Ich möchte alle herzlich zu diesem Thema begrüßen. Wir haben es so geplant, dass wir heute Vormittag und am Nachmittag vier Einheiten haben, jeweils etwa 45 Minuten, zum Thema Dienen.
Als ich heute Morgen in die Küche schaute, dachte ich: Na ja, die einen dienen, und die anderen predigen über das Dienen. Dabei habe ich gemerkt, dass heute schon viele gedient haben.
Grundlagen des Dienens im Neuen Testament
Das Dienen – hier kann ich gut an das anknüpfen, was wir in den letzten Tagen im Römerbrief gelesen haben. In Römer 6,13 ruft der Apostel Paulus die Gläubigen dazu auf: „Stellt auch eure Glieder nicht der Sünde zur Verfügung als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Lebende aus den Toten und eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit Gott zur Verfügung. Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen.“
Hier spricht Paulus davon, dass man seine Glieder Gott zur Verfügung stellt. Auch in Römer 12,1, den ich gestern kurz erwähnt habe, heißt es: „Ich rufe euch also auf, Brüder, durch die Erbarmung Gottes, eure Leiber als ein Opfer darzubieten, ein Leben, das heilig und gottwohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger oder logischer Gottesdienst.“
Weiter fordert Paulus: „Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Denkens, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene.“
Er fährt fort: „Denn ich sage jedem unter euch, durch die Gnade, die mir gegeben wurde, dass er sich nicht höher einschätzen soll, als es gebührt. Vielmehr soll jeder besonnen sein – im Griechischen heißt das, gesunden Sinn zu haben –, maßvoll, wie Gott jedem ein Maß des Glaubens zugeteilt hat.“
Paulus vergleicht die Gemeinde mit einem Leib: „Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber einzelne Glieder voneinander.“
In diesen Versen aus Römer spricht Paulus also auch über das Dienen. Wir werden noch näher auf diese Stellen eingehen. Das Thema Dienen ist in der Bibel sehr bedeutend.
Gestern Abend habe ich mir Gedanken gemacht, welche Arten von Dienst es gibt. Dabei sind mir vier Punkte besonders wichtig geworden.
Vier Dimensionen des Dienstes
Wir haben den Gebetsdienst, der wohl der wichtigste Dienst ist. Die Bibel betrachtet das Beten als einen Dienst. So gibt es den Gebetsdienst und den Zeugendienst. Jeder Christ ist hier sowohl zum Gebetsdienst als auch zum Zeugendienst aufgerufen.
Der Zeugendienst ist auch ein Verkündigungsdienst. Er besteht einerseits darin, durch Taten ein Vorbild zu sein, andererseits durch Worte. Beides gehört dazu. Im Zeugendienst müssen wir zuerst einmal etwas vorleben, besonders dort, wo wir ständig sind – in der Arbeit, in der Schule und bei den Menschen, mit denen wir regelmäßig Umgang haben. Das Wichtigste ist, dass wir etwas vorleben.
Aber nur vorleben genügt nicht. Wir müssen auch mit den Menschen sprechen und ihnen etwas sagen. Deshalb müssen wir beten, dass der Herr uns Gelegenheiten gibt, auch mit Menschen zu reden und ihnen zu erklären, warum wir anders leben als andere.
Neben dem Gebets- und Zeugendienst gibt es den Lehrdienst. Dieser bedeutet vor allem die Verkündigung des Wortes Gottes – einerseits zu den Außenstehenden, andererseits zu den Gläubigen. Das kann im Privaten geschehen, persönlich, oder öffentlich. Frauen können Frauen lehren, Männer von Mann zu Mann, oder in der öffentlichen Verkündigung gegenüber Außenstehenden oder in der Versammlung der Gemeinde.
Es gibt hier eine sehr große Bandbreite an Möglichkeiten.
Das vierte ist der praktische Dienst. Dieser Dienst erfolgt weniger mit dem Mund, sondern mit der Hand, den Füßen oder mit den Gaben, die wir haben. Dazu gehören materielle Gaben und auch die Gnadengaben, die der Herr gegeben hat.
So gibt es in der Bibel ganz verschiedene Arten von Dienst.
Verschiedene Begriffe für Dienst im Neuen Testament
Ursprünglich wollten wir auch über den Philipperbrief sprechen, aber ich denke, ich kann nicht mit dem Philipperbrief anfangen. Darauf werde ich später noch zurückkommen. Zunächst müssen wir das Thema ein wenig aufarbeiten und als Einleitung dienen.
In der Bibel gibt es verschiedene Wörter für das Dienen. Das Wort, das am meisten verwendet wird, ist „Sklavendienst leisten“. Auf Griechisch heißt es „doulos“, also „wie ein Knecht dienen“. Dem Herrn dienen wir wie ein Knecht seinem Herrn.
Es wird aber auch ein anderes Wort verwendet: „liturgisch dienen“. Das griechische Wort dafür ist „leitourgia“. Es bedeutet priesterlich dienen. Dieses Wort wird verwendet, wenn ein Priester den Gottesdienst ausübt, also den priesterlichen Dienst verrichtet. Zum Beispiel der Priester, der am Altar steht und das Opfer darbringt, leistet diesen Dienst.
Dieses Wort wird auch für Gläubige verwendet. Zum Beispiel in Römer 15,16 und 15,27 spricht Paulus davon, priesterlich am Evangelium zu dienen. Dieses Wort kommt noch öfter vor.
Ein weiteres wichtiges Wort ist „Diakonia“, davon kommt das Wort „Diakon“. Es ist das ganz normale Wort für dienen, dienen in jeder Hinsicht. In der Bibel wird es oft für einen praktischen Dienst verwendet. Es kann aber auch ein Dienstamt bezeichnen, das jemand bekommt, wie das Diakonenamt.
Eine Schwester in Rom, Phoebe, wird in Römer 16 als Dienerin der Gemeinde in Kenchreä bezeichnet. Das bedeutet nicht, dass sie ein Amt hatte, aber sie hatte offensichtlich einen regelmäßigen Dienst, den sie dort tat, so dass man sie eine Dienerin nannte.
Im 1. Timotheusbrief gibt es in Kapitel 5 ein ganzes Kapitel über den Dienst der Witwen. Ältere Frauen wurden speziell ausgesondert und von der Gemeinde unterstützt, damit sie einen Dienst tun konnten. Ältere Frauen hatten also eine große Aufgabe.
In diesem Kapitel sieht man, wie in der ersten Gemeinde in Ephesus und auch in anderen Gemeinden, für die Timotheus zuständig war, darauf geachtet wurde, dass der Dienst der Witwen von den richtigen Personen ausgeführt wurde. Es gab bestimmte Bedingungen.
Diese Witwen hatten durch den Verlust ihres Mannes mehr Freiheit, Zeit und Kraft. Deshalb stellten sie sich dem Dienst für die Gemeinde zur Verfügung. Wahrscheinlich war es ein intensiver persönlicher Dienst, bei dem sie Leute besuchten und jüngere Frauen unterwiesen.
Natürlich gab es auch jüngere Witwen, also Frauen, die ihren Mann noch recht jung verloren hatten. Paulus sagt, dass diese jüngeren Witwen lieber wieder heiraten sollten, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Jüngere Witwen sollten also nicht in die Liste für den Witwendienst aufgenommen werden.
Auch unter den Juden gab es solche Witwen, die ihr Leben dem Herrn zur Verfügung stellten. Ein bekanntes Beispiel ist Hanna. Sie war nur sieben Jahre mit ihrem Mann verheiratet, dann starb er. Die restlichen Jahre ihres Lebens stellte sie sich ganz dem Herrn zur Verfügung, diente im Tempel und betete viel. Auf diese Weise erlangte sie großes Ansehen.
Überhaupt hatten Witwen, die dem Herrn treu dienten, ein großes Ansehen. Wie gesagt, es gibt in 1. Timotheus 5 ein ganzes Kapitel beziehungsweise ein halbes Kapitel zu diesem Thema, dem Dienst der Witwen.
Die Motivation und Haltung zum Dienen
Jetzt bedeutet Diener zu sein einfach, für Gott da zu sein. Jeder Christ dient dem Herrn, weil der Herr selbst der Diener war. Er hat es vorgelebt; er war der große Diener, der eigentliche Diener.
Wenn wir zum Glauben kommen und sehen, was der Herr für uns getan hat, sind wir stark motiviert, ihm zu dienen. Ich denke zum Beispiel an ein junges Mädchen, das mit etwa 14 Jahren zum Glauben kam. Eines ihrer ersten Anliegen nach ihrem Glaubensbekenntnis war stets: „Herr, wie kann ich dienen? Wie kann ich dienen?“ Das ist sehr schön, wenn ein Mensch sich so schnell versteht: „Aha, der Herr hat mir so viel getan, dem möchte ich jetzt mein Leben geben.“
Sie widmete sich dann auch dem Dienst für den Herrn und setzte sich sehr ein. Ein Christ ist motiviert, dem Herrn zu dienen, und versteht sich als Knecht des Herrn, als Sklave – aber nicht eines schlechten Herrn. Wir sind nicht die Sklaven eines Sklaventreibers, der mit der Rute dasteht und uns jagt, was wir tun sollen. Nein, das ist ein guter Herr. Dennoch verstehen wir uns als Sklaven. Er ist unser Freund, unser Helfer und unser Herr.
Wir dienen nicht mehr der Sünde, wie Paulus in Römer 6 sagt. Wir wollen nicht mehr den Begierden und Lüsten unseres Leibes dienen. Auch wollen wir nicht unserem Bauch dienen, wie es in Philipper 3 und Römer 16 heißt. Dort werden Menschen genannt, die ihrem Bauch dienen – das wollen wir nicht.
Wir wollen auch nicht irgendwelchen toten Riten dienen, wie es bei den Juden der Fall war, die toten Werken dienen. Wir sind nicht in erster Linie da, um einfach menschengefällig zu sein, sondern wir sind Knechte Jesu Christi. Wir wollen nicht zwei Herren dienen – einerseits dem Geld und andererseits dem Herrn Jesus. Nein, wir wollen ganz dem Herrn dienen. Seine Sklaven sind wir.
Unser Dienst kommt der Gemeinde zugute und auch anderen Menschen in der Welt. Wir wollen deshalb dienen, weil Gott uns geschaffen hat, um zu dienen. Er hat uns Menschen zur Arbeit geschaffen. Niemand soll meinen, Arbeit sei ein Fluch. Arbeit ist überhaupt kein Fluch, sondern ein großer Segen.
Wir Menschen sind geschaffen, um zu arbeiten, und wir freuen uns, wenn wir Arbeit haben. Seit dem Sündenfall schwitzen wir bei der Arbeit oder haben vielleicht Mühe, Rückenschmerzen und andere Beschwerden bei der körperlichen Arbeit. Vielleicht bekommen wir bei geistiger Arbeit Kopfschmerzen. Jedenfalls ist die Arbeit seit dem Sündenfall mühsamer geworden – das stimmt. Aber die Arbeit an sich ist ein Segen.
Letztlich wollen eigentlich alle Menschen gerne arbeiten. Wenn jemand arbeitslos ist, ist das für ihn sehr schlecht. Er fühlt sich überflüssig in dieser Welt. Das ist sehr deprimierend, wenn man arbeitslos ist und überhaupt nicht weiß, was man eigentlich tun soll.
Gott hat uns zwar Arbeit geschaffen zum Dienen, aber er hat uns auch erlöst – gerade deshalb, damit wir ihm jetzt dienen. Früher haben wir der Sünde gedient, jetzt hat er uns erlöst, um ihm zu dienen.
Dienen als Ausdruck der Umkehr und der Nachfolge
In 1. Thessalonicher 1, Vers 9 spricht Paulus von den Christen in Thessalonich. Er berichtet, wie die Menschen in Makedonien von ihnen erzählen – welchen Empfang sie bei den Thessalonichern hatten und wie diese sich von den Götzen abgewandt haben, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen.
Das griechische Wort für „dienen“ bedeutet hier „Knechtsdienst leisten“, also den Dienst eines leibeigenen Sklaven. Die Thessalonicher haben sich also von den toten Götzenbildern abgewandt, um dem lebendigen und wahren Gott leibeigenen Dienst zu leisten. Das ist ein sehr schöner Gedanke.
Paulus ist sich dessen bewusst. Er sagt, dass die anderen Christen und Menschen aus der Gegend bezeugen, dass die Thessalonicher sich bekehrt haben, um Gott zu dienen. Wir dienen ihm, weil er uns erlöst hat, er hat es uns vorgelebt und wird uns auch für jeden Dienst belohnen, den wir tun.
In 2. Korinther 5, Vers 10 steht, dass unser Dienen belohnt wird. Dort heißt es: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder das empfange, was er durch seinen Leib getan hat, es sei gut oder böse.“
Hier wird deutlich, dass jeder für sein Tun im Leben belohnt oder bestraft wird. Wer Gutes getan hat, erhält eine Belohnung. Dieses Thema kommt öfter vor, zum Beispiel auch in Kolosser 3, Vers 24. Dort sagt Paulus zu den Knechten: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, wissend, dass ihr vom Herrn die Vergeltung, das Erbe empfangen werdet.“
Die Vergeltung ist hier die positive Belohnung. Die Knechte leisten leibeigenen Dienst dem Herrn Christus, und dieser Dienst wird belohnt.
Auch in Philipper 2 wird das Thema des Dienens aufgegriffen. Der Herr Jesus selbst hat gedient. In Philipper 2, Vers 7 heißt es: „Er entäußerte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an, wurde wie ein leibeigener Knecht.“ Jesus wurde den Menschen gleich, erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja sogar bis zum Tod am Kreuz.
Darum hat Gott ihn erhöht und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, damit sich im Namen Jesus alle Knie beugen.
In Vers 12 ermutigt Paulus die Gläubigen: „Bringt mit Furcht und Zittern eure eigene Rettung zuwege, denn Gott wirkt in euch sowohl das Wollen als auch das Wirken zu seinem Wohlgefallen.“
Sie sollen alles ohne Murren und Bedenken tun, damit sie untadelig und frei von unlauterer Beimischung sind – als Gottes untadelige Kinder mitten in einer krummen und verkehrten Welt. So sollen sie wie Lichter in der Welt leuchten und das Wort des Lebens festhalten.
Paulus ermutigt die Christen, dem Herrn treu zu dienen und das Heil zu vollenden, das Jesus ihnen gegeben hat. Sie sollen dranbleiben, um das zukünftige ewige Heil zu erreichen. Denn Gott wirkt in ihnen. Sie müssen sich nicht abmühen, eigene Werke vollbringen oder sich anstrengen, sondern Gott selbst bewirkt in ihnen das Wollen und das Wirken.
Er gibt ihnen die Kraft, so dass das Tun Gott wohlgefällt. Mit Furcht und Zittern sollen sie dranbleiben, denn es ist Gott selbst, der in ihnen wirkt. Sie sollen sich diesem Gott hingeben, der in ihnen am Werk ist, damit er das Wollen und Wirken vollendet und sie das Ziel erreichen.
Man spürt, wie Paulus die Philipper in großer Liebe ermutigt, dem Herrn zu dienen. Er gibt das Beispiel Jesu, der gedient hat, und ermutigt sie, dran zu bleiben. Denn es wird eine Belohnung geben.
Die Grundlage des Dienstes: Gottes Erlösung und unser freiwilliges Dienen
Und die Grundlage für unser Dienen ist das, was Gott getan hat. Das ist immer so. Gott hat uns gedient, indem er Christus gesandt hat. Jetzt, nachdem der Herr uns so teuer erkauft hat, denken wir daran, dass wir ihm gehören, dass unser Leib ihm gehört. Er darf jetzt uneingeschränkt über uns verfügen.
Das ist wunderschön zu wissen: Herr, du hast mich gekauft, und du darfst jetzt über mein ganzes Leben verfügen, das noch vor mir liegt. Du darfst alles haben. Ich stelle dir mein Leben zur Verfügung, weil es dir gehört. Du hast ein gutes Recht darauf.
Und der Herr geht so gut mit uns um. Er will, dass wir uns ihm freiwillig zur Verfügung stellen, obwohl er eigentlich das Recht hätte, uns zu befehlen. Er könnte sagen: „Weißt du, wem du gehörst? Du gehörst mir.“ Aber er macht es nicht so. Er sagt nicht: „Sohn, weil du mir gehörst, tust du alles, was ich sage.“ So macht er es nicht.
Er sagt: „Du gehörst mir, ich habe alles für dich gegeben. Aber weißt du, was ich will? Ich will, dass du mir freiwillig dienst.“
Sie kennen das: Wenn Sie zu Hause sind und Ihrem Sohn, der klein ist, Gehorsam beibringen wollen, dann sagen Sie vielleicht: „So, du machst das jetzt, fertig!“ Und er macht es, oder? Er lernt Gehorsam. Manchmal muss man ein bisschen nachhelfen, aber er lernt Gehorsam.
Aber das befriedigt uns nicht so sehr. Es ist schön, wenn ein Kind gehorcht, wenn man ihm etwas sagt. Aber es gibt etwas noch Schöneres.
Was ist noch schöner? Wenn der Sohn ein bisschen älter wird und mich anschaut und sagt: „Papa, der Rasen ist schon ziemlich groß, ziemlich hoch, und ich glaube, wir sollten ihn wieder mähen, damit er wieder schön aussieht, oder, Papa?“ Ich sage: „Genau.“ Und er sagt dann: „Papa, ich mache das jetzt. Ich werde heute Nachmittag den Rasen mähen, damit er wieder schön aussieht.“
Oh, das freut einen Papa. Wieso? Ich habe ihm gar nicht befohlen, den Rasen zu mähen. Er ist selber auf die Idee gekommen. Warum? Weil er den Papa kennt und weiß, dass der Papa gerne einen schönen Rasen hat.
Und jetzt geht er selber hin und mäht den Rasen freiwillig von sich aus, weil er den Vater liebt und weil er die Wünsche des Vaters mit der Zeit kennengelernt hat. Das befriedigt einen Vater, oder? Das macht einen glücklich.
Nicht mehr einfach ein gehorsamer Junge, der nur dann gehorcht, wenn man ihm einen Befehl gibt, sondern einer, der die Wünsche des Vaters abliest und sich daran macht, freiwillig zu dienen.
Das ist das, was Gott so befriedigt. Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis, aus der Macht des Feindes, aus der Macht der Sünde, die uns plagte. Und jetzt dienen wir dem Herrn.
Wir sagen: Herr, ich möchte nicht nur einfach warten, bis du mir einen Befehl gibst und ich dann gehorche. Nein, ich möchte deine Wünsche ablesen. Was hast du eigentlich gerne?
Wir lesen in der Bibel und haben den großen Wunsch, uns Gott freiwillig zur Verfügung zu stellen. Das befriedigt das Herz des Vaters. Da springt sein Herz innerlich vor Freude.
So ist die Gemeinde Jesu ein Volk, über das Gott uneingeschränkt verfügen darf und will. Aber er möchte, dass wir ihm freiwillig zur Verfügung stehen und ihm dienen.
Der Dienst als Stehen vor Gott: Altes und Neues Testament
Diener im Alten Testament stehen vor Gott. Zum Beispiel lesen wir in 5. Mose 10,8, dass der Diener vor Gott steht. Das ist der nächste Punkt. Ich bin immer noch bei der Einleitung.
Die Grundlage des Dienstes ist, dass wir Gott als Gott über uns anerkennen dürfen. Gleichzeitig wollen wir ihm freiwillig zur Verfügung stehen und uns ihm hingeben. Die Grundlage des Dienstes ist also, dass man vor Gott steht. Das ist das Zweite hier: Ich stehe vor Gott.
Ich möchte 5. Mose 10,8 vorlesen: „Zu jener Zeit sonderte der Herr den Stamm Levi dazu aus, die Lade des Bundes des Herrn zu tragen, vor dem Herrn zu stehen, um seinen Dienst zu verrichten und in seinem Namen zu segnen bis auf diesen Tag.“
Interessant ist, dass der erste Dienst des Stammes Levi darin bestand, die Lade des Herrn zu tragen. Der zweite Dienst war, vor dem Herrn zu stehen, um seinen Dienst zu verrichten und seinen Namen zu segnen. Es ist also ein doppelter Dienst.
Einerseits das Zeugnis des Herrn zu tragen – die Bundeslade war das Zeugnis Gottes. Man trug das Zeugnis des Herrn überall dorthin, wo der Herr wollte, dass man hingeht, zum Beispiel in der Wüste. Der zweite Dienst war, vor dem Herrn zu stehen. Da steht der Levit und sagt: „Herr, hier bin ich, ich bin bereit. Was ist zu tun?“ Er steht vor dem Herrn, hat Gemeinschaft mit ihm und dient als Mittler zwischen dem Volk und Gott.
Was macht er konkret? Er steht vor dem Herrn, um den Dienst zu verrichten und um in seinem Namen zu segnen. Es ist also ein doppelter Dienst: Einerseits verrichtet er den Gottesdienst, das heißt den religiösen Dienst. Andererseits segnet er das Volk und verkündigt den Namen Gottes.
Neutestamentlich übertragen bedeutet das: Der Dienst ist einerseits ein Dienst zu Gott hin. Der Diener steht vor Gott und bringt die Kinder Israel in der Fürbitte vor ihn. Er tut Dienst für das Volk vor Gott. Andererseits bringt er den Namen Gottes vor das Volk. Er segnet sie im Namen des Herrn.
Das heißt, einerseits ist er zu Gott hin ausgerichtet, betet und bittet für das Volk. Andererseits ist er zum Volk hin ausgerichtet, segnet das Volk und bringt den Namen Gottes auf das Volk. Er legt den Namen des Herrn auf das Volk – das ist der Segen. Es ist also ein doppelter Dienst.
Eigentlich ist es sogar ein dreifacher Dienst: Erstens die Lade des Herrn tragen, zweitens vor dem Herrn stehen, um seinen Dienst zu verrichten, und drittens vor dem Herrn stehen, um in seinem Namen zu segnen – bis auf diesen Tag. Das ist schön: Der Diener steht vor Gott.
Und jetzt lernen wir, was das für uns bedeutet, für den Dienst des neutestamentlichen Leviten. Die alttestamentlichen Leviten hatten einen äußeren Gottesdienst. Im Neuen Testament ist es ein Stehen vor Gott im Gebet.
Jeder Dienst, den wir tun, muss aus dem Stehen vor Gott herauskommen. Es ist nicht einfach so, dass wir sagen: „Ah, wir machen irgendwas, wir müssen etwas für den Herrn tun, werden wir aktiv, los, los, machen wir was.“ Nein, wir stehen zuerst vor dem Herrn, beten und sagen: „Herr, hier bin ich, zeig mir, was jetzt zu tun ist.“
Manche Dinge stehen schon längst an, und man weiß von vornherein, was zu tun ist. Andere Dinge müssen erst noch vom Herrn klar gemacht werden. Manche Dinge liegen vor der Hand. Das sind unerledigte Aufgaben, die längst schon geschehen sollten, aber niemand macht sie. Dann tun wir das.
Und es gibt Dinge, bei denen wir lange vor dem Herrn stehen und merken: „Da ist ja noch ein anderer Dienst.“ Dann beten wir, und der Herr zeigt uns, wie wir uns einsetzen sollen.
Es geht also nicht darum, einfach irgendetwas zu tun, sondern darum, vor dem Herrn zu stehen. Das, was wir dann tun, tun wir wirklich für den Herrn. Das ist der wertvolle Dienst.
Der Diener im Alten Testament steht vor Gott, und im Neuen Testament ist es genauso. Wir stehen abrufbereit, haben Kontakt mit ihm und hören auf sein Wort, auf seine Befehle. Das braucht immer wieder Stille.
Jeder Dienst kommt aus der Stille. Man tut den Dienst und geht wieder in die Stille. Dort kann der Herr etwas Wunderbares tun.
So müssen wir uns verhalten. Es geht nicht darum, irgendwelche christlichen Aktivitäten an den Tag zu legen, sondern wir müssen uns immer wieder fragen: Was ist heute dran?
Es gibt Dinge, die sind von vornherein geklärt, was heute dran ist. Die Mutter weiß von vornherein, dass sie heute ihr Kind genauso versorgen und erziehen muss wie gestern. Das ist ohnehin klar.
Der Schüler weiß, dass er heute in die Schule gehen muss, so wie gestern, auch wenn jetzt Ferien vorbei sind. Manche Dinge sind schon vorgeplant. Da muss man sowieso das tun.
Der Arbeiter weiß auch genau, dass er in der Arbeit ein Zeugnis sein muss. Aber es gibt auch andere Dinge, bei denen ich wirklich den Herrn fragen muss, was dran ist.
Drei Fragen für den Dienst im Alltag
Drei Fragen
Was soll ich aufhören zu tun, was ich bisher getan habe und längst hätte aufhören sollen? Zweitens: Was soll ich beginnen zu tun, was ich schon längst hätte anfangen sollen? Drittens: Was soll ich weiterhin tun von den Dingen, die ich jetzt tue?
Es ist wichtig, sich einmal hinzusetzen und zu sagen: So, jetzt überlege ich mal mein Leben. Was tue ich, was ich eigentlich nicht mehr tun sollte? Es gibt Dinge in unserem Leben, die wir längst hätten aufhören sollen. Es ist gut, wenn man sich wirklich Zeit nimmt, ein Blatt Papier nimmt, sich Notizen macht und sein Leben durchgeht.
Es gibt so viele Dinge, die ich tue, die meine Zeit und Kraft vergeuden, und ich hätte längst aufhören sollen, diese Dinge zu tun. Dann gibt es andere Dinge, die ich mir schon vor einem Jahr vorgenommen habe und immer noch nicht getan habe, obwohl ich weiß, dass ich sie längst hätte tun sollen.
Vielleicht sind das Gespräche, die ich führen soll, Menschen, die ich besuchen soll, Bücher, die ich lesen soll, oder praktische Dienste, die auf mich warten. Vielleicht ist es eine Kinderstundenarbeit, oder ich soll an einer Hilfe teilnehmen, im Chor oder anderswo. Ich merke, es gibt Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie anfangen sollte.
Zum Beispiel sollte ich regelmäßig meine ganze Bibel durchlesen, von vorne bis hinten. Ja, das will ich jetzt wirklich vor dem Herrn klären. Dann will ich mich mit einem Plan daran machen, jeden Tag zwei Seiten oder eine Seite in der Bibel zu lesen. So komme ich Schritt für Schritt voran, vielleicht sogar mit noch mehr Seiten. Und dann tue ich das.
Die dritte Frage lautet: Welche Dinge tue ich weiterhin? Welche Dinge soll ich weiterhin tun? Es gibt einige Dinge in meinem Leben, die ich regelmäßig tue und die ich nicht aufgeben sollte. Es ist also gut, sich diese drei Fragen zu stellen.
Ich muss mir klar sein: Ist das wirklich mein Auftrag, das, was ich tue? Dafür muss man den Herrn bitten. Es gibt Zeiten im Leben, in denen man an eine Wegscheide kommt. Man merkt, dass ein Abschnitt abgeschlossen ist und fragt sich: Was kommt jetzt?
Das kennt man. Es gibt solche Abschnitte. Ich hatte das bei mir, als wir in die Schweiz zogen. Ich war mit meiner Frau sechs Jahre in Österreich verheiratet. Dann zogen wir als Ehepaar mit zwei kleinen Kindern in die Schweiz. Ich fragte mich: Herr, was ist jetzt in der Schweiz dran? Der Schwiegervater brauchte uns, und andere Situationen führten dazu, dass wir Österreich verlassen sollten. Das war klar.
Jetzt komme ich in der Schweiz an, stehe vor dem Herrn und sage: Herr, was soll ich hier in der Schweiz? Ich will dir dienen, Herr. Was soll ich hier tun, wie soll ich dir dienen? Ich hatte dort noch ein Jahr studiert, und nachdem dieses Jahr vorbei war, fragte ich weiterhin: Herr, was ist jetzt dran?
Es war interessant: Ich hatte dort einen Job, um Geld zu verdienen. Es war eine Nachtwache in einem Asylbewerberheim. Von sechs Uhr abends bis acht Uhr morgens hatte ich Dienst. Es war eine Art Aufsichtsdienst. Man musste nur schauen, dass alles in Ordnung ist. Es war kein anstrengender Dienst. Man machte seine Rundgänge und durfte sogar ein paar Stunden schlafen in der Nacht. Ich musste nur bereit sein, falls etwas los ist, der Erste zu sein, der eingreift.
Ich tat diesen Dienst, um Geld zu verdienen, aber es war auch gut, weil ich dazwischen Zeit hatte. Ich war mehrere Tage in Basel, mehr als hundert Kilometer von zuhause entfernt. Dort machte ich drei Nachtwachen hintereinander und hatte dann zwei Tage frei, von acht Uhr morgens bis sechs Uhr abends.
Es war Sommer, und ich ging in den Wald. Ich nutzte die Zeit, um zu sagen: Herr, zeige mir, was ich in der Schweiz tun soll. Ich bin hier und weiß nicht, was ich machen soll. Was ist mein Lebenssinn? Es ist nicht mein Lebenssinn, Nachtwächter zu sein, das wusste ich schon.
Ich nahm mir viel Zeit, machte Spaziergänge und legte mein Anliegen dem Herrn ausgiebig vor. Das ging einige Wochen so. Dann besuchte ich eines Tages meinen Bruder am Nachmittag. Ich kannte ihn schon von früher. Er machte Hilfsgüterarbeit in Rumänien.
Das war in den Neunzigerjahren, als in Rumänien die Türen weit offen standen und viele Menschen Hilfe brauchten. Der Bruder fragte mich: Thomas, könntest du nicht mit mir nach Rumänien fahren? Dort gibt es offene Türen, nicht nur für Hilfsgüterarbeit, sondern auch für das Wort Gottes. Die Menschen sind heißhungrig nach dem Wort Gottes, die Gläubigen brauchen Lehre.
Das war für mich wie eine Einladung vom Herrn. Am selben Abend besuchte ich einen anderen Bruder, einen Professor, den ich von der Akademie kannte: Herrn Professor Herbert Janssen. Ich hatte einige Bibelfragen mit ihm zu besprechen und einen Termin mit ihm vereinbart.
Wir redeten lange, und ich fragte ihn: Was machen Sie eigentlich? Er war damals etwa 73 Jahre alt. Was sind Ihre Projekte? Er schaute mich an und fragte: Wollen Sie mir helfen? Ich sagte ja. Er antwortete: Ich kann Ihnen keinen Lohn versprechen, aber Arbeit gibt es genug. Ich sagte: Ich brauche keinen Lohn, ich brauche Arbeit.
Von diesem Tag an füllten diese beiden Dinge mehr als zehn Jahre meines Lebens: die Rumänienarbeit mit dem Bruder und die Zusammenarbeit mit Professor Janssen. Er übersetzte damals unter anderem das Neue Testament.
So wurde an einem Tag mein dringendes Gebet erhört: Herr, was soll ich tun? Man steht an einer Wegscheide im Leben und fragt den Herrn. Es ist wichtig, gründlich zu fragen und sich Zeit zu nehmen. Es sind Weichenstellungen.
Manchmal gibt es solche Zeiten im Leben, in denen Weichen gestellt werden. Der Herr antwortet ganz klar. Im Nachhinein schaut man zurück und sagt: Das war ein Tag, den der Herr genau geführt hat. Diese Gespräche waren sehr, sehr wichtig.
So ist es auch in unserem Leben. Wir fragen den Herrn, stehen vor ihm, und dann führt uns der Herr. Manchmal ist die Führung sehr offenkundig und gewaltig. Manchmal merkt man kaum etwas. Aber es ist trotzdem eine Führung.
Der Herr lenkt einen langsam und beständig in eine Richtung. Es ist klar, wohin die Reise geht. So hilft der Herr uns, den Dienst zu tun, den er von uns möchte.
Die Bedeutung der Befragung Gottes für den Dienst
David befragte den Herrn. So steht es in 1. Samuel 23,1; 23,4; 23,10 und 23,11. David befragte den Herrn immer wieder. Er fragte: „Herr, soll ich jetzt kämpfen oder nicht, gegen die Philister dort?“ Einmal sagte der Herr „Ja, jetzt“, und ein anderes Mal sagte er „Nein, jetzt nicht“. David befragte den Herrn.
Saul hingegen befragte den Herrn nicht. In 1. Samuel 13,8 und 13 wird deutlich, dass Saul dachte: „Warum kommt Samuel nicht?“ Er befragte den Herrn nicht, sondern handelte nach eigenem Ermessen. Er dachte, er müsse selbst handeln, wenn Samuel nicht kommt. Doch der Herr ging seinen eigenen Weg. Er sagte: „So einen kann ich nicht gebrauchen.“ Denn für das Volk braucht der Herr einen König, der an ihm hängt. Einen König, der dem Herrn treu ist. Einen solchen König kann der Herr nicht gebrauchen, wenn er alles nur selbst entscheidet.
Der Herr will, dass wir ihn fragen. Das bedeutet aber nicht, dass wir unser logisches Denken ausschalten sollen. Manchmal ist das, was der Herr von uns verlangt, sehr logisch und liegt auf der Hand. Dann brauchen wir nicht immer wieder zu fragen. Es gibt Situationen, in denen du schon lange vorher gefragt hast und nun legt der Herr dir die Arbeit hin. Dann brauchst du nicht mehr zu fragen, sondern lernst, die Arbeit anzunehmen. Es gibt viele Beispiele dafür.
Es ist sehr wichtig, den Herrn zu befragen. Aber nicht jede Gelegenheit ist auch ein Auftrag. Nicht jeder Bettler ist ein Auftrag, dem ich etwas geben soll. Manche Bettler darf man nichts geben. Warum? Wenn man ihnen Geld gibt, kaufen sie sich vielleicht eine Flasche Wein und trinken es weg. Man kann ihnen etwas zu essen geben, vielleicht eine Suppe, aber das wollen sie oft nicht. Sie wollen Geld haben.
Nicht jeder Bettler ist ein Auftrag. Nicht jedes Gebet, nicht jeder Brief ist ein Auftrag, dem ich folgen soll. Auch nicht jeder Einzahlungsschein, den man von einem Missionswerk bekommt, ist ein Auftrag zu spenden. Und nicht jedes Foto von einem verhungerten Kind ist ein Auftrag, dort zu spenden. Denn die, die solche Fotos zeigen, wissen genau, warum sie das tun: Sie wollen, dass das Herz erbarmt wird und man gibt. Aber wohin geht das Geld dann? Kommt es sicher dort an, wo es hingehört? Ist das eine gute Arbeit, die ich unterstützen soll?
Also: Nicht jede Gelegenheit ist ein Auftrag. Das Gute kann der Feind des Besten sein. Es gibt Dinge, die sind gut. Das ist gut, das ist auch gut. Aber es gibt etwas, das ich jetzt tun sollte – das ist das Beste. Ich kann im Internet sehr viel Gutes lesen. Ich kann auf christlichen Seiten viele gute Inhalte finden. Ich muss nicht ziellos surfen, ich weiß, wohin ich gehen muss. Mittlerweile kenne ich die Seiten, auf denen ich das finde, was ich brauche.
Doch alles ist interessant. Jede christliche Seite im Internet ist interessant, jeder YouTube-Film, der von Christen gemacht wurde, könnte interessant sein. Aber das ist der Feind des Besten. Das Gute lenkt mich ab von der Arbeit, die ich eigentlich tun sollte. Ich muss das Gute lassen, um das Beste zu tun.
Da möchte uns der Herr Weisheit geben – und das tut er auch, wenn wir ihn darum bitten.
Das war jetzt eine Einleitung. Ich sehe, die Zeit ist schon um. Wir machen jetzt eine Pause. Ich denke, wir können auf alle Fälle zehn Minuten Pause machen. Beten wir noch zum Schluss.
