Einstieg in ein neues Kapitel und der göttliche Plan
Seid ihr da? Ihr seid so still, aber das ist okay, denn dann habe ich mehr Zeit zum Reden. Ja, wir sind endlich in einem neuen Kapitel angekommen, im Matthäus-Evangelium, Kapitel 21.
Wir sind schon seit September, glaube ich, September 2021, im Matthäus-Evangelium. Kann man das glauben? Wer ist seit September 2021 mit Matthäus 1 dabei? Sehr schön, wow, das ist wirklich eine lange Zeit.
In Matthäus 21 sehen wir, dass Jesus etwas vorhat. Er kommt nach Jerusalem, und sein letztes Stündlein wird schlagen. Es ist das Ende seines Dienstes, und es wird nicht mehr lange dauern, bis Jesus hingerichtet wird. Er wird am Kreuz sterben, so wie er es geplant hat, und er wird auferstehen.
Bevor er gekreuzigt wird, müssen einige Ereignisse geschehen. Jesus hat ganz bestimmte Maßnahmen vorgesehen, was geschehen soll, wenn er nach Jerusalem einzieht. Wir haben gerade in unserem Text gelesen, dass diese Dinge nicht einfach zufällig geschehen oder nur ein Herzensanliegen von Jesus waren. Vielmehr wurden die Ereignisse vorausgesagt.
Jesus’ Leben und Handeln, besonders das, was jetzt in Jerusalem geschieht, stehen im Einklang mit den alten Verheißungen und Versprechungen Gottes. Ich möchte noch einmal die ersten fünf Verse lesen, die uns das ganz deutlich zeigen:
„Als sie sich Jerusalem näherten und nach Bethphage kamen, an dem Ölberg, da sandte Jesus zwei Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das euch gegenüberliegt, und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und führt sie zu mir. Und wenn jemand etwas zu euch sagt, so sollt ihr sprechen: ‚Der Herr braucht sie‘, und sogleich wird er sie senden. Dies aber ist geschehen, damit erfüllt wurde, was durch den Propheten geredet ist, der spricht: Sagt der Tochter Zion, siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und auf einer Eselin reitend, und zwar auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“
Jesus sendet seine Jünger also mit einer klaren Anweisung zu einer Handlung, von der er sicher ist, dass sie geschehen wird. Er weiß ganz genau: Dort, wo ihr hingeht, werdet ihr eine Eselin mit einem Fohlen finden. Diese sollt ihr nehmen. Das wird geschehen.
Jesus schickt seine Jünger also zu etwas, das schon in der Vergangenheit geplant wurde. Es ist kein Zufall. Er sagt ihnen nicht etwa: „Ich brauche jetzt unbedingt einen Esel. Petrus, du wärst einer, such mal irgendwo einen Esel.“ Nein, er sagt: „Dort wird es passieren. Ich habe es geplant. Das, was euch widerfährt, ist keine Zufallsgeschichte, sondern ein Plan Gottes.“
Dass all dies geschehen wird, ist so gewiss, dass bereits Zacharja, der alte Prophet, etwa fünfhundert Jahre vor diesem Ereignis davon prophezeit hat. Vielleicht habt ihr es eben gerade mitgehört, ich hoffe zumindest, denn wir sind ja am Anfang der Predigt, wo es heißt in Vers 4: „Dies aber ist geschehen, damit erfüllt wurde, was durch den Propheten geredet ist.“
Dann folgt das Zitat aus Zacharja Kapitel 9, Vers 9. Der Prophet Zacharja hat also fünfhundert Jahre vorher prophezeit, dass das geschehen wird und dass Israels König triumphierend nach Jerusalem reitet. Das ist ein felsenfester Beschluss Gottes.
Die Rolle der Jünger im göttlichen Plan
Kannst du dir vorstellen, wie es diesen beiden Jüngern gehen musste, als sie die Ansage bekamen, jetzt dorthin zu gehen und eine Eselin mit ihrem Jungtier zu holen? Dann sahen sie, wie Jesus wirklich nach Jerusalem einritt. Es muss sehr spannend gewesen sein, einer dieser Jünger zu sein.
Warum? Im Gegensatz zu uns kannten die Juden damals das Alte Testament sehr gut. Sie kannten die Prophezeiungen, sie kannten die Pläne Gottes und wussten, dass sich diese erfüllen sollten. Aber sie wussten nicht, wann und wie. Und auf einmal sagt Jesus: Jetzt geht es nach Jerusalem, und ihr zwei geht und holt einen Esel.
Wenn ich einer der Jünger wäre, dann würde ich denken: „Ey, du weißt, was das bedeutet, oder? Du weißt, was Sacharja vor fünfhundert Jahren gesagt hat, oder?“ Nicht irgendjemand darf jetzt Teil von Gottes Plan sein, sondern wir zwei sind auserkoren, diesen komischen Esel zu holen, von dem Sacharja 500 Jahre zuvor prophezeit hat. Wir sind Teil der Geschichte Gottes. Wir haben das Privileg, das zu erfüllen, was wir Tag ein, Tag aus von unseren damaligen Lehrern gehört und gepredigt bekommen haben.
Auf einmal sehen wir, wie sich die angekündigte Geschichte Gottes erfüllt und in unseren Tagen manifestiert – und wir sind Teil dieser Geschichte.
Interessant finde ich, dass hier nicht gesagt wird, um welche Jünger es sich handelt. Sie bleiben namenlos. Es könnte jeder von den Jüngern sein, der jetzt losmarschiert. Es sind keine besonderen Typen, die das erfüllen sollen, was Gott angekündigt hat, sondern einfach Jünger. Es könnten du und ich sein, die auf einmal in der Geschichte Gottes unterwegs sind und das erfüllen, was Gott vorausgesagt hat.
Aus diesen Versen lernen wir Folgendes: Es ist nicht nur so, dass Gott einen wunderbaren Plan hat und die Zukunft kennt. Der großartige Plan Gottes entfaltet sich nicht einfach so. Es ist nicht so, dass Jesus morgens aufwacht und denkt: „Oh, hier ist ein Esel, oh, da ist Jerusalem, oh, ich setze mich auf den Esel und reite nach Jerusalem.“ So läuft das nicht einfach.
Gott hat verkündet, dass das passieren soll, und es geschieht. Wir wissen, dass Gott dazu in der Lage ist: Er spricht etwas, und es passiert. Ich finde keinen besseren Amen. Seid ihr alle Darwinisten oder was? Glaubt ihr, die ganze Welt ist nur Zufall? Oder glaubt ihr an einen Gott, der diese Welt mit einem Wort geschaffen hat? Jetzt fühlt sich der Prediger pudelwohl.
So ist es. Wir wissen, dass Gott so spricht und die Dinge geschehen. Aber nicht alle Dinge, die Gott will, geschehen einfach im luftleeren Raum. So finden wir auch nicht einfach einen Jesus, der morgens aufwacht und schon reitet und denkt: „Ups, jetzt geht’s los.“ Stattdessen sendet er Jünger, um das zu vollbringen, was 500 Jahre vorher fulminant verheißt wurde.
Das, was Gott plant, passiert oft nicht einfach so, sondern durch gehorsame Jünger. Jünger, die hören und handeln, die wissen, was Jesus wichtig ist. Sie wissen, wenn wir das nicht tun, wird es vielleicht auch zustande kommen, aber nicht durch uns, sondern durch jemand anderen. Aber Jesus möchte, dass das, was hier vollbracht werden soll, durch Jünger geschieht. Er sendet sie.
Jesus, bist du faul oder was? Hättest du nicht selbst gehen können? Du sagst deinen Jüngern, wo die Esel sind. Ich weiß nicht, vielleicht habt ihr beruflich Azubis oder Praktikanten in eurem Betrieb. Hat jemand schon mal mit einem Praktikanten zu tun gehabt? Da denkt man sich manchmal: „Sag ich dem jetzt eins, zwei, drei, vier, oder mach ich’s einfach selbst?“ Kennt das jemand? Und wenn ich es selbst mache, weiß ich, es wird richtig gut. Wir kennen das.
Vielleicht bist du selbst Praktikant und im Übergang zu deinem Vorgesetzten. Wir kennen das, dass man denkt: Wenn du schon weißt, wie es geht, dann mach es doch einfach selbst. Du weißt, wo der Esel ist, warum erzählst du mir das jetzt? Jesus, du hast auch zwei Beine, du könntest auch gehen.
Aber Jesus arbeitet nicht so. Jesus schart Jünger um sich, damit sie von ihm lernen. Damit sie lernen, auf seine Stimme zu achten, seine Stimme zu hören, sein Wort zu respektieren und im Einklang mit seinem Willen zu leben. So beruft Jesus diese zwei namenlosen Jünger. Du hättest es sein können, ich hätte es sein können. Es sind keine Superjünger, die auserkoren sind, sondern einfach Jünger. Du hörst, handelst, gehst und holst den Esel.
Es ist wichtig, dass wir hören, wie Jesus mit den Jüngern interagiert. Jesus hat eine Leidenschaft und ein Herz dafür, dass wir Teil der Geschichte Gottes werden, Teil seiner Story. Warum schildert Matthäus uns diese Verse? Er hätte das auch überspringen können, und die Geschichte hätte trotzdem funktioniert.
Versteht ihr, was ich meine? Es hätte auch einfach heißen können: Jesus ritt an diesem Tag mit einem Esel von A nach B, und die Geschichte hätte funktioniert, die Prophetie hätte sich erfüllt. Aber wir sollen etwas hören, etwas lernen: Es gefällt Gott, wenn wir auf ihn hören und Teil seiner Geschichte sind. Dass das, was er seinen Jüngern sagt, Platz findet in ihrem Herzen und Füsse gewinnt in ihrem Leben.
Auch du hast heute dieses Privileg. Jeder einzelne von uns hat das Privileg, Teil der Geschichte Gottes zu sein, Teil dessen, was Gott für diese Welt plant. Du kannst sicherstellen: Ich bin Teil der Geschichte Gottes, ich bin Teil dessen, was Gott liebt und vorausgesagt hat. Wenn ich auf mein Leben schaue, kann ich sagen: Ich gehe in den Fußspuren, die Jesus Christus vorgezeichnet hat. Ich finde darin Glück, Erfüllung und Sinn.
Viele in diesem Raum leben nicht in der Geschichte Gottes, nicht in seinen Plänen. Einige kennen vielleicht noch gar nicht die Pläne Gottes. Gut, dass du heute da bist, um sie zu hören. Einige haben sie schon häufig gehört, aber sie hören „Geh!“ und sagen sich: „Ich will nicht, es ist bequem, mach doch selbst.“ Aber Jesus ruft uns zu.
Natürlich bist du jetzt nicht aufgefordert, einfach ins nächste Dorf zu gehen und einen Esel zu suchen. Das wird wahrscheinlich nicht sehr erfolgreich sein – außer du holst deinen Nachbarn aus dem Bett. Der Prediger hat gesagt, ich soll einen Esel holen. Natürlich haben wir nicht denselben Auftrag.
Es ist auch nicht so, dass ich jetzt versuche, einen Esel zu finden, um darauf zu reiten. Der Esel ist in der ganzen Geschichte auch ein Zeichen von Demut. Für heute übersetzt wäre es so, als würde der Pastor mit seinem Smart fahren – so demutsmäßig.
Habe ich gerade gesagt, dass ich demütig bin? Nein. Wir haben natürlich nicht denselben Auftrag wie in Matthäus 21, Vers 2. Aber schaut: Jesus sprach zu ihnen: „Geht hin!“ Und in Vers 6 heißt es: „Als aber die Jünger hingegangen waren und getan hatten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte...“
Jesus spricht: Geht hin! Auch wir haben einen „Geht hin“-Auftrag. Auch zu uns hat Jesus gesprochen: Geht hin! In Matthäus 28, Verse 19 bis 20 sind die letzten Worte von Jesus, bevor er die Welt verlässt. Sein Vermächtnis an die gesamte Kirche, an den Leib Christi, an alle Freunde von Jesus.
Da sagt Jesus in Matthäus 28, Verse 19: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“
Jesus hat seinen Jüngern einen klaren Auftrag gegeben, damit sie sicherstellen können, ob sie auf der Linie Gottes unterwegs sind oder nur davon wissen und neben dieser Linie leben, auf einem eigenen Weg. Jesus möchte, dass auch wir einen Sinn und Zweck in unserem Leben haben und sicherstellen, dass wir im Einklang mit seinem Willen leben.
Das tut er, indem er uns zuruft: Geht hin! Macht Menschen zu Jüngern! Erzählt ihnen von Jesus, damit sie Jesus liebgewinnen, von ihren Sünden umkehren und sagen: „Ich möchte mein Leben mit Jesus führen. Ich möchte in einer versöhnten Beziehung zum Vater im Himmel leben und im Einklang mit seinem Willen.“
Wenn das geschieht, lassen sich Menschen taufen. Damit sagen sie: Mein altes Leben ist vorbei. Der alte Waldemar soll symbolisch sterben, er soll getauft werden. Und das mache ich nicht nur privat, sondern so, dass es alle sehen. Es gibt ein neues Gesetz in meinem Leben, eine neue Ordnung, ein neues Leben. Das Alte ist vergangen, das Neue soll zur Entfaltung kommen.
Wenn du noch nicht getauft bist, aber das in deinem Herzen schon hast, dann frage ich dich: Warum bist du noch nicht getauft? Wo ist Dorian? Dorian ist gerade weggeflitzt mit seinem Rucksack. Er macht gerade einen Taufkurs. Ich glaube, sie treffen sich heute, oder? Ja, heute.
Heute nach dem Gottesdienst treffen sie sich. Falls du den Taufkurs noch miterleben möchtest, dann komm auf Dorian oder zu uns nach vorne. Wir weisen dir den Weg.
Der individuelle Auftrag und die Bedeutung der guten Werke
In Epheser 2,10 heißt es: „Denn wir sind sein Gebilde, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“ Gott plant von Ewigkeit her, was er sich von dir wünscht. Unser Auftrag ist es, diesen Plan zu entdecken und zur Entfaltung zu bringen.
Das sind Dinge, die nicht zufällig geschehen oder aus deinem eigenen Einfall entstanden sind, sondern Dinge, die Gott in seinem Herzen seit Ewigkeiten hat. Kannst du dir eigentlich vorstellen, was das bedeutet?
Es ist wichtig, dass wir diesen Vers auch so lesen, denn das Wort könnte man sehr allgemein verstehen, als etwas, das an alle gerichtet ist. Doch die Perspektive Gottes ist nicht nur für das Kollektiv, für die Christen im Allgemeinen, sondern ganz individuell und persönlich. Ganz individuell trägt Gott in seinem Herzen, was er sich für dein Leben wünscht.
Es geht darum, dass du im Einklang mit dem bist, was Gott will. Es gibt keinen größeren Segen, als sagen zu können: „Ich bin nicht perfekt, ich bin nicht besser als die anderen, aber eines weiß ich: Mein Leben hat den Rhythmus des Liedes meines Königs. Ich laufe im Takt des Taktgebers, der mein Leben regiert.“
Ich weiß trotz aller Mängel und Unvollkommenheiten, dass Gott sich darüber freut, wenn ich ihm gefallen will. Wenn ich nicht die Ehre bei anderen Menschen suche und kein „Man Pleaser“ bin – also nicht menschengefällig lebe oder es immer allen recht machen möchte. Stattdessen habe ich mich entschieden, die Werke zu tun, die mein Vater im Himmel vorbereitet hat, und nicht die, die meine Community um mich herum für mich vorgesehen hat.
Zu oft lassen wir unser Leben von den Erwartungen anderer Menschen lenken: wie wir reden sollen, wie wir handeln sollen, was wir tun sollen und wie unser Leben ausgerichtet sein soll. Unsere Gesellschaft ist voll von Erwartungen an uns, wie wir uns zu verhalten haben. Aber Epheser 2,10 sagt nicht, dass wir das Gebilde unserer Gesellschaft sind, das im Zeitgeist geschaffen wurde, um Werke zu tun, die diese Gesellschaft für uns vorbereitet hat, damit wir nach ihren Werken wandeln und es ihr recht machen.
Lasst uns heute zueinander sagen, dass wir aufhören wollen, anderen zu gefallen! Dass wir anfangen zu sagen: Das Einzige, was zählt, ist, dass ich Gott gefalle. Das ist auch die einzige Zusicherung dafür, dass mein Leben ein Segen für andere ist.
Denn was andere von mir erwarten und wollen, bedeutet nicht automatisch, dass es ihnen auch zum Segen gereicht. Viele Menschen wollen zum Beispiel Ja-Sager um sich haben, die immer alles abnicken und sagen: „Ja, es ist okay, alles ist okay.“ Das fühlt sich gut an, aber es ist die Frage, ob es zum Segen meiner Mitmenschen ist, wenn ich immer nur abnicke und zu allem Ja sage.
Die Erwartungshaltung an Jesus war ebenfalls sehr stark von seiner Community geprägt. Es gab einen Zeitgeist im ersten Jahrhundert, der Erwartungen an Jesus und seine Jünger stellte. Das werden wir in der nächsten Einheit im Matthäusevangelium sehen.
Dort rufen Menschen zu Jesus: „Hosanna, dem Sohn Davids!“ So heißt es auch in Matthäus 21,15: „Aber als die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder im Tempel schrien: ‚Hosanna dem Sohn Davids!‘, wurden sie unwillig und sprachen zu ihm: ‚Hörst du, was diese sagen?‘“
Sie hatten ein Problem damit und sagten: „Du sollst sie zum Schweigen bringen, das ist unsere Erwartung an dich. Du sollst das nicht zulassen.“ Wir werden uns beim nächsten Mal anschauen, wie Jesus damit umgeht und warum es die Menschen so sehr stört, dass das ausgerufen wird.
Die Spannung zwischen Erwartungen und Wirklichkeit
Worauf möchte ich hinaus? In unserem Leben gibt es viele Erwartungen, die an uns gestellt werden. Sicherlich gibt es auch gerechte Erwartungen. Wenn du zum Beispiel ein Kind bist und morgens zur Schule musst, aber einfach nicht aus dem Bett kommst, dann kommt deine Mutter und sagt: „Steh auf! Pack deine Sachen und geh zur Schule.“
In diesem Moment kannst du nicht einfach sagen: „Mutter, Epheser 2,10 – ich bin ein Gebilde in Christus, geschaffen zu guten Werken, die er vorbereitet hat. Halleluja!“ Das wäre keine gute Idee, so mit deiner Mutter zu sprechen. Denn deine Mutter kennt auch die Zehn Gebote. Sie wird dann sagen: „Der Herr sagt, du sollst Vater und Mutter ehren, also raus aus den Federn, ansonsten mache ich dir Beine.“
Genau das wäre jetzt der Moment gewesen, an dem die Eltern hätten „Halleluja“ schreien müssen. Diese Jünger hören, was Jesus will. Sie hören, dass er etwas verlangt, was 500 Jahre zuvor prophezeit wurde und unbedingt geschehen wird. Sie wissen: Wir sind gemeint, wir sind gerufen.
Ich merke, dass der Herr jetzt hier bei mir anklopft, und ich folge ihm. Ich gehe, ich sage nicht: „Ach, das sind die anderen.“ Nein, ich bin gemeint. Das, was Gott will, geschieht nicht einfach im luftleeren Raum, sondern durch einfache Jünger – durch dich und mich.
Wir lesen die Verse 3 bis 7. Jesus sagt: „Und wenn jemand etwas zu euch sagt, so sollt ihr sprechen: Der Herr braucht sie, also die Tiere, und sogleich wird er sie senden.“
Dies aber ist geschehen, damit erfüllt wurde, was durch den Propheten geredet ist, der spricht: „Sagt der Tochter Zion“ – ein feierliches Synonym für Jerusalem – „Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und auf einer Eselin reitend, und zwar auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“
Als aber die Jünger hingegangen waren und getan hatten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte, brachten sie die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und Jesus setzte sich darauf.
Die Identität Jesu als Herrscher und Diener
Es ist ganz interessant, in welcher Spannung dieser Text hier steht. Jesus sagt: „Geht, und wenn sie euch fragen, dann sagt ihnen, wer hier gerade das Kommando gibt.“ Der Herr braucht es, der Kyrios braucht es.
Ich finde es schon interessant: Wenn zu mir jemand kommen würde und sagen würde, der Herr braucht dein Smart, dann würde ich sagen: „Moment mal! Dann soll er erst an mir vorbeikommen.“ Ich bin der Herr, und jetzt möchte ich etwas von euch, das in Übereinstimmung steht mit dem, was die Propheten damals gesagt haben: dass der König kommt.
In dem, wie Jesus spricht, zeigt er ganz klar, was sein Selbstverständnis ist und wer er ist: „Ich bin der Herr, und ich bin König über Israel.“ Das ist das eine. Jesus kennt seine Identität. Er schämt sich nicht, die großen Verheißungen auf sich selbst zu beziehen. Denn er sagt zum Beispiel auch in Johannes 5,39 zu den Schriftgelehrten, den geistlichen Leitern der damaligen Zeit: „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben. Und sie sind es, die von mir zeugen beziehungsweise die auf mich hinweisen.“
Jesus weiß: Das, was wir hier finden, spricht von Jesus. Und Jesus ist dabei nicht schüchtern oder zurückhaltend. Er sagt nicht: „Ja, ich bin halt der Jesus.“ Sondern: Das, was hier steht, das bin ich. Ich bin der Herr, und ich bin der König dieser Stadt. Ich bin der König aller Bewohner hier in diesem Land. Ich bin der König Israels.
Mit diesem Selbstverständnis sagt er dann: „Und jetzt holt mir einen Esel.“ Was soll das? Das ist nicht die Art und Weise, wie ein König triumphierend und feierlich in eine Stadt einzieht, um zu demonstrieren, wer er ist.
Ich mag meinen Smart, ja, aber wenn du mit einem Smart reinreitest, da guckt dir niemand hinterher. Vielleicht denken die Leute dann: „Ja, oh Mann, okay, wir müssen das Gehalt des Pastors anheben.“ Was soll das? Ein Smart, ein demütiges Lastentier, das nicht viel draufhat. Damit machst du keinen Eindruck.
Ein König reitet nicht auf einem Esel, ein König reitet auf einem Ross. Er hat ein prachtvolles, mächtiges, großes Pferd und demonstriert seine Stärke, seine Macht und seine Potenz durch dieses Tier.
Ich weiß nicht, wie es dir geht. Du hast bestimmt schon mal einen Esel gesehen. Und du hast schon mal ein Pferd gesehen? Ich hoffe, ihr seid nicht solche elendigen Stadtkinder, die denken, dass die Kuh lila ist. Von der Milka-Schokolade gibt es tatsächlich Kinder in Deutschland, die denken, Kühe seien lila – Gott sei es geklagt.
Also, ihr habt schon mal Esel und Pferde gesehen? Ein Esel ist nun ja einfach ein Esel. Aber wenn du neben so einem Pferd stehst – Karina, du hast ja eins, oder? –, und wenn du daran gewöhnt bist, dann ist das vielleicht für dich nichts Besonderes. Ich bin nicht so an diese Tiere gewöhnt, und ich habe großen Respekt vor Pferden, weil sie so krass mächtig sind und so heftige Muskeln haben – fast wie ich.
Jesus, nimm ein Tier, so ein Muskelprotztier, und zeig deine Stärke und deine Majestät! Aber wir haben es hier nicht nur mit dem Herrn und König zu tun. Wir haben hier nicht nur einen mächtigen König.
Jesus verbindet zwei Dinge, die damals schwierig waren für die Leute: den mächtigen König und den demütigen Diener. Beides – der mächtige König mit Autorität und Kraft, die er aber nicht mit einer fulminanten Stärke zum Ausdruck bringt, sondern indem er demütig einherschreitet und sich eigentlich kleiner macht, als er es eigentlich sollte.
Das heißt, dass er sanftmütig auf einer Eselin reitet. Sanftmütig auf einer Eselin.
Die wahre Bedeutung von Sanftmut
Sanftmut – manchmal verstehen wir diesen Begriff ein wenig falsch, so meine Beobachtung. Sanftmut hat nichts mit Weichheit zu tun. Sie ist auch nicht Gleichgültigkeit. Wenn jemand sanftmütig ist, bedeutet das nicht, dass er mutlos ist.
Sanftmut ist keine Fahne im Wind, die man einfach nach links oder rechts biegen kann. Es ist nicht eine Person, die nicht weiß, was sie will, sondern immer nur abnickt und Ja sagt. Eine solche Person ist nicht sanftmütig. Sanftmut hat damit überhaupt nichts zu tun.
Sanftmütige Menschen sind demütig, aber sie besitzen einen starken und festen Charakter. Sie haben den Mut zum Handeln. Sie wissen, was sie wollen, und tun dies auf eine demütige und ruhige Art und Weise. Sanftmut ist keine Schwäche.
In Galater 6,1 sehen wir, wie Paulus diese Eigenschaft der Sanftmut anwendet: „Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt wird“, also wenn jemand sündigt und vom Weg Jesu abkommt, „so bringt ihr die geistlichen einen solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht. Und dabei gib auf dich selbst Acht, dass nicht auch du versucht wirst.“
Es ist interessant, wie Paulus hier vorgeht. Er sagt: Wenn jemand von Jesus weggeht und auf Wanderschaft geht, sein eigenes Ding macht und trotzdem denkt, er sei noch in Einheit mit Jesus unterwegs, dann sollt ihr nicht einfach sagen: „Ja, ist halt deine Entscheidung, wie du willst.“ Nein! Du weißt, was wahr ist, was richtig, was gerecht und heilig ist. Geh hin und hol ihn zurück!
Das heißt, konfrontiere diese Person, damit sie erkennt, dass sie sich in einer Verblendung befindet und sich mit Finsternis verbindet. Geh hin, konfrontiere sie, aber im Geist der Sanftmut. Wenn wir Sanftmut mit Weichheit oder Mutlosigkeit verwechseln, dann werden Menschen nicht hinter anderen hergehen, um sie zu konfrontieren und zu korrigieren. Stattdessen nicken sie nur ab und sagen: „Ja, ja, ist schon okay. Frag mich lieber nicht, frag mal jemand anderen.“
Aber Paulus sagt: Ihr geht hin, ihr seid entschlossen, ihr seid beauftragt. Es geht darum, dass ihr jetzt in den Einsatz geht – aber mit Demut, Liebe, Freundlichkeit und Nachsicht. Können wir diesen Begriff greifen, was es bedeutet, sanftmütig zu sein?
Das zeigt sich sehr deutlich in dem Bild, wie Jesus nach Jerusalem kommt. Der König kommt auf einem Esel. Macht und Demut gepaart – das ist Sanftmut.
Billy Graham, ein weltweit bekannter Pastor und Evangelist, hat Sanftmut einmal so beschrieben: Sanftmut ist nichts anderes als Kraft, Stärke, Macht und Energie unter der Kontrolle des Heiligen Geistes. Macht, Stärke und Energie, kontrolliert durch den Heiligen Geist.
Jesus kommt hier nach Jerusalem und handelt nicht so, wie er könnte, wenn er wollte. Er nutzt seine Autorität, die er hat, nicht zum Schaden anderer. Achtet jetzt auf diesen wichtigen Aspekt: Jesus hat Autorität, und er könnte sie so nutzen, dass andere darunter leiden und Schaden nehmen – wie es damals bei Machthabern häufig üblich war. Wenn der König kommt, dann solltest du lieber deine Klappe halten und vorsichtig sein, was du sagst und tust.
Aber Jesus nutzt seine Autorität nicht zum Schaden anderer. Ganz im Gegenteil: Es ist eine Autorität, die sich sogar selbst schaden lässt.
Die Sanftmut, die wir hier finden, zeigt sich in dem Wort, das du in Matthäus 21,5 lesen kannst. Dieses Wort „sanftmütig“ ist ein Zitat aus dem Alten Testament, aus Sacharja. Im Neuen Testament steht es auf Griechisch, im Alten Testament auf Hebräisch. Wenn du dir das hebräische Wort für Sanftmut anschaust, „Ani“, dann erkennst du, dass dieser König nicht einfach nur sanftmütig im beschriebenen Sinne auf einem Esel daherkommt.
„Ani“ drückt aus, dass dieser König mühselig, elend und notleidend auf dem Esel in seine Stadt reitet. Das verleiht der ganzen Dynamik von Jesus eine ganz andere Färbung.
Jesus kommt als siegreicher und triumphierender König. Er möchte Sünde und Tod besiegen – das ist sein Ziel. Er kommt mit Autorität in seine Stadt, als der König seiner Stadt. Aber er zeigt seine Macht nicht zur Schau, um Sünder niederzutrampeln.
Stattdessen kommt er notleidend in diese Stadt und lässt sich selbst Schaden zufügen. Mit dieser Autorität haben wir es zu tun: eine Autorität, die nicht so agiert, wie sie könnte, die anderen nicht schadet, sondern so diszipliniert und demütig ist, dass sie sich sogar selbst schaden lässt.
Jesus leidet stellvertretend für uns, damit wir unter seiner Autorität nicht zerbrechen oder von seiner Macht niedergetrampelt werden. Schon bei diesem triumphalen Einzug nach Jerusalem, wo alle feiern und jubeln, haben wir es mit einem notleidenden Jesus zu tun – einem König, der bereit ist zu dienen.
Ein König, der bereit ist, die Konsequenzen deiner Sünde stellvertretend auf sich zu nehmen, zu leiden wie ein Hund und die ganze Wut und den Zorn Gottes über unsere Rebellion auf sich zu nehmen.
Mit diesem König haben wir es zu tun – einem König, der mit seiner ganzen Kraft kommt, um sich für uns hinzugeben.
Der Jubel der Volksmenge und die Bedeutung von Hosanna
Verse 8 bis 9
Eine sehr große Volksmenge breitete ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Oh, damit hätten sie heute sicher Probleme mit den Klimaaktivisten bekommen.
Die Menschenmengen, die vor ihm hergingen und nachfolgten, riefen und sprachen: „Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“
Hosanna singen wir auch manchmal in Liedern. Aber mal Butter bei die Fische: Die allerwenigsten wissen eigentlich, was sie da singen. Was bedeutet Hosanna? Ursprünglich ist es ein Hilferuf, so etwas wie „Herr, hilf!“ oder „Gott, rette!“.
Später wurde es in der jüdischen Liturgie auch zu einem Lobpreiswort. Damit drückte man aus: „Gott, bei dir ist Hilfe, Gott, bei dir ist Rettung. Du kannst den Unterschied machen, du kannst uns befreien, du kannst uns erlösen.“ Darum geht es, wenn die Menschen hier „Hosanna“ rufen, dem Sohn Davids.
Beim letzten Mal haben wir bereits gehört, dass mit dem Sohn Davids ein altes Versprechen verbunden ist: Ein König wird kommen, der weit größer ist als der große König David. Er nimmt alle Verheißungen auf sich und wird ein Segen für das ganze Volk Gottes sein.
Was lesen wir hier in diesen Versen? Eine sehr große Volksmenge ist bei Jesus. Jesus kommt nicht alleine in die Stadt, sondern viele Menschen tummeln sich um ihn. Diese Leute wissen, dass Jesus etwas Besonderes ist, einzigartig.
Am Ende stellen sie fest: „Hey, der kommt aus Nazareth.“ Wenn man die Bibel kennt, weiß man, dass Nazareth nicht unbedingt ein attraktiver Ort war. Das ist so, als würde man in Baden-Württemberg jemanden aus Emmendingen erwähnen – so ungefähr: „Ach ja, Emmendingen.“
Nazareth – „da kommt er“, und alle jubeln. Die Volksmenge, die ihn auf dem Weg nach Jerusalem begleitet, verbindet etwas Großes mit ihm.
Als Jude konnte man kaum lobpreisender über eine Person sprechen als hier geschehen. Die Juden damals riefen nicht einfach alle Versprechen der Superlative, die sie in der Bibel fanden, regelmäßig charismatischen Leitern oder Rabbinern zu.
Sie waren vorsichtig, wenn es darum ging, jemanden als Messias zu bezeichnen. „Ah, hier ist der Messias!“ – diese Karte konnte man nicht zu oft ziehen. Doch bei Jesus spürten sie etwas Faszinierendes und Einzigartiges, das Hoffnung weckte. Er könnte derjenige sein, der Erlösung und Befreiung bringt, der einen echten Wandel in ihr Leben bringt.
Die Volksmenge, die jetzt mit Jesus unterwegs ist, ist nicht zufällig zu ihm gekommen, weil sie gehört hat, dass Jesus in die Stadt kommt. Sie sind ihm schon länger auf den Versen. Das haben wir in der vorherigen Passage in Kapitel 20 ab Vers 29 gelesen.
Diese Volksmenge begleitet ihn schon seit Jericho auf der Straße nach Jerusalem und ist die ganze Zeit bei ihm. Nun kommen sie in die Stadt und feiern richtig, machen richtig Radau – natürlich im positiven Sinne. Es ist eine Volksmenge, die von Jesus sehr fasziniert ist.
Wir haben in der vorherigen Passage gesehen, dass diese Volksmenge, die Jesus begleitet und gefeiert hat, überhaupt nicht einverstanden war, als Jesus sich als Königdiener zwei Blinden zuwandte.
Erinnert ihr euch an diese Passage? Zwei Blinde rufen: „Erbarme dich, Herr, Sohn Davids!“ Und die Volksmenge sagt: „Halt die Klappe! Wir wollen keine Störung von der Unterschicht! Wir wollen einfach nur unsere Party mit Jesus feiern.“ Sie versuchten, die Blinden zum Schweigen zu bringen.
Jesus kümmerte das wenig, er heilte die Blinden trotzdem. Interessant ist, dass Lukas, der Autor des Lukas-Evangeliums, uns verrät, dass die Volksmenge nach der Heilung plötzlich anders reagierte.
Sie hatten die Heilung eigentlich nicht gewollt, weil sie aus der Unterschicht kam. Aber als sie geschah, veränderte sich etwas in ihnen. In Lukas 18,43 lesen wir: „Und das ganze Volk, das es sah, gab Gott Lob.“
Vorher hatten sie gesagt: „Nein, nein, nein!“ Jesus setzte sich darüber hinweg und heilte trotzdem. Plötzlich sahen sie, was Jesus tat, und wurden davon berührt. Sie begannen, Gott dafür zu preisen, was sie erlebten.
Diese Volksmenge war nach diesem Heilungswunder so ergriffen, dass Lukas den Einzug Jesu in Jerusalem folgendermaßen beschreibt: Lukas 19,37: „Als er sich dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die ganze Menge der Jünger mit lauter Stimme freudig Gott zu loben für alle Wunderwerke, die sie gesehen hatten.“
Sie hatten das Wunder gesehen, Gott gepriesen und waren voller Begeisterung und Faszination. Sie riefen „Hosanna, Hosanna dem Sohn Davids!“ Die Lautstärke stieg immer weiter.
Doch die Volksmenge, die jetzt „Hosanna“ ruft, ist in wenigen Tagen nicht mehr zu hören. Plötzlich schreit sie: „Kreuzigt ihn!“ Auch mit viel Lautstärke und fester Überzeugung.
Gerade noch sahen sie die Wunderwerke Gottes. Hoffnung keimte in ihren Herzen auf. Hier ist jemand, von dem wir uns etwas versprechen, sogar eine Sehnsucht nach Erlösung. Sonst würden sie nicht „Hosanna“ rufen. Sie brauchen Erlösung und Befreiung im Leben, und Jesus scheint die Person zu sein, die das bringen kann.
Aber als Jesus diese Befreiung bringen will, sagen sie nicht mehr „Hosanna, hier ist die Erlösung!“ Stattdessen rufen sie: „Kreuzigt ihn!“ und verlassen ihn alle.
Wie kann das sein? Wie kann die Volksmenge so laut nach Erlösung rufen und später nichts mehr davon wissen wollen? Hatten sie keine Sehnsucht nach Hoffnung? Keine Sehnsucht nach Veränderung? Keine Sehnsucht nach Erlösung?
Ich denke doch, aber eine Erlösung nach ihren eigenen Bedingungen. Sie wollten eine Erlösung, wie sie sie sich ausgemalt hatten, eine Befreiung, wie sie sie sich vorgestellt hatten.
Sie hatten ihren Katalog, was Jesus in ihrem Leben tun sollte. Wenn Jesus aber die Befreiung bringt, die er wirklich bringen will und die wir nötig haben, verlieren sie das Interesse an ihm. Diese Art von Erlösung entspricht nicht ihren Erwartungen.
Jesus kommt, und sie denken, er wird sie von ihren Umständen befreien. Jesus kommt und befreit Menschen von ihren Sünden und vom ewigen Verdammnisurteil, das uns in der Hölle erwartet.
Davon wollen sie nichts wissen.
Dieser Text spricht Bände und spricht auch in unser Leben hinein. Viele suchen Jesus, nennen seinen Namen, haben Hoffnungen in ihn, beten vielleicht Tag ein, Tag aus und rufen seinen Namen, rufen „Hosanna“.
Aber sie meinen nicht die Erlösung, die Jesus bringt. Sie suchen nur den Segen von Jesus für ihre Umstände, was er gefälligst in ihrem Leben tun soll.
Wir müssen sehr genau aufpassen, ob wir bereit sind, die Erlösung anzunehmen, die Jesus bringen möchte, oder ob wir Jesus sagen wollen, was er zu tun hat und wie Erlösung in unserem Leben auszusehen hat.
Häufig ist es so: Wenn du Menschen darauf ansprichst, sagst du: „Ich verstehe deine Sehnsucht und Hoffnung, aber erkenne, dass deine Situation viel dramatischer ist, als du es dir vorstellst.“
Dir droht eine Ewigkeit unter dem Zorn Gottes wegen deiner Sünden. Du brauchst unbedingt Befreiung, sonst gehst du für alle Ewigkeit verloren.
Manche sagen: „Davon will ich nichts wissen. Hör auf mit dem Geschwätz, dass ich jemanden brauche, der stellvertretend für mich am Kreuz stirbt.“
Aber, meine Lieben, wir können unsere Hoffnungen auf Veränderungen, Befreiung und Erlösung so definieren, wie wir wollen. Wenn uns nicht interessiert, welche Erlösung Jesus Christus wirklich bringt, können wir all das getrost vergessen.
Ich möchte ein Zitat von meinem guten Freund Charles Spurgeon aus dem 19. Jahrhundert lesen. Er schrieb:
„Das Herz des Evangeliums, der guten Nachricht, ist die Erlösung, und das Wesen der Erlösung ist das stellvertretende Opfer Christi, also dass er für dich gestorben ist. Diejenigen, die diese Wahrheit predigen, verkünden das Evangelium, selbst wenn sie sich in anderen Dingen irren. Aber diejenigen, die das Sühnopfer nicht predigen – und ich möchte hinzufügen, daran glauben und es erhoffen – haben, was auch immer sie sonst verkündigen, die Seele und Substanz der göttlichen Botschaft verfehlt.“
Kann Gott unsere Umstände ändern? Kann er uns Segen für bestimmte Lebensbereiche und Probleme bringen? Gewiss kann er das. Gott ist nichts unmöglich.
Gott kann mit einem Fingerschnipsen alles in deinem Leben verändern. Aber wenn du Jesus wie einen kleinen Talisman siehst oder wie eine Wunderwunschflasche, an der du einfach ein bisschen reibst, damit deine Wünsche erfüllt werden, dann gehst du am eigentlichen Problem deiner Existenz vorbei.
Du wirfst die Substanz, das eigentliche Kernproblem, weg und bist mit viel zu kleinen Dingen zufrieden.
Natürlich kann sich der Herr auch um diese kleinen Dinge kümmern. Aber zu viele benutzen einfach nur den Namen Jesus, um ihre Herzenswünsche erfüllt zu bekommen.
Meine Lieben, Jesus ist kein Gehilfe oder Assistent, der meine Wünsche erfüllt. Jesus ist nicht der Partner an meiner Seite, der mein Leben nur etwas einfacher und glücklicher macht.
Jesus ist viel mehr als das. Jesus ist der Herr, der König, der Retter. Er hat stellvertretend meine Sünde getragen und den Zorn Gottes für mich weggetragen.
So lebt die Beziehung zwischen Gott und mir aus Liebe. Ich habe Frieden mit Gott – jetzt und für alle Ewigkeit.
Selbst wenn sich meine Umstände nicht ändern, werde ich meine Hände erheben und sagen: „Dem Herrn sei Dank, dass er mein Gott ist!“
Auch wenn meine Wünsche nicht erfüllt werden, und das kann hart sein.
Ich kenne Schicksale, die leiden wie Hunde, und trotzdem erkenne ich in diesen Menschen, dass sie Jesus nicht als Automaten sehen, der Wünsche erfüllt, sondern als Herrn.
Als Retter und König, auch wenn alles fällt, habe ich in Jesus Christus einen festen Grund, auf dem ich stehe.
Selbst wenn jetzt gleich das Licht ausgeht, weiß ich, meine Ewigkeit ist sicher – nicht nur irgendwie, sondern mit viel Freude und Frieden.
Ich frage dich heute: Vertraust du Jesus Christus dein Leben an? Wer ist Jesus für dich?
Rufst du Lobpreislieder, weil du nur deine Umstände verbessern willst? Oder erkennst du, dass dieser König in Autorität gekommen ist, notleidend stellvertretend für dich, um dir zu zeigen: Dein größtes Problem ist, dass deine Sünde dich von Gott trennt?
Was nützt es, wenn du Segen bekommst und die ganze Welt gewinnst, aber dein Leben verlierst?
Was nützt es, wenn du ein gutes Leben hast – sei es zehn, zwanzig, dreißig oder sechzig Jahre – aber am Ende das wahre ewige Leben in Jesus Christus verpasst?
Du hast alles gehabt und doch nichts.
Geh nicht leer aus, mein Freund! Jesus ist viel mehr als ein Wunschautomat.
Es wäre eine Beleidigung seiner Würde, ihn nur als kleinen Talisman oder Glücksbringer zu sehen.
Jesus ist Herr, König und Retter, der kommt.
Die Zeit wird in der Ewigkeit abgeschafft werden.
Halleluja!
Die Reaktion Jerusalems auf den Einzug Jesu
Verse 10 bis 11: Als Jesus in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Bewegung. Die Menschen fragten: „Wer ist dieser?“ Die Volksmengen antworteten: „Dieser ist Jesus, der Prophet, der von Nazaret in Galiläa stammt.“
Jesus kommt, und die Ausrufe über ihn als Sohn Davids – und damit als König über diese Stadt – hallen durch die Straßen. Die Bewohner Jerusalems hören diese Worte. In unserem Text heißt es: „Und Jerusalem, die ganze Stadt, geriet in Bewegung.“ Die Stadt ist im Aufruhr über das, was sie hört.
Dabei geht es nicht um Begeisterung. Die Menschen sind nicht freudig bei dem, was sie hören. Vielmehr trifft sie eine massive Erschütterung, die ihnen richtig ins Mark und in die Glieder fährt.
Was passiert hier gerade? Das griechische Wort, das mit „in Bewegung geraten“ übersetzt wird, ist „zeo“. Es wird auch für Erdbeben verwendet oder wenn es zu apokalyptischen Umwälzungen kommt. Wenn die Erde aus den Fugen gerät, dann ist „zeo“ das passende Wort.
Wissenschaftler können sich das vielleicht so vorstellen: Der Seismograph, der die Werte bei einem Erdbeben misst, leitet sich genau von diesem Begriff ab. Es geht den Menschen hier durch Mark und Bein, alles bewegt sich in ihnen. Was ist hier los?
Und es ist nicht das erste Mal, dass Jerusalem in Panik gerät. Ich habe die Predigt damit begonnen, dass wir seit September 2021 diese Predigtreihe verfolgen. Einige haben sich gemeldet und gesagt, dass sie von Anfang an dabei sind.
Wo haben wir schon einmal gelesen, dass Jerusalem in Panik gerät? Richtig, in Matthäus 2 lesen wir davon. Ganz zu Beginn war es dieselbe Stadt, die wieder in Panik geriet und erschüttert wurde.
Damals kamen die Weisen aus dem Morgenland. Sie suchten den König der Juden. Die Bewohner Jerusalems hörten, dass der König der Juden gesucht wird und anscheinend irgendwo in der Nähe sein soll. Sie gerieten in Aufruhr – aber nicht vor Begeisterung.
Denn in ihrem Land, in ihrer Stadt, herrschte ein anderer König: König Herodes. Herodes war ein sehr eifersüchtiger und grausamer Herrscher, das wussten die Juden in Jerusalem.
Als sie hörten, dass ein neuer König gesucht wird, bekamen sie große Furcht. Was bedeutet das, wenn plötzlich ein neuer König über sie herrscht? Sie hofften nicht auf Befreiung oder darauf, dass Jesus die gesuchte Person ist. Sie dachten nicht: „Lass uns nach Bethlehem gehen, ihn finden und ihm zujubeln.“
Nein, sie dachten: „Das wird uns in Schwierigkeiten bringen, wenn wir ausrufen, dass wir von nun an einen neuen König haben.“
Drei Jahre später hat sich in Jerusalem nichts geändert. Wieder hören die Menschen: „Der König kommt! Der König kommt!“ In Sacharja 9,9 heißt es: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir.“
Sie hören, wie die ganze Masse in ihre Stadt dringt und erzählt, dass Jesus der neue König ist. Wieder fährt es ihnen durch Mark und Bein. Sie haben große Angst vor dem, was jetzt gerade passiert.
Dein König kommt – ich möchte zum Schluss kommen.
Die Herausforderung, Jesus als König zu bekennen
Was ist das Problem daran, einfach zu bekennen, dass Jesus von nun an der König ist? So manchem unter uns geht es ähnlich wie den Juden in Jerusalem zu jener Zeit. Du lebst auch unter einer Königsherrschaft, die nicht von Jesus bestimmt ist. Dann gibt es einen anderen König in deinem Leben, dem du dienst.
Plötzlich kommt durch diesen Bibeltext die Königsherrschaft Jesu zu uns. Diese Königsherrschaft stellt die Herrschaft über dein Leben infrage, und einige geraten in Panik. Manche haben Angst davor, was es bedeutet, sich diesem König zu unterstellen und Jesus als König zu bekennen.
Eigentlich ist es doch eine freudige Aussage, wenn man sagen kann: Jesus ist mein König. Doch dieses Bekenntnis hier in Matthäus 21, an diesem Ort, zu dieser Zeit und unter diesen Umständen, war eine heftige Herausforderung. Viele trauen sich nicht, Jesus als König zu bekennen – nicht jetzt, nicht hier.
Waldemar, wenn du die Umstände kennen würdest, würdest du verstehen, dass es einfach zu viel verlangt ist, gerade jetzt unter diesen Umständen Jesus als König zu bekennen. Vielleicht später, wenn die Umstände anders sind, wenn die Zeit eine andere ist.
Als Jesus geboren wurde und als der König der Juden gefunden wurde, hatten die Juden Angst. Dreißig Jahre später – nein, Entschuldigung, Jesus ist ja nicht mit drei Jahren in die Stadt geritten – dreißig Jahre später predigen wir gemeinsam. Dani Pocke, bist du heute hier? Danke, Dani.
Dreißig Jahre später hat sich nichts geändert. Dreißig Jahre später reagierst du immer noch so auf die Botschaft: Der König kommt. Einige, das ist das Letzte, was ich sagen möchte, erleben in ihrem persönlichen Leben keine Veränderung. Sie erleben Gott auch nicht in ihrem Leben. Ebenso erleben manche Kirchen keine Kraft Gottes.
Warum? Weil wir furchtsam sind. Weil wir Angst haben, dass die Zeit, in der wir leben, und die Umstände, die uns bestimmen, uns übel zuspielen werden, wenn wir uns darauf stellen und öffentlich proklamieren, dass Jesus unser König ist – und nur Jesus allein.
Viele haben Angst vor den negativen Konsequenzen, die es mit sich bringt, Jesus Christus als Herrn, König und Retter zu bekennen. Ich frage dich: Hast du Angst, dich zu Jesus zu bekennen? Was hindert dich daran? Frag dich, ob du auf die Umstände achtest, ob du auf die Zeit achtest. Sind es diese Dinge, die dich daran hindern, Jesus als König zu bekennen?
Dieser Text fordert uns heraus. Hier ist eine Menge Menschen, die recht glücklich sind, aber auf der anderen Seite gibt es viele, die gar nicht glücklich sind. Da treffen Welten aufeinander.
Meine Lieben, das war immer so, und es wird auch so bleiben. Es wird niemals eine Zeit geben, in der es einfach sein wird, Jesus als seinen König und Retter zu bekennen. Es wird nie eine angenehme Zeit dafür geben.
Wenn du das heute hörst, dann sei nicht so unklug wie die Juden in Jerusalem zu jener Zeit, an jenem Tag, die furchtsam waren. Vertraue dich Jesus an.
Der Zeitgeist und die Gesellschaft werden Jesus immer als einen Stachel im Fleisch empfinden. Wir predigen das gemeinsam, Dani, du sollst übernehmen: Jesus ist ein Stachel im Fleisch. Jesus passt nicht in unsere Zeit. Er fordert uns heraus.
Darum die Frage an uns: Wollen wir wirklich das, was Gott tut? Wollen wir das wirklich? Es wird etwas von uns verlangt.
Aber wisst ihr, Jesus kommt nicht wie eine Dampfwalze mit muskulösem Pferd über uns. Nein, Jesus kommt mit seiner Autorität und mit einer Liebe, die sich verletzen lässt – sanftmütig zu dir.
Er kennt deine Ängste, er kennt deine Sorgen, er kennt alle Blockaden, die dich daran hindern, Vollgas für Jesus zu geben, dein Leben hinzugeben, deine Sünde zu bekennen, umzukehren und öffentlich zu bekennen, dass Jesus Herr ist, dass Jesus König ist.
Jesus weiß das. Vertraue dich ihm an. Er ist ein guter Gott und König. Er wird Erbarmen mit dir haben und dir helfen, frei zu werden von den Meinungen der Menschen, dieser Welt, deiner Community.
Er wird dir ein neues Herz geben. Dieses Herz wird sagen: Auch wenn alle mich auslachen, bringt mein Leben meinem Vater im Himmel ein Lächeln aufs Gesicht. Und das ist mir wertvoller als Spott und Hohn in dieser Welt.
Amen.