Ziel her liebt, berufen zur Herrlichkeit, gewinnt die richtigen Maßstäbe für groß und klein, für wichtig und weniger wichtig bei den Teilzielen vorher.

Das ist er, der Gott aller Gnade, der euch berufen hat zu einer ewigen Herrlichkeit in Christus. Er wird euch, die ihr ja eine kleine Zeit leidet – also viel, viel Last auch unterwegs, von außen und von innen – was wird er tun? Er wird euch aufrichten, stärken, kräftigen und gründen.

Dafür braucht es vier Vokabeln, um sein Werk zu beschreiben: Er wird euch aufrichten. Das setzt voraus, dass wir oft gebeugt und zerbrochen am Boden liegen. Sein Segenswerk ist, dass er uns aufrichtet.

Er wird uns stärken. Als ob es nicht genug wäre, gestärkt zu werden, heißt das, noch einmal Kräftigung zu bekommen, einen zusätzlichen Zuschuss an Kraft.

Und eigentlich, was ich als Erstes erwartet hätte: Er wird euch gründen. Der Prozess im Laufe des Lebens, auch in all den Anfechtungen und Widerständigkeiten, ist, dass Jesus beharrlich am Bau des soliden Fundamentes arbeitet. Wir werden tiefer gegründet im Wort Gottes, unser Vertrauen wird tiefer in Jesus verankert.

Diese Verankerung sorgt dafür, dass nichts wackelt, wenn es oben heftig kommt.

Und dann heißt es noch einmal – das muss ich hier wieder sagen, deshalb habe ich es eingekleidet: Es steht kein „Sei da“, es geht nicht um einen frommen Wunsch, sondern es heißt eine Tatsachenfeststellung: Ihm gebührt die Macht in alle Ewigkeit. Das ist wahr. Amen.

Abschlussgrüße und die Bedeutung von Gemeinschaft in der frühen Kirche

Zum Schluss wollen wir uns noch einmal das Bild vergegenwärtigen, das wir am Anfang hatten. Petrus sitzt damals in Rom und schreibt von dort aus. Das wird im nächsten Vers deutlich. Wohin genau dieser Brief unterwegs war, wissen wir nicht genau. Vielleicht ist er so gereist, wie ich es skizziert habe: von oben her über das Schwarze Meer, nach Sinope, dann durch Pontus, Galatien, Kappadokien, Asia, Bithynien – also durch diese ganze Region.

Nun solltet ihr vor Augen haben, wenn wir die letzten drei Verse betrachten: „Durch Silvanus, den treuen Bruder, wie ich meine, habe ich euch wenige Worte geschrieben, um euch zu ermahnen und zu bezeugen, dass es die echte, die rechte Gnade ist, in der ihr steht.“ Wer war Silvanus? Das wird hier nicht erklärt. Um das zu verstehen, müsst ihr das 15. Kapitel der Apostelgeschichte lesen.

Dort gab es einen großen Streit in der frühen Christenheit: Müssen Heiden sich beschneiden lassen, wenn sie Jesus nachfolgen? Paulus sagte Nein, andere sagten Ja. Ebenso wurde diskutiert, ob Christen, die Jesus nachfolgen, auch die jüdischen Reinheitsgebote bezüglich Speise einhalten müssen. Viele aus der Jerusalemer Gemeinde sagten: Ja, unbedingt. Das Alte Testament gilt. Paulus hingegen sagte Nein.

Das führte zu einem heftigen Konflikt, auch zwischen den Aposteln. Es gab peinliche Szenen zwischen Paulus und Petrus in Antiochien. Das wird offen berichtet, zum Beispiel in Galater 2 und Galater 1. Schließlich gab es das Apostelkonzil, bei dem man zusammenkam, lange redete, erzählte und betete. Am Ende beschlossen sie, dass Heiden nicht Juden werden müssen, um Jesus zu folgen.

Allerdings gab es ein Aposteldekret mit vier Maßnahmen, die das Zusammenleben erleichtern sollten. Danach schickte man Leute los. Paulus und Barnabas kehrten nach Antiochien zurück. Zwei angesehene Männer aus der Jerusalemer Gemeinde, Justus und Silas, begleiteten sie. Sie sollten in Antiochien verkünden, dass man in Jerusalem getagt hatte und dies der Beschluss sei.

Es wird berichtet, dass Silas dort blieb und als Prophet in der Gemeinde wirkte. Wo taucht Silas noch auf? Am Ende des 15. und im 16. Kapitel der Apostelgeschichte wird von einem heftigen Streit berichtet. Paulus und Barnabas konnten sich nicht einigen. Barnabas wollte Johannes Markus wieder mitnehmen – das ist der „mein Sohn Markus“, von dem Petrus hier spricht.

Johannes Markus war der Sohn der Maria (Apostelgeschichte 12). Sie besaß ein Haus in Jerusalem, das als Treffpunkt der Jerusalemer Gemeinde diente. Dort klopfte Petrus nachts an die Tür, nachdem er aus dem Gefängnis befreit worden war. Maria war offensichtlich eine reiche Frau aus einer Familie. Johannes Markus war auf der ersten Missionsreise dabei, hatte aber an der Südküste der Türkei Angst bekommen und war zurück nach Jerusalem gegangen.

Paulus sagte daraufhin, dass er sich nicht bewährt habe und wollte ihn nicht wieder mitnehmen. Barnabas, sein Verwandter, wollte den Streit nicht so stark aufbauschen. Sie stritten heftig und trennten sich schließlich. Paulus nahm Johannes Markus nicht mit, sondern zog mit Silas los. Paulus und Silas begaben sich auf die zweite Missionsreise.

In Philippi wurden Paulus und Silas nachts inhaftiert. Trotz der Prügel und Auspeitschungen sangen sie mitten in der Nacht Lobgesänge. Das ist Silas – eine der wichtigen Säulen der ersten Gemeinde aus der zweiten Reihe.

Interessanterweise sagt Petrus hier, dass er durch Silas „wenige Worte“ geschrieben habe. Man weiß nicht genau, ob Silas den Brief nur diktiert hat. Es klingt eher so, als habe Petrus gesagt: „Das sind meine Gedanken, das will ich sagen“, und Silas hat es aufgeschrieben. Silas war also wahrscheinlich ein Koautor, auch wenn das hier nicht weiter ausgeführt wird.

Es klingt jedenfalls so: „Wenige Worte, zu ermahnen und zu bezeugen, dass die rechte Gnade Gottes ist, in der ihr steht.“ Was Gnade ist und was richtige Gnade bedeutet, hat Silas aus den heftigen Streitigkeiten der ersten Gemeinde hautnah miterlebt. Er war einer der Träger der Botschaft, dass man das gesetzesfreie Evangelium allen Völkern verkündet und Menschen zu Jesus einlädt.

Silas war ein Garant dafür, diese Botschaft gegen jede Verfälschung in den Gemeinden zu verteidigen. Er war eine Säule der Gemeinde. Nun ist er bei Petrus in Rom und schreibt gemeinsam mit ihm diesen Brief.

Grußworte aus Babylon und die Bedeutung der Erwählung

Und zum Schluss kommt er noch einmal vor. Dann folgt auch noch einmal der Gruß: Es grüßt euch die Gemeinde aus Babylon.

Babylon war das Schlüsselwort in der Urgemeinde. Babylon steht für das Exil, die Vertreibung der Bevölkerung des Südreichs Jerusalems nach Babylon im Jahr 586 v. Chr. Das ist das Bild, das hier gemeint ist.

In der Offenbarung taucht Babylon ebenfalls wieder auf. Die Hauptstadt des Antichristen wird als Babylon bezeichnet. Damals war Babylon der Deckname für Rom, die Welthauptstadt.

Das bedeutet: Wir sind Fremde. Wir leben in Babylon, der Welthauptstadt des Feindes, der uns nicht haben will. Ihr solltet wissen: Ihr seid Fremde, aber geliebt und auserwählt. Hier heißt es auch, die mit euch auserwählt sind.

Die Betonung der Erwählung in der Bibel ist sehr wichtig, damit wir wissen, dass der Anker der Liebe Gottes in der Ewigkeit fest verankert ist. Das Schiff muss an der Kaimauer festgemacht werden, sonst hat es keinen Halt.

So braucht es wirklich einen festen Anker. Unsere Erlösung und die Liebe Gottes sind keine Laune innerhalb der Geschichte. In Christus sind wir erwählt, vor Grundlegung der Welt, sagt Paulus im Epheserbrief.

Zu wissen, dass die Liebe Gottes im Kreuz offenbart wird, ist für mich deutlich. Aber sie ist außerhalb von Raum und Zeit, vor Ewigkeit, vor Grundlegung der Welt verankert. Deshalb ist sie Gewissheit.

Die Erwählung im Neuen Testament, in der Bibel, ist eine Unterstreichung der Gnade und der Gewissheit. Sie ist kein großer Vorbehalt, wie: „Wer weiß, vielleicht bin ich doch nicht erwählt?“

Das ist ein anderes Thema, über das er sicherlich auch noch sprechen wird.

Die Geschichte von Markus: Versagen, Versöhnung und Neuanfang

Aber es ist so wichtig, an der Erwählung festzuhalten. Darf ich das zum Schluss noch sagen, vielleicht hier doch? Es war einer der entscheidenden Wendepunkte der Reformation.

Luther war ja ein sehr angefochtener Mann und bekam keine Heilsgewissheit. Die damalige Sündenvergebungs- und Bußtheologie sagte, drei Bedingungen sind nötig, damit du Heilsgewissheit hast: Erstens die Confessio oris, also die Ohrenbeichte vor einem anderen; zweitens die Contritio Cordis, die Zerknirschung des Herzens, die Reue des Herzens; und drittens die Satisfactio operis, also die Wiedergutmachung durch das Werk.

Und bei dem Ersten hat Luther oft mehrmals am Tag gebeichtet. Da war er absolut groß, nicht nur vor Gott, sondern auch bei seinem Seelsorger. Und mit der Satisfactio, also mit der Wiedergutmachung, da war er so fleißig wie kaum jemand, der immer das alles getan hat. Und dann sagt er: Warum kriege ich trotzdem keine Gewissheit? Alle anderen ringsherum sind getröstet und bekommen Gewissheit, nur ich nicht. Denn ich weiß nicht, ob ich wirklich bereue. Wenn ich in mein Herz schaue, dann habe ich den Verdacht, ich liebe meine Sünde. Und was ich daran bereue, an dem, was ich falsch gemacht habe, weiß ich gar nicht, ob das ehrlich ist. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich keine Gewissheit der Vergebung der Sünden habe. Er hat gesagt: Ich bin verworfen, ich bin verworfen.

Da ging er zu seinem Seelsorger Staubhitze im Oberen in seinem Orden, und der sagt ihm den wunderbaren evangelischen Satz: Ergreife deine Erwählung in den Wunden Christi. Bin ich erwählt, bin ich verworfen? Er greift: In Christus erwählt vor Grundlegung der Welt. Was vor Grundlegung der Welt war, kann ich nicht sehen, da kann ich mich nicht darauf beziehen, das kann ich nicht angucken. Was ich sehen kann, wissen kann, ist: Christus ist für mich gestorben. Erwählt in Christus. Aber dass diese Entscheidung Gottes, mich so zu retten, ist verankert in der Ewigkeit, da wackelt nichts.

Deshalb ist das die feste Unterstreichung der Heilsgewissheit, der Grund aller Siegeszuversicht und Freude: auserwählt.

Ihr seid Fremde! Gemeinde in Babylon, ja, und da gibt es viel Kloppe, viel Atemprügel, aber erwählt in Christus vor Grundlegung der Welt.

Und dann kommen noch kurz und knapp und ohne jeden Kommentar mein Sohn Markus. Grüße.

Und das ist eine einzige Geschichte des Versagens und Erbarmens. Da war der abgehauen, dieser junge Mann. Paulus wollte ihn nicht wieder, hat ihn nicht bewährt in der Mitarbeiterschaft. Respektable Leiter in der Urgemeinde, Paulus und Barnabas, waren sich nicht einig und konnten sich nicht einigen und gerieten hart aneinander. Und der Herr hat ja Humor: Sie machten getrennte Teams und der Segen wurde verdoppelt.

Dass aus dem Mist der Führungstruppe noch ein Segen Gottes wird, kann ich nur als eine Form des Humors Gottes verstehen, als er großzügig ist, wo wir denken, wir machen alles kaputt.

Und dann, wenn ihr verfolgt, was mit Johannes Markus beide passiert: Er ist der Übersetzer, Mitarbeiter des Petrus, des Markus-Evangeliums. Das ist Stichwort Manuskript der Predigt, Bissionspredigt des Petrus. Und das haben wir.

Und dann, im Kolosserbrief, den Paulus nach Kolosse schreibt, auch vermutlich aus Rom aus dem Gefängnis, wurde im ersten Brief wahrscheinlich geschrieben, lässt er ebenfalls Grüße von Markus aus, dessen Dienst er schätzt. Das heißt, sie haben sich wieder versöhnt, er ist wieder richtig reingekommen in den Dienst.

Ich finde, dass diese kurze Erwähnung „Grüße von Markus“, wenn man dann den Zusammenhang der Lebensgeschichte von Markus in der Bibel verfolgt, sagen wir, etwas Wunderbares ist: eine Geschichte von Berufung, von Versagen, von Versöhnung, von Neuanfang mit großem Segen darauf.

Ermutigung zum weiteren Studium und Gebet

Wir haben nun die Grundlage geschaffen, damit er den ersten Petrusbrief lesen kann. Dabei soll er nicht oberflächlich darauf eingehen, sondern jeden Abschnitt einzeln betrachten. Ich ermutige euch sehr, das irgendwann in Ruhe noch einmal zu tun.

Lass uns beten!

Herr Jesus, wir danken dir, dass du uns dieses Wort gegeben hast. Du hast durch den Heiligen Geist gesprochen, durch autorisierte Menschen, die du auserwählt hast – wie Petrus, Silas und Johannes Markus. Heute stehen wir auf ihren Schultern und können durch sie genau erkennen, wer du bist und was du von uns willst.

Wir danken dir, dass du jetzt gegenwärtig bist und uns durch den Heiligen Geist, den erhöhten Herrn, deine Schrift öffnest. Du hilfst uns, Schritt für Schritt deine Wege zu gehen. Du hebst uns auf, wenn wir versagt haben, tröstest uns, wenn wir uns selbst oder andere enttäuscht haben, stärkst und festigst uns. Du gründest uns und wirst uns zum Ziel bringen.

Ja, wir vertrauen dir.