Einführung und biblische Grundlage für das Gebet
Wir freuen uns auf diesen Dienst. Ich lese uns dazu aus dem ersten Timotheusbrief, Kapitel 2, die Verse 1 bis 7 (1. Timotheus 2,1-7).
Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen getan werden – für den König und alle, die in Hoheit sind –, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können. Das soll in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit geschehen, denn das ist gut und angenehm vor unserem Rettergott.
Er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es gibt nur einen Gott und einen Mittler zwischen Gott und den Menschen: den Menschen Christus Jesus. Er gab sich selbst als Lösegeld für alle, als das Zeugnis zur rechten Zeit.
Dafür bin ich eingesetzt worden – als Herold und Apostel. Ich sage die Wahrheit und lüge nicht, wenn ich als Lehrer der Nationen in Glauben und Wahrheit wirke.
Lieber Vater in Christus, wir danken dir für diese Morgenstunde. Wir danken dir für dein Wort und dafür, dass du gegenwärtig bist. Wir danken dir für dein Handeln und Reden.
Nimm diese Stunde in deine Hand, drücke ihr deinen Stempel auf und begegne du uns. Wir danken dir auch für unseren Bruder, für seinen Dienst und sein Zeugnis. Bevollmächtige du ihn.
Lass uns vor dir stehen, zur Ruhe kommen und auf das hören, was du uns zu sagen hast. Gepriesen seist du. Amen.
Die Herausforderung des Engagements in der Welt
Auch in unseren Gemeinschaften und Gemeinden werden wir ständig aufgefordert, uns mehr in weltliche Angelegenheiten einzumischen. Tatsächlich geht es in unserer Welt drunter und drüber. Sie müssen ja nur die Zeitung lesen.
Warum sollte man nicht Stellung nehmen? Wer ist denn für den Krieg in Syrien und wer nicht? Wer hat kein Herz für Flüchtlinge? Heute Morgen, als ich die Nachrichten hören wollte, wurde ich daran erinnert, dass man nur noch Dinge kaufen kann, die eine Vertretmarke tragen. Jeder, der das nicht tut, handelt gottlos und sündig.
In unserer Welt, die aus den Fugen geraten ist, gibt es viele Gründe, sich einzumischen – sei es bei der Atomkraft oder beim Umweltschutz. Natürlich bewegt uns als Christen der Zufall der Familienkriege und der Frieden, die Überheblichkeit der Rassen und des Hochmuts, die Behinderten und Schwachen, die Asylanten und Hungernden sowie alles, was für die Nachhaltigkeit unserer Welt nötig ist.
Das ist uns allen aus dem Herzen gesprochen: Wir sollen uns einmischen. Doch dabei wird oft vergessen, dass dies eine allgemeine Menschenpflicht ist. Das hat noch gar nichts mit uns Christen zu tun.
Wenn Sie erleben, dass vor Ihnen jemand auf dem Trottoir hinfällt, dann ist es eine Menschenpflicht für alle, ob Hindus, Buddhisten oder Gottlose, zu helfen. Es gehört zum guten Ton, nicht am Elend vorbeizulaufen, sondern Zivilcourage zu zeigen, für Schwache einzutreten und Behinderten zu helfen. Das ist eine Selbstverständlichkeit.
In unserer Zeit ist es kaum mehr üblich, dass ein junger Mensch in der Straßenbahn aufsteht, um einem älteren Platz zu machen. Aber das ist etwas, das man eben sehen muss – in unserer Welt.
Die besondere Verantwortung der Christen
Deshalb ist mir die Frage eigentlich wichtig: Was haben wir Christen ganz besonders darüber hinaus zu tun?
Es ist wichtig, dass wir unsere Wahlpflicht wahrnehmen und uns einsetzen. Wir sollten uns informieren, was in dieser Welt los ist, und unsere Bürgerpflichten ernst nehmen. Die Mitarbeit in der Schulverwaltung oder im Elternbeirat sowie im Gemeinderat und in der Ortsversammlung ist eine Selbstverständlichkeit.
Aber was ist den Christen eigentlich aufgetragen? Es ist interessant, dass es in der Bibel keine einzige politische Lösung gibt. Es wäre so einfach, wenn wir sagen könnten, dass das, was in der Bibel steht, eins zu eins in den politischen Alltag übersetzt werden kann.
Es gab immer wieder Versuche, christliche Parteien zu bilden; diese sind meist gescheitert. Das Interessante ist, dass Christen im Lauf ihrer Geschichte oft mehr in Gefahr waren, sich in die politische Welt hineinzuziehen und sich anzupassen. Ob es Kaisertreue war oder Nationalismus – viele erweckte Gläubige waren vom Nationalsozialismus, der eigentlich Nationalsozialismus genannt wird, begeistert.
Der Nationalsozialismus war ein Sozialismus, der begeisterte. Man hatte große Sorge und sagte: „Halt mal, wie war das?“ Wenn einem die Alten das noch erzählten, war das Bild vom Salz in der Suppe sehr präsent. Sie sagten: „Wie muss die Partei eintreten? Ich muss das auch durchsäuern, und das ist mein evangelistischer Auftrag.“ Dabei merkten sie nicht, dass die Suppe durch das Salz verändert wurde. Auf einmal war das Salz nicht mehr das Salz, sondern sie wurden von der neuen Ideologie manipuliert.
Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass wir bedenken: Das Einmischen will niemand. Wollen Sie, dass sich jemand in Ihre Ehe einmischt? Und ich kann nur den Rat geben: Halten Sie bei Ihren Enkeln den Mund. Wenn sie 15 oder 16 Jahre alt sind, erreichen Sie mit gutem Rat oft genau das Gegenteil. Sie wollten immer nur das Beste, aber es geht schief. Wenn man jungen Leuten sagt, wie man es gerne hätte, erreicht man oft gar nichts, außer dass man sie erst recht störrisch macht.
Wir Christen müssen sehr vorsichtig sein, der Welt keine Ratschläge zu geben, die sie gar nicht verstehen kann. Wenn wir Leuten sagen, wie sie richtig leben sollen – zum Beispiel Keuschheit und Treue – verstehen sie das nicht, weil sie Jesus nicht kennen. Das ist ein großes Problem.
Vor allem die Verhaltensregeln für Christen, das, was man Ethik oder Moral nennt, kann nur verstehen, wer im Gehorsam gegenüber Christus lebt. Wenn jemand bewusst seine Lust leben will, kann er das nicht verstehen. Man sagt dann: „Das ist ein hinterwäldlerischer Christ.“ Da müssen wir uns nicht wundern, wenn die Leute den Kopf über uns schütteln.
Die Grenzen des Wortes und die Kraft des Gebets
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs hat man oft gesagt, man hätte sich mehr einmischen müssen. Meist waren es jedoch diejenigen, die gar nicht richtig erkannt hatten, wie furchtbar die Diktatur tatsächlich war.
Wenn heute Menschen Diktatur erleben, wissen das vor allem verfolgte Christen. Ob im Kommunismus, in Nordkorea oder in Kuba – es ist dort nicht erwünscht, dass Christen irgendetwas sagen. Evangelisation ist ihnen oft verboten, und alles ist verschlossen.
Auch im Dritten Reich wissen wir, wie die Christen viel darüber gesagt haben. Sie taten Buße dafür, dass sie geschwiegen haben, obwohl sie sahen, was mit den Juden oder den Geisteskranken geschah – so viel Ungutes ist geschehen.
Das Hauptmissverständnis in dieser ganzen Sache ist wahrscheinlich, dass man glaubt, mit dem Mund könne man etwas erreichen, mit Worten. Man muss lernen: Mit dem Mund können wir gar nicht viel bewirken. Wenn wir anderen sagen, was sie falsch machen, werden wir kaum Einsicht erhalten.
Ich habe das immer in der Gemeinde erlebt. Selbst wenn gläubige Leute kurz vor einer Ehescheidung standen und ich sie fragte: „Was macht ihr denn da? Was ist euer Problem?“ – und sie schilderten es, dann sagte ich: „Das kann doch nicht wahr sein, geht doch mal anders miteinander um!“ – habe ich nie etwas erreicht, obwohl die Probleme offensichtlich waren.
Neulich in Stuttgart bin ich die Steffele heruntergelaufen. Dort gibt es viele Treppen, und da saß ein junger Mann, der sich Drogen spritzte. Ich sagte zuerst zu ihm: „Du musst doch verstehen, dass du dir dein Leben kaputt machst.“ Glauben Sie, man hätte mit Worten einem jungen Menschen wirklich geholfen? Mit dem Mund erreichen wir oft nichts.
Deshalb hat der Apostel Paulus uns von der Fürbitte erzählt. Wir haben einen großen Hebel durch das Gebet in der Hand. Paulus ermahnt: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue: Bitte Gebet, Fürbitte und dankbares Danksagen für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.“
Das hat Paulus im Römischen Reich gesagt, wo tyrannische Kaiser herrschten, etwa Nero, der furchtbar gewütet hat. In keinem seiner Briefe finden wir ein Wort, in dem Paulus die Politik Neros verurteilt. Dabei war das wirklich schrecklich und ungerecht. Ein Mann hatte eine Diktatur errichtet.
Mut zur persönlichen Ansprache und das Vorbild biblischer Zeugen
Im Neuen Testament gibt es einen Mann, der in göttlicher Vollmacht gehandelt hat: Johannes der Täufer. Er sagte zu Herodes Antipas unter vier Augen, dass es nicht recht sei, dass er die Frau habe. Das war das Erste.
Ähnlich erlebten wir im Dritten Reich eine solche Situation, als Fritz von Bodelschwingh zu Adolf Hitler ging und ihm unter vier Augen sagte, dass hier geisteskranke Menschen getötet würden. Hitler wollte dies immer im Verborgenen tun. Bodelschwingh hatte den Mut dazu. Wenn jemand den persönlichen Auftrag vom Heiligen Geist erhält, soll er handeln.
Ich sage immer, das ist das Einzige, was von der Bibel her gerechtfertigt ist: einem Menschen, auch einem Diktator, unter vier Augen zu sagen, dass das, was er tut, nicht recht ist. Doch wir wissen auch um die Konsequenzen.
Bischof Janani Luwum in Uganda hat dies getan, während der schrecklichen Morderei unter Idi Amin. Er wurde erschossen. Luwum ging zum Obersten Schlechter und sagte ihm, dass unter Idi Amin gemordet werde. Dann führte er ihn ins Nebenzimmer, holte einen Revolver und erschoss ihn.
Das muss man wissen. Dieses Ereignis war ein wichtiges Zeichen für Uganda. Gott hatte ihn dazu bestimmt, als Märtyrer zu sterben. Aber wir müssen auch verstehen, dass wir mit dem Mund allein nicht viel erreichen.
Deshalb wird die Fürbitte von uns oft unterschätzt. Paulus sagt, dass das Allerwichtigste ist, dass wir einen Freiraum haben, in dem wir verkündigen können. Das bedeutet, dass wir ein ruhiges und stilles Leben führen können.
Die Bedeutung des Freiraums für die Verkündigung
Geht es Paulus um ein ruhiges, stilles Leben? Nein. Wir brauchen einen Raum, damit Menschen überhaupt das Wichtigste hören können. Wir wollen nicht zum Unrecht Ja sagen. Das wollen wir niemals tun, und das werden wir auch nicht tun.
Die wichtigste Sache ist, dass wir den Freiraum zur Verkündigung haben. Dafür wollen wir jeden Tag dankbar sein. Aber was ist die wichtigste Botschaft, die wir verkündigen und weitergeben müssen? Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Das ist gut und wohlgefällig vor der Welt.
Das Schlimmste ist, dass alle Menschen – auch wir – in einem völlig falschen Blick leben. Wir sehen uns selbst im Mittelpunkt und drängen Gott aus unserem Leben heraus. Es wäre immer wunderbar, wenn Menschen zum Glauben kommen.
Wir haben gerade Bibeltage in Echterdingen, und dort hat ein junger Mann geleitet. Ich fragte ihn: „Wann bist du denn zum Glauben gekommen?“ Er antwortete: „Erst vor sechs Jahren.“ Vor sechs Jahren hätte ich jedem beweisen können, dass es keinen Gott gibt. Ich war so gegen alles Christliche. Doch dann hat Gott mich herumgerissen, und jetzt diene ich ihm. Ich bin ein Jesusjünger geworden.
Das ist das Allergrößte: die Umkehr und die Befreiung aus der Sünde, aus allem Fehlverhalten, aus den Lüsten und Begierden, die uns beherrschen. Wir leben ja ganz falsch – das ist unsere ganze Lebensgewohnheit. Darum ist es so wichtig, dass ich Christus erkenne, dem ich gehöre.
Der größte Dienst, den man überhaupt tun kann, ist die Botschaft von Jesus weiterzusagen. Das gilt jetzt für alle unsere Gemeinden und Gemeinschaften.
Der Dienst am Menschen und die Priorität des Evangeliums
Ich hatte einen Vater, der im Parlament war und zwölf Jahre seines Lebens durch die Hitlerdiktatur verloren hat, weil er aufgrund seiner Opposition kein Beamter werden durfte. Er war ein sehr mutiger Mann und vertrat seine Meinung offen, bereits gegen Hitler, noch bevor dieser an die Macht kam.
Mein Vater hat uns mitgegeben: Wenn du im kleinsten Dorf in Württemberg Pfarrer sein kannst, ist das noch hundertmal mehr wert als eine Tätigkeit in der Politik. Du darfst Menschen verändern – das kann die Politik gar nicht. Politik kann nur Ordnung schaffen. Unsere Politiker können nur das ausüben, was das Volk von ihnen verlangt.
Wir meinen oft, die Politik könnte gegen Abtreibung vorgehen. Doch das kann sie nicht, wenn 70 Prozent unseres Volkes für Abtreibung sind, müssen sich die Politiker daran anpassen. Aber wir Christen haben ein Evangelium. Wenn jemand zum Glauben kommt, dann weiß er, was Sünde ist und was nicht geht. Darum ist die Verkündigung der größte Dienst.
Damals, als in Uganda Idi Amin, dieser Massenschlächter, gestürzt wurde und eine neue Regierung kam, wurde Festo Chivenso, dem Evangelisten, ein Ministeramt angeboten. Ich erinnere mich noch, wie ich ihn am Flughafen Stuttgart abgeholt habe. Wir fuhren die neue Weinsteige hinunter, und ich fragte ihn: „Warum hast du diese Chance nicht ergriffen? Das wäre doch toll, ein evangelikaler Christ als Minister.“ Er antwortete: „Spinnst du? Das Allergrößte ist doch, Evangelist zu sein.“
Das muss uns erst wieder bewusst werden: Menschen zu Jesus zu rufen. Paulus sagt dazu: Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung. Und dass dies zu seiner Zeit gepredigt wird. Dazu bin ich eingesetzt als Prediger und Apostel (1. Timotheus 2,5-7).
Nein, wir wollen niemals zum Unrecht Ja sagen. Aber wir wollen die Gelegenheit nutzen, das Evangelium in dieser Welt zu verkünden.
Die Rolle der Christen in der Welt und die Gefahr der Funktionärshaltung
Jetzt erleben Sie ja auch: Woher kommt eigentlich die Parole „Wir müssen uns einmischen“? Meist stammt sie aus dem Munde hoher Würdenträger, der Bischöfe, großer Gremien oder des Weltkirchenrats. Sie sagen: „Wir müssen mehr in die Welt hinein, wir müssen mit beiden Füßen in der Welt stehen, wir dürfen uns nicht zurückziehen auf das Private und das Kirchliche.“
Meist tragen diese hohen Würdenträger schwarze Kleider und wirken sehr feierlich – wenn ich es mal etwas böse ausdrücken darf. Die Gemeindeglieder hingegen stehen ja alle mitten in der Welt. Sie haben beide Füße fest in der Welt, sind mittendrin im Beruf, in der Familie, bei den Nachbarn. Wir leben doch mitten drin.
Wenn man es sich einmal überlegt, kann man es gar nicht besser organisieren: Alle sind an ganz verschiedenen Stellen – in Büros, Fabriken, Verwaltungen, bei der Polizei, überall. So hat Gott seine Leute! Und wenn Christen an ihrem Platz für Jesus leben und für ihn Dienst tun, ist das ganz wunderbar.
Darum ist die Parole „Die Christen müssen mehr in die Welt hinein“ eine Parole, die von den Funktionären kommt. Diese Funktionäre stehen gar nicht mitten in der Welt, sondern in einem schönen christlichen Raum. Deshalb ist es so wichtig, dass wir an unserem Platz, wo wir sind, das Beste für die Stadt suchen. Dort wollen wir uns einsetzen – in der Nachbarschaft, in den Gremien, wo wir leben, dort, wo wir arbeiten, in Fabriken und Büros und überall, wo wir sind. Und wir sollen dort Gott zur Ehre leben. Das ist wunderbar.
Jeder Platz, an dem jemand steht – ob als Schuhmacher, Lehrer, Stallwart oder Pastor – ist wichtig. Jeder ist ein Bischof, ein Prediger, ein Pastor. Mein Vater, der in der Kultusverwaltung tätig war und das Berufsschulwesen in Baden-Württemberg aufgebaut hat, hat immer gesagt: „Das ist mein Amt. Ich will hier Gott dienen an meinem Platz.“
Die dumme Unterscheidung zwischen Laien und Theologen gibt es sowieso nicht in der Bibel. Wir sind alle geistlich, wenn wir den Geist Gottes haben. Dann dürfen wir an jedem Platz wirken, an dem wir sind – ob jemand eine Wirtschaft betreibt, im Hotel arbeitet oder im Verkehrswesen tätig ist. Und das hat eine große Bedeutung.
Die Bedeutung christlicher Integrität in Beruf und Gesellschaft
In unserer Welt, in der sich Korruption immer weiter ausbreitet, ist es besonders wichtig, dass es wieder Menschen gibt – Christen –, auf die man sich verlassen kann und die nicht dem Unrecht zustimmen.
Wenn man über Skandale spricht, wie etwa beim ADAC, und darüber, wo überall Christen mittendrin sind, wird deutlich: Die Welt braucht sie. Es ist so bedeutend, dass alle Berufe dieser Welt zum Dienst für Gott geheiligt sind. Dabei geht es nicht nur um fromme Sprüche, sondern auch um den alltäglichen Dienst. Ein Politiker, der seine Sacharbeit tut und Gerechtigkeit übt, leistet einen wunderbaren Dienst, der Gott gefällt.
Wir sind dankbar, dass Martin Luther in der Reformation so stark betont hat, dass jeder Christ an seinem Platz Gott dient. Das Wort Gottesdienst kommt im Neuen Testament nur selten vor, zum Beispiel in Römer 12, wo vom „vernünftigen Gottesdienst“ die Rede ist. Damit sind nicht unsere feierlichen Versammlungen gemeint, sondern dass wir unsere Leiber zur Verfügung stellen, um Gott zu dienen.
Eine Mutter, die sich für ihre Kinder einsetzt, leistet Gottesdienst in ihrer täglichen Arbeit, indem sie sorgt. Ebenso eine Ehefrau oder ein Ehemann. Überall, wo wir in unseren Verpflichtungen stehen, wird in der Bibel geschildert, wie wichtig das ist – gerade in einer gottlosen und sündigen Welt. Dieser Dienst hat eine ungeheure Ausstrahlung.
Sie wissen, was dort geschieht, wenn plötzlich ein Christ im Bankwesen tätig ist. Ich habe einen Mann getroffen, der ganz oben in der Führungsebene eines großen deutschen Konzerns war. Später schied er aus und übernahm ein Pfarramt in einer Freikirche. Er erzählte mir, dass ihm von den höchsten Generaldirektoren gesagt wurde: „Wir können Sie nicht in die höchste Ebene befördern, denn Sie sind Christ.“ Erst später kam heraus, dass dieser Konzern jährlich Milliarden Schmiergelder zahlte. Da wurde klar: So jemanden können wir in unserer Führungsebene nicht gebrauchen.
Wenn der Herr uns Türen verschließt, dann wird er wissen, warum das so sein soll. Aber es ist wichtig, dass man fröhlich bleibt, wo man mit seinem Gewissen, geschärft durch Gott und sein Wort, dient. Ich möchte meinem Herrn aus Dankbarkeit für das, was er mir geschenkt hat, dienen.
Geistliche Gemeinschaft und der Dienst aller Gläubigen
Und wenn Sie es ein wenig genauer verfolgen wollen: In unseren württembergischen Gesangbüchern ist hinten immer das Barmer Bekenntnis abgedruckt. Dieses Bekenntnis wurde 1936 in Barmen verfasst. Dort steht ganz klar, dass Christus Anspruch auf unser ganzes Leben hat. Durch ihn erfahren wir Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt. So können wir einen freien und dankbaren Dienst an seinen Geschöpfen leisten.
Weil Jesus Christus uns aus der Sünde herausholt und alle Sünden vergibt, will er auch Anspruch auf unser ganzes Leben haben. Im Bekenntnis heißt es außerdem: „Wir verwerfen die falsche Lehre“, als gäbe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären. Es gibt keine Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürfen.
Ich habe in meinem Leben viel wunderbare geistliche Hilfe bekommen – durch Handwerker und Bauern, auch wenn sie die Schrift in der Gemeinschaftsstunde ausgelegt haben. Das ist so herrlich, weil sie ganz anders reden konnten, aus dem Auftrag, den Gott ihnen in die Hand gelegt hat.
Deshalb bin ich eher ein bisschen skeptisch, wenn wir, die hauptamtlichen Profis, die durch liebe Unterstützungen bezahlt werden, immer wieder meinen, dass nur wir wirklich „drinstehen“. Die, die wirklich „drinstehen“, das seid ja ihr alle.
Darum ist es so wichtig, in den täglichen Reibereien und im Berufsalltag dem Herrn zu dienen und ihm das Opfer zu bringen.
Beispiele biblischer Vorbilder im Dienst Gottes
Wir lesen in der Bibel häufig von Menschen, die Gott gebraucht hat.
Da war zum Beispiel ein junger Mann, der ein sehr schweres Lebensschicksal hatte. Seine Brüder verkauften ihn als Sklaven, und es ging immer weiter bergab. Sein Herr ließ sogar zu, dass er fälschlich einer Vergewaltigung beschuldigt wurde – eine Tat, die gar nicht stattgefunden hatte. Das war Josef mit der Frau Potiphar. Auch im Gefängnis setzte sich sein Leid fort. Er war unschuldig eingesperrt, aber der Herr war mit ihm.
Josef hatte sogar sehr kluge Ideen. Eine davon möchte ich heute gerne in der Berliner Politik wieder einbringen: Er sagte, in guten Jahren müsse man Rücklagen für schlechte Jahre bilden. Dieses einfache Prinzip, das Josef lehrte, zeigt, wie man als Christ in der Welt leben und Gott dienen kann. Er wurde der angesehenste Mann, ohne seinen Glauben aufzugeben.
Ein anderer Mann, der ähnlich standhaft war, war Daniel. Er wurde ins Exil nach Babylon geführt, und man forderte ihn auf, sich an die babylonische Kultur anzupassen. Doch Daniel sagte: „Nein, ich will mich nicht anpassen.“ Anpassung ist eine große Gefahr für Christen. Viele denken, sie müssten sich der Welt anpassen, mitheulen und mitmachen. Daniel aber weigerte sich.
Bald erkannte Babylon, dass man Menschen wie Daniel brauchte – unbestechliche Männer, die ihre Knie vor Gott beugen und ihm dienen.
Darum ist es so wunderbar, dass wir Gott dienen dürfen – auch in Diktaturen. Wir dürfen ihm unser ganzes Leben und unsere Hingabe schenken. Das macht uns demütig, aber es führt uns auch ins Gebet. Dann sagen wir: „Herr, ich will nicht mitheulen mit denen, die Unrecht tun. Herr, bewahre mich davor!“
Die besondere Rolle des Gebets und der Hoffnung im Glauben
Jetzt stellt sich die Frage: Was können wir als Christen eigentlich Besonderes tun?
In unserer Zeit werden wir immer wieder gereizt, wenn wir erleben, wie die Ordnungen Gottes grausam gebrochen werden. Doch das war nicht immer so. Auch zur Zeit Jesu war es so. Damals herrschte die Zöllnerwirtschaft, und das römische Regime saugte das Land aus. Es gab Hurerei und schreckliche Dinge, wie wir sie aus dem Neuen Testament, dem Mittelalter und anderen Zeiten kennen.
Deshalb ist es ganz wichtig zu sagen: Wir können niemals Unrecht akzeptieren. Aber wie wichtig ist das Gebet! Plötzlich erleben wir, dass gerade Christen, die keinen Raum für öffentliche Wirksamkeit haben, eine große Bedeutung besitzen.
Das haben wir damals erlebt, auf dem Höhepunkt des Stalinismus in Russland. Plötzlich machten die Christen einen großen Eindruck in der Bevölkerung. Ich habe das nie verstanden: Die Frauen, die alten Babuschkas mit ihren Kopftüchern. Aber die russischen Menschen sagten: Der moderne Mensch lässt niemanden ungetröstet sterben. Sie haben etwas, das wir im Kommunismus nicht haben.
Es ist heute wieder überraschend, dass es in einem sozialistischen Land wie China 130 Millionen Jesusgläubige gibt, obwohl keine Mission tätig war. Denn der Sozialismus beantwortet unsere Lebensfragen nicht. Ähnlich ist es in Kuba. Wo werde ich sein, wenn ich sterbe? Die Christen haben eine Hoffnung und ein Evangelium, das Menschen anzieht. Das ist wunderbar.
Darum ist es so wichtig, persönliche Kontakte zu nutzen. Gerade diese Christen in Russland hatten eine weite Ausstrahlung.
Es gibt auch eine schöne Geschichte aus einer kommunistischen Zeitschrift. Ein Kommunist erzählte, er habe einen Mann im strömenden Regen mitgenommen, der an der Straße lief. Der Mann dankte ihm sehr. Beim Aussteigen wollte er ihm Geld geben, weil er ihn im Auto mitgenommen hatte. Doch der Kommunist sagte: „Nein, ich nehme kein Geld an.“
Der Mann stieg aus und sagte nur ein Wort: „Baptist.“
Der Kommunist dachte bei sich: „Der glaubt einfach.“ So hieß es im Volksmund: So etwas machen nur Baptisten. Sie nehmen kein Geld an und tun Gutes, ohne etwas dafür zu erwarten. Das hatte im Kommunismus eine enorme Ausstrahlung. Diese Geschichte wurde sogar von Kommunisten erzählt.
Lasst einfach das Gute den Christen! So war es wirklich.
Oder im Betrieb sagte man: Die, die verlässlich arbeiten, sind Christen. Sie sind treu bei der Arbeit, betrügen nicht heimlich und fälschen nichts. Auf sie kann man sich verlassen.
Darum ist es so wichtig, dass wir gehorsam leben und das auch zum Ausdruck bringen.
Verantwortung in Amt und Familie
Die Wahrheit des Evangeliums
Wenn es Ihnen geschenkt ist und Gott Ihnen ein Amt anvertraut, dann ist es wichtig, dass Sie reden. Ich werde später mit Ihnen ein Lied singen, das im Dreißigjährigen Krieg in diesem totalen Chaos entstanden ist. Es stammt von Johann Hermann: „O Gott, du frommer Gott, wo es heißt …“
Wenn ich in meinem Amt reden soll und muss, dann bitte ich darum, dass den Worten Kraft und Nachdruck verliehen wird – ohne Verdruss.
Als Schulleiter muss ich sagen: Ich habe hier die Leitung, und deshalb möchte ich etwas sagen. Eltern haben eine Zeit lang noch einen gewissen Einfluss auf ihre Kinder. Das ist wichtig, denn was wir unseren Kindern mitgeben, prägt sie. Deshalb müssen wir ihnen frühzeitig deutlich machen: Ihr seid Einzelgänger. Ihr seid ganz allein. Die anderen Menschen um euch herum haben eine ganz andere Meinung. Aber sie kennen auch den guten Hirten Jesus nicht.
Es ist so wichtig, dass wir das klar machen. Gleichzeitig sollten wir jungen Menschen immer wieder Orientierung geben und ihnen in Liebe nachgehen. Großeltern haben dabei eine ganz wichtige Aufgabe – auch gegenüber ihren Enkelkindern.
Das Schweigen ist Gold
In der Bibel steht viel darüber, dass Schweigen wichtig ist. Doch umso mehr sollten wir Menschen zu Gott bringen, denn er hat den Schlüssel zu den Herzen. Erst wenn eine Bekehrung geschieht, kann eine Änderung der Einstellung in allen Lebensfragen stattfinden.
Man kann es auch ganz deutlich sagen: Meinen Sie, dass ein Mensch, der andere Vorstellungen von seinem sexuellen Leben hat als in der Bibel stehen, wirklich glücklich werden kann? Ich behaupte: Es ist noch nie ein Mensch in einer Sünde glücklich geworden.
Man kann sich eine Zeit lang selbst betrügen. Ein Bankräuber meint vielleicht, dass ihn seine Tat glücklich macht – bis sein Gewissen zu brennen beginnt. Jede Lüge belastet uns, besonders dann, wenn der Geist Gottes unser Gewissen erweckt hat.
Es gibt keine Vollendung unseres Lebens in den Dingen, die der Teufel uns lehrt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Menschen zum Friedefürsten Jesus bringen. Das ist das Wichtigste: dass wir für unseren Dienst Vollmacht haben und diesen auch ausüben können.
Hoffnung und Zukunft im Glauben
Etwas ganz Wunderbares ist, was uns Jesus auch deutlich gemacht hat, wenn er über die Zukunft der Welt sprach. Er sagte, dass viele Nöte bleiben werden: Kriege, Leid und Kriegsgeschrei. Vor allem aber, dass die Liebe in vielen erkaltet und die Gesetzlosigkeit überhandnimmt. Das hat Jesus ganz nüchtern festgestellt.
Er hat nicht gesagt: "Rottet euch zusammen und macht Demos auf der Straße!" Das hätte ja gar keinen Wert. Wer würde sich dadurch beeindrucken lassen? Übrigens sind die anderen immer mehr in dieser Welt, in der der Teufel sagt, er sei der Fürst dieser Welt. Da kommt man nicht weiter.
Der Weg ist, mit Jesus im Gehorsam zu gehen und das Zeugnis zu tun. Und das Wunderbarste ist, dass Jesus von der Hoffnung gesprochen hat. Das Wunderbarste ist, dass Christen Hoffnung haben. Für Christen gibt es keine Hoffnungslosigkeit, auch keine hoffnungslosen Fälle. Wir haben eine ganz große Zukunft.
Wenn wir das anderen erzählen, staunen sie. Denn was hat ein gottloser Mensch für eine Hoffnung? Er kann essen und trinken, aber morgen sind wir tot. Mehr hat er nicht. Wir aber können sagen: Das Schönste kommt noch. Ich lebe auf eine Zukunft und freue mich darauf.
Gerade jungen Leuten heute können wir diese große Hoffnung weitergeben. Denn die meisten Menschen sind lebensmüde, niedergedrückt, hoffnungslos, chancenlos, resigniert, frustriert, mutlos, verzweifelt und vor allem hoffnungslos.
Darum ist es so groß, dass wir sagen können: Aber Jesus kann dein Leben ändern. Durch Jesus kommen Freude und Frieden in dein Leben.
Zeugnis von Umkehr und die Kraft des Evangeliums
Für mich war das ein besonderes Erlebnis, als wir in Sulling im CVM-Haus waren. Dort bereiteten Iraner eine große Konferenz vor, was uns sehr interessierte.
Wir sind am Freitag mit unserer Freizeit abgereist, doch es kamen noch etwa 200 Iraner aus Deutschland zusammen. Da fragte ich mich: Was machen die denn da? Einer erzählte dann seine Geschichte. Er sagte: „Ich war Muslim, ein iranischer Muslim, fanatisch. 30 Jahre Khomeini – ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das bedeutet.“
Dann hörte ich zum ersten Mal von Jesus. Ich merkte, dass es nur bei Jesus Friede, Freude und Hoffnung gibt. Heute bin ich einer dieser Fernsehevangelisten und sage: Ihr ahnt gar nicht, wie viele Menschen im Iran Jesus annehmen.
Das macht uns erst richtig bewusst, was unsere Botschaft ist. Wir sind alle gegen Khomeini, aber wer kann Khomeini überwinden? Nur der Friedefürst Jesus und sein herrliches Evangelium.
Wir erleben sogar, dass Menschen, die heute auf sehr bösen Wegen sind – ich habe das erlebt –, die durch Jesus besiegt wurden. Manche waren selbst schuldig und haben viele junge Leute verführt, sei es in der Drogensucht, im Nachtleben oder auf anderen schlechten Wegen.
Deshalb schweigen wir nicht angesichts der Übel dieser Welt. Wir wollen mehr. Wir wollen das Reich Gottes aufrichten, die Königsherrschaft von Jesus. Darum liegt uns am Herzen, dass wir nicht erliegen in den Kämpfen um uns herum.
Der Kampf um kulturelle Werte und die Kraft des Evangeliums
Vielleicht erinnern sich einige noch daran: In den Sechzigerjahren gab es eine große Kampagne, an der wir Evangelikale alle beteiligt waren. Es ging um die „saubere Leinwand“. Wir kämpften dafür, dass endlich der Schmuddelkram von der Leinwand, von den Filmen verschwindet. Damals waren auch die Marienschwestern stark dabei und haben dazu aufgerufen.
Wenn man das heute vergleicht, waren das sehr harmlose Filme, gegen die damals protestiert wurde. Aber wissen Sie, was der Erfolg war? Die gesamte Pornowelle, die danach kam. Es ging erst richtig los mit der 68er-Revolution, bei der vieles gestürzt wurde. Nicht, dass die Kampagne daran schuld gewesen wäre, aber man kann mit Protesten die Welt nicht zur Einsicht bringen.
Man kann die Welt nur durch das Evangelium zur Umkehr führen. Und dafür sollten wir dankbar sein, dass Jesus heute noch sein Reich baut – gerade dort, wo der Teufel seine Synagogen hat. Dort vollbringt Jesus seine ganz großen Dinge. So war es damals auch in der Missionsarbeit des Paulus, als er das Evangelium verkündete und das Reich Gottes ausbreitete.
Darum sagt Paulus: „Dazu bin ich gesandt.“ Er hat nicht einmal protestiert, als man ihn zu Unrecht immer wieder inhaftierte. Er tat nichts anderes, als von Jesus zu sprechen. Und genau das wirkt in der Welt. Das ist die Botschaft, die wirklich verändert und Neues in der Welt schafft.
Evangelium und gesellschaftlicher Wandel am Beispiel der Sklaverei
Und wir haben das wunderbar erlebt: das schreckliche Elend der Sklaverei in der Welt. Wie wurde die Sklaverei bekämpft? In England war die Sklaverei besonders schlimm, weil die Sklaven nicht einmal Menschenrechte hatten. Sie wurden wie Dinge behandelt, als bloße Sachen. Für sie galten die Paragraphen des Gesetzbuches nicht.
Der Erste, der sich dafür einsetzte, war ein Engländer, der eigens Jura studierte, um zu beweisen, dass Sklaven auch Menschen sind. Dann wissen wir, wie andere Menschen gewirkt haben, zum Beispiel John Newton. Er schrieb das Lied „Amazing Grace“ (Wunder der Gnade Gottes) und war selbst als Sklavenhändler tätig. Er führte ein Sklavenschiff, wurde aber von Gott bei einem Schiffsuntergang gerettet. Danach forderte er Wilberforce auf: „Du musst im Parlament etwas tun, du darfst nicht auf deine Karriere schauen.“
Die Evangelikalen in England setzten sich daraufhin im Parlament für die Abschaffung der Sklaverei ein. Die Engländer sorgten weltweit dafür, dass keine Sklaverei mehr existierte. Das war der Einfluss des Evangeliums. In England nannte man sie spöttisch die „Clapham-Sekte“. Dort war John Newton Pfarrer. Es lohnt sich, das Lebensbild von John Newton und das Buch von Wilberforce zu lesen. Beide Werke stammen vom gleichen Autor, der auch eine hervorragende Biografie über Bonhoeffer geschrieben hat.
Es ist bemerkenswert: In der Kirche war es oft so, dass die Kirche die Macht am schlechtesten vertragen hat. Wo die Kirche Macht und Einfluss hatte, wurde sie meist der Welt gleichgestellt. Darum sollte es uns nie stören, wenn wir nur einzelne sind an unserem Platz. Wir wollen deutlich für Jesus und sein Reich unsere Stimme erheben. Dabei müssen wir auch sagen: Wer mit Jesus geht, kann nicht mehr in die Sünde einwilligen.
Wir müssen es ertragen, wenn uns Widerspruch entgegenschlägt und wir bekämpft werden. Das ist für uns eine große Ermutigung, denn gerade Christen in Verfolgungsländern haben die größte Ausstrahlung. Nirgendwo wachsen die Gemeinden so stark wie in Verfolgungsländern – nicht in den Ländern der Freiheit. Überall dort wachsen sie: in Nordkorea, Laos, Kambodscha, Usbekistan, Somalia. Dort sehen die Menschen erst, was ein Leben ohne Gott bedeutet.
Vor ein paar Tagen kam wieder die schreckliche Nachricht, dass über hundert Christen in Nordnigeria grundlos niedergemordet wurden – Frauen und Kinder. Ich habe dazu einen Artikel im Internet gelesen. Dort hieß es, dass sich die Moslems angegriffen fühlen, weil die evangelikalen Gemeinden so rasant wachsen. Das ist der Grund.
Das wollen wir tragen – aber nicht, indem Christen zurückschlagen oder gar Muslime angreifen. Stattdessen lieben wir sie und segnen unsere Feinde. Das ist schwer, besonders über den Gräbern der Ermordeten. Möge Gott ihnen diese Kraft noch lange erhalten. Denn das ist der größte Grund für das Wachstum dieser Gemeinden: dass sie Liebe üben im Sinn von Jesus.
Die Herausforderung des Glaubens in der sozialen Arbeit
Und zum Schluss möchte ich Ihnen noch etwas sagen: Es gibt eine große Not, die mich belastet.
In Deutschland betreiben die evangelischen Gemeinden viele diakonische Einrichtungen. Insgesamt sind es 27 Einrichtungen, und wir sind mitten in der Welt tätig. Doch wo wird in diesen diakonischen Einrichtungen noch gebetet? Wo gibt es Menschen, die Jesus bekennen? Oder wird in den diakonischen Bezirksstellen und in den psychologischen Beratungsstellen nur das Gleiche gesagt, was sonst auch in der Welt verbreitet wird? Wie sieht es in den Kindergärten aus?
Die Hälfte der Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen wird von evangelischen Christen verantwortet, die anderen von katholischen Christen. Fast alle diese Einrichtungen werden von kirchlichen Christen getragen. Ein Fünftel aller Altenheime und Kindergärten wird von evangelischen Trägern betreut. 40 Prozent aller Krankenhausbetten stehen unter evangelischer Verantwortung.
450 evangelische Mitarbeiter sind hauptamtlich und in Vollzeit in der Sozialarbeit tätig. Wir sind also mitten in der Welt, doch der Einfluss des Evangeliums ist sehr gering. Ich freue mich über jeden, der dort Dienst tut.
Besonders wichtig ist, dass über eine Million Ehrenamtliche in der Sozialarbeit tätig sind. Aber wo sind diejenigen, die das Reich Gottes ausbreiten und das Evangelium verkünden?
Darum wollen wir beten, dass das Reich Gottes verkündet wird – gerade angesichts der großen Möglichkeiten, die wir heute haben. Die Menschen in dieser Welt haben oft keine Hoffnung und keine Zukunft mehr. Deshalb ist es so wichtig, das Evangelium weiter zu verbreiten und immer wieder an die erste Stelle zu setzen.
Wir dürfen nicht meinen, wir müssten uns nur noch um die weltlichen Probleme kümmern. Vielmehr wollen wir die große Lösung des Reiches Gottes verkünden: Dass Jesus heute in unserer Zeit sein Reich baut.
Schlusswort: Treue im Dienst und Gebet um Weisheit
Aller Feindschaft und allem Bösen zum Trotz – und das dürfen wir erleben, wo sein Evangelium gepredigt wird. Darum hat Paulus das selbst im Reich Neros so getan. Er hat keine faulen Kompromisse gemacht.
Dann werden sie das erleben, wie die anderen sagen: „Haha, da geht es los im Streit, im Widerspruch und in der Feindschaft.“ Aber das hat Verheißung. Das hat Verheißung. Das habe ich immer wieder erlebt, wo eine Jugendarbeit beginnt, eine klare evangelistische Jugendarbeit, die sich gar nicht in die gottlosen Bräuche unserer Zeit einmischt, sondern eine alternative Kultur anbietet. Das hat Verheißung und Bedeutung.
Dieser Johann Hermann, von dem wir dann das Lied singen, hat im Dreißigjährigen Krieg dieses Liedgedicht geschrieben. Es ist das einzige geistliche Lied, das ich kenne, in dem es um meinen Stand in der Welt geht. Dass von unrechtem Gut nichts in meinem Geldbeutel untermängelt sei, dass alles sich vor ihm verantworten kann und dass meine Worte, die ich rede, vor dem Herrn bestehen können.
Das ist unsere Aufgabe in der Welt. Dazu hat uns der Herr gesandt. Das ist unser gesegneter Dienstplatz, an dem wir bleiben sollen. Darum ist es so wichtig, dass die Gemeinden das Evangelium von Jesus klar predigen und sich nicht in alle Weltprobleme einmischen, von denen sie oft gar nicht mehr verstehen als das, was in der Zeitung stand. Und auch nicht mehr nachplappern können als das, was sie gerade in der Tagesschau gehört haben.
Darum ist es so wichtig, dass uns der Herr Jesus erleuchtet für unseren Dienst und für unseren Platz, an dem wir stehen.
Wir wollen noch beten:
Lieber Herr, vielen Dank, dass Du uns Aufgaben in dieser Welt anvertraut hast – in der Familie, in der Nachbarschaft, im Beruf, aber auch im Alter – und dass wir Einfluss üben dürfen durch die Gnade, die Du uns gibst.
Herr, bewahre uns davor, dass wir nicht leichtfertig und hochmütig auf andere Menschen hineinreden, besonders auch nicht auf unsere Kinder und Enkel, auch nicht auf unsere Schwiegerkinder und Schwiegertöchter. Sondern dass wir geduldig sind und sie vor Dich bringen und dass wir in dieser Welt etwas bewegen, das Dein Reich anbricht – Dein Reich in der Wahrheit, in der Liebe und in der Gerechtigkeit.
Herr, gib Du Erneuerung, auch wo heute so viele Ehen zerbrechen, auch in unseren evangelikalen Gemeinden, wo so viel Sünde geschieht, auch in der Jugend, dass wir junge Leute bewahren können. Da kannst Du uns Weisheit geben.
Du hast selbst uns das vorgesagt, dass wir klug sein sollten wie die Schlangen, ohne falsch wie die Tauben. Hilf uns dazu.
Amen.
