Ankommen und erste Eindrücke
Meine Lieben, jetzt habt ihr schon mal einen Platz, oder? Da haben wir gedacht, da ist noch einer frei. Gibt es irgendwo einen freien Platz? Denn da hinten stehen nur einige. Ist der noch frei oder nicht? Da ist noch einer, da ist noch einer. Also ihr müsst nicht stehen, außer ihr möchtet das gerne, dann ist das auch okay.
Es ist schön, wieder bei euch zu sein. Ich bin jetzt, glaube ich, zum fünften Mal hier bei der Osterkonferenz. Ich habe es jedes Mal genossen und finde, es ist eine ganz wertvolle Veranstaltung. Also danke an diejenigen, die das hier organisieren. Ich glaube, das ist eine gute Sache.
Ich bekomme oft Briefe von Veranstaltungen wie dieser, in denen jemand berichtet, dass er zum Glauben an Jesus gefunden hat. Siehst du, jemand wie ich hat es relativ einfach. Du kommst hin, sagst etwas und fährst wieder. Die anderen, die hier mitarbeiten, die müssen richtig arbeiten.
Persönliches Zeugnis und die Bedeutung des Glaubens
Und heute Abend bin ich gefragt und gebeten worden, von meinem Leben zu erzählen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das nicht so gerne tue. Irgendwie denke ich mir: Warum sollten Menschen an meinem Leben interessiert sein? Es ist ja so normal. Jeder von euch, jeder von uns könnte von seinem Leben erzählen, und es gibt sicher Leben, die wesentlich spannender sind als meines. Aber da ich gefragt werde, mache ich es halt.
Was mich auch ermutigt, ist, dass Paulus es auch getan hat. Er hat immer wieder sein Zeugnis gegeben, wie man in der Apostelgeschichte lesen kann. Übrigens wurde sein Zeugnis immer spektakulärer. Wenn ihr die Geschichte lest, seht ihr bei seiner Bekehrung zuerst ein Licht. Dann war es plötzlich ein ganz helles Licht, und zum Schluss wird es ein Licht, heller als die Sonne. Es wird also immer intensiver.
Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass man, wenn man älter wird, das, was Jesus an einem getan hat, mehr und mehr schätzt. Darum ist es keine Übertreibung im falschen Sinne, wenn Paulus so erzählt. Meine Frau fragt mich manchmal: War das wirklich so tragisch bei dir? Ich antworte dann: Ja, ich hatte entweder Alzheimer oder ich stelle es mir so vor – eins von beiden.
Vielleicht hat der eine oder andere von euch mich schon einmal gehört und kennt Teile dessen, was ich heute Abend erzähle. Verzeiht mir, aber ich habe nur dieses eine Leben und kann nur davon erzählen. Ich möchte es heute Abend ein bisschen verbinden mit der Geschichte, wie es gelaufen ist, und mit dem, was Gott in meinem Leben getan hat.
Zum einen ist mir natürlich bewusst: Wenn Gott nicht wäre, wäre niemand von uns hier. Es ist ohnehin seine Schöpfung. Darum geht es letztlich auch um ihn, selbst wenn wir über unser Leben sprechen.
Herkunft und frühe Jahre
Ich bin in Ramsau am Dachstein, einem kleinen Bauerndorf, aufgewachsen. Inzwischen ist der Ort sehr touristisch geworden, und wir leben zu hundert Prozent vom Tourismus.
Ein bisschen besonders ist, dass Österreich etwa siebzig Prozent katholisch ist, der Ort, in dem ich wohne, aber fast hundert Prozent evangelisch ist. Das hängt damit zusammen, dass wir von der Gegenreformation noch etwas übrig geblieben sind.
Meine Vorfahren haben sich 160 Jahre lang heimlich in einer Scheune zum Gottesdienst getroffen. Zweimal im Jahr gingen sie scheinheilig in die katholische Kirche, und so hat der protestantische Glaube dort überlebt. Dort bin ich hineingeboren.
Ich habe eigentlich ganz liebe Eltern, die relativ einfach und arm aufgewachsen sind. Meine Mutter hat als Dienstmädchen auf Bauernhöfen gearbeitet, bis sie geheiratet hat. Mein Vater war Milchmesser, er fuhr jeden Morgen und Abend von einem Bauernhof zum nächsten.
Wir haben ziemlich einfach gewohnt. Nicht ärmlich, würde ich sagen, denn wir hatten immer genug zu essen, aber sehr einfach. Weil das bei uns so der Brauch war, wurde auch ich, als ich elf Jahre alt war, im Sommer auf die Alm geschickt. Damals gab es noch lange Sommerferien, etwa zehn Wochen, und vom ersten bis zum letzten Tag musste ich auf die Alm, weil sie mich zuhause nicht durchfüttern konnten. Sie hatten nicht viel Geld. Mein Bruder musste das auch machen, aber er war vier Jahre älter, deshalb hat sich das zeitlich etwas verschoben.
So war ich die drei Sommer lang als Elf-, Zwölf- und Dreizehnjähriger auf einer Alm, alleine mit einer alten Frau. Das erzähle ich öfter: Die Paulin, die inzwischen gestorben ist. Das war als Elfjähriger nicht ganz einfach. Einmal bin ich sogar nach Hause gelaufen, fünfundzwanzig Kilometer. Aber dann bin ich ins Auto gestiegen und wieder zurückgefahren, da gab es kein Zittern.
Es war, ich weiß nicht, ob ihr den Film Heidi kennt, so ähnlich. Nur war meine Heidi sechzig Jahre alt, das war das Problem. Rückblickend war es aber eine gute Zeit. Ich musste jeden Tag um fünf Uhr aufstehen, Kühe holen. Ich habe sechs Kühe gemolken, die Paulin die anderen sechs. Es waren auch Schafe, Ziegen und das ganze Viehzeug, das so dazugehört.
Nachmittags hatte ich oft frei, das heißt, da musste ich nicht arbeiten. Dann bin ich Klettern gegangen. So habe ich als Elf- und Zwölfjähriger begonnen, alleine in den Bergen herumzuklettern. Dabei habe ich meine Liebe zum Felsklettern und zu den Bergen entdeckt.
Kindheit und familiäre Prägung
Meine Eltern hatten kein leichtes Leben. Bei uns war damals auch die sogenannte Frankfurter Schule aktuell. Lob gab es kaum, nach dem Motto: „Nichts gesagt ist genug gelobt.“ So bin auch ich aufgewachsen.
Wenn du alles gut gemacht hast, hat niemand etwas gesagt. Aber wenn du einen Fehler gemacht hast, hast du richtig etwas zu spüren bekommen. Trotzdem muss ich meine Eltern bewundern, wie sie uns aufgezogen haben – vor allem, wenn man weiß, wie sie selbst aufgewachsen sind.
Das führte bei mir zu einem gewissen Minderwertigkeitskomplex. Man musste sich immer beweisen. Dieser Komplex war bei mir relativ ausgeprägt, glaube ich. Oder vielleicht auch nicht – das weiß ich nicht genau.
Ich war auch nie ein besonders gesundes Kind. Ich hatte Asthma und habe es immer noch. Allerdings nehme ich Medikamente. Zweimal wäre ich fast erstickt. Daran kann ich mich sogar noch erinnern – das war ziemlich heftig.
Zum Glück haben wir dann einen guten Arzt gefunden, und seitdem ist es viel besser geworden.
Glaube in der Jugendzeit
Und es war dann nach der Schule so: Als Vierzehnjähriger ging man bei uns halt in die evangelische Kirche. Meine Eltern waren kirchlich, wir haben vor dem Essen gebetet und so weiter, aber das war es ungefähr zu Hause.
Sie waren immer ermutigend, in die Jugendstunde oder in die Kirche zu gehen. Da haben sie uns gefördert, das heißt, sie haben uns ermutigt, das zu tun. Ich weiß noch, einer hat mich eingeladen: „Komm mal in die Jugendstunde.“ Da war ich dreizehn oder vierzehn, und dann bin ich da hingegangen.
Mein bester Freund ging nie hin, aber ich bin hin. Ja, bester Freund damals – wir wollten heiraten, so als Dreizehnjährige haben wir das gedacht. Aber es hat sich dann anders ergeben, Gott sei Dank.
Ich ging dann in die Jugendstunde, und es hat mir gut gefallen. In erster Linie waren da die populären Mädchen. Ich wusste gar nicht, dass die dort sind. Sie sahen gut aus und waren auch sonst ganz in Ordnung. Dort habe ich neue Freunde gewonnen, so als 14- oder 15-Jähriger.
Mein bester Freund Franz ist bis heute mein bester Freund. Das war vor 35 Jahren, als das begann. Ich bin in die Jugendstunde gegangen und habe ihm zugehört. Ich habe schon zugehört und mir gedacht, was der sagt – das ist ja eine ganz konservative Gemeinde.
Zu Hause war das so: Da sitzen die Frauen links und die Männer rechts. Das ist jetzt ein bisschen anders, aber die Alten machen es immer noch so. Aber dieser Jugendwart, der Gott liebt, hat uns von Jesus erzählt, und das hat mich irgendwie begeistert.
Ich habe mir damals gedacht, so als 15-Jähriger: Was der sagt, ergibt absolut Sinn. Aber ich habe mir auch gedacht, wenn ich mein Leben jetzt Jesus gebe, dann ist es gelaufen. Dann ist nichts mehr mit so etwas, was man im Fernsehen sieht, mit Partys und dem ganzen Zeug. Da muss ich nur noch brav sein und was weiß ich, was halt so dazugehört.
Einmal dachte ich, das werde ich schon tun, das mit der Bekehrung und so, aber wenn ich dreißig bin, so gut wie tot, dann kann ich das tun.
Entscheidung für den Glauben
Und dann weiß ich noch, da war Jugendleiter Gottlieb. Er hatte eine Verlobte namens Margit, und sie haben geheiratet. Netterweise haben sie den ganzen Jugendkreis zur Hochzeit eingeladen, und so sind wir hingegangen.
Bei uns ist es üblich, dass man dem Bräutigam und der Braut „stehlen“ spielt. Das bedeutet, dass man die Braut normalerweise für eine oder zwei Stunden von der Hochzeit wegnimmt. Der Bräutigam muss sie dann „auslösen“ und dabei alles bezahlen, was während dieser Zeit getrunken wurde. Das ist im Prinzip die Idee.
Wir haben Gottlieb und Margit „gestohlen“. Ich erinnere mich noch, dass Gottlieb mich gefragt hat: „Hans-Peter, hast du dein Leben eigentlich schon mal Jesus gegeben?“ Ich ging zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre in die Jugendstunde, und ich dachte mir: „Na, Gottlieb heiratet heute, und er hat schon zwei Jahre hart an mir gearbeitet. Jetzt will ich ihm den Tag nicht verderben.“ Also habe ich gesagt: „Ja, ich habe mein Leben Jesus gegeben.“
Ich wusste genau, was das bedeutet, denn er hat jeden Samstag darüber gesprochen. Aber es war eine Lüge, es stimmte nicht. Trotzdem hat er sich gefreut, und das war gut.
Den Gottlieb habe ich immer geschätzt, weil er das gelebt hat, was er gepredigt hat. Das gibt es ja nicht allzu oft, aber er hat es gemacht.
Am Abend, nach der Hochzeit, ging ich nach Hause und dachte mir: „Ich bin schon ein blöder Kerl. Da ist ein Mensch, den ich wirklich schätze, und sogar den belüge ich noch.“ Das fand ich Wahnsinn.
Ich überlegte, ob ich am nächsten Tag zu ihm gehen und sagen sollte: „Ich habe dich angelogen.“ Er war in den Flitterwochen, und das hätte ich nicht gut gefunden.
Dann dachte ich mir: „Ich habe eine Option, und die nehme ich wahr. Ich gebe jetzt mein Leben Jesus.“ Dann ist es halt nur umgekehrt, aber am selben Tag – das ist okay.
So habe ich es getan. Das war nicht leichtfertig. Ich wusste, wenn ich es tue, hat das Konsequenzen. Aber das war mir lieber als die Lüge.
Das ist vor etwa 30 Jahren geschehen.
Leben als junger Christ und Herausforderungen
Ich bin dann sozusagen Christ geworden. Ob sich innerlich etwas geändert hat, daran kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern. Was ich aber weiß: Ich bin weiterhin zur Jugendstunde gegangen und habe begonnen, meine Bibel zu lesen. Das habe ich tatsächlich getan.
Ich bin auch zum Gebetskreis gegangen. Das war zwar nicht so lustig, aber ich bin trotzdem hingegangen. Bald habe ich immer als Erster gebetet, weil beim Fünften waren die guten Phrasen immer aufgebraucht. Das war nicht so mein Ding.
Ich habe sogar Kindergottesdienst gemacht. Wenn das Wetter nicht allzu schön war, bin ich in die Kirche gegangen. Gerne bin ich damals klettern gegangen, wenn das Wetter schön war. Am Wochenende ging es halt klettern. Zu der Zeit habe ich eine KFZ-Lehre gemacht. Ich bin nur neun Jahre zur Schule gegangen: Volksschule, Hauptschule und dann einen polytechnischen Lehrgang, so heißt das bei uns. Neun Jahre musste man gehen.
Ich war nie schlecht in der Schule, ich habe mich immer relativ leicht getan, aber die Schule war nicht so mein Ding. So habe ich dann Automechaniker gelernt, das habe ich eigentlich ganz gerne gemacht.
Als 15-Jähriger beginnt man die Lehre, die dreieinhalb Jahre dauert. Ich kann mich noch erinnern: Ich lag immer unter dem Auto und reparierte, während ich durchs Fenster auf die Berge schaute. Ich dachte mir: „Ah, ich will da rauf.“ Nicht, dass ich es nicht gerne gemacht hätte, aber die Berge waren mir lieber.
Was ich auch in der Lehre erlebt habe: Zu Mittag saßen wir zusammen mit den Gesellen und den anderen Lehrjungen. Wir waren circa zehn in der Firma, übrigens Opel. Beim Mittagessen erzählte jeder, was er am Wochenende gemacht hatte. Ich weiß das noch sehr genau.
Da erzählten alle, auf welchen Partys sie waren, in welcher Bar sie waren, mit welchem Mädchen sie geschlafen hatten, mit wem sie jetzt ausgehen und wie besoffen sie waren. Dann wurde ich gefragt: „Was hast du so gemacht?“ Ich sagte: „Samstag war Jugendkreis am Abend, und Sonntag war ich in der Kirche, weil das Wetter nicht sehr schön war. Nachmittags hatten wir dann eine Besprechung für den Gebetskreis.“
Die anderen sagten: „Wow, ganz schön spannend dein Leben!“ Ich erkannte, mein Christsein ist eine langweilige Sache. So wie als Teenager, was die anderen erzählt haben, da ging was ab. Bei mir war das ein bisschen bieder im Vergleich.
Als Achtzehnjähriger habe ich mir dann gedacht: Ich habe ja auch Bibel gelesen, das habe ich fast jeden Tag getan. Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber auf jeden Fall regelmäßig.
Als ich die Bibel gelesen habe, dachte ich: Das, was da in der Bibel steht, ist ganz schön schwer. Wenn du das hinkriegen willst, musst du gut beisammen sein. Ich habe auch festgestellt, dass das, was ich Samstag im Jugendkreis bekenne, lese und in den Liedern singe, nicht das ist, wie ich Montag und Dienstag lebe.
Ich habe erkannt, dass ich sozusagen zwei verschiedene Leben führe. Der Christ will ich schon sein, aber das geht einfach nicht im Alltag. So habe ich mir gedacht: Nein, das Christsein muss für bessere Menschen als mich gemacht sein, und ich wollte auch kein Heuchler sein.
Als Achtzehnjähriger habe ich beschlossen, mit dem Christsein aufzuhören. Das funktioniert bei mir nicht. Ich habe mich dann ein bisschen zurückgezogen vom Jugendkreis, von der Kirche und von den ganzen christlichen Dingen. Auch von den christlichen Freunden zum Teil.
Ein Bader Franz hat mit mir mitgemacht. Dem ging es genauso wie mir. Er war nicht so begeistert vom Christsein – schon, aber doch nicht.
Berufliche Ausbildung und sportliche Leidenschaft
Skilehrer zu sein ist nicht nur in Österreich ein Beruf mit staatlicher Anerkennung, sondern in mehreren Ländern. Für diesen Beruf benötigt man eine vierjährige Ausbildung, um die Qualifikation zu erlangen. Dasselbe gilt für den staatlichen Bergführer. Ich habe auch die Ausbildung zum Höhlenführer gemacht, die ebenfalls vier Jahre dauert und eine intensive Ausbildung erfordert. Diese Zeit hat mir jedoch sehr viel Spaß gemacht.
Ich habe meinen Beruf gerne ausgeübt, denn ich liebte den Sport und habe sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht. Damals war ich auch im Bundesheer, wo man in Österreich noch acht Monate Dienst leisten musste. Während dieser Zeit lernte ich einen Freund kennen, Heli Knauss. Er ist der Bruder von Hans Knauss, der oft Weltcup-Sieger war.
Mit Heli habe ich viele Abenteuer erlebt. Er war ebenfalls sportbegeistert, und gemeinsam haben wir Steilwandbefahrungen in den Bergen unternommen. Dabei handelt es sich um das Befahren von tausend Meter hohen, steilen Wänden mit Ski – ein Sport, den kaum jemand kennt. Obwohl das niemand sieht, betrieben wir auch Höhlenforschung ziemlich intensiv.
In unserer Region gibt es sehr viele Höhlen – über tausend – weil das Gebiet aus Kalkgestein besteht. Die längste Höhle ist 92 Kilometer lang. Das sind ziemlich große und auch schwierige Höhlen, in denen viel geklettert werden muss. Wir hatten viele Pläne in diesem Bereich.
Durch meinen Minderwertigkeitskomplex, den ich hatte, konnte ich viel durch den Sport kompensieren. Denn im Sport hatte man doch ein gewisses Ansehen. Trotzdem war ich ein Getriebener, das ist nicht zu beschönigen.
Verlust und persönliche Beziehungen
Dann hat der Hele eine Skitour gemacht und mich auch angerufen. Ich hatte jedoch eine Privatstunde und konnte nicht mitkommen. So sind sie zu viert losgegangen. Alle vier sind bei einem Lawinenunglück tödlich verunglückt. Das war im Jahr 1985. So habe ich damals meinen Freund verloren, mit dem ich all die aufregenden Dinge unternommen habe.
In dieser Zeit habe ich dann auch meine Frau, die Hannelore, kennengelernt. Nicht so, wie man es oft unter Christen hört – ob das jetzt gut oder schlecht ist, das ist nicht die Sache. Ich war damals Barkeeper in einer Bar, genauer gesagt in einer Weinbar in der Ramsau. Sie heißt Waldschenke. Jeden Tag habe ich von sechs Uhr abends bis vier Uhr früh gearbeitet. Das war meine Schicht. Das passte gut, denn so konnte ich tagsüber klettern. Schlaf brauchte ich damals noch nicht so viel.
Die Hannelore, die jetzt meine Frau ist, kam dort vorbei, und sie hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine fesche Frau und ist es immer noch. Wir dachten beide, ja, das passt. Umgekehrt galt das genauso. So haben wir uns befreundet. Sie war kein Christ, und ich war zwar Christ. Oft war es interessant, wenn ich so mein Leben lebte, als ob Jesus mir auf die Schulter klopft und sagt: „Hans Peter, ich bin immer noch bei dir.“ Aber ich dachte: „Ich weiß, aber du interessierst mich nicht, ich schaffe dieses Christsein nicht.“
Ich konnte auch nie meine Bibel ganz weglegen. Ich habe nicht oft darin gelesen, vielleicht einmal im Monat. Meistens habe ich den Prediger gelesen, mit Worten wie „Freue dich an deiner Jugend“ usw. Aber dass Gott dich für alles vor Gericht ziehen wird, das wurde oft ausgelassen. Dann wurde es wieder besser.
So habe ich mit Hannelore zusammengelebt, mit ihr geschlafen, bei ihr gewohnt, und sie bei mir – so, wie es halt die meisten machen. Irgendwie wusste ich, dass das nicht ganz richtig ist. Aber so falsch war es auch nicht, denn wir mochten uns gern.
Erfahrungen in Amerika und persönliche Umkehr
Und dann sind wir beide als Skilehrer nach Amerika gegangen. Ich war gläubig, sie nicht. Wir waren jedoch nicht im selben Skigebiet: Sie war in New Hampshire, ich in Stratton Mountain in Vermont.
Nach der Saison sind wir dann zu viert mit dem Auto einige Monate quer durch Amerika gefahren. In New Orleans, im French Quarter, saßen wir zusammen und tranken Kaffee. Dort war eine Gruppe, die sich „Toymaker and Son“ nannte, also „Spielzeugmacher und Sohn“. Sie spielten das Spiel von Jesus Christus am Kreuz vor, wie sein Vater seinen Sohn gibt und so weiter.
Nach der Vorstellung kamen die Studenten, die das gespielt hatten, auf uns zu und fragten, ob wir Christen seien. Ich antwortete: „Ja, sicher, ich bin einer.“ Dann gingen sie weiter. Anschließend fragten sie meine damalige Freundin, Anne Lore. Sie antwortete mit Nein. Sie weiß bis heute nicht genau, warum sie Nein gesagt hat, denn sie ist ja Katholikin. Trotzdem sagte sie Nein.
Daraufhin führten sie ein Gespräch mit ihr. Sie wusste ja schon, dass ich Christ bin. In dieser Zeit in Amerika hat sie dann ihr Leben Jesus gegeben. Das war ihr Anfang.
Wir flogen danach wieder nach Hause und trennten uns, weil ich nach Australien ging. Dort arbeitete ich als Skilehrer. Nach der Saison auf der Piste arbeitete ich auf einer Farm. Das ist eine lange Geschichte, aber egal, wie ich dorthin kam – ich war einfach dort.
Die Farm war riesig, was ganz interessant, aber auch langweilig war. Man fährt mit dem Traktor zehn Kilometer in eine Richtung, dann eine Kurve, dann wieder zehn Kilometer in die andere Richtung.
Wir hatten ein paar Tausend Schafe, was in Australien ja üblich ist. Dort habe ich ein paar Monate gearbeitet. Morgens um sieben traf ich mich mit dem Manager. Er sagte: „Mit dem Traktor magst du das Feld und die paar Tausend Schafe da drüben treiben.“ Das war es dann auch schon.
Es gab nicht viel Versuchung: Keine Bars, keine Mädchen, nur Schafe und sonst nichts. Am Abend wurde mir etwas langweilig, und ich begann, meine Bibel wieder intensiver zu lesen.
Ich weiß nur, dass ich in dieser Zeit auch wieder intensiver mit Gott zu reden begann, zu beten und so weiter. Ich nahm mir damals vor: Ich fahre jetzt nach Hause und ändere mein Leben.
Denn die Jahre zuvor waren zwar ganz nett, aber sie waren geprägt von Partys und Alkohol. Ich war nie Alkoholiker, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich oft betrunken war. Außerdem gab es ziemlich viel mit Mädchen und so weiter.
Und dann dachte ich mir: Ich gehe jetzt nach Hause und ändere mein Leben. Ich will gottgefällig leben.
Rückkehr und Neuanfang im Glauben
Und so bin ich nach Hause gekommen und habe das getan. Ich war weiterhin Skilehrer, aber ich habe mich nicht mehr jede Woche betrunken. Außerdem bin ich wieder in die Jugendstunde gegangen und habe sogar wieder Kindergottesdienst gemacht. Das war auch ein Abenteuer.
Ich weiß noch, dass es wieder irgendwie langweilig war. Ich habe mir gedacht: Das kann doch nicht alles sein. Ich kann mich gut erinnern, damals gab es ein paar meiner Freunde, die sagten: „Hans-Peter, du gehst zwar wieder zur Jugendstunde und das ganze Zeug, aber so glücklich siehst du nicht aus.“
Dann habe ich gesagt: „Ja, ich bin nicht so glücklich, aber ich bin Christ. Ich gehe in den Himmel und du in die Hölle.“ Das war der Unterschied. Ich habe gar nicht so viel erwartet. Ich dachte, das Christleben ist nun mal schwer und ein bisschen langweilig. Aber lieber das, als getrennt von Gott zu sein.
So habe ich gelebt. Es war nicht so schlecht, aber auch nichts Aufregendes. In dieser Zeit haben wir dann auch geheiratet. Hannelore und ich haben wieder zueinandergefunden. Wir haben zwei Jahre gewartet, bis wir geheiratet haben, und haben in dieser Zeit nicht mehr miteinander geschlafen, obwohl wir es vorher getan hatten. Wir haben gesagt: „Nein, wir wollen zur Ehre Gottes leben und glauben, dass es gut für uns ist.“ Und es war auch gut.
Es ist nämlich ganz gut zu lernen, dass der Sexualtrieb ein Trieb ist, den Gott uns geschenkt hat – Gott sei Dank, sonst wäre keiner von uns hier. Aber Gott hat uns auch die Möglichkeit gegeben, uns zu disziplinieren. Disziplin ist eine gute Sache.
So haben wir im Jahr 1987 geheiratet, am 4. Juli. Heuer wird es 25 Jahre sein. Am Unabhängigkeitstag von Amerika bin ich abhängig geworden, und seitdem bin ich mit ihr unterwegs.
Berufliche und geistliche Entwicklung
Mein Christsein war, wie ich es gerade beschrieben habe, nichts Besonderes. Es war auch nicht schlecht, aber eben nichts Aufregendes.
Damals war ich Chef-Skilehrer einer kleinen Skischule in der Ramsau. Das war ganz okay. Im Sommer hatte ich gemeinsam mit einem Freund die Bergsteigerschule „Abenteuer Club Dachstein“. Dort sind wir mit Leuten klettern gegangen, haben Höhlen erforscht, sind geraftet und haben Canyoning gemacht – all das, was man so in den Bergen unternimmt.
Mit dem Dauernhof, wo ich jetzt arbeite, einer Bibelschule und einem christlichen Freizeithaus, hatte ich damals nichts zu tun. Obwohl der Dauernhof im Nachbarort Schladming liegt, kannte ich ihn nur vom Hörensagen. Ich kannte lediglich einen Mitarbeiter, den Karl aus Kalifornien, der in meinem Bibelkreis war.
Der Leiter dieser Arbeit war damals Gernot Kunzelmann. Er verunglückte 1988 tödlich beim Paragleiten. Paragleiten machen bei uns viele, das ist eine schöne Sache. Doch er stürzte unglücklich ab und starb bei dem Unfall. Das hat mich nicht besonders berührt, denn ich kannte ihn kaum, nur vom Grüßen.
Ein paar Monate später fragte mich Karl, der Mitarbeiter: „Hans-Peter, würdest du nicht an den Dauernhof kommen? Wir brauchen einen gläubigen Skilehrer und Bergführer. Auch wenn er nicht hundertprozentig perfekt ist, Hauptsache, er ist Christ und kann Skifahren und Klettern. Das ist schon viel wert.“
Das war für mich interessant, denn in den Jahren, in denen ich die Abenteuerschule leitete und als Skilehrer arbeitete, war ich ständig mit Menschen in den Bergen. Irgendwie hatte ich eine Vision, einen Wunsch: Ich wollte diesen Menschen nicht nur die Berge zeigen, sondern ihnen auch von Gott erzählen. Doch das gelang mir nur sehr selten. Die Leute hatten einfach andere Interessen. Sie wollten klettern, dann ein Bier trinken und Ruhe haben, was ich auch verstehen konnte. Es gab nur wenige Möglichkeiten, ihnen von Gott zu erzählen.
Damals schrieb ich auch drei Briefe an christliche Veranstalter. Ich bot an, mit ihren Leuten klettern zu gehen und all das Abenteuerliche zu machen. Mein Bruder, der gut Bibelarbeiten machen konnte, wollte mitkommen, denn ich wollte nie predigen. Doch alle sagten ab – es interessierte sie nicht. So machte ich weiter wie bisher.
Dann fragte mich Karl, ob ich nicht zum Dauernhof kommen wolle. Ich wusste, was die dort tun: Sie klettern, gehen Skifahren und erzählen von Jesus. Das war wie ein Stich ins Herz. Ich wusste, das ist es. Natürlich sagte ich, ich müsse noch darüber beten, das klingt immer gut. Aber ich wusste schon, dass ich es tun musste. Es war eine Vision, die ich seit Jahren hatte. So brachte Gott es zur Wahrheit.
1989 entschied ich mich, zum Dauernhof zu gehen. Ich gab meine Schule und meinen Job als Chef-Skilehrer auf. Das war nichts Dramatisches, nur ein paar Leute waren enttäuscht, aber das war okay.
Bevor ich anfing, sollte ich drei Monate Bibelschule machen, damit ich ein bisschen vorbereitet bin. So fuhr ich mit meiner Frau drei Monate nach England, nach Caponry Hall. Das ist das Mutterzentrum der Fackelträger. Dort absolvierte ich die Bibelschule.
Mein Englisch war okay, weil ich Skilehrer war, aber die biblische Sprache war etwas anderes. Trotzdem verstand ich das meiste. Die drei Monate waren eine der besten Zeiten meines Lebens.
Wir hatten jeden Tag fünf Stunden Unterricht. Die Lehrer erzählten aus der Bibel. Ich kaufte mir eine englische Bibel und legte die deutsche daneben. Ich konnte kaum glauben, dass all das, was sie sagten, wirklich in der Bibel steht.
Damals begann meine Freude an der Bibel. Fast jeden Tag las ich zwischen drei und fünf Stunden am Nachmittag, wenn wir frei hatten. Ich konnte nicht glauben, dass all das wirklich in der Bibel steht. Ich stand tatsächlich da, und das war die Zeit, in der mich die Bibel begeisterte.
Erkenntnisse und geistliche Herausforderungen
Für mich wurde es umso schwerer, weil ich jetzt noch mehr wusste, was Gott will. Ich dachte mir, das schaffe ich jetzt noch weniger.
Dann habe ich Major Thomas getroffen. Major Thomas ist inzwischen gestorben, im Alter von 93 Jahren, ich glaube vor vier oder fünf Jahren. Er war der Gründer der Fackelträger. Das vergesse ich nie: Er hat einen Satz gesagt, den ich hundertmal predige, der für mich aber so ausschlaggebend war.
Er sagte: „Hans Peter, Christ sein ist nicht leicht.“ Dann fügte er hinzu: „Ja, genau.“ Er sagte weiter: „Christ sein ist auch nicht schwer.“ Und schließlich sagte er: „Du hast keine Ahnung. Christ sein ist unmöglich.“
Er war der erste Mann, der mir das erzählt hat. Das hatte mir vorher niemand gesagt. Diesen Satz vergesse ich nie, weil er mir Hoffnung gegeben hat. Ich wusste aus meinem Leben, dass ich es nicht schaffe, Christ zu sein. Und dann sagte er zu mir: „Hör zu, Peter, gratuliere, es ist nämlich unmöglich.“
Das gab mir so viel Hoffnung, dass es etwas geben muss, das ich noch nicht weiß. Ich erzählte ihm dann, wie ich mein Christsein lebe. Ich wollte ihn als junger Mann ein bisschen beeindrucken, indem ich erzählte, wie ich mich bemühe, mit Gott zu leben.
Dann erzählte er mir eine Geschichte, die ich auch tausendmal erzähle. Es ging um ein Auto. Er sagte: „Hans-Peter, als du fünfzehn Jahre alt warst, hast du ein Auto bekommen, einen Cadillac – super! Du hast im Auto gesessen, bist ums Auto gegangen und hast dich am Auto erfreut.“
Aber dann hast du herausgefunden, dass das Auto immer an derselben Stelle steht. Es ist ein bisschen langweilig. Ein paar Jahre später hast du eine kluge Sache gemacht: Du hast das Auto zur Tankstelle geschoben, um es mit Benzin zu füllen. Er sagte: „Gratuliere, gut gemacht!“ Dann hast du den Tank mit Benzin gefüllt.
Er hat nicht „Idiot“ gesagt, weil er Engländer war und freundlich ist, aber er meinte es so: „Dann bist du, Idiot, aus dem vollgetankten Auto ausgestiegen und schiebst es jetzt Tag für Tag.“
„Warum setzt du dich nicht ins Auto, drehst den Schlüssel um und erfreust dich an der Fahrt?“ Ich wusste, er hatte Recht: Ich schiebe mein Auto.
Es war eine lange Geschichte, aber was mir ursprünglich geholfen hat, das zu verstehen, war, als er ging. Er sagte: „Hans-Peter, war nett, dich kennenzulernen.“ Dann fügte er nur noch hinzu: „Vergiss nicht, Danke zu sagen.“ Das war alles.
God bless you.
Dankbarkeit und praktische Erfahrungen
Dann haben wir gedacht: Okay, Danke sagen – wofür, warum, was bringt das? Ich muss die Geschichte erzählen, obwohl ich sie oft erzähle. Sonst wäre mein Leben nicht komplett.
Ich kam damals nach Hause, denn ich habe mein Haus übernommen – die Frühstückspension Waldschlössel. Dort bin ich geboren und aufgewachsen. Bei uns verkauft man die Häuser nicht, man gibt sie immer dem ältesten Sohn. Mein älterer Bruder wollte das Haus aber nicht, deshalb habe ich es bekommen, als Zweiter.
Plötzlich gehörte über Nacht alles mir: jeder Tisch, jeder Sessel, jede Tür. Früher gehörte alles meinen Eltern, jetzt gehörte es mir. Auch der Rasenmäher war jetzt meiner. Das war im Frühjahr 1990. Ich kam nach Hause, und zum ersten Mal habe ich mit meinem eigenen Rasenmäher gemäht. Er war rot.
Das war ein erhebendes Gefühl, denn 15 Jahre lang musste ich mit dem Rasenmäher meines Vaters mähen, was nicht meine Lieblingsbeschäftigung war, aber es war okay. Jetzt zum ersten Mal mit meinem eigenen.
Ich habe zehn Minuten gemäht, und dann ist der blöde Rasenmäher explodiert. Das Ungute daran war, dass er jetzt mir gehörte. Das heißt, ich musste einen neuen kaufen. Ich hatte kein Geld, denn das Übernehmen des Hauses hatte auch ganz schön viel gekostet.
So stand ich da mit dem Rasenmäher, wollte ausholen, ihm einen Tritt geben und etwas sagen, was nicht in der Bibel steht. Da kam eine Stimme – du kannst es eine innere Stimme nennen, einen Gedanken oder Gott, der redet, wie immer. Dieser Gedanke kam: "Sag einfach Danke dafür."
Wir dachten: Das ist ja jetzt blöd. Der Rasenmäher ist kaputt, habe ich Gott gesagt. Ich war ein bisschen aufgeregt. Warum soll ich da Danke sagen? Er ist explodiert, ich muss einen neuen kaufen.
Ich wollte es wieder tun, und es kam wieder: "Sag einfach Danke." Also dachte ich mir: Mir egal, jetzt schaue ich, ob niemand in der Nähe ist, und sagte: "Danke, Vater, für den Rasenmäher, der explodiert ist. Danke, dass ich morgen einen neuen kaufen muss, mit Geld, das ich nicht habe. Amen."
In der Nacht hat sich nichts geändert. Am nächsten Tag habe ich einen neuen gekauft, einen grünen. Der hat ein paar Jahre gehalten.
Aber was anders war oder besonders: Ich wurde angefragt, dem Dauernhof zu helfen. Gernot war schon tot, er war verunglückt, und ich war noch nicht voll am Dauernhof, weil ich noch ein Jahr meine Schule hatte. Ich hatte schon viele Zusagen gemacht.
Sie riefen mich an und sagten: "Hans-Peter, wir sind am Berg mit einer Gruppe von vierzig Leuten. Es ist schlecht, es schneit. Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen. Hilf uns, du bist Bergführer."
Ich dachte: Okay, ich bin ein guter Bergführer und ein guter Christ. Gott, ich helfe dir wieder einmal. Du hast wieder mal ein Problem. Ich verlange nicht einmal Geld, nur für dich.
So machte ich mich auf den Weg, der Gruppe zu helfen. Es war August, aber es lag extrem viel Schnee, fast einen Meter. Das ist eine Ausnahme, nicht jedes Jahr so. Es war extrem nebelig, und ich kenne die Berge sehr gut, weil es mein Hobby und mein Beruf ist.
Aber ich habe diese blöde Hütte nicht gefunden. Es war nur weiß. Ich bin im Gebirge herumgelaufen, konnte die Hütte nicht finden. Stunden später kam ich dann doch zur Hütte, viel später als geplant.
Wir waren am Berg, aber das war ein wilder Tag, echt ein bisschen borderline. Ich würde das heute nicht mehr tun. Die Mädchen oder die, die nicht viel Gewicht haben, alle Griechen, sonst hätte sie der Wind runtergeblasen. Aber wir sind wieder runtergekommen.
Den ganzen Tag hatte ich Gedanken. Ich konnte nur vorweg gehen, schauen, dass ich den Weg rauf finde und alle wieder lebendig runterbringe.
Am Abend ging ich nach Hause und dachte: Diesen Gedanken muss ich jetzt aufschreiben. Das habe ich getan. Ich habe heute noch zu Hause vier Seiten.
Übrigens, als sie mich fragten, ob ich zum Dauernhof gehen soll, sagte ich ja. Dann sagten sie: "Aber dann kannst du nicht nur klettern und Ski fahren, du musst auch predigen."
Ich sagte: "Dann komme ich nicht." Sie sagten: "Egal, komm trotzdem."
Da war ich zu Hause und habe mir die vier Seiten durchgelesen. Ich war ja schon vorher in der Kirche und dachte: Das klingt wie eine Predigt.
Sie hatten vorhin Karl angerufen und gesagt: "Karl, ich glaube, ich war hier Prediger." Er sagte: "Okay, komm Sonntag predigen."
Das war meine erste Predigt, die ich gehalten habe.
Wesentliche Glaubenserkenntnis
Aber was ich entdeckt habe, ist – und dies ist mein Vers, den werde ich nie vergessen und nie aus den Augen verlieren – Kolosser 1,27, wo Paulus sagt: „Ich tue euch ein Geheimnis kund, und das ist, es ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
Über die Jahre habe ich gelernt: Nicht ich muss für Christus mein Bestes geben, er hat sein Bestes für mich gegeben. Alles, was ich tun muss, ist, zur Verfügung zu stehen.
Ich muss euch ganz ehrlich fragen: In dieser Zeit, das war so um 1990, begann ich zu verstehen, was Christsein wirklich heißt. Ich habe immer gedacht, es bedeutet, zehn Dinge zu tun, damit sich Gott freut, und zehn Dinge zu unterlassen, damit er sich noch mehr freut. Das war für mich Christsein.
Doch dann habe ich gelernt, ich darf einfach mit ihm leben, ich darf mit seiner Kraft rechnen. Ich muss nichts machen, auch heute Abend nicht. Ich erzähle euch nur, ob Gott etwas bewirkt oder nicht, das ist sein Problem, nicht meins. Ich rede nur und sage, was Gott mir ans Herz legt. Dann gehe ich nach Hause und erfreue mich an ihm.
Dieses Leben muss ich erst sagen: Das genieße ich, und ich bin total gerne Christ.
Warum ich heute predige und schreibe
Vielleicht noch, wie lange heute noch, Werner? Heute noch ein paar Minuten. Vielleicht noch ein bisschen. Warum mache ich heute, was ich tue?
Ich wollte nie predigen, ich wollte nie ein Buch schreiben. Das hat sich so entwickelt, als ich zum Dauernhof kam. Ich war sozusagen der Sportleiter, wie man das genannt hat. Dann haben sie mich gefragt: „Mach mal eine Andacht mit den Mitarbeitern.“ Wir waren damals nur zu siebt oder zu acht als Mitarbeiter. Ich sagte: „Okay, mache ich.“ Ich las auch meine Bibel und dann habe ich eine Andacht gehalten.
Dann haben sie mich wieder gefragt. Ich sagte wieder: „Okay, mache ich es halt wieder.“ Dann haben sie mich erneut gefragt und ich habe einmal gepredigt. Danach habe ich gesagt: „Hans-Peter, kannst du wieder predigen?“ Dann habe ich wieder gepredigt. Sie haben mich wieder gefragt. Und dann hat mich ein ganz Mutiger in die Schweiz eingeladen, in eine kleine Bibelschule. Dort waren etwa 15 Bibelschüler. Er sagte: „Unterrichte eine Woche, 18 Stunden lang, den ersten Timotheusbrief.“
Ich musste erst schauen, wo der ist, habe ihn gefunden und mich ein ganzes Jahr lang intensiv vorbereitet. Ich bin hingefahren, habe 18 Stunden unterrichtet, und er hat mich wieder gefragt. Darum bin ich heute hier, weil Sie mich wieder gefragt haben. Ich kann sonst nichts sagen. Ich fahre nur dorthin, wo man mich fragt.
Oft fragen mich Leute, die zum Dauernhof kommen oder bei uns die Bibelschule machen: „Hans-Peter, ist meine Gabe das Predigen? Ist meine Gabe das Lehren?“ Ich sage ganz einfach: Wenn sie dich fragen, dann tue es. Wenn sie dich nicht mehr fragen, ist es nicht deine Gabe. Wenn es deine Gabe ist, dann fragen sie dich wieder. Etwas anderes kann ich gar nicht. So ist es wirklich.
Dasselbe gilt für das Buchschreiben. Ich wollte nie ein Buch schreiben. Ich war eigentlich eher zynisch. Einfach gesagt: Alle Leute schreiben Bücher, oder es gibt viel zu viele Bücher. Ich kann sowieso nicht alle lesen. Ich bin der Letzte, der ein Buch schreibt.
Ich erinnere mich noch, dass ich bei einer Konferenz in Stuttgart war. Sie hieß Dynamis, ich weiß nicht, ob es die noch gibt. Auf jeden Fall habe ich dort gepredigt. Dann kam ein älterer Mann auf mich zu und sagte: „Falls du mal ein Buch schreiben willst, würde ich dir das ans Herz legen. Das ist eine gute Idee.“ Da dachte ich mir: Oh, ein netter, lieber Mann, der will mich ein bisschen ermutigen.
Dann kam der Nächste zu mir und fragte: „Weißt du, wer das war?“ Ich sagte: „Nein, keine Ahnung.“ Dann sagte Friedrich Hensler: „Ich kannte ja niemanden, aber auf jeden Fall hat man erklärt, der hat einen Buchhandel oder Verlag.“ Ich sagte: „Ja, das kann ja nichts Schlimmes sein.“
Dann bekam ich einen Brief vom Geschäftsführer des Hensler Verlags. Er schrieb genau dasselbe, was Friedrich zu mir gesagt hatte. Mir hatten schon zehn Leute gesagt: „Schreib mal ein Buch.“ Das habe ich nie ernst genommen. Dann kam Friedrich und dann auch der Geschäftsführer – das war im nächsten Jahr vielleicht. Aber ich war halt da.
Friedrich ist so ein lieber Kerl. Den kann ich begeistern. Ich bin zu ihm gegangen, habe einen Kaffee getrunken und gefragt: „Ergibt es Sinn, wenn ich so etwas tue?“ Er sagte: „Ja, tu es einmal, und dann siehst du.“ So habe ich mein erstes Buch geschrieben. Und das haben sie verkauft, ich kann es kaum glauben.
Dann haben sie gesagt: „Schreib wieder eins.“ Ich dachte: „Ja, dann schreibe ich halt wieder eins.“ Und dann habe ich wieder eins bekommen. Es ist wirklich so, es ging nicht anders. Wenn mich Leute fragen, kann ich es ehrlich so sagen.
Buchschreiben ist für mich ehrlich gesagt nicht sehr kompliziert, weil ich ja andauernd Predigten und Unterricht vorbereite. Ich reise 100 Tage im Jahr. Du bekommst immer Themen, du bekommst immer Bibelabschnitte. Ich muss mich ja ständig vorbereiten. So habe ich sowieso den Inhalt. Ich muss ihn dann nur ausformulieren und ein bisschen zusammenstellen. Das ist ein bisschen Arbeit, aber es ist nicht so tragisch.
Zweifel, Lernen und Dankbarkeit
Ja, dann vielleicht noch ein Letztes. Wann ist eigentlich Schluss? Ein paar Minuten oder so? Wann habe ich begonnen? Okay, passt. Ein Letztes vielleicht noch.
Was für mich auch wichtig ist: Ich sehe mich ja nie als Lehrer im klassischen Sinn, sondern immer als Schüler. Ich habe nicht Theologie studiert. Aber Gott hat mir neben meinem Glauben auch den Zweifel geschenkt. Und weil ich alles anzweifle – ich bin ein Skeptiker –, dachte ich oft: Stimmt es wirklich, was wir da von der Bibel sagen?
Darum habe ich in den letzten zwanzig Jahren extrem viel gelesen und gehört. Letztlich bin ich dankbar dafür. Es fällt mir auch nicht schwer, meine Meinung zu ändern. Gerade habe ich eines meiner Bücher umgeschrieben: „Das Sterben, bevor du lebst“. Ich habe festgestellt, dass ein Kapitel darin nicht ganz stimmt.
Ich bin so froh darüber, denn wenn man die Bibel studiert, muss man ja manchmal seine Meinung ändern. Wir kommen ja nicht auf die Welt und verstehen die Bibel sofort oder werden bekehrt und verstehen sie gleich. Immer wieder entdecke ich etwas, das ich früher gepredigt habe, und dann sage ich: Das muss ich jetzt anders sehen. Ich habe es lernen dürfen – danke, Gott.
Darum habe keine Angst, deine Meinung zu ändern. Wenn du im Wort Gottes etwas erkennst, wo du sagst: Bis jetzt habe ich das so gepredigt, aber das stimmt nicht ganz, dann predige es eben anders. Manchmal ist das ein bisschen schwer, und das ist schade.
Dank an die Familie und Abschlussgebet
Zum Schluss bin ich so dankbar für meine Frau, eine echte Superfrau, muss ich sagen. Sie macht zuhause so treu ihre Arbeit, gibt mir hundert Tage Rückhalt und sagt: „Ja, reiß dich zusammen und erfreue dich daran.“ Sie steht hinter mir, und deshalb konnten auch die Kinder hinter mir stehen.
Ich werde oft gefragt, wie meine Kinder das schaffen, wenn ich hundert Tage weg bin. Ich antworte immer: Wenn deine Frau hinter dir steht, dann stehen auch die Kinder hinter dir. Wenn deine Frau sich zu beklagen beginnt, etwa „Warum bist du nicht zuhause?“, dann fangen auch die Kinder an. Sie hat immer für mich und die Kinder gebetet, und so konnte ich das tun, was ich tue. Ich bin einfach dankbar.
Jetzt bin ich fertig und übergebe dir das Wort. Ich möchte noch zusammen beten.
Lieber himmlischer Vater, es ist einfach Gnade, wirklich Gnade, Vater, dass wir da sein dürfen, wo wir sind. Jeder hat seine Geschichte, jeden berufst du anders, jeden gebrauchen du anders. Jeder erlebt die Beziehung zu dir anders, Herr, und das finde ich so wunderschön. Christsein ist eine lebendige Sache, weil wir mit einem lebendigen Herrn leben, der individuell in die Herzen hinein spricht, den wir individuell auch erleben.
Danke für dein Wort, die Bibel, Herr, das uns die Wahrheit über die Wahrheit sagt. Das geschriebene Wort ist über das lebendige Wort, über dich, Herr Jesus, und das ist so faszinierend.
Herr, ich lege dir unser Leben ganz und gar in deine Hand. Danke, Herr, dass wir nicht aus eigener Kraft Christ sein müssen und auch nicht können. Wir werden es nie aus eigener Kraft schaffen und brauchen es auch nicht. Wir dürfen aus deiner Kraft, aus deiner Liebe, aus deiner Barmherzigkeit und deiner Gnade leben. Wir sollten die besten Empfänger sein, jeden Tag empfangen und dann reflektieren.
Herr, danke, dass du uns an den Platz gestellt hast, wo jeder von uns gerade jetzt ist. Es ist gut so. Danke, Herr, dass wir nur treu sein müssen an dem Ort, wo du uns hingestellt hast, nicht mehr und nicht weniger. Wir dürfen uns überraschen lassen, was du damit tun wirst. Ob es vom Menschen klein oder groß ist, ist völlig irrelevant.
Danke, Herr, dass du deine Geschichte hast und dass diese Geschichte ewig geht. Danke, dass wir dich jetzt schon erfahren dürfen als den lebendigen Herrn und Heiland, als unseren Freund und Retter, unseren Liebhaber und Bruder. Dafür danke ich dir.
Herr, ich lege dir all diese Lieben in deine Hand, im Vertrauen darauf, dass sie dein Leben so entdecken, dass sie nicht anders können, als von dir zu reden, dich zu lieben und an dir Freude zu haben. Amen.