Die Bedeutung des Gerichts in der Bibel
Aber heute Abend wollen wir einfach auch das Gericht einmal hören. Deshalb ist das doch wichtig. Warum ist in der Bibel auch immer dieses harte Wort enthalten?
Ich habe, ich glaube, im zweiten Gottesdienst am Sonntag das Wort meines Neffen zitiert, der mir sehr viel Weisheit beibringt. Er sagte, man kann das Heil nur fassen, wenn man das Gericht erkennt.
Gerade eben haben wir ein Lied gesungen: „Weise mir, Herr, deinen Weg, lass mich erkennen, dass du nie einen Fehler hast, jetzt, da ich in deiner Wahrheit bin.“
In unserer Gemeinde gibt es ungeheuer viele Aktivitäten. Ich finde es auch immer schön, dass es einen freien Markt gibt. Ich kann Ihnen nur Mut machen, so viel wie möglich mitzunehmen.
Am Sonntag war das Treffen der Hauskreisleiter, und da habe ich einen gesprochen, der sagte: „Das war toll! Ich habe zum ersten Mal gemerkt: Mein Leben muss durchscheinend werden.“ Das muss dort in der Besprechung irgendwo sehr eindrücklich herausgekommen sein.
Da dachte ich: So etwas wünsche ich mir heute auch. Mein Leben muss durchscheinend werden. Gott kann in mir nur wirken, wenn mein Leben auch ganz sauber vor Gott geordnet ist. Und keiner von uns hat das schon erreicht. Es ist ein immer neuer Prozess, dass wir uns vor dem Herrn heiligen.
Deshalb ist es gut, in der Bibel auch die Worte zu lesen, die man ja oft einfach überschlägt, weil man schnell zu den Trostworten eilt und zu den herrlichen Zusagen der Gnade Gottes.
Aber es hilft uns, dass Gott sich an seinen Ordnungen nichts abmarken lassen will. Nicht, weil Gott kleinlich wäre, sondern weil es kein Glück gibt, wenn Unrechtes gut in unseren Händen ist. Es gibt keine Liebe, wenn wir falsche Beziehungen haben. Und es gibt auch keine Freude an Gott, wenn man ihn nicht so ehrt, wie er sich vor uns offenbart.
Wenn man also mit falschen Gottesbildern spielt, wenn Aberglauben oder okkulte Dinge bei uns Raum haben, dann ist das problematisch.
Auch im Neuen Testament ist das so. Unterscheiden Sie bitte nie und sagen: „Ach, das ist im Alten Testament die Gerichtsbotschaft, im Neuen ist nur die Liebe.“ Im Neuen Testament gibt es ungeheuer viel ernsthafte Gerichtsbotschaft.
Und zwar liegt das ganz genau nebeneinander, auch beim Apostel Paulus und bei Jesus. Der Ruf lautet: „Kommt her zu mir, die Müssen in ihm beladen sind.“ Und dann folgt das Erschütternde: „Weh euch!“
Das wurde gerade den Bibelleuten gesagt: Das müssen Sie immer wieder hören. Gott richtet an seiner Gemeinde die Fehler ganz besonders, nicht an der Welt.
Da ist erstaunliche Geduld Gottes am Werk bei den Gottlosen. Aber bei denen, die ihm dienen wollen, die ihm gehören, nimmt es Gott ganz genau und lässt das ihnen nicht durchgehen.
Beispiele für Gottes Gericht und seine Strenge
Das kennen wir schon seit den Kindertagen: wie Gott gerichtet hat, und zwar oft auf eine erschütternde Weise. Zum Beispiel die Rote Chora, die gemurrt hat – wann haben wir nicht auch schon gemurrt, uns aufgelehnt? Ganz erschütternd ist eine Geschichte, die man kaum versteht: Ein Mann, der das Heiligtum der Bundeslade berührt, wenn der Wagen vom Weg abkommt und die Lade herunterfällt. Er hält sie fest, fällt aber tot um, weil er die Lade vergriffen hat, die Gott geweiht ist.
Oder Saul, der ein Opfer bringt, das Gott nicht durch seine Hände haben will. Saul fällt unter den Fluch Gottes, weil Gott so genau ist. Das finden wir genauso im Neuen Testament, ebenfalls auf erschütternde Weise, bis hin zur Offenbarung. Natürlich zeigen auch die Evangelien das deutlich.
In den Propheten ist das Gericht immer sehr stark präsent. Die Gerichtsbotschaften möchte ich Ihnen anhand einiger Leitbilder zeigen. Sie sind niemals vernichtend, sondern immer ein Heimholen.
Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass Ihre Kinder nachts auf Diebestour gehen? Sie würden überlegen, wie Sie es ihnen klar sagen können und wie Sie mit aller Macht dem Bösen wehren. Aber Ihr Ziel wäre doch, sie zurückzugewinnen, um ein harmonisches Leben zu führen.
Bei Gott geht es niemals ums Vernichten, sondern ums Retten. Das ist im Gericht enthalten.
Herr Albert hat mir nach einer Predigt einmal einen guten Satz gesagt, den Sie vielleicht vom Gottesdienst mit seinen Söhnen kennen: „Das Gericht ist kein negatives Wort, wir richten ja auch ein Fest aus.“ Das Wort Gericht enthält das Richten. Dabei wird etwas in Ordnung gebracht, etwas wird schön gemacht. Gott richtet etwas.
Das ist ein guter Gedanke: Er will unser Leben richten. Deshalb betrügt sich jeder, der diesen Teil ausklammert.
Die Gerichtsbotschaft im Buch Hosea
Wir haben uns zunächst die Lebensgeschichte des Propheten Hosea angesehen, der eine ungewöhnliche Ehe eingehen musste. Dabei haben wir auch die heilige Liebe Gottes betrachtet, die sich darin zeigt: „Ich will mich mit dir verloben.“ Zuerst sind wir zurückgegangen, um den Hintergrund zu verstehen. Nun wollen wir uns Kapitel 4 anschauen.
Hört, ihr Israeliten, das Wort des Herrn! Denn der Herr hat Grund zu schelten, die im Land wohnen. Es gibt keine Treue, keine Liebe und keine Erkenntnis Gottes im Land. Stattdessen haben Fluchen, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebruch überhandgenommen. Eine Blutschuld folgt der anderen.
Darum wird das Land Dürre leiden, und alle seine Bewohner werden dahinwelken. Auch die Tiere auf dem Feld, die Vögel des Himmels und die Fische im Meer werden weggerafft.
Doch man soll niemanden schelten oder zurechtweisen, außer dir, Priester. Dich allein habe ich zu schelten. Darum wirst du bei Tage fallen, und der Prophet wird des Nachts neben dir fallen. Auch deine Mutter will ich dahingeben, denn mein Volk ist verloren, weil es ohne Erkenntnis ist. Du hast die Erkenntnis verworfen.
Deshalb will ich auch dich verwerfen, damit du nicht mehr mein Priester sein sollst. Du vergisst das Gesetz deines Gottes, darum will auch ich deine Kinder vergessen. Je mehr sie werden, desto mehr sündigen sie gegen mich.
Darum will ich ihre Ehre zu Schanden machen. Sie nähren sich von den Sündopfern meines Volkes und sind begierig nach seiner Schuld. Darum soll es dem Priester genauso ergehen wie dem Volk, denn ich will ihr Tun heimsuchen und ihnen vergelten, wie sie es verdienen.
Sie werden essen und nicht satt werden, Hurerei treiben und sich nicht mehren, weil sie den Herrn verlassen haben und ihn nicht achten. Hurerei, Wein und Trunk machen toll.
Hören wir hier erst einmal auf.
Verantwortung der Priester und der Gemeinde
Also, was können wir feststellen? Wenn die Missstände im Volk zunehmen, macht Gott seine Priester verantwortlich – seine beamteten Leute, die Leiter, könnte man sagen. Eine Last ist auf mich gefallen. Das ist ganz ähnlich wie bei Hesekiel, der immer wieder sagt: „Ich mache dich verantwortlich für die Menschen, die verloren gehen.“
Ich habe heute einen Brief von einer Frau aus Württemberg bekommen. Sie schrieb, dass sie immer wieder böse Sachen über die Kirche sagt. Das Wort Gottes sagt ebenfalls böse Dinge über die Kirche. Gott richtet die Kirche vor allem anderen, also die gläubigen Leute. Wie ist es bei euch? Wenn die Welt sündigt, ist Gott ungeheuer großzügig, denn die Menschen können es ja gar nicht anders wissen.
Aber das Volk Gottes weiß es doch. Wenn gläubige Leute sündigen, nimmt Gott das furchtbar übel, denn wir müssen Leitfiguren sein. Wir haben ja nicht den Priesterstand als Sonderstellung, aber das ist ganz besonders neu wichtig. Ich habe mir das heute noch einmal notiert: Gott will unser Leben.
Er sagt: „Ich habe Ursache zu schelten, aber ihr habt versagt, ihr habt es den Leuten nicht mehr gesagt.“ Ich sehe das auch heute als sehr schwierig an. Wenn wir die Missstände in unserem Volk beklagen, fragen wir uns oft: Was bekommen unsere Kinder mit? Wo haben sie noch Gottesfurcht gelernt? Wo sind sie noch in den Kindergottesdienst gegangen? Was haben sie im Religionsunterricht mitbekommen?
Wir leben doch von großen Schätzen. Da liegt die große Not des Versagens heute. Wir sollten auch ganz offen darüber reden und sagen: Wir tragen einen großen Teil der Schuld an dem Miss- und Fehlweg unseres Volkes. Wir haben eine Mitverantwortung, dass wir immer wieder in Liebe und Güte deutlich sagen, was richtig ist.
Es ist mir auch immer wieder schwer, wenn wir es oft nicht schaffen, jungen Menschen zu vermitteln, dass die Lebensordnungen Gottes uns nichts vom Leben wegnehmen. Im Gegenteil: Sie sind gut, schön und das Beste. Warum ist es dann so, dass alles so verfangen sein kann? Haben wir es selbst nicht mehr so gelebt, dass es für andere verlockend wird?
Im Vers 2 wird erzählt, was daraus folgt: Verfluchen, Lügen, Morden, Stehlen, Ehebrechen – Kriminalität wächst rundum. So war es in Israel. Aber wir wissen, woher das kommt. Das macht uns auch immer wieder sehr barmherzig.
Im Moment ist es ja so furchtbar, wenn man darüber nachdenkt, was alle Menschen bewegt: das süße siebenjährige Kind in Bayern, das Opfer eines Sexualverbrechens wurde. Was dieses Kind durchgemacht hat, kann man sich kaum vorstellen. Und von der Seite kann man kaum noch darüber sprechen.
Doch ich bin überzeugt: Wenn wir den Täter ansehen, sehen wir, durch welche schmutzigen Einflüsse er bei Filmen, Magazinen oder anderen Quellen gelaufen ist. Das ist nicht natürlich, dass er in dieser Perversität steckt. Das ist mir immer wieder so schwer. Das ist auch eine gewisse Volksschuld, dass so viel bei uns passieren kann.
Ich glaube nicht, dass Menschen mit all diesen Fehlhaltungen angeboren werden. Vielmehr wird sehr viel vom Schlechten erst beigebracht, wenn jemand keine Liebe zu Hause hat, keine Familie und keine Nachbarn, die sich kümmern.
Ich erinnere mich noch an Frau Werner, die früher mit einem Straßenkind gearbeitet hat. Haben Sie noch Verbindungen mit ihm? Er wurde von ihr betreut, stundenlang. Die Eltern waren zum Geldverdienen weg. Ich weiß nicht mehr, welcher Nationalität er war, aber Frau Werner hat viel Zeit mit ihm verbracht, hat ihm Liebe gezeigt und mit ihm gelernt. Verstehen Sie, was aus so einem Menschen werden kann, wenn er irgendwo Liebe lernt?
Das hat mich immer beeindruckt, wie viel Zeit da investiert wurde. Ich will jetzt nichts umrechnen, aber die Schuld, dass etwas falsch läuft, liegt doch darin, dass im Vers 1 genannt ist, wo keine Treue, keine Liebe und keine Erkenntnis Gottes ist. Dann folgen die anderen schlechten Dinge.
Auch bei uns: Wenn wir jemandem helfen wollen, der sein Leben in Ordnung bringen will, der sagt: „Ich habe immer so schlimme Dinge erlebt“, ist es schön, wenn jemand sich öffnet. Dann kann man ganz schlicht sagen: Wenn du wieder anfängst, Gott über alles zu lieben und sein Wort zu ehren, kommt Erneuerung in dein Leben.
Das ist ganz wunderbar. Es geht nicht darum, alle nur an den praktischen Dingen zu therapieren. Übrigens darf man die Möglichkeiten der Psychologie nicht überschätzen. Viele glauben, Psychologie könne alles lösen. Das wundert einen bei der Rehabilitation und in den Gefängnissen.
Karatschitz ist auch Psychologe. Ob sie wirklich viel sanieren können? Es gibt auch viele böse Herzen. Aber der lebendige Gott, der den Menschen geschaffen hat, ist der edelste Schatz von allen. Wenn Menschen zu Gott kommen, kommt Reinheit in ihr Leben.
Wenn sie offen und durchscheinend werden – das ist so schön im Beichtgespräch oder im Bekenntnis der Sünde, wenn man sie vor Gott loslässt – dann kommt Erneuerung, ein Heilungsprozess.
Den brauchen wir, denn wenn wir die schmutzigen Dinge in unserem Leben laufen lassen, wuchern sie. Das ist wie im Garten mit Unkraut: Wenn es nicht herausgerissen wird, erstickt bald der ganze Garten.
Wir müssen die Probleme an der Wurzel bekämpfen. Deshalb müssen wir auch aneinander sehen, dass wir als Gemeinde eine Verpflichtung haben. Wir werden nie eine vorbildliche Gemeinde sein, es gibt noch viele Mängel. Aber wir wollen wenigstens Gott Raum geben, damit er mit seinem Frieden in unserer Mitte sein kann.
Die drei Schlüsselbegriffe: Treue, Liebe und Erkenntnis Gottes
Und diese drei Begriffe sind ganz herrlich. Es ist keine Treue. Was ist die Treue? Der Mensch ist sicher sehr wacklig, rennt heute hierhin und morgen dorthin. Die Treue ist ja zuerst ein Wort, das in der Bibel immer von Gott gesagt wird. Er ist der Treue. Sind wir untreu, dann ist er treu.
Wer Gott begegnet, der bekommt zum ersten Mal einen festen Halt. In der Bibel heißt es immer zuerst: ein Fels, ein ganz verlässlicher Fels. Dieser Fels gibt uns zum ersten Mal eine Basis, auf der ich stehen kann und wieder weiß, wer ich bin und was ich habe. Dieser Gott, der mich hält und mir seine Zusagen gibt – das haben wir am Sonntag wieder gehört –, auf ihn kann ich mein Vertrauen setzen. Ich bin ganz fest geborgen bei ihm, dem lebendigen Gott der Treue.
Und er macht mich auch treu. Die Treue, die wir in der Ehe leben und sagen: anders können wir uns das gar nicht vorstellen, ist eine Erfahrung, an der wir die Treue Gottes lernen. Sonst versteht ein Mensch das doch gar nicht. Warum soll ich meiner Frau treu sein, wenn ich nicht erst an Gottes Treue erfahren habe? Denn man kann erst sehen, wie wunderbar das ist, weil Gott seine Pläne nicht umändert.
Das ist das Schönste: Wenn ein Mensch in seinem Leben eine Kontinuität bekommt, Treue. Sie bezieht sich auf die Eltern und ihre Kinder, auf die Treue zum Arbeitsplatz, auf den treuen Umgang mit den anvertrauten Gütern und allem, was ist. Denn Gott ändert seine Pläne nicht. Vielleicht liegt es heute in jungen Menschen drin, dass sie sagen: „Mach das nach Lust, und dann werfen wir alles um.“ Aber ich brauche in meinem Leben eine Linie, und die kann ich nur von der Treue Gottes her lernen.
Dann ist da auch Liebe. Wo lerne ich denn die Liebe? Die reine Liebe lerne ich erst, wenn ich begreife, wie Gott mich geliebt hat. Er hat mich geliebt, obwohl ich ihm nichts Liebenswertes bin, obwohl ich ein notvoller Kerl bin. Und er hat mich lieb. Das gibt diese überwältigende Liebe, sodass ich sagen kann: Dann lassen wir so einen Rotzlöffel doch wieder spüren, so einen Buben, der da herumrennt. Ich habe so viel Liebe bekommen, ich habe einen Überfluss an Liebe.
Wenn die Liebe im Volk fehlt, wenn auch bei uns die Liebe fehlt, dann sind die Menschen schnell sensibel dafür. Sie merken das und sagen: „Das ist halt Routine, oder das ist alles so kalt.“ Ob da diese überwältigende Liebe da ist, die wir von Gottes Liebe empfangen haben und die wir anderen Menschen weitergeben wollen.
Und dann ist da auch Erkenntnis Gottes. Als Student habe ich mir diese drei Worte auswendig gelernt. Was sagt der Hosea? Um die geht es ihm: um die Liebe Gottes, um die Treue und um die Erkenntnis. Die anderen Dinge sind ja praktisch Folgen daraus – die Missstände.
Jetzt können wir es mal in einem hochtheoretischen Satz sagen: Die Ethik kommt aus dem Glauben, das richtige Verhalten kommt aus einer neuen Gottesbeziehung, und dann wird das Leben neu. Wenn ich Gott erkenne, den lieben, guten Gott, dann brauche ich keine krummen Wege mehr zu gehen, weil ich weiß, dass es doch gar keinen Segen gibt.
Wer Erkenntnis Gottes hat, muss sagen, wie es in der Bibel immer heißt: Sünde ist Torheit. Ein ganz hirnverbrannter Blödsinn! Wie kann ich denn etwas tun, wo ich doch weiß, Gott weiß alles, sieht alles? Wie kann ich mich an Gott versündigen? Wie kann ich meinen, da käme ich weiter auf einer krummen Tour oder indem ich für mein Recht streite, wo ich doch Gott alles sagen kann, was meine Sorgen sind?
Wer Erkenntnis Gottes hat, braucht doch gar nicht mehr zu sündigen. Sie kennen doch meinen Spruch: Die Sünde hat noch nie ein Stück weitergebracht. Weder habe ich Erfüllung gefunden, noch habe ich Glück gefunden, noch habe ich Reichtum gefunden. Im Gegenteil, es ist bis ins Alter eine Last, wenn man immer wieder an alte Irrwege erinnert wird, wo man mal meinte, mit einer krummen Tour oder einer Notlüge durchzukommen.
Es hat doch nie in ihrem Leben etwas gegeben, das sich gelohnt hätte. Es war immer wunderbar, wenn sie einen offenen Weg gegangen sind. Ich sage das mit Zittern. Ich habe oft mit Menschen zu tun, die große Verantwortung tragen. Und die ziehen einen dann hinein und sagen: „Bei mir geht es um viel, viel Geld, und ich kann es mir nicht leisten, das jetzt zu lassen.“ Ich sage dann: „Sie müssen den Weg gehen, um Jesu willen.“
Ich denke, das kann nur eine Pleite geben, denke ich selber in meinem kleinen Glauben. Und später höre ich, Gott hat gesegnet und einen Ausweg geschenkt. Wir hatten verschiedene Geschichten, und nicht über alle kann man reden. Aber es war schön, wie der größte Steuerberater im Umkreis von Stuttgart erstmals erzählt hat, nach einem zweijährigen Kampf um einen Konkurs, wo er der allein haftende Geschäftsführer war.
Es war einer dabei, der Millionen nicht mehr haben wollte und die Sache nur bereinigen wollte, ohne dass er Christ war. Ich verstehe es bis heute noch nicht, aber es haben viele gebetet. Wenn ich weiß, was Gott ist, auch in Wirtschaftsbeziehungen oder in Lebensbeziehungen, dann ist man ganz anders.
Sie müssen immer wieder helfen. Schauen Sie auf Gott, richten Sie den Blick auf ihn und sagen nicht immer: „Vom Augenblick her entscheiden.“ Das Schlimmste, was man tun kann, ist das, was ich im Theologenwort Situationsethik nenne. Das kennen Sie schon: Man sagt, „Ja, aber wenn ich im Krankenbett sitze und der Patient erträgt es gar nicht, dass man ihm offen seine Krankheit sagt, dann darf ich doch lügen.“
Da wird immer eine Situation gemacht, in der man sagt, da ist Sünde keine Sünde mehr. Vielleicht haben Sie andere Weisheit, was Sie dem Patienten sagen. Sie sagen: „Ich möchte ja nicht darüber reden“ oder „Ich bin kein Mediziner“ – Sie brauchen ja nicht alles beantworten. Aber lügen dürfen Sie nicht, denn dann wird auch Vertrauen zerstört.
Es gibt keine Situation, in der man lügen darf. Wir haben als Theologen darum gestritten, ob es nicht einen Ehebruch aus Liebe gibt. Wenn die Frau unerfüllt ist und so weiter, warum soll man das nicht tun, wenn niemand geschädigt wird? Verstehen Sie, Sie können alles theoretisch machen. Aber es sind alles theoretische Situationen, die absurd sind.
Das darf man als Theologe ruhig spitz formulieren: Das gibt es nach dem Wort Gottes nicht. Wer den lebendigen Gott kennt und Erkenntnis Gottes hat, kann nicht mehr sündigen. Er weiß, dass es ins Herz Gottes geht.
Wir müssen immer wieder den Punkt klar sehen. Wenn Sie wissen wollen, wie Sie einem anderen helfen können: Sie können es nur einem Christen deutlich machen und sagen: „Ist dir das klar, dass Gott auch die Situation jetzt hat und sie zugelassen hat? Jetzt wollen wir auf ihn blicken und nicht auf die Situation.“
Denn die Situation bringt immer neue Sorgen: „Morgen kommt der Gerichtsvollzieher, dann muss ich schnell handeln, und da könnte ich noch was machen.“ Nein, nicht auf die Situation blicken, auf den Herrn blicken. Wer Erkenntnis Gottes hat, überwindet die Sünde.
Das befreiende Gericht der Propheten
Und jetzt wird ihnen schon deutlich, dass das Gericht der Propheten etwas ganz Herrlich Befreiendes ist. Das Gericht der Propheten besteht einfach darin, dass die Dinge beim Namen genannt werden – auch die Aspekte im Leben, die Not verursachen. Diese Dinge haben keinen Wert, wenn keine Änderung erfolgt. Deshalb werden sie angesprochen.
Heute gibt es viele Theologen, die sich auf die Propheten berufen und sagen, wir müssten auch politisch reden und uns in politische Fragen einmischen. Dabei müssen wir sehr genau darauf achten, dass wir nicht mit der Autorität Gottes in alltägliche Angelegenheiten eingreifen. Es gibt jedoch Lebensfragen, und genau dort sollte das geschehen, wenn wir reden. Wir sollten sagen: In all dieser Not schaut auf Gott. Dann haben wir es richtig verstanden.
Das Versagen der Priester haben wir bereits angesprochen, und zwar im Kapitel 5. Im Kapitel 4 wird ab Vers 11 noch vom Götzendienst gesprochen. Wir wollen nicht alles auslegen. Kapitel 5 betrifft die politischen Führer Israels, die Verantwortlichen im Königshaus, die eigentlich das Volk leiten sollten.
Sie erinnern sich noch, wie bei Samuel Gott eigentlich keinen König wollte, weil er sagte, das sei gar nicht nötig. Autoritäten bergen immer eine große Gefahr. Doch es kam so, dass die Könige nur sich selbst gesucht haben. Immer wieder wird das Bild der Hurerei verwendet. Auf der einen Seite ist es erschütternd, wenn Menschen nicht mehr in der Zucht Gottes sind und ihre Gottesgaben nicht mehr unter Kontrolle halten können.
Das ist wie bei einem Dampfkessel, den man plötzlich nicht mehr zuschrauben kann, der explodiert. So ist es dort, wo ich meine Gaben nicht mehr bei Gott ordnen kann. Leider war es immer wieder die Geschlechtlichkeit, die dabei eine Rolle spielte. In Israel war das besonders furchtbar durch die Baals-Religion, die weit verbreitet war und viel Tempelprostitution beinhaltete.
Doch es war immer ein Zeichen dafür, dass ich Gott nicht über alles liebe.
Lebensbild Philipp Spitta und die Liebe zu Jesus
Jetzt erzähle ich Ihnen noch eine kleine Geschichte, weil man es so besser verstehen kann. Ich versuche, es auf diese Weise lebendiger zu machen. Sie wissen ja, wie ich immer wieder nach Begebenheiten aus der Vergangenheit suche. Da ist mir Philipp Spitta besonders groß vor Augen.
Philipp Spitta hat uns sehr schöne Lieder geschenkt, in denen er Lebensbilder zeichnet. Zum Beispiel: „Ich stehe meines Herrn an und will drin stehen bleiben“, „Komm, Herr des Königs Aufgebot“ und „Bei der Jesu will ich bleiben“ usw. Er stammte aus einer Hugenottenfamilie, die Mutter war Jüdin. Darüber haben wir hier bisher noch nicht gesprochen, glaube ich.
In seiner Jugend bekam er Skrofulose, eine Form von Tuberkulose, und war vier Jahre lang nicht in der Schule. Seine Eltern sagten daraufhin, dass ein Studium keinen Sinn mehr habe. Das komme nicht in Frage, jetzt werde er Uhrmacher. An diesem Beruf litt er sehr, doch er brachte die Lehre treu zu Ende. Sogar während seiner Lehrzeit diente er noch. Dann ertrank sein Bruder.
Für das Studium war eigentlich Geld zurückgelegt worden, was die Mutter wusste. Obwohl Philipp seinen Beruf ungern ausübte, sagte sie: „Jetzt studiere doch noch.“ Zuerst musste er jedoch die Schule fertig machen. Lieber Gerhard Ellermann, ich glaube, nie ist ein Schüler lieber zur Schule gegangen als Philipp Spitta – endlich durfte er wieder dorthin. Danach begann er sein Studium.
Im Studium kam das alte Problem mit dem Glauben an die Theologie wieder auf: Zweifel und viele Fragen. Er machte schließlich sein Examen, doch eine Anstellung fand er nicht. Früher war das leichter gewesen. Dann arbeitete er als Hauslehrer.
Er hatte einen Freund, mit dem er ein Herz und eine Seele war. Von diesem Freund lieh er sich zwanzig Taler und kaufte eine Harfe. Abends saßen sie unter einem Lindenbaum und sangen lustige Volkslieder. Heinrich Heine war damals der spöttische, lästernde Philosoph. Auch er war Jude, der zum Christentum übergetreten war. Heine war ein wüstes Lästermaul, wie man ihn aus der Literatur kennt.
Eines Tages sagte Heine zu Philipp Spitta: „Du darfst uns nicht mehr besuchen.“ Er hatte zwei Kinder von einem Oberamtsmann, damals eine Art Landrat. Wenn Philipp seine Lästersprüche in Gegenwart der Kinder sagte, hatte es keinen Wert mehr zu kommen. Da war Heinrich Heine tief gekränkt, und die Freundschaft war zu Ende.
Das war Philipp Spittas Weg zur Heilsgewissheit: „Bei der Jesu will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehen.“ Interessant ist, dass er in dieser Zeit sein zweites Examen machen musste. Die damalige Kirchenleitung hatte Angst, dass er ein Pietist sei. Sie verhörten ihn gründlich, ob er nicht zu viel für Jesus wolle, ob er zu viel vom Sohn Gottes rede und zu wenig von der Menschlichkeit Jesu.
Daraufhin schrieb Philipp Spitta seinem Bruder. Man sagte, das sei eigentlich komisch. Jetzt komme ich erst zu dem, was ich sagen will. Aber es war kein kleiner Ausflug.
Jesus hat auch ein Examen gemacht, einmal bei einem Jünger. Er stellte nur eine Frage. Während der Kunststurm viele Fragen stellte, fragte Jesus nur eine: „Hast du mich lieb?“ Und dann übertrug er diesem Mann die Herde, also das Pfarramt. Es war Petrus, der gefragt wurde. Die einzige Voraussetzung war die Liebe zu ihm.
Das muss man sich immer wieder fragen: Stimmt deine Liebe zu Jesus? Und aus dieser Mitte heraus wirst du es anderen nicht mehr anders tun können. Es war mir wichtig, an so eine Figur wieder erinnert zu werden. Ich möchte wieder in der Liebe Jesu leben und bei ihm bleiben.
Die Umkehr und Heilung in Hosea Kapitel 6
Und jetzt Kapitel sechs, ein zentrales Kapitel des Hosea mit seiner Gerichtsbotschaft:
Kommt, wir wollen wieder zum Herrn, denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen. Er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden.
Was bedeutet das? Es heißt, dass Gott in unserem Leben manchmal grausam hart sein kann und uns Dinge aus der Hand schlägt. Wenn wir in Situationen kommen, in denen wir fragen: Warum geschieht mir dieses Schwere? – dann ist es immer wieder gut, zuerst zu sagen: Herr, ich komme zu dir und möchte Reinigung und Vergebung haben.
Denn Gott kann uns oft erst durch schwierige Ereignisse stoppen, wenn wir auf einem bösen Weg sind. Es lohnt sich, einmal wieder zu fragen: Soll ich zurückkehren? Er hat uns geschlagen, er wird uns wieder heilen. Gott will nicht zerschlagen, aber Zeiten, in denen wir leiden, sind auch Zeiten der Reinigung.
Ich bin immer wieder unter dem Eindruck, dass alle Menschen in diesen schweren Lebensphasen sehr offen sind. Da sollte man nicht bloß trösten und sagen: Ach, es ist schwer, sondern es drückt uns in solchen Augenblicken auch viel aus, was wir versäumt haben.
Es wundert mich immer wieder, dass mich bei Beerdigungen jedes Mal drückt, wie viel man in diesem Moment sieht, was man versäumt hat – auch bei Menschen, die man nur am Rand gekannt hat. Warum bist du nicht mehr hingegangen? Warum hast du dich nicht mehr um diesen Menschen gekümmert? Man sieht die Versäumnisse, und das ist gut so, weil sie auch vor Gott geklärt werden müssen.
Der Herr will nicht zerreißen, er will heilen. Er will nicht schlagen, er will verbinden. Er macht uns lebendig nach zwei Tagen, er wird uns am dritten Tag aufrichten, damit wir vor ihm leben.
Lasst uns darauf achten, den Herrn zu erkennen.
Die Gerichtsbotschaft ist gar nicht schwer. Es ist eine ganz selbstverständliche Botschaft der Umkehr, der Heimkehr zu Gott.
Vers 4: Was soll ich dir tun, Ephraim, was soll ich dir tun, Juda? Denn eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der frühmorgens vergeht.
Jetzt muss man sich das heiße Land vorstellen, wo es im Sommer Wolken gibt, die nachher verdampfen. Das ist wie der Morgennebel im Sommerdunst. Eure Liebe ist nur wie ein Morgennebel, wie der Tau. Schon um neun Uhr ist die Wiese trocken. Dann ist die Sonne da und hat das ganze Wasser weggebrannt.
Eure Liebe geht nicht tief, sie ist nur kurz da. Ich habe ja gesagt, Hosea hat so wunderbare Bilder.
Und dann Vers 6: Ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.
Diesen Vers muss man sich einprägen, weil er ganz ähnlich auch im Amos steht und auch beim Jesaja.
Tut mir weg das Geblär eurer Lieder! Warum soll man nicht mehr singen? Nein, wenn etwas zwischen Gott und uns nicht in Ordnung ist, dann kann man nicht mit Liedern das zudecken, auch nicht mit Gaben, die man Gott bringt.
Sondern zuerst kommt die Bereinigung des Lebens. Da ist Gott unerbittlich.
Im Alten Testament steht schon, dass Gott sagt: Ich will eure Brandopfer nicht riechen. Ich mag eure Opfer nicht riechen, tut sie weg. Warum zertretet ihr meinen Vorhof?
Gott sagt: Schade, was ihr auf dem Boden herumtappt in der Kirche, wenn ihr euer Leben nicht ändert.
Das ist so wichtig, dass die Propheten da den Finger drauflegen – eine Bekehrung an Haupt und Gliedern, die ins Leben hineinwirkt und sichtbar wird.
Weitere Gerichtsbotschaften und Warnungen
Wenn wir einen kurzen Blick hineinwerfen: In Kapitel sieben geht es um die Könige. Dort finden wir ein hartes Wort, besonders in Vers acht. In der zweiten Hälfte heißt es, Ephraim sei wie ein Pfannkuchen, den niemand umwendet. Er ist auf der einen Seite angebrannt, wird aber auf der anderen Seite nie gar. Das sind eindrucksvolle Bilder von Hosea: Ihr seid nie richtig durchgebraten – auf der einen Seite verbrannt und auf der anderen noch roh. Euer Leben ist nie ganz geworden, es ist nie richtig echt geworden. Das tut einem gut, denn man sollte solche Stellen beim Bibellesen nicht überspringen.
Im weiteren Verlauf geht es um den falschen Gottesdienst Israels. Es wird vom Götzendienst mit dem Kalb gesprochen und wie ernst Gott das richtet. In Kapitel 9, Verse 1-4, finden wir ein erschütterndes Wort über die Gefangenschaft Israels. Dort heißt es, dass sie in ein fremdes Land weggeführt werden. Obwohl das Nordreich Samaria zu dieser Zeit noch intakt war, kündigt Hosea schon an, dass sie nicht im Land bleiben sollen. Ephraim muss wieder nach Ägypten und in Assyrien Unreines essen.
Dort werden sie dem Herrn keine Trankopfer vom Wein bringen, und ihre Schlachtopfer werden ihm nicht wohlgefällig sein. Ihr Brot soll sein wie das Brot der Trauernden. An dem Unrein werden alle, die davon essen. In Kapitel 9, Vers 10, wird eine Geschichte erzählt, die noch einmal verdeutlicht, dass die ganze Liebesgeschichte Gottes nicht verstanden wird. Gott hat an uns gehandelt und will immer wieder seine Liebe sichtbar machen.
Dann kommen wir zu Kapitel 11, wo wir bereits waren. Dort wird von der heiligen Liebe gesprochen: „Ich habe dich doch einst gerufen.“ Gott will uns wieder wie Jakob zum Israel machen. Er will in unserem Leben eine Erneuerung schaffen. Deshalb heißt es: Bekehrt euch nun zu eurem Gott (Kapitel 12, Vers 7) und haltet fest an Barmherzigkeit und Recht. Hofft stets auf euren Gott.
Zum Schluss folgen die großen Segensworte.
Aufruf zur Reinigung und Heiligung
Wir wollen an dieser Stelle einfach abbrechen und uns immer wieder bewusst machen: Es darf nicht sein, dass wir unter dem Gedanken der Liebe Gottes ungute Dinge in unserem Leben zulassen.
Das wäre furchtbar, wenn etwas in unserem Leben langsam vor sich hin verfault und uns von innen heraus vergiftet – wie ein Eiterherd, ein ungutes Stück. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir uns vor dem Herrn prüfen, uns reinigen und heiligen. Die Propheten helfen uns dabei, den ganzen Segen Gottes und die ganze Liebe wieder zu ergreifen und auch unsere Erwählung festzumachen.
Es ist etwas Schönes, wenn wir wirklich gerichtet und ausgerichtet werden – festlich gerichtet. Im Neuen Testament war es bei Paulus immer wieder Thema, dass wir ohne Fehl und makellos vor Gott stehen sollen. Nicht, weil wir das aus eigener Kraft schaffen könnten, sondern weil wir die Vergebung Jesu darüber breiten. Diese Vergebung hat eine wunderbar heilende Kraft.
Wir dürfen uns nicht dauernd damit herausreden, als ob es schon so sei. Vielmehr wollen wir uns vor dem Herrn neu geben, damit er unser Leben erfüllt, durchdringt, in Besitz nimmt und gebraucht.
Das ist schön, denn der Herr will uns ganz haben. Er will uns schön machen, umwandeln und erneuern.