Herzlich willkommen zu unserem heutigen Abendvortrag „Hilfe, ich muss eine Andacht halten“.
Vielleicht kennt der eine oder andere das Gefühl – oder ihr seid genau aus diesem Grund hier –, weil ihr eine Andacht halten müsst oder schon einmal halten musstet und euch die Frage gestellt habt: Wie mache ich das Ganze?
Mein Name ist Dominik Rahmer, und ich freue mich, dass wir diesen Abendvortrag zum einen wieder live am BSK durchführen können. Zum anderen wird er auch zu euch nach Hause übertragen. Daher ein herzliches Willkommen an alle, die jetzt oder vielleicht auch in den nächsten Tagen von zu Hause aus zuschalten.
Der Abendvortrag wird eine Woche lang online verfügbar sein. Wenn ihr ihn anschauen möchtet, solltet ihr das innerhalb der nächsten sieben Tage tun – also bis nächsten Dienstag.
Ich möchte mit einer Geschichte beginnen. In 1. Mose 27 steht Folgendes, und ihr könnt gerne mitlesen.
Die Situation ist folgende: Isaak ist alt und ruft seinen Sohn Esau zu sich. Er möchte ihn segnen, gibt ihm aber vorher noch einen Auftrag. In 1. Mose 27, Vers 2 lesen wir:
„Und er sprach: Siehe, ich bin alt geworden und weiß nicht, wann ich sterben werde. So nimm nun dein Gerät, Köcher und Bogen, und geh aufs Feld, und jage mir ein Wildbret. Und mach mir ein Essen, wie ich es gerne habe, und bring es mir herein, dass ich es esse, auf dass ich meine Seele segne, ehe ich sterbe.“
Wir wollen uns heute Abend gemeinsam mit Esau auf die Jagd begeben. Wir wollen zusammen mit ihm ein leckeres Menü zubereiten.
Falls bei dem einen oder anderen jetzt vielleicht die Sorge aufkommt und denkt: „Ich dachte, es geht um eine Andacht, und jetzt kommt hier ein Jagd- oder Kochkurs“, keine Sorge. Ihr werdet gleich sehen, woher die Parallelen kommen.
Die erste Frage, die wir uns stellen, und dabei gehen wir jetzt wieder zurück zu Esau, lautet: Was braucht Esau zur Umsetzung seines Auftrags? Was braucht er, um den Auftrag von Isaak zu erfüllen?
Was Esau braucht, sind Grundkenntnisse im Jagen und Kochen, also gewisse Basics. Mal angenommen, Isaak würde mich jetzt losschicken und sagen: „Geh raus, geh auf die Jagd, schieß ein Tier und bereite es mir so zu, wie ich es gern mag.“ Dann würde ich mir zutrauen, einigermaßen gutes Essen zuzubereiten. Aber ich würde es wahrscheinlich nicht schaffen, ein Tier zu jagen.
Klar, man stellt sich das natürlich leicht vor: Man geht in den Wald, nimmt eine Waffe und schießt etwas. Aber erstens wüsste ich gar nicht, wo ich hingehen sollte, damit mir die Tiere über den Weg laufen. Wahrscheinlich würde ich auch nicht treffen. Und wenn ich es zufällig geschafft hätte, das Tier zu erlegen, dann hätte ich keine Ahnung, wie es weitergeht.
Also braucht Esau Grundkenntnisse über das Jagen und Kochen. Was braucht er noch? Er braucht ein gutes Auge und Geduld, um ein geeignetes Tier zu finden. Es geht um die Auswahl. Es kann lange dauern, bis man überhaupt ein Tier entdeckt. Vielleicht spazieren zehn Tiere an ihm vorbei, und er muss sich entscheiden, welches er wählt. Deshalb braucht er ein gutes Auge und Geduld beim Sichten.
Als Drittes, und das wurde schon kurz angesprochen: Er braucht die Fähigkeit, das Tier zu schießen und auseinanderzunehmen. Esau muss das Tier also erlegen und zerlegen können.
Wenn er das geschafft hat, kommt der vierte Schritt. Das auseinander genommene Tier muss verarbeitet werden. Esau muss aus dem geschlachteten und zerlegten Tier etwas Schmackhaftes kochen. Außerdem muss er wissen, was sein Vater gern mag. Im vierten Schritt geht es also um die Zubereitung.
Und wenn das alles erledigt ist, ist der größte Teil geschafft. Am Ende soll das Essen noch serviert werden. Das heißt, er braucht die Kompetenz, das Gericht auch gut anzurichten und zu präsentieren. Es geht also um die Darbietung.
Letztendlich ist es bei einer Andacht nicht viel anders. Man muss grundlegende Basics verstanden haben, um zu wissen, worauf es bei einer Andacht ankommt und was man wissen muss, wenn man eine Andacht vorbereitet.
Zuerst geht es darum, die richtige Auswahl zu treffen: Worüber halte ich meine Andacht? Worüber halte ich meine Predigt?
Als Nächstes muss man, wenn man einen Text gefunden hat, diesen auseinandernehmen. Man zerlegt ihn in seine Einzelteile.
Dann geht es darum, aus diesen Teilen etwas Schönes zuzubereiten – eine gute Andacht vorzubereiten.
Und zu guter Letzt muss die beste Andacht, die man vorbereitet hat, auch gehalten werden. Es geht also auch hier um die Darbietung.
Der gute Bibelkenner sollte sich an dieser Stelle nicht von unserem Beispiel demotivieren lassen. Denn wir wissen, Esau war nicht ganz so erfolgreich bei dem, was er gemacht hat. Aber dazu kommen wir noch, denn das ist auch ein wesentlicher Punkt.
Wir wollen jetzt mit den Grundlagen beginnen und uns damit beschäftigen, was die elementaren Voraussetzungen für das Halten einer Andacht sind. Es gibt fünf wichtige Punkte, die wir Stück für Stück durchgehen werden. Zu jedem Punkt gibt es einige Unterpunkte, die man gut mitschreiben kann. Falls das nicht möglich ist, kann man sich die Inhalte morgen auf YouTube noch einmal anschauen. Dort sind die Punkte ebenfalls verfügbar und können so noch einmal nachvollzogen werden.
Der erste Punkt ist Gebet – schlicht und einfach Gebet. Das Wichtigste bei der Vorbereitung einer Andacht ist, dass wir uns Zeit nehmen und beten. Warum? Ganz einfach: Es geht darum, Gottes Wort weiterzugeben.
Der zweite Punkt ist eng damit verknüpft. Wir müssen damit rechnen, dass Gott wirkt und uns gebraucht. Dafür wollen wir beten – dass er uns in der Vorbereitung führt und leitet, bei jedem einzelnen Schritt. Und dass er am Ende unsere Worte gebraucht, damit etwas passiert.
Es ist also sehr wichtig, mit dem Wirken des Heiligen Geistes zu rechnen. Die Frage lautet: Was kann ich bewirken, wenn ich eine Andacht halte? Ich kann Wissen vermitteln. Ich kann dafür sorgen, dass andere Menschen etwas verstehen und mehr Wissen haben. Sie gehen dann mit diesem Wissen aus der Andacht, der Predigt oder der Bibelstunde heraus – je nachdem, in welchem Kontext wir uns gerade befinden. Wir halten es heute ganz bewusst allgemein, von der Andacht in der Kinderstunde bis hin zur Predigt oder Bibelstunde.
Ich kann Wissen vermitteln, aber die entscheidende Frage ist: Was kann ich nicht bewirken? Ich kann kein geistliches Wachstum bewirken. Das muss mir bewusst sein. Als Mensch bin ich nicht in der Lage, bei jemand anderem geistliches Wachstum zu bewirken. Vielleicht denkt der eine oder andere: „Doch, ich kann da schon etwas dazu tun.“ Darauf komme ich gleich noch zu sprechen. Grundsätzlich gilt aber: Ich kann nichts dazu machen.
Die entscheidende Frage ist also: Was wollen wir mit unserer Andacht bewirken? Wollen wir erreichen, dass die Zuhörer mehr Wissen haben? Geht es uns darum, dass sie sagen: „Mensch, der kann aber toll Andachten halten, das hat er gut erklärt“? Oder geht es uns darum, dass unser Gegenüber geistlich wächst?
Geistliches Wachstum ist für uns Menschen nicht direkt verfügbar. Es kann nur der Heilige Geist bewirken – deshalb heißt es ja geistliches Wachstum. Wir müssen also damit rechnen, dass Gottes Geist in allen Bereichen wirkt.
Hier habe ich auch eine Buchempfehlung: Das Buch von Arturo Azodia „In der Kraft des Geistes“. Der Untertitel lautet „Verkündigen mit Vollmacht“. Es geht genau darum, dass das Wirken des Heiligen Geistes in allen Bereichen notwendig ist.
Der Heilige Geist muss mir beim Lesen der Bibel die Augen öffnen und Verstehen schenken. Er muss mich leiten bei der Vorbereitung meiner Andacht. Er muss mich leiten, wenn ich vorne stehe und vor Menschen spreche. Er ist aber auch der Übermittler zu den Zuhörern.
Das bedeutet: Es kann sein, dass jemand eine Predigt hört und total vom Wort Gottes getroffen wird. Derjenige, der direkt daneben sitzt, wird davon gar nicht berührt. Woran liegt das? Weil der Geist im einen wirkt und im anderen nicht. Das Wirken des Heiligen Geistes ist für uns nicht direkt verfügbar.
Das Schöne ist aber: Der Heilige Geist steht über mir. Das bedeutet konkret, dass selbst wenn ich mit der falschen Motivation meine Andacht halte – zum Beispiel, weil ich mich selbst in den Vordergrund stellen will oder es mir Spaß macht, gelobt zu werden – der Geist Gottes es trotzdem gebrauchen kann.
Das heißt nicht, dass es egal ist, welche Motivation ich habe. Es ist natürlich viel besser, wenn meine Motivation mit Gottes Willen übereinstimmt. Wenn ich eins bin mit ihm, so wie Jesus sagt: „Wenn ihr in mir seid und ich in euch, dann werdet ihr viel Frucht bringen. Ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Zu diesem zweiten Punkt müssen wir uns also bewusst machen, dass wir vollkommen von Gott abhängig sind – auch bei Dingen wie dem Halten einer Andacht oder Predigt. Es liegt in Gottes Hand, was dabei passiert.
Das bedeutet, Gott kann aus nichts ganz viel machen. Vielleicht bist du heute Abend da und denkst, du hast keine Gabe. Dir fällt es schwer, dich mit einem Bibeltext auseinanderzusetzen oder vor Menschen zu reden. Glaub mir, Gott kann aus ganz wenig ganz viel machen.
Auf der anderen Seite kann er die beste Predigt – perfekte Rhetorik, super biblisch erarbeitet, anschauliche Beispiele – total im Sand verlaufen lassen. Es liegt an Gott.
So war es auch bei Esau. Er hat alles richtig gemacht und den Auftrag seines Vaters perfekt umgesetzt. Aber Gott hatte etwas anderes vor. Er wollte nicht Esau segnen, sondern Jakob. Deshalb finde ich diese Geschichte so passend, weil sie diesen entscheidenden Punkt sehr deutlich macht: Letztlich liegt es an Gott.
Wir sind seine Diener, treue Knechte und Botschafter, aber er ist der Herr. Und das finde ich eigentlich total entspannend, weil es mir den Druck nimmt. Ich muss es nicht alleine schaffen.
Es liegt am Ende nicht an mir, ob Menschen zum Glauben kommen oder nicht. Es liegt an Gott. Und das führt uns automatisch wieder zum ersten Punkt zurück: zum Gebet. Denn wenn wir das verstanden haben, bleibt uns gar nichts anderes übrig.
Kommen wir zum dritten Punkt der Basics: Was ist noch wichtig? Es ist wichtig, die Bibel zu kennen. Eine der besten und wichtigsten Vorbereitungen für eine Andacht ist das regelmäßige Bibellesen. Und regelmäßiges Bibellesen beginnt heute – auch wenn ihr es bisher noch nicht tut. Egal, ob ihr jetzt eine Andacht vor Augen habt oder nicht, regelmäßig die Bibel zu lesen, kann nur funktionieren, wenn ihr heute damit startet.
Wir müssen uns bewusst machen: Wir lesen die Bibel nie nur für uns allein, sondern immer auch für andere mit. Dabei geht es nicht darum, die Bibel so zu lesen, dass wir sofort überlegen, wen welche Aufforderung trifft und welcher Vers unbedingt am Sonntag in der Gemeinde gebracht werden muss. Nein, es geht darum, dass wir den Text erst einmal auf uns wirken lassen. Wir sollen uns von der Bibel verändern lassen.
Wenn wir die Bibel lesen und kennen, wird das Auswirkungen auf andere haben. Wenn ich regelmäßig die Bibel lese und mich darin auskenne und dann auch Andachten oder Predigten halte, wird das andere verändern. Aber wenn ich das nicht tue und mich überhaupt nicht auskenne, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn am Ende meine Andachten und Predigten relativ leer sind, weil einfach nicht viel Wissen dahintersteckt.
Das heißt: Du kannst heute mit der Vorbereitung für deine nächste Andacht anfangen, auch wenn du noch gar nicht weißt, wann du sie halten wirst. Setz dich hin und lies deine Bibel. Mir geht es dabei nicht darum, dass man das falsch versteht. Es geht nicht darum zu sagen: „Du musst erst dreimal die Bibel durchgelesen haben, bevor du eine Andacht halten darfst, fünfmal, bevor du eine Predigt hältst, und zehnmal, bevor du an der Bibelschule unterrichten darfst.“ Das wäre völliger Quatsch.
Es heißt schlicht und einfach: Lies regelmäßig deine Bibel, ganz einfach. Ich bin begeisterter Fußballfan, wer mich kennt, weiß das. Und ich finde, es gibt nichts Nervigeres als bei einer Weltmeisterschaft diese Pseudoexperten. Du guckst Fußball, und dann sind Leute um dich herum, die eigentlich nie Fußball schauen. Ich habe nichts dagegen, wenn Leute sonst nie gucken und mal mitgucken. Aber ich habe ein Problem damit, wenn sie dann die ganzen schlauen Kommentare abgeben, obwohl eigentlich nicht viel dahintersteckt.
Nur weil man vor vier Jahren die letzte WM angeschaut hat, heißt das noch lange nicht, dass man Ahnung von Fußball hat. Und nur weil man vor vier Jahren zwei Wochen lang mal in der Bibel gelesen hat, heißt das auch nicht, dass man Ahnung von der Bibel hat. Deshalb lest regelmäßig die Bibel.
Das gilt natürlich auch für mich. Ich muss mir Zeit nehmen, bei all den Dingen, die man vorbereiten muss, seine Bibel zu lesen und ganz konkrete Qualitätszeit mit Jesus zu verbringen.
Kommen wir zum vierten Punkt: Was ist eine weitere Grundlage? Eine weitere Grundlage ist, dass man sich seiner Verantwortung bewusst ist. Jetzt könnte man sagen: „Moment mal, hast du nicht vor zwei Punkten noch gesagt, dass es überhaupt nicht an uns liegt und dass es allein am Wirken des Geistes liegt? Und jetzt kommst du plötzlich mit Verantwortung? Wenn es allein an Gott liegt, was er bewirkt, wo ist denn dann bitteschön meine Verantwortung?“
Das ist so ein kleines Paradox, aber das begegnet uns ja immer wieder in der Bibel: Ein gewisser Gegensatz, der irgendwie nicht ganz zusammenpasst und trotzdem wahr ist.
„Gott belohnt keine Faulheit.“ Wir können nicht mit Gottes Wirkung und seiner Leitung rechnen, wenn wir zu faul sind, uns vorzubereiten. Ich finde es interessant: Es gibt Leute, die meinen, sie können sonntags auf die Kanzel gehen, ohne sich vorzubereiten, mit dem Wissen, der Geist gibt es mir ein. Ich will damit nicht sagen, dass so etwas nicht möglich ist, gar nicht. Natürlich kann es der Geist einem eingeben.
Aber es ist interessant, dass bei Menschen mit dieser Einstellung, bei denen der Heilige Geist jede Predigt eingibt, häufig immer wieder über dasselbe Thema gesprochen wird. Da frage ich mich dann: Hat der Geist nicht auch andere Themen parat?
Ich glaube, mangelnde Vorbereitung ist nichts anderes als Faulheit. Faulheit, sich mehr mit dem Text auseinanderzusetzen. Ob das jetzt bei der Sonntagspredigt ist oder ob ich mich eine halbe Stunde vor der Jungschar hinsetze, den Text noch schnell lese und ihn ihnen dann erzählen kann – mangelnde Vorbereitung ist Faulheit.
Natürlich gibt es auch Phasen im Leben, in denen man vielleicht nicht viel Zeit hat. Und davon bin ich überzeugt: Wenn es nicht anders geht, stellt sich Gott auch dahinter. Aber ich glaube nicht, dass Gott Faulheit belohnt.
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns ernsthaft und gut vorbereiten – im Rahmen der eigenen Möglichkeiten. Das ist mir auch ganz wichtig zu sagen: im Rahmen der eigenen Möglichkeiten. Jeder hat andere Möglichkeiten. Der eine, der schon viel gemacht hat, weiß viel und kann vielleicht tiefer graben, als du es kannst. Aber das heißt nicht, dass deine Andacht oder Predigt genauso tiefgehend sein muss wie die von dem, den du vor Augen hast.
Bring dich im Rahmen deiner Möglichkeiten ein. Nehmen wir mal das Beispiel Börtchen: Er hat irgendwann mal wahrscheinlich mit einer ganz einfachen Andacht angefangen und wusste auch noch nicht genau, wie es geht.
Das heißt: Ernsthaft und gut vorbereiten im Rahmen der eigenen Möglichkeiten. Warum ist das wichtig? Dass ihr heute Abend hier seid und zu Hause zuschaltet, zeigt ja schon, dass ihr ernsthaft dabei seid. Sonst wäre es euch egal, und ihr würdet einfach euer Ding weitermachen.
Es ist deshalb wichtig, weil im 2. Korinther 5,20 folgendes steht: Paulus sagt zu den Korinthern: „So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns. So bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“
Wir sind Botschafter an Christi Statt. Wenn man immer wieder vom Stellvertreter Christi auf Erden spricht und damit den Papst meint, ist das eigentlich ein bisschen arg eingegrenzt. Wir sind Stellvertreter Christi auf Erden, wir sind Botschafter an Christi Statt, und unsere Aufgabe ist es, die Botschaft, die Jesus den Menschen weitergeben möchte, weiterzugeben.
Es ist unser Auftrag, den Menschen zu sagen: „Lasst euch versöhnen mit Gott.“ Das ist eine enorme Ehre, aber natürlich auch eine große Verantwortung. Das bedeutet, dass wir mit dieser Ehre nicht leichtfertig umgehen sollen.
Ganz ähnlich heißt es in 1. Petrus 4,10-11, wo es um das Thema der Gaben geht: „Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. Wenn jemand predigt, dass er es rede als Gottes Wort; wenn jemand dient, dass er es tue aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus, dem Herrn, dem die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit gehören. Amen!“
Petrus kommt hier gleich in den Lobpreis hinein, während er das schreibt. Aber da heißt es: Wenn jemand predigt, soll er es als Gottes Wort reden. Wir müssen uns nicht zurücknehmen und sagen: „Na ja, das, was ich hier vorne sage oder in der Andacht, sind ja nur Menschenworte, kein Gotteswort.“ Nein, wenn wir predigen oder eine Andacht halten, dürfen wir das als Gotteswort verstehen.
Natürlich mit der Einschränkung, dass wir nicht das Wort Gottes eins zu eins wiedergeben, wie es in der Bibel steht. Wir machen Fehler, wir sagen auch falsche Dinge. Aber wenn wir sprechen, dürfen wir davon ausgehen, dass Gottes Wort enthalten ist und dass wir mit der Vollmacht Gottes sprechen.
Auch das ist eine hohe Ehre, die wir haben.
Jetzt besteht natürlich die Gefahr, dass ihr da sitzt und denkt: „Jetzt packst du hier eines aufs andere oben drauf. Gerade war ich noch motiviert, eine Andacht zu halten nach Punkt zwei, aber nach Punkt vier lasse ich es doch lieber.“
Nein, die Devise ist: Kombiniert beides miteinander. Gib dein Bestes. Du musst nicht mehr geben als dein Bestes, im Wissen, dass letztendlich alles an Gott liegt.
Ich kombiniere da gerne zwei Sprüche miteinander, die auch ein Stück weit die Devise in meinem Leben sind. Vielleicht kennt ihr von Oswald Chambers das Buch „My Utmost for His Highest“ – also „Mein Äußerstes für sein Höchstes“. Mir geht es jetzt gar nicht um den Inhalt des Buches, aber diese Aussage: „Ich gebe mein Äußerstes für sein Höchstes“ habe ich gleichzeitig mit der Liedzeile im Kopf: „Und nichts habe ich zu bringen, alles Herr bist du.“
Ich versuche, mein Bestes zu geben und weiß aber gleichzeitig, dass am Ende alles in Gottes Hand liegt. Und umso schwächer wir sind, umso mehr dürfen wir uns bewusst sein, dass Gott uns zuspricht: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Es gibt also keinen Grund zu sagen: „Ich traue mich nicht, ich bin zu schwach, ich kann es nicht.“ Doch, trau dich und vertraue darauf, dass umso weniger du zu bringen hast, umso mehr kann Gott daraus machen.
Das sind jetzt die wichtigsten Punkte. Es kommen noch zwei weitere, aber gerade diese letzten vier Punkte, die ich genannt habe, sind meiner Meinung nach die entscheidenden Basics zur Vorbereitung einer Andacht.
Zum Schluss noch ein Buchtipp, wieder von John Stott, dem Verkündiger. Ich habe es noch nicht fertig gelesen, bin gerade dabei, aber soweit ich es gelesen habe, finde ich es echt gut. Er geht auch auf dieses Thema ein. Das Buch liegt auch hinten aus, ihr könnt also gerne mal reinblättern. Es lohnt sich zu lesen. Ich gehe davon aus, dass der Rest auch gut sein wird.
Kommen wir zum fünften Punkt. Das ist jetzt eher etwas Banaleres, etwas Einfacheres. Step by Step.
Wenn wir eine Andacht vorbereiten, sollten wir die Schritte, die wir gleich alle durchgehen, wirklich Schritt für Schritt gehen. Ein Essen kann ich nicht kochen, bevor ich das Fleisch nicht gejagt habe oder – in unserem heutigen Fall – eher gekauft habe. Ich kann es nicht kochen, wenn ich nicht vorher beim Metzger war und das Stück Fleisch nach Hause gebracht habe.
So ist es letztendlich auch bei einer Andacht. Manchmal wissen wir schon ganz genau, was wir sagen wollen, bevor wir überhaupt wissen, was der Text sagt. Und das ist schlecht. Deshalb muss man sich an dieser Stelle besonders zusammenreißen.
Das ist etwas, was ich selbst in der Ausbildung hier am BSK gelernt habe. Gerade im Fach Exegese habe ich gelernt, wirklich Schritt für Schritt vorzugehen. Deine Schlüsse ziehst du erst am Ende und nicht schon am Anfang beim ersten Lesen. Man sollte wirklich Schritt für Schritt vorgehen.
Das möchte ich euch auch nahelegen: Step by step. Erst spricht Gott zu dir, und dann sprichst du zu den Zuhörern. Wenn wir schon reden, bevor wir auf Gott hören, kann man sich vorstellen, was dabei herauskommt.
Der sechste Punkt ist auch eher technisch, deswegen halten wir ihn ganz kurz: eine gute Zeitplanung. Wenn ich vier Stunden zur Vorbereitung der Jungscha-Stunde brauche, dann sollte ich nicht erst eine Stunde vor der Jungscha damit anfangen. Das sollte ganz logisch sein.
Und beim Essen – wenn wir schon das Beispiel Essen haben – ist es klar: Ich kann das Essen nicht schneller zubereiten. Auch wenn ich großen Hunger habe, braucht das Fleisch einfach seine Zeit, bis es durch ist. Die Alternative wäre, es roh zu essen. Manche mögen das, aber wenn man es nicht mag, ist das nicht so gut.
Kommen wir zum allerletzten Punkt, siebtens: Gebet. Jetzt fragt ihr euch vielleicht: Warum Gebet gleich zweimal? Das habe ich doch schon mal ganz einfach erklärt. Aber es ist wichtig.
Wir haben uns zunächst mit den Basics beschäftigt, diese verinnerlicht und kennen jetzt alle Grundlagen. Nun folgt der Auftrag von Esau – jetzt geht es los. Wir machen uns auf die Suche. Wir wollen eine Auswahl treffen und stellen uns die Frage: Worüber rede ich?
Vielleicht ist der eine oder andere dabei, der sagt: Endlich kommt er ans Eingemachte. Mir geht es darum, wie ich eine Andacht halte und nicht, was man alles vorher noch beachten muss. Wenn diese Einstellung bei dir immer noch besteht, dann rate ich dir, den Rest gar nicht mehr anzuschauen. Lies Jakobus 3,1 und schau dir den Vortrag vielleicht noch mal von vorne an.
Alle anderen, die sagen: Ja, es ist absolut wichtig, die Basics zu kennen, jetzt suchen wir uns einen Text oder ein Thema heraus. Das heißt, wir gehen jetzt aufs Feld hinaus und versuchen, ein Tier zu finden. Wie macht man das? Wie wähle ich das aus?
Am einfachsten ist es natürlich, wenn man eine Vorgabe hat. Wenn man mit dem Predigen dran ist, gibt es einen Predigtplan, und da steht ein Text drin. Dann muss ich gar nichts auswählen, ich kann diesen Punkt gleich überspringen. Oder man ist mit einer Jungschar dran und hat eine Themenreihe, bei der klar ist, dass an dem Dienstag der Durchzug durchs Schilfmeer behandelt wird. Auch dann muss ich nichts groß auswählen.
Es kann aber sein, dass es manchmal nicht der Fall ist, dass man eine Vorgabe hat. Man steht im Plan, aber bei der Spalte „Text“ oder „Thema“ steht einfach nichts. Wie kann ich jetzt etwas auswählen, das passt? Wie finde ich einen geeigneten Text oder ein geeignetes Thema?
Man kann sich an verschiedenen Fragen orientieren. Die erste Frage ist: Was passt gut? Zum Beispiel ist heute Sonntag, wir feiern hier bei uns im Gottesdienst Erntedankfest. Im Christusbund haben wir natürlich einen Text vorgegeben. Aber wenn keiner vorgegeben wäre, wäre es zum Beispiel bei Erntedank naheliegend, über das Thema Dankbarkeit zu sprechen. An Weihnachten ist es naheliegend, ein Thema zu Weihnachten zu wählen, an Ostern entsprechend zu Ostern. Es gibt also äußere Rahmenbedingungen, die vielleicht schon ein Thema oder einen Text vorgeben können.
Dann stellt sich natürlich die Frage: Okay, jetzt habe ich das Thema Weihnachten, aber es gibt ja immer noch ein, zwei, drei oder eher mehr Texte in der Bibel.
Als nächstes kann man sich fragen: Was sollten die Zuhörer hören? Also wenn es jetzt nicht darum geht, dass etwas besonders gut passt, vielleicht gibt es ein Thema, das ich unbedingt mit den Teenagern behandeln muss, oder in der Gemeinde sollte man dringend über den Umgang mit Geld sprechen. Man sollte sich also fragen: Was brauchen die Zuhörer? Was sollten sie hören?
Esau hatte einen ganz konkreten Auftrag von seinem Vater, der sagte: Geh raus und suche ein Stück Wild. Er wusste also, dass er nach Wild Ausschau halten muss.
Und als Letztes: Wenn beides vielleicht nicht passt, manchmal ist es ja so, dass man bei einer Besprechung steht und gesagt bekommt: Du darfst heute mal die Andacht halten. Und dann ist es ein Rahmen, bei dem man denkt: Was soll ich da machen?
Vor zehn Jahren, als ich gerade am BSK angefangen hatte, war ich auf einer Freizeit. Albrecht Wandel hielt die Bibelarbeit, und ich machte damals noch als junger Student Jungschar. Er sagte zu mir: „Mensch, morgens ist Mitarbeiterandacht, wir wechseln uns ab.“ Einerseits freute ich mich, fand es cool, dass ich das machen darf, andererseits dachte ich: Ja, und worüber mache ich jetzt meine Andacht?
Ich entschied mich einfach, das zu nehmen, was mich gerade selbst beschäftigt. Ich nahm Texte aus meiner persönlichen Bibellese. Ich dachte: Die Bibel lese ich sowieso täglich, dann kann ich doch einfach etwas herausnehmen, das mich gerade anspricht, und nehme das als Thema.
Man kann also auch Themen nehmen, die einen persönlich ansprechen. Dabei muss man natürlich aufpassen: Wenn man ständig dran ist, gerade als Pastor in der Gemeinde, sollte man nicht immer nur über sein Lieblingsthema sprechen. Das kennt man auch als Problematik.
Aber an der Stelle sollte man besser Bescheid wissen, worüber man überall predigen sollte und könnte. Ich denke, es ist wichtig, das in Betracht zu ziehen – auch hier wieder das Thema Gebet –, dass Gott uns auch ein Thema oder einen Text aufs Herz legt.
Wenn wir jetzt einen Text oder ein Thema haben, kommt als zweiter Schritt die Eingrenzung des Textes oder Themas. Zum Beispiel kann man sagen: Ich will unbedingt über die Liebe Gottes sprechen. Die Liebe Gottes ist aber ein sehr weites Thema. Für eine Viertelstunde Andacht ist das vielleicht zu viel auf einmal.
Man kann das Thema also eingrenzen. Zum Beispiel: Wir schauen uns die Liebe Gottes anhand seiner Treue zum Volk Israel an – wie er seinem Volk immer wieder treu war, ihm Chancen gegeben hat, umzukehren, obwohl das Volk sich die ganze Zeit gegen Gott gestellt hat.
Oder man sagt: Wir schauen uns die Liebe Gottes aus dem Blickwinkel an, dass sich Gottes Liebe darin zeigt, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Römer 5,8). Wie zeigt sich die Liebe Gottes im Kreuzestod Jesu?
Da könnte man beliebig weitermachen. Wichtig ist, ein Thema so einzugrenzen, dass es im Rahmen behandelbar ist und sinnvoll bleibt.
Auch bei einem Text sollte man überlegen, wo der Sinnabschnitt beginnt und endet, also welcher Abschnitt zusammengehört und wie viel wirklich Sinn macht. Ich habe mir gedacht, damit wir nicht nur theoretisch den ganzen Abend darüber reden, würde ich es gern mit euch konkret machen.
Spontan die Frage an euch in die Runde: Hat jemand von euch einen Text oder ein Thema, bei dem er sagt, nein, bleibt mal beim Text oder Thema? Wer jetzt ein bisschen zu ausufernd wird, weil Text ist gut, da kann man die Bibel einfach aufschlagen.
Habt ihr etwas? Ihr schaut gerade so ein bisschen geschwind. Vielleicht hat jemand von euch in nächster Zeit eine Andacht oder so, wo er sagt, da halte ich etwas drüber? Ihr habt die Gelegenheit.
Philipper 2,1-4, super, das ist nicht abgesprochen. Philipper 2,1-4.
Ich lese einfach mal den Text, damit wir wissen, worum es geht, und wenn wir die weiteren Schritte durchgehen, können wir uns immer wieder an Philipper 2,1-4 entlanghangeln.
Dort heißt es: „Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid, tut nichts aus Eigennutz oder nur um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient.“
Ich denke, das ist ein guter Text, um das Thema und die Eingrenzung des Textes zu verdeutlichen. Wenn man weiterliest, kommt ab Vers 5 der Christushymnus. Wir haben also vier Verse, die gut anschaubar sind.
An diesem Beispiel wollen wir jetzt weitergehen. Wir haben also einen Text gefunden, und jetzt geht es natürlich weiter: Das Ganze soll erst erlegt und dann auseinandergenommen werden.
Dazu eine Buchempfehlung: Das Buch „Bibelauslegung praktisch“ von Thomas Richter und Helge Stadelmann. Thomas Richter ist unser Studienleiter. Das Buch liegt auch hinten, wer mal reinschauen möchte.
Gleichzeitig ein Hinweis auf das Fach Exegese, wo man genau dieses Buch durchgeht, oder auch im kleineren Rahmen das Fach Bibelstudienmethoden hier am BSK. Bibelstudienmethoden ist in diesem Semester noch, Exegese dann im Sommersemester. Wer das Ganze noch vertiefen möchte, ist herzlich eingeladen zu den jeweiligen Kursen.
Gehen wir Schritt für Schritt die einzelnen Schritte durch.
Es beginnt damit, den Text zu lesen. Man sollte den Text nicht nur einmal lesen, sondern mehrfach und am besten in verschiedenen Übersetzungen. Wir machen das jetzt an dieser Stelle nicht, sonst würde es zu lang.
Aber wenn ihr euch mit dem Text beschäftigt, lest ihn wirklich öfter und in verschiedenen Übersetzungen.
Warum soll man den Text mehrfach lesen? Ganz einfach: Je öfter man liest, desto mehr fällt einem auf. Je genauer ich hinschaue, desto mehr erkenne ich.
Der Theologe Adolf Schlatter hat mal gesagt: Wissenschaft ist erstens Sehen, zweitens Sehen und drittens Sehen – also genau hinschauen.
Dazu ein kleines Beispiel: Matthäus 13,44-46. Wer eine Bibel hat, darf gerne mit aufschlagen.
Dort steht ein Gleichnis, das wir uns jetzt genau ansehen.
Matthäus 13,44-46: „Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg, und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“
Wir haben hier das Gleichnis vom Schatz im Acker und das Gleichnis von der kostbaren Perle.
Womit vergleicht Jesus das Himmelreich? Im ersten Beispiel mit dem Schatz, im zweiten mit dem Kaufmann.
Deswegen habe ich das Beispiel gewählt.
Wir lesen das Gleichnis und sehen: Das Himmelreich gleicht einem Schatz im Acker, den jemand fand, alles verkaufte und den Acker kaufte.
Das zweite Gleichnis ist ähnlich aufgebaut, nur mit einem gravierenden Unterschied.
Beim zweiten Mal steht: Das Himmelreich gleicht jetzt dem Kaufmann.
Das ist ein Unterschied: Einmal ist das Himmelreich der Schatz, und einmal ist das Himmelreich derjenige, der den Schatz findet.
Wir müssten tiefer in die Auslegung einsteigen. Das könnt ihr zu Hause in Ruhe noch einmal bedenken und als Hausaufgabe mitnehmen.
Es lohnt sich, genau hinzuschauen – nicht nur manchmal, sondern eigentlich immer.
Gerade bei Dingen, die wir schon gut kennen, ist die Gefahr groß, dass wir noch weniger genau hinschauen, weil wir es ja schon kennen.
Deshalb auch der Tipp, verschiedene Übersetzungen zu lesen. Meine eigene Übersetzung kenne ich besser, da besteht eher die Gefahr, dass ich schon weiß, was da steht, als wenn ich es in einer anderen Übersetzung lese.
Manche Wörter werden auch unterschiedlich übersetzt, und man muss Entscheidungen treffen.
Es ist hilfreich, den Text in Lutherbibel, Elberfelder und Schlachter zu lesen, um Unterschiede zu erkennen.
Ich nenne diese drei Bibeln bewusst, weil sie versuchen, so nah wie möglich am Text zu sein.
Es gibt Bibeln, die versuchen, so nah wie möglich am Text zu sein, aber manchmal etwas holprig sind, und es gibt Bibeln, die kommunikativer, also sprachlich eleganter sind, aber mehr interpretieren.
Beim Textvergleich ist es gut, diese Übersetzungen zu verwenden.
Wenn man den Text mehrfach liest, entdeckt man auch Stolpersteine, Fragen, die auftauchen, und Themen, die immer wieder vorkommen.
Der erste Schritt ist also, den Text genau zu lesen. Das kann jeder gut machen, man muss nicht viel vorher gelernt haben.
Jetzt muss ich kurz zu Philipper zurückspringen. Der zweite Punkt ist: Die ursprüngliche Kommunikationssituation klären.
Das klingt kompliziert, ist es aber nicht.
Es geht einfach darum: Wer spricht hier ursprünglich mit wem?
Philipper 2,1-4: Paulus schreibt an die Gemeinde in Philippi. Es ist ein Brief, geschrieben vor etwa 2000 Jahren.
Es gibt verschiedene Textgattungen in der Bibel: Briefe von Paulus, Berichte von Matthäus, Psalmen von David, Visionen von Sacharja.
Man stellt sich die Frage: Wer spricht hier mit wem? An wen ist es gerichtet?
Manchmal ist es wichtig zu wissen, wer spricht. Zum Beispiel in Jesaja 37-39, wo der Rabshakeh der Assyrer eine lange Rede hält. Dort steht, dass Gott der Israeliten keinen Wert hat und sie nicht beschützen wird.
Das steht zwar in der Bibel, aber es wird nur wiedergegeben, was der Rabshakeh gesagt hat.
Es ist wichtig, die Sprecherrolle zu kennen.
Auch die Textgattung ist wichtig: Ist es ein Brief, eine Erzählung, ein poetisches Buch wie ein Psalm, oder etwas Prophetisches?
Je nach Gattung wird andere Sprache verwendet. Die Sprache in Psalmen ist oft bildhafter als in Paulusbriefen, wo es darum geht, etwas deutlich zu machen.
Das muss man im Blick haben, denn es hilft, den Text besser zu verstehen.
Dann stellt man sich die Frage: Wann und wo wurde der Text geschrieben?
Zum Beispiel wurde der Philipperbrief aus dem Gefängnis geschrieben. Woher weiß man das? Das kann man in Kommentaren nachlesen.
Je mehr man sich mit der Bibel beschäftigt, desto mehr weiß man solche Hintergründe.
Ich erwarte nicht, dass jemand, der zum ersten Mal eine Jungscharandacht vorbereitet, das alles weiß.
Aber man kann sich zum Beispiel die Kommentarreihe Edition C anschauen, dort zu Philipper 2,1-4 oder zum gesamten Philipperbrief.
Das braucht nicht viel Zeit, meist stehen zu vier Versen zwei Seiten Text, die man schnell liest und hilfreiche Infos bekommt.
Zur ursprünglichen Kommunikationssituation gehört auch, sich Hintergrundinformationen zu besorgen.
Ein Beispiel: Psalm 121,1-2 – viele kennen diese Verse: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“
Man denkt dabei an die Größe Gottes, sieht Berge und fühlt sich geborgen.
Wenn man aber den historischen Hintergrund kennt, weiß man, dass auf den Bergen Opferstätten der Götzen waren.
Der Psalmist sieht also, dass viele Israeliten diesen Götzen nachlaufen.
Er hebt die Augen auf zu den Bergen und fragt: Woher kommt meine Hilfe? Und antwortet: Vom Herrn, nicht von den toten Götzen.
Wer den Hintergrund kennt, versteht den Text besser.
Natürlich ist es nicht falsch, den Psalm auch allgemein zu deuten, aber Hintergrundwissen hilft.
Studienbibeln, wie die von MacArthur, geben oft Kommentare direkt unten auf der Seite.
Das kann manchmal hinderlich, aber oft sehr hilfreich sein.
Ich empfehle besonders Anfängern, sich solche Hilfsmittel zu besorgen.
Ein weiteres empfehlenswertes Buch ist „Kurze Einführung in die Bibel“ von Ernst Abbe. Dort gibt es zu jedem Bibelbuch eine etwa fünfseitige Einführung mit Themen und Aufbau.
Das hilft, den Text besser einzuordnen.
Kommen wir zum nächsten Punkt: Den Kontext beachten.
Ein Student sagte mal: „Kontext ist King.“
Es ist nicht nur wichtig, sondern unerlässlich, den Kontext zu beachten.
Niemand mag es, wenn Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen werden.
Das passiert oft in Interviews oder öffentlichen Reden.
Das Video, das wir gerade aufnehmen, könnte man an einer Stelle herausnehmen und falsch interpretieren.
Deshalb ist es wichtig, bei der Bibel genauso zu verfahren und Aussagen nicht aus dem Kontext zu reißen.
Im Psalm 14 steht zum Beispiel: „Es gibt keinen Gott.“
Man könnte sagen: Widerspricht sich die Bibel?
Wenn man aber ein paar Verse vorherliest, steht: „Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es gibt keinen Gott.“
Das ändert die Bedeutung komplett.
Das ist ein einfaches Beispiel, aber es zeigt, wie wichtig Kontext ist.
Zurück zu unserem Philipperbrief und Philipper 2,1-4.
Hier geht es um das Verhalten unter Christen, um Einmütigkeit.
Im Kontext, ab Kapitel 2, Vers 5, wird die Gesinnung beschrieben, die Jesus hatte.
Wenn man den Kontext kennt, fügt sich der Abschnitt viel besser ins Gesamtbild ein.
Auch im Matthäusevangelium ist es hilfreich, zu wissen, dass Matthäus die Texte thematisch ordnet: Gleichnisse, Bergpredigt, Wundergeschichten wechseln sich ab.
Wenn man ein Gleichnis über das Himmelreich liest, macht es Sinn, auch die anderen Gleichnisse darüber zu lesen, um die Intention zu verstehen.
Im 1. Korintherbrief zum Beispiel kritisiert Paulus die Korinther scharf, spricht sie aber immer noch als Christen an.
Der Kontext hilft, die Textintention zu erschließen.
Deshalb: Lest den Kontext!
Der vierte Punkt: Stolpersteine entdecken und aus dem Weg räumen.
Nachdem man den Text mehrfach gelesen hat und die Situation und den Kontext kennt, tauchen Fragen auf.
Was bedeutet das Wort? Was will der Text sagen? Was heißt „Ermahnung in Christus“ oder „Barmherzigkeit“ konkret?
Man markiert solche Stellen als Stolpersteine.
Manchmal versteht man den Text gut, aber weiß, dass andere, etwa in der Jungschar, das noch nicht verstehen.
Man markiert also auch mögliche Fragen der Zuhörer.
Dann versucht man, diese Stolpersteine zu klären, Antworten zu finden.
Manche Antworten findet man schnell, bei anderen hilft ein Kommentar.
In den Kursen Bibelstudienmethoden und Exegese lernt man, wie man tiefer gräbt.
Manchmal bleibt eine Frage offen. Das ist auch okay.
Man kann ehrlich sagen: „Das kann ich gerade nicht beantworten, wir konzentrieren uns auf das andere.“
Der fünfte Schritt: Zusammenfassen.
Man versucht, den Text und seine Struktur in eigenen Worten wiederzugeben.
So merkt man, ob man verstanden hat, worum es geht.
Dann benennt man die wesentlichen Themen des Textes.
Zum Beispiel bei Philipper 2,1-4: Es geht um Gemeinschaft unter Christen, Einmütigkeit, Selbstlosigkeit, Einheit im Geist.
Man fasst zusammen: Im Text geht es darum, dass wir eines Sinnes sein sollen, gemeinsam unterwegs sein, zusammengehören in Jesus.
Es geht darum, nicht eigennützig zu sein, sondern anderen zu dienen, so wie Jesus es vorgelebt hat.
Man versucht, die wichtigen Fragen, die man hatte, zu beantworten und die Gedanken zu bündeln.
Der sechste Schritt: Jesus entdecken.
Warum Jesus entdecken? Weil es in der Bibel grundsätzlich um Jesus geht.
Jesus sagt in Johannes 5,39 zu den Pharisäern: „Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, dort das ewige Leben zu finden; und sie sind’s, die von mir zeugen.“
Das Alte Testament dreht sich schon um Jesus, das Neue Testament noch klarer.
Im Wintersemester gibt es den Kurs „Jesus im Alten Testament“, um sich intensiver damit zu beschäftigen.
Zurück zu unserem Text: Bei Evangelien ist es leicht, Jesus zu entdecken.
Bei Paulus ist es meist auch machbar.
Bei unserem Text ist es gut, weil direkt von Ermahnung in Christus die Rede ist und im Folgenden Jesus als Vorbild genannt wird.
Manche Stellen im Alten Testament scheinen weniger direkt mit Jesus zu tun zu haben.
Psalm 23 spricht vom Herrn als Hirten, den man mit Jesus als gutem Hirten verbinden kann.
Der Auszug aus Ägypten kann man als Bild für die Befreiung aus der Sünde sehen.
Der ungehorsame König Saul steht dem gehorsamen König Jesus gegenüber.
Die Geschichte von Noahs Arche kann man als Rettung durch Jesus sehen.
Esther ist bereit, für ihr Volk zu sterben, so wie Jesus für sein Volk starb.
Ein kurzes Video auf YouTube mit dem Titel „Jesus war und besser“ zieht solche Vergleiche.
Auch wenn ein Text nicht direkt von Jesus spricht, sollte man einen Bezug herstellen.
Sonst besteht die Gefahr, dass man moralisch wird.
Wir haben jetzt eine Übersicht: Text lesen, Kommunikationssituation klären, Kontext beachten, Stolpersteine entdecken und klären, zusammenfassen, Jesus entdecken.
Diese Texterarbeitung kann man in anderthalb Stunden machen, man kann aber auch viel mehr Zeit investieren.
Wichtig ist: Wenn ihr eine Andacht halten müsst, seht nicht den großen Berg vor euch und denkt, ihr müsst alles perfekt machen.
Lest den Text, einen Kommentar, den Kontext und fasst zusammen.
Ich habe viele Sachen angesprochen, aber man muss nicht alles ins Detail beherzigen.
Es soll eine Hilfe sein.
Wenn man sich damit beschäftigt, wird es am Ende auch eine Hilfe sein, weil man sicherer wird.
Man traut sich mehr, über den Text zu sprechen, weil man weiß, dass man ihn richtig erfasst hat.
Es fällt schwer, über einen Text zu reden, wenn man keine Ahnung hat.
Es lohnt sich, ein bisschen zu graben.
Beim ersten Mal dauert es länger, aber mit Übung geht es schneller.
Die BSK-Studenten kennen das aus dem Fach Exegese.
Irgendwann hat man die Schritte verinnerlicht und kann sie bei der Predigtvorbereitung anwenden.
Übung macht den Meister.
Jetzt waren wir lange unterwegs, haben ein Tier gesichtet, geschlachtet, auseinandergenommen, und vielleicht seid ihr jetzt schon ein bisschen hungrig.
Irgendwann muss man anfangen, das Ganze zuzubereiten.
Wir wollen uns jetzt die Frage stellen: Wie soll die Andacht aussehen?
Das kann ganz unterschiedlich sein.
Ich mache mal ein Beispiel: Man hat zuhause Hackfleisch und möchte eine Hackfleischsuppe mit Lauch, Pilzen, Sahne und Schmelzkäse kochen – sehr lecker.
Aber die eigenen Kinder mögen das nicht.
Man könnte das beste Gericht kochen, aber es bringt nichts, wenn es denen nicht schmeckt.
Am Ende gibt es Spaghetti Bolognese, weil das den Kindern besser schmeckt.
Das heißt konkret: Ich muss mir überlegen, wer sitzt vor mir und was braucht diese Person?
Es macht einen Unterschied, ob ich eine Jungschaustunde halte oder die Sonntagspredigt.
In Bezug auf Inhalt, Komplexität, Tiefe, Umfang und Dauer.
Wenn ich eine Predigt für Sonntag vorbereite und die Woche drauf in der Kinderstunde halte, denken die Kinder vielleicht: Was redet der da? Total langweilig, wir wollen spielen.
Und wenn ich die Jungschar-Andacht sonntags im Gottesdienst halte, sagen viele: War ganz nett, aber der Tiefgang hat gefehlt.
Manchmal ist es gut, Dinge runterzubrechen.
Auf YouTube gibt es schöne Videos, die komplexe Sachen einfach erklären.
Wenn man komplexe Sachen kindgerecht erklärt, haben auch Erwachsene etwas davon.
Trotzdem: Man soll sich überlegen, wer sitzt vor mir, was wissen die Leute schon, was ist neu für sie, was sollen sie wissen?
Ein ganzes Reh schaffen sie vielleicht nicht, aber ein paar Häppchen schon.
Welche Häppchen bereite ich also vor?
Wenn unser Thema Philipper 2,1-4 ist, wo es um das Verhalten in der Gemeinde geht, kann ich das in der Jungschar so runterbrechen: Wie verhalte ich mich als Kind in der Gruppe und in der Familie?
Dann kann ich den Bezug zu Vers 5 und folgende herstellen: Wie hat Jesus das gemacht? Was können wir von ihm lernen?
In der Predigt kann ich tiefer gehen und zeigen, wie eigennützig unser Herz oft ist, wie negativ es geprägt ist.
Was aus unserem Herzen kommt, ist erst mal schlecht.
Wir brauchen Jesus, der unser Herz verändert und uns befähigt, so zu leben.
Man muss also überlegen, wer sitzt vor mir und was braucht er.
Dann überlege ich mir das Thema und die Hauptbotschaft der Andacht.
Der Text kann verschiedene Themen anreißen, aber ich muss mich konzentrieren.
Ich muss nicht alles, was ich in der Texterarbeitung herausgefunden habe, in die Andacht packen.
Eine Predigt ist keine Exegese.
Es ist wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das rüberzubringen, was ich möchte.
Deshalb überlege ich, was das Thema und die Hauptbotschaft sein sollen.
Ich lege fest, welche Ziele ich habe und was die Zuhörer konkret lernen sollen.
Das bedeutet auch, dass ich manches abschneide und weglasse.
Wie beim Reh: Einige Teile nutze ich, andere lege ich zur Seite und esse sie später.
Manchmal entdeckt man einen richtig guten Gedanken, der aber nur ein Randthema ist.
Man will den unbedingt erzählen, aber eigentlich geht es nicht darum.
Manchmal muss man seine Lieblingsthemen „killen“, also eliminieren oder auf die Seite schieben und später vielleicht darauf zurückkommen.
Ganz wichtig: Überlegt, kann der Zuhörer am Ende sagen, worum es ging?
Diese Frage solltet ihr euch stellen, wenn ihr die Andacht geschrieben habt.
Wenn die Hauptbotschaft nicht rüberkommt, solltet ihr noch mal überarbeiten.
Die Gefahr ist, sich in Details zu verlieren und die Hauptbotschaft geht verloren.
Versucht, den Fokus darauf zu legen.
Wie schaffe ich es, dass die Hauptbotschaft rüberkommt?
Indem ich sie immer wieder betone und die Unteraspekte darauf beziehe.
Wenn die Hauptbotschaft zum Beispiel ist, dass wir eines Sinnes sein sollen, dann betone ich immer wieder die Einheit.
Paulus macht das im Text auch, bei ihm steht das Wort „Geist“ oft fettgedruckt.
Das darf man in der Andacht als Stilmittel auch verwenden.
Dann als Drittes: Jesus muss in der Andacht mit untergebracht werden.
Wie schaffe ich es, Thema und Hauptbotschaft mit Jesus zu verknüpfen?
Wie halte ich die Andacht Christus-zentriert?
Ich überlege, was das Thema grundsätzlich mit Jesus zu tun hat.
So habe ich eine Verknüpfung.
Es gibt kein biblisches Thema, das nichts mit Jesus zu tun hat.
Wer eines findet, darf sich gerne melden.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Thema in der Bibel gibt, das man nicht mit Jesus verknüpfen kann.
Deshalb versucht, diese Verbindung herzustellen.
Auch hier gibt es ein Seminar im Sommersemester 21 mit Philipp Bartholomä: Wie halte ich eine Christus-zentrierte Verkündigung?
Ihr merkt, es ist heute fast ein Werbeabend.
Nein, es ist ein Einstieg, und an vielen Stellen kann man das vertiefen.
Kommen wir zum vierten Punkt: Struktur.
Eine gute Struktur ist ganz wichtig.
Es gibt Leute, die sind gut strukturiert, das merkt man bei ihren Predigten.
Andere sind weniger strukturiert, und das merkt man auch.
Gerade wer nicht strukturiert ist, braucht eine noch bessere Struktur, sonst fliegt alles durcheinander.
Jemand, der von sich aus strukturiert denkt, hat meistens automatisch eine Struktur.
Wer weiß, dass seine Gedanken springen, sollte umso mehr Struktur schaffen.
Ich möchte das anhand einer Gliederung verdeutlichen.
Schauen wir uns grob den Verlauf von Zweiter Mose bis Josua an.
Wie kann man die Geschichte des Volkes Israel in drei Punkten zusammenfassen?
Erstens: Auszug aus Ägypten.
Zweitens: Durchzug durch die Wüste.
Drittens: Einzug ins verheißene Land.
Diese drei Punkte sind eingängig und gut zu merken.
Man kann sie thematisch so benennen: Auszug, Durchzug, Einzug.
Man kann die Punkte auch anders benennen, zum Beispiel: Erstens die zehn Plagen, zweitens das untreue Volk Israel, drittens warum Gott für uns kämpft.
Diese Punkte sind in den anderen enthalten.
Aber eine Gliederung wie „Zehn Plagen, Volk ist untreu, warum Gott kämpft“ hat keinen roten Faden.
Das ist für Zuhörer schwer nachvollziehbar.
Deshalb ist die Frage: Wie finde ich eine eingängige Struktur?
Wie schaffe ich es, dass sie nachvollziehbar ist?
Bei einer kurzen Andacht ist das vielleicht nicht so wichtig.
Manchmal reicht ein Gedanke.
Aber auch dann ist ein guter Aufbau hilfreich.
Manchmal gibt der Text die Struktur vor.
Paulus argumentiert oft sehr genau.
Manchmal ist es wichtig, die Hauptaussage in den gesamtbiblischen Zusammenhang zu stellen.
Zum Beispiel beim Jakobusbrief: Glaube ohne Werke ist tot.
Man könnte die Struktur so machen: Grundlage der Errettung (Jesus am Kreuz), Bedingung der Errettung (Glaube), Auswirkungen der Errettung (Werke).
So kann man den Text aufbauen und verständlich machen.
Es geht nicht darum, die beste Struktur zu finden, sondern eine eingängige und nachvollziehbare.
Manchmal hat man einen Geistesblitz, manchmal etwas Einfaches.
Das ist egal, Hauptsache nachvollziehbar.
Es hilft, anderen die Struktur zu zeigen und Feedback zu bekommen.
Denn oft hat man vieles im Kopf, aber der Zuhörer nicht.
Deshalb der Rat: Sucht euch Leute, die euch bei der Vorbereitung helfen.
Im besten Fall jemanden, der euch begleitet und Feedback gibt.
Oder jemanden, dem ihr die Andacht vortragt, der sagt: Das war nicht klar.
Dann merkt man, dass es für einen selbst logisch war, für andere aber nicht.
Struktur ist ganz wichtig.
Versucht es einfach zu halten.
Eine gute Struktur ist leicht zu merken.
Kommen wir zur Veranschaulichung des Themas.
Als Buchempfehlung: Das Buch „Frei predigen“.
Dort geht es auch um Veranschaulichungen.
Arn Schnepper vergleicht Beispiele mit Fenstern in einem Haus.
Ein Haus ohne Fenster ist dunkel und nicht schön.
Aber niemand möchte in einem Glashaus wohnen.
Es ist wichtig, eine gute Anzahl von Beispielen zu haben, aber nicht nur Beispiele.
Veranschaulichungen sollen das Thema unterstreichen und helfen, Dinge zu verstehen.
Nicht zu viel und nicht zu wenig.
Die Beispiele sollten gut, passend und präzise sein.
Ich habe heute eine große Veranschaulichung mitgebracht, indem ich die Geschichte von Esau genommen habe.
Ich habe die Schritte von der Jagd bis zum Essen mit einem Andachtsvergleich verknüpft.
Vielleicht hilft das dem einen oder anderen.
Andere, vielleicht Vegetarier, finden das eklig und können nicht mehr richtig zuhören.
Das kann passieren.
Man muss bei Beispielen aufpassen.
Ich habe auch schon erlebt, dass jemand in einer Predigt ein unpassendes Beispiel gebracht hat, bei einem festlichen Anlass.
Ich habe mich danach fremdgeschämt.
Man muss gute, passende Beispiele bringen.
Und präzise sein.
Man kann allgemein bleiben, aber es ist besser, konkret zu werden.
Zum Beispiel beim Thema Vergebung: Man kann allgemein sagen: Wenn jemand etwas Schlimmes getan hat, ist es wichtig, zu vergeben.
Oder man erzählt eine persönliche Geschichte, wie schwer es war, zu vergeben, und dass man es mit Gottes Hilfe geschafft hat.
Konkrete Beispiele sind eindrücklicher.
Warum sind Anschauungsbeispiele gut?
Weil unser Gehirn Neues mit Bekanntem verknüpft.
Wenn es Bekanntes gibt, bleibt das Neue besser hängen.
Jemand, der sieben Fremdsprachen kann, lernt die achte schneller als jemand ohne Fremdsprachenkenntnisse.
Jesus nutzt das in seinen Gleichnissen.
Er spricht vom Senfkorn, hebt es auf und erzählt den Leuten etwas dazu.
Die Leute verstehen das, weil sie die Lebenswelt kennen.
Er spricht vom Sämann und dem vierfachen Ackerfeld.
Jesus bringt geistliche Wahrheiten mit etwas Bekanntem zusammen.
Das hilft beim Verstehen.
Deshalb ist es gut, Veranschaulichungen zu benutzen.
Aber sie müssen passend und angemessen sein.
Wenn am Ende jeder das Beispiel kennt, aber nicht mehr weiß, worum es ging, war das kein gutes Beispiel.
Kommen wir zu Einstieg und Schluss.
Zeitlich machen sie nur einen kleinen Teil der Andacht aus, haben aber großen Einfluss.
Der Einstieg entscheidet, ob ich zuhören möchte.
Der Schluss entscheidet, was hängenbleibt.
Der klassische Einstieg: „Ich halte heute eine Andacht über ...“ oder „Heute reden wir über ...“ oder „Mir wurde gesagt, ich soll heute mit euch reden ...“
Das ist oft der Einstieg, den wir Menschen wählen.
Sobald wir vorne stehen, macht man sich angreifbar und hat den Drang, sich zu rechtfertigen.
Man meint, man müsse erklären, warum man vorne steht.
„Ich kann das gar nicht so gut, habt Nachsicht, ich mache das zum ersten Mal ...“
Ich kann das nachvollziehen.
Aber wie geht es euch? Macht das Lust, weiter zuzuhören?
Meistens nicht.
Oft passiert das Gegenteil.
Deshalb ist es wichtig, stark einzusteigen.
Man kann mit einer Frage starten: „Wer von euch glaubt, dass man allein aus Glauben gerettet wird?“
Die meisten denken innerlich „klar“.
Dann sagt man: „Ich glaube, der Mensch wird durch Werke gerecht und nicht durch Glauben allein.“
Innerlich kochen die meisten.
Dann fährt man fort: „Jakobus sieht das genauso.“
So hat man das Interesse geweckt.
Man will hören, wie man zu diesem abstrusen Gedanken kommt.
Dann hört man die Andacht und versteht am Ende.
Natürlich muss man am Anfang halten, was man verspricht.
Es ist problematisch, wenn man Erwartungen schürt und sie nicht erfüllt.
Man kann auch mit einer Geschichte starten.
Zum Beispiel eine Geschichte über Vergebung.
Man erzählt, wie schwer es war, jemandem zu vergeben.
Am Schluss sagt man: „Ich kann nicht vergeben.“
Und Jesus sagt: „Wenn ihr einander nicht vergebt, wird euch euer himmlischer Vater auch nicht vergeben“ (Matthäus 6,14-15).
So ist man mitten im Thema.
Jeder kann das nachempfinden.
Man trifft das Wort Gottes, das einen herausfordert.
Man kann auch provokant einsteigen: „Gott hasst Sünder.“
Was? Er hasst die Sünde, aber nicht den Sünder.
Man sagt: „Ich werde euch heute beweisen, dass das so ist.“
Dann muss man das Verhältnis klären.
Man kann nicht am Anfang sagen „Gott hasst Sünder“ und am Ende „Nein, tut er nicht.“
Man kann sagen: Gott liebt die Menschen, aber hasst die Sünde.
Das ist die Spannung, die man auflösen muss.
Ihr könnt mich gerne widerlegen.
Man merkt, es ist wichtig, stark zu starten, Interesse zu wecken und Erwartungen zu schüren.
Fragen, die man am Anfang stellt, müssen am Ende beantwortet werden.
Auch in der Jungschar kann man mit einer Frage starten und Kinder zum Nachdenken anregen.
Fragen sind ein gutes Stilmittel.
Sie regen zum Denken an, nicht nur zum Zuhören.
Ich hatte mal ein positives Beispiel: Jemand begann mit einer Geschichte, blieb aber unkonkret.
Am Ende der Predigt sagte er: „Die Person am Anfang war ich.“
Das schloss den Bogen und löste die Spannung auf.
Das war stark und blieb hängen.
Spannungsbögen schaffen und auflösen ist wichtig.
Beim Schluss sollte man stark abschließen.
Die größte Gefahr am Ende ist, noch Ehrenrunden zu drehen.
Das mag in der Schule niemand.
Auch in der Andacht ist das nicht gut.
Bringt den Schluss konkret auf den Punkt.
Fasst Hauptgedanken zusammen, betont das Wesentliche.
Man kann am Ende eine Frage mitgeben, die zum Nachdenken anregt.
Man darf Themen auch offen lassen, damit die Leute weiterdenken.
Aber kurz und knackig, nicht dreimal dasselbe mit anderen Worten sagen.
Fassen wir zusammen, was bei einer Andacht wichtig ist:
Ich weiß, was ich sagen will und was bei den Zuhörern hängenbleiben soll.
Ich habe einen guten Einstieg.
Ich habe eine gute inhaltliche Struktur.
Ich habe Beispiele, die meine Botschaft untermalen.
Ich habe einen guten Abschluss, der den Kern der Botschaft auf den Punkt bringt.
Und das Wichtigste: Es geht um Jesus.
Jeder, der aus der Andacht oder Predigt rausgeht, soll wissen: Heute ging es um Jesus.
Ich habe aus meinem Reh eine ordentliche Mahlzeit gekocht.
Jetzt muss sie nur noch serviert werden.
Wir sind beim letzten Punkt: der Darbietung.
Dazu habe ich noch drei Punkte.
Das erste ist die Sprache, insbesondere das Tempo.
Wie sollte die Sprache sein? Nicht zu schnell, nicht zu langsam.
Bei mir besteht gerade die Gefahr, dass ich zum Schluss schneller spreche, um alles unterzubringen.
Versucht, in einem angenehmen Tempo zu sprechen.
Wichtig ist auch der Klang.
Manche sprechen monoton, immer im gleichen Ton.
Das ist langweilig.
Man kann abwechslungsreicher sprechen.
Wenn es bedächtig wird, kann man leiser werden und eine Stille einbauen.
Wenn man begeistert ist, darf man enthusiastischer sprechen.
Abwechslung ist wichtig, aber authentisch bleiben.
Dann ein ganz wichtiger Punkt: Positive Sprache verwenden.
Versucht, Dinge positiv auszudrücken.
Das Buch „Einfach von Gott reden“ von Christian Lehmann ist dazu gut.
Dort geht es darum, wie man einfach und verständlich von Gott reden kann.
Und es legt Wert darauf, positiv zu sprechen.
Zum Beispiel in Johannes 15,14 sagt Jesus: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“
Man kann das so sagen: „Nur wenn ihr tut, was Jesus gebietet, werdet ihr seine Freunde sein.“
Oder positiver: „Wenn ihr tut, was Jesus gebietet, werdet ihr sogar seine Freunde sein.“
Beide Aussagen sind gleich, aber die zweite ist positiver.
Überlegt, wie ihr Dinge positiv darstellen könnt.
Verwendet verständliche Begriffe.
Redet nicht in Fachchinesisch.
Zum Beispiel das Wort „Exegese“ ist hier an der Bibelschule normal, aber für andere unverständlich.
Geht in den Kurs, dann wisst ihr, was das ist.
Verwendet Stilmittel und Rhetorik, zum Beispiel rhetorische Fragen.
Ich persönlich verwende gerne rhetorische Fragen, weil sie zum Nachdenken anregen.
Versucht bildliche Sprache zu verwenden, also Beispiele.
Das Buch „Frei predigen“ habe ich bereits erwähnt.
Dann stellt sich die Frage: Wie frei soll ich predigen? Wie viel muss ich ablesen?
Je freier man spricht, desto abwechslungsreicher kann man sein.
Man kann mehr auf die Art achten, wie man spricht, und mit den Augen kommunizieren.
Manche können das nicht so gut, und das ist okay.
Dann liest man eben ab, das ist in Ordnung.
Man kann auch lebhaft lesen.
Ich rate euch, die Andacht komplett auszuformulieren.
Wenn ihr sagt, ihr wollt keine Ausformulierung, macht erst die Ausformulierung und macht dann Stichpunkte daraus.
So habt ihr die Gedanken klar und vermeidet Ausschweifungen.
Man kann auch in der Mitte des Zettels das Ausformulierte schreiben und am Rand Stichpunkte.
Beim Predigen reicht dann der Stichpunktzettel, im Notfall schaut man auf den Ausformulierten Text.
Das ist Übungssache.
Je öfter man es macht, desto leichter fällt das freie Reden.
Erwartet am Anfang nicht zu viel von euch.
Seid einfach so, wie es klappt.
Je öfter, desto besser.
Sprache ist also das eine: gutes Tempo, guter Klang, positiv.
Das zweite ist die Atmosphäre.
Die hängt auch viel mit Sprache zusammen.
Welche Begriffe verwende ich? Wie spreche ich?
Auch hier: positiv, authentisch, passend.
Man kann zum Beispiel nicht sagen: „Die einen sind gerettet, die anderen sind von Gott vorherbestimmt, in der Hölle zu landen.“
Das ist nicht angemessen.
Andererseits kann man sagen: „Das ist die Freude, die wir in Jesus haben.“
Auch bei Beerdigungen ist es wichtig, Worte passend zu wählen und eine gute Atmosphäre zu schaffen.
Das heißt nicht, dass keine positiven Worte bei einer Beerdigung gesagt werden dürfen, aber es muss angemessen sein.
Dazu braucht man ein gutes Gespür.
Das Gleiche gilt für das Auftreten.
Das Auftreten sollte angemessen, positiv und passend sein.
Das betrifft nicht nur die Andacht selbst, sondern auch den Umgang mit den Leuten davor und danach.
Wenn ich unfreundlich bin und dann eine gute Andacht halte, aber die Leute danach anmaule, ist das Auftreten nicht angemessen.
Also: Ein gutes, positives und passendes Auftreten ist wichtig.
So weit zu den fünf Schritten.
Da wir am Anfang fünf Schritte hatten, komme ich jetzt noch zum sechsten: Feedback.
Nach jedem guten Essen fragt man: „War es recht?“
Deshalb ist es gut, diese Frage auch zu stellen oder Leute zu haben, die einem konstruktives Feedback geben.
Ob das jetzt drei Michelin-Sterne werden, kann sein, vielleicht auch nicht.
Darum geht es nicht.
Es geht darum, Rückmeldung zu bekommen, nicht alleine dazustehen.
Wir helfen uns gegenseitig, gemeinsam auf dem Weg zu bleiben.
Gerade in der Jungschar kann man den anderen Mitarbeitern oder dem Leiter sagen: „Kannst du mir nach der Andacht Feedback geben?“
Ich habe mal Fragen aufgeschrieben, die man stellen kann:
Kam die Hauptbotschaft rüber?
Wurde das Thema theologisch gut und nachvollziehbar erarbeitet?
Waren die Beispiele zielführend?
War die Andacht altersgerecht?
Gelang es, eine freundliche Atmosphäre zu gestalten?
Wie waren Sprache und Auftreten?
Das können auch andere Fragen sein.
Wichtig ist, ermutigend zu sein.
Vielleicht war vieles nicht gut, aber versucht, die positiven Punkte zu finden.
Es bringt nichts, zu sagen, jemand war besser, als er war.
Aber es bringt auch nichts, nur Fehler aufzuzeigen, denn dann macht der andere vielleicht nie wieder eine Andacht.
Ermutigt ihn und sagt: „Das war richtig gut, hier sehe ich deine Stärken.“
An der einen oder anderen Stelle kann man noch arbeiten.
In der Regel weiß jemand selbst, wo es nicht so gut lief.
Deshalb ist es viel wichtiger, zu ermutigen.
Sucht euch Leute, die euch Feedback geben.
In der Gemeinde sollte es ein System geben, in dem es nach Predigten Feedback für interne Prediger gibt.
Auch in der Jungschar sollte es Feedback geben.
Am besten begleitet euch jemand im Vorfeld.
Es gibt nichts Besseres, als jemanden an der Seite zu haben, der einen begleitet.
So, wir sind also den weiten Weg gegangen.
Ich habe fast eine Viertelstunde überzogen, ich hoffe, das ist für euch in Ordnung.
Wir sind jetzt am Ende angekommen.
Ich möchte noch mal auf die Empfehlungen hinweisen.
Es gibt Seminare am BSK, zum Beispiel Basics Bibelkunde Altes und Neues Testament, um einen groben Überblick zu bekommen.
Zum Auseinandernehmen gibt es die Fächer Methoden des Bibelstudiums und Exegese.
„Jesus im Alten Testament“ ist ein weiteres Fach.
Für die Zubereitung und Darbietung gibt es „Predigen lernen“ (Homiletik I) mit Albrecht Wandel, „Christus-zentriert predigen“ mit Philipp Bartholomä und „Rhetorik und Sprechtraining“ mit Benjamin Stoll, einem Schauspieler.
Alle Seminare können auch als Gast besucht werden.
Man muss kein Student sein.
Viele Seminare sind online besuchbar.
Man kann von zu Hause live dabei sein, mitdiskutieren über Teams, auch wenn man in Berlin oder anderswo lebt.
Herzliche Einladung dazu.
Wer die Bücher da hat, kann gleich mal reinschauen.
Wer sie zu Hause hat, kann sie kaufen.
Aus meiner Sicht lohnt sich das.
Gibt es noch Fragen?
Ich danke euch herzlich für eure Aufmerksamkeit.
Ich hoffe, ich habe euch nicht zu sehr erschlagen.
Wenn doch, geht einfach Stück für Stück durch und haltet euch die Basics immer wieder vor Augen.
Das ist das Wichtigste.
Es macht’s aus, egal wie viel oder wenig wir bringen – er macht’s.
Das möchte ich jetzt im Gebet vor Jesus bringen:
Herr Jesus, ich danke dir, dass du uns viele Werkzeuge gibst, wie wir dein Wort studieren können.
Dass du uns Gaben gegeben hast, um es weiterzugeben.
Ich danke dir, dass am Ende du derjenige bist, der geistliches Wachstum bewirkt.
Es ist herrlich entspannend zu wissen, dass ich mein Bestes geben darf, mich reinfuchsen darf.
Auch wenn ich mal nicht weiterkomme oder das Gefühl habe, nichts zu sagen zu haben.
Du kannst Großes daraus machen.
Ich bitte dich: Du kennst uns alle und unsere Situation.
Gebrauche uns als deine Sprachrohre und Botschafter hier auf Erden, damit du verherrlicht wirst.
Amen!
Ich wünsche euch einen wunderschönen Abend.
Herzliche Einladung zu weiteren Abendvorträgen, die im Oktober gestaffelt kommen.
Nächsten Dienstag geht es weiter mit „Einblicke in die Pädagogik Jesu“, vor Ort nach Anmeldung oder live auf YouTube.
Am 22. Oktober folgt der Vortrag zum Buch Ruth mit Thomas Richter, ebenfalls kostenlos.
Herzliche Einladung.
Ihr könnt uns als BSK gerne unterstützen, finanziell oder im Gebet.
Das brauchen wir besonders.
Schaut auf unserer Homepage nach, dort gibt es viele weitere Seminare.
Auf unserem YouTube-Kanal gibt es viele Videos.
Und wenn ihr mal vorbeikommt, freuen wir uns umso mehr.
Euch allen noch einen schönen Abend – macht’s gut, bis zum nächsten Mal, tschüss!