Herr Jesus Christus, wir danken dir für diesen Abend. Es ist ein Geschenk, dass du uns die Möglichkeit gibst, hier zusammen zu sein, ohne dass uns jemand hindert oder unangenehm begegnet. Wir dürfen Zeit mit dir und untereinander verbringen – das ist ein großes Vorrecht. Dafür danken wir dir auch für die Rahmenbedingungen, die unser Zusammenkommen hier ermöglichen.
Jetzt bitten wir dich für diesen Abend, dass er ein Abend wird, an dem du ganz groß wirst. Ein Abend, an dem du uns sagen kannst, was dir auf dem Herzen liegt und was dir für uns wichtig ist.
Wir bitten dich, dass du den Abend rund machst. Das gelingt, wenn du am Wirken bist – im Lied, im Vortrag, im Gebet und in der Gemeinschaft. Offenbare dich, denn dort, wo der Geist ist, bist auch du wirksam. Davon gehen wir aus. Wir wissen dich in unserer Mitte als unseren gekreuzigten, verstandenen und wiederkommenden Herrn.
Wir ehren dich als diesen Herrn und stellen uns dir und deiner Führung für diesen Abend ganz zur Verfügung. Gepriesen seist du. Amen.
Dankbarkeit und Einstimmung auf den Abend
Guten Abend zusammen, unser Endspurt heute. Es geht schnell, oder? Ein, zwei Tage, aber ein schöner Tag, nette Gespräche gehabt und auch einen schönen Spaziergang gemacht. Die Gegend hier ist wirklich wunderbar zum Spazierengehen. Es ist nicht so steil wie bei uns, das ist gar nicht schlecht.
In manchen Jahren gibt Gott mir einen besonderen Vers, wenn ich sage: „Gott, ich lese die Bibel“, und ein Vers wird mir besonders ans Herz gelegt. Letztes Jahr war es Sprüche 12,18: „Da ist ein Schwätzer, dessen Worte sind wie Schwertstiche, aber die Zunge der Weisen bringt Heilung.“ Dieses Wort hat Gott mir ans Herz gelegt. Ich bete darum, dass meine Zunge eine Zunge der Heilung ist. Nur Schwätzer teilen Schwertstiche aus, die Weisen bringen Heilung. So, wie wir miteinander reden und umgehen, sollen es heilende Worte sein.
Wir haben jetzt viel über Gebet gesprochen, über das Reden – auch in Bezug auf Gott. Wie reden wir mit Gott? Heute Abend geht es aber darum: Wie höre ich Gott? Ein Monolog ist nie eine gute Unterhaltung, das kennen wir alle. Man sitzt im Zug oder vielleicht mit einer Frau zusammen – keine Ahnung. Frauen werden ja oft zu Unrecht beschuldigt, dass sie dauernd reden. Ich glaube, die Männer sind da auch nicht viel besser. Aber wenn nur einer redet und der andere nur zuhört, dann wird der Zuhörer müde. Oder derjenige, der redet, wird müde. Das ist keine gute Unterhaltung, das ist ein Monolog.
Leider sehen viele Christen das Gebet auch so: als Monolog. „Ja, ich rede zwar mit Gott, aber er redet nie mit mir.“ Wenn man das jahrelang so erlebt, ist es kein Wunder, dass man vom Gebet müde wird oder sogar Gott den Rücken kehrt. Das kann ich gut verstehen.
Gottes Reden in der Bibel und die Realität der Welt
In der Bibel lesen wir immer wieder, dass Gott redet. Im Alten Testament finden wir mehr als tausendmal den Ausdruck „Schma Israel“, was bedeutet: „Höre, Israel!“ Gott hat stets gesprochen und die Menschen aufgefordert, zuzuhören.
Später sagte Gott der Vater über seinen geliebten Sohn: „Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn hört!“ Auch Jesus hat mehrmals betont: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ Meines Erachtens qualifizieren wir uns alle dafür, zuzuhören.
Unsere Welt ist heute von vielen negativen Einflüssen geprägt. Das ist einfach so. Übrigens ist es nicht tragisch, dass die Welt so ist. Die Welt war schon immer von Sünde geprägt. Aber wisst ihr, was das Schöne daran ist? Jesus Christus rüstet uns für ein Leben in dieser Welt aus – so, wie sie wirklich ist, nicht so, wie wir sie gerne hätten.
Manche Christen sind Träumer, die an eine Welt glauben, die es so gar nicht gibt. Jesus hingegen bereitet uns auf diese Welt vor, genau so, wie sie jetzt ist. Deshalb gehöre ich gerne zu ihm.
Heute dominiert das Auge. Doch der französische Soziologe Jacques Ellul hat einmal treffend gesagt: „Das Bild beschreibt uns die Wirklichkeit, das Wort sagt uns die Wahrheit.“ Interessanterweise ist nach der Bibel das wichtigste Sinnesorgan nicht das Auge, sondern das Ohr.
Der Glaube kommt, wie es in Römer 10,17 heißt, aus der Predigt – aber die Predigt kommt durch Christus. Der Glaube entsteht nicht von selbst bei Menschen, sondern er kommt erst dadurch, dass sie von Jesus Christus hören. Deshalb müssen wir Jesus bezeugen, denn nur so kann der Glaube entstehen.
Erfahrungen mit Gottes Stimme und die Frage nach der Wahrnehmung
Nun, wie redet Gott? Ich habe ein paar liebe Freunde, die hören Gott sehr oft. Einer von ihnen ist gerade wieder bei uns im Dauernhof. Er wohnt in Tasmanien, das ist ein Stück weiter südlich. Eigentlich ist er ein Urösterreicher, aber er lebt schon dreißig Jahre in Tasmanien. Er war schon öfter bei uns, der Christian.
Vor zwei Jahren hat er mich frühmorgens um sechs Uhr angerufen. Ich habe noch geschlafen, denn wir haben ja unterschiedliche Zeitzonen. Er sagte: „Hans-Peter, Gott hat mir gerade gesagt, dass ich nächsten Winter wieder als Skilehrer zu euch kommen soll.“ Ich antwortete: „Wunderbar, ruf in zwei Stunden nochmal an, ich schlafe noch.“
Beim Frühstückstisch erzählte ich unseren Kindern davon. Sie lieben den Christian, weil er immer die wildesten Geschichten von Haien und so weiter erzählt. Dann sagte Lisa, die damals vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahre alt war: „Fati, wie weiß der Christian jetzt, dass Gott ihm das gesagt hat? Oder hat er es sich nur selbst gesagt?“
Wir würden fragen: Wie weiß der Christian, dass Gott gesprochen hat? War es Gott oder sein Unterbewusstsein? Er meinte: „Keine Ahnung, frag ihn selbst.“
Eine Frage an euch: Wie viele von euch haben Gott schon einmal hörbar, also akustisch, sprechen hören? Zeigt mal. Keine Scheu! Eins, zwei, drei, vier – ich bin mir nicht ganz sicher, ob es drei oder vier sind. Das ist der Durchschnitt. Ich stelle diese Frage relativ oft. Meistens ist es einer von hundert. Egal in welchen Kreisen. In manchen Gemeinden sind es etwas mehr, in anderen weniger.
Ich muss ehrlich sagen, ich habe noch nie eine hörbare Stimme von Gott gehört. Von anderen schon, aber von Gott nie. Dabei habe ich oft gebetet, wenn es mir schlecht ging: „Gott, wenn du jemals akustisch zu mir sprechen willst, jetzt ist die Zeit!“ Aber es kam nichts. Gott hat nicht so zu mir gesprochen, wie ich es gerne gehabt hätte – also mit einer Stimme von außen, so wie man es manchmal in Filmen sieht.
Das hat mich manchmal frustriert, besonders wenn Prediger – Pfarrer oder Christen, auch ich selbst – sagen: „Gott hat zu mir gesagt.“ Zum Beispiel habe ich Pfarrer gehört, die sagten: „Gott hat mir gesagt, ich soll heute aus Sprüche Kapitel 14 predigen.“ Oder: „Gott hat mir gesagt, ich soll diese Frau besuchen.“ Und tatsächlich, nachdem sie dort waren, ist die Frau gestorben. Es war gut, dass sie da waren.
Ich habe mich gefragt: Warum redet Gott nie mit mir? Er redet mit allen anderen, nur nicht mit mir. Das hat mich noch mehr verwirrt. Wir hatten öfter Teilnehmer in unserem Sommerprogramm, dem sogenannten Upward Bound. Das ist für junge Leute und ein bisschen anspruchsvoller.
Ein Mädchen aus Amerika war dabei. Am ersten Tag sagte sie: „Ich bin Gott so dankbar, dass er mich hierher gebracht hat. Ich weiß, Gott hat mich hierher gebracht für die sechs Wochen, denn er möchte mir besondere Dinge beibringen.“ Wir sagten: „Wunderbar, Gott hat dir gesagt, hierher zu kommen. Wir freuen uns sehr, dass du da bist.“
In der zweiten Woche waren wir am Berg, mit 40 Studenten in einer kleinen Hütte. Nicht sehr groß, nur eine Toilette. Es hat geschüttet, aber das macht uns nichts. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Es war nicht sehr angenehm.
Am zweiten Tag kam das Mädchen zu uns und sagte: „Gott hat mir gesagt, ich soll morgen abreisen.“ Das hat mich etwas verwirrt. Warum ändert Gott jede Woche seine Meinung über gewisse Dinge?
Hier möchte ich eine Warnung aussprechen, und das ist mir wirklich sehr ernst: Sei ganz vorsichtig, wenn du die Phrase „Gott hat mir gesagt“ benutzt. Weißt du warum? Viele Christen, die das sagen, outen sich damit nicht als gottesfürchtige Menschen, sondern als unbelehrbare Menschen.
Dieses Mädchen zum Beispiel sagte, Gott habe ihr gesagt, sie solle morgen abreisen. Wenn Gott ihr das wirklich gesagt hätte, wer bin ich, Hans-Peter Reuer, dass ich etwas anderes sagen könnte?
Menschen, die diesen Satz leichtfertig verwenden, bei denen geht bei mir die Antenne hoch. Die haben weniger mit Gott zu tun, sondern sind selbstsüchtig und unbelehrbar.
Ich möchte dich bitten: Verwende den Satz „Gott hat mir gesagt“ nur dann, wenn du hundertprozentig sicher bist, dass Gott mit dir gesprochen hat. Sonst sei lieber ehrlich und sag: „Ich möchte abreisen.“
Mit dieser Sprache wird viel Unfug getrieben. Das regt mich manchmal fast ein bisschen auf – oder es tut mir zumindest leid.
Verschiedene Wege, wie Gott spricht
Nun, wie redet Gott? Es gibt verschiedene Arten, wie Gott zu uns spricht. Ich möchte mich da nicht lange aufhalten.
Erstens redet Gott in und durch die Schöpfung. Ich muss ehrlich sagen: Wenn ich spazieren gehe, in den Bergen oder im Wald, höre ich Gott oft zu mir reden. Wir werden später noch darauf zurückkommen. Aber ich nehme die Stimme Gottes häufig wahr, wenn ich mich in der Schöpfung befinde und einfach Gemeinschaft mit ihm habe.
Ich frage mich: Wie viele von euch haben Gott schon auf irgendeine Art und Weise gehört, wenn ihr draußen in der Schöpfung unterwegs wart? Viele von euch, das sehe ich.
Zweitens redet Gott zu uns in und durch Umstände. Das können kleine oder sehr einschneidende Umstände sein. Ich erzähle oft von einem Erlebnis mit einem Bergführerkollegen, der auch Hüttenwirt ist. Im Sommer waren wir oft mit unseren Gruppen bei ihm, denn er hat eine Hütte am Gletscher. Er hat sich eigentlich immer über unseren Glauben lustig gemacht, aber mit uns gut verdient. So waren wir trotzdem bei ihm, denn die Hütte ist ideal.
Wenn wir gesungen oder gebetet haben, hat er meistens etwas gespöttelt. Doch dann ist er abgestürzt – ungefähr zwanzig Meter tief auf die Felsen. Es ist ein Wunder, dass er überlebt hat. Er wurde mit dem Hubschrauber nach Salzburg geflogen. Er hatte zahlreiche Knochenbrüche und war drei Wochen im Koma.
Nach diesen drei Wochen hatte ich das Gefühl, ihn besuchen zu sollen, obwohl ich ein bisschen Angst hatte. Ich wusste genau, was mich erwarten würde. Ich erwartete, dass er fragen würde: „Wo war Gott, als ich abgestürzt bin?“ Das ist eine typische Frage.
Doch es hat mich mehr überrascht. Als ich hineinging, war er gerade munter geworden. Er sah mich an, war kaum wiederzuerkennen, und sagte: „Hans-Peter, ich muss dir etwas erzählen.“ Er berichtete, dass er während der drei Wochen im Koma ganz alleine war und eine Hölle erlebt hat. Er beschrieb das sehr plastisch, aber ich werde hier nicht näher darauf eingehen.
Er sagte, er wäre verrückt geworden, hätte er nicht ein Lied im Kopf gehabt, das er als Katholik im Kindergarten oder Kindergottesdienst gelernt hatte. Ich glaube, es war „Großer Gott, wir loben dich“ oder so ähnlich. Dieses Lied hat er drei Wochen Tag und Nacht gesungen. Ohne dieses Lied wäre er durchgedreht.
Dann sagte er zu mir: „Erzähl nur weiter von deinem Gott.“ Er ist bis heute kein Christ. Für ihn war das, was er erlebt hat, nur ein Zeichen. Jesus hat sehr oft Zeichen gegeben, aber ein Zeichen ist noch nicht das Ziel. Ein Zeichen ist ein Wegweiser.
Morgen fahre ich weiter nach Stuttgart, da brauche ich Wegweiser. Ein Wegweiser ist ein Zeichen, aber noch nicht das Ziel. Menschen empfangen oft sehr starke Zeichen, doch das bedeutet nicht, dass sie gläubig werden. Das Ziel ist Christus.
Drittens spricht Gott durch andere Menschen. Sehr oft spricht Gott sogar durch eine Predigt, die ich halte, oder durch ein persönliches Gespräch. Gott spricht nicht nur zu Menschen, sondern auch durch Menschen.
In 1. Thessalonicher 5,20 heißt es: „Weissagungen verachtet nicht.“ Das bedeutet, dass du das, was ein anderer dir sagt, nicht verachten sollst. Es könnte sein, dass Gott durch diesen Menschen zu dir spricht.
Viertens spricht Gott natürlich in und durch sein Wort, die Bibel. Die Bibel ist die Offenbarung Gottes und seines Sohnes. In 2. Timotheus 3,16 steht: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre.“
Wenn ich euch jetzt fragen würde: Wie viele von euch haben Gott schon durch das Wort, durch andere Menschen, durch Umstände oder durch die Schöpfung reden hören? Die meisten von euch würden aufzeigen.
Gottes persönliche Stimme hören – Herausforderungen und Klarheit
Ich befasse mich heute mit dem fünften Punkt. Nicht weil er der wichtigste ist, sondern weil es in diesem Bereich am meisten Verwirrung gibt. Nämlich: Gott spricht auch zu uns durch seine persönliche, intime Stimme des Heiligen Geistes. Das ist ein Weg, auf dem Gott zu uns spricht.
Die Frage ist nun: Wenn Gott durch diese intime, persönliche Stimme zu mir redet, ist das dann spektakulär oder ganz normal? Hört jeder Christ diese Stimme oder nur gewisse Auserwählte? Braucht man Voraussetzungen, um diese Stimme zu hören, oder nicht? Kommt die Stimme von außen oder von innen? Und wie erkenne ich diese Stimme?
Das sind die Fragen, auf die ich jetzt kurz eingehen möchte.
Kommen wir zum zweiten Punkt: Wie höre ich Gottes persönliche Stimme? Ich gebe die Antwort und mache es wie die Juden. Die Juden beginnen mit einem Statement und begründen es dann. Das Statement lautet: Ja, Gott spricht durch seine persönliche, intime Stimme zu jedem seiner Kinder. Aber wie er spricht, ist ganz verschieden.
Hier einige konkrete Punkte: Meistens, wenn Gott spricht, tut er das nicht durch eine spektakuläre oder hörbare Stimme, sondern durch eine leise Stimme.
In meinem Leben habe ich bisher sieben Menschen getroffen, die Jesus spektakulär erlebt haben. Ich habe keinen Grund, ihnen nicht zu glauben. Zum Beispiel war ich gerade in Australien, wo ich gepredigt habe. Ein Farmer hat mich auf einen Kaffee eingeladen. Er sagte: „Hans-Peter, ich muss dir erzählen, ich hatte mit Kirche und Gott nie etwas am Hut. Vor Jahren war ich in meinem Zimmer auf meiner Farm, und Jesus kam durch das Fenster. Er ist herumgegangen, hat sich aufs Bett gesetzt, hat mich angesprochen und mit mir geredet. Dann ist er wieder rausgegangen.“
Ich weiß nicht, ob dieser Mensch eine Halluzination hatte oder ob es wahr war. Eines weiß ich aber: Sein Leben hat sich seit diesem Tag verändert. Er ist ein treuer Nachfolger Jesu geworden.
Übrigens glaube ich nur Geschichten, die ich aus erster Hand höre, und selbst dann bin ich vorsichtig. Meistens hört man: „Der hat das erlebt, der hat das erlebt.“ Das vergesse ich sowieso sofort.
Aber wisst ihr was? Ich habe festgestellt: Es gibt diese spektakulären Erlebnisse mit Gott. Aber sie sind immer die absolute Ausnahme.
Ich habe schon mit Tausenden Christen gesprochen und nur sieben getroffen, die so etwas wirklich Spektakuläres erlebt haben. Ob sie es wirklich erlebt haben, sei dahingestellt.
Auch im Alten Testament offenbart sich Gott oft durch Engelgestalten recht spektakulär – zum Beispiel bei Abraham oder Mose. Er hat sich Mose spektakulär durch den brennenden Busch offenbart.
Aber meine Frage ist: Was ist mit den anderen zwei Millionen Israeliten? Es waren auch gläubige Menschen. Sie sind jeden Tag aufgestanden, haben ein bisschen Manna aufgehoben, die Kinder gefüttert, sie erzogen, ein bisschen gelernt – und dann sind sie gestorben.
So geht es den meisten Christen.
Das Problem und die Gefahr ist oft, dass wir die Ausnahme zur Norm machen. Es war nie die Norm, auch in der ganzen Bibel nicht. Es war immer die Ausnahme.
Lass uns biblisch bleiben, wenn wir über diese Dinge reden.
Erstens gibt es eine schöne Geschichte vom Propheten Elija. Er läuft davon, versteckt sich in einer Höhle. Dann lesen wir, dass er auf Gott hört. Zuerst kommt ein Riesenwind, dann ein Donner und vieles mehr. Aber Gott war nicht darin.
Dann kommt das leise Sausen eines Windes – und dann hört Elija Gottes Stimme.
Es ist meistens nicht spektakulär, sondern ganz normal.
Sensibilität und Übung im Hören der Stimme Gottes
Zum Ersten, zweitens: Wie höre ich die Gottesstimme? Die Sensibilität kannst du ein bisschen weiter herunterfahren – nein, entschuldige, die Sensibilität wächst durch Erfahrung.
Ich war drei Jahre lang Kuhhirte, Cowboy in Österreich auf den Alpen. Ich hatte einen relativ strengen Vater, und wir hatten nicht viel Geld. Im Sommer hat er uns weggeschickt, damit er uns nicht durchfüttern musste. So war ich drei Sommer lang, vom ersten bis zum letzten Ferientag, zehn Wochen auf einer Alm oben, der Aualm bei Filzmoos unter der Bischofsmütze.
Das war fast wie bei Peter und Heidi, kennt ihr ja auch, oder? Das Problem war nur, ich war elf, und meine Heidi war schon sechzig – das hat nicht geklappt. Aber ich kann mich noch gut erinnern: Die Pauline lebt immer noch. Ihr geht es momentan nicht gut, aber sie war damals schon alt, jetzt ist sie extrem alt.
Die Pauline, wenn die Kühe nahe genug bei der Hütte waren, die hat ein Wort geschrieben – ich sage euch, geschrien! Ich sage euch nicht, was, aber sie hat etwas geschrien, und die Kühe haben sich langsam umgedreht, sind heruntergedrottelt und in den Stall gegangen. Ich dachte mir: Kein Problem, sie brauchte mich, weil ihre Füße damals auch schon nicht mehr gut waren.
Meistens waren die Kühe ganz oben. Ich musste ungefähr eine Stunde hinauflaufen. Ich bin rauf und habe geschrien, zweimal so laut, genau dasselbe wie die Pauline. Aber die blöden Viecher haben keinen Rührer gemacht. Ich musste immer ganz hinauflaufen, sie von oben einkreisen und habe sie heruntergetrieben. Das hat unsere Freundschaft auch nicht gefördert.
Rückblickend frage ich mich: Warum haben die Kühe auf die Stimme der Pauline gehört und auf meine nicht? Heute weiß ich die Antwort: Mit der Pauline haben sie das ganze Jahr zusammengelebt, jeden Tag, 365 Tage im Jahr. Sie kannten ihre Stimme. Meine Stimme kannten sie nicht. Und selbst als sie meine Stimme kannten, sind sie nicht allzu gerne gefolgt – das noch dazu.
Wisst ihr, es ist eine große Gefahr unter Christen – manche Gruppierungen sind mehr gefährdet als andere –, dass sie glauben, sobald sie Christ sind, müssten sie Gott immer und überall zu jeder Zeit hören. Das ist ein Missverständnis.
Für die Stimme Gottes muss man sensibel werden. Ich habe Christen getroffen, und ich sage euch was: Die interpretieren die wildesten Dinge als die Stimme Gottes. Das hat mit Gott nichts zu tun. „Ja, aber Gott hat zu mir gesagt.“ Nein, das ist nicht Gott.
Eine große Gefahr ist diese Lehre. Ich weise sie absolut zurück, weil ich schon so viel Schaden am Porzellan gesehen habe, was das anbelangt.
Biblisches Beispiel für das Erkennen der Stimme Gottes
Samuel Kapitel, Erster Samuel 3, erzählt eine schöne Geschichte. Schlagen wir auf und lesen sie kurz. Es geht um Eli und Samuel, den kleinen Samuel, wahrscheinlich ein Teenager zu der Zeit. Die Mutter brachte ihn zu Eli, dem Priester.
In 1. Samuel 3,1 steht: „Und der junge Samuel diente dem Herrn vor Eli, und das Wort des Herrn war selten in jenen Tagen.“ Übrigens, wenn das Wort Gottes auch heute selten ist, ist das nicht zum ersten Mal so. In der ganzen Geschichte gibt es Wellen, in denen Gott besonders wirkt, und dann Zeiten, in denen sein Wort selten ist. In jenen Tagen war es selten; Gottes Gesicht zeigte sich nicht häufig, und er offenbarte sich nur selten.
Es geschah in jener Zeit, dass Eli an seinem Ort lag, doch seine Augen hatten begonnen schwach zu werden, sodass er nicht mehr sehen konnte. Die Lampe Gottes war noch nicht erloschen. Samuel lag im Tempel des Herrn, dort, wo die Lade Gottes war. Da rief der Herr Samuel, und er antwortete: „Hier bin ich.“ Er lief zu Eli und sagte: „Hier bin ich, du hast mich gerufen.“ Eli aber sagte: „Ich habe dich nicht gerufen, leg dich wieder schlafen.“ Samuel ging hin und legte sich schlafen.
Der Herr rief noch einmal Samuel. Samuel stand auf, ging zu Eli und sagte: „Hier bin ich, denn du hast mich gerufen.“ Eli antwortete: „Ich habe nicht gerufen, mein Sohn, leg dich wieder hin.“ Samuel hatte den Herrn noch nicht erkannt, denn das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.
Der Herr rief zum dritten Mal. Samuel stand auf, ging zu Eli und sagte: „Hier bin ich, denn du hast mich gerufen.“ Da merkte Eli, dass der Herr den Jungen rief. Eli sagte zu Samuel: „Geh hin, leg dich schlafen und hör das nächste Mal gut hin, es ist Gott.“
Was mir an der Geschichte so gefällt, ist, dass der alte Mann Gottes dem jungen Mann Gottes half, die Stimme Gottes zu hören. Auch der Alte brauchte ein bisschen länger, aber er half ihm dann, Gottes Stimme wahrzunehmen. Es stimmt nicht, dass man sofort und zu jeder Zeit die Stimme Gottes hört. Es braucht ein bisschen Übung.
Die Herkunft der Stimme Gottes und ihr Erkennen
Drittens: Wenn Gott spricht, von wo erwarten wir die Stimme?
Ich muss sagen, oft, wenn ich an mich selbst denke, erwarte ich, dass Gott von außen durch eine Stimme redet. Aber wir lesen in Johannes 10,27: „Meine Schafe hören meine Stimme, und sie folgen mir.“
Die Frage ist nun: Wo wohnt Jesus? Er wohnt in uns. Das heißt, von wo erwarten wir dann die Stimme? Von innen, denn dort wohnt er. Wenn Gott zu uns redet, dann tut er es im Normalfall von innen. Gott hat zwar immer größere Möglichkeiten, aber das sind Ausnahmen. Im Normalfall redet er von innen, weil dort ist sein Wohnort – in unserem Herzen.
Viertens: Gott spricht, während wir beten.
Dies ist für mich einer der Schlüssel, muss ich ganz ehrlich sagen. Das Bemerkenswerte in der Bibel ist: Gott beantwortet nicht nur Gebete, sondern spricht sehr oft, während Menschen beten.
Ein Beispiel dafür finden wir in Apostelgeschichte 10. Dort haben wir gleich mehrere Beispiele hintereinander. Schlagen wir dort auf: Apostelgeschichte 10.
In Vers 9 lesen wir, dass Petrus eine Vision hatte. Er wollte nicht zu den Heiden gehen, was auch interessant ist. In Apostelgeschichte 2, als Petrus den Heiligen Geist empfangen hatte, hatte er ja den Joel zitiert und gesagt, das sei der Tag des Heiligen Geistes, an dem alle Nationen den Heiligen Geist empfangen würden. Petrus wäre also der Letzte gewesen, der zu den Nationen ging. Wir predigen oft etwas, was wir eigentlich nicht glauben – das ist sowieso ein anderes Thema. Aber hier hat Gott ihn zurückgeführt.
Was hast du gepredigt, Petrus? Was ist mein Wort?
In Vers 9 heißt es: „Am folgenden Tag aber, während jene reisten und sich der Stadt näherten, stieg Petrus um die sechste Stunde auf das Dach, um zu beten.“ Die Häuser hatten übrigens Flachdächer, da musste er sich nicht abseilen oder so. Früher habe ich mich oft gewundert, warum Petrus aufs Dach ging, um zu beten.
In Vers 10 wird gesagt: „Er aber wurde hungrig.“ Falls du beim Beten mal hungrig wirst, bist du biblisch! Er verlangte zu essen. Während sie ihm aber zubereiteten, kam eine Verzückung über ihn, und dann hatte er die Vision.
Der Punkt, den ich hier machen will, ist: Während Petrus auf dem Dach betete, gab Gott ihm eine Vision. Gott redete zu ihm.
Auf der anderen Seite war Cornelius. In Vers 30 spricht Cornelius: „Vor vier Tagen betete ich in meinem Haus bis zu der neunten Stunde, und siehe, ein Mann stand vor mir mit glänzendem Kleid und sprach zu mir.“
Der Punkt ist wieder derselbe: Während Cornelius betete, konnte Gott zu ihm sprechen.
Oft kommen Leute zu mir und sagen: „Hans Väter, ich habe die Stimme Gottes noch nie gehört.“ Wisst ihr, was ich sie manchmal frage? Wie viel Zeit verbringst du im Gebet? Denn es ist so: Gott redet zu uns, während wir beten. Wenn wir nie beten, sollten wir uns nicht darüber beschweren, dass wir seine Stimme nicht hören.
Kriterien zur Unterscheidung der Stimme Gottes
Jetzt als dritten Hauptpunkt: Wie unterscheide ich die Stimme Gottes von jeder anderen Stimme?
Beginnen wir anders. Angenommen, deine Mutter geht draußen vorbei – oder deine Tochter, dein Mann, deine Frau oder eine andere dir nahe stehende Person. Sie redet laut, sodass wir sie hören können, aber du siehst sie nicht.
Wenn deine Mutter, dein Kind oder dein Ehemann draußen vorbeigeht und laut redet, wie weißt du dann, dass es deine Mutter oder dein Kind ist? Du weißt es, weil du die Stimme erkennst. Aber objektiv betrachtet: Warum weißt du, dass es deine Tochter ist? Was glaubst du, was ist das Objektive daran? Habt ihr Vorschläge?
Die Art und Weise, wie sie spricht? Ja, das ist subjektiv. Du erkennst die Stimme durch die Art und Weise, aber welche objektiven Anhaltspunkte gibt es? Ja, das ist auch subjektiv. Aber jetzt von der Stimme her: Die Stimmlage, zum Beispiel hoch oder tief, kann man schon mal unterscheiden. Genau. Was gibt es noch Objektives? Was meinst du genau? Welche Worte sie benutzt? Genau, richtig. Noch ein Vorschlag?
Ja, wenn ich vorbeigehe, weiß der andere, das stimmt nicht ganz. Es gibt drei Arten, wie wir objektiv eine Stimme unterscheiden können:
Erstens die Qualität der Stimme. Das heißt, ob sie hoch oder tief ist. Manche Leute reden langsam und gemütlich, andere reden unheimlich schnell, sodass man kaum zuhören kann. Das sind objektive Merkmale.
Zweitens hat jede Stimme auch einen Geist. Was ich damit meine: Manche Leute reden immer leidenschaftlich, das ist manchmal ermüdend, weil sie nie normal sprechen. Andere reden ganz kalt, immer in derselben Tonlage, was mit der Zeit auch ermüdend ist. Es gibt Leute, die weinen immer beim Reden und beklagen, wie schwer alles ist. Ich kenne einige so. Oder manche sprechen immer fordernd. Nicht, weil sie es wollen, aber ihre Stimme klingt fordernd. Also ist ein Geist in jeder Stimme.
Drittens ist der Inhalt wichtig. Wenn eine Frau draußen vorbeigeht und über Fußball redet, dann ist sie nicht meine Mutter, denn das interessiert sie überhaupt nicht. Der Inhalt gibt also ebenfalls Aufschluss darüber, wer die Person ist.
Warum erzähle ich euch das? Weil wir genauso die Stimme Gottes erkennen. Der Unterschied ist nur: Die Stimme deiner Mutter oder Tochter hörst du akustisch. Die Stimme Gottes hörst du meistens nicht akustisch, sondern als Gedanken.
Jetzt fragt man sich: Ist es mein eigener Gedanke, bilde ich mir das nur ein, oder ist es Gottes Stimme? Hier kommen dieselben drei Unterscheidungsmerkmale ins Spiel.
Erstens: die Qualität der Stimme, die ich hier als das Gewicht der Autorität bezeichne. Es ist interessant: Wenn Jesus redet, spricht er immer mit Autorität. Das hat Jesus von allen anderen Lehrern seiner Zeit unterschieden. In Matthäus 7,29 lesen wir, dass er lehrte, wie einer, der Autorität hat. Jesus hat nie gesagt: Vielleicht, unter Umständen oder eventuell. Er sprach immer klar und autoritär.
Ich habe ein Zitat von Stanley Jones gelesen. Er schrieb: Der große Unterschied zwischen zwei Stimmen ist vielleicht der, dass die Stimme des Unterbewusstseins mit dir argumentiert und versucht, dich zu überzeugen. Die innere Stimme Gottes aber argumentiert nicht und versucht nicht, dich zu überzeugen. Sie spricht mit Autorität, und du erkennst sie als die Stimme Gottes.
Ich erzähle ein Beispiel, das vielleicht etwas blöd ist, aber gut funktioniert: Vor etwa vier oder fünf Jahren habe ich für meinen ehemaligen Chef Heinz gebetet. Er war Skischulbesitzer, ich war Chefskilehrer bei ihm. Beim Spaziergang kam plötzlich der Gedanke: Gott erinnerte mich daran, dass ich vor 15 Jahren bei Heinz gearbeitet hatte. Er hatte auch ein Sportgeschäft, für das ich verantwortlich war. Und ich hatte einmal Socken genommen, die ich nie bezahlt hatte. Gott sagte mir, ich solle die Socken bezahlen.
Erstens: Socken sind ja völlig unwichtig. Außerdem waren meine anderen Socken nass, darum nahm ich neue. Ich habe sie halt nie bezahlt. Zweitens: Er hat mir sowieso zu wenig bezahlt, die Socken standen mir also zu. Drittens: Es ist 15 Jahre her. Viertens: Heinz wusste nie davon und es interessiert ihn auch nicht.
Ich hatte zehn Gründe, warum es Blödsinn ist, da hinzugehen. Es ist peinlich. Und wisst ihr, was nach den Argumenten kam? „Socken bezahlen.“ Es war so peinlich, dass ich fast ein Jahr gebraucht habe. In diesem Jahr konnte ich nie mehr für Heinz beten. Für mich waren „Heinz“ und „Socken“ dasselbe Wort.
Schließlich kam ich zu dem Punkt, an dem ich dachte: Entweder ich begehe selbst Morde oder ich bezahle die blöden Socken jetzt. Ich ging zu ihm ins Büro. Ich treffe ihn nicht oft, sah zufällig sein Auto und sagte: „Heinzei, es ist ein bisschen peinlich, aber ich habe mir vor 15 Jahren Socken genommen, also bezahle ich sie jetzt mit Zinsen, das Dreifache.“ Überraschenderweise war er sehr verständnisvoll und nett. Er nahm das Geld und sagte, ich solle es dem Dauernhof geben.
Ich ging raus als freier Mensch. Ich war frei.
Aber wisst ihr, der Unterschied ist: Wenn Gott redet, kannst du nicht argumentieren. Wenn Gott dir sagt, du sollst zu einem Menschen gehen und um Vergebung bitten, kommen sofort Einwände: „Aber das war doch seine Schuld, er war doch so blöd.“ Gott erinnert dich: „Du sollst dich entschuldigen, und du wirst keine Ruhe haben, bis du es tust.“
Wenn du den Heiligen Geist so lange unterdrückst, bis du ihn nicht mehr hörst, ist das gefährlich. Dann bist du abgestumpft, und das ist das furchtbarste Leben.
Also, wie erkennst du die Stimme Gottes? Erstens: Seine Stimme spricht mit Autorität.
Zweitens: Es ist immer ein gewisser Geist in der Stimme Jesu. Wenn Gott zu dir redet, spricht er immer mit dem Geist Jesu.
Schlagen wir Jakobus 3,17 auf, ein wichtiger Vers in dieser Beziehung. Dort lesen wir: „Die Weisheit von oben, das heißt das, was von Gott kommt, ist erstens rein, dann friedvoll, mild, folgsam, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteisch und ungeheuchelt.“
Weißt du, wenn Jesus durch den Heiligen Geist zu dir spricht, dann ist das, was er sagt, immer rein, friedvoll, mild und voller Barmherzigkeit. So kannst du den Geist unterscheiden.
Und wisst ihr, wie das bei mir funktioniert? Manchmal lese ich Bücher oder höre Kassetten. Da stellt der Autor eine These auf und untermauert sie mit zehn Bibelversen. Freunde, das imponiert mir schon lange nicht mehr. Du kannst jede These mit Bibelversen untermauern.
Aber wenn ich das lese, spüre ich in meinem Geist etwas, das sagt: „Das engt mich ein, das legt mir Lasten auf.“ Ich spüre nicht den Geist der Milde, des Friedens, der Barmherzigkeit und der guten Früchte. Ich spüre etwas, das mich belastet. Darauf höre ich.
Ich prüfe dann, ob es der Geist Jesu ist, der hier redet. Wenn ich so ein Buch lese oder eine Kassette höre, versuche ich kein Urteil zu fällen. Ich lege es beiseite und bitte: „Herr Jesus, zeige mir, was hier faul ist.“ Bis jetzt war er immer treu und hat mir letztlich Frieden gegeben.
Das dritte Merkmal, wie man die Stimme Gottes erkennt, ist der Inhalt. Wenn Gott zu dir redet, wird er nie über die Offenbarung der Heiligen Schrift hinausgehen.
Das heißt: Die generelle Offenbarung Gottes haben wir vollständig in der Bibel. Wenn er dir spezifische Offenbarungen schenkt, werden sie nie über die Bibel hinausgehen oder ihr widersprechen.
Zum Beispiel erlebe ich es öfter, dass ein gläubiges Mädchen einen nicht gläubigen Jungen trifft. Sie verlieben sich, gehen ins Bett, sie wird schwanger und verlässt ihn. Nach Jahren fragte ich sie, warum sie mit ihm ins Bett ging. Sie sagte: „Ich wusste, Gott hat zu mir gesagt, es ist gut so, es ist richtig, es ist sein Wille.“
Ich sagte: „Ich verstehe vollkommen, dass du mit ihm ins Bett gegangen bist, keine Frage. Ich bin der Letzte, der dich verurteilt. Aber eins muss ich dir doch sagen: Es ist nicht der Wille Gottes. Gott ist barmherzig, er vergibt. Du brauchst dir keine ewigen Vorwürfe machen. Aber in seinem Wort steht klar: ‚Zieht nicht an einem Joch mit Ungläubigen.‘ Wenn du verheiratet bist, zieht ihr am selben Joch. In 1. Timotheus sagt er: ‚Behandle jede Frau wie eine Schwester, außer deine eigene Ehefrau.‘ Die Bibel ist relativ klar darin.“
Das heißt: Wenn eine persönliche Offenbarung, die Gott dir schenkt, dem generellen Willen Gottes widerspricht, dann ist es nicht die Stimme Gottes.
Das sind die drei objektiven Arten, wie wir unterscheiden können, wer redet: die Autorität, der Geist Jesu und der Inhalt, der dem Willen Gottes entspricht – seinem generellen Willen.
Nur nebenbei: Wir müssen aufpassen, dass es um die Prinzipien der Bibel geht, nicht um Einzelstellen. Da wird viel Unfug getrieben und viele falsche Lehren aufgestellt.
Zum Beispiel, dass die Frau lange Haare haben muss und der Mann kurze. Bau niemals eine Theologie auf, die nicht auf dem Boden der Bibel steht.
Paulus sagt, dass Frauen von Natur aus lange Haare haben und Männer kurze. Aber im Alten Testament lesen wir, dass die Nazarener, die besonders Gottes geweiht waren, lange Haare haben mussten.
Bau niemals eine Theologie auf eine Einzelstelle, sonst hast du eine Irrlehre.
Oder dass Frauen Tücher tragen müssen – das steht im Korintherbrief, Paulus sagt es einmal. Bau niemals eine Theologie darauf, sonst bekommst du Probleme.
Es geht um die klaren Prinzipien der Bibel: Gott ist das Licht der Welt, in ihm ist keine Dunkelheit. Das gilt immer.
Wir sollen unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Übrigens bereite ich gerade eine Serie darüber vor.
Ein großes Dilemma ist, dass viele Christen versuchen, ihren Nächsten zu lieben, aber sich selbst nicht leiden können. Darum können sie ihren Nächsten nicht lieben. Du musst zuerst dich selbst lieben, sonst kannst du deinen Nächsten unmöglich lieben.
Es geht also um die Prinzipien in der Bibel, und das ist wesentlich, um die Stimme Gottes zu erkennen.
Warnungen und praktische Hinweise im Umgang mit der Stimme Gottes
Und dann noch ein allerletztes Thema, dann bin ich fertig: Fallen, in die wir hineintappen können, wenn es um die Stimme Gottes geht.
Das erste ist die Unfehlbarkeit. Die Unfehlbarkeit des Sprechers garantiert nicht die Unfehlbarkeit des Empfängers. Das heißt, es kann sein, dass Gott zu dir spricht, du eine Stimme hörst oder ein Gedanke sehr klar in dir aufkommt. Jetzt prüfst du diesen Gedanken: Hat er Autorität? Ist es der Geist Jesu, der darin wirkt? Stimmt es überein mit der generellen Offenbarung Jesu? Und wenn du zu all dem Ja und Amen sagst, dann muss es Gott sein.
Ich möchte dich aber bitten, räume zumindest die Möglichkeit ein, dass du dich getäuscht hast. Wisst ihr, warum ich das sage? Ich habe schon einige liebe Christen getroffen, die sich in einer absoluten Krise befanden – man sagt auf Englisch „a mess“ –, da ging nichts mehr gut, weder in ihnen noch um sie herum. Dann frage ich: Wie bist du jemals hierher gekommen? Und sie sagen: Ja, Gott hat mir gesagt, da, da, da, da, da, und ich muss doch das tun, was Gott sagt. Dann sage ich manchmal: Bitte gib dir selbst die Chance, dass du dich vielleicht getäuscht hast. Räume dir diese Möglichkeit ein.
Ganz wichtig: Wir als Hörer sind nicht unfehlbar, auch nach einer Prüfung.
Zweitens: Gottes Stimme unterstützt niemals Faulheit. Ich treffe einige Christen, die sagen: „Hans-Peter, Bibel lesen ist nicht meine Sache, ich war noch nie ein Leser. Das Beten ist mir auch irgendwie zu anstrengend, ich weiß auch nicht. Gott soll mir sagen, was er will, und ich tue es.“ Das sind mir ja sympathische Typen. Aber ich muss ihnen dann sagen: Lieber Freund, Gott unterstützt deine Faulheit nicht. Gott offenbart seinen Willen, seine Stimme an dich meistens dann, wenn du seinen Willen erkennen möchtest, wenn du mit ihm lebst. Er wird deine Faulheit nicht durch seine Stimme unterstützen.
Und das Dritte und Letzte: Manchmal sagen Christen zu mir: „Hans-Peter, ich höre die Stimme Gottes nicht, habe sie noch nie gehört, und ich möchte es unbedingt.“ Dann frage ich sie: Warum willst du Gottes Stimme eigentlich hören? Dann schauen sie mich ganz komisch an und sagen: „Ich weiß nicht, wer.“
Dann sage ich zu ihnen, wenn ich sie zufällig kenne: „Möchtest du wirklich wissen, was Gott zu sagen hat darüber, wie du gerade mit deiner Freundin zusammenlebst? Möchtest du das gerne wissen?“ Dann sagen sie: „Na ja, brauche ich nicht unbedingt, das passt schon.“ „Möchtest du gerne wissen, was Gott darüber zu sagen hat, wie du dein Geld gibst beziehungsweise nicht gibst?“ „Na, ist in Ordnung.“ „Möchtest du gerne wissen, was Gott zu sagen hat darüber, wie du mit deinen Eltern umgehst?“ „Nein, nein, das brauche ich nicht.“
Dann sage ich: Lieber Freund, wenn du die Stimme Gottes in dem und dem Bereich nicht hören möchtest, dann erwarte von Gott auch nicht, dass er in dem und dem Bereich zu dir redet. Das ist einfach nicht fair. Wenn wir Gottes Stimme hören wollen, dann müssen wir sie in jedem Bereich hören wollen.
Und wenn du da bist, wenn du das willst, darf ich dir eines versprechen? G. Campbell Morgan hat es so schön gesagt: „Wherever there are hearts waiting for the voice of God, that voice is to be heard.“ Wo immer ein Herz darauf wartet, die Stimme Gottes zu hören, wird diese Stimme auch gehört.
Psalm 46,10 sagt: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.“ Ich glaube, der einfache Grund, warum wir die Stimme Gottes oft nicht hören, ist, weil wir einfach nicht still sind und deshalb nicht hören.
Ich weiß, wir tun uns schwer damit, mir geht es ja selbst genauso. Aber heute Nachmittag habe ich mich losgerissen. Ich bin nicht mal hier spazieren gegangen, weil ich da zu viele von euch treffe. Ich musste einen Kilometer wegfahren und bin dann eine Stunde mit Gott spazieren gegangen. Und weißt du was? Es fällt mir nicht immer leicht. Ich denke mir, ich hätte so viel zu tun und so weiter. Aber ich habe eines gelernt: Ich kann Menschen nichts mehr geben, wenn ich immer von Menschen umgeben bin. Du musst weggehen, erst dann kannst du Menschen wieder beschenken.
Es ist ein wichtiges Prinzip, wenn man in der Arbeit steht und für jeden Menschen da ist.
Dann bete ich auch: Lieber Vater, ich möchte dir wieder danken für die Tatsache, dass du redest. Schma Israel: Höre, Israel! Sagst du auch heute noch: Herr, höret meine Kinder? Danke, dass du deinen Sohn gesandt hast, auf den wir hören sollten, auf Jesus sollten wir hören. Herr, du hast uns Ohren gegeben zum Hören. Und so oft hören wir aber nicht.
Ich bitte dich, Vater, um die Gnade und auch um den Mut, dass wir uns auf dich einlassen, dass wir dich und dein Wort ernst genug nehmen und einmal still werden, um mit dir zu reden und auf dich zu hören.
Rede, Herr, dein Knecht hört! Dieses Gebet von Samuel wollen wir übernehmen, und dann wollen wir hören und uns von dir beschenken lassen.
Dank und Ausblick zum Abschluss des Seminars
Wir sind einfach froh, dass er sich Zeit genommen hat für uns hier auf der La Höhe und auch für unser Gebetseminar. Dafür möchten wir ganz herzlich danken – für das Engagement, dass du hergekommen bist.
Wenn ich so ein bisschen schaue, was wir miteinander erlebt haben, denke ich, dass uns deine Ehrlichkeit sehr gut getan hat. Uns hat es auch sehr gut getan, dass du das Gewicht auf die Beziehung zu Jesus Christus gelegt hast. Das ist das Entscheidende und Wesentliche. Außerdem haben wir durch verschiedene Facetten neue Impulse für unser eigenes Gebetsleben bekommen.
Ganz herzlichen Dank – Gott hat dich für uns gebraucht, und wir danken dir. Wir erinnern noch einmal daran, dass wir draußen in der Buchhandlung die Bücher von Hans-Peter Reuer haben. Diese kann man erwerben. In manchen Gedankengängen, die dadurch angestoßen wurden, kann man so noch einmal eine Runde mehr vertiefen.
Wir weisen auch darauf hin, dass die Vorträge aufgezeichnet wurden. Diese können Sie gerne bestellen. Draußen im Haupthaus, an der Rezeption, gibt es die Möglichkeit, sich diese Vorträge noch einmal in Ruhe anzuhören.
Das sind die wichtigen Dinge, die jetzt hier zu beachten sind.
Für uns im Gebetseminar erinnere ich noch einmal daran, dass wir morgen um halb acht, also relativ spät, die Chance haben, zusammenzukommen, um zu beten. Angesichts dieser Sturgeon- und Wesley-Zitate ist halb acht ja richtig human – also genug Zeit, um zu beten. Wir werden morgen früh hier im großen Saal noch einmal zusammen sein, um miteinander zu beten und den Abschluss zu gestalten.
Es wird sicherlich auch im nächsten Jahr wieder ein Gebetseminar auf der Langen Steinbacher Höhe geben. Darauf möchte ich gerne schon hinweisen. Wir erleben, dass das etwas ganz, ganz Wichtiges ist: dass wir immer wieder einen regelmäßigen Impuls für das Gebet bekommen.
Ich erinnere daran: Nicht diejenigen sind beim Gebetseminar, die besonders einen Schaden beim Gebet haben, sondern diejenigen, die Schwung bekommen haben und sagen: Das ist wichtig, dass wir uns an der Stelle – was unsere Beziehung zu Jesus Christus angeht – immer wieder neu ermutigen, motivieren und anregen lassen.
Das haben, denke ich, alle erlebt, die dabei waren – sei es teilweise oder die ganze Zeit.
Auch im nächsten Jahr wird es wieder ein Gebetseminar geben.
Abschluss und gemeinsames Gebet
Wie wollen wir heute Abend abschließen? Eigentlich genau so, wie wir es gestern Abend getan haben.
Wir bitten Gott um seinen Segen. Außerdem wollen wir gemeinsam das Lied "Vater unser" singen.
Zu diesen beiden Dingen möchte ich Sie bitten, aufzustehen.
