Einführung in das Thema Urlaubszeit und Psalm 121
Wir hatten in den letzten Jahren immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, in Zeiten, in denen viele aufbrechen, auch das Wort Gottes hineinzusprechen – besonders im Blick auf solch eine schöne Urlaubszeit. Für heute habe ich den Psalm 121 ausgesucht. Es wäre schön, wenn wir ihn gemeinsam sprechen.
Im Gesangbuch ist er unter der Nummer 749 zu finden. Wenn wir alle daran beteiligt sind, prägt sich der Psalm noch viel mehr für uns ein.
Dieser Psalm ist interessant, weil man darin verschiedene Stimmen zu hören meint. Sind es Stimmen, die in uns sprechen? Oder sind es dialogische Stimmen? Es wäre schön, wenn wir ihn in zwei Gruppen lesen: Die eine Gruppe liest die erste Zeile, die andere Gruppe liest die eingerückten Zeilen.
Wir beginnen:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen:
woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Der Herr behüte dich,
der Herr ist ein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche,
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel.
Er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit.
Urlaubserlebnisse und die Sehnsucht nach Erholung
Es war ein Regentag, so wie er für diesen Urlaub im Jahr 1997 typisch war. Ihr jungen Leute, in 50 Jahren werdet ihr euren Enkeln noch erzählen: Damals, im Jahr 1997, gab es furchtbares Hochwasser und katastrophalen Regen – und wir hatten Urlaub.
In der Schweiz gab es eine Familie, die mit der Bergbahn fahren wollte. Der Mann am Schalter, der die Tickets verkaufte, sagte: „Es ist doch Unsinn, bei so strömendem Regen jetzt hinaufzufahren. Sie werden doch gar nichts sehen.“ Doch die Schweizer machen gern Geschäfte, und so verkaufte er ihnen die Tickets. Die Familie kaufte sie und fuhr hoch – und war schrecklich enttäuscht.
Sie standen mit ihren Sommerhalbschuhen im Schnee. Nebel, Nebel, Nebel – nichts war zu sehen. Gerade als sie ganz traurig und missmutig waren, zerriss plötzlich die Nebelwand, der Regen hörte auf, und vor ihnen öffnete sich ein unbeschreibliches Panorama. Die riesigen Schneeriesen Eigern, Mönch und Jungfrau – all die herrlichen Berge lagen vor ihnen.
Ich wünsche Ihnen das auch: Wenn Sie Urlaub machen, mögen alle Nebelwolken und der Dunst sich verziehen, damit Sie einen freien Blick haben. Ich weiß nicht, wo Sie Urlaub machen, ob Sie die Berge lieben und das Klingeln der Kuhglocken, oder ob Sie sagen: „Nein, ich möchte nur in der Sonne liegen und plaudern.“ Vielleicht sind Sie ein Kunstliebhaber und suchen Burgen, Schlösser und Kultur. Oder Sie grillen im Garten, wandern durch stille Tannenwälder oder genießen das Rauschen der Meereswellen.
Ich möchte, dass Ihnen in Ihren Urlaubstagen etwas bewusst wird, was man in der Stadt, dieser Betonwüste, oft gar nicht mehr sieht: wie groß, weit und herrlich die Schöpfung unseres Gottes ist. In einem Lied, das wir früher als junge Leute gern gesungen haben, heißt es: „Wie ist die Welt so groß und weit und voller Sonnenschein.“
Urlaub ist eine ganz herrliche Zeit, und Sie haben Ihren Urlaub wirklich verdient. Sie haben hart gearbeitet, sind abgespannt, müde und erholungsbedürftig. Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub, und lassen Sie sich von niemandem Ihren Urlaub vermiesen.
Auch die älteren Leute, die nicht mehr reisen können, sagen nicht, dass man früher keinen Urlaub gemacht hat. Das stimmt natürlich. Aber sie freuen sich mit, wenn Sie gut erholt und mit vielen reichen Eindrücken und schönen Bildern zurückkommen und viel erzählen können.
Die tiefe Urlaubssehnsucht und ihre Bedeutung
Ich möchte jetzt zuerst über die große Urlaubssehnsucht sprechen, über die Sehnsucht nach Urlaub. Was ist eigentlich diese Urlaubssehnsucht? Warum brauchen wir Urlaub?
Meist sagen wir: In der tödlichen Hetzjagd meiner Arbeit, in der ständigen Überforderung, mit überreizten Nerven und wenig Schlaf komme ich nicht zur Ruhe. Ich muss mal raus aus der Tretmühle, ich brauche Urlaub.
Doch ich sage, die Urlaubssehnsucht liegt noch viel tiefer. In den Liedern wird sie oft so schön beschrieben: Wir haben noch Wind in den Haaren, den Wind von den Bergen und Seen in den Augen, das Leuchten der Sterne, die Glut der flimmernden Heidsonne und tief in der Seele das Fernweh, das Sehnen, das nimmermehr ruht.
Warum also raus? Warum überhaupt weg? Wir haben ein Sehnen, weil irgendwo die Erfüllung unseres Lebens liegen muss. Wir kommen nie richtig zur Ruhe – also raus!
Deshalb habe ich heute dieses alte Reiselied ausgewählt: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.“ Darin steckt all die Sehnsucht, die wir in uns tragen.
Schon als Schüler habe ich im Physikunterricht geträumt, bis der Lehrer sagte: „Warum passt du nicht auf? Wann kommen endlich Ferien?“ Der Klang der Ferien!
Mitten in der Arbeit spannt man oft die Gedanken auf das Eine und bleibt daran hängen: Wann kommt es endlich? Und dann die Sehnsucht, was es wohl sein wird – Meereswogen, Berge oder etwas anderes. Ich hebe meine Augen auf in großer Sehnsucht.
Aber Sie wissen aus Ihren eigenen Urlaubserlebnissen: Oft findet man gar nicht das, was man sucht. Man kommt enttäuscht, manchmal etwas nörgelnd und murrend zurück vom Urlaub.
Die Ahnungen und Träume waren so groß und schön, doch das, was man erlebt hat, entspricht oft nicht den Erwartungen. Woran liegt das?
Sind es falsche Erwartungen, die wir hineinlegen? War es denn nicht schön? Ja, dann sagt man: Da war es so laut, da war eine Disco in der Nähe, oder es saßen schwierige Leute bei uns am Tisch, die so viel redeten, dass man selbst kaum zu Wort kam.
Oder es war schlimm, weil in der Familie ständig Streit herrschte. Der Urlaub war dann schrecklich, und man denkt nicht gern daran zurück.
Oft sind es äußere Dinge, die uns den Urlaub vermiesen. Doch die wirklichen Gründe liegen woanders: Wir werden nicht fündig, wo unsere Urlaubssehnsucht wirklich gestillt wird.
Selbst die schönste Natur kann das tiefe Sehnen unseres Herzens nicht befriedigen. Das tiefe Sehnen liegt nicht nur in der Überforderung, Erschöpfung und Arbeitsfülle, die uns nach Ausbruch drängen.
Diese Sehnsucht liegt im Herzen. Und was suchen wir? Unser Herz sucht eine Begegnung mit dem ewigen Gott. Nirgendwo sonst finden wir Ruhe.
Sie kennen sicher das herrliche Wort von Augustinus: „Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir, o Gott.“
Gottes Hilfe als Antwort auf die Urlaubssehnsucht
In dem Psalm, in dem das Reiselied so schön ist, kommt plötzlich eine andere Stimme. „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir denn Hilfe?“ Sind es diese riesigen Berge, diese tiefen Abgründe? Ist es das rauschende Meereswogen, Sturm und Wetter? Wo liegt sie denn, die Erfüllung? In den Blitzen unter den Wolken?
Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Ich bin traurig, wenn Menschen Urlaub feiern, aber keine Begegnung mit Gott haben – mit dem großen Schöpfer des Himmels und der Erde. Er steht über der Gewalt der riesigen Gebirge und der unendlichen Meere. Über der Schönheit der Schöpfung können wir immer wieder neu entdecken, wie groß Gott ist. Was wir mit unseren Augen sehen, ist nur ein ganz schwacher Abglanz seiner großen, unendlichen Macht. Die Weite des Sternenhimmels ist nur ein Zeichen der unendlichen Größe meines Gottes.
Wir waren ja in diesen Tagen in der Stille, und ich habe Ihnen schon einmal früher erzählt, dass das eine Reiseprede war. Ich habe es gern noch einmal von dieser Stelle, an diesem ganz unscheinbaren Hauchenberg bei Diepholz, wo nur ein paar Bänke stehen und ein kleines Schild angebracht ist: „Willst du Gottes Allmacht sehen, musst du in die Berge gehen. Willst du Gottes Liebe sehen, musst du unterm Kreuz stehen.“
Da musst du stehen bleiben und merken: Dieser Gott, der doch in Jesus dich sucht, der für deine Schuld sein Leben gelassen hat und dich nicht loslässt – dieser große und mächtige Gott sucht dich in diesen Urlaubstagen und will mit dir reden.
Gottes Schutz in der Schöpfung und in der Krise
Die gigantische, große und gewaltige Welt, die uns in der Schöpfung Gottes umgibt, kann manchmal auch beängstigend sein, wenn wir Naturgewalten erleben. Schimpfen Sie bitte nie über das Wetter, denn gerade im Wetter kann sich Gott offenbaren. In Blitz und Donner lesen wir in den Psalmen, wie das beschrieben wird.
Vielleicht erkennen Sie Gottes Führung erst, wenn Sie eine Panne im Urlaub haben oder wenn eine Krankheit Sie plötzlich überkommt. Ich wünsche es Ihnen nicht. Doch manchmal merkt man die Nähe Gottes und seine Wohltaten gar nicht. Erst in der Krise, wenn wir rufen, merken wir plötzlich, wie wir vom Blitz und Donner in den Bergen überrascht wurden und Gottes Schutz sowie seine Güte so überwältigend erfahren haben. Er hat unser Schreien gehört.
Unsere jungen Leute kommen oft von den Lagern zurück und sagen, es war so groß, wie es manchmal auf Spitz und Knopf stand, und wir haben einen lebendigen Gott. Es ist gut, dass wir nicht nur an einen Gott glauben, der wie ein Waldfeld- und Wiesengott die Sonne scheinen lässt und die Sterne am Himmel funkeln lässt. Sondern, wie es heißt: „Wenngleich das Meer wütete und walte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen, darf ich in Ruhe und Frieden leben. Ein fester Burg ist unser Gott.“ So steht es in Psalm 46.
Ich kann mich in Gott bergen, in meinem Gott. Ich darf Frieden und Ruhe haben im lebendigen Gott, denn er ist nahe bei mir. „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.“
Leider sind die Urlaubsprogramme oft so hektisch und dicht belegt, dass wir nie zu dieser Ruhe kommen. Wir haben oft keine Zeit zur Stille und zum Beten. Das ist ganz furchtbar. Dann werden Sie im Urlaub betrogen und finden die Ruhe und Erquickung nicht.
Die wahre Erfüllung der Urlaubssehnsucht in Gott
Also, das Erste, was ich sagen möchte, ist die Urlaubssehnsucht – die große Sehnsucht, die in uns lebt. Es gibt nichts auf dieser Welt, was dieses Sehnen im Herzen wirklich befriedigen kann. Am Ende sagen viele: „Daheim ist es am schönsten.“ Doch selbst zu Hause bringen sie die ganze Not mit, wenn Gott, der Herr, nicht ganz neu vor ihnen als Herr ihres Lebens steht.
Vielleicht noch ein kleines Beispiel für die Türkei-Urlauber: Wenn sie nach Antalya reisen, sollten sie daran denken, wie Paulus und Barnabas dort in der Nähe der alten griechischen Stadt Perge waren – zusammen mit Johannes Markus, dem jugendlichen Helfer.
Paulus blickte hinauf und dachte an die Missionsgründungen in den Bergen. Er sagte: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.“ Der junge Johannes Markus bekam jedoch Muffenschausen. So ist es, wenn jemand sagt, er müsse heim zur Mama – das ist einfach Mutlosigkeit. Solche Situationen gibt es.
Wir reden oft träumend darüber – lachen Sie nicht darüber. Wir kennen das bei jedem, der hinausgeht in den Entwicklungsdienst, selbst wenn er Monate der tüchtigsten Vorbereitung hinter sich hat. Wenn wir ihn warnen, was ihn in Afrika erwartet, ist das oft größer als das, was ein Mensch leisten kann.
Die Welt Gottes kann uns oft auch bedrohlich erscheinen, wenn ich mich nicht bergen kann in dem lebendigen Gott, der mich hält, der mich führt und dem ich gehöre. „Meine Hilfe kommt her von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“
Entspannung und innere Ruhe im Urlaub finden
Aber jetzt zum nächsten Punkt: Wo finde ich Entspannung? Wie erlange ich echte Entspannung?
Vor Jahren hatten wir einmal eine schöne Freizeit mit dem württembergischen Brüderbund, der ja immer so große Hotels in der Schweiz mietet. Es war eine großartige Gemeinschaft. Darunter war auch ein großer Wirtschaftsführer. Man sah es ihm gar nicht an – Wanderstrümpfe und Anorak wie jeder andere auch. Er machte sich uns völlig gleich.
Doch in der ersten Nacht musste man den Notarzt holen. Wissen Sie, da spielte der Körper verrückt: der Blutdruck, der Herzschlag, die Atmung – alles funktionierte nicht mehr. Da war ein Mensch, der in dieser ganzen Hochbeanspruchung stand. Natürlich noch dazu in der Höhenluft der Schweizer Berge und dann plötzlich in dieser totalen Ruhe, in diesem wunderbaren Untätigsein – ein überreizter, überspannter Mensch.
Da merkt man erst, wie oft wir überfordert sind und wie oft wir bis an die letzte Belastungsfähigkeit gefordert werden. Im Urlaub brauchen Sie keine Animateure, keine Kindergärtner, die Sie beschäftigen, damit Ihnen nicht langweilig wird. Das brauchen Sie gar nicht. Das Schwierige ist: Können Sie die Stille ertragen?
In den ersten Urlaubstagen, wenn man sowieso auf einer anderen Matratze schläft, kann man oft nicht richtig schlafen. Man liegt lange wach, und dann fällt so viel Bedrückendes aus den vergangenen Monaten auf einen. Das wird richtig schwer.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir im Urlaub auch das Verdrängte bewältigen. Dafür brauchen Sie keinen Arzt, kein Schlafmittel, keine Droge. Was brauchen Sie? Ein Zwiegespräch. Damit lassen Sie das Licht dieses lebendigen Gottes, des Herrn Ihres Lebens, hineinleuchten.
Nehmen Sie sich Zeit zur Beichte und zur Buße, Zeit zur Bitte, um Ängste abzulegen. Das Psalmwort sagt: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin, der Herr der Heerscharen.“ Meditieren Sie darüber. Wenn Gott sagt: „Siehe, ich mache alles neu“, bekommen Sie neue Urlaubsgedanken.
Gott, der Herr, ist bei Ihnen, Ihr starker Heiland. Da können Sie Erholung finden. Keine Bergwelle gibt Ihnen solche Erfrischung, kein noch so schönes Panorama, kein noch so teures Ferienhotel kann Ihnen die Entlastung bieten, wie der lebendige Gott, der die Last Ihres Lebens trägt.
Die Bedeutung des Glaubens und der Stille im Urlaub
Aber wo finden Sie das? Ihr habt vorhin schon das schöne Wort zitiert, das da an dem Hauchenberg im Allgäu steht: Ich muss unter das Kreuz Jesu treten. Dann sehe ich erst, wie das ist. Die Dornenkrone, die Schläge und das Leiden sind ja wie in Ihrem Leben. Und da plötzlich leuchtet die Liebe Gottes in Jesus auf. Anders kann man Gottes Liebe ja nicht fassen.
Wenn Sie durch viel Not und Schrecken gehen, dann ist das wichtig. Sie brauchen im Urlaub Stille über dem Wort Gottes. Sie müssen täglich ausreichend Zeit und Stille haben über dem Wort Gottes, damit Sie den Druck Ihres Lebens bewältigen können. Das können Sie nur hören, denn der Glaube kommt nur aus dem Hören, nicht aus dem Schauen der Schönheiten der Welt, sondern aus dem Hören des Wortes Gottes.
So steht es auch in diesem Psalm in einer ganz großartigen Weise zugesprochen: Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen. Ist das wahr? O Herr, ich will doch bloß dir gehören. Ich bin so viele Wege töricht im eigenen Sinn gelaufen. Herr, führe mich nach deiner starken Hand! Der dich behütet, schläft nicht.
Und Sie bekommen plötzlich den Frieden, weil Sie merken, wer näher als meine Frau oder meine Kinder sein kann oder meine nächsten Angehörigen: Gott ist mir als der Freund, der meine Füße auf den richtigen Pfad setzt. Wieder das Bild des Wandlers, der seinen Weg sicher gehen kann.
Und Sie haben schon lange gemerkt: Das Reiselied wird ja zu einem Bild unseres Lebens. Auch wenn morgen oder übermorgen die Operation kommt, er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen. Und wenn es hinübergeht zur Ewigkeit, wird es ein Jubel sein. Lass doch den Herrn führen!
Dann hat Jesus uns erst die Augen geöffnet. Vorhin sagte ich es von den Vögeln, von den Blumen oder von all den Schönheiten der Welt: Erst Gottes Hand und Gottes Führung zu sehen, der mich versorgt. Der wird auch dich nicht vergessen.
Ich finde das so genial. Es ist jetzt in unserem Gesangbuch drin, aber wir singen es heute nicht, das schöne Lied: "Weißt du, wie viele Sternlein stehen, kennt auch dich und hat dich lieb. Mein Herz liebt mich unauflöslich, und niemand kann es mehr wegnehmen." Das ist mein Licht auf meinem Wege, Urlaubserholung und Erquickung.
Herr Stegen hat in Versen gedichtet: Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und die Sonne still erhalten, lass mich so still und froh deine Strahlen fassen. Blumen, die sich der Sonne zuneigen, sollen sich erholen im Licht der Liebe Jesu. Und er schläft nicht.
Gottes wachsamer Schutz und die Ruhe in ihm
Ich kenne das aus der Dritten Welt. Dort gibt es kein Haus von Ausländern, in dem nicht ein Nachtwächter sein muss. Aber Sie wissen, die Nachtwächter sind ja nicht dumm. Wenn die Räuber kommen, stellen sie sich schlafend. Denn wenn sie sich wehren, sind sie tot.
Das ist eine ganz brisante Frage: Warum stellt man einen Nachtwächter an? Das traut sich auch niemand so richtig. Ein Nachtwächter, der sich wehrt, ist immer verloren, wenn die Räuber zu zehnt kommen – und dann mit Messern oder gar Schusswaffen in der Hand. Da schrecken sie zurück, denn sie haben einen Wächter. Aber wenn es darauf ankommt, werden sie doch bestohlen und überfallen. Sie schlafen, der Wächter schläft.
Das ist der schöne Psalm, der Hüter: „Gott schläft und schlummert nicht.“ Einen Augenblick wird er etwas übersehen, es entgeht ihm gar nichts von dem, was dich heute bedrückt. Es geht nichts an ihm vorüber. Dein Gott wacht über dir, und du bist ihm wichtig.
Und noch ein Letztes: Welch eine Ruhe bricht da an! Welch eine Ruhe bricht da an! Ich habe schon gesagt, das Reiselied wird zum Bild einer – jetzt heißt es so schön in dem alten Wort – Pilgerschaft, einer Wanderschaft zur Ewigkeit.
Ich liebe das so: Wenn man wandert und in alte Häuser kommt, findet man in alten Fachwerkhäusern so schöne Sprüche. Die muss man sammeln, denn da stehen tolle Lebenserkenntnisse drin. Zum Beispiel: „Obdach biete kurze Zeit, Pilgern nach der Ewigkeit.“ Oder das schönste Wort von Paul Gerhardt: „Mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit.“
Es ist nur eine kurze Zeit. Beim Urlaub gibt es ja auch oft eine Wehmut: „Ach, jetzt geht es wieder nach Hause.“ Und was erwartet mich da? Bei Schülern sind es die Schulängste und die Sorgen, die wiederkommen. Wenn wir nicht den weiten Blick haben, wird unser ganzes Leben sehr flüchtig, sehr begrenzt und zeitbedingt.
Aber ich wandere auf den großen Urlaub zu. In der Bibel heißt es immer die große Ruhe. Es war noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes. Einmal wird auch für das Volk Israel, die Juden, die Ruhe kommen – die ewige Ruhe. So dürfen wir Christen teilhaben an der Vorfreude auf die Ewigkeit.
Der abschließende Segen und die Verheißung ewiger Geborgenheit
In diesem Psalm steckt das herrliche Segenswort, das wir schon oft verwendet haben. Wir dürfen es einander zusprechen und zurufen – als eine Tatsache: Der Herr behütet dich.
Er behütet dich vor allem Übel, nicht nur körperlich. Auch wenn unser Leib zerfällt und stirbt, bewahrt er doch die Seele. Mit dem wunderbaren Schutz des mächtigen Gottes behütet der Herr deinen Ausgang und Eingang – von nun an bis in Ewigkeit.
Das gilt auch für unsere Kranken, die sich mitfreuen, wenn sie Urlaub machen. Möge der gleiche Schutz von ihnen ebenso empfunden werden, wie es unsere Kranken jetzt erfahren.
Der Herr ist da, und ich gehe fröhlich meinen Weg, meinen Wanderweg, auf meine Heimat zu. Ich darf heimkommen. Am allerschönsten ist es immer noch daheim, wenn ich ganz, ganz daheim bin – bei meinem Herrn.
Dort, wo mich nichts mehr von ihm trennen kann, wo der große ewige Urlaub anbricht. Amen.