Einführung und Lesung des Predigttextes
Wir lesen heute als Predigttext 1. Petrus 1, Verse 3 bis 9.
Ich habe in den ausgelegten Bibeln nicht die Seitenzahl gefunden. Auf welcher Seite steht es im Neuen Testament bei euch? Prima, ich habe eine andere Bibel hier: Seite 229. Der erste Petrusbrief ist etwas schwierig zu finden.
1. Petrus 1,3-9:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Er hat uns bereitet ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwüstliches Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt wird, die ihr durch die Macht Gottes durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, offenbart zu werden in der letzten Zeit.
Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen. Diese Prüfungen dienen dazu, dass euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden wird als das vergängliche Gold, das durch Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn Jesus Christus offenbar wird.
Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb. Nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht. Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich die Seelenseligkeit.
Herr, segne jetzt dein Wort. Amen.
Begegnung mit einem indischen Evangelisten und die Bedeutung des Evangeliums
Neulich war ein Inder in Deutschland zu Gast. Er engagiert sich ganz vorne im Kampf gegen Armut, Hunger und Elend in seinem Heimatland. Dabei suchte er Unterstützung bei kirchlichen Hilfswerken und bei Christen.
In einem Gespräch sagte ihm einer der Verantwortlichen: „Jetzt hören Sie mal her: Warum wollen Sie als Evangelikaler in Indien immer missionieren? Dass Sie helfen, ist gut, aber dass Sie ständig predigen – merken Sie nicht, wie das furchtbare Spannungen in Indien schafft? Sie regen die Hindus auf, die Muslime auch. Das führt zu Gegensätzen und zerreißt die Bevölkerung!“
Der Inder lächelte mit typisch asiatischer Höflichkeit nur leicht und antwortete: „Vielleicht haben Sie unser Land oft bereist, aber Sie kennen unser Land gar nicht.“ Dann erzählte er weiter: Er sei als Evangelist viele Jahre in den Slums von Neu-Delhi gewesen und habe Straßenpredigten gehalten. Dabei sei er nie von einem der Ärmsten am Predigen gehindert worden. Sie seien offen für das Evangelium.
Er berichtete jedoch, dass er oft niedergeschlagen worden sei. Auf die Frage, von wem, sagte er: „Von den reichen Hindus.“ Dabei handle es sich um soziale Gegensätze. Diese Gruppen wollten das Evangelium nicht, weil es den Armen die frohe Botschaft verkünde. Die Reichen wollten nicht, dass den Armen geholfen werde, dass sie Bildung erhielten und vor allem ein neues Lebensgefühl bekämen.
Er fügte hinzu, dass er später erschüttert gewesen sei, zu sehen, dass offenbar viele Christen in Deutschland die Kraft des Evangeliums gar nicht mehr kennen. In seinem Land lebten viele, viele Millionen Menschen, die nur noch eine Chance zum Leben durch das Evangelium von Jesus hätten. Und genau danach sehnten sie sich. Darum seien sie so offen.
Ich dachte, was sich bei diesem Gespräch zugetragen hat, sei typisch für uns. Denn auch bei uns wird oft die Frage gestellt, ob es eigentlich sinnvoll sei, Menschen in der Welt zu bekehren. Schließlich hätten sie doch auch irgendwo ihre guten Ansichten von Gott und von der Welt. Warum müsse man ihnen unbedingt von Jesus erzählen?
Die Herausforderung des Glaubens und die Bedeutung der persönlichen Beziehung zu Jesus
Und vielleicht gibt es jetzt manche unter uns, die das Aufwachsen im christlichen Glauben immer als eine schwere Last empfunden haben. Sie sagen: „Wir wurden ja nur genötigt, die christlichen Formen anzunehmen. Man hat uns gar nicht gefragt.“ Heimlich im Herzen sehnt man sich vielleicht auch danach, einmal so richtig im Sumpf zu versinken, wie es die Gottlosen tun. Man hat es als Christ ja nie richtig tun dürfen.
Haben es eigentlich nicht die anderen Menschen schön, die so gewissenlos und frei leben? Sind wir Christen nicht eingesperrt? Da muss man die Bibel aufschlagen. Ich bin heute Morgen so froh über diesen Abschnitt im ersten Petrusbrief, wo Petrus noch einmal zeigt: Mensch, was sind wir reich!
Was haben wir als Christen? Wisst ihr das? Wir müssen allen Menschen weitersagen, was uns Jesus bedeutet. Bei ihm sprudelt die Freude nur so heraus. Das kann man mit unseren Worten gar nicht richtig wiedergeben. „Freut euch mit unaussprechlicher, herrlicher Freude!“ Was ist unaussprechliche und herrliche Freude? Was heißt das? Gelobt sei Gott!
Das sprengt unser ganzes bisheriges Verständnis von Freude. Darum möchte ich Sie zuerst fragen: Kennen Sie eigentlich ein Leben mit Jesus wirklich? Kennen Sie ein Leben mit Jesus wirklich?
Sie sagen schnell: Ja, kenne ich. Doch ich habe Zweifel, ob Sie ein Leben mit Jesus wirklich kennen. Wenn wir so fragen, denkt einer vielleicht: Ja, Leben mit Jesus – dann denke ich an meine Zeit zu Hause im christlichen Elternhaus oder an den Religionsunterricht oder ans Pauken im Konfirmandenunterricht. Er denkt an Gebote, die er auswendig gelernt hat, an einen christlichen Lebensstil, vielleicht an eine christliche Frisur. Dann ist Leben mit Jesus für ihn etwas ganz Unwichtiges, Nebensächliches.
Es ist gut, dass Konfirmanden das hören: Konfirmandenunterricht ist nebensächlich. Die Lehren, die wir hören, sind nebensächlich. Es geht um eine Beziehung, eine vertraute Partnerschaft, ja, eine intime Partnerschaft mit dem auferstandenen Jesus, die Sie konkret bei sich leben.
Man kann viele Jahre im christlichen Trott mitschwimmen und viel vom christlichen Glauben hören, ohne ihn wirklich zu verstehen. Ich habe manchmal den Eindruck, 98 Prozent der Christen in Deutschland haben nie begriffen, dass Christsein eine persönliche Vertrauensbeziehung mit Jesus ist.
Die Bedeutung der Taufe und die persönliche Entscheidung für Jesus
Heute wird in unserer Kirche an vielen Orten über diesen Text gepredigt. Dabei höre ich oft, dass gesagt wird: Das, was dort steht, bezieht sich auf die Taufe. Das ist richtig. Wahrscheinlich war das damals ein Teil einer Predigt, die Paulus bei einer Taufe junger Christen in der urchristlichen Gemeinde gehalten hat.
Es geht also um das neue Leben mit Jesus. Doch ich könnte verrückt werden, wenn ich immer wieder höre, wie man heute in unserem deutschen Traditionschristentum sagt: Seit deiner Taufe bist du in diese unaussprechliche Freude hineingestellt. Die Leute haben aber meist nur die Baby-Taufe erhalten und wissen gar nichts davon. Sie haben überhaupt nichts erfahren.
Das Einzige, was geblieben ist, ist, dass sie in Steuerlisten vornotiert sind. Und dann betonen wir Sonntag für Sonntag, dass man seit der Taufe wirklich gerettet ist. Doch das stimmt nicht. Die Menschen haben gar keine persönliche Beziehung zu Jesus. Darum: Nehmt eure Taufe an, schlagt ein ins Angebot Gottes und sagt Ja dazu! Ihr könnt Jesus finden. Das ist doch die Zusage der Taufe: Jesus will euch begegnen.
Wenn wir im Mai wieder Konfirmation feiern, kann ein Konfirmand gar nicht aus der Reihe tanzen und sagen: Ich will aber gar nicht. Denken Sie mal, es wäre schade um die Geschenke, würde er sich sagen.
Darum wollen wir ganz deutlich sagen: Nicht durch äußere Formen und Riten werden wir Christen, sondern durch die persönliche Beziehung zu Jesus, durch eine ganz neue Verbindung.
Das Leben mit Jesus als lebendige Kraftquelle
Heute Morgen haben einige schon beim Begrüßen gesagt: Das ist ja heute das Thema schlechthin – der Frühling lässt auf sich warten. Weißer Sonntag, kein Wunderfeld, Schnee.
Aber das ist ja klar: Der Frühling kommt nicht einfach, nur weil im Kalender der 21. März steht. Viele meinen, dann müsste der Frühling kommen. Der Frühling kommt jedoch erst, wenn die Sonne durchbricht.
In Ihrem Leben ist es mit dem Christentum genauso: Es beginnt erst, wenn Christus durchbricht und in Ihrem Leben die Kraft hat, bestimmend zu sein. Für mich war als junger Mensch der Satz von Billy Graham eine Offenbarung, als er sagte: „Wenn jemand in der Garage geboren wird, ist er noch lange kein Auto. Und wenn jemand in einem christlichen Haus geboren wird, ist er noch lange kein Christ.“
Sonst braucht die persönliche Beziehung zu Jesus diese ganz unmittelbare Verbindung zum Auferstandenen. Es geht nicht um Formen, Lebensstile, christliche Sitten, Lehren oder Gedanken, die wir bewegen mögen, sondern um ein ganz bewusstes Ja.
Ich möchte Sie heute Morgen fragen, ob Sie dieses Leben mit Jesus kennen und ob Sie überhaupt einmal gesagt haben: Jesus, ich möchte konkret in den Entscheidungen der nächsten Woche und überhaupt meines ganzen Lebens nur mit dir leben. Du sollst die oberste, bedingungslose Autorität meines Lebens sein.
Und das nennt Petrus eine Neugeburt. Er sagt, das ist die tollste Wende, die Sie je in Ihrem Leben erleben können. Sie können die tollsten Meditationskurse machen zur Erweiterung Ihres Bewusstseins – das wird alles matt sein im Vergleich mit der Neugeburt, die Jesus schenkt.
Wenn Sie einmal Ja zu ihm sagen und sich ihm ausliefern, weitet sich Ihr Leben. Es verändert sich sogar total. Ihr Denken, Fühlen und Empfinden wird völlig neu.
Die Kraft der Auferstehung als Lebensquelle
Ich möchte es mit den Worten von Walter Drobisch sagen, einem bekannten, weltweit gereisten Eheberater. In einem kürzlich erschienenen Buch, in dem alte Aufsätze von ihm zusammengestellt sind, schreibt er: „Ich werde überall auf der Welt von Menschen gefragt, wie ihre Ehe neu werden kann. Sie wollen von mir viele Ratschläge hören. Aber kaum einer fragt mich, in welcher Kraft ich das tun kann – in der Kraft des Auferstandenen.“
Er fährt fort: „Sie sagen, ja, Jesus kann doch wirken. Aber sie drängen ihn nicht dazu. Sie müssen sagen: ‚Jesus, komm in mein Leben! Ich lasse dich jetzt ein, du bist der Auferstandene, du musst jetzt bei mir wirken können.‘ In der Kraft der Auferstehung. Jesus, ich will ihn erkennen – und die Kraft der Auferstehung, sagt Paulus als sein Lebensmotto.“
Drobisch betont, dass das, was er hier verkündet, keine Sonderlehre ist, sondern biblisches Zeugnis: Neugeburt durch ein Ja zum Auferstandenen. „Ich will ihn erkennen und die Kraft der Auferstehung.“
Gerade ist ein anderes Büchlein erschienen, das sich vorzüglich als Traktat eignet. Es enthält Stimmen von Menschen heute und kostet nur eine Mark. Dieses Büchlein kann man jedem weitergeben. Darin beginnt Dieter Kürten, und auch der Vertriebsleiter vom Burda Verlag gibt ein Glaubenszeugnis. Er sagt: „Wir Manager in der Wirtschaft können fast nicht zum Glauben kommen, denn wir sind so überzeugt, dass wir alles managen können. Eine Erneuerung unseres Lebens ist erst möglich, wenn wir sagen: Gerade ich kann es nicht, nur er kann es.“
Er fügt hinzu: „Der falscheste Satz ist ‚Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.‘ Ich kann mir doch gar nicht mehr selbst helfen. Erst wenn ich das vor ihm zugebe, kann der auferstandene Jesus in meinem Leben wirken.“
Die Notwendigkeit einer bewussten Entscheidung für Jesus
Jetzt ist heute bei Ihnen ganz konkret ein Punkt angesprochen worden. Sie haben so viel Christliches gehört – einen Schritt, den Sie zu Jesus, dem Auferstandenen, tun müssen.
Um das zu veranschaulichen, möchte ich ein Bild verwenden: Da steht ein abgewracktes Auto auf dem Schrottplatz. Es sieht furchtbar aus, die Türen sind ausgehängt, das Polster ist ausgerissen, nicht einmal der Motor des Scheibenwischers funktioniert mehr. So rostet das Auto still vor sich hin. Das ist ein Christentum ohne den auferstandenen Jesus.
Wie es mit dem Verrostetsein ist, wissen wir oft nur zu gut. Wir sagen immer wieder: „Ich habe so viele Probleme.“ Auch ich habe viele Probleme – ohne Jesus. Aber die Probleme meines Lebens kann nur der auferstandene Jesus lösen.
Er sagt: „Ich werde vor euch hergehen.“ Wenn dann manche sagen: „In meinem Leben ist alles so schwierig, ich habe gar keinen Mut mehr, dass sich etwas ändert“, dann antwortet Petrus: „Ich bin neugeboren durch die Barmherzigkeit Gottes.“ Gott hat sich in seiner Güte und Liebe meiner erbarmt. Er fängt noch einmal bei mir an, obwohl bei mir schon alles daneben gelaufen war und ich alles falsch gemacht habe.
Dann trumpft Petrus auf und sagt: „Ich kenne diese Neugeburt.“ Man kann gar nicht groß genug von der Neugeburt denken. Sie müssen nur einen Blick in die Welt tun, um die Schöpfungskraft Gottes zu erkennen. Was hat Gott geschaffen als der allmächtige Gott? Wenn diese Schöpferkraft Gottes in Ihrem schwachen Leben wirkt, ist das doch gewaltig.
Denken Sie an die Kraft der Vulkanausbrüche oder die Kraft der Sonnenstrahlen, wenn Gott in Ihnen wirkt. Aber die Auferstehungskraft Jesu ist noch mächtiger. Da kann uns nicht einmal der Tod mehr gefangen halten. Wir stehen selbst noch am offenen Grab und sagen: „Du hast nichts zu bieten, ich werde leben, weil Jesus es mir verspricht und weil ich dem Auferstandenen gehöre.“
Für Christen gibt es gar kein Unmöglich mehr. Es gibt keine Grenzen, vor denen sie zurückweichen. Darum sagt Petrus: „Neu geboren zu einer lebendigen Hoffnung.“ Ich habe Ihnen schon ein paar Mal gesagt, dass ich das Wort „Hoffnung“ zurzeit kaum noch hören kann, weil es bei uns so eine vage, unsichere Bedeutung hat. „Hoffen“ heißt oft, dass man auch da hofft, wo nichts zu hoffen ist.
In der Bibel ist das Wort „Hoffnung“ jedoch ganz anders gemeint. Es heißt, Zuversicht zu haben. Wir sind neu geboren zu einer sicheren Zuversicht, zu einer lebendigen Zuversicht. Für uns sind das keine Spekulationen, die wir anstellen. Mit der Auferstehung Jesu haben wir ganz große Gedanken.
Und wenn Sie nachher mit zwei Krücken von diesem Gottesdienst weghumpeln und sagen: „Ich habe Angst vor den kommenden Monaten“, darf ich Ihnen sagen: Der Auferstandene macht Ihr Leben spannend mit Erfahrungen seiner Siegeskraft.
Verstehen Sie jetzt, warum der indische Evangelist sagt, dass in den Slums von Neu-Delhi die Armen, die Rechtlosen und die Hungernden oft die Botschaft von Jesus hören? Ich möchte Sie fragen, ob Sie nicht manchmal am Wesentlichen vorbeigehen, wenn Sie vor anderen nur von Kirchen und von irgendjemandem erzählen, aber nicht von Jesus, vom Auferstandenen.
Das ist die Botschaft, die wir heute in alle Häuser tragen müssen. Wir müssen alles sagen. Vor drei Wochen wurde unser Freund John Wilson in Kampala, Uganda, erschossen. Er sprach hier in unserer Kirche auf dieser Kanzel und auch im großen Saal. Er war ein einflussreicher Wirtschaftsführer in Afrika. 1973 sagte er: „Ich gebe meinen Job auf und sage: Aus allen Wundenbluten Afrikas braucht die Botschaft von Jesus, dem Auferstandenen. Anders können wir die Probleme nicht mehr lösen.“
Er war rastlos unterwegs, predigte Entspannung in Südafrika und rief: „Lasst den Auferstandenen in dein Leben hinein!“ Ich möchte Sie einfach fragen: Kennen Sie ein Leben mit Jesus wirklich?
Umgang mit Traurigkeiten und Prüfungen im Glauben
Die zweite Frage lautet: Wie wirst du mit deinen Traurigkeiten fertig?
Jeder von uns hat heute zum Gottesdienst einen ganzen Sack voller Traurigkeiten und Nöte mitgebracht. Vielleicht ist es bei Ihnen so schlimm, dass Sie sagen: „Ich kann schon gar nicht mehr zuhören. Ich muss immer wieder an das denken, was so schwer auf mir lastet.“ Oft ist es merkwürdig, wie manche Menschen von einer Not zur nächsten geführt werden. Bei Ihnen bricht offenbar alles zusammen. Da gibt es Probleme in der Familie, dann Schwierigkeiten mit Geld, im Beruf und schließlich auch mit der Gesundheit. Überall, wohin man blickt, ist Not zu sehen.
Petrus war Seelsorger, und gerade wenn er von der Freude spricht, weiß er genau, dass diese Freude sich in der Traurigkeit bewähren muss. Jetzt ist es gut, wenn das ein richtiger zweiter Punkt bei uns wird: Wie steht es mit der Traurigkeit bei unseren täglichen Erfahrungen und dem, was wir durchleiden und durchmachen?
Es sind nicht nur die äußeren Erfahrungen. Viele von uns sind heute Morgen ganz tief traurig, weil sie sagen: „Ich habe vor Jesus versagt, ich habe in meinem Glauben versagt, ich war untreu.“ Das ist sogar die schlimmste Traurigkeit – nicht nur, wenn man Schweres durchleidet, sondern auch, wenn man mit dem Auferstandenen versagt.
Du hast es gerade so schön gesagt von der Neugeburt, und bei mir kam der ganze alte Dreck wieder heraus. Ich bin froh, dass Petrus zu uns spricht als ein Mann, der das selbst durchlitten hat. Ich habe ihm doch vorhin vorgelesen, wie Jesus am Ostertag Petrus noch einmal anspricht und die alten Dinge wieder zum Klingen bringt.
Petrus, wie war das bei dir mit der Verleugnung? Warum lässt Gott eigentlich so viel Traurigkeit in unserem Leben zu? Wir wären doch so froh, wenn er uns den Sieg schenkt, sodass wir noch Halleluja brüllen könnten. Er muss uns testen und immer wieder zeigen, wie viel an uns selbstgemacht ist. Und das Selbstgemachte muss brechen.
Es gibt so viel gemurmelte Frömmigkeit. Kennen Sie das? Selbstgemachtes taugt nichts, so viel Geschwätz. Erst im Schmelztiegel des Leidens wird das offenbar. Übrigens auch solche gutgemeinten Sätze, wie sie Petrus sagte: „Herr Jesus, ich will für dich alles wagen.“ Das war doch echt gemein, aber es war er selbst, und es war nicht die Kraft Jesu. Da muss offenbar werden, dass wir so scheitern.
Wir müssen durch das Feuer der Bewährung hindurch, auch mit unseren großen Frömmeln. Und diese müssen erst noch entlarvt werden als das, was sie sind: Schall und Rauch. Wenn sie hier nicht durchs Feuer gehen, dann müssen sie erst nach dem Tod durchs Feuer. Dort gibt es ja auch noch einmal ein Feuer, und da wollen wir nicht verbrennen. Es ist besser, wir gehen jetzt in dieser Welt schon durchs Feuer der Bewährung hindurch, wo das Echte, das Gold, sichtbar wird.
Und was ist das Gold meines Glaubens? Das Gold meines Glaubens ist bloß Jesus: Jesus als Kraftquelle, Jesus als der Wirkende, als der Herr meines Lebens – nur der, nichts anderes. Auch eines Tages wird man unseren Sarg hinaustragen ins Grab, und was soll der arme Pfarrer noch viel von uns reden, außer von Jesus, der unseren nichtigen Leib verklären wird, sodass er ähnlich werde seinem verklärten Leib.
Es gibt doch in unserem Leben eigentlich gar kein anderes Thema mehr als den auferstandenen Jesus. Was von uns selbst kommt, so schön das auch war, lohnt es nicht, erwähnt zu werden vor dem großen Thema, das Jesus in unserem Leben anschlägt. Er will das Neue schaffen.
Darum sagt Petrus: „Freut euch über die Anfechtungen! Ihr braucht die Tests in eurem Leben.“ Wenn Sie jetzt Christen kennen, die durchs Feuer der Anfechtung hindurchgegangen sind, dann können Sie bei ihnen lernen, wie sie bewährter, reifer und ernsthafter in ihrem Glauben geworden sind.
Petrus gibt zu, dass man eine Zeit lang traurig sein kann, aber er sagt: „Seht aufs Ende! Ihr habt in den schweren Traurigkeiten eures Lebens gelernt, was Gold ist, und ihr habt gemerkt, was vergeht.“
Das ist doch die Not heute bei uns: Wir leben in einer Zeit, in einem Reichtum – und ich sage es immer wieder – wie es kein Volk in der Welt hat. Wie das deutsche Volk gegenwärtig an materiellem Reichtum genießt und mit Vorliebe über die neue Armut diskutiert. Es gibt kein Volk auf der Welt, auch nicht in den USA, das so viel Reichtum hat, verteilt auf die Bevölkerung.
Aber wir sind nicht mehr fähig, das Gold zu erkennen – auch besonders nicht als Christen –, nämlich vom auferstandenen Jesus zu reden. Darum ist es oft so, dass uns Jesus alles zwischen den Händen zerrinnen lässt und vieles, was uns heute wichtig erscheint, plötzlich unwichtig wird.
Es kommt die Zeit, da werden wir in der Ewigkeit vor ihm stehen. Dann sind meine Krankheit, meine Sorgen, meine Nöte und Probleme, die mich tagtäglich beschäftigen, unwichtig. Es ist nur wichtig, ob ich die Kraft Jesu entdeckt und in mein Leben eingelassen habe, ob er in mir wirken konnte.
Die untrennbare Verbindung von Liebe und Freude im Glauben
Noch ein letztes: Wie steht es mit der Freude?
Wir hatten also gefragt: Kennst du ein Leben mit Jesus wirklich? Dann: Wie wirst du mit der Traurigkeit fertig? Jetzt noch: Wie steht es mit der Freude?
Ich muss noch einmal zurückkehren zu jenem indischen Evangelisten, von dem ich vorhin erzählt habe. Er saß da an einem eiskalten Wintertag und hatte nur Sandalen an den Füßen. Er trug sein Hemd, wie es die Inder in ihrem heißen Land lieben, nur über der Hose frei hängend.
Mangels eines Mantels hatte er nur einen ganz zerrissenen, eine dicke, wir Schwaben sagen Teppich, über seine Schulter gehängt, um sich zu wärmen. Und dann saß er in diesem Gespräch da, aber fröhlich. Er lief noch ein wenig durch unsere belebten Geschäftsstraßen, sah die Schaufenster, kaufte nichts und sagte beim Abschied nur: „Ich werde viel für euch, ihr Christen in Deutschland, beten müssen, weil wir so wenig von Jesus reden und so viel von uns, so wenig von der Osterfreude wissen, aber so viel von unseren Zweifeln und von unseren Fragen.“
Die Freude, die dieser Evangelist hatte, und diesen Bekennermut, den haben sie ja auch erst, wenn die Freude ihr Leben ergriffen hat. Sie können nicht Freude wollen, ohne dass sie das Leben mit Jesus wollen.
Aber ich muss doch noch einen Punkt zeigen, der hier steht: Die Freude hängt unlösbar mit der Liebe zu Jesus zusammen. Weiß das jeder? Dass man Jesus lieb haben soll? Aber wie soll ich ihn lieb haben? Das ist so theoretisch, abstrakt. Wie soll ich ihn lieb haben? Das kann ich nicht.
„Soll er euch freuen mit großer Freude, ihr habt ihn nicht gesehen und habt ihn doch lieb.“
Ich weiß nicht, ob Sie schon mal richtig verknallt waren – ich bin es noch heute. Aber wenn man so richtig verliebt ist, dann geht das ja einfach mit uns durch. Da kann man sich ja nicht vorsagen: „Jetzt will ich verliebt sein“ oder „Jetzt will ich nicht mehr verliebt sein.“ Sondern das hat uns ja irgendwo tief in unserem Gefühl ergriffen.
Und ich meine, dass es mit der Liebe zu Jesus ganz ähnlich geht.
Und wieder ist es hilfreich, wenn wir ein bisschen nachdenken: Wie war das denn bei Petrus passiert? Wie hat denn der die Liebe zu Jesus gewonnen?
Als Jesus ihn damals anblickte, in jener Nacht der Verleugnung, da ging er hinaus und weinte bitterlich, heißt es in der Bibel. Und ich finde das gar nicht schlecht, wenn Sie heute Morgen sehr schwermütig sind – nicht, weil ich es für gut finde, sondern weil ich glaube, dann sind Sie ganz nah bei der Freude, wie der Petrus auch.
Und dann hat Jesus ihn noch einmal angesprochen und gesagt: „Simon Petrus, hast du mich lieb?“
Und dahinter stand doch die große Mitteilung Jesu: „Du bist angenommen.“
Darf ich wiederkommen, Herr Jesus, mit der alten Geschichte? Ja.
Und wenn Sie das einmal entdeckt haben, was das ist: neu geboren durch die große Barmherzigkeit Gottes.
Mensch, wie schändlich war das bei mir! Und Jesus hat mich lieb, will mich wieder und nimmt mich wieder in Dienst, mich Versager.
Oh, wie habe ich dich lieb!
Da ist bei Petrus die Liebe richtig angegangen: „Hast du mich lieb?“ – „Ja“, da hat er ihn geliebt. Und das konnte er nie vergessen.
Wir haben einen mächtigen Heiland, einen treuen Herrn, der nicht von uns weicht, der uns nicht loslässt, der uns durchbringt, der uns bewahrt zur Seligkeit.
Der wird uns noch über unsere Todesschwelle hinweg begleiten, bis wir einmal vor ihm stehen in der Ewigkeit.
Die Herausforderung der Kirche und der Aufruf zur Kraft des Auferstandenen
Ich wundere mich, wie in unseren Tagen die Christen so große Themen anschlagen – ein bisschen burschikos möchte ich sagen. Die Christen spucken gewaltige Töne, aber es ist kein Thema unserer Zeit. Ob es um Frieden oder eine neue Wirtschaftsordnung geht, die Christen sagen nicht: „Wir sagen es der Welt, wo es langgeht.“
Wir Christen könnten sagen, wie die Welt neu wird. Doch man fragt: Habt ihr auch die Kraft dazu, wenn eure Kirchen leer sind, wenn der Streit in euren Gemeinden zunimmt und nichts mehr vom christlichen Leben sichtbar wird?
Warum nehmt ihr Zuflucht zu leeren Worten und nicht zur Kraft des Auferstandenen?
Ich möchte heute Morgen einfach darum bitten, dass man sich nicht von den Worten großer Programme betrügen lässt. Je ferner man von Jesus ist, desto mehr ist man beeindruckt. Mir gefällt es immer wieder, wenn ich zu christlichen Veranstaltungen gehe, wo gesagt wird, dass das Christentum weltoffen sein muss und dass wir für alle etwas anzubieten haben. Dabei schreit die eigene Not gen Himmel.
Ich will heute Morgen nur bitten, mit Jesus zu leben und bei sich selbst anzufangen, die Kraft der Auferstehung im eigenen Leben wirksam werden zu lassen.
Es ist immer so schön, wenn wir ein Echo auf unsere Kassetten bekommen, die überall in der Welt sogar kursieren. So schrieb neulich ein junger Mann, der in einem Firmenauftrag in Asien ist: Er sei ein paarmal von einem Freund zu einem Gottesdienst mitgeschleppt worden. Er sei kein Mitglied der Kirche, aber dieser Freund hätte ihn mitgenommen. Er habe sich immer maßlos über die Ludwig-Hofacker-Kirche und das, was dort gepredigt wird, geärgert.
Doch jetzt, in Asien, habe er die überfüllten Kirchen gesehen. Er könne nicht teilnehmen, weil er die Sprache nicht verstehe. Aber ein Freund habe ihm noch einmal zwei Kassetten von der David-Geschichte geschickt. Nun wolle er sich entschuldigen. Nur eines sei nötig: Jesus ins Leben einzulassen.
Ach, wenn das doch heute geschehen würde, dass einige anfangen mit dem neuen Leben mit Jesus. Amen.