Einführung in das Thema Feindschaft und christliches Verhalten
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 212: Das volle Feindesprogramm.
Wir wollen verstehen, wie man sich als Christ richtig gegenüber Menschen verhält, die einem zusetzen. Menschen, die Dinge tun, die uns verletzen oder schaden, oder die uns hassen. Menschen, die uns spüren lassen, dass sie uns sowie unseren Glauben verachten und uns für dumm halten. Menschen, die schlecht über uns reden, uns mobben oder betrügen. Menschen, die wir in die Rubrik Feinde einordnen, weil sie durch ihr Verhalten eben genau dort hineingehören.
Wie gehen wir richtig mit dieser Sorte von Menschen um? Das ist die Frage, um die es dem Herrn Jesus in Matthäus 5 jetzt geht.
Zuerst einmal wendet er sich gegen eine Idee, die sich leicht breitmacht. Es ist die Idee, dass wir Menschen aufgrund ihres Verhaltens in zwei Kategorien einordnen dürften: hier „meine Freunde“ und dort „meine Feinde“.
Ablehnung des Schubladendenkens und christliche Realität
Matthäus Kapitel 5, Vers 43: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.
Ihr merkt schon, die einen werden geliebt, die anderen gehasst. Die einen bekommen unsere Hilfe, die anderen nicht.
Um es ganz deutlich zu sagen: Jesus ist gegen dieses Schubladendenken. Und wir sollten es auch sein.
Wir dürfen ehrlich sein und anerkennen, dass es Menschen gibt, die uns hassen. Das ist nicht der Punkt.
Als Christen sind wir knallharte Realisten, weil wir die Psalmen kennen. Doch bei allem Realismus werden wir nicht zu Zynikern. Noch weniger werden wir zu solchen, die sich am Schaden ihrer Feinde erfreuen oder überlegen, wie man ihnen ihre Bosheiten auf intelligente Weise heimzahlen könnte.
Wir haben da einen ganz anderen Plan.
Das volle Feindesprogramm: Liebe, Wohltun, Segnen und Beten
Immer wir auf echte Feinde stoßen, greifen wir auf das volle Feindesprogramm zurück, das uns Jesus vorstellt. Zwei gute Verse zum Auswendiglernen sind Lukas 6,27-28:
„Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet, die euch fluchen, und betet für die, die euch beleidigen.“
Das ist es, was ich das volle Feindesprogramm nenne: lieben, wohltun, segnen und beten.
Wenn ich anfange, mich über böse Menschen zu ärgern, denke ich an diese beiden Verse aus Lukas 6,27-28. Dann frage ich mich: Wie kann ich mehr lieben? Wie kann ich etwas Gutes tun? Wie kann ich segnen? Und wofür kann ich beten?
Wer mit dem Begriff „segnen“ nichts anzufangen weiß: Segnen ist das Gegenteil von Fluchen. Paulus schreibt dazu in Römer 12,14:
„Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht.“
Wer flucht, wünscht einem Menschen etwas Böses. Das ist die Definition, die auch zu dem Hiob-Zitat in der letzten Episode passt.
Vorsicht bei Worten und Fluchen
Aber Vorsicht! Fluchen fängt womöglich früher an. Wir sind inzwischen daran gewöhnt, uns bei Sünden nicht nur zu fragen, wann wir sie garantiert begangen haben, sondern auch darauf zu achten, wo wir vielleicht schon im Herzen anfangen, sie zu begehen. Beim Fluchen ist das womöglich nicht anders.
So heißt es in 2. Mose 22,27: „Gott sollst du nicht lästern, und einem Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen.“ Der Apostel Paulus zitiert diese Stelle im Neuen Testament. Er beschimpft eine Person als „getünchte Wand“ – wir würden sagen: außen hui, innen pfui. Dumm nur, dass die Person, die er beleidigt, sich als der Hohepriester entpuppt.
Paulus zitiert also 2. Mose 22,27 in der Apostelgeschichte 23,4-5: „Die dabei stehenden aber sprachen: ‚Schmähst du den hohen Priester Gottes?‘ Und Paulus sprach: ‚Ich wusste nicht, Brüder, dass es der hohe Priester ist; denn es steht geschrieben: Von dem Obersten deines Volkes sollst du nicht schlecht reden.‘“
In 2. Mose 22 steht „Sollst du nicht fluchen“, Paulus überträgt es mit „sollst du nicht schlecht reden“. Wahrscheinlich ist es gut, wenn wir in Gesprächen über unsere Feinde besonders auf unsere Worte achten. So vermeiden wir, uns zu abfälligen Bemerkungen hinreißen zu lassen.
Ja, die Grenze zwischen abfälligen Bemerkungen und einer sauberen Beschreibung der Realität ist manchmal schmal. Aber warum nicht vorsichtig sein?
Die theologische Bedeutung des Segnens
Zurück zum vollen Feindesprogramm: Lieben, Gutes tun, segnen und beten.
Ich hatte gesagt, segnen ist das Gegenteil von fluchen. Segen bedeutet also, dass ich mir für meine Feinde etwas Gutes wünsche. Ich wünsche mir, dass ihr Leben gelingt – wohlgemerkt nicht ihre Sünde. Und das ist eine wirklich steile Theologie.
Warum sollten wir so leben?
Matthäus 5,43-45:
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Das ist die Antwort, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist.
Und die Frauen dürfen an dieser Stelle nicht böse sein, sondern sollen sich bitte auch angesprochen fühlen. Das Konzept „Sohn“ vermittelt hier nicht nur Beziehung, sondern Gleichartigkeit. Wie der Vater, so der Sohn.
Anwendung der Bergpredigt auf den Umgang mit Feinden
Und eigentlich sollte uns das Konzept bekannt vorkommen, denn wir lesen es in der Bergpredigt nicht zum ersten Mal.
Matthäus 5,9: Glückselig sind die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.
Was wir gerade tun, ist im Grunde nur die Anwendung dieser Seligpreisung auf diejenigen Menschen, die es uns am wenigsten leicht machen, in Frieden mit ihnen zu leben – eben auf unsere Feinde.
Aber wie geht Gott mit seinen Feinden um?
Matthäus 5,45: Damit ihr Söhne eures Vaters seid, der im Himmel ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Da haben wir es: Gott ist unparteiisch in seiner Liebe zu den Menschen. Wenn er Sonnenschein und Regen verteilt – beides in einer von Landwirtschaft geprägten Kultur existenziell – wenn er seinen Segen verteilt, dann bekommen sowohl die Bösen als auch die Guten etwas ab.
Es wäre ein Leichtes für ihn, die Felder seiner Feinde vertrocknen zu lassen. Aber er tut es nicht.
Gottes Vorbild und unser Auftrag im Umgang mit Feinden
Gott kümmert sich um seine Feinde, hat sie lieb, tut ihnen Gutes und segnet sie. Wenn wir uns den Herrn Jesus anschauen, können wir sogar sagen: „Und betet für sie, Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Genau das ist unser Vorbild. Wir wollen heilig sein, wie Gott heilig ist. Ob uns das nun passt oder nicht – dazu gehört auch, dass wir mit unseren Feinden so umgehen, wie Gott es mit seinen Feinden tut.
Das bedeutet das volle Feindesprogramm: Liebe, Gutes tun, segnen und für sie beten.
Abschluss und praktische Anregung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, auf wen du heute das volle Feindesprogramm anwenden möchtest.
Das war's für heute. Falls es diese Woche zu Unregelmäßigkeiten beim Podcast kommt, möchte ich mich entschuldigen. Der Grund dafür ist, dass mein Computer heute kaputtgegangen ist.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.