Amen! Sie dürfen sich gerne setzen. Wir setzen heute die Predigtserie durch das Buch des kleinen Propheten Joel fort. Dieses Buch ist aufgrund der sehr eindrücklichen Beschreibung der Heuschreckenplage, die wir in den ersten beiden Predigten dieser Serie gehört haben, für viele auch ein bisschen das „Ungeziefer-Buch“ der Bibel.
So früh im Jahr können wir das vielleicht noch nicht ganz nachvollziehen, denn das Thema liegt noch etwas fern. Aber spätestens im Sommer werden wir wieder – natürlich in viel harmloserem Umfang – mit Ungeziefer zu tun haben. Dann wird uns dieses Buch vielleicht noch viel mehr ansprechen. Ich zumindest kann das nachvollziehen: Wenn überall Ungeziefer ist, tut das etwas mit mir.
Was ich zum Beispiel überhaupt nicht ausstehen kann, sind Fliegen in der Küche. Dann werde ich ziemlich rabiat – verzeiht, dass euer Pastor so ist, aber so bin ich nun mal. Meine Familie weiß, dass die Fliegenklatsche ein Instrument ist, das ich regelmäßig benutze. Das heißt, ich gehe auf die Jagd.
Das andere, was ich im letzten Jahr entdeckt habe, sind Fliegenfallen. Ihr kennt das: Klebestreifen. Ich habe gehört, man kann sie sogar selber machen, mit Backpapier und süßem Honig darauf. Dann kommen die Fliegen ganz von alleine. Das heißt, es gibt zwei Wege: das eine ist Nachjagen, das andere ist Locken.
Ähnliche Alternativen finden wir in vielen Bereichen des Lebens. Wenn wir etwas bewegen wollen, können wir es entweder schieben oder ziehen. Gestern war ich mit meiner Familie im Zoo. Während einer Wartezeit habe ich beobachtet, wie Eltern wahrscheinlich mit ihrem Kind das Laufen übten. Es war interessant.
Ein Elternteil hielt das Kind und motivierte es immer wieder: „Los, lauf!“ Das andere Elternteil stand ein paar Meter weiter und rief dem Kind zu: „Komm zu mir!“ Der eine schickt das Kind, der andere empfängt es. Diese beiden Seiten – Nachjagen und Empfangen, Schieben und Ziehen, Senden und Rufen – sind zwei Alternativen, die wir immer wieder sehen.
Wir sehen sie auch bei Gott. Das führt uns zu unserem heutigen Predigttext. Wir sehen, wie Gott handelt, wenn er Menschen bewegen will. Mal treibt er sie weg von etwas Schlechtem, ruft sie weg von dem Schlechten. Mal ruft er sie zu etwas Gutem.
In den ersten beiden Predigten zum Buch Joel haben wir sehr deutlich gesehen, wie Gott vor etwas Schlechtem warnt, wie er Menschen wegruft und zur Umkehr ruft. Es waren harte Texte, voller Warnung und Ermahnung – ein Ruf zur Buße: „Kehrt um!“
Heute kommen wir zu einem Text, in dem wir genau das Gegenteil sehen: Wie Gott Menschen zu etwas Gutem ruft. Wir haben den Predigttext eben schon im größeren Zusammenhang gehört: Joel 2,18-27.
Wir möchten noch einmal kurz zurückblicken auf das, was wir in den ersten beiden Predigten bedacht haben. Zuerst haben wir die Heuschreckenplage beschrieben, die in Kapitel 1 dargestellt wird. Diese Plage war deutlich als Warnung zu verstehen, denn der Tag des Herrn ist nahe.
Dann haben wir am Anfang der heutigen Textlesung, am Ende des ersten langen Abschnitts (Kapitel 1 bis Kapitel 2, Vers 10), ein Fazit und eine Warnung, einen Aufruf und eine Frage gehört: „Der Tag des Herrn ist groß und voller Schrecken – wer kann ihn ertragen?“
Vorletzte Woche haben wir darüber nachgedacht, wer diesen Tag ertragen kann. Das sind diejenigen, die umkehren, also Buße tun und sich im Glauben dem Herrn zuwenden. Es sind die, die sich als Gemeinde vor dem Herrn versammeln. Er ruft sie dazu auf, als Gemeinde zusammenzukommen, sich zu bekehren und vor ihm einzutreten.
Es sind auch diejenigen, die einen Priester haben, der für sie eintritt. Wir haben darüber nachgedacht, wie dort ein Priester erwähnt wird, der für das Volk beten soll. Bisher haben wir also gesehen, wie Gott warnt und Menschen zur Umkehr ruft.
Im heutigen Predigttext sehen wir nun die andere Seite: den liebenden Herrn, der um sein Volk wirbt. Um bei dem Bild von den Fliegen zu bleiben: Bisher hatten wir quasi die Fliegenklatsche. Jetzt haben wir den süßen Honig, der aber keine Falle ist, sondern Befreiung, Erlösung und einfach nur gut.
Mein Wunsch ist, dass wir das erkennen mögen. So möchte ich noch einmal mit uns beten:
Himmlischer Vater, schenke uns Augen, Ohren und Herzen, damit wir erkennen, was für ein guter und gnädiger Gott du bist. Danke, dass wir dich nicht fürchten müssen, sondern zu dir kommen dürfen und erleben dürfen, wie unendlich du voller Güte und Liebe bist für die, die sich dir zuwenden. Herr, hilf uns zu erkennen, wie gut du bist, auf dass wir uns dir zuwenden – einmal und immer wieder. Amen.
Gottes gnädige Antwort auf Gebet
Im heutigen Predigttext werden wir sehen, wie der Herr für die Seinen sorgt. „Der Herr sorgt für die Seinen“ ist der Titel der heutigen Predigt. Dies wollen wir in drei Abschnitten betrachten.
Zuerst wollen wir sehen, wie der Herr gnädig gibt. Er gibt gnädig Antwort, wirklich auf das Gebet, zu dem er die Seinen aufgerufen hat. Am Ende des letzten Abschnitts, in Vers 17, finden wir den Auftrag an die Priester, ein Gebet zu sprechen – genau dieses Gebet, das wir hier lesen.
Dann sehen wir, dass nach diesem Gebet im Vers 19 steht: „Und der Herr wird antworten.“ Auch wenn hier nicht beschrieben wird, was nach dem Aufruf in den Versen 12 bis 17 geschehen ist, sollte uns klar sein, dass die Antwort damit zu tun hat, dass das Volk auf den Aufruf reagiert hat. Das Volk hat den Aufruf zur Buße, zur Versammlung und zum Gebet gehört.
Im weiteren Verlauf sehen wir, wie der Herr auf dieses Gebet reagiert. Das Gebet lautet: „Herr, schone dein Volk“ (Vers 17), und gleich darauf in Vers 18 heißt es: „Dann wird der Herr um sein Land eifern und sein Volk verschonen.“ Er erfüllt genau das, wozu er die Menschen aufgerufen hat, nämlich für das Volk zu beten: „Schone dein Volk!“ – und er wird es tun.
Weiter hat er aufgerufen: „Lasst dein Erbteil nicht zu Schanden werden, dass die Heiden über sie spotten! Warum willst du unter den Völkern sagen lassen: Wo ist nun ihr Gott?“ Und dann heißt es weiter in Vers 19: „Und der Herr wird antworten und zu seinem Volk sagen: Siehe, ich will euch Getreide, Wein und Öl in Fülle schicken, dass ihr genug davon haben sollt, und ich will euch nicht mehr unter den Heiden zu Schanden werden lassen. Ich will den Feind aus Norden von euch wegtreiben und ihn in ein dürres und wüstes Land verstoßen, seine Spitze ins östliche Meer und sein Ende ins westliche Meer. Er soll verfaulen und stinken, denn er hat Gewaltiges getan.“
Jetzt seht ihr, was hier geschieht: Der Herr gibt den Auftrag zum Gebet, und dann beantwortet er dieses Gebet.
Wir müssen uns die Situation noch einmal vor Augen führen. Hier ist das Volk Israel, das wirklich bedroht ist – die Situation ist lebensbedrohlich. Die Heuschrecken fressen die Existenzgrundlage weg. Das Volk ist vom Hungertod bedroht.
In diese Situation hinein gibt der Herr den Auftrag zu einem Gebet. Dann sagt er, dass er in seiner Gnade und Barmherzigkeit eingreifen und dieses Gebet beantworten wird. Er wird sein Volk nicht zu Schanden werden lassen. Niemand mehr wird über Gottes Volk spotten. Er wird es verschonen und sogar die Feinde vernichten.
Gott greift ein, Gott hilft in der Not.
Wie schon in den Versen am Anfang des Kapitels ist nicht ganz klar, was hier genau gemeint ist. Ob sich das nur auf die Heuschreckenplage bezieht oder vielleicht noch weiter geht, ist ungewiss. Aber es bezieht sich ganz gewiss zumindest auf die konkrete Situation, in der das Land sich befindet.
Sie werden wieder genug zu essen haben. Er sorgt für sie. Die Feinde, im ersten Moment wahrscheinlich die Heuschrecken, werden vernichtet werden.
Hier steckt vielleicht manches drin, das über das Hier und Jetzt hinausgeht. Aber das Wesentliche, was ich möchte, dass wir jetzt erkennen, ist: Der Herr sorgt für die Seinen. Er erhört in seiner Gnade die Gebete, die er selbst befohlen hat.
Das war eindeutig der Segen für die Menschen damals. Es war die Rettung für das Volk Israel in der akuten Not, in der es sich befand.
Die Bedeutung der Zusagen für uns heute
Nur was hat das mit uns zu tun? Was machen wir jetzt mit diesen Versen?
Wem galten die Zusagen damals? Sie galten denen, die Buße getan und sich zum Herrn bekehrt hatten. Sie galten denen, die sich vor dem Herrn versammelten. Sie galten denen, die einen Priester hatten, der für sie eintrat.
Und, ihr Lieben, wir dürfen wissen: Wenn diese Dinge auf uns zutreffen, dann gelten diese Zusagen auch uns. Denn dann sind auch wir Teil vom Volk Gottes.
Von daher ist die grundlegendste Frage, bevor wir weiter über den Segen nachdenken, der uns jetzt angekündigt wird, die Frage, ob diese Zusagen dir gelten. Hast du dich dem Herrn zugewandt? Du bist heute hier – das ist mindestens ein erster Schritt, dass du dich Gott zuwendest. Du gibst ihm Zeit und bist bereit, dich mit anderen Menschen zu versammeln, um auf sein Wort zu hören.
Wenn du das noch nicht getan hast, dann möchte ich dich einladen: Wende dich ihm wirklich zu. Nicht nur Sonntagmorgen für eine gute Stunde, sondern wende dich ihm mit deinem ganzen Leben zu. Lass ihn der Herr deines Lebens sein.
Vertraue darauf, dass die Strafen und Warnungen dir nicht mehr gelten, wenn du Jesus als deinen Herrn anerkennst. Jesus verspricht dir, dass er die gerechte Strafe für all das, was wir im Leben falsch gemacht haben, auf sich genommen hat. So werden wir am Tag des Gerichts bestehen und sind schon jetzt sein Volk.
Wenn wir das getan haben, dann gelten diese Zusagen auch uns, weil sie dem Volk Gottes gelten. Jeder, der zum Volk Gottes gehört, wird erleben, wie der Herr für die Seinen sorgt.
Nun ist es nicht zwingend so, dass die konkreten Zusagen aus der Situation des Volkes Israel eins zu eins auf uns übertragbar sind. Doch dürfen wir wissen, dass das dahinterstehende Prinzip auch für uns gilt. Das heißt, wozu Gott Menschen aufruft, dafür sollen wir beten.
Okay, verstanden? Das, wofür wir beten sollen, wozu Gott uns sagt, bete dafür – so wie er es hier getan hat –, das wird er definitiv beantworten. Glaubst du das? Ein Versprechen der ganz sicheren Gebetserhörung.
Und das sage ich nicht einfach nur, weil ich hier mal wild übertrage, sondern weil das Neue Testament diese einmalige Verheißung übernimmt. Jesus sagt uns: Das gilt für alle Verheißungen, die ich euch gebe, wenn ihr meinen Namen vor dem Vater bringt.
Ja, dreimal lesen wir das allein im Johannesevangelium:
Kapitel 14, Vers 13: "Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun."
Kapitel 15, Vers 7: "Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren."
Und in Vers 16: "Bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude vollkommen sei."
Nochmal: Glaubst du das? Was wir in Jesu Namen bitten, wird der Herr tun.
Dabei ist es wichtig zu verstehen, was es bedeutet, in Jesu Namen zu beten. Damit ist nicht gemeint, liebe Geschwister, dass wir am Ende unseres Gebetes die Klausel anhängen: "In Jesu Namen, Amen." Wenn das die Zusage wäre, dann hätte Gott uns betrogen, denn wir alle haben schon viele solcher Gebete gebetet, die nicht beantwortet wurden, oder?
Darum kann es nicht darum gehen. Aber Jesus gibt diese Zusage definitiv. Was meint er also damit?
Wir können nicht einfach Jesus für unseren Willen in Anspruch nehmen. Zum Beispiel: "Schenk mir heute Mittag ein saftiges Steak in Jesu Namen, Amen." Nein, wir hängen nicht einfach "in Jesu Namen" an unsere Gebete, sondern wir hängen unsere Gebete an ihn.
Wir sagen: Jesus, was möchtest du, dass ich bete? So wie Joel, der dem Volk genau vorgibt, was sie beten sollen. Und dieses Gebet wird er beantworten, das sagt er zu:
"Herr, schone dein Volk und lass dein Erbteil nicht zu Schanden werden, dass Heiden über sich spotten."
Dieses Gebet wird beantwortet. Wenn wir so kraftvoll beten wollen, dann sollten wir sehr genau darauf achten, was Gott uns sagt, was wir beten sollen. Wir sollten ihn kennen und seinen Willen.
Dann können wir wirklich in Jesu Namen beten, und diese Gebete beantwortet der Herr bis heute.
Es lohnt sich also, auf die Verheißungen der Schrift genau zu achten. Sonst machen wir aus dem Predigttext von heute etwas, das uns in Fragen werfen wird: Ob Gott uns wirklich liebt, ob er uns wirklich treu ist, ob die Verheißungen wirklich für uns gelten.
Wir werden in Glaubenszweifel kommen. Und, ihr Lieben, ich habe immer wieder Gespräche mit Geschwistern, die plötzlich Glaubenszweifel haben, weil sie den Eindruck haben, dass Gottes Verheißungen in ihrem Leben nicht zutreffen.
Gottes Verheißungen treffen zu, wir müssen sie nur richtig kennen.
Zu wissen, was wir beten sollen, hilft vor unbeantworteten Gebeten. Denn eins ist klar: Wir können Gott nicht unseren Willen aufzwingen. Gott hat vielleicht etwas ganz anderes für uns als das, was wir uns gerade wünschen.
Wir beten für die Arbeitsstelle, für den Ehepartner, für Genesung aus der Krankheit. Aber Gott sagt: "Lass dir an meiner Gnade genügen, ich habe etwas anderes für dich. Mein Plan für dich sieht anders aus."
Also, was sollten wir beten?
Ich habe gedacht, vielleicht ist es ganz gut, hier mal sehr praktisch zu werden und der Aufforderung unseres Textes ganz bewusst direkt nachzukommen.
Deswegen möchte ich uns einladen, einfach jetzt mal mitten in dieser Predigt miteinander zu beten – ein Gebet, das uns der Herr aufgetragen hat und das er mit Sicherheit beantwortet.
Wahrscheinlich das bekannteste Gebet der Bibel: das Vaterunser.
Wir können das gleich miteinander beten, aber lasst uns kurz schauen, was uns hier verheißen wird:
"Dein Reich komme" – der Herr wird sein verheißenes Gebet beantworten.
"Dein Wille geschehe" – der Herr wird sein verheißenes Gebet, sein für uns aufgetragenes Gebet, beantworten.
"Unser tägliches Brot gib uns heute" – der Herr wird uns geben, was wir brauchen für dieses Leben, bis er uns zu sich holt.
"Vergib uns unsere Schuld" – wenn wir das aufrichtig beten dürfen, dürfen wir wissen: Gottes Gnade gilt, wir haben Vergebung unserer Schuld.
Und lasst uns beten um Bewahrung vor Versuchung, vor der letztendlichen Erlösung von dem Bösen. Auch das dürfen wir Christen wissen: Der Herr wird es tun.
Wollen wir das miteinander beten? Das dürfen wir heute mal im Sitzen tun.
Vater unser im Himmel,
dein Name werde geheiligt,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Amen.
Die frohe Botschaft der Wiederherstellung
Der Herr gibt gnädig als Antwort auf die Gebete, die er verheißt. Nachdem wir dies in den Versen 18 bis 20 gesehen haben, sehen wir in den Versen 21 bis 24, wie jetzt der Prophet Joel das Wort ergreift. Zuvor war Gott selbst der Redner, nun spricht der Prophet Joel im Vers 21 und ruft das Volk auf: „Fürchte dich nicht, liebes Land, sondern sei fröhlich und getrost, denn der Herr kann auch Gewaltiges tun.“
„Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Felde, denn die Auen in der Steppe sollen grünen und die Bäume ihre Früchte bringen. Die Feigenbäume und Weinstöcke sollen reichlich tragen. Und ihr, Kinder Zions, freut euch und seid fröhlich im Herrn, eurem Gott, der euch gnädigen Regen gibt und euch herabsendet Frühregen und Spätregen wie zuvor, damit die Tenne voll Korn werde und die Kälte einen Überfluss an Wein und Öl haben soll.“
So ist unser Gott. Nach den harten Worten der Warnung vor dem Gericht, die wir eineinhalb Kapitel lang gehört haben, kommen hier nun tröstliche und frohmachende Worte für alle, die sich haben wahren lassen. Wer sich Gott zuwendet und auf Gott vertraut, der braucht sich nicht zu fürchten.
Interessant ist, dass Joel hier zuerst das Land anspricht, dann die Tiere und schließlich die Kinder Gottes. Allen verheißt er Gnade. Zum einen ist dies sicherlich die Wiederherstellung des Landes nach der Heuschreckenplage. Wir haben gesehen, dass die Tiere einst geschrien haben; es hieß, sie hätten sich zum Herrn gesäugt und geschrien, so stand es in Kapitel 1. Doch das hat nun ein Ende. Die Tiere dürfen und müssen sich nicht mehr fürchten. Sie werden versorgt, das Land wird geheilt.
Vielleicht sehen wir hier auch schon, dass die Verheißung, die in diesem Text steckt, wahrscheinlich weit über die akute Not Israels hinausgeht. Selbst dieses Gebet und diese Zusage, die wir hier lesen, gelten auch uns. Denn auch wir werden eines Tages erleben, wie die ganze Schöpfung – Land, Tiere, Kinder Gottes – aus aller Not befreit wird.
Vielleicht habt ihr die Worte aus Römer 8 im Kopf, wo es heißt, ab Vers 18: „Denn ich bin überzeugt, dass diese Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen werden gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, doch auf Hoffnung. Denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstigt.“
Ja, aber Hoffnung und Zuversicht bedeuten auch jetzt noch, dass wir wissen dürfen, was Joel hier verheißt – was Gott durch den Propheten Joel verheißt: Es wird eintreten. Gott wird seine ganze Schöpfung befreien und uns eine Fülle geben, die diese Welt nicht kennt. Gott ist so gut. Gott gibt gnädig.
Gottes großzügiges Erstatten und seine Gegenwart
Das ist der erste und mit Abstand längste Punkt dieser Predigt. Nun kommen wir zum zweiten Punkt in den Versen 25 und 26. Dort sehen wir, dass Gott nicht nur gnädig als Antwort auf Gebet gibt, sondern dass er weit über alles Bitten und Verstehen hinausgibt.
Ich lese uns diese beiden Verse vor:
„Und ich will euch die Jahre erstatten, deren Ertrag die Heuschrecken, Käfer, Geschmeiß und Raupen gefressen haben, mein großes Heer, das ich unter euch schickte. Ihr sollt genug zu essen haben und den Namen des Herrn, eures Gottes, preisen, der Wunder unter euch getan hat. Und mein Volk soll nicht mehr zu Schanden werden.“
Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr solche Bibelverse lest. Manchmal lese ich relativ schnell darüber hinweg und nehme gar nicht richtig wahr, welche großartige Botschaft darin steckt. So ging es mir auch mit diesen beiden Versen. Zunächst dachte ich: „Okay, was machst du damit? Ist das jetzt irgendwie eine Wiederholung von dem, was vorher war?“ Es hat eine Weile gedauert, bis ich dachte: „Warte mal, hier steckt doch viel mehr drin.“ Da steckt eine außergewöhnliche Zusage drin. Deshalb möchte ich uns noch einmal mit hineinnehmen, damit wir vielleicht nachvollziehen können, was hier los ist.
Zuerst sehen wir, dass Gott deutlich macht, wo die Heuschreckenplage herkam. Es war nicht einfach nur ein großes Unglück, das geschehen ist. Es war sein Gericht, er hat es gesandt, dieses große Heer. Es war Gottes Gericht über Israel, das zugleich eine Warnung war.
Hier hilft ein Beispiel: Es war letztendlich so, dass die Menschen damals immer wieder Straftaten begingen. Sie stellten sich immer wieder gegen Gott und waren untreu. Stell dir das vor – kannst du dir das vorstellen? Ich hoffe es, denn leider ist es oft so: Wir tun immer wieder Dinge gegen Gott.
Jetzt stell dir vor, du begehst immer wieder eine Straftat. Dann stehst du vor Gericht, und der Richter sagt: „Es wird eine ernste Strafe für dich geben. Du wirst zu einer sehr hohen Geldstrafe verurteilt, die deine Existenz bedroht. Aber lass dir das noch als letzte Warnung dienen: Beim nächsten Mal geht es bis zum Ende aller Zeiten ins Gefängnis.“
So ungefähr war das mit der Heuschreckenplage: eine sehr ernste, wirklich existenzbedrohende Strafe, und doch noch eine Warnung vor einer viel schlimmeren Strafe am Tag des Herrn.
Jetzt hör, was Gott sagt: „Ich will euch die Jahre erstatten, deren Ertrag die Heuschrecken, Käfer, Geschmeiß und Raupen gefressen haben.“ Er will euch das erstatten, was als Strafe für eure Sünden kam.
Um das auf unser Beispiel zu übertragen: Stell dir vor, du stehst jetzt vor Gericht zu einer späteren Anhörung. Du sagst zum Richter: „Herr Richter, inzwischen bekenne ich mich schuldig.“ Erst warst du trotzig und hast es nicht eingesehen, jetzt bekennst du dich schuldig. Du bittest den Richter um Verschonung und sagst: „Die Strafe ist zu groß, ich habe ja schon so viel bezahlt, ich habe nichts mehr, es treibt mich völlig in den Ruin.“
Und jetzt stell dir vor, der Richter sagt: „Okay, aufgrund deiner Reue erlasse ich dir den Rest der Schuld.“ Das an sich wäre schon erstaunlich, oder? Aber lies mal, was hier steht: „Ich erstatte dir, ich erstatte dir die Jahre.“ Das heißt, der Richter sagt nicht nur, du musst jetzt nicht weiter zahlen, sondern er gibt dir alles zurück.
Das ist das, was Gott hier verheißt. Wer hätte überhaupt darum gebeten? Wer wäre auf die Idee gekommen? Gott gibt über alles Bitten und Verstehen hinaus.
Und wir Christen dürfen wissen, dass das auch für das letzte Gericht gilt, denn es heißt hier: „Wir werden nicht mehr zu Schanden werden.“ Das ist das, was Gott uns für die Ewigkeit verheißt. Wir werden eine Rettung empfangen, die größer ist als nur zu sagen: „Ich verschone euch vor der Hölle, ihr hättet sie verdient – wir alle hätten sie verdient – und ich verschone euch.“
Was sagt Gott uns zu? „Ich beschenke euch weit darüber hinaus. Ich gebe euch eine Herrlichkeit, die unvorstellbar ist.“ Selbst die Konsequenzen eurer Sünden, alles, was ihr in diese Welt hineingebracht habt, werde ich eines Tages wegnehmen. Ich werde euch freimachen von all diesen Dingen. Ich werde euch im Überfluss geben.
Seht ihr, wie großzügig Gott ist? Er gibt über alles Bitten und Verstehen hinaus.
Und dann schließlich kommen wir zur größten Zusage von allen, in Vers 27: Gott gibt sich selbst.
„Ihr sollt erfahren, dass ich mitten unter Israel bin, dass ich der Herr, euer Gott, bin und sonst keiner mehr, und mein Volk soll nicht mehr zu Schanden werden.“
Zur Zeit des Propheten Joel war der Tempel in Jerusalem der Ort, an dem die Gegenwart Gottes symbolisch war. Dort war er gegenwärtig unter seinem Volk.
Manche Ausleger gehen davon aus, dass der Prophet Joel relativ spät geweissagt hat, vielleicht kurz nach der Zeit des Propheten Hesekiel. Hesekiel wirkte um die Zeit der Zerstörung Israels durch das babylonische Volk, also während der Wegführung ins Exil.
Noch vor der letzten Wegführung geschah etwas Außerordentliches und Dramatisches. Wer den Propheten Hesekiel schon einmal gelesen hat, weiß das: Dort wird beschrieben, wie die Gegenwart Gottes, die im Allerheiligsten des Tempels symbolisch war, sichtbar den Tempel verlässt.
Eine Wolke steigt auf, und es ist für die Menschen in Israel deutlich sichtbar: Gottes Gegenwart verlässt jetzt das Volk.
Es kann gut sein, dass der Prophet Joel in diese Situation hineinschreibt. Die Gegenwart Gottes war sichtbar nicht mehr da.
Wie dem auch sei: Aufgrund der Heuschreckenplage lästerten die anderen Völker. Sie spotteten über Israel, denn was haben wir in Vers 17 gelesen?
„Warum willst du unter den Völkern sagen lassen: Wo ist nur ihr Gott?“
Genau das greift Joel hier auf, greift Gott selbst auf. Er sagt ihnen: „Ich bin hier, ich werde wieder bei euch sein. Eines Tages, ihr sollt es erfahren, bin ich wieder mitten unter Israel.“
Der Herr wird wiederkommen. Nicht nur wird Segen gegeben, sogar über Bitten und Verstehen hinaus, nein, er gibt sich selbst.
Einige hundert Jahre später kam er in Jesus Christus. Gott selbst kommt zu seinem Volk. Die Gegenwart Gottes bei den Menschen.
Jesus sagt uns zu, dass wir nicht mehr zu Schanden werden, so wie dieser Vers hier, weil er all unsere Schande und all unsere Schuld auf sich genommen hat und dafür gestorben ist, damit wir vor Gott bestehen können.
Jesus ist Gott mit uns. Er ist der, der uns für alle Ewigkeit freisetzt, davor zu Schanden zu werden – wenn wir denn an ihn glauben.
Das ist die gute Nachricht, die der Prophet Joel für sein Volk damals hatte und die er für uns hier und heute hat.
Kannst du mit frohem Herzen bekennen, dass der Herr dein Gott ist und sonst keiner? Er ist bei uns alle Tage bis an das Ende der Welt.
Ist das nicht eine großartige Verheißung? Wir müssen vor dem gefährlichen Gott, vor dem richtenden Gott, vor dem strafenden Gott nicht mehr fliehen. Stattdessen dürfen wir zu ihm kommen: zu dem liebenden, zu dem gnädigen, zu dem großzügigen Gott, der uns eine Antwort auf Gebet gibt, der über alles Bitten und Verstehen hinausgibt und der sich selbst gibt.
Schlussgebet und Lobpreis
Ich möchte mit uns beten.
Himmlischer Vater, danke, dass du ein so großzügiger Gott bist. Herr, wir sehen unser Leben in all seiner Unvollkommenheit. Du weißt um alle Sünde in meinem Leben und im Leben jedes Einzelnen von uns. Du weißt, wie oft wir dich ignorieren, wie oft wir unsere eigenen Herren sind. Wie oft wir nicht fragen, was du willst, dein Wort beiseitelegen und uns allen anderen Dingen zuwenden – nur nicht dir.
Ja, wir hätten in der Tat Strafe verdient. Aber du sagst uns zu, dass du uns segnen willst, dass du uns reich beschenken willst. Unser Herr hilft uns immer mehr, so zu beten, dass wir wahrhaft in deinem Namen beten und das erbitten, was du für uns hast, was du uns geben willst.
Herr, öffne unsere Augen und unsere Herzen, damit wir erkennen, dass das, was du uns verheißt, wahrhaft das Beste für uns ist. Dann lass uns beten. Und Herr, mehr als allen Segen, den du uns schenkst, wollen wir dir dafür danken, dass du dich uns selbst gegeben hast in Jesus Christus.
Danke, dass wir nicht nur Gaben haben, sondern den Geber selbst. Wir müssen uns nicht abfinden mit Geschenken oder mit einem Brief von jemandem, der weit weg ist. Nein, du bist hier, du bist mitten unter uns. Und eines Tages werden wir dich sehen in deiner ganzen Herrlichkeit.
Und dafür loben und preisen wir dich. Amen.
Lasst uns diesen Herrn loben in...