Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln.
Und ich sah einen starken Engel, der laut mit lauter Stimme sprach: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen?
Und niemand im Himmel, auf der Erde oder unter der Erde konnte das Buch öffnen oder hineinschauen.
Und ich weinte sehr, weil niemand gefunden wurde, der das Buch zu öffnen und anzusehen vermochte.
Einer von den Ältesten sagte zu mir: Weine nicht! Siehe, der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, hat überwunden, um das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu lösen.
Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und der Ältesten ein Lamm stehen, als wäre es geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind, ausgesandt über die ganze Erde.
Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß.
Als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voller Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen.
Und sie sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus jedem Stamm, jeder Sprache, jedem Volk und jeder Nation.
Du hast sie für unseren Gott zu einem Königreich und zu Priestern gemacht; und sie werden auf der Erde herrschen.
Und ich sah, und ich hörte die Stimme vieler Engel um den Thron und die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war zehntausend mal zehntausend und tausend mal tausend.
Sie sprachen mit lauter Stimme: Das Lamm, das geschlachtet worden ist, ist würdig, Macht, Reichtum, Weisheit, Stärke, Ehre, Herrlichkeit und Lobpreis zu empfangen.
Und jedes Geschöpf im Himmel, auf der Erde, unter der Erde und im Meer hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lobpreis, Ehre, Ruhm und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Die vier lebendigen Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
Ein Buch mit sieben Siegeln und die Suche nach dem Würdigen
Wir hatten Kapitel 4, den Thron Gottes, den Herrn, der das Weltregiment hat. Ich sah in der rechten Hand dessen – oder besser gesagt auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß – ein Buch. Dieses Buch war beschrieben, innen und außen versiegelt, mit sieben Siegeln.
Die Überschrift über dem ganzen Abschnitt lautet: Das Buch mit den sieben Siegeln.
Ich sah einen starken Engel, der mit großer Stimme rief: „Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?“ Doch niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde, konnte das Buch auftun und hineinschauen.
Ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, das Buch aufzutun und hineinzusehen. Einer von den Ältesten sprach zu mir: „Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, das Buch aufzutun und seine sieben Siegel.“
Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Gestalten und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet – eigentlich wörtlich „erwürgt“. Es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande.
Das Lamm als Sieger und die Anbetung im Himmel
Und es kam jemand und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. Als er das Buch nahm, fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm. Jeder von ihnen hielt eine Harfe und goldene Schalen voller Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen.
Sie sangen ein neues Lied: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden. Mit deinem Blut hast du Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen. Du hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden auf der Erde herrschen.“
Ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel rings um den Thron, um die Gestalten und um die Ältesten. Ihre Zahl war viele Tausend mal Tausend. Sie sprachen mit großer Stimme:
Später heißt es dann, sie schrien mit großer Stimme: „Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft, Reichtum, Weisheit, Stärke, Ehre, Preis und Lob.“
Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist, auf der Erde, unter der Erde, auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob, Ehre, Preis und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
Die vier Gestalten sprachen: „Amen!“ Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
Die düstere Weltsituation und die Hoffnung des Evangeliums
Es ist mir immer wieder wichtig, beim Bibelauslegen, dass Sie zuerst noch einmal Ihren Blick von dem, was wir gerade gehört haben, wegblenden.
Wir leben in einer unheimlichen Welt. Wo läuft die ganze Weltentwicklung eigentlich hin? Überbevölkerung, Kriege, Spannungen zwischen den Völkern – all das prägt unsere Zeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Mensch noch Optimist sein kann. Die Verschmutzung der Erde nimmt immer schlimmere Ausmaße an. Eine Perspektive für die Zukunft scheint kaum noch möglich.
Die meisten Menschen, mit denen wir zusammenleben, leben einfach von Tag zu Tag. Vielleicht genießen Sie das jetzt auch und sagen: „Ich kümmere mich nicht weiter darum.“ Es fällt auf, dass die meisten Religionen ebenfalls keine Zukunftshoffnung bieten. Der indische Hindu glaubt, die Welt sei ein Karussell.
Wer damals beim Kirchentag in Stuttgart 1969 dabei war, erinnert sich noch: Ein Theologe aus Mainz sagte, es gebe kein Ende der Welt, sie drehe sich ewig weiter. Dieser Theologe behauptete sogar, das sei das Zeugnis der Schrift.
Die Buddhisten haben vielleicht noch die Vorstellung, dass es ein Nirwana gäbe. Doch es sei sehr schwierig, dieses Nichts zu erreichen – ein Nichts, in dem man sich auflöst. Die Weltgeschichte selbst habe aber keine Zukunft.
Wer nach Ägypten reist und sich vorführen lässt, wie dort die Ägypter heute noch die alten Isis- und Osiriskulte pflegen, sieht ebenfalls keine Hoffnung. Sie beschwören das Totenreich, doch eine echte Zukunftsperspektive fehlt.
Das Evangelium von Jesus hat jedoch durch die Offenbarung Gottes im Alten Bund ganz klar gesagt: Die Welt hat einen Anfang und die Welt hat ein Ziel.
Das war der Grund, warum die Israeliten die Geschichte aufgeschrieben haben – um die Abläufe zu zeigen. Das ist eine ganz große Entdeckung.
Die Bedeutung des Evangeliums für Arbeit und Zukunft
Wir Christen haben der Welt deshalb ein ganz großes Geschenk gebracht: die Fähigkeit, dass die westliche Welt effektiv arbeiten kann. Das liegt daran, dass die Menschen durch das Evangelium begriffen haben – etwas, das den meisten gottlosen Leuten nicht klar ist –, dass man arbeiten kann und dass man die Dinge verändern kann.
Für viele Völker ist das gar nicht verständlich. Sie fragen sich: Warum soll ich denn arbeiten? Es ist doch eh alles Schicksal. Doch nein, du kannst arbeiten, du kannst etwas tun, du kannst etwas gestalten. Und das, was ich heute tue, hat Auswirkungen für morgen.
Wenn wir jedoch die Welt betrachten, sehen wir eine dunkle Weltsituation, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Für die Christen damals, als Johannes die Offenbarung gezeigt wurde, war die Lage noch grausamer. Die große Christenverfolgung begann sich auszubreiten. Johannes selbst wurde in Gefangenschaft geführt, obwohl die Gemeinden diese Apostel dringend brauchten.
Wie furchtbar schon unter Nero die Christenverfolgung in Rom wütete, ist bekannt. Das Volk Israel war am Zerbrechen. Die Römer hatten die letzten Daumenschrauben angelegt. Im Jahr siebzig kam es zur totalen Zerstörung Jerusalems. Die Stadt wurde besetzt, geschleift und in eine römische säkulare Stadt verwandelt.
Alle heiligen Stätten wurden zu Heiligtümern der Venus, von Adonis und anderen Gottheiten umgewandelt. In Jerusalem wurde alles verändert. Im Grunde hat das Böse in dieser Welt gesiegt.
Die Offenbarung als Blick durch die Todeswand in die Ewigkeit
Johannes sieht durch eine Offenbarung Gottes hindurch, durch die Todeswand hindurch, in die Ewigkeit. Es ist etwas Großes, dass uns die Bibel, wenn auch in Chiffren, mit Codewörtern und verschlüsselten Begriffen, etwas zeigt. Denn mit unseren Erfahrungen können wir die ewige Welt Gottes nicht sehen.
Schon im Kapitel 4 wird uns gezeigt, dass Gott alles in seiner Hand hat. Das ist sehr beruhigend. Wenn Sie heute Abend nichts anderes mitnehmen, dann dieses Wissen: Jesus Christus herrscht als König, und er hält mein Leben in seiner Hand. Ich muss mich nicht sorgen, egal was morgen geschieht – ob Krankheit, Schrecken oder Katastrophen. Er hat mein Leben in seiner Hand und führt mich auf seine große Zukunft zu.
Was ich erlebe, mag einen schrecklichen Eindruck machen, doch das bewegt mich nicht wirklich. Es sind nur kleine Wellen um mich herum. Die großen Ereignisse sind alle schon in Gottes Plan aufgenommen und eingeordnet. Johannes sieht hier noch einmal Gott, den Herrn, auf dem Thron sitzen. Er hält ein Buch mit sieben Siegeln.
Deutungsmöglichkeiten des Buches mit sieben Siegeln
Jetzt stellt sich die Frage: Was ist es eigentlich? Es gibt verschiedene Auslegungsmöglichkeiten. Ich überlasse es Ihnen, welche Sie wählen. Ich kann nur sagen, welche mir mehr zusagen. Vielleicht steckt auch von jeder etwas darin.
Ein Buch mit sieben Siegeln ist zunächst einmal die Bibel, insbesondere das Alte Testament. Die Bibel bleibt ein verschlüsseltes Buch, wenn jemand nicht von Christus die Siegel geöffnet bekommt. Denken Sie nur an die Synagoge, an das Volk Israel. Für sie bleibt die Bibel ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn sie Christus nicht haben, bleibt das für sie unerkannt und dunkel. Das wäre die erste Möglichkeit.
Die zweite Möglichkeit wäre, dass das Buch mit sieben Siegeln der Ablauf der Weltgeschichte ist. Was bringen die Jahrhunderte, die noch kommen, bis zur Wiederkunft Jesu und bis zu seinem Endgericht? Für uns bleibt das ein Buch mit sieben Siegeln.
Wenn man die Weltgeschichte betrachtet, ist das, was dort abläuft, oft furchtbar. Ich habe mir ein Buch gekauft und am Sonntag darin gelesen. Ich habe einigen von den Salzburgern erzählt. Ich war so erschüttert von den Salzburger Emigranten. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie diese Menschen lange bevor sie unter Firmian auswandern mussten, als erste Exulanten, die Thurnberger, ihre Kinder zurücklassen mussten – und das um Jesu Willen.
Wie die Wiedertäufer ertränkt wurden, zum Beispiel ein bildhübsches Mädchen mit sechzehn Jahren. Der Nachrichter hat sie in der Pferdeschwemme in Salzburg ertränkt. Wenn man all diese Geschichten kennt – das war 1948 – wird klar, wie grausam die Weltgeschichte schon immer war. Dazu gehören die Konzentrationslager, die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges und die großen Leiden der Menschen.
Was steckt hinter diesem Leiden in der Welt? Wenn Sie daran denken, was Juden in Stuttgart durchlitten haben, wie Menschen gelitten und ausgebeutet wurden: Ein Paar Salzburger wollte nach fünf Jahren ihre Kinder holen. Sie schlichen sich heimlich ein, um sie zu holen, wurden aber entdeckt. Daraufhin wurden sie lebenslang auf die Galeeren bei den venezianischen Seefahrern verkauft, nur weil sie ihre Kinder holen wollten, um des Glaubens willen im Ausland zu leben.
Aber man könnte solche Geschichten aus jedem Volk erzählen: Was den Indianern angetan wurde und so weiter. Was ist das Geheimnis der Weltgeschichte? Ein Buch mit sieben Siegeln. Nur bei Gott hat irgendwo das Ganze noch Sinn.
Das Buch des Lebens und die Heilspläne Gottes
Und dann können wir überhaupt nicht den Schlüssel finden, wer das Geheimnis lösen kann. Eine Auslegung, die mir sehr zusagt, ist, dass es das Buch des Lebens ist. Jemand sagt, es sei die Urkunde meines Erbteils im Himmel, die großen Heilspläne Gottes.
Gott hat schon bei den Vätern, bei Mose, gesagt, dass er durch Erbarmen sein Volk retten will. Doch wie soll das zum Ziel kommen, nachdem Gott bei all seinen Leuten gescheitert ist? Bei Elija, bei Mose und bei David – überall ist Gott nicht zum Ziel gekommen. Das Gesetz konnte nichts erreichen. Wie sollen die Heilspläne Gottes also zum Ziel kommen?
Das ist es, was mir am meisten mitschwingt. Wahrscheinlich gehört alles dazu: In diesem Prophetenwort des Alten Bundes klingt schon an, dass die Gemeinde gerettet wird. Wie wird Gott seine Heilspläne durchführen können, wo doch die Menschen so sündig sind und der Teufel eine so reale Macht in dieser Welt hat? Da muss doch irgendwo die Möglichkeit bestehen, dass die Kette springt und Gott endlich sein Heil herbeiführen kann, dass Gott sein Ziel verwirklicht.
Die Leute waren ungeduldig, auch in den Gemeinden Kleinasiens. In Johannes' Zeit haben sie gefragt: „Wir haben doch an Christus geglaubt, wann wird das Reich kommen?“ Wir wissen, dass er gesagt hat, jetzt will er es noch nicht offenbaren. Aber wann wird es denn kommen? Kommt es überhaupt noch oder ist das nur eine Vertröstung?
Ein Buch mit sieben Siegeln – wie man es auch deuten mag – ist eine Erburkunde, ein Buch, in dem das Heil Gottes festgeschrieben ist. Das ist die Zusage an die Gemeinde. Die Gerichte Gottes gehen über die Welt, die Schrecken kommen über die Welt. Aber wann hat das noch einen Sinn aus der Sicht Gottes?
Die Suche nach dem Würdigen und die Tränen des Johannes
Und ich sah einen starken Engel, der mit großer Stimme rief: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu öffnen?
Johannes, Heldt und Artmann – kommt da nicht noch jemand aus der Engelswelt? Ein Bote Gottes, der endlich diese Heilsereignisse in Kraft setzt und auflöst, sodass alles auf das endgültige Ziel zuläuft? Doch niemand war würdig, gar niemand – weder ein Mensch noch ein Engel – der die großen Heilspläne Gottes in Kraft setzen konnte. Weder im Himmel, noch auf Erden, noch unter der Erde konnte jemand das Buch öffnen und hineinschauen.
Jetzt geschieht etwas ganz Wunderbares: Johannes zerbricht in ganz furchtbarem Schmerz. „Herr, du musst doch dein Heil kommen lassen!“, weint er. Was wird aus deinen Plänen? Triumphiert das Böse in der Welt? Haben sie am Ende doch Recht gehabt? Die Sehnsucht, dass irgendwo das Neue kommen wird – das habe ich doch aufgeschrieben.
Am Anfang des ersten Petrusbriefes heißt es: „Für ein unbeflecktes und unverwüstliches Erbe.“ Die Gemeinde hat doch auf dieses Ziel hingewirkt. Wann kommt denn dieses unverwüstliche Erbe?
1. Petrus 1,3-4: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit neu geboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi. Von nun an haben wir ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwüstliches Erbe, das im Himmel aufbewahrt wird.
„Herr, wann kommt das denn?“, fragt Johannes und weint. Er sagt, es sei doch nicht möglich, dass die Welt im Gericht Gottes zugrunde geht, ohne dass es Heil und Rettung gibt. Dass das Böse nicht besiegt wird.
Die Siegesbotschaft des Löwen aus dem Stamm Judah
Und Sie sehen wieder, die Offenbarung hat dieses Gesamtziel. Wir müssen immer darauf achten, dass wir uns nicht an den einzelnen Stufen entzweien. Dabei geht es oft darum, genau zu bestimmen, wo wir jetzt stehen oder welches Gericht in welchem Kapitel gemeint ist. Wir müssen das Gesamtziel im Auge behalten: Kommt diese Entwicklung, oder kommt sie nicht?
Er weint, weil niemand das Buch aufsehen kann. Dann spricht einer der Ältesten zu ihm: „Weine nicht!“ Es ist wie, wenn Jesus am Grab von Lazarus sagt: „Weine nicht!“
Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda. Das Evangelium ist eine Siegesbotschaft, und wir sollten nicht ständig so tun, als hätten die dunklen Mächte und der Teufel das Sagen. Wir wissen um die großen, gefährlichen Attacken des Teufels, aber wir wissen auch, dass Jesus viel, viel stärker ist – der Löwe aus dem Stamm Juda.
Woher kommt das? Es steht bei Ihnen unten geschrieben, in 1. Mose 49,9-10. Wir hatten das einmal bei den Adventsverheißungen – die wunderschöne Verheißung über den Stamm Juda. Sie wissen, Juda war der Stammvater des Volkes der Juden. Zur Zeit Jesu gab es ja nur noch die Juden. Heute sprechen wir nur noch von den Juden, die auf Juda zurückgehen.
Aus Juda kommt David, der Davidssohn. Und da ist das Kapitel 49: 1. Mose 49,9: „Juda ist ein junger Löwe; wie ein Löwe hat er sich hingestreckt, wie eine Löwin hat er sich gelagert.“
Israelreisende erinnern sich: Stefans Tor, beim Teich Bethesda ist das Löwentor. Jüdische Fallschirmjäger haben Jerusalem trotz Verbot von der obersten Heeresleitung durch das Löwentor eingenommen. Die Heeresleitung sagte: „Nicht durchs Löwentor, das ist zu gewalttätig.“ Doch sie gingen durchs Löwentor hinein – als erste Soldaten. Für jeden Juden ist klar: Jerusalem kann nur vom Löwentor aus in Besitz genommen werden.
Übrigens, in Addis Abeba gibt es Wilhelm den Löwen – erinnern sich die großen Schwaben? Die Äthiopier führen ihre Abstammung auf die Juden zurück. Der Löwe ist ein ganz wichtiges Symbol.
Aber noch einmal: Der Starke, der Mächtige, der Sieger, der Löwe, der König der Wüste – er hat gesiegt. Er wird diese Siegel lösen und das Buch auftun.
Das Lamm in seiner Kreuzesgestalt als Zentrum der Offenbarung
Und jetzt dreht er sich um und möchte diesen rosenmächtigen Löwen sehen. Das ist die Herrlichkeit Gottes, beschrieben mit all den Juwelen. Wir sind Teil von etwas, das wir kaum in Worte fassen können.
Es kann sein, dass einige unter uns noch in diesem Jahr zur Herrlichkeit abberufen werden. Sie müssen wissen, was sie dort erwartet und was sie sehen dürfen: den Thron Gottes, umgeben von den Ältesten, den Vertretern der Gemeinden, der Schar der vollendeten Gläubigen. Und mittendrin steht ein Lamm.
Wenn Sie schon einmal einen Schafherd gesehen haben, wissen Sie, dass ein Lamm eigentlich etwas Wackeliges und Schwaches ist. Doch genau so steht dort dieses Lamm. Es ist ein eindrucksvoller Anblick.
Jesus hat sich in der Ewigkeit, wenn wir durch das Todestal gehen, in seiner schönsten Erscheinung gezeigt. Diese hat er hinter sich gelassen: seine Kreuzesgestalt. Wir werden ihn sehen mit der Dornenkrone und den Wunden, o Haupt voll Blut und Wunden – das ist seine Siegesgestalt.
Wenn ich das jetzt sage, geht es um ein tiefes Erkennen, das man ein Leben lang nicht mehr vergisst. Wenn heute viele Christen mit dem gekreuzigten Jesus nichts mehr anfangen können, dann haben sie das ganze Evangelium bereits verloren. Denn das ist der Kern von allem, was das Evangelium uns sagt.
Der müßige Streit um die Auferstehung ist zwar wichtig, aber der entscheidende Sieg Jesu wurde errungen, als er für uns sein Blut vergoss und für die Schuld der Menschen sein Leben hingab.
Sie werden es bis in die letzten Kapitel der Offenbarung hinein sehen können, wenn dort beschrieben wird, wie selbst unter vielen christlichen Gemeinschaften der Antichrist angebetet wird. Die einzigen, die sich weigern, die Knie zu beugen, sind die, die das Lamm anbeten und das Geheimnis des gekreuzigten Jesus verstehen.
Die Bedeutung der Sündhaftigkeit und der Erlösung durch das Blut Jesu
Mir war es immer schon fast gespenstisch, dass in Russland diese Christenverfolgung stattfand, von der ich nie geahnt hätte, dass sie so schnell wieder aufhört. Der kommunistische Staat nahm es den Christen sehr übel, wenn sie von der Sünde sprachen.
Selbst beim Honegger gab es einen Erlass, der die Kirchen aufforderte, nicht so viel von der Sünde zu reden. Man argumentierte, dass dies dem optimistischen Gesamtbild des Menschen nicht entspreche und deshalb so gut wie unerwünscht sei.
Ein Christ am Schwarzen Meer, Tabatschkoff, war Ingenieur und hielt Kinderstunden ab. Er wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er den Kindern die von ihm ausgedachte Sündhaftigkeit des Menschen lehrte. Dass wir erlösungsbedürftig sind, ist keine Frage der Mode der Zeit, sondern der Kernpunkt. Ach, mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für die Sünder vergossen wäre!
Der Stolz des Menschen, der sich selbst erlösen will, steht völlig im Gegensatz zu der Wahrheit, dass allein Jesus meine Schuld getragen hat.
Es gab einen Methodisten in England, Thomas Chadwick, der 40 Jahre lang in jedem Gottesdienst dasselbe Kapitel vorgelesen hat. Oswald Sanders sagt, der Gemeinde sei es nie langweilig geworden. Sie hörten es immer und immer wieder. Der Blick hinüber in die neue Welt öffnete immer wieder neue Einsichten.
Die Herrlichkeit und Macht des Lammes mit sieben Hörnern und sieben Augen
Wenn wir heute Abend einen kurzen Blick hineinwerfen, dann sollten wir dabei verweilen. Der größte Blick, an dem wir bis in die Ewigkeit nie fertig werden, ist der, über das Wunder nachzudenken, dass der ewige Gottessohn, der Herrlichkeit, sich entäußerte, unser Diener wurde und unsere Schuld getragen hat.
Dieses Lamm, das jetzt wieder erscheint, ist geheimnisvoll und trägt sieben Hörner, das Zeichen von Stärke und Macht, sowie sieben Augen, die alles sehen. Diese Augen sind die sieben Geister, die allgegenwärtig auf Erden sind. Schwach und doch mächtig erfüllen sie die Welt.
Ich meine, dass wir nie größer von Jesus sprechen können, als wenn wir von ihm reden, der das Haupt mit blutenden Wunden trägt. Wer das am schönsten ausgedrückt hat, von allen, die ich kenne, war Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf. In all seinen Ansprachen, wo immer er darauf zu sprechen kommt, kehrt er immer wieder darauf zurück.
Er will Gott nicht anders kennen, als so, wie sich Gott ihm offenbart hat. Und das genügt ihm. Mehr will er über Gott nicht wissen. Er weiß, dass Gott mehr ist als Jesus, aber Jesus hat ihm alles gezeigt: seine Liebe, sein Erbarmen. Und er hat ihm zugesprochen. Darin hat er alles, was er in dieser Weltzeit braucht.
Die biblische Tiefe des Bildes vom Lamm und die Gefahr der Abkehr
Und dieses Lamm, das erwürgte Lamm – das ist ja interessant – taucht deshalb auch in den Liedern auf. Manchmal erscheint uns das ein bisschen merkwürdig. Oft denken wir, das sei Kanaanäische Sprache, doch das ist es nicht. Es ist Bibelsprache.
Als junge Männer haben wir daraus sogar Spottverse gemacht: „Jesus mein Lamm, Jesus mein Bräutigam, gam gam gam gam“ und so weiter. Viele Lieder entstanden so. Aber eigentlich ist das schlimm, denn es steckt eine große biblische Tiefe dahinter, wenn ich vom Lamm spreche. Auch das Bild des Bräutigams und der Brautliebe gehört dazu.
Wir müssen darauf achten, wieder in die große Aussage einzutauchen, was hier gemeint ist. Denn an dieser Stelle wird der Abfall der Christenheit geschehen. Unterm Kreuz werde ich immer wissen: Ich brauche ihn. Ach, mein Herr Jesus, ohne dich könnte ich nicht bestehen.
Das Schlimmste ist, wenn ich Jesus nicht mehr brauche. Natürlich wurde das neulich in der Zeitung böse dargestellt, als ein Entwicklungshelfer sagte, er brauche Jesus nicht. Das wurde von der Zeitung schlecht verdreht. Trotzdem ist es eine große Gefahr für uns. Wir müssen aufpassen, wie schnell wir in eine Frömmigkeit fallen, in der wir Jesus nicht mehr brauchen.
Dabei können wir keinen einzigen Atemzug ohne ihn tun. Ohne seine Gnade gehen wir zugrunde. Das bleibt so. Am Ende wird eine modische, weltzugewandte Christenheit den Kopf schütteln.
Die Anbetung des Lammes und die Bedeutung der Gebete der Heiligen
Dieses Lamm nimmt das Buch aus der Hand und öffnet es. In dem Augenblick fallen die Gestalten nieder. Sie repräsentieren die ganze Gottesmacht. Auch die Vertreter der Gemeinde fallen nieder.
Sie halten ihre Instrumente in der Hand und haben Opfergaben dabei. Diese Opfergaben sind die Gebete der Heiligen. Es ist sehr schön dargestellt, wie die Gebete vor Gott aufsteigen. Gleichzeitig singen sie ein neues Lied. Dieses Lied ist allein Lobpreis und Dank für Golgatha.
Das geschieht in der Ewigkeit. Später, in Kapitel sieben, wird es noch einmal aufgegriffen. Dort heißt es, dass wir aus der großen Trübsal gekommen sind und unsere Kleider hell gemacht haben im Blut des Lammes.
Wir werden dann nichts anderes mehr sagen. Manche Fragen würden uns vielleicht noch interessieren – zum Beispiel, Herr Jesus, warum ich die Beförderung im Geschäft nicht bekommen habe oder warum der Krieg ausgebrochen ist. Aber ich glaube nicht, dass wir darüber sprechen werden.
Wir werden nur bewegt danken, wie groß die Gnade Jesu mit uns war und was er aus unverdienter Liebe für uns getan hat. Deshalb singen sie dieses Lied: „Du bist würdig, du bist der Einzige, der die Siegel öffnen kann und das Heil herbeiführen kann.“
Das Ende der Offenbarung und die Erfüllung der Heilspläne
In einer Auslegung las ich den Satz: „Darum ist mit Jesu Kreuz und seinem Tod das Ende der Offenbarung erreicht. Jetzt ist Jesus derjenige, der alles noch enthüllt. Wir brauchen nichts mehr zu wissen. Was wir an ihm haben, wissen wir, und der Zugang zu ihm ist uns eröffnet. Er wird die Geschichte zu Ende bringen. Wir werden nur noch hören, was dann kommen wird.
Und du bist würdig, das Buch aufzutun und sein Siegel zu lösen, denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft – aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Nationen. Erst wenn das erfüllt ist, kann das Ende eintreten: die Gemeinde, die aus allen Nationen und Völkern besteht. Nicht alle, sondern nur Vertreter aus allen Völkern, Sprachen und Nationen werden gesammelt.
Wir werden Christen. Durch was werden wir Christen? Nicht weil wir moralisch besser sind oder weil wir eine besondere Willenskraft besitzen, sondern weil das Blut Jesu von uns begriffen wurde. Wir können dann sagen: Ja, Herr, ich beuge mich unter meine Schuld, und dein Blut macht mich rein von aller Sünde.
Die Gemeinde als König und Priester und ihre Vollmacht
Es war am Sonntag beim Abendmahl wieder wichtig, weil ich jedem Eindruck widerstehen wollte, als ob es bei uns noch den Rest eines priesterlichen Denkens gäbe. Als ob der Pfarrer eine übergeordnete Stellung als Verwalter des Heils hätte.
Nicht weil ich Ihnen die Vergebung der Schuld zusage, haben Sie Vergebung, sondern weil Jesus am Kreuz für Sie starb. Darum sprechen wir miteinander: Amen, das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.
Ich habe Ihnen nur in Erinnerung gerufen, dass es jeder andere genauso tun kann. Deshalb sage ich auch nicht als verordneter Diener – ich finde das immer wieder schwierig, wo es evangelisch ist, kann man sagen –, sondern wir sind eine Brüderversammlung. Und gut, eine ist beauftragt, verkündet es, ein anderer auch. Aber die Tatsache meiner Vergebung ruht nicht im Priesterwort, sondern im Tod Jesu. Und daran halte ich mich.
Und da gilt es mir, ganz gleich, was los ist. Das ist das Fundament, um das sich die Gemeinde sammelt. Die Gemeinde ist eine Schar derer, die sagen: Für mich starb Jesus. Und die, die es begriffen haben, gehören zur Gemeinde. Die, die es nicht begriffen haben, gehören nicht dazu.
Du hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht. Wissen Sie, dass Sie Priester sind? Sie sind Priester. Vielleicht haben Sie heute Abend noch Gelegenheit, eine Beichte abzunehmen oder einem verzweifelten Menschen den Frieden Gottes zuzusprechen.
Und wenn Sie mit ganz schrecklichen Dingen konfrontiert sind – es gibt ja immer mehr Leute, die sich dem Teufel verschrieben haben –, ich weiß, welche furchtbaren Dinge das sind: Sie können freisprechen im Namen Jesu. Und dann sagen wir: Wir beten, und jetzt sprechen Sie die Worte nach: Jesus, ich sage mich los von allen dunklen Mächten, weil Sie Priester sind.
Nicht, weil der andere es besser kann – es ist nicht die Frage, wer es besser kann –, sondern weil Sie die Vollmacht haben, Priester zu sein. Und Sie sind König, ein König, der wirken kann, dem Gott etwas anvertraut hat. Wir sind nicht bloß irgendwelche Mauerblümchen, ach, wir sind sündige Menschen.
Sondern das Herrliche ist: In dem Augenblick, wenn ich begriffen habe, dass das Blut Jesu mich rein macht, darf ich anfangen, Segen in diese Welt hineinzugeben. Es hat Sie doch beeindruckt, wie uns das im Gleichnis Jesu vom Weinberg ansprach. Wir dürfen jetzt wirken, dass Frucht wächst.
Jeder Tag, jede Stunde Ihres Lebens ist eine Möglichkeit, als Beauftragter Gottes einen königlichen Dienst zu tun, einen herrlichen Dienst. Und ich würde schon sagen, das kann man bei vielen Menschen sehen: Schlichte Leute gehen gerne in die Vergangenheit, sahen im letzten Jahrhundert. Ich erzähle Ihnen von Jan von Sura und Charlotte Reul. Das war eine schlichte Hausfrau. Und was hat sie gewirkt für unsere Stadt – König und Priester.
Doch es geht gar nicht um ein Amt, das ich habe, sondern um das, was ich tun werde. Da steht immer meine Großmutter vor Augen, die so viel Segen gegeben hat, von der noch so viele Menschen reden – als Pfarrfrau in Frankfurt und so. Von dem alten Wilhelm Busch und so. Das ist doch toll, weil Menschen einfach durch ihre Person wirken. Frauen gestalten unheimlich viel, gewirkt als König und Priester, weil der Herr sie geheiligt hat.
Der Lobpreis des Lammes und die Verbindung von Himmel und Erde
Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron, um die Gestalten und um die Ältesten her. Ihre Zahl war tausend mal tausend, und sie schrien mit großer Stimme.
Nun folgt ein Lied: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, Kraft und Reichtum, Weisheit und Stärke, Ehre, Preis und Lob zu nehmen.
Ich habe auch manche Christen kennengelernt, die gesagt haben, es sei eklig, immer vom Blut zu reden. Das sei eine Schlachthaus-Theologie. Diese Menschen haben keine Probleme damit, in die Blutbank zu gehen, um Blut zu spenden. Sie sagen auch nicht, dass das ein Schlachthaus sei.
Die Sache kann man nicht ausstehen. Nichts demütigt den Menschenstolz so sehr, wie die Erkenntnis, dass ich ein Stückchen Gnade brauche und ohne Jesus nichts kann. Und genau das wird das Lied sein, so wie wir es dann singen: Wir erfahren die Erbarmung. Ich kann ohne dieses Erbarmen Jesu nicht leben!
Und sie singen, dass Jesus von uns etwas nehmen will: den Lobpreis. Wir können Jesus gar nichts geben außer unsere Lasten, auch unsere Sorgen. Wir können von Jesus viel nehmen, wir können viel haben, aber wir können ihm eigentlich nichts geben außer Lasten. Doch das Einzige, was wir ihm geben können, ist der Lobpreis.
Ich habe trotzdem heute bei manchen Bewegungen die Sorge, dass es mit dem Lobpreis auch aus der anderen Ecke noch einmal kommt. Deshalb bin ich gegen alle Manipulationen. Man kann nichts künstlich machen; man kann sich auch nicht in eine Stimmung hineinlügen.
Ich habe kein gutes Gefühl, wenn man etwas Falsches macht, das uns nicht entspricht. Aber ich war doch sehr beeindruckt, als ich bei Ihnen die Filterzeitung gelesen habe. Dort steht, dass Anita Schweitzer, ein neunzehnjähriges Mädchen aus dem Hauskreis Bodo Schulz, in sechs Tagen an Leukämie gestorben ist.
Diese strahlende Todesanzeige, und schön: keine Trauerkleidung am Grab. Es ist ein Freudentag des Heimgehens. Und wenn man das weiß, obwohl die Schwestern noch ungläubig sind, hat das Mädchen im Sterben nur bewegt.
Wir wollen etwas, wo es echt kommt: den Lobpreis, so wie ihn Joachim Neander gemacht hat. Er ist keine dreißig Jahre alt geworden. Sein Leben war ein Lobpreis Gottes, wie es Joachim Neander gemein gemacht hat.
Er hat keine Pfarrstelle bekommen, wo der Schullehrer in Düsseldorf ist. Er ist dorthin hinausgelaufen und hat Privatbibelstunden gegeben. Sie wissen, dass man in der Kirche nichts mehr fürchtet als Leute, die die Bibel ernst nehmen.
Da hat er sich in den Höhlen und im Tal versteckt. Weil Neander so oft herausging, hat man das Tal „Neandertal“ genannt. Dort fand man die Neandertaler-Knochen, und so wurde der Millionen Jahre alte Mensch nach Neander benannt – nach dem jungen Burschen.
Aber man hat ihn von seiner Schule weggeekelt. Dort hatte er eine zweiklassige Gymnasialstufe besucht – eine ganz armselige Geschichte. Als arbeitsloser Mann kam er wieder nach Bremen zurück zu seinem seelsorgerlichen Vater Unterteig, bei dem er einst zum Glauben gekommen war.
Er war nur mit Kameraden zur Predigt gegangen, um den Unterteig hochgehen zu lassen, und wurde vom Wort getroffen. Mit dreißig war er tot, und sein ganzes Leben war ein Lobpreis: „Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren, Neanderlit!“
Siehe, ich bin Ehrenkönig, Neanderlit, wunderbarer König, Herrscher von uns allen: Erde, Himmel, Luft und Meer, Neanderlit! Schauen Sie mal ins Gesangbuch – sein ganzes Leben war ein Lobpreis: „Lass dich finden, Herr, ich bin bereit!“
Wenn unser ganzes Leben sagt, es ist groß, dass ich etwas verkünde von der unumschränkten Macht Jesu, dann lass doch die anderen spotten und reden. Überzeugen werden sie sich gar nicht. So ist es beim Neander weitergegangen.
Und wie viele haben den Lobpreis aufgenommen, vielleicht doch das bekannteste deutsche Kirchenlied: „Lobt den herrmächtigen König der Ehren.“
So soll das Lob erklingen, und im Himmel freut man sich. Das Herrliche ist, dass sich das verknüpft – hier steht es noch einmal: Der Lobpreis der Engel verbindet sich mit dem Lobpreis von uns unten auf der Erde.
Wir singen oft noch, vielleicht mit Tränen in den Augen oder unter Belastungen, und sind doch schon verknüpft mit der ewigen Gemeinde.
In den Gebetsgemeinschaften, wenn Paul Deidenbeck dabei ist, der immer originell ist, vergisst er nie zu bitten: „Herr, grüße die vollendende Gemeinde, die jetzt schon vor deinem Thron steht und dich preist.“
Ich habe mir angewöhnt – ich kann es, Sie wissen es auch, ich kann es zeitlich einfach nicht zerreißen – Respekt vor jedem, der es anders sieht. Aber einfach dieses „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ und dass die, die heimgehen, unmittelbar zum Lobpreis Gottes gehen – die mit Jesus versöhnt sind, die die Kraft seines Blutes in ihrem Leben erfahren haben, natürlich nur die – ist eine große Sache.
Darum wollen wir ringen und beten, dass Menschen das erkennen und für ihr Leben finden.
Die Macht Jesu trotz Leid und Verfolgung
Ich wollte noch etwas hinzufügen, damit wir uns das Bild von Jesus richtig klar machen. Er hat alle Macht in seiner Hand – wirklich alle Macht.
Es fällt uns oft schwer zu verstehen, warum Jesus bestimmte Dinge zulässt. Herr Höss hat uns letzte Woche in Indonesien berichtet, dass dort wieder zahlreiche Kirchen niedergebrannt wurden. Ich glaube, Sie haben gesagt, dass dies einen enormen Eindruck auf die Moslems gemacht hat. In letzter Zeit sind dort sogar etwa 1200 Kirchen abgebrannt.
Trotzdem gibt es keinen Hass von Seiten der Christen, keine Rache. Es ist oft schwer zu begreifen: Jesus hat die Macht, und wenn er solche Ereignisse zulässt – auch Krankheiten oder großes Leid –, dann wird er einen Grund dafür haben. Er hat die Macht, alles zu lösen und wird die Weltgeschichte zu ihrem Ende führen.
Wir dürfen nur beten: „Komm bald, Herr Jesus! Lass die Tiefen nicht noch länger dauern, verkürze die Tage.“
Das war die Situation dort. Jesus hat Kraft, er hat die Macht, den Reichtum und die Weisheit.
Die Weisheit, Stärke und Ehre Jesu
Es ist sehr belastend, wenn wir mit unserer begrenzten irdischen Weisheit glauben, Gottes Weisheit verstehen zu können. Schon zu Beginn gilt: Seine Gedanken sind höher als unsere Gedanken. Er besitzt alle Weisheit, alle Stärke und verlangt auch Ehre.
Ich habe Ihnen immer gesagt: Verlassen Sie den Raum, wenn die Ehre Jesu gelästert wird. In solchen Momenten werden Sie sich kaum artikulieren können, und ich möchte Jesus auch nicht dem Spott anderer preisgeben. Wir sollen nicht dort sitzen, wo die Spötter sitzen.
Wenn die Ehre Jesu in den Dreck getreten wird – egal von wem – ist das ein großes Problem. Es gibt sogar Theologinnen, deren Namen ich nicht einmal in den Mund nehmen möchte. Über sie sollte man am besten gar nicht sprechen, denn sie sind es nicht wert, wenn sie die Ehre Jesu rauben und Jesus zu einem gewöhnlichen Menschen degradieren. Von den vielen anderen schrecklichen Dingen, die sie Jesus andichten, ganz zu schweigen. Jesus aber ist der Gottessohn, der Herr der Herrlichkeit, der heute alle Macht und alle Ehre hat.
Für uns wird es deshalb sehr wichtig, zu erkennen: Ich möchte mein Leben nur mit diesem Herrn ordnen. Wir sollten uns stets diesen erhöhten Herrn vor Augen halten, der heute Abend mit uns geht, über uns wacht, uns sendet, uns Aufgaben gibt und uns seinen Segen schenkt.
Der Lobpreis stimmt mit ein: Jedes Geschöpf im Himmel, auf der Erde und auf dem Meer preist das Lamm, Jesus, in seiner Kreuzesgestalt. Ich weiß, dass es heute nur noch ein kleiner Teil der Christen ist, denen es wichtig ist, den gekreuzigten Jesus zu ehren und zu lieben.
Doch Zinzendorf hat eine wunderbare Auslegung des Glaubensbekenntnisses über Jesus Christus gemacht. Er sagt so herrlich: „Ich will ihn nur noch in seinen Wunden malen kennen und in seiner Leidensgestalt.“ Das war auch das, was ihn als jungen Mann in der Düsseldorfer Gemäldegalerie so tief berührte, als er das Bild des gekreuzigten Jesus sah. Diese Erfahrung blieb lebenslang prägend für ihn.
Das hat ihn so bewegt, dass er nicht anders konnte, als sein Leben für Jesus hinzugeben. So erging es auch vielen anderen Herrn Hütern. Interessant ist auch die Geschichte von Albert Knapp. Er wurde Vikar, war zuerst in Feuerbach und besuchte seinen Studienfreund Ludwig Hofacker noch einmal in Tübingen, der krank an schrecklichen Kopfschmerzen litt. Knapp brachte ihm etwas Literarisches mit, vielleicht von Jean Paul oder einem anderen Autor, ich weiß es nicht genau.
Hofacker sagte damals nur: „Albert, das hilft dir auch nicht aus deiner Sünde heraus.“ Dieser todkranke Mensch, Albert Knapp, war damals noch im liberalen Glauben gefangen und freigeistig. Erst in Geisburg, als Vikar, dichtete er dieses Lied:
„Eines wünsche ich mir vor allem anderem,
ewig soll er mir vor Augen stehen,
wie als ein schwaches Lamm, stilles Lamm,
dort so blutig und so bleich zu sehen,
hängend am Kreuzesstamm, so durchgebrochen.“
Ich glaube, heute geht es gar nicht anders. Wenn jemand zum Glauben kommen will, brauchen wir nicht alle Glaubenszweifel ausräumen. Wir reden über das Kreuz und darüber, dass ich ohne die Gnade nichts bin.
Das hat Hofacker seinem Freund Albert Knapp erzählt, und das hat dieser verstanden. So ist er durchgebrochen, noch als Vikar, und hat den Glauben angenommen.
Das ist der große Durchblick in die Ewigkeit. Es ist wichtig, dass wir das ein Leben lang nie vergessen. Die Vorfreude bleibt: Ach, wäre ich doch schon dort, stünde vor dem großen Gott um deinen Thron und trüge meine Palmen.
Die Liebe als Stärke Jesu und ihr Zeugnis in Liedern
Ich wollte Ihnen auch noch sagen: Bei der Stärke haben wir hier noch notiert, dass die Stärke Jesu seine Liebe ist, die am allermeisten bezwingt.
Wenn Sie Menschen überwinden wollen, dann erzählen Sie von der großen Liebe Jesu. Die meisten Menschen sind erst an dieser Stelle zum Glauben gekommen, wenn sie begriffen haben: „Für mich hat er das alles auf sich genommen.“
Paul Gerhard sagt so schön im Lied: „Ein Lämmlein geht und trägt die Schild, o Liebe, Liebe, du bist stark, du steckst den in Grab und Sarg, vor dem die Felsen zittern.“ Ganz herrlich – sie haben doch die Bibel gekannt!