Einführung: Die Bedeutung des Namens Jesu
Wir wollen heute als Predigttext einen Vers wählen, in dem Joseph angekündigt wird, welchen Namen das geborene Kind tragen soll: Matthäus 1,21.
In Lukas 2,21 wird dann erzählt, wie diesem Kind acht Tage nach seiner Geburt im Tempel der Name Jesus gegeben wird.
Doch schon in Matthäus 1 heißt es in der Vorschau: „Und Maria wird einen Sohn gebären, dessen Name du Jesus nennen sollst, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Herr, lass uns deinen Namen verstehen. Amen.
Der General von Fiban hatte das Pech, bei einem Manöver seinen Uniformrock zu zerreißen. Als er abends im Quartier wieder ankam, schickte er seinen Burschen hinaus zu den Soldaten, um zu fragen, ob nicht draußen ein Schneider dabei wäre.
Der Bursche ging hinaus, rief umher und kam schließlich mit einem Mann zurück. Er warf ihm den Uniformrock zu und bat ihn, ihn zu nähen. Doch der Mann schüttelte nur den Kopf und sagte: „Kann ich nicht.“
„Sie sind doch Schneider“, sagte der Bursche. „Ja, ich heiße Schneider, aber ich bin kein Schneider.“
Das ist die Not mit unseren Namen: Wir tragen oft einen Namen, der nicht zu unserem Wesen passt. General von Fiban erzählte diese Geschichte immer wieder und sagte, dass es genauso ist, wenn wir Christen genannt werden, aber keine sind.
Nicht jeder, der Müller heißt, besitzt auch eine Mühle.
Wenn wir unseren Kindern Namen geben, entstehen oft originelle Situationen. Die Mutter will, dass das Kind Heinz heißt, der Vater möchte Karl, und am Ende heißt das Kind dann Karl-Heinz. Man versucht also, den Namen irgendwie auf das Kind zu legen.
Doch bei Jesus haben wir einen anderen Namen. Einen Namen, der passt und der sich ganz besonders mit dem deckt, was Jesus bringt: ein Name über alle Namen.
Der Name Jesu als Ausdruck seines Wesens
Das, was wir eben bei der Schriftlesung gehört haben, hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen erhaben ist. Das ist das Erste, was ich an dieser Stelle sagen möchte.
Die Indianer geben ihren Namen ganz besonders, um ein Wesen zu charakterisieren. Der Name wird erst verliehen, wenn jemand eine besondere Tat vollbracht hat. Wenn jemand Old Shatterhand heißt, bedeutet das Schmetterhand – also jemand, der seine Feinde niederstreckt.
Gott gibt Jesus keinen Namen erst nach der Geburt, sondern schon vorher, also vor der Geburt. Damit legt Gott der Vater bereits fest, was das Wesen dieses Kindes, seines Sohnes, sein soll. Dieser Name entspricht seinem ganzen Werk.
Unter Christen herrscht hier oft Unklarheit, weil sie nicht zwischen Namen und Titeln unterscheiden können. Jesus hat viele Titel und Ehrenbezeugungen. Auch der Name Christus ist ein Titel, den man ihm gibt und der etwas ausdrückt. So, wie wir es am Heiligen Abend ausgelegt haben: Christus ist die Ehrenbezeugung, bei der der alte Messiasname auf Jesus übertragen wird. Der Titel Christus stammt von David und bedeutet „der Gesalbte“. Hirte ist ebenfalls ein Titel, Erlöser auch.
Jesus hat nur einen Namen – nur einen einzigen. Und dieser eine Name ist Jesus.
Viele Menschen sind heute der Meinung, dass mit dem Namen Jesus das irdische Wirken von ihm gemeint sei. Sie glauben, der Name Jesus drücke die menschliche Seite seiner Person aus. Das ist jedoch schlichtweg falsch. Vielleicht rührt dieser Irrtum daher, dass man meist an Jesus von Nazareth denkt. Das stimmt zwar, aber der Name Jesus beschreibt nicht nur die irdische Seite seines Wirkens.
Jesus hat den Namen schon vor der Geburt erhalten. Natürlich war der Name Jesus nicht einzigartig; er war häufiger gebräuchlich. Es ist die moderne Form von Joshua. Das erkennen wir sogar im Kolosserbrief, wo ein Gemeindemitglied Jesus hieß. Es war also ein üblicher Name. Trotzdem erhält dieser Name durch Jesus einen ganz besonderen und gefüllten Sinn.
Im Philipperbrief wird extra erwähnt, dass Jesus bei seiner Himmelfahrt, als er in die himmlische Herrlichkeit einging, vom Vater noch einmal den Namen Jesus erhielt.
Darum hat Gott ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen erhaben ist. In diesem Namen Jesus sollen sich alle Knie beugen, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind.
Der Name Jesus überragt alle Titel Jesu. Es ist mehr, wenn man Jesus sagt, als wenn man Christus sagt. Er will bei seinem Namen genannt werden – das war dem Vater wichtig.
Und auch in der Ewigkeit, wenn wir vom Glauben zum Schauen gekommen sind, wird der Name Jesus derjenige sein, den wir anbeten, weil er im Himmel gültig ist.
Es ist eine Not, wenn wir unüberlegt den Namen Jesu aussprechen. In dem Namen Jesus liegt viel mehr, als wir ahnen.
Der Name Jesu als Programm seines Wirkens
Da bin ich beim Zweiten: Sein Name ist ein Programm.
Hier bei der Ankündigung von Joseph heißt es, dass er sein Volk von ihren Sünden retten wird. Der Name Jesus bedeutet übersetzt ganz einfach: Der Herr ist unsere Rettung.
Wie ich für meine Kinder einen Namen aussuchen musste, spielt man dabei natürlich auch ein bisschen mit dem Gedanken, dass dieser Name ein Programm für das Kind sein könnte. Aber das ist meist eine Notlösung, und manche schämen sich später für ihren Namen.
Der Vater hat es gut gemeint, wenn er dem Sohn den Namen Nathanael, Samuel oder einen anderen schönen biblischen Namen gab. Doch später schämt sich das Kind und sagt, das sei ein ungewohnter Name. Wir wollten gern, dass hinter dem Namen und durch den Namen ein Stück Programm über dem Leben steht. Nur bei Jesus passt das richtig. Das ist sein Programm: Er will sein Volk von seinen Sünden retten.
Darin ist die ganze Aufgabe Jesu umrissen. Man kann Jesus nur verstehen und begreifen von seinem Werk her. Und das können nur diejenigen, die sein Werk auch an sich geschehen lassen.
Man kann das Wirken Jesu nur verstehen, wenn man entdeckt, wie er Menschen von ihren Sünden losmacht. Dort waren Menschen, die vor Jesus stillstanden, ihn anbeteten und erkannten. Sie kamen aus ihrem Leben heraus und litten darunter, wie sie von Gott getrennt waren, wie ihr Leben vergeblich war und wie sie trotz aller Arbeit unglücklich waren. Sie suchten danach, dass ein Stück Licht von Gott in ihr Leben fällt.
Dann kamen Menschen zu Jesus, so wie es uns im Neuen Testament berichtet wird, und erkannten, dass er derjenige ist, der ihr Leben frei macht von der ganzen belastenden Schuld, von all dem, was sie anklagt. Sie wurden fröhlich, weil in dem Namen Jesus Vergebung da ist.
Dieser Name Jesus strahlt ganz groß und hell – nicht mehr als Jesus, das Kind, sondern als der große und starke Mann, der am Kreuz hängt und stirbt. In dem Namen Jesu wird die Vergebung der Schuld einer ganzen Welt angeboten.
Ob jemand heute den Namen Jesus preisen kann, hängt davon ab, ob er Jesus als den erkennt, der ihm seine Schuld vergibt.
Ich möchte fragen, ob es nicht daher kommt, dass wir den Namen Jesus so genieren auszusprechen, weil er uns gar nichts bedeutet. Der einzige Name, den Jesus hat, wird einem Menschen erst dann wichtig, wenn er in diesem Namen Jesus Vergebung, Rettung und Heil empfangen hat.
Verstehen Sie doch, dass andere Menschen das nur mit Bewegung aussprechen können: Jesus hat mir geholfen, Jesus ist bei mir, Jesus hat mich angenommen, der mein Leben aus dem Dreck herausgerissen hat und mich zu einem Kind Gottes gemacht hat.
Sein Name ist ein Programm.
Wenn diese ersten Christen dann als Missionare durch die Welt gingen und den Namen Jesu predigten, haben sie den Menschen zugesprochen, dass sie in ihrem Leben völlige Befreiung erfahren können.
Das ist doch nicht unser Evangelium, wenn wir nur Sätze, Gesetze, Lehren, Meinungen und Dogmen erzählen. Wir haben doch ein Programm zu erzählen: Euer Leben kann frei werden. Ihr könnt ins Licht zu Gott zurückfinden. Euer Leben kann sich lösen aus allen Schwierigkeiten. Gott will in eurem Leben Vater und Herr sein durch Jesus, indem Jesus euch frei macht von dem, was euch belastet.
Die Vollmacht im Namen Jesu
Ich bin beim Letzten. Wir wollen es kurz machen, um das Wort des Bruders noch zu hören: die Vollmacht in seinem Namen.
Otto Siegfried von Bibra hat ein ganzes Buch über den Namen Jesus geschrieben. Es fällt mir umso schwerer, mich hier zu beschränken, wo dieses Thema in der Bibel so oft aufgegriffen wird. Ich hätte gern mit Ihnen einen ganzen biblischen Durchgang gemacht. Doch ich möchte Ihnen nur den Appetit wecken, selbst zu suchen, was der Name Jesus in der Bibel für eine vielfältige Bedeutung hat.
Wir haben darüber gesprochen: Es ist ein Name über alle Namen. Sein Name ist ein Programm. Auch das Letzte: Wir haben Vollmacht in seinem Namen. Man muss es einfach noch einmal ansprechen, weil es vielleicht befreiend wirkt.
Vielleicht haben Sie sich auch schon gestoßen und gefragt, warum manche Leute immer so oft von Jesus sprechen, von Jesus, Jesus, Jesus. Vielleicht denken Sie, sie gebrauchen es unüberlegt. Aber es ist immer schwierig, wenn man über andere urteilt. Kann man nicht andere Worte gebrauchen? Kann man nicht Christus sagen? Oder Gott?
In einer Lebensbeschreibung eines großen Evangelisten stand der Satz: „Er sagte nie Kirche, wo er Jesus sagen musste.“ Warum genieren wir uns manchmal, das Wort Jesus auszusprechen, und verdecken es mit anderen Worten?
Der Hamburger Theologieprofessor Helmut Thiele hat gesagt: „Wer bei der Nennung des Namens Jesus eine Gehemmtheit zu überwinden hat, kann jene Freiheit nicht demonstrieren, selbst wenn er pausbäckig alle großen christologischen Titel hinausschmettert.“
Es hilft nichts, dass wir große Worte um Jesus herum machen, wenn uns der Name Jesus schwer von der Zunge geht. Es ist ein Name, der den Menschen in der Welt gegeben ist, darin wir selig werden sollen. Kein anderer Name als allein der Name Jesus. Es kommt nicht Christus oder ein Titel, nicht Heiland, sondern Jesus.
Denn in dem Namen Jesus ist der Sieg errungen über alle Macht dieser Welt. In dem Namen Jesus hat der Teufel keine Macht mehr. Seit der Versuchung, seitdem er an Jesus gescheitert war. Dort hat er es probiert, auch Jesus unter seine Gewalt zu bekommen. Er konnte triumphieren: „Die ganze Welt gehört mir.“ Doch vor Jesus musste er zurückweichen.
Und im Namen Jesus hat der Teufel keine Macht mehr. Ich kann gegen den Teufel nicht kämpfen, ich würde unterliegen. Aber im Namen Jesus kann ich in seinem Sieg ebenso überwinden.
Wir erleben, wie der Tod Macht hat und alles zerreißen und zerstören kann. Doch vor dem Namen Jesus hat er keine Macht mehr.
Wenn Sie hinausgehen, dann wissen Sie, dass in dieser Welt viele Einflüsse wirken. Viele Mächte sind da, die uns bestimmen wollen, die hineinragen bis in den Gottesdienst, sodass wir kaum zur Ruhe kommen vor all diesen Einflüssen, die uns unter ihre Gewalt bringen wollen – gottfeindliche Mächte.
Glauben Sie, Sie könnten irgendwo Ihr Leben führen und diesen Mächten Widerstand leisten? All dem, was Sie bestimmt, was Sie beeinflusst und was Sie prägt?
Allein im Namen Jesu sind sie unüberwindlich und schwach. In Jesu Namen!
Es war groß, wie diese ersten Christen hinausgezogen sind, im Namen Jesu zu Menschen kamen und den Namen Jesu über Menschen ausriefen, deren Leben zerstört war. Sie erfuhren: Jesus ist heute der Herr. In seinem Namen haben wir Macht. In seinem Namen ist uns eine offene Tür gegeben.
Schlusswort: Der Name Jesu als Verheißung und Auftrag
Wir haben in diesen Weihnachtstagen viel gehört von dem Kind in der Krippe. Mir war es wichtig, heute darauf hinzuweisen: Dieses Kind trägt einen Namen, der über alle Namen erhaben ist.
Wenn Sie diesen Namen Jesu in Ihrem Leben als Befreiung und Erlösung erfahren haben, dann tragen Sie diesen Namen mit sich. Bleiben Sie bei diesem Namen! In diesem Namen liegt eine große Verheißung für Ihr Leben. Wenn der Name Jesus über Ihrem Leben steht, dann haben Sie eine offene Tür.
Amen!
Gehen Sie hinaus in die Welt in seinem Namen. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.