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Mich dürstet

23.03.1997Johannes 19,28

Einführung: Die sieben Worte Jesu am Kreuz und heutiger Fokus

Bei Ihnen im Gesangbuch rechts sind alle sieben Worte Jesu am Kreuz aufgezeichnet. In der heutigen Passionswoche werden wir über fünf dieser Worte predigen.

 Johannes 19,28: Das fünfte Wort Jesu am Kreuz lautet: „Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht Jesus, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet.“

Man kann mit Gott Großes erleben. Ich hoffe, dass Sie jetzt vieles erzählen könnten, was Sie mit Gott schon unerwartet Großes und Wunderbares erlebt haben.

In der Bibel stehen ganz eindrucksvolle und wunderbare Erfahrungen, die Menschen mit Gott gemacht haben. Ein Beispiel ist ein mutiger, starker Kämpfer. Nach einem schweren Kampf war er ermattet, schlapp und müde. Er schleppt sich durch die heiße Wüste, die Sonne brennt herunter, die Luft flimmert. Er spürt: „Mein Kreislauf hält das nicht aus.“ Er, der Starke, ist ganz kraftlos und schwach.

Dann bricht er zusammen auf dem Boden und fällt hin. Sein Name war Simson. Er kann nur noch einen Gebetsseufzer machen, gar nicht mehr mehr: „Ach Herr, du hast so großes Heil gewirkt, jetzt lass mich doch nicht sterben.“

Die Bibel erzählt, dass in diesem Augenblick aus dem Boden eine Wasserquelle schießt. Ja, ist das wahr? Macht Gott solche großen Dinge nur auf das Gebet hin? Es steht im Richterbuch, und man hat die Quelle nachher „Quelle der Rufenden“ genannt.

Gottes Hilfe in Not und das größte Wunder am Kreuz

Doch ich wollte, dass sie auch eine Fülle großer Erfahrungen machen. Wir haben einen Gott, der hilft, der vom Tode errettet. Bei Gott ist nichts unmöglich. Es reicht, nur zu schreien und zu rufen, und dann können sie erleben, wie Gott wunderbar und völlig unerwartet hilft.

Wir haben oft erlebt, dass er uns nicht in der Not hängen lässt. Wenn alles ausweglos scheint, bahnt er uns einen Weg – Wunder über Wunder, die man erleben kann.

Aber das allergrößte Wunder ist am Kreuz geschehen, und darüber möchte ich jetzt zuerst mit Ihnen reden. Das allergrößte Wunder ist am Kreuz geschehen.

Es sieht so aus, als wäre Gott stumm, als würde Gott schweigen, als gäbe es keine Hilfe mehr, als wäre alles aus. Man hört nur das Stöhnen der sterbenden Körper. Man sieht nur Ohnmacht und Hilflosigkeit.

Das ist so beklemmend, so bedrückend, weil kein Wunder geschieht. Die Leute, die vorbeilaufen, spotten sogar und sagen: „Kann der denn gar nichts? Der hat sich doch immer als Heiland ausgegeben. Wo ist nun die ganze Herrlichkeit?“

Das Kreuz ist etwas Bedrückendes. Das Kreuz in der Hilflosigkeit und Ohnmacht belastet uns.

Die moderne Sicht auf das Kreuz und die verborgene Sehnsucht

Vor ein paar Tagen ist mir ein Zettel ins Haus geflattert, der offenbar gerade in vielen Kirchengemeinden stark propagiert wird. Darauf steht, dass das Kreuz gar nicht der Mittelpunkt der Christen sei. Stattdessen gäbe es ganz andere Aspekte, die viel wichtiger seien als Jesus. Es wird gesagt: Lasst euch nicht immer nur durch das Kreuz den Blick auf Jesus verstellen.

Versteht ihr das? Wir modernen Menschen sind so effektive Arbeiter und zielbewusste Schaffer. Was sollen wir mit dem Kreuz anfangen? Das Kreuz steht doch nur für Ohnmacht und Hilflosigkeit. Und wir sind doch in unserer modernen Generation tatkräftige Leute, die alles mutig anpacken.

In unserer Zeit ist der Mensch ins Zentrum des Gestaltungswillens der Welt getreten. Da kann man mit dem Kreuz Jesu wirklich nichts anfangen. Wir brauchen andere Leitbilder – positive, mutmachende Leitbilder, aber nicht diese erschreckende Ohnmacht von Leiden und Sterben.

Und doch bin ich überzeugt: Heute sind viel mehr Menschen offen für das, was am Kreuz geschieht, als wir ahnen. Das ist ja nur das, was man dauernd hört – vom Erfolg, vom Können, vom Schaffen, vom ständigen Leisten.

Hinter den Kulissen, wenn man sich mal umhört, im vertrauten Gespräch mit Freunden und Bekannten, dann hört man, dass alle Menschen Angst haben. Sie sprechen von ihrer Hilflosigkeit, ihrer Ohnmacht, ihrem Versagen und Scheitern.

Wir leben in einer Welt, in der man das nicht mehr aussprechen darf, in der man sich verstecken muss, wenn man im Leben Leid erfahren hat. Man kann es vor anderen gar nicht mehr sagen, weil man sich schämen muss.

Und das geht bei vielen von uns so tief, dass man gar nicht mehr weiß, wohin man überhaupt gehen soll. Man trägt das alles für sich allein. Es gibt viel mehr Menschen, als wir denken, die an ihrem Leben verzagen und verzweifeln und sich fragen: Bin ich eigentlich nur ein großer Versager? Mache ich denn alles falsch?

Die Bedeutung des Kreuzes für menschliche Schwäche und Verzweiflung

Und Sie wissen, wie schwer das ist im Zusammenleben mit anderen Menschen und in den Anforderungen des Berufs. Wir stehen überall vor übergroßen Herausforderungen. Wenn die Liebesbeziehung in der Ehe zerbricht, wenn wir uns mit Menschen nicht mehr versöhnen können, wenn wir den Anforderungen des Berufs nicht mehr gerecht werden oder wenn wir untätig am Rand stehen – was ist dann mein Leben wert?

Ich finde es so großartig, dass Jesus am Kreuz unser Leben auf sich genommen hat. Eindrücklicher kann man es kaum zeigen. Dort, wo Jesus ruft: „Mich dürstet“, wird die ganze Hilflosigkeit und Ohnmacht des menschlichen Lebens sichtbar. „Mich dürstet“ ist vielleicht der Tiefpunkt der Erniedrigung des ewigen Gottessohnes, noch viel tiefer als dort, wo er ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Dort, wo der Körper nichts mehr kann, wo Schwäche herrscht, wo er schlapp ist und alles aufhört, wo die Funktionen des Körpers zusammenbrechen – in dieser totalen und völligen Ohnmacht. Man kann es gar nicht genug begreifen, wie der große Jesus, Herr aller Herren, König aller Könige, so schwach wird.

Wenn wir um das Kreuz herumstehen, können wir das Wunder des Kreuzes nur verstehen. Es war ja gar nicht nötig, dass Jesus das auf sich nimmt. Er hat es freiwillig getan. Warum? Weil er mein fluchbeladenes Leben auf sich genommen hat und es lebt – es ist mein Leben.

Die menschliche Erfahrung von Leid und Jesu stellvertretendes Leiden

Wir haben es oft erlebt in den Sterbezimmern von lieben Familienangehörigen und Bekannten. Dort ist man als letzter kleiner Freund, der den Sterbenden noch die Lippen benetzt, ganz nah dabei – in den letzten Fieberkrämpfen. So wie bei Jesus, der im Blutverlust und im Wundfieber einen unerträglichen und großen Durst hatte.

Das ist das Menschenleben in seiner ganz furchtbaren Erniedrigung. Da ist nichts mehr von der Menschengröße zu spüren, von seiner Schönheit oder seinem Können. Alle großen Sprüche sind erstorben, ebenso die Erinnerung an große Taten und Leistungen.

Wir Menschen sind ja Staub und Asche. Oft merken wir das erst in unserer Todesstunde oder dann, wenn wir wissen: Jetzt ist mein Leben aus. Dann erkennen wir, dass da gar nichts mehr dahinter ist.

Jesus nimmt genau das auf sich. Warum tut er das? Man kann es nur aus seinen Worten hören: Für euch, für euch. Er versteht es nicht für sich selbst. Es ist ein Wunder, damit wir Frieden haben.

Dieser leidende, sterbende Jesus ruft es ihnen zu: Ich bin bei dir, ich halte dich, ich lasse dich nicht los. Keiner von ihnen muss so verzweifelt sterben wie Jesus, denn ihnen gilt die ganze Gnade Jesu.

Ich lasse dich nicht los, ich trage dich hindurch, fürchte dich nicht, ich bin mit dir.

Die Vergebung und das ewige Leben durch das Kreuz

Für euch hat Jesus beim Abendmahl noch einmal betont, dass sein Leib und sein Blut vergossen werden zur Vergebung der Sünden.

Damit du das weißt: Zwischen Gott und dir kann jetzt alles ausgelöscht und vergeben werden. Du kannst ganz frei werden von aller Schuld. Plötzlich öffnet sich die Tür zum Himmel, und du hast Zugang zum ewigen Gott. Du darfst ihn in seiner Größe und Herrlichkeit schauen.

Nur durch das Kreuz, durch keine andere Tür, kannst du zu ihm kommen. Es gibt keine andere Möglichkeit, mit deiner Schuld fertig zu werden. Du kannst deinem sterblichen Leben in all seiner kümmerlichen Erniedrigung nirgendwo entfliehen.

Nur durch dieses Wunder, das Jesus sagt: „Ich habe es für dich getragen“, bekommst du heute die ewige Kindschaft bei Gott. Das größte Wunder ist das Kreuz – das allergrößte. Obwohl man äußerlich nichts von der Herrlichkeit sieht, vom Eingreifen Gottes, ist das Kreuz in seiner ganzen Ohnmacht und Hilflosigkeit das größte Wunder.

Das Kreuz als Ermutigung und Herausforderung

Das Kreuz ist auch eine gewaltige Ermutigung. Ich verstehe sehr gut, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, sich immer wieder mit dem Kreuz Jesu zu beschäftigen. Sie sagen: „Ach, ich fühle mich dabei immer wie bei einem Unfall, wenn ich gerade dorthin komme. Ich weiß nicht, wo ich anpacken soll, und ich kann gar nichts tun.“

Eine Krankenschwester kann wenigstens noch den richtigen Handgriff machen, und ein Arzt hat vielleicht noch ein Instrument dabei und kann helfen. Wir dagegen sind so hilflos vor dem Kreuz Jesu.

Dennoch wissen Sie, dass es Gottes Absicht ist. Das ganze Leben lang sind wir so geschäftig und sagen: „Jawohl, lieber Gott, wir wollen dir Ehre machen.“ Aber wir können für Gott gar keine Ehre erbringen. Deshalb hat Gott seinen Sohn so tief erniedrigt.

Jetzt müssen wir einfach einmal unter dem Kreuz stehen bleiben und sagen: „Ja, ich will dem nicht ausweichen.“ Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass das nötig war – für mich. Sie haben vielleicht nie so darüber nachgedacht, dass Jesus wegen Ihnen, wegen Ihrer Übertretungen, ans Kreuz musste.

Und wenn es wegen keinem anderen Menschen war, dann war es wegen Ihnen nötig. Wegen mir war es nötig. So tief ging das.

Die frühe Erniedrigung Jesu und seine Demut am Kreuz

Der Weg hat schon ganz früh begonnen, als Jesus in der Krippe in Bethlehem geboren wurde. An Weihnachten spricht man oft von der Armut, den Windeln und davon, wie tief Jesus sich herunterbeugt – immer tiefer.

Diese Erniedrigung geht sehr weit, bis hin zum Kreuz, wo Jesus sagt: „Mich dürstet.“ Wir sind ja alle ästhetische Menschen, und es ekelt uns schon, aus einem Glas zu trinken, aus dem viele andere getrunken haben. Aber Jesus wird ein Schwamm mit Essig und Galle gereicht. Fragen Sie mich nicht nach dem ganzen Unästhetischen.

Wie tief hat sich Jesus gedemütigt! Er wurde arm, um uns durch seine Armut reich zu machen. Warum? Wenn Sie jetzt oder jemand von Ihnen schwere Lebensabschnitte durchmachen – Krankheitsnöte, das Verlassenwerden von Menschen, falsche Beschuldigungen oder ungerechte Behauptungen – denken Sie immer daran: Jesus hat das alles freiwillig auf sich genommen. Gerade dort, wo wir murren und klagen.

Doch das, was so wichtig ist: Jesus hat daraus einen Sieg gemacht. Das Kreuz gibt mir Mut, auch die schweren Lebensstrecken und Leidenszeiten als Zeiten zu sehen, in denen Jesus in Ihrem Leben groß werden will.

Das Kreuz als Quelle von Trost und Segen in schweren Zeiten

Das wünschen wir euch, wenn ihr hinausgeht in eure oft schwierigen Einsätze. Dann soll Jesus für euch groß werden. Ihr müsst nicht mehr das Leiden Jesu selbst tragen, denn das hat er bereits auf sich genommen. Dadurch kann er sich in eurem Leben herrlich erweisen.

Es ist jedoch wahr, dass er uns nicht immer alles abnimmt. Oft führt er seine Leute auch durch schwere Entbehrungen hindurch. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gerade unsere Kranken uns davon berichten. Sie sagen, dass wohl sonst niemand, vor allem nicht die Gesunden, solche Erfahrungen macht.

Oft hören wir von ihnen, wie sie die Güte und Liebe Jesu neu entdecken. Sie sagen uns Liedverse auf oder teilen Worte aus der Schrift mit uns. Dabei berichten sie, dass sie ganz geborgen sind im Frieden Jesu. Plötzlich wird aus einer schweren Durststrecke eine Segenstrecke.

Das Kreuz ist eine Ermutigung. Wir können durch schwere Abschnitte hindurchgehen, weil Jesus Sieger ist. Er lässt keinen seiner Leute zurück. Er lässt niemanden fallen, sondern hält jeden und trägt sie.

Psalm 22 und die Hoffnung im Leiden

Es war nicht einfach die verzweifelte Klage, wenn Jesus ruft: „Mich dürstet.“ Vielmehr handelt es sich um Psalm 22. Diesen sollten Sie in Ruhe zu Hause lesen.

In der gesamten Weltliteratur findet sich keine vergleichbare Beschreibung menschlichen Verlassenseins, Verzweiflung und psychischer Leiden wie in Psalm 22, den Jesus noch am Kreuz gebetet hat.

Doch der Psalm endet in einem Triumph, in einer Siegesfreude. Niemand von uns muss mehr allein durch die Verlassenheit hindurchgehen.

Beispiel aus dem Leben: Charlotte Reiland und die Kraft des Kreuzes

Ich habe darüber nachgedacht, wie ich Ihnen ein Beispiel zeigen kann. Gerade ist ein Büchlein erschienen, in dem die Biografie von Charlotte Reiland beschrieben wird. Sie war die Frau des Zuckerfabrikanten von Stuttgart. Charlotte Reiland war sehr krank, als ihre ersten Kinder geboren wurden.

Als das dritte Kind geboren wurde, erkrankte ihr Mann sehr schnell an einer Luftröhrenerkrankung und starb daran. Diese Charlotte Reiland war verzweifelt. Jemand versuchte, sie aufzurichten, doch es half nichts. Dann fand eine Predigt in der Leonhardskirche statt, gehalten von einem Prediger dort. Sie sagt: „Ich habe getrunken.“

Für sie wurde es sehr wichtig, das Abendmahl zu feiern und die Vergebung der Sünde unter dem Kreuz Jesu zu erleben. Sie wissen, wie die Geschichte weiterging: Ihr Mann meinte, die Frau sei verrückt, wollte sich von ihr trennen, riss nach Amerika aus und ließ die Familie zurück. Doch er wurde zu Jesus geführt und bekehrte sich.

Das war das Ehepaar, das unser Stuttgart mitprägte, mit vielen Diensten und diakonischen Einrichtungen in unserer Stadt, bis hin zu dem Missionsverein.

Es ist merkwürdig, dass solche schweren Zeiten zu Segenszeiten werden können, wenn man plötzlich merkt, dass man das Leiden Jesu nicht ergänzen muss. Stattdessen darf man den ganzen Segen aus dem Kreuz schöpfen.

Der gekreuzigte Jesus lässt es so geschehen, dass alles zum Besten dient. Und man kann nur danken und loben, auch für die schweren Lebensabschnitte, die Gott einem zumutet.

Das Kreuz macht erfüllt und satt

Jetzt noch das Letzte: Das Kreuz macht uns erfüllt und satt. Das Kreuz macht uns erfüllt und satt.

Eigentlich wollte ich heute über den Durst sprechen – den Durst Jesu. Er ist Ausdruck seiner tiefen Erniedrigung, seines Menschseins und seiner Leidensgestalt. Durst ist furchtbar. Wenn man kein Wasser mehr hat, verliert man die Kraft und kann nicht mehr weitermachen. Das ist sehr schwer, wenn man so erniedrigt wird.

Bei uns ist der Durst aber ein Leben lang Ausdruck vieler Sehnsüchte. Wir sagen, wir dürsten nach Anerkennung, nach Ehre, nach Lob. Wir dürsten nach Lebenserfüllung. Besonders, wenn wir älter werden und schwächer, sehnen wir uns wieder nach Kraft. Das Verlangen bleibt immer ungebrochen.

Wissen Sie, dass dieser Lebensdurst, den wir haben, auch oft die Ursache dafür ist, dass wir so viele falsche Wege gehen? In unserer großen Sehnsucht nach Leben saugen wir alles in uns hinein. Man kann nur Mitleid haben mit so vielen Menschen um uns herum.

Erotische Bilder, Sinnbilder, Lustbilder – wenn sie in uns hineingesogen werden und wir denken, sie erfüllen uns, dann tun sie das nicht. Wir wissen das selbst von uns. Es sind so viele trügerische Bilder, und wir haben falsche Leitbilder vom Leben, weil wir so dürsten.

Und wir wissen: Das Lied hat Recht. Sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück. Das gibt keine Erfüllung.

Ewiger Durst und die Heilung durch Jesus

Und deshalb ist es so wichtig, dass Jesus einmal gezeigt hat, wie dieser Durst bleibt – bis in die Todesstunde hinein. Deshalb fällt es so schwer, sich davon zu lösen.

Jesus erzählte einmal die Geschichte von einem steinreichen Mann. Dabei geht Jesus sogar noch über die Todesschwelle hinaus und berichtet, dass dieser Durst jenseits des Todes weiterbesteht – das ist das Unheimliche, die Hölle.

Stellen Sie sich vor: Ihre unerfüllte Gier und Sehnsucht lebt in Ewigkeit weiter, und es gibt keine Erfüllung mehr – das ist die Hölle. Schlimmer kann ich mir die Hölle nicht vorstellen. Sie müssen mit Ihrer Gier leben, und niemand kann sie stillen.

Der reiche Mann in der Hölle leidet in Qualen. Er ruft Abraham zu sich und sagt: „Schickt doch einen Boten oder Lazarus, der nur seinen Finger in Wasser taucht und meine Lippen benetzt, damit mein Durst gelindert wird.“ Stellen Sie sich vor, das geht in der Ewigkeit so weiter.

Darum möchte ich zum Schluss noch ein Wort sagen, das Jesus oft gepredigt hat: Wer ihn findet, wer ihn hat und an ihn glaubt, der ist von seinem Durst, seinem Lebensdurst, geheilt.

Jesus saß am Brunnenrand von Samaria und sprach mit einer Frau, die ein sehr zerbrochenes Leben hatte. Er sagte zu ihr: „Wenn du willst, kann ich dir Wasser geben – aber ein Wasser, aus dem du nicht immer wieder schöpfen musst. Es wird in dir zu einem Brunnen, und du wirst für viele andere eine Quelle sein, die sie erquicket und aufrichtet.“

Und wenn Jesus ruft: „Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke“, dürfen wir am Schluss noch daran denken.

Schlussgedanken: Das Kreuz als Quelle von Erfüllung und Trost

Das Kreuz Jesu macht uns erfüllt, satt, reich und beschenkt. So können wir sagen: Ich brauche nichts mehr, ich habe alles. Ich brauche kein Geld mehr und auch keine neue Erfüllung oder neue Lebensziele. Ich habe das Größte gefunden. Wenn ich nur dich habe, frage ich nicht nach Himmel und Erde, selbst wenn mein Leib und meine Seele in der Krankheit verschmachten.

So bist du, Gott, alle Zeit meines Herzens Trost und mein Teil. Sterbende und dürstende Jesus macht uns das wieder deutlich. Das Kreuz ist der Mittelpunkt, an dem ich allein mich festhalte. Nirgendwo sonst finde ich das.

Wo soll mir Jesus größer werden als in dieser Armut und Leere? Das Kreuz ist eine Ermutigung, mein Leben fröhlich anzugehen. Heute darf ich bei ihm satt werden. Er will uns sättigen, stärken und reich erfüllen. Amen.