Einführung in die Fragestellung und Kontext
Welche Rolle spielt das mosaische Gesetz für einen Christen? Fünf Dinge, die du dazu wissen musst. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute beschäftigen wir uns mit der Frage, wie lange und für wen das mosaische Gesetz gilt.
Was tue ich, wenn jemand zu uns in die Gemeinde kommt und Flyer verteilt, in denen steht, dass der Sabbat und andere Regeln des alten Bundes für Christen noch gelten? Natürlich weise ich ihn darauf hin, dass man ganz grundsätzlich nicht in andere Gemeinden geht, um dort Ärger zu machen. Das sollte eigentlich klar sein. Aber was könnte ich inhaltlich sagen?
Gestern haben wir uns mit den Eckpunkten der Heilsgeschichte beschäftigt, und mir war dabei ein Punkt besonders wichtig: Es gibt verschiedene Bünde, die Gott mit Menschen schließt. Einer davon ist der Alte Bund vom Berg Sinai mit den mosaischen Gesetzen.
Dieser Bund steht chronologisch zwischen dem Bund mit Abraham und dem Neuen Bund, den Jesus am Kreuz mit allen Gläubigen schließt. Erst kommt der Bund mit Abraham, dann der Bund mit Mose und zuletzt der Bund mit den Gläubigen.
Der Alte Bund und sein Ablaufdatum
Könnte man also sagen, dass der Alte Bund für uns heute nicht mehr gilt? Die Antwort darauf muss Ja lauten, und zwar aus verschiedenen Gründen.
Erstens: Der Alte Bund hat ein Ablaufdatum. In dem Moment, in dem Jesus auf der Bildfläche erscheint, spielt der Alte Bund keine Rolle mehr.
Der Apostel Paulus schreibt in Galater 3,19: „Was soll nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt bis zu dem Nachkommen, dem die Verheißung galt, angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers.“
Das Wort „bis“ ist hier entscheidend. Es ist sehr wichtig, dass wir das verstehen. Zuerst kam das Versprechen an Abraham, dann wurde der Alte Bund hinzugefügt, und zwar nur bis zu dem Nachkommen Abrahams, also bis Jesus erscheint, dem die Verheißung an Abraham gilt.
Der Alte Bund mit seinen Regeln ist somit nur eine Zwischenlösung. Wir werden uns morgen genauer anschauen, wofür er eigentlich da ist. Für heute ist wichtig: Der Alte Bund hat ein Ablaufdatum.
Die Bedeutung des Begriffs „ewig“ im Alten Bund
Aber heißt es in der Bibel nicht, dass Gott mit Israel einen ewigen Bund schließt? Jesaja 24,5 sagt: „Und die Erde ist entweiht worden unter ihren Bewohnern, denn sie haben die Gesetze übertreten, die Ordnungen überschritten, den ewigen Bund ungültig gemacht.“
Wie kann ich also behaupten, dass der alte Bund ein Ablaufdatum hat, wenn er von Gott selbst als ewig bezeichnet wird? Die Antwort ist recht einfach. Der Begriff, den wir mit „ewig“ übersetzen, das hebräische Wort „olam“, bedeutet nicht unendlich. Das würde man im Deutschen natürlich erwarten, weil wir „ewig“ im Allgemeinen genau so verstehen. Aber das stimmt halt nicht.
„Olam“ ist nicht zwingend unendlich. Es ist meist eine Bezeichnung für eine lange, nicht weiter definierte Zeit. Ich zeige euch das mal an zwei Beispielen:
Als die Israeliten bei der Einnahme von Kanaan Gedenksteine aufstellen, heißt es in Josua 4,7: „Und diese Steine sollen den Söhnen Israel für alle Zeiten“, wörtlich „olam“, „zur Erinnerung dienen.“ Und klar, die Steine sind heute weg, sorry.
Oder Gott selbst sagt bei der Einweihung des salomonischen Tempels Folgendes: 1. Könige 9,3: „Ich habe dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt, um meinen Namen dort niederzulegen, für ewig, olam. Und meine Augen und mein Herz sollen allezeit dort gegenwärtig sein, für ewig.“ Das waren in diesem Fall gut dreihundertfünfzig Jahre, dann kamen die Babylonier und zerstörten den Tempel.
Die Auslegung von „Olam“ und die Konsequenzen für den Alten Bund
Bitte gut merken: Das in vielen Bibeln mit „ewig“ übersetzte Wort Olam bedeutet nicht zwingend unendlich. Natürlich könnte es das bedeuten, weil es einen langen, für Menschen nicht zu überschauenden Zeitraum beschreibt – also einen Zeitraum, von dem nur Gott weiß, wie lange er dauert. Das könnte unendlich sein.
Aber wenn ich an anderer Stelle lese, dass etwas nicht unendlich ist, dann bedeutet Olam erst einmal nur „lange“. In diesem Sinne ist der Alte Bund, weil er eine Zwischenlösung ist, nicht ewig im Sinn von unendlich, sondern Olam, bis der Nachkomme kommt.
Jesus selbst formuliert es so: Lukas 16,16: „Das Gesetz und die Propheten gehen bis auf Johannes; von da an wird die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt.“ Die Regelungen des Alten Bundes haben also Bedeutung bis zu dem Zeitpunkt, an dem Johannes der Täufer erscheint. Dann beginnt etwas Neues.
Praktische Antworten auf die Frage nach der Gültigkeit des Alten Bundes heute
Meine Eingangsfrage war: Was tue ich, wenn jemand zu uns in die Gemeinde kommt und Flyer verteilt, in denen steht, dass der Sabbat und andere Regeln des alten Bundes für Christen noch gelten?
Antwort eins: Ich zeige ihm, dass der alte Bund ein Verfallsdatum hat. Ich lebe im neuen Bund.
Antwort zwei: Ich könnte ihn auch darauf hinweisen, dass ich kein Jude bin.
Achtung, ich denke nicht, dass der alte Bund heute für Juden gilt. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen: Der alte Bund ist in meinen Augen vorbei, komplett vorbei, für jeden.
Deshalb heißt es im Hebräerbrief dazu, Hebräer 8,13: „Indem er Gott von einem neuen Bund spricht, hat er den ersten, das ist der alte Bund, für veraltet erklärt, was aber veraltet und sich überlebt hat, ist dem Verschwinden nahe.“ Kurz nachdem der Hebräerbrief geschrieben wurde, ist der alte Bund auch äußerlich mit der Zerstörung des Jerusalemer Tempels verschwunden.
Man kann heute nicht mehr in diesen Bund eintreten, weil er weg ist. Es gibt ihn nicht mehr.
Wenn ich mir die Frage stelle, für wen er überhaupt einmal gedacht war, dann nicht für Heiden, sondern für Juden. Er war ein Bund mit den biologischen Nachkommen Abrahams und hatte nie irgendeine Relevanz für Heiden, egal ob gläubig oder nichtgläubig.
Also zwei Antworten: Erstens, der alte Bund ist vorbei. Zweitens, selbst wenn er noch gelten würde, hätte er mit mir erst einmal nichts zu tun. Ich bin kein Jude, und der Bund wurde nur mit dem Volk der Juden geschlossen.
Weiterführende Studien und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest zum Beispiel weitere Beispiele dafür suchen, dass „Olam“ im Alten Testament wirklich nicht unendlich bedeutet. Gib dazu bei www.bibleserver.de das Wort „ewig*“ ein, mit einem Sternchen am Schluss. So bekommst du auch die Ergebnisse für „ewiger“ und „ewiges“.
Schau dir dann die Ergebnisse in der Elberfelder Bibel an und sammle einfach noch ein paar Beispiele dafür, dass „Olam“ wirklich nicht, immer oder nur ganz selten unendlich bedeutet.
Das war's für heute. Wenn du die App noch nicht hast, dann besorg sie dir doch. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.