Vorsichtiger Umgang mit biblischen Texten und gemeinsames Nachdenken
Zu beugen, zu beten und immer wieder Acht zu geben – hat das Argument des anderen nicht doch Gewicht? Ich darf nicht mehr sagen, als der Text aussagt, aber ich darf auch keine falschen Schlüsse ziehen. Wie Bruder Rudolf mir gesagt hat: Wir müssen darauf achten, keinen falschen Rückschluss zu ziehen.
Ein Beispiel: Ein Pferd hat vier Beine. Das bedeutet aber nicht, dass alles, was vier Beine hat, ein Pferd ist. Das ist ein Umkehrschluss, genauer gesagt ein falscher Umkehrschluss. Es gibt allerdings auch richtige Umkehrschlüsse, danke.
Das heißt, wir müssen stets vorsichtig sein im Umgang mit der Schrift. Nur so kommen wir weiter – indem wir gemeinsam laut nachdenken, sozusagen. Wir müssen nicht sofort fertige Ergebnisse haben. Wir sprechen hier von Konzepten, also vorläufigen Konzepten. Nur auf diese Weise können wir der Wahrheit näherkommen, und das ist sehr fruchtbar.
Ich genieße es, mit Brüdern und Schwestern zu reden, die so an die Schrift herangehen und sich dabei immer wieder selbst hinterfragen. Wichtig ist das Grundprinzip: Wir können das Alte Testament nicht aus sich selbst heraus verstehen. Wir brauchen das Licht des Neuen Testaments, um das Alte Testament zu verstehen – vor allem in der Prophetie. Das wird oft übersehen.
Wir dürfen nicht vom Alten Testament ausgehen und sagen, dass wir vom Alten Testament her das Neue korrigieren. Stattdessen müssen wir immer vom Neuen Testament ausgehen und dann schauen: Aha, dann bedeutet das im Alten Testament jenes, wenn die Apostel es so und so erklären.
Wir gehen immer in die Schule der Apostel. Sie blieben beständig in der Lehre der Apostel. Das wollen wir auch sein. Wir wollen beständig in der Lehre der zwölf Apostel bleiben, inklusive Paulus.
Methodik der biblischen Auslegung und Umgang mit schwierigen Texten
Dann geht es weiter. Nicht mit der Offenbarung beginnen, auch nicht mit Daniel oder Sacharja.
Die Offenbarung ist zwar im Neuen Testament, aber sie ist ein Buch voller Visionen und gehört nicht gerade zu den einfachsten Büchern. Deshalb beginne ich zuerst mit klaren Aussagen. Diese finde ich zwischen Matthäus und dem Judasbrief. Dort gibt es deutliche Aussagen zu dem Thema.
Anschließend gehe ich zu anderen Stellen über, die vielleicht etwas schwieriger sind, wie zum Beispiel Hesekiel 40 bis 48 und weitere Passagen. Diese kommen aber erst später dran. Von ihnen gehe ich zunächst nicht aus. Das ist der viel bessere Weg.
Gibt es dazu noch Fragen? Es ist sehr interessant, wie sich die politische Entwicklung heute erfüllt. Zum Beispiel, wie mein Land verteilt wird, wie man mit Israel umgeht und ob man das anerkennt. Jedenfalls beeinflusst das unser Leben neben all dem anderen Gottlosen, was geschieht.
Ich persönlich äußere mich nicht zu politischen Themen, deshalb kann ich dazu nichts sagen. Aber zum Text, da beantworte ich gerne Fragen.
Die Bedeutung der Buße und der Reihenfolge im Heilsplan
Also, das haben wir ja bei Mose gelesen, oder? Wir könnten auch die Apostel fragen, zum Beispiel Petrus in Apostelgeschichte 3.
Petrus war es ein großes Anliegen, den Israeliten klarzumachen, dass sie Buße tun müssen. Er betonte, dass sie nicht gerettet werden, wenn sie keine Buße tun. In diesem Punkt sind sich alle einig. Nun stellt sich die Frage: Wie ist die Reihenfolge?
In Apostelgeschichte 3,19 heißt es: „Tut also Buße und kehrt um, damit eure Sünden ausgetilgt werden.“ Und in Vers 20: „Damit Zeiten der Erneuerung kommen vom Angesicht des Herrn, und er den euch im Voraus verkündeten sende, Jesus Christus.“
Hier ist die Reihenfolge klar: Zuerst müssen sie Buße tun, damit das andere kommen kann – damit die Zeiten der Erneuerung kommen. Das bedeutet, wenn das Reich Gottes in vollkommener Weise wiederhergestellt wird und der Herr Jesus Christus als Regent darin regiert.
Die Sammlung selbst, von der hier gesprochen wird, erwähnt Petrus nicht. Für mich ist aber wichtig, dass es ihm ein riesengroßes Anliegen war, dass die Israeliten zum Messias, zum Glauben an den Messias, kommen. Das ist die erste und wichtigste Bedingung überhaupt.
Dafür haben die Apostel gelebt und sich eingesetzt. Paulus sagte sogar, er sei stolz auf seinen Dienst unter den Heiden, weil er durch diesen Dienst erreichen kann, dass die Juden eifersüchtig werden und dann zum Glauben kommen.
Denn von Anfang an haben sie Jesus verworfen. Als sie seine Botschaft ablehnten, sagte Paulus: „Dann gehe ich zu den Heiden.“ Warum hat er das betont? Er hätte das gar nicht sagen müssen, aber bewusst tat er es. Er meinte: Wenn ihr euren eigenen Messias verwerft, dann verkünde ich einen jüdischen Messias den Heiden.
Was geschieht dann? Ihr seid sozusagen außen vor. Ihr verwerft ihn, und auf diese Weise lockt Paulus die Israeliten zurück. Das ist sein Wunsch: auf diese Weise die Israeliten zur Rettung zu bringen.
Der einzige Weg, auf dem Israel gerettet werden kann, ist Christus. Der einzige Punkt, an dem Israel zu den verheißenden Verheißungen und zur verheißenden Hoffnung kommen kann, ist in Jesus Christus. Das heißt, sie müssen zum Glauben an Jesus Christus kommen. Einen anderen Weg gibt es nicht.
Es steht nicht da, dass Jesus sofort gekommen wäre. Das Ziel ist: Sie sollen umkehren, damit die Sünden ausgetilgt werden und damit Zeiten der Erneuerung vom Angesicht des Herrn kommen, und er den Herrn Jesus sendet.
Das heißt nicht unbedingt, dass Jesus sofort kommt. Aber das ist der Weg: Sie müssen Buße tun, und das ist die Bedingung dafür, dass die Zeiten der Erneuerung kommen können.
Der Herr Jesus selbst sagte ja, er wisse nicht, wann er kommen werde. Der Vater habe die Zeit in seiner Macht vorbehalten. Deshalb können wir nicht sagen, wenn sie alle Buße getan hätten, wäre er automatisch gekommen. Das wäre zu einfach und sagt mehr, als der Text eigentlich aussagt.
Wenn ich Buße tue und Gott mir vergibt, dann vergibt er mir sofort, nicht erst später. Die Zeiten der persönlichen Erneuerung kommen natürlich sofort. Nur die Zeit, in der der Messias ausgesandt wird und wiederkommt, ist damit nicht zwingend gemeint.
Wir denken jetzt so, weil wir sonst nichts mit der Gemeinde anfangen könnten. Sonst würden wir fragen: Wo bleibt dann die Zeit der Gemeinde? Das ist etwas schwierig.
Wir sollten versuchen, biblische Begriffe zu verwenden. „Zeit der Gemeinde“ ist kein biblisches Wort. „Zeit der Heiden“ schon, aber das bringt uns jetzt nicht weiter, glaube ich.
Na gut, jedenfalls...
Das Gericht Gottes und die Versammlung der Völker im Tal Josaphat
Gehen wir noch einmal zurück zum Text, denn es gibt einiges zu besprechen. In den Versen 9 bis 16 finden wir einen Aufruf – zunächst an die Völker zu einem Kriegszug. Sie sollen mit ihren Heeren heranrücken. Gott wartet bereits im Tal Josaphat auf sie. Der Aufruf lautet: Kommt nur, ich warte auf euch, mit der Rute sozusagen.
Es heißt: "Ruft dies unter den Völkern, heiligt einen Krieg." Das Heiligen bedeutet hier aussondern beziehungsweise weihen. Man hat auch Opfer dargebracht, um einen Krieg zu beginnen. Auch die Heiden haben das getan: Sie opferten ihren Götzen, um einen Krieg zu beginnen. Dann folgt der Aufruf: "Erweckt die Helden." Das heißt, ruft sie und weckt sie auf.
Weiter heißt es: "Herannahen und heraufziehen sollen alle Männer des Krieges." Das sind alle, die man hart aufbieten kann, alle Soldaten und kriegsfähigen Leute. Schmiedet eure Pflugscharen zu Schwertern und eure Winzermesser zu Lanzen. Hier ist ganz bewusst das Gegenteil von dem gemeint, was wir in Jesaja lesen. In Jesaja 2 wird gesagt, dass im Friedensreich das gerade umgekehrt sein wird.
Jeder Schwache soll sagen: "Ich bin ein Held." Also soll jeder kommen. Es heißt: "Eilt und kommt her, all ihr Völker ringsum, und versammelt euch dahin." Yahweh sende deine Helden hinab – das ist hier ein Ausruf. Einerseits kommen die Heiden, die sich alle zu diesem Tal versammeln sollen, um Krieg zu führen. Andererseits wird der Herr seine Helden hinab senden. Dabei könnte es sich um himmlische Helden, vielleicht Engelsheere, handeln. Es ist aber auch möglich, dass irdische Heere gemeint sind.
In Vers 12 heißt es: Die Völker sollen sich aufmachen und hinaufziehen ins Tal Josaphat. Dort werde ich sitzen, um alle Völker ringsum zu richten. Der Herr sitzt also schon dort. Warum sitzt er? Weil ein Richter sitzt. Er steht nicht als Kämpfer mit dem Schwert, sondern er sitzt, um Recht zu sprechen. Hier wird ein Gericht gehalten. Der Richter sitzt auf dem Richterstuhl, um alle Völker ringsum zu richten.
Dann folgt der Aufruf: "Legt die Sichel an, denn die Ernte ist reif. Kommt, tretet, denn die Kelter ist voll, die Fässer fließen über." Wahrscheinlich sind damit Öl- und Weinfässer gemeint, denn groß ist ihre Bosheit. In bildhafter Sprache wird hier das Gericht angekündigt. Die Gerichtsernte ist reif, und Gott wartet schon darauf, sie einzuholen.
Es wird sowohl von Kornernte als auch von Traubenernte oder vielleicht auch Olivenernte gesprochen. Die Fässer könnten das dritte Element in einer Dreiergruppe sein, die wir schon von Joel kennen. Die Ernte besteht aus Korn – also Weizen –, die Kelter ist der Wein, und die Fässer könnten das Öl sein. Diese drei nennt er sonst immer: Weizen, Wein und Öl. Die Fässer fließen über, weil groß ihre Bosheit ist.
Das Bild des Gerichts und die Nähe des Tages des Herrn
Getümmel, Getümmel im Tal der Entscheidung, denn nahe ist der Tag Jachwes. Jetzt ertönt der Ruf: Ich warte schon lange, denn alles ist nahe. Die Sonne und der Mond werden dunkel, die Sterne verlieren ihren Glanz. Jahwe brüllt aus Zion – der Herr steht da wie ein Löwe, der auf seine Beute wartet. Aus Jerusalem lässt er seine Stimme erschallen.
Zion und Jerusalem stehen hier parallel. Zion ist der Berg, Jerusalem die Stadt, doch sie werden synonym verwendet. Jerusalem lässt seine Stimme erschallen, und Himmel und Erde erbeben. All dies wurde bereits im Vorausgesagt für den Tag des Herrn, an dem Himmel und Erde beben werden.
Dieses Doppelbild finden wir auch in der Offenbarung, und zwar bei der Ernte und der Kälte – also bei der Feldernte und der Weinernte. In Offenbarung 14 begegnet uns dasselbe Bild: Gott wartet im Gericht, schwingt die Sichel über die ganze Erde und aberntet. Gleichzeitig tritt die Kälte ein, die Kälte des Zorns Gottes.
Vers 14: Getümmel, Getümmel im Tal der Entscheidung, denn nahe ist der Tag Jachwes im Tal der Entscheidung. Hier heißt das Tal nicht mehr Tal Josaphat, sondern trägt einen anderen hebräischen Namen. Doch es ist dasselbe Tal. Das Tal Josaphat ist nämlich auch das Tal der Entscheidung. Es ist der Ort, an dem Gott richtet und an dem die Entscheidung fällt. Ein Gerichtsentscheid wird gesprochen.
Die Sonne und der Mond werden dunkel, die Sterne verlieren ihren Glanz, und Yahweh brüllt. Das war die Ansage des Gerichts. Dann heißt es in Vers 16: Yahweh ist eine Zuflucht für sein Volk und eine Schutzwehr für die Söhne Israels. Für die Treuen, für sein Volk, ist der Herr die Zuflucht. Das sind diejenigen, die seinen Namen anrufen. Für sie gibt es Rettung.
Für die anderen hingegen gibt es kein Entrinnen vor dem Zorn.
Hoffnung für das Volk Gottes und die ewige Herrschaft Gottes auf Zion
Unmittelbar nach diesem düsteren Bild folgt nun ein heller Lichtblick auf den Herrn, und es geht weiter: „Ihr werdet erkennen, dass ich, Yahweh, euer Gott bin.“ Das bedeutet, ihr, das Volk, werdet sehen, dass ich meine Verheißungen einhalte und dass ich der bin, der ich immer schon gesagt habe zu sein – euer Gott.
Ich werde eure Feinde vernichten, und dann werdet ihr sehen, dass ich auf eurer Seite bin, wohnend auf dem Berg Zion, auf dem Zion, dem Berge meines Heiligtums. Gott wohnt also auf dem Zion. Die Israeliten denken hier natürlich an den irdischen Zion. Doch wir wissen aus dem Neuen Testament, dass dieser Zion weit über den irdischen Zion hinausgeht. Wenn Gott ewig dort wohnt, muss es also einen jenseitigen Berg geben, der über den irdischen Berg hinausgeht. Er wohnt dort in alle Ewigkeit. Das ist der Berg seines Heiligtums.
Jerusalem wird ein Heiligtum sein. Manche Übersetzungen sagen, Jerusalem wird heilig sein. Hier muss ich gerade nachschauen: in Vers 17 heißt es „der Berg meines Heiligtums“. Das Lexikon sagt, nach der Masoretenvokalisierung handelt es sich hier um ein Nomen, kein Adjektiv. Das Wort lautet „Kodesch“, nicht „Kadasch“. „Kodesch“ bedeutet Heiligkeit oder Heiligtum, beides ist möglich. Übrigens kommt dasselbe Wort zwei Wörter vorher vor: „der Berg meiner Heiligkeit“ oder „meines Heiligtums“. Wie steht es in der Elberfelder Übersetzung? Dort heißt es „mein heiliger Berg“. Das ist nicht ganz exakt. Genau heißt es „der Berg meines Heiligtums“ oder „der Berg meiner Heiligkeit“.
So oder so: Dasselbe Wort findet sich später wieder, und Jerusalem wird entweder ein Heiligtum sein oder Heiligkeit sein – aber nicht als Adjektiv, also nicht „wird heilig sein“. Warum ist mir das wichtig? Wenn es „Heiligtum“ heißt, steht es genau in Übereinstimmung mit anderen Stellen, die sagen, dass Gott sein ewiges Heiligtum in Jerusalem errichten wird.
Die Offenbarung spricht übrigens auch davon, dass Jerusalem in der Offenbarung als ein riesengroßes Heiligtum beschrieben wird. Es ist 12 Stadien lang, 12 Stadien breit und 12 Stadien hoch. Es gibt nur einen Gegenstand im ganzen Alten Testament, der ein Kubus ist, also gleich lang, gleich breit und gleich hoch. Was ist das? Das Heiligtum. Das Heiligtum ist in der Stiftshütte zehn Ellen mal zehn Ellen mal zehn Ellen, im Tempel zwanzig Ellen mal zwanzig Ellen mal zwanzig Ellen – es wird größer.
Hier ist es noch viel größer: zweitausend so und so viele Kilometer. Das ist so groß wie damals die Welt, wie man sie sich vorgestellt hat. Das ganze Römische Reich von der einen Seite bis zur anderen Seite hatte etwa diese Länge – eine eigene Welt, eine ganze Welt. Die neue Welt, die hier kommt, ist eine ganze Welt, die ein Heiligtum ist – die gesamte Welt.
Das würde also mit dem übereinstimmen, dass Jerusalem ein Heiligtum sein wird. Deshalb ist es mir hier wichtig, dass man nicht einfach nur „heilig“ übersetzt, sondern „ein Heiligtum“, nämlich ein ewiges Heiligtum. Das haben wir auch in Hesekiel gelesen. Wir hatten die Stelle schon, ich glaube es war Hesekiel 37, Vers 28, wo steht, dass Gott sein Heiligtum für ewig in der Mitte des Volkes errichten wird: „Die Völker werden erkennen, dass ich Yahweh bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird, in Ewigkeit.“
Ein ewiges Heiligtum wird Gott hier errichten. Fremde werden es nicht mehr durchziehen. Das steht auch in der Offenbarung: Keine Fremden kommen hinein, sondern nur die, die im Buch des Lebens des Lammes geschrieben stehen. Nie mehr werden Fremde durch dieses Jerusalem hindurchziehen.
Soll das eine unendliche Maßnahme sein? Soll das etwas definieren? Einerseits ist die Zahl interessant: zwölf mal tausend. Zwölf ist die Zahl der Vollendung, tausend die Zahl der Vielheit, aber gleichzeitig auch die Größte. Es ist interessant, dass es so groß ist wie eine Welt – so, wie man sich eine Welt vorgestellt hat – und zwar nicht nur in zwei, sondern in allen drei Dimensionen. Eine Stadt, die auch so hoch ist.
Das heißt: Ein Heiligtum, das so groß ist, dass die ganze Welt Gottes Heiligtum ist – die ganze neue Welt, die hier geschaffen wird. Gott selbst ist der Tempel dieses Heiligtums. Gott selbst erfüllt dieses Heiligtum. Es ist hier nicht nötig, noch einen zusätzlichen Tempel zu bauen. Gott und das Lamm erfüllen diese Welt.
Ich denke, es hat damit zu tun. Das zeigt übrigens auch die Offenbarung 21 und 22. Das sind ja Bilder, die man nicht eins zu eins übernehmen kann – das geht gar nicht. Aber es zeigt auch, dass es begrenzt ist. Klar, es ist begrenzt. Das heißt, es gibt eine gewisse Grenze auch für die Menschen, die dort wohnen. Die Bevölkerung des Himmels ist also nicht unendlich, sondern begrenzt.
Es kommen ja keine Kinder mehr zur Welt, also bleibt die Zahl der Bewohner gleich. Hier ist wohl eindeutig, dass dieses Jerusalem, dieses Zion, eine ewige Stadt ist – das wird hier betont. Dort kommen nie mehr Sünde und nie mehr Fremde hinein. Also keine Heiden, würden wir sagen, kommen hinein. Es gibt auch keinen Abfall mehr.
Für israelitisch gesprochen bedeutet das: Keine Fremden, also keine Nichtisraeliten, kommen hinein. Wir müssen immer daran denken, dass hier alles israelitisch gesprochen ist. Es geht gar nicht anders. Das Heil, das hier dargestellt wird, ist ein israelitisches Heil. Und israelitisches Heil bedeutet, dass alle Israeliten sind – es gibt gar keine anderen dort.
Dass die Heiden auch kommen dürfen, wird erst im Neuen Testament klar. Im Alten Testament ist das nur angedeutet. Von ferne werden welche kommen, aber es ist nicht wirklich klar. Im Alten Testament musste man Jude werden, um zum Gottesvolk zu gehören.
Später hatten manche Gemeinden die Auffassung, man müsse zuerst die Menschen beschneiden, damit sie sich zu Christus bekehren können. Doch dann wurde klar: Nein, das ist nicht nötig.
Die Verheißung von Fruchtbarkeit und ewiger Bewohnung des Landes Juda
Also, inmitten dieses Getümmels, während die Feinde da sind, hat der Herr seinem Volk eine Zufluchtsstätte gegeben, eine Burg für sein Volk. Dort sind sie geborgen. (Offenbarung 21,27) Es wird kein Unreines hineingehen.
Judas und Jerusalem werden hier weiter beschrieben. In Vers 18 wird die Verherrlichung angekündigt: An jenem Tag werden die Berge Most triefen, die Hügel Milch fließen lassen, und alle Bäche Judas werden Wasser führen. Wir haben hier wieder den Dreisatz, den wir schon bei Joel kennen. Der Most, also der Wein, wird fließen. Es wird so viel Wein geben, dass alles davon überfließt – eine große Fülle an Wein.
Ebenso gibt es eine große Fülle an Milch. Milch und Honig erinnern an das Land, in dem Milch und Honig fließen. Wasser war ebenfalls sehr wichtig. Denn diese Bäche, die Wadis in Jerusalem, waren alle ausgetrocknet. Nun fließen sie immer mit frischem Wasser. Man kann sich kaum vorstellen, welch herrliches Land das jetzt im Lande Juda ist: Überall fließen frische Wasserbäche, das ganze Jahr hindurch und für alle Ewigkeit.
An jenem Tag wird das geschehen. Eine Quelle wird aus dem Hause Jachweis hervorgehen, also aus dem Tempel. Der Herr lässt eine Quelle hervorströmen, die das ganze Land bewässert. Das Tal Schittim wird bewässert. Dieses Tal ist ein Akaziental, ein unfruchtbares Jordantal oberhalb des Toten Meeres. Es heißt so, weil dort Akazien wachsen.
Das war übrigens auch der Ort, an dem die Israeliten beim Übergang über den Jordan lagerten (Josua 3,1). Jedenfalls wird hier das unfruchtbare Jordan-Tal fruchtbar werden – und zwar für alle Ewigkeit.
Ägypten wird zur Einöde werden. Ägypten war das Land, aus dem die Israeliten ausgezogen sind, ein Land, das an Sklaverei erinnert. Ägypten war der ständige Feind Israels. Dieses Land, in dem es immer genug zu essen gab, war das Ziel, wenn in Kanaan Hungersnot herrschte. Man zog nach Ägypten, weil es dort Nahrung gab.
Doch nun wird es umgekehrt: Ägypten wird zur Wüste. Der Nil wird ihnen nichts mehr nützen, er wird wahrscheinlich austrocknen. In der Bildersprache gesprochen wird Ägypten mit seinem fruchtbaren Nil zur Einöde, zur vertrockneten Wüste.
Auch Edom, die Erzfeinde Israels, die den Israeliten nicht erlaubten, durchs Land zu ziehen, werden zu einer wüsten Öde. Edom ist der Stamm Esaus und steht hier bewusst im Gegensatz zu Jakob. Edom wird für alle Ewigkeit zur Wüste, wegen der Gewalttaten an den Kindern Judas. Sie haben den Israeliten damals beim Auszug nicht geholfen und später immer wieder die Israeliten angefeindet. Sie haben in ihrem Land unschuldiges Blut vergossen – ein Frevel.
Amos spricht ebenfalls davon (Amos 1,11), und das ganze Buch Obadja behandelt das Gericht über Edom.
Auf der anderen Seite wird Juda, das Land Juda, ewiglich bleiben. Das Land Juda wird an seinem Ort wohnen bleiben. Dort wird es ein ewiges Juda geben. Und „ewig“ heißt hier nicht tausend Jahre, sondern wirklich ewig.
Jerusalem wird von Generation zu Generation, also von Ewigkeit zu Ewigkeit, bestehen bleiben. Ich werde sie von ihrem Blut reinigen, von dem ich sie bisher nicht gereinigt habe. Und ich werde ihr Blut sühnen – oder andere Übersetzungen sagen: sühnen.
Dieser letzte Satz ist etwas schwieriger zu verstehen. Nach Kommentaren ist Vers 21 keine Ankündigung einer weiteren Strafe. Er schließt vielmehr den Gedanken ab, dass durch die ewige Verödung dieser Weltreiche – Edom und Ägypten – alles bisher ungestrafte Unrecht, das sie dem Volk Gottes zugefügt haben, getilgt wird.
Der Ausdruck bedeutet: Alles Unrecht, das bis jetzt noch nicht gestraft wurde, wird dann gestraft. Es ist dann endgültig. Für alle Ewigkeit sind diese Länder gestraft: Ägypten und Edom. Und für alle Ewigkeit wird Juda bewohnt sein. Dort ist es fruchtbar, es gibt genug Wasser, Milch und Honig. Was braucht man mehr?
Milch, Honig und Wasser – oder Brot. Das ist hier typisch in prophetischer Sprache. Das Land, in dem Milch und Honig fließen, steht für Fülle. Und mit Wasser dazu kann man sogar Felder bebauen, somit gibt es auch Brot.
Man merkt, es ist eine bildhafte Sprache, aber genau diese Sprache versteht der Jude sehr gut in diesen Ländern. Für uns ist es schwieriger, weil wir sowieso Wasser haben und einfach den Wasserhahn aufdrehen. Dort ist es ganz anders.
Hier ist ganz offensichtlich, dass nicht von einem irdischen tausendjährigen Reich die Rede ist, sondern von einer ewigen Herrlichkeit. Das ist die Prophetie hier. Man muss das gesamte Bild immer beibehalten.
In diesem Buch Joel werden keine Grenzen genannt. Das Bild nennt nur die Herrlichkeit, die Fülle und die Ewigkeit dieser Fülle und Herrlichkeit. Außerdem wird beschrieben, dass die Feinde alle verwüstet sind und nie mehr eine Gefahr darstellen werden.
Herausforderungen der Endzeitinterpretation und der Umgang mit verschiedenen biblischen Büchern
In Offenbarung 21 ist das Bild etwas anders. Dort wird die Größe dieses Staates gezeigt, und es wird deutlich, dass es eine ganz neue Welt ist. Außerdem zeigt es, dass außerhalb nur noch die in der Hölle sind, der Feuersee, also die Ungläubigen.
Wir müssen uns jedoch bewusst sein, dass sowohl in Offenbarung 21 und 22 als auch hier in Joel 4 eine Sprache verwendet wird, die damals verständlich war und die auch wir heute verstehen können. Trotzdem können wir diese Sprache nicht eins zu eins auf die Realität übertragen. Das ist nicht möglich.
Wir wissen zum Beispiel, dass die Erde vergeht. Jesus hat gesagt, dass Himmel und Erde vergehen werden. Dann kann das neue Jerusalem nicht auf dieser Erde bestehen, die vergeht. Das ist nicht möglich. Wenn aber eine neue Erde geschaffen wird, die ewig ist, dann passt natürlich ein ewiges Jerusalem dazu.
Das Ganze wirft natürlich viele Fragen über die Endzeitlehre auf, wie wir sie kennen. Ich selbst muss mich immer wieder damit auseinandersetzen, wie der Text zu verstehen ist. Dabei geht es nur so: Wir müssen von Textstelle zu Textstelle gehen und den jeweiligen Text immer im Kontext des Buches betrachten.
Das bedeutet, wir dürfen nicht verschiedene Aussagen vermischen. Wir dürfen zum Beispiel nicht etwas, das in Daniel gesagt wurde, einfach in Joel hineininterpretieren oder Joel mit Daniel erklären. Das ist nicht zulässig.
Wir können Joel durch Petrus erklären, vor allem wenn Petrus Joel zitiert. Aber in der Auslegung eines Buches müssen wir im Buch selbst bleiben. Wenn es natürlich Parallelen zu anderen Büchern gibt, wie zum Beispiel in Sacharja, wo ebenfalls Wasser strömt, oder in Hesekiel, wo Wasser vom Heiligtum aus das ganze Land bewässert, dann dürfen wir diese Parallelen ziehen. Das kann auch weiterhelfen.
Letztlich müssen wir aber den Text für sich sprechen lassen. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Juden den Text damals nicht vollständig verstehen konnten. Sie konnten nicht erkennen, was der Text letztlich bedeutet, also was er aussagt. Er zeigt eine Herrlichkeit für Israel und eine ewige Herrlichkeit.
Können wir Offenbarung 21 und 22 letztlich vollständig verstehen? Wir wissen mehr, ja, wir müssen mehr wissen.
Vorsicht bei politischen Deutungen und Ausblick auf weitere Gespräche
Ich sage immer vorsichtig, wenn politische Fragen gestellt werden. Ich rate dazu, bei solchen Themen vorsichtig zu sein, denn wir sollten nicht zu schnell behaupten, ein bestimmtes historische oder politisches Ereignis sei von Gott bestimmt. Natürlich ist alles von Gott; alles, was auf der Erde geschieht, lässt er zu.
Aber ich meine nicht, dass jedes Ereignis eine direkte Erfüllung einer bestimmten Verheißung ist. Vielleicht kennen einige von euch Wim Malgo. Er ist bereits verstorben, aber er hat das Missionswerk „Mitternachtsruf“ gegründet. Er war bekannt dafür, immer wieder zu sagen, dass dieses oder jenes politische Ereignis eine Erfüllung einer bestimmten Prophezeiung sei. Doch es hat sich nie bewahrheitet. Immer wieder musste er seine Aussagen korrigieren.
Sogar der liebe Bruder Roger Liebe hat sich in solchen Dingen getäuscht. Wir alle werden uns täuschen, wenn wir uns politisch äußern. Am Ende stellt sich vieles anders dar, als wir es zunächst angenommen haben.
Zum Beispiel beim Iran- und Irak-Krieg: Über den Irak-Krieg hat jemand ein Buch geschrieben, doch seine Thesen stimmten nicht mit der Realität überein. Aber das ist ein anderes Thema.
Heute Abend um halb acht haben wir nicht direkt Joel, aber wir können in dieser Sache etwas weiterarbeiten. Vielleicht gibt es auch dazu Fragen.
Lasst uns zum Schluss beten.