
Herzlich willkommen zum Podcast der EFA Stuttgart mit Thomas Povileit und Jörg Lackmann.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen. In der Gesellschaft hat die Bezeichnung „Vatertag“ die Bezeichnung „Christi Himmelfahrt“ weitgehend verdrängt. Viele wissen daher nicht, was an diesem Tag – also dem „Vatertag“ in Anführungszeichen – eigentlich gefeiert wird.
Es geht hier um Christi Himmelfahrt. Welche Bedeutung hat die Himmelfahrt in der Bibel? Was tut Christus gerade jetzt, nachdem er sich zur Rechten Gottes im Himmel gesetzt hat?
Ja, vierzig Tage nach Ostern feiern wir Christi Himmelfahrt.
Jörg, was hat es eigentlich mit diesem Feiertag auf sich? Du hast ihn sicher nicht vergessen. Nein, wobei er zu den Feiertagen gehört, die eher weniger gefeiert werden. Generell finden an diesem Datum eher Konferenzen statt, aber die Bedeutung des Tages höre ich eigentlich seltener.
Es ist ganz einfach: Nachdem Jesus 40 Tage auf der Erde war, fuhr er in den Himmel zu seinem Vater. Ich weiß nicht, ob deswegen der Vatertag auf diesen Tag gelegt wurde. Es ist aber nicht das Schlechteste, denn er ist wirklich zu seinem Vater in den Himmel zurückgekehrt, nachdem er einige Jahrzehnte auf der Erde verbracht hatte. Die Ableitung ist also nicht die schlechteste.
Interessanterweise wurde dieser Tag in den ersten drei Jahrhunderten zusammen mit Pfingsten gefeiert. Damals war er kein eigenständiger Feiertag, weil ja eine Folge der Himmelfahrt war, dass der Geist gesandt wurde. Das hat Petrus in seiner Predigt ausdrücklich gesagt: Wegen der Auferstehung und der Himmelfahrt sieht er jetzt, dass der Geist kommt. Deshalb hat man das damals zusammen gefeiert – sozusagen gleich angehängt.
Ja, vielleicht. Da es damals keine öffentlichen Feiertage gab – das Christentum war ja in der Minderheit und teilweise verfolgt – weiß ich nicht genau, warum es dann so war. Aber das war die Entwicklung. Der Tag geht natürlich ganz klar darauf zurück, dass die Jünger da standen, als Jesus gen Himmel fuhr. Und das wird eben an diesem Tag gefeiert.
Es gab sicher auch eine Entwicklung im Laufe der Zeit, oder?
Inwiefern hat sich das entwickelt? Ja, es hat sich in gewissem Maße weiterentwickelt, zum Beispiel hin zum Fest Christi Himmelfahrt oder Ähnlichem. Du sagst, es wurde ursprünglich an Pfingsten angegliedert, aber später dann von Pfingsten getrennt gefeiert.
Als die Kirche zur Staatskirche wurde, war das für diesen Zeitpunkt praktisch. Vielleicht lag das daran, dass man dadurch mehr Freiraum hatte. Auch für solche Dinge wurde es so wichtiger.
Wenn wir nun noch einmal auf das Ereignis zurückkommen: Die Jünger standen dort und sahen, wie Jesus gen Himmel fuhr und langsam entschwand, oder?
Das „langsam“ ist mir dabei wichtig geworden. Ich wusste immer, dass es bei Jesus langsam geschah, weil die Sprache in Apostelgeschichte 1 die Hauptstelle dazu ist. Auch Lukas 24 berichtet davon. Dort steht: „Als er dies gesagt hatte und mit seinen Jüngern gesprochen hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie unverwandt zum Himmel blickten, während er da hinfuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißer Kleidung bei ihnen und sprachen: ‚Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen.‘“
Die Sprache mit „emporgehoben“ und „dahinfahren“ klingt wirklich nach einer langsamen Bewegung.
Interessanterweise werden wir ja auch einmal entrückt werden. Ich habe mir die Entrückung immer als eine sehr schnelle Sache vorgestellt, weil wir in einem Moment verwandelt werden. Aber es steht, dass wir wirklich zu ihm entrückt werden. Ich glaube, das könnte durchaus langsam sein.
Ich habe noch nie einen Film darüber gesehen und weiß gar nicht, wie das verarbeitet wird. Aber hier heißt es, dass man ihn dann sieht, also dass Jesus wirklich zurückkommt auf die Erde und alle ihn so sehen, wie sie ihn jetzt gesehen haben.
Das ist auch das, was wir am Anfang der Offenbarung sehen. Genau, in Offenbarung 1 steht es. Dort heißt es, dass Jesus kommt und alle ihn im Grunde genommen sehen.
Gibt es noch weitere Bibelstellen, die sich auf die Himmelfahrt beziehen? Interessanterweise finden sich solche auch im Alten Testament, zum Beispiel im Psalm 68. Dort heißt es in Vers 19: „Du bist zur Höhe emporgestiegen, hast Gefangene weggeführt, du hast Gaben empfangen unter den Menschen, auch den Widerspenstigen, damit Gott der Herr eine Wohnung habe.“
Diese Stelle wird im Neuen Testament in Epheser 4 zitiert, wo über die Gaben gesprochen wird. Dort wird betont, dass Jesus, also der Messias, zur Höhe emporgestiegen ist und Gefangene weggeführt hat.
Eine weitere bedeutende Stelle ist Psalm 110: „Her setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.“ Auf den ersten Blick scheint hier keine direkte Erwähnung der Himmelfahrt zu sein. Sie ist vielmehr nur indirekt daraus zu folgern. Diese Stelle wird später in Apostelgeschichte 2 bei der Predigt von Petrus zitiert und dort argumentativ verwendet.
Es handelt sich also um Stellen des Alten Testaments, die im Grunde schon auf die Himmelfahrt hinweisen oder sie vorausschatteten. Verschiedene Messiasvorstellungen waren möglich, doch es war klar, dass der Messias sterben würde, aber nicht verwesen. Zudem gibt es Verse, die aussagen, dass er auferstehen und gegen den Himmel fahren wird.
Diese Verse liegen alle vor und wurden auch erfüllt. In der Apostelgeschichte 2 wird zum Beispiel bei der Predigt viel Wert darauf gelegt. Die Argumentation dort dreht sich darum, warum Jesus jetzt Gott, Herr und Messias ist. Dabei werden zahlreiche Zitate aus dem Alten Testament zur Auferstehung, Verwesung und Himmelfahrt herangezogen, um dies zu belegen.
Wir waren bisher bei den Stellen des Alten Testaments zum Thema Himmelfahrt. Gibt es noch andere Themenbereiche, in denen die Himmelfahrt vorkommt? Ja, im Neuen Testament gibt es weitere Hinweise. Zum Beispiel am Berg der Verklärung. Danach wurde besprochen, was ihr Ausgang ist beziehungsweise die Tage der Wiederaufnahme in den Himmel. In Lukas 9,51 heißt es deutlich: „Er wurde aufgehoben in den Himmel.“
Es gibt einige Stellen, die auf dieses Ereignis zurückgreifen. In 1. Timotheus 3 findet sich zum Beispiel ein frühes Glaubensbekenntnis. Dort steht: „Unanerkannt groß ist das Geheimnis der Gottesfurcht: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, verkündet unter den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.“ Die Himmelfahrt wird hier als letztes genannt. Für mich klingt das wie ein knappes Glaubensbekenntnis, das immer wieder gesprochen wurde.
Auch der erste Petrusbrief 3 erwähnt die Himmelfahrt. Ebenso im Kolosserbrief 3, wo es heißt: „Wenn ihr mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes.“ Wie kam er dort hinauf? Die Himmelfahrt ist hier indirekt enthalten. Denn Auferstehung bedeutet nicht automatisch Himmelfahrt. Jesus ist zwar auferstanden, nachdem er am Kreuz gestorben war, und war dann noch vierzig Tage auf der Erde, aber er war noch nicht im Himmel.
In dieser Zeit hatte er vermutlich auch noch nicht die volle Herrlichkeit, die er später erhielt. Die Herrlichkeit war noch verdeckt. Johannes sah ihn in der Offenbarung in seiner Herrlichkeit und war überwältigt, konnte es kaum ertragen. Vor der Himmelfahrt auf der Erde war einiges noch verborgen.
Das ist bedeutsam. Nach der Himmelfahrt wirkt Gott auch für die Gläubigen und für die Welt.
Jesus wirkt jetzt im Himmel für uns. Doch wie sieht dieses Wirken aus? Es ist ganz verschieden. Man kann es in drei Bereiche einteilen: einige Dinge sind bereits geschehen, andere geschehen gerade, und wieder andere werden in der Zukunft geschehen.
Was bereits geschehen ist, ist zum Beispiel, dass Jesus nach seinem Tod, wie man in Apostelgeschichte 2 lesen kann, den Heiligen Geist ausgegossen hat. Dies geschah erst nach seiner Himmelfahrt. Petrus sagt dazu in Apostelgeschichte 2,32: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt, dafür sind wir alle Zeugen.“
Er erklärt weiter, dass Jesus nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und nach seiner Himmelfahrt die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat. Diesen Geist hat er ausgegossen, was die Menschen jetzt sehen und hören können. Die gesamte Predigt ist eine Erklärung dessen, was gerade geschieht.
Petrus zitiert zunächst den Propheten Joel, der eine zukünftige Ausgießung des Geistes ankündigt. An Pfingsten ist etwas Ähnliches geschehen, auch wenn nicht alles, was Joel gesagt hat, genau so eingetreten ist. Doch der Geist wurde tatsächlich ausgegossen.
Petrus erklärt außerdem, dass Jesus dies nur tun kann, weil er Gott ist. Er verweist auf einen Psalm, in dem steht, dass die Gebeine des Messias die Verwesung nicht sehen werden. Besonders schön ist die Formulierung, die Petrus wählt: Er sagt, wenn er freimütig sprechen darf, liegt David im Grab und ist verwest. David war der Psalmdichter, und ihm könne der Psalm nicht gemeint sein.
Jesus aber ist nicht gemeint. Er war zwar im Grab, ist aber nach drei Tagen auferstanden und nicht verwest. Außerdem ist er in den Himmel aufgefahren. Petrus zitiert dazu: „Denn nicht David ist in den Himmel aufgefahren, sondern er sagt selbst: ›Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel für deine Füße lege.‹“
Er schließt daraus, dass nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit erkennen soll, dass Gott Jesus sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat – eben diesen Jesus, den sie gekreuzigt haben. David ist also nicht in den Himmel aufgefahren, sondern liegt im Grab und ist verwest. Jesus hingegen ist auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Das beweist, dass er der Herr und der Christus ist.
Sie tragen Schuld, weil sie ihn gekreuzigt haben, aber Gott hat dies bestätigt – auch durch die Ausgießung des Heiligen Geistes.
Dann könnte man jetzt fragen: Was macht Jesus denn jetzt im Himmel? Er kümmert sich zum Beispiel als Haupt um die Gemeinde, denn er ist das Haupt der Gemeinde. Diese hat er damals durch die Taufe im Geist zusammengeführt. Es gibt verschiedene Bibelstellen, die das näher erläutern. In Römer 6 lesen wir, dass wir mit ihm eins gemacht sind und geistlich im selben Stand wie er sind.
Das wird in der Bibel oft dargelegt: Wir sind mit Christus gekreuzigt, mit ihm gestorben, mit ihm auferstanden und sitzen geistlich schon mit ihm im Himmel. Deshalb können wir auch für Gott leben und sind der Sünde praktisch gestorben. Diese Möglichkeit haben wir, weil wir jetzt mit Christus verbunden sind; er ist unsere Kraftquelle.
Er hat die Gemeinde geschaffen. Das war etwas, das er in der Vergangenheit bereits getan hat, als er im Himmel war. Denn die Gemeinde wurde erst mit dem Heiligen Geist geschaffen; zuvor gab es sie noch nicht.
Wenn er die Gemeinde geschaffen hat, wie sieht dann die Beziehung von Christus zu uns genau aus, wenn wir sein Leib sind? Es ist nicht nur nüchtern gesagt: Er ist das Haupt, und wir sind der Körper. Vielmehr ist es eine Beziehung. Das lesen wir in Epheser 5, wo es zunächst um Mann und Frau geht und einige Parallelen gezogen werden.
Zum Beispiel sagt Paulus zu den Männern: Liebt eure Frauen so, wie Christus die Gemeinde liebt. Das möchte ich einfach mal vorlesen, weil wir darin sehen, was Christus gerade jetzt mit uns macht. Er verlässt uns nicht nach dem Motto: „Hier, ich habe einmal die Gemeinde gegründet, jetzt schaut mal, wie ihr zurechtkommt, und wenn ich auf die Erde zurückkomme, sehe ich, was daraus geworden ist.“ Sondern er kümmert sich wirklich jeden Tag um uns.
In Epheser 5,25 steht: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat.“ Das ist Vergangenheit. Wozu? Damit er sie heilige, nachdem er sie durch das Wasserbad im Wort gereinigt hat. Damit er sie selbst darstelle als eine Gemeinde, die herrlich sei, ohne Flecken oder Runzeln oder etwas Ähnliches, sondern heilig und tadellos.
Er will uns heilig darstellen, ohne irgendwelche Flecken oder Runzeln, absolut tadellos. Das hat er damals getan, und das tut er auch aktuell. Denn die Männer sollen das ja auch immer fortwährend tun.
Später sagt Paulus dann über die Ehe: „Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und auf die Gemeinde.“ Eine gute Ehe soll also die Beziehung von Christus zur Gemeinde widerspiegeln – eine Miniaturausgabe sozusagen.
Es ist eine Beziehung, eine Liebesbeziehung, in der der Mann alles tut, damit die Frau wirklich vor Gott bestehen kann und er sie heiligt. Das ist auch Aufgabe des Mannes. Umgekehrt gilt das natürlich auch. Aber das Bild ist klar: Es spiegelt das wider, was in Zukunft sein wird. Denn wir sind ja die Braut, nach der Bibel, und werden einmal eine Hochzeit mit ihm feiern und mit ihm verheiratet sein – geistlich gesehen natürlich.
Das ist eine solche Aufgabe: Er hat der Gemeinde Gaben gegeben. Das steht im Epheserbrief, Kapitel 4, das habe ich eben schon zitiert. Dort heißt es auch: „Er ist emporgestiegen zur Höhe, hat Gefangene weggeführt und den Menschen Gaben gegeben.“ Dieses Zitat stammt aus Psalm 110.
Wozu sind die Gaben, die er der Gemeinde gegeben hat? Das Ziel ist dasselbe wie im Epheserbrief, Kapitel 4. Dort heißt es, die Gaben sind gegeben zur Zurüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes und für die Erbauung des Leibes Christi. Das soll so lange geschehen, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen – zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus.
Wir sollen also durch die Gaben erbaut werden. Wir sollen eine Einheit des Glaubens haben und Jesus wirklich erkennen, wie er ist. In Vers 14 wird erklärt, dass wir nicht mehr Unmündige sein sollen, die hin- und hergeworfen und umhergetrieben werden von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen. Das wäre immer eine Gefahr.
Stattdessen sollen wir wahrhaftig in der Liebe in allen Stücken zu ihm heranwachsen, der das Haupt ist – Christus. Es ist ein Wachstumsprozess, bei dem wir praktisch volljährig werden sollen. Von ihm aus verbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, die einander Handreichung tun, nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes das Wachstum des Leibes zur Aufrichtung seiner selbst in Liebe.
Das Ziel ist, uns zu erbauen – in Liebe, ihn ganz zu erkennen und vollkommen zu werden im Sinne von Reife eines Menschen. Was macht Gott als Haupt? Er kümmert sich wie ein Ehemann um seine Frau, um sie heilig darzustellen. Er gibt uns auch Gaben, damit wir ganz wachsen.
Er lässt uns nicht alleine, sondern er will wirklich, dass wir reifen, wachsen, ihn immer besser kennenlernen und dann zur Liebe hinkommen und erbaut werden.
Wir sind jetzt bei den Aufgaben, die Jesus hat, wo er zur Rechten Gottes sitzt. Das hast du sehr schön betont: Er ist das Haupt der Gemeinde.
Wenn ich an den Hebräerbrief denke, fällt mir auch das Stichwort „hoher Priester“ ein. Das ist ein großes Thema im Hebräerbrief und erst möglich, nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren ist.
Was macht ein hoher Priester? Im Hebräer 5,1 steht: Ein hoher Priester wird für die Menschen eingesetzt. Er ist für die Menschen da und bringt eine Verbindung zwischen dem Menschen und Gott her.
Jesus war ja auch das Sündopfer. Wir sehen, dass der hohe Priester im alttestamentlichen Gottesdienst eine zentrale Rolle spielt. Er ist auch das Sündopfer, das heißt, er hat uns die Schuld weggenommen.
Der hohe Priester hat dieses Opfer angewandt und hat durch seine Opferhandlungen die Verbindung der Israeliten zu Gott sichergestellt – jedes Jahr, jeden Tag. Er war für die Menschen eingesetzt.
Im Hebräer 2 steht, dass Jesus sogar unser Bruder ist. Er macht das alles, weil er sich uns annimmt. Er ist ein barmherziger und treuer hoher Priester, der mit uns gelitten hat und versucht wurde. Er versteht uns.
Das ist die Botschaft aus Hebräer 2: Es geht nicht um Engel, sondern um Menschen. Jesus ist einer von uns geworden, hat mit uns gelitten, wurde versucht und setzt sich jetzt in dieser Rolle als hoher Priester für uns ein.
Letztes Mal habe ich im Andachtsbuch von David Gooding einen Gedanken gelesen, auf den ich noch nicht gekommen war. Er hat manchmal Gedanken, bei denen ich denke: Huch, das habe ich noch nie gehört.
Er fragte zum Beispiel: Was ist, wenn Gott irgendwann sagt, er will mit den Menschen nichts mehr zu tun haben? Darauf war ich wegen der ganzen Verheißungen gar nicht gekommen.
David Gooding sagt: Die Bibel bezeugt ganz eindeutig, dass Jesus Mensch geworden ist und jetzt als Mensch im Himmel ist. Das zeigt, dass Gott es ernst meint. Sonst hätte er die Menschheit nicht behalten.
Jesus ist wirklich einer von uns geworden, sagt auch der Hebräerbrief. Er ist als Mensch jetzt oben im Himmel, als einer, der alles durchlitten hat.
Manche sagen natürlich: Wieso, er hat doch nicht gesündigt, das kann er doch gar nicht wissen. Aber er hat die Folgen jeder Sünde am Kreuz getragen.
Ich glaube, er weiß es besser als wir, weil er alle Lasten getragen hat.
Das ist schon mal ganz wesentlich, was Jesus als hoher Priester macht.
Hast du noch ergänzende Gedanken zum hohen Priester? Ja, wie gesagt, es geht ja über mehrere Kapitel, ich kann nur einige Punkte herausgreifen.
In Hebräer 4 finden wir die Schlussfolgerung des Ganzen. Ich lese mal ab Vers 14:
„Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat – was bei den irdischen Priestern nicht der Fall war –, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist, in ähnlicher Weise wie wir, doch ohne Sünde.“
Hier werden zwei Eigenschaften betont: Zum einen ist Jesus ein wunderbarer Hoherpriester, viel höher als die irdischen Priester, weil er die Himmel durchschritten hat. Zum anderen ist er einer, der Mitleid mit uns haben kann, weil er Mensch war und alle Schwachheiten des Menschseins getragen hat.
Das ist eigentlich eine unfassbare Kombination: Gott ist zum einen der, der die Himmel durchschritten hat, und zum anderen trägt er unsere Schwachheiten.
Jetzt die Schlussfolgerung: „So lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe.“
Wir sollten also immer zu Gott kommen, ohne Scheu. Er sitzt jetzt als Mensch im Himmel, und seine Beschäftigung ist es, für uns da zu sein – das ist die Aufgabe eines Hohenpriesters: den Weg zu Gott zu bereiten.
Wenn wir Barmherzigkeit und Gnade brauchen, sollen wir zum Thron der Gnade im Gebet hinzutreten und uns ihm anvertrauen. Das sollte uns wirklich freuen, dass wir von ganzem Herzen zu Jesus kommen können und ihn als Hohenpriester erleben dürfen.
Genau das ist seine Aufgabe im Himmel: Er verwendet sich für uns als Hoherpriester.
Du hast in den Worten, als wir vorhin sprachen, auch gesagt: Ja, es gibt etwas, das in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besteht. Über die Zukunft haben wir jetzt auch noch nicht gesprochen. Jesus sitzt zur Rechten des Vaters – was wird er in der Zukunft tun?
Ja, er bereitet die Wohnung für uns zu. Das wird in der Zukunft geschehen, und wir werden natürlich auch in der Zukunft mit ihm zusammen sein.
Euer Herz erschrecke nicht, glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn das nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin (Johannes 14).
Interessanterweise hat letztens jemand begründet, dass wir nicht den ganzen Tag nur anbeten werden in der Gemeinde im Himmel. Die Frage war: Warum hätten wir sonst Wohnungen? Das fand ich relativ logisch. Also wird es da schon auch einen gewissen Alltag geben. Das ist das.
Und vielleicht noch etwas zur Gegenwart – nee, das hat auch mit der Zukunft zu tun, doch ist es beides. Warum kommen wir mit solcher Freimütigkeit zu ihm? Ich glaube, es gibt zwei schöne Beispiele in der Bibel.
Das eine ist mit Simon. Lukas 22 kann man das nachlesen, vor seiner Kreuzigung: „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Das ist bei Petrus, Simon Petrus gemeint. Und das ist ja eine hohe priesterliche Aufgabe, das Für-einen-Beten. Ich glaube, das ist seine Aufgabe auch – dieses Bewahrende.
Das zweite Beispiel finden wir in 1. Johannes 2,1: „Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“ Das ist mir das Bild des Anwalts. Aber ich denke auch, im Alten Testament gibt es im Sacharja ein Bild, wo der Hohepriester steht und Jesus für ihn eintritt. Also sind beide Bilder ein bisschen vermischt.
Einmal bewahrt er uns vor der Sünde, wie bei Simon Petrus, indem er für uns betet, dass der Glaube nicht aufhört. Und wenn wir gesündigt haben, dann reinigt er uns, wie es hier steht, weil er das Sündopfer für unsere Sünden ist, auch für die ganze Welt, und uns reinigt. Er ist in der Fürbitte, er ist für uns Menschen eingesetzt, er verwendet sich für uns und bereitet uns diese Wohnung noch in der Zukunft vor.
Was ich auch immer sehr schön finde, vielleicht als Abschluss, ist, dass das sowohl Gegenwart als auch Zukunft betrifft. Die Hebräer hatten ja ein großes Problem, dass sie wieder ins Judentum zurückwollten wegen des Drucks, den sie in der Gesellschaft auch von den Mitjuden hatten. Sie sagten: „Na ja, wir sind doch Juden, was soll man jetzt noch groß christlich leben?“
Es ist die Frage, von wem der Hebräerbrief geschrieben wurde. Ich habe letztens gehört: Man weiß es nicht. Wer den Hebräerbrief geschrieben hat. Wenn wir im Himmel sind, werden wir sehen, dass es Paulus war. Gut, kann man auch so formulieren. Keine Ahnung, wir wissen es nicht.
Aber auf jeden Fall sagt der Schreiber des Hebräerbriefs: Habt doch Hoffnung und haltet euren Glauben bis ans Ende fest. Aber das entscheidende Warum? Letztendlich nicht, weil wir so stark sind, sondern – Hebräer 6,17 – weil wir eine Verheißung haben.
Gott hat uns nicht nur verheißt, dass wir gesegnet werden in Abraham – das ist seine Argumentation dort, dass Abraham der Segen verheißt wurde und den haben wir ja auch in Galater 3 –, sondern er hat auch einen Eid gemacht, dass das so sein wird, dass das unabänderlich ist. So hat Gott sich, ich lese es vielleicht mal in Vers 17 vor:
„Damit Gott, als er den Erben der Verheißung in noch stärkerem Maße beweisen wollte, wie unabänderlich sein Ratschluss ist, sich mit einem Eid verbürgt. Damit wir durch zwei unabänderliche Handlungen, in denen Gott unmöglich lügen könnte, eine starke Ermutigung haben, wir, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, die dargebotene Hoffnung zu ergreifen.“
Diese Hoffnung halten wir fest als einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch hineinreicht ins Innere hinter den Vorhang, wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist. Er ist der Hohepriester in Ewigkeit geworden, nach der Weise Melchisedeks.
Wir haben also jetzt schon einen Anker in die Ewigkeit, ins Innerste des Heiligtums, also in den Thronsaal im Himmel, weil er ja die Himmel durchschritten hat. Der Hohepriester ist als Vorläufer für uns dort eingegangen.
Ich habe gelesen, dass „Vorläufer“ ein Begriff ist wie praktisch die militärische Vorhut oder eine Vorabdelegation, die ankündigt: Jetzt kommt nach uns noch jemand. Er ist schon vorhergegangen als Hoherpriester, den wir ja beschrieben haben – einen, der sich für uns verwendet, Mitleid mit uns hat, weil er die Schwachheiten auf sich genommen hat und so weiter, aber eben auch Gott ist und durch die Himmel durchschritten ist. Das ist auch der sichere Anker.
Wir haben diesen Anker aufgrund der Verheißung. Er ist schon vorausgegangen und wird uns auch holen zu sich in der Ewigkeit. Deswegen hat er gesagt: „Ich habe euch eine Wohnung bereitet und werde euch zu mir holen.“
Das ist eine Tätigkeit, die er jetzt im Himmel hat. Er ist das Haupt der Gemeinde, er kümmert sich um seine Gemeinde, er gibt uns Gnade, damit wir zur vollen Reife wachsen. Er verwendet sich als Hoherpriester für uns, er betet für uns, dass wir bewahrt werden, und wenn wir gesündigt haben, dass wir gereinigt werden. Er bereitet uns eine Wohnung vor und ist der Vorläufer, der uns noch nachholen wird.
Also das heißt: Himmelfahrt ist wirklich ein Tag, den wir feiern können und bewusst feiern sollten. Jesus ist historisch in den Himmel aufgefahren. Man hat es wirklich gesehen, darüber haben wir gesprochen. Er ist nicht weg, sondern nur an einem anderen Ort.
Du hast einfach ausgeführt, was Jesus jetzt tut, was er getan hat und was er tun wird. Vielen Dank dafür!
Das war auch schon wieder der Podcast der Evangelischen Freikirche „Evangelium für alle“ in Stuttgart. Wir hoffen, ihr habt einen ganz neuen Blick dafür bekommen, was es bedeutet, dass Jesus im Himmel ist. Er ist unser Hoherpriester, er tritt dort als Fürsprecher für uns ein.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollten, oder Anmerkungen zum Podcast, dann schreibt uns doch unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und ein fröhliches Warten auf den Herrn Jesus, wie er aus dem Himmel wiederkommt und auf die Hochzeit mit Christus.