Einführung in den Predigttext und die Bedeutung des Hörens
Ich lese nun zuerst den Luthertext. Wenn Sie eine andere Übersetzung haben, wird Ihnen manches beim Lesen vielleicht gleich deutlicher.
Kolosser 2,8-15:
Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und Lehren, die gegründet sind auf der Lehre von Menschen und auf den Mächten der Welt und nicht auf Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. An dieser Fülle habt ihr teil in ihm, in Jesus, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.
In ihm seid ihr auch beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschieht. Das heißt, ihr habt euer fleischliches Wesen abgelegt in der Beschneidung durch Christus. Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe. Mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.
Er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.
Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, sie öffentlich zur Schau gestellt und einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.
Ich möchte Sie immer wieder bitten, nicht müde zu werden, wenn Sie die Bibel lesen, denn da ist natürlich wahnsinnig viel drin. Das Bibelwort ist so richtig zusammengedrängt, und man muss es manchmal langsam an sich vorüberziehen lassen. Man liest eine Auslegung, und dann gewinnt man immer einen neuen Durchblick.
Wir sind heute in großer Gefahr, gar nicht mehr zuhören zu können. Wir sind so mit unseren Gedanken beschäftigt. Manchmal meine ich, es ist wie ein Fluch über unserer Zeit. Wir sind so angefüllt mit all dem, was uns gerade bewegt: Zeitung, Fernsehnachrichten, unsere Gedanken, unsere Probleme. Das kann man gar nicht mehr hören.
Wir waren gestern zusammen und haben im Hofhacker-Kreis über die Hofhacker-Konferenzen gesprochen. Da sagen andere: Die meisten können überhaupt nicht mehr zuhören, wenn eine Ansprache kommt. Sie wollen am liebsten nur diskutieren, über ihre Fragen sprechen.
Aber Heiko Grimmer hat gesagt: Der Glaube kommt nun mal aus der Predigt, und da muss man hören.
Sie wissen, wie ein Kampf das bei sich selbst sein kann, am Morgen, wenn man sagt: So, jetzt will ich mal mit meinen Gedanken abschalten und hören.
Darf ich Ihnen auch immer den Tipp geben: Wenn Sie sich hinsetzen und dann Stille haben, da quillt es aus Ihnen heraus. Bei mir ist das immer so: Jetzt müsste ich einen Telefonanruf machen, jetzt müsste ich jemanden gratulieren, jetzt müsste ich einen Brief schreiben, jetzt müsste ich mit meiner Frau vielleicht nochmal etwas klären. Aber vorher war es nicht richtig.
Sobald ich mal in der Stille bin, kommt das alles. Nehmen Sie den Zettel und schreiben Sie es auf, damit Sie es weglegen und sagen: Es ist gut, wenn es auch rauskommt. Es macht gar nichts aus. Aber ich brauche mal Stille, wo Gott allein reden kann, wo Gott Herr ist, wo Gott in meinem Leben jetzt wieder das Sagen hat.
Das erfordert auch heute Abend noch einmal richtig geistige Arbeit zum Hinhören. Ich finde es ganz toll, dass Sie zu dieser Gruppe gehören, die sagt: Ich möchte Schulung haben.
Wir haben ja auch Hauskreise, das geschieht ja auch. Ich hoffe, dass ich Ihnen das auch übermitteln kann. Ich will mich immer wieder anstrengen, Ihnen das so zu sagen, dass Sie sagen: Es geht mir jetzt irgendwo ein bisschen klarer, etwas tut sich auf.
Warnung vor Irrlehren und die zentrale Bedeutung von Jesus Christus
Der erste Vers, der achte Vers – worum geht es da? Seht zu, im Christenleben gibt es Gefahrenmomente. Achtung, das ist wie an einer Kreuzung, wenn das Rotlicht ausfällt. Stell dir vor, jemand hat keine Vorfahrt, und dann kommt ein anderer – es gibt einen Knall, und ein Unfall kann passieren.
Achtung, seht zu – das kommt in der Bibel ganz oft vor. Wovor muss man sich in Acht nehmen? Woran muss man aufpassen? Das Wort „seht zu“ wird immer gebraucht im Zusammenhang mit Irrlehre.
Es ist ganz unklug, wenn wir über dieses Thema sprechen, dass jemand sagt: „Es gibt doch so viele Ungläubige, und du sprichst über Irrlehre.“ Das ist wirklich unvernünftig. In unserer Welt gibt es viele Ungläubige, die überhaupt nichts von Gott wissen wollen. Sie interessieren sich nur für Geld und Vergnügungen.
Aber es gibt auch eine kleine Schar von Menschen, die nach dem Wort Gottes suchen. Der Teufel hat mit seiner listigen Art es geschafft, bei den Gläubigen selbst alles durcheinanderzubringen. Manche Menschen entfernen sich dadurch vom Evangelium.
Ich möchte Sie nicht in Streitigkeiten zwischen Religionsgruppen hineinziehen. Aber in der Bibel steht klar, dass wir aufpassen müssen, weil immer wieder gesagt wird: Ihr werdet weggezogen von Jesus Christus. Das ist die große Gefahr.
Zum Beispiel steht da: „Seht zu!“ – diese Worte hat Jesus selbst gesagt in seiner Rede in Matthäus 24, und ganz ähnlich auch in Markus 13. Da wird gesagt, dass andere kommen und behaupten: „Ich bin Christus.“ Diese Menschen werden nicht sagen „der Jesus von Nazaret“, sondern „Ich bin der Christus“. Das sind Menschen, die heute leben und sich als Christus ausgeben.
Man sagt vielleicht: „Ach, darauf falle ich nicht herein.“ Aber es gibt auch andere Verführungen. Es gibt Leute, die neben Jesus andere Forderungen aufstellen und sagen: „Das ist genauso wichtig“ oder sogar „das ist wichtiger als Jesus – nur wenn ihr das tut.“
Ein Beispiel dafür ist die Not in Galatien. Dort wurden wieder Vorschriften eingeführt, zum Beispiel: „Ihr müsst den Sabbat halten, nicht den Sonntag.“ Die ersten Christen haben bewusst den Sabbat nicht mehr gehalten, weil sie sagten, dass viele menschliche Vorschriften dazugekommen sind.
Sie kannten die jüdische Sabbatordnung, nach der man kein Auto fahren oder kein Feuer machen durfte. Die ersten Christen wollten gerade zeigen, dass es am Feiertag um etwas anderes geht. Deshalb machten sie den Sonntag zum Feiertag.
Aber dann kamen Leute und sagten: „Nein, ihr müsst wieder zum Sabbat zurück und auch die Essensvorschriften halten.“ Es gab viele Auseinandersetzungen. Und immer wieder hieß es: „Seht zu, seht zu!“
Ich kann gar nicht alle Warnungen aufzählen. Ich möchte heute Abend zeigen, dass überall Warnungen kommen und Gefahren lauern.
Vielleicht sagen Sie jetzt: „Ich habe gar keinen Mut mehr zum Glauben.“ Ich würde dagegen sagen: Es ist ganz einfach. Wenn Sie sich immer nur auf Jesus gründen, sind Sie sicher.
Sie müssen immer wieder fragen: Was sagt die Bibel über Jesus? Das gilt für jedes Problem. Wenn ein junger Christ sich fragt: Wie gehe ich mit Geld um? Wie lebe ich meine Verlobung? Gilt die Ehe heute noch? Was sagt Jesus dazu?
Es gibt eindeutige Worte über Jesus. Ich kann immer von Jesus her klare Antworten geben. Wenn man Jesus zum Mittelpunkt macht und von ihm her denkt, dann sagt die Schrift ganz deutlich: Es gibt keinen Widerspruch.
Jesus ist für mich gestorben, für meine Sünde. Manchmal diskutieren wir über andere Themen zu Jesus, über Zweifel und so weiter. Aber Jesus sagt: Das Problem ist deine Schuld. Nur mein Tod kann das lösen. Vergebung schenken.
In Markus 10,45 heißt es: „Der Menschensohn ist gekommen, dass er sein Leben gebe als Erlösung für viele.“ Du kannst dich nicht selbst aus deinen Verstrickungen befreien. Nur er kann den Tod überwinden – der auferstandene Jesus.
Das ist immer der Punkt, auf den ich kommen muss. Alles muss von Jesus her verstanden werden.
Die Bedeutung des Wortes Gottes und die Rolle der Vernunft
Wir haben es ja in den letzten Bibelstunden oft gesagt: Ich möchte eine Predigt nicht nur danach beurteilen, ob sie lebensnah, aktuell, flott oder knackig war. Am Sonntag bei einem Missionsfest habe ich gesagt: Jetzt spricht Pfarrer Schäffbuch noch ganz knackig den Segen – das war das erste Mal, dass ich das gehört habe. Man kann also vieles tun.
Dann habe ich gesagt, ich kann das nicht. Ich kann bloß mit Ihnen beten, bloß mit Ihnen beten. Es ist ja toll, dass wir mit Gott reden können. Aber verstehen Sie: Das Entscheidende ist, dass das Wort auf Jesus hinweist. Wenn Sie zum Beispiel beim Krankenbesuch sagen, was Sie sagen sollen, dann: Guck, Jesus ist bei dir. Auch im finsteren Tal ist er da. Und da hat unser Glaube wieder den Felsengrund, auf dem wir stehen.
Bei vielen Fragen wissen wir nicht Bescheid. Wir wissen auch nicht, wie der Bosnien-Konflikt gelöst wird. Wir wissen nicht, wie es mit unseren Kindern weitergeht oder mit Krankheiten. Es gibt viele Fragen in unserem Leben, und wir wissen nicht warum und wieso. Warum einer früh starb. Aber wo wir Felsengrund haben, das ist, wenn wir wieder zu Jesus kommen.
Seht zu, seht zu! Und jetzt ist hier die Gefährdung, dass euch niemand einfange durch Philosophie und Lehren, die auf Menschenlehren gegründet sind.
Ich muss Ihnen zuerst noch sagen, dass Philosophie eine wunderbare Sache ist. Ich habe heute mit einem jungen Mann gesprochen, der Theologie studieren will. Da habe ich gesagt: Das Große ist ja, dass Theologen blitzgescheite Leute sind. Der Theologieprofessor Pannenberg aus München hat ganz super Artikel über den Kirchentag geschrieben – super. Die haben so viel Krebs darin, und wenn einer das wirklich so gut biblisch entfaltet, dass man nur sagen kann: "Den hat Gott Garten gegeben."
Und das ist ja auch mit unserer Vernunft drin, dass wir die Probleme durchdenken. Ich bin immer fasziniert, wenn ich Thielicke predigen höre, aber auch seine Ethik lese. Wie er die ganzen Problemfelder durchdenkt: Wie kann man als Christ in der modernen Welt leben? So anschaulich, so klar. Das ist einfach ein Denker.
Die Bibel macht das Denken nie schlecht. Das Denken ist eine Gabe Gottes, und die Vernunft sollen wir benutzen. Wir sollen sie nicht grundsätzlich schlecht machen. Wir haben doch hohen Respekt, wenn wir merken, dass jemand in politischen oder wissenschaftlichen Fragen so klar und ruhig ausdrücken kann, was er meint. Da sitzt jedes Wort, und das ist einfach klug.
Jetzt merkt man, dass ein Mensch Vernunft und Klugheit hat. Ein dummer Mensch ist schlimm, der setzt blöd raus, und dann kann man an der Wand hochgehen.
Die Bibel macht das Denken nicht schlecht, sondern Philosophie ist wichtig, wenn jemand wirklich die Probleme unserer Welt durchdenkt. Ein Esel kann eben nicht denken, ein Hund vermutlich auch nicht – ich habe jedenfalls nie etwas gemerkt. Er kann bellen, er ist ja das schönste Tier, aber das, was einem Menschen eigen ist, ist, dass er sich überlegen kann: Was ist der Sinn des Menschen? Wofür lebt er?
Wenn Sie sich mit Philosophien beschäftigen, gibt es viele Durchblicke, die helfen, Welt und Leben besser zu begreifen. Jetzt ist nur das Problem: Die menschliche Vernunft taugt zur Erkenntnis Gottes nichts. Warum? Weil die Vernunft nur die fassbaren, sichtbaren Dinge dieser Welt begreifen kann, und Gott kann man nicht fassen. Da ist eine ganz natürliche Schranke.
Wenn ich über diese Schranke hinweg will, wird es blöd. So wie Sie Fußballspiele nur mit Ihren Füßen spielen können, so können Sie mit Ihrer Vernunft Gott nicht begreifen. Ihre Vernunft ist für göttliche Dinge so ungeeignet wie ein Stück Holz, weil sie die göttlichen Dinge nicht verstehen kann. Da braucht es eine Offenbarung, eine Erleuchtung, den Geist Gottes.
Paulus hat darüber lange gesprochen im 2. Korintherbrief. Man kann das nur durch den Geist Gottes erkennen. Darum wird die Vernunft in der Bibel nicht schlechtgemacht. Sie finden nirgendwo in der Bibel etwas, das gegen den Verstand spricht. Nur für göttliche Dinge kann die Vernunft nichts erreichen.
Das merken Sie, wenn Sie grübeln und grübeln – Sie kommen nicht weiter. Was brauchen Sie? Die Bibel. Die Bibel zeigt mir das und sagt: Das ist Jesus. Nun hat es immer wieder Vermischungen und Grenzüberschreitungen gegeben, dass Menschen meinten, sie könnten biblisches Wissen von Christus mit menschlichen Gedanken mischen.
Ich will jetzt nicht über irgendwelche Lehren unserer Zeit reden, weil ich keine billigen Attacken reiten will. Aber Sie können das ganz schlicht prüfen, was Paulus uns hier sagt. Ist das nicht bei diesem oder jenem, was mich so oft beschäftigt, so, dass menschliche Gedanken in die Bibel hineingelegt wurden? Oder ist das wirklich das, was die Offenbarung mir über Gott sagt?
Denn in der Bibel gibt es überhaupt keinen Widerspruch: Jesus, der Gottessohn, ist für meine Schuld gestorben und auferstanden. Wenn jemand jetzt sagt: "Ja, aber das müssen wir heute anders verstehen," dann sage ich: Das ist Philosophie. Du sagst plötzlich, nur weil wir heute moderne Menschen sind, ist es anders.
Warum? Es ist für alle Menschen so gewesen. So hat Jesus gesagt: Es werden sich einmal alle Knie vor ihm beugen. Da scheiden sich Menschenverständnis und biblische Offenbarung.
Verstehen Sie jetzt den Unterschied? Warum wir aufpassen müssen, dass wir uns nicht durch Menschengedanken einfangen lassen. Das kommt natürlich auf ganz verschiedene Weise immer wieder herein: Menschen, Gedanken, menschliche Überlegungen.
Oft verrät sich jemand, wenn er sagt: "Ich stelle mir das so vor." Ich muss sagen, mit allem Respekt, das ist eine Vorstellung. Für mich ist das nicht binden, was du dir vorstellst. Im Gespräch, wenn ich Hausbesuche mache, sagen Sie: "Ach, wissen Sie, das mit Gott stelle ich mir so vor." Aber Sie müssen darauf gefasst sein, dass das ein Trug ist. Man kann sich viel vorstellen, aber es ist eben nicht so. Man kann sich täuschen.
Deshalb kann ich nur lesen, was da ist. Paulus hat gesagt: Da ist mir Christus erschienen, ich bin ein Zeuge. Ich kann das euch verkünden, und wir haben die Berichte der Zeugen. Auf dem Grund dieser apostolischen Zeugen ruht unser Glaube.
Jetzt sagt er: Passt auf, dass euch niemand einfängt. Wie heißt bei Ihnen ein anderes Wort? Gefangennahme. Wissen Sie, was ein besseres Wort wäre? Immer mit einem einfachen Wort kann man es besser sagen: Kidnapping. Sie wissen doch, was das ist: Entführen.
Wie macht man so ein Kidnapping? Dass euch niemand mit einem ganz blöden Trick mitnimmt, in eine ganz blöde Ecke. Es ist ja immer etwas Faszinierendes beim menschlichen Denken: Wir Menschen sind immer ganz geschmeichelt, wenn uns einer beim Denken packt.
Und das gilt für jeden. Schon die jungen Leute fangen an, wenn sie sagen: "Also, wir sind heute so gescheit, wir können die Bibel nicht mehr so nehmen wie unsere Väter. Die waren ja alle dumm früher. Jetzt müssen wir das alles mal neu verstehen." Und dann kommt einer und sagt: "Wissen Sie, ich habe mir da Vorstellungen gemacht."
Auf der Ebene sind wir alle verführbar, weil wir alle die Meinung haben: "Jetzt müssen wir mal darüber nachdenken. Wir sind alle blitzgescheit." Und auf der Ebene sind wir alle leicht zu schmeicheln.
Wir denken: "Wir sind ja für uns gescheite Leute, eigentlich sind alle ein bisschen dumm. Die Bibel hat sowieso nichts. Aber jetzt kommt einer und tut was für meine Gescheitheit."
Jetzt merken Sie, dass Versammlungen gern immer diesen eingebildeten Trend haben: "Ja, wir als moderne Menschen mit unserem Denken, wir können das nicht mehr so leicht. Sie haben das ja x-mal gehört in Rundfunksendungen und so. Wir wollen ja nicht so primitiv glauben wie die Dummen, die das bloß wörtlich glauben. Aber wir haben das mit unserem Verstand genommen."
Das ist ja etwas Bezauberndes an sich. Da sagt der Papst: Das geht nicht. Einer der ganz großen Denker hat gesagt: Es hat noch nie einen Menschen gegeben, der gemeint hat, er sei zu dumm. Alle Leute haben immer gemeint, sie seien zu klug.
Es hat noch nie einer gesagt: "Mir fehlt Weisheit." Immer meint jeder: "Ich mit meiner Klugheit sehe das ja alles viel besser." Jeder meint, er sei gescheiter. Das ist komisch, obwohl nachweislich uns allen viel Weisheit fehlt.
An der Vernunft sind wir alle verführbar, und deshalb kommt immer die Überschätzung der Vernunft. Das ist ja ganz schlimm. Willst du die Vernunft schlecht machen? Nein, will ich gar nicht. Ich habe auch an der Universität studiert, das muss man manchmal sagen. Ich habe ja auch Abi gemacht.
Aber worauf es ankommt: Die Glaubensdinge sind unabhängig von der Bildung. Für den Analphabeten sind sie genauso zu verstehen wie für den Professor. Das hat Gott ganz fair gemacht, dass keine Voraussetzung an Denken nötig ist, weil es nur durch Offenbarung begriffen wird.
Darum passt auf, dass niemand Kidnapping mit euch macht, dass er euch mitnimmt durch Tricks. So wie man einem Kind sagt: "Du kriegst ein Bonbon." Auf dem Vernunftsektor sind viele Leute weggeführt worden.
Es blutet mir immer wieder das Herz, wenn ich mit so einem jungen Mann spreche. Wunderbare Kerle, die Jesus dienen wollen. Ich möchte ihnen sagen: Kannst du das durchstehen? Sei immer kritisch. Meine Vernunft ist gar nicht so hell, wie ich mir einbilde.
Luther hat mir gesagt: Meine Vernunft ist eine Hure. Sie biedert sich mit jedem an und läuft mit jedem weg. Das ist oft gar nicht schlüssig. Man kann sich viele Dinge einreden. Man kann einen Weg der Sünde gehen, Ehebruch und vieles mehr, und sich sagen: "Ich tue Recht daran, und vor Gott ist das Recht."
Man kann das Wort Gottes umdeuten. Wie viele Leute machen das schon: "Ich mache doch nichts Unrechtes." So ist es, dass man sich mit der Vernunft die blödesten Dinge einreden kann, weil die Vernunft sich für alle Dinge gefangen nehmen lässt.
Sonst gäbe es in der Welt nicht so viele Verschiedenheiten. Wenn man alles mit der Vernunft lösen könnte, hätten wir keine Meinungsverschiedenheiten. Aber die Vernunft passt sich jeder Position an: Der Rechtsextreme und der Linksextreme meinen beide, sie hätten einen vernünftigen Standpunkt.
Wenn du mit ihnen diskutierst, sagt jeder: "Ich bin der Einzige, der durchblickt." Der in der Mitte sagt: "Ich bin die Richtige." So kann man das auf allen Positionen machen.
Deshalb muss man wissen: In Glaubensdingen reicht die Vernunft nicht aus. Lasst euch von niemandem kidnappen durch Philosophie. Das sind Menschengedanken. Das ist eine Gemeinde mit Menschengedanken. Das ist nicht abgewertet.
Die Alternative, die Paulus an einer anderen Stelle bringt, ist: Wir nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi. Das ist ja schön, wenn ich unter Christus anfange zu denken. Da weiß ich um meine Sünde, um meine Fehler. Ich akzeptiere sein Wort.
Dann kann ich alles denken, den ganzen Kosmos durchschreiten. Paulus redet da von den Dämonenmächten, die besiegt sind, vom Weltende und von allem. Die Vernunft ist wunderbar, wenn sie sich demütig unter Christus gefangen gibt und Christus als Herrn und Herrscher anerkennt.
Und das ist das Gegenteil davon, gegründet auf Menschenlehre und auf die Mächte der Welt.
Die Gefahr der Lehren von Menschen und die Fülle in Christus
Das war damals in Kolossä eine ganz aktuelle Lehre. Man sagte, in dieser Welt gebe es gewisse Mächte, und man müsse im Einklang mit diesen Mächten leben. Das zog sich durch die Jahrhunderte hindurch. In unserer Zeit ist das nicht so, aber es könnte wiederkommen. Das sieht man an heutigen Naturbewegungen. Es gibt ja gewisse feministische Strömungen, die viel im Einklang mit der Mutter Natur stehen und sagen, man müsse mit diesen Mächten zusammenleben.
Dem widerspreche ich: Nein, man muss nicht im Einklang mit diesen Mächten leben. Du musst nur im Einklang mit Christus leben. Es gibt weder von der Natur noch von den Mächten, auch nicht von den Gestirnen her, etwas, mit dem du im Einklang leben musst. Das sind alles Menschengedanken, und sie sind falsch.
In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Wenn du Christus hast, dann kommt dir Gott ganz nah. Du hast ihn in Christus. Nichts mehr ist hinzuzufügen. Das hatten wir schon in den ganzen Bibelstunden, immer das gleiche Thema, aber jedes Mal in einer neuen Tiefe für uns entfaltet und dargestellt.
Und die Fülle ist leibhaftig. Was meint er mit leibhaftig? Da ist es wirklich da. Das ist nicht bloß ein Traum, nicht bloß, wie manche Theologen sagen, ein Wortgeklingel. Das ist nicht bloß eine Vision. Wo der Name Christi angerufen wird, da ist er da, auch wenn man ihn nicht sieht.
Das ist eine Erfahrung, die viele oft gemacht haben im Leben. Da war Christus im Krankenlager. Als ich ganz tief unten war, war er da. Mehr gibt uns Christus in dieser Welt nicht. Es wird immer wieder gesagt: Jetzt kommt etwas Neues und Großes. Wir sind alle erhoben, wenn ein Gemeindetag mit 35 Leuten ist.
Für Christus macht das keinen Unterschied. Es ist genauso auf der Pflegestation, wo einer am Glauben verzagt. Wo der Name Christi angerufen ist, ist er voll da – und die ganze Fülle Gottes leibhaftig. Es braucht keine Zeremonien, keine Tricks, keine besonderen Ordnungen und keine speziellen Handlungen.
Wenden wir uns jetzt von der Menschenlehre, von der Vernunft und vom Kidnapping durch die Kirchen ab. Oft wird das, meine ich, auch verdeckt durch Äußeres. Ich freue mich immer wieder an schönen Dingen. Ich habe eine Schwäche für herrliche Orgeln. Im Diakonissenkrankenhaus haben sie nach dreißig Jahren die Orgel rausgeschmissen und eine neue eingebaut.
Ich bin dankbar, dass Frau Rieger bei uns bleibt. Manchmal kann man sagen, das ist etwas Herrliches, so eine große Orgel. Oder die herrliche Ulmer Münster mit acht Sekunden Nachklang, wenn es da richtig dröhnt. Es gibt so viel Schönes und auch feierliche Lieder. Wenn ich eine Bachkantate höre oder ein großes Meisterwerk, ist das wunderbar.
Trotzdem müssen wir aufpassen, dass nicht verhüllt wird, dass Christus in der feierlichen Stille der Kirchenkathedralen nicht präsent ist. Christus ist dort, wo sein Wort gepredigt wird. Manchmal spürt man den Gegensatz sehr deutlich. Man sagt: Ich war in einem Dom, habe viel Kult und Religion erlebt und bin leer hinausgegangen.
Doch in einem Eisenbahnabteil, wo jemand mit mir gesprochen hat, habe ich Christus gefunden. Da war er leibhaftig da. Es ist immer wieder so toll, wenn Erfahrungsberichte aus kriegsgefähreten Lagern kommen, und die Leute sagen: Ich habe mein ganzes Leben das nie begriffen, aber als wir das Abendmahl gefeiert haben – wir hatten nur noch Regenwasser und eine trockene Brotrinde – haben wir Christus gefunden.
Manchmal ist es gerade das andere, was wirkt. Ich bin doch nicht gegen schöne Gottesdienste, aber wir müssen immer aufpassen, dass das Entscheidende richtig heraustritt. Menschen, die in den Gottesdienst kommen, merken nicht den Talar, nicht den Priester, nicht die Lieder, nicht die Feierlichkeit, sondern dass Christus sagt: Ich rede jetzt zu dir.
Christus, der Unsichtbare, ist da. Dafür braucht man Glauben, um ihn zu finden. Dann ist er voll da, und es fehlt nichts mehr. Auch wenn kein eingesetzter Pfarrer mehr da ist, etwa in der Verfolgung. Auch wenn jemand im Gefängnis ist und niemand mehr hat, keinen Bruder mehr, der ihm beisteht – Christus ist da, leibhaftig.
Leibhaftig bedeutet die ganze Fülle, nicht nur ein Teil, sondern total. Ich bin doch nicht dagegen, dass wir heute Segnungsgottesdienste machen. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht sagen: Erst mit der Handauflegung wird das real. Wir können es symbolisieren. Ich mache das besonders gern bei den Schwachen, bei den Kranken, wenn ich die Hände auflege.
Doch wir müssen darauf achten, dass die Leute nicht denken: Weil ich als Baby getauft wurde, bin ich schon gerettet. Nein, erst dort, wo ich Christus gehöre. Es ist schön, als Baby getauft worden zu sein, das tröstet auch. Aber Christus ist nur dort, wo ich ihn aufnehme und mich ihm öffne. Dort ist die ganze Fülle da.
Deshalb müssen wir immer darauf achten, dass dieser Punkt ganz deutlich in unseren Verlautbarungen als Christen herauskommt. Wir wollen nichts abwerten, nichts bekämpfen und nicht gegen andere Stellung beziehen. Wir sagen ganz deutlich: In Christus allein ist die Fülle da. Und diese Fülle, seine Liebe, die Zukunftshoffnung, die Kraft, die Erlösung – alles, was man braucht.
Mehr kann man nicht haben. Und dann sagen manche: Aber das hast du jetzt so oft verkündet, jetzt muss doch noch etwas kommen. Da meint jemand, jetzt müsste der Blitz vom Himmel fahren, jetzt müsste noch ein schummriges Erlebnis kommen. Kommt nicht mehr. Da ist alles da.
Und der Glaubende sagt: Danke, ich habe das, ich erlebe das und freue mich daran.
Die Gefahr der Religion und das Wesen der Gemeinde
Eine weitere Gefahr neben dieser Menschenlehre und Philosophie ist die Religion. Damit meine ich, dass man alles in eine Form bringt, bei der der Mensch ein großes Aufhebens darum macht, obwohl das gar nicht notwendig ist. Christus hat auf all das verzichtet. Er hat keine Kirchen gebaut. Trotzdem benutzen wir sie. Wir sagen ja nicht nein, aber wir müssen aufpassen, dass nicht wieder das hervortritt, was Jesus auf dem Berg saß und seine Jünger lehrte.
Da sagte er: „Selig sind die Trauernden, die Verfolgten.“ Das Himmelreich gehört ihnen, weil er da ist, und das ist leibhaftig da – nichts anderes mehr. Oft merken wir das erst in Situationen, wenn das andere zerfällt. Aber ich denke schon, dass man im Grunde fast aufhören könnte. Das wurde heute Abend an einer Stelle wieder deutlich, obwohl wir diesen Punkt schon oft hatten.
An dieser Fülle habt ihr teil an ihm. Ihr habt das. Ich wollte auch immer eine Gemeinde haben – ich habe es Ihnen oft gesagt – die Schlagzeilen macht, wo andere kommen und sagen: „Mensch, das ist eine Gemeinde, da wird man bloß gläubig, wenn man diese Gesichter sieht.“ So etwas freut mich.
Aber wir sind doch eine Gemeinde, bei der man sagt: Das ist eben nicht sichtbar, aber es ist da. Es ist ein wunderbares Geheimnis, dass Jesus in Menschen wohnt. Es gibt nichts so Aufregendes in der Weltgeschichte wie eine Gemeinde von Christen. Wenn es nur zwei oder drei sind, da ist Christus da. Diesen Punkt will ich entdecken. Darum ist die Gemeinde so wunderbar und so heilig – nicht die Kirchengemeinde, sondern die Gemeinde, wo zwei oder drei zusammen sind.
Der Hauskreis, die Gebetsgruppe, die paar Frauen, die sich treffen, die jungen Leute, die zusammenkommen und in der Schule Bibel lesen – das ist etwas Tolles. Da ist Christus da. In dieser Welt offenbart er sich. Und das passiert, wenn einer hereinkommt, zum Glauben kommt, weil man es ihm sagt. Durch schlichte Worte geschieht es, weil Christus da ist. Ihr habt Heil in ihm.
Nehmen Sie das heute Abend auch als Freude mit. Ich darf das so aufnehmen: Christus ist das Haupt aller Mächte und Gewalten. Da will er uns wieder sagen: Ihr braucht nicht auf diese dämonischen Mächte zu starren. Das war immer eine Gefahr. Für uns ist das heute glücklicherweise keine reale Gefahr – im Normalfall –, weil wir durch eine ganz wunderbare Prägung gehen.
Wir sind in einer Welt aufgewachsen, in der es im Normalfall keine dämonische Bindung gibt. Ich hoffe, dass auch Ihr Elternhaus so wunderbar war, dass es für Sie keine Rolle gespielt hat. Für mich war es bis zum zwanzigsten Lebensjahr kein Problem, wenn einer sagte: „Du musst am Freitag um dreizehn vor der schwarzen Katze aufpassen.“ Dann habe ich sie ausgelacht und gesagt: „Du spinnst.“
Aber jetzt müssen wir wissen, wie das ist. Auf Papua-Neuguinea habe ich gesehen, dass die Menschen körperlich zitterten. Auf Bali habe ich erlebt, dass Evangelisten sagten: „Wir können dieses Land nicht betreten, das sind Dämonen.“ Wir sind glücklicherweise bewahrt durch die Siegeskraft Jesu.
In unserer Zeit, wenn Sie sich mal Hans Meissers RTL-Sendungen anschauen, sehen Sie, wie dort mit schwarzer Magie umgegangen wird. Wir müssen uns darauf gefasst machen, dass wir bald mit Menschen zu tun haben, die sagen: „Ich habe diese Mächte der teuflischen Gewalten erlebt und dass der Teufel da ist.“
Schauen Sie sich nur die Fernsehberichte aus Bosnien an. Das ist menschlich kaum noch erklärbar. Und das ist in unseren Familien nicht mehr erklärbar. Da war eine Familie, die sich liebte, und plötzlich tut man sich nur noch böse. Was ist da los? Da kann man nur noch fragen: Wie können diese Mächte besiegt werden? Durch Gebet, durch die Siegeskraft Jesu – anders nicht mehr möglich.
Das braucht das Gebet der Gemeinde. Sie müssen wissen, dass es diese Mächte gibt. Aber Christus ist der Herr der Mächte und Gewalten. Ich möchte immer wieder betonen, dass wir nicht viel über Dämonen reden sollten. Auch nicht über den Teufel. Aber es gibt ihn. Und wir erfahren auf Schritt und Tritt in unserem eigenen Herzen, wie er wütet.
Darum ist es ganz wichtig, dass wir von der Siegeskraft Jesu sprechen und uns immer wieder dort unter dem Sieg Jesu Kraft holen. Er ist das Haupt der Mächte und Gewalten. Ich kann über diese Mächte nur in Christus siegen. Wenn Christus bei mir ist, darf ich sagen, wie Martin Luther: „Und wenn so viele Teufel wie Dachziegel in Stuttgart sind, brauche ich keine Angst zu haben. Ich stehe unter dem Sieg Jesu.“
Ich habe Teil an ihm. Dann lebe ich in dieser Situation. Ich kann manches Böse in meinem Leben ertragen, muss nicht widersprechen und darf in der Siegeskraft Jesu leben – in der Fülle.
Die geistliche Bedeutung der Beschneidung und der Taufe
Und jetzt kommt das Thema der Beschneidung. Sie wissen ja, dass es eine jüdische Sitte war, bei Männern die Vorhaut zu beschneiden. Es ging dabei um ein Symbol der Reinheit. Ich möchte mich jetzt nicht dazu äußern, dass diese Praxis auch von Medizinern oft gelobt wurde und was sonst noch alles gesagt wird. Hier geht es um die kultische Bedeutung.
Damals dachten manche: „Es ist doch sicher auch gut für die dämonischen Mächte, und es ist besser, man macht jetzt diesen Bruch.“ Paulus hat jedoch nie gesagt: „Um des Friedens willen machen wir es eben auch, damit es keinen Anstoß mit der jüdischen Gemeinde gibt.“ Das wäre heute unsere Toleranzlösung. Er hat das abgelehnt und gesagt: „Nie um der Toleranz willen.“ Einmal hat er es gemacht, und das wurde ihm zum Verhängnis in Jerusalem. Dort gab es Fehler, die zu seiner Gefangenschaft führten, und schließlich nach Rom.
Paulus sagte, er wolle noch einmal mit den Juden sprechen und so weiter. Sonst hat er immer gesagt: „Ich habe ihnen widerstanden, ich lasse mich nicht mehr in menschliche Ordnungen hineinziehen.“ Das war auch für uns eine Frage, wie weit wir tolerant sein sollen. „Um des Friedens willen gehen wir nach.“ In diesen Dingen sagte er jedoch: „Für Christen nicht mehr.“ Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht auch in zweitranglichen Fragen eine Diktatur aufrichten.
Glücklicherweise ist das heute vorbei, dass Frauen keine Hosen anziehen oder Haare schneiden dürfen. Aber es gibt so viele christliche Gesetze, die nicht biblisch sind und nicht von Christus begründet wurden. Dagegen muss man widerstehen. Man steht manchmal ganz allein da und sagt: „Das ist doch für mich.“ Am Sonntag hat eine Frau ihnen wieder Schriften vor der Kirche in die Hand gegeben. Es lohnt sich gar nicht, sich damit auseinanderzusetzen, sondern man soll es tun. Und man weiß wieder, was man davon denken soll.
Uns geht es um Christus. Uns geht es um die Fülle von Christus. Deshalb sagt Paulus: Die viel größere Beschneidung als die kleine Operation beim Mann ist, dass Christus die ganze sündige Natur besiegt hat. In der Neugeburt erinnert er an den wunderbaren Vorgang, dass Christus aus sündigen, gottlosen Menschen neue Menschen macht. Der Geist Gottes wandelt uns um.
Deshalb halten wir von den äußeren, fleischlichen Ordnungen nichts mehr. Wir lassen sie hinter uns. Christus macht uns zu neuen Menschen, auch wenn wir ständig spüren, wie der alte Adam wieder herauskommt. Trotzdem sagt Paulus: Christus ist der Mächtige, und das Alte ist weggeputzt. Das ist wichtiger als die alten Sitten.
Das ist übrigens der Grund, warum wir das jüdische Zeremoniengesetz nicht mehr halten, wie das Händewaschen. Händewaschen ist ja immer gut, nicht wahr? Es ist ja nicht abgeschafft. Aber als Reinheitsvorschrift gilt es eben nicht mehr, weil die Reinigung der Herzen erfüllt ist.
An einer ganz bestimmten Stelle wird das jüdische Zeremonialgesetz durchbrochen, nicht aber die Gebote Gottes. Manche sagen, das Alte Testament sei für uns nicht mehr bindend. Doch, das Alte Testament ist sehr wohl bindend, aber nicht das Reinheitsgesetz.
Paulus sagt: Das ist doch viel mehr erfüllt, wenn mein Herz gebrochen ist und mein sündiger Wille gebrochen ist. Die Reinheit, die man mit Händewaschen sieht, hat Jesus selbst bei den Pharisäern erklärt. Es geht nicht darum, die Töpfe äußerlich reinzuhalten. Jesus hat das System gesprengt.
Er sagte auch zum Sabbat: Jesus war nicht dafür, dass man am Sabbat arbeitet. Aber er sagte, man soll diese äußere Ordnung nicht erfüllen, sondern die wirkliche innere Ordnung. Darum, als ihr euer fleischliches Wesen ablegtet in der Bekehrung durch Jesus, seid ihr begraben durch die Taufe.
Ich meine, man muss heute nicht über alle Themen reden. Deshalb mache ich diesen Abschnitt noch fertig. Die Taufe ist für uns immer problematisch wegen der Kindertaufe. Für mich ist es trotzdem wichtig, dass mir das Angebot Jesu zugesprochen wurde. Ich muss meine Taufe ergreifen, sonst wird sie mir zur Anklage: „Du hast gewusst und hast nicht ergriffen.“
Aber dann darf ich wissen, dass mein ganzes altes Wesen durch Jesus durchgestrichen und hinabgerissen in sein Grab ist. Nicht weil ich so fromm bin, nicht weil ich so schön im Kirchenchor singe oder so schön bete, bin ich gläubig. Sondern weil Christus für mich das alte Wesen begraben hat. Das ist mein Heilsgrund.
Durch die Taufe müssen wir immer wieder aufpassen, dass wir unsere Frömmigkeit nicht überschätzen. Es ist wichtig, dass ich treu die Bibel lese, aber der Heilsgrund, warum wir gerettet sind, ist, dass unser altes Wesen begraben ist, als Christus für uns in den Tod ging. Das kann die Taufe nur bezeugen.
Eine Taufe, die das im Glauben nicht akzeptiert, ist sinnlos. Man muss sich deshalb nicht noch einmal taufen lassen, denn der Glaube macht die Taufe. Er praktiziert sie, anerkennt sie und lebt sie.
Mit Christus seid ihr auch auferstanden durch den Glauben. Indem ich weiß: Christus ist der Herr, und ich nehme ihn in meinem Leben auf, sage ich: „Du sollst mein Herr sein.“ Damit habe ich Anteil an der Auferstehungskraft.
Ich will immer mehr von dieser wunderbaren Jesus-Dynamik, die wir am Hofackertag erlebt haben, in mir aufnehmen. Sie soll mich in meinen Gedanken antreiben. Ich habe ja nur wenig davon, ich will noch viel, viel mehr von ihm haben.
Unsere Ausstrahlung hängt nur davon ab, wie viel wir von ihm aufnehmen. Er hat euch lebendig gemacht. Ihr wart tot, und wir waren ganz aktiv, aber nur in der Sünde. Das war für Gott eigentlich nichts, da kam nichts heraus.
Das neue Leben, die Frucht, kommt nur aus diesem neuen Beginn in Christus.
Die zentrale Botschaft der Vergebung und des Sieges Christi
Und er bringt die Gemeinde immer wieder auf den Punkt: Alle anderen Riten sind nicht nötig, sie sind unwichtig. Alle anderen Formen und Gesetze spielen keine Rolle.
Liebe Leute, auch heute in unseren Kirchengemeinden brauche ich keine Kirchenreform. Ich muss nicht aus geistlichem Leben austreten. Er hat einen Schuldbrief getilgt.
Unter uns gibt es immer wieder Richter und Rechtsanwälte, und sie wissen, wie eine Anklageschrift aussieht. Da kann der Angeklagte heulen, so viel er will, man kann noch so sentimental sein – aber lieber Mann, das ist der Faktor, der gegen einen spricht.
Wie wird man damit fertig? Es wäre großartig, wenn man eine Anklageschrift zerreißen könnte. Das gibt es nur bei Jesus: Meine Anklageschrift wurde ans Kreuz geheftet, und Jesus hat die Rechnung bezahlt.
Sie können sagen, was Sie wollen, aber mit Ihrer Anklageschrift können Sie nicht fertigwerden. Sie können keine Sünde in Ihrem Leben büßen, wenn Ihnen bewusst wird: „Da habe ich in meinem Leben etwas ganz Blödes gemacht.“ Sie können es nicht wegnehmen. Nur Jesus hat einen Schuldbrief getilgt, und das ist die Mitte meines Glaubens und meines Friedens.
Das habe ich schon so oft gehört, und Sie können es nicht oft genug hören. Denn sonst werden Sie mit der Schuld Ihres Lebens nicht fertig.
