Liebe Freunde,
kaum hat man sein Haus renoviert und das Garagentor oder die Hauswand neu gestrichen, da kommt nachts irgendein Unbekannter mit einer Sprühpistole und macht irgendwelche Kritzeleien daran. Früh am Morgen steht man fassungslos vor der frisch gestrichenen Wand und sieht dort Zeichen, die man nicht versteht.
Das Schlimmste ist, dass jemand eine Botschaft an die Wand gesprüht hat, die man nicht entziffern kann. Diese Methode, Sprüche an die Wand zu schreiben, ist keine Erfindung der Neuzeit. Sie ist sehr alt.
Auch wenn wir nicht wissen, wer die Personen sind, die bei uns solche Sprüche an die Wände sprühen, so wissen wir doch, wer der Erste war, der so etwas gemacht hat. Es war Gott. Er ist der Erfinder der Sprühpistole.
Der Bericht über die erste Sprühparole steht in der Bibel, im Buch Daniel, Kapitel 5.
Vom Glanz und Verfall eines Weltreiches
Am Anfang dieses Kapitels ist Daniel gar nicht mehr anwesend. Er war ein junger Gefangener aus Israel, der ins Reich Nebukadnezars gekommen war. Dort hatte er Karriere gemacht, einen Ministerposten erhalten. Doch inzwischen ist er abgesetzt, entlassen und vor die Tür gesetzt worden.
Auf dem Ministerposten, den Daniel einst innehatte, sitzt mittlerweile ein anderer, ein Neuer. Das liegt daran, dass auf dem Königsthron ein neuer Herrscher sitzt. Dieser war jedoch eine Pfeife. Man sagt zwar, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, aber das stimmt nicht immer. Manchmal haben die größten Männer die größten Nieten als Söhne. So war es auch bei Nebukadnezar.
Was er in einer 43-jährigen Aufbauarbeit geleistet hatte, zerfiel in kurzer Zeit unter den Händen seiner Nachfolger. Nebukadnezar hatte ein Weltreich geschaffen, immerhin das erste Weltreich, das es überhaupt gegeben hat. Nachdem er seine Macht nach außen gefestigt hatte, widmete er sich innenpolitisch dem Ausbau seiner königlichen Residenz Babel. Er machte Babel zur glänzendsten Stadt seiner Zeit.
Zum Beispiel ließ er seinen Göttern einen Tempel mit acht Stockwerken bauen. Für seine Frau legte er ein wunderschönes Gemüsegärtchen an, mit Springbrunnen und allen Finessen. Dieses ging in die Geschichte ein als eines der sieben Weltwunder: die Hängenden Gärten der Semiramis.
Nebukadnezar war ein großer Bauherr, ein großer Feldherr, ein großer Sünder und größenwahnsinnig. Doch am Ende vollbrachte er das Größte, was ein Mann vollbringen kann: Er tat Buße, bereute seine Schuld und gab zu, dass er nicht der Größte sei, sondern gab Gott die Ehre.
Nebukadnezar war in jeder Hinsicht ein Mann von Format. Sein Sohn Belsazar hingegen war eben bloß eine Pfeife.
Machtverlust und ideologische Konflikte
Woran erkennt man eine Regierungspfeife? Ganz einfach: Sie schickt die besten Leute in die Wüste, wenn diese nicht nach ihrer Pfeife tanzen, also wenn sie die falsche Weltanschauung haben.
Der Belsazar hat auf Daniels Mitarbeit gepfiffen, weil dieser ideologisch nicht mit ihm übereinstimmte. Daniel gehörte einfach zur falschen Partei. Er glaubte an Gott, den einen einzigen wahren lebendigen Gott der Bibel. Belsazar und seine Leute hingegen glaubten an Götter – an viele Götter.
So heißt es hier im Kapitel 5, Vers 4: Sie glaubten an die goldenen, silbernen, ehernen, steinernen, eisernen und hölzernen Götter. Diese goldenen, silbernen, ehernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter sind sehr bequem. Man kann sie sehen, aber sie können einen nicht sehen, denn sie haben ja keine Augen – höchstens mal ein Holzauge.
Demgegenüber ist der Gott der Bibel sehr unbequem. Den kann man nicht sehen, aber er kann jeden sehen. Ein Bürger, der mit so einer unsichtbaren Größe rechnet, ist natürlich staatspolitisch gesehen ein Unsicherheitsfaktor. Aus Sicherheitsgründen muss er aus dem Staatsdienst entfernt werden.
So fliegt Daniel vor die Tür – Pfeif auf seine Ausbildung, seine Fähigkeiten und seine Verdienste. Er glaubt nicht an die goldenen, silbernen, steinernen, hölzernen und so weiter Götter, also muss er dran glauben.
Belsazar besetzt also Daniel, und dann bläst er noch mal volles Rohr aus allen Löchern. Es wird aber nur ein Pfeifen auf dem letzten Loch. Denn das Einzige, was der Besatzer zustande bringt, ist der Bau einer Riesenkneipe.
Das ist die einzige Tat, die die Geschichte von diesem Mann überliefert. Dieser mächtige Saustall ist 17 Meter breit und 52 Meter lang. Da passen mehr als tausend Mann rein. Ehrlich, diese Maßangabe ist ganz exakt.
Man hat sogar dieses babylonische Bierstübchen Belsazars ausgegraben. Die Wände sind mit hellem Gips verputzt, sodass man sich gut vorstellen kann, dass dort über tausend Mann ganz schön Alkohol verputzt haben.
Dieser Saufpalast ist, wie gesagt, das Einzige, was Belsazar zustande gebracht hat. Die Geschichte hätte diesen Mann vergessen, wenn er nicht in der Bibel vorkäme und wenn nicht Heinrich Heine ein Gedicht über ihn geschrieben hätte.
Das gehört zur deutschen Literatur. Früher mussten wir das alle in der Schule auswendig lernen. Die Überschrift lautet „Belsazar“ von Heinrich Heine.
Die Mitternacht zog näher, schon in stummer Ruh lag Babylon. Nur oben in des Königs Schloss da flackert, da lärmt des Königs Tross. Dort oben im Königssaal hielt Belsazar sein Königsmahl usw.
Habt ihr das noch nie gehört? Ich habe es mal ein bisschen modernisiert. Vielleicht gefällt es euch so besser, vor allem in Bezug auf meine Heimatstadt.
Die Mitternacht zog bald davon, in schummer Ruh lag Chemnitz schon. Nur oben im Hotel Mercure da flackert, da feiert die Haute Couture. Dort oben in der Yaltar Bar fiel Volk mit sehr viel Bargeld wahr usw.
Also: Der Besatzer hat eine super Tränke gebaut für sich und seine Ochsen – und das ist seine ganze historische Leistung. Deshalb ist der Mann eben eine Null. Aber wenn eine Null die Macht hat, wird es gefährlich.
Die verhängnisvolle Feier
Zunächst beginnt die Sache wie jede Feier ganz harmlos. In Daniel 5,1 heißt es: König Belsazar veranstaltete ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen. Gott hat nichts gegen ein herrliches Mahl, im Gegenteil. Jesus beschreibt das Reich Gottes ja als ein Festmahl.
Aber nur Essen allein macht ja auch keinen Spaß. Da war doch noch etwas. Richtig: Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Zum guten Essen gehört auch ein guter Wein. Auch dagegen hat Gott nichts einzuwenden. Jesus sagt, dass er im Reich Gottes mit uns Wein trinken wird. Und schon vorher gönnt Gott uns einen guten Tropfen. Er ist weder kleinlich noch asketisch.
Gott ist nicht grundsätzlich gegen das Trinken von Alkohol, aber gegen das Saufen von Alkohol. Und das Saufen war natürlich die Hauptsache bei der Feier von Belsazar. König Belsazar veranstaltete ein herrliches Mahl für sich und seine tausend Mächtigen und soff sich zusammen mit ihnen voll.
Das Gefährliche an Alkohol ist seine enthemmende Wirkung. Das hat ja Wolfgang schon gestern angesprochen. Kaum hast du ein paar Klare drin, siehst du nicht mehr klar. Was du im normalen Zustand überhaupt nicht machen würdest, das tust du, wenn du ein paar Bierchen getrunken hast.
Normalerweise würdest du ja nicht an der Frau deines Kumpels herumtatschen. Kaum hast du ein paar Bier getrunken, fängst du an, an der Runde zu kratzen. Alkohol hat eine enthemmende Wirkung. Deshalb hängen die meisten Ehescheidungen, Ehebrüche, Verkehrsunfälle, Unfälle und Verbrechen mit Alkohol zusammen.
Belsazars Superfeier ist ein Beispiel für die verheerende Wirkung des Alkohols, wie dort Schritt für Schritt alle Hemmungen fallen. Es beginnt harmlos und endet hemmungslos. Denn nur Saufen macht dann auch keinen Spaß. Da war doch noch etwas. Richtig: Frauen müssen dabei sein.
Das bringt die tausend Männer so richtig in Fahrt. Kein feines Essen ohne flotte Mätressen, denn was richtig königlich ist, begnügt sich ja nicht mit einer Frau, sondern vergnügt sich mit mehreren. König Belsazar hatte, so steht es in der Bibel, Frauen und Nebenfrauen.
Diese mussten also antanzen, vortanzen, anmachen und vorsingen. Wein, Weib und Gesang – so nahm diese Feier ihren babylonischen Gang. Die Orgel ging los, und wir können uns ungefähr vorstellen, wie es dort zuging. Schließlich ist Gruppensex keine Erfindung der Neuzeit.
Aber auch diese Art von Sexspielchen werden irgendwann langweilig und machen keinen Spaß mehr. Dann kommt wieder die Frage: Da war doch noch etwas! Es dauert nicht lange, da liegen sie alle stinkbesoffen da, mit den Damen in den Armen und langweilen sich schon wieder.
Da war doch noch etwas, richtig!
Die Verhöhnung Gottes
Als der Besatzer so betrunken war, dass er von seinem Thron fiel, kam ihm eine besondere Idee. Er wollte seinen Gästen eine Darbietung bieten, die sie aus ihrer langweiligen Trunkenheit reißen sollte.
Als er betrunken war, ließ er die goldenen und silbernen Gefäße herbeibringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte. Damit konnten der König, seine mächtigen Männer sowie seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken.
Die goldenen und silbernen Gefäße wurden herbeigebracht, und der König sowie seine mächtigen Männer, Frauen und Nebenfrauen tranken daraus. Während sie tranken, lobten sie die goldenen, silbernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter. Es handelt sich also um materielle Götter. Es ist eine materialistische Religion.
Das Lob der goldenen, silbernen, steinernen und eisernen Götter macht deutlich, dass es hier um mehr geht als nur eine pikante Überraschung für diese abgestumpfte Trinkgesellschaft. Es geht um mehr als einen Nervenkitzel für die verwöhnten Oberen Zehntausend. Hier geht es nicht um Verwöhnung, sondern um eine Verhöhnung.
Es handelt sich um eine Verhöhnung Gottes, wie es auch Heiner Scheine in seinem Gedicht meisterhaft zum Ausdruck bringt: Der König greift mit frevelnder Hand einen heiligen Becher, gefüllt bis zum Rand, leert ihn hastig bis auf den Grund und ruft laut mit schäumendem Mund: „Jehova, dir kündige ich auf ewig den Krieg an, ich bin der König von Babylon.“
Das ist die Zentralaussage: „Ich bin der König, ich bin der Herrscher, ich mache, was ich will, und ich pfeife auf Gott und seine heiligen Gefäße.“ Diese sind mir gerade gut genug, um meinen Spaß damit zu haben.
Heutzutage wird wohl kaum jemand die heiligen Gefäße, die wir beim Heiligen Abendmahl benutzen, für eine Saufparty verwenden – vielleicht bei Satanisten. Aber heute wird ein ganz anderes Gefäß, das Gott heilig ist, von vielen Menschen missbraucht, nur um ihren Spaß zu haben. Mit diesem Gefäß meine ich den menschlichen Körper, unseren Leib, den Gott geschaffen und uns gegeben hat.
Wisst ihr denn nicht, so steht in der Bibel, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist? Ein Tempel, kein Tümpel.
Wenn es dir beim Geschlechtsverkehr nur darum geht, deinen Spaß zu haben, dann missbrauchst du den Körper deines Partners. Ganz abgesehen davon, dass die Bibel außerehelichen und gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr verbietet.
Doch wer heute sagt, schlafe nur mit einem einzigen Menschen, nämlich deinem Ehepartner, gilt als hoffnungslos verstaubt. Wer sagt, halte ein Leben lang einem Partner die Treue, gilt als spießig. Und wer nach den Geboten Gottes lebt, gilt als Spaßverderber.
Der Besatzer hatte kein Recht, mit den Tempelgefäßen zu machen, was ihm Spaß machte. Und du hast kein Recht, mit deinem Körper zu machen, was dir Spaß macht. Wenn du es doch tust, ist das eine Verhöhnung Gottes.
Es ist kein Zufall, dass auf Belshazzars Fest die Verhöhnung Gottes mit dem Loblied auf die goldenen, silbernen, eisernen, steinernen und hölzernen Götter endet.
Ich sage nicht, dass du dir Götter aus Holz machen sollst – außer wenn du auf Holz klopfst. Aber ich sage dir: Wenn du dir deine eigenen Lebensregeln machst, bist du auf dem Holzweg. Das ist genau dasselbe.
Und wenn du denkst, du bist mit deinen selbst erfundenen Regeln schlauer als Gott, dann irrst du dich tödlich.
Klar kannst du leben, wie du willst. Du kannst den Feiertag entweihen, du kannst lügen, du kannst Ehe brechen, du kannst Kinder abtreiben. Aber vergiss nicht, dass die Bibel sagt: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten.“
Die Warnung Gottes und die Schrift an der Wand
Und dieser Satz fasst zusammen, was hier in Kapitel 5 passiert: „Hört euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten.“ Das ist die Überschrift über Daniel 5.
Gott straft nicht jede Sünde sofort. Er reagiert nicht sofort, wenn irgendein Straßenköter ihn ankläfft. Aber manchmal reagiert Gott auf der Stelle. So ist es hier in diesem Fall.
Jetzt greift Gott ein. Jetzt greift Gott zur Sprühpistole. Jetzt lässt Gott eine Nummer steigen, die nicht im Programm vorgesehen war. Der Saal ist in Stimmung, alle schunkeln zur Gugelmusik. Die Herren haben ihre Jacketts bereits ausgezogen, die Damen die obersten beiden Knöpfe ihrer Bluse geöffnet. Die heiligen Gefäße kreisen, die Frauen kreischen, die Männer grapschen, sie grölen, sie urinieren und sie saufen.
Plötzlich verstimmt eine Stimme nach der anderen, und es wird totenstill in dem riesigen Raum. Plötzlich fahren diese zausten Köpfe hoch, plötzlich reißen sie ihre verquollenen Augen auf, plötzlich halten sie alle die Luft an. Denn im gleichen Augenblick gingen Finger wie von einer Menschenhand hervor, die gegenüber dem Leuchter auf die getünchte Wand in dem königlichen Saal schrieben.
Der König erblickte die Hand, die da schrieb. Da entfärbte sich der König, und seine Gedanken erschreckten ihn, sodass er wie gelähmt war und ihm die Beine zitterten. Gebannt verfolgen alle diese Finger, die eine Schrift an die Wand malen. Alle sind stark vor Staunen.
Was sie da lesen, sind Worte, die sie nicht verstehen. Die Sprühparole lautet: mene, mene, tegel, ufarsin. Kein Mensch versteht, was das bedeuten soll.
Das Erstaunliche an dieser Geschichte ist aber nicht diese Schrift an der Wand und wie sie zustande kommt. Das Erstaunliche ist, dass nicht mehr passiert, dass nicht etwas ganz anderes passiert. Das Erstaunliche ist, dass Gott nur mit dem Finger ein paar Buchstaben an die Wand malt, statt mit der Faust reinzuschlagen und den ganzen Laden zusammenzunieten.
Bei seinem eigenen Volk, bei dem Volk Israel, hat er jeden Frevel mit den heiligen Gefäßen und mit dem Tod bestraft. Und jetzt? Gott rammt dem Besatzer nicht den Becher in den Hals, er stößt ihn nicht vom Schemel, er lässt ihn nicht im Suff ersticken, er öffnet nicht die Erde, um diese Lasterhöhle zu verschlingen. Nein, er malt mit der Hand ein paar Pyroglyphen an die Wand, die keiner entziffern kann: mene, mene, tegel, ufarsin.
Wir wünschen uns manchmal, dass Gott anders wäre. Wir denken doch manchmal: „Gott, hau doch mal dazwischen, wenn sie grölen und so tun, als ob es dich nicht gibt. Wenn sie auf dich pfeifen, zeig doch mal deine Macht, zeig doch mal deine Größe, bestraf doch mal diese Großmäuler.“ Aber Gott sei Dank ist Gott nicht so, wie wir ihn uns manchmal wünschen.
Gott sei Dank bestraft er uns Menschen nicht auf der Stelle, wenn wir sündigen. Wenn jeder, der gesündigt hat, auf der Stelle bestraft würde, dann wäre in der nächsten Minute hier die große Leichenhalle.
Wir alle leben von der Gnade Gottes, dass er uns nicht sofort bestraft, sondern dass er fort und fort mit uns redet durch sein Wort. Und diese Gnade wird jetzt auch dem Besatzer angeboten durch die Schrift an der Wand.
Es werden sofort die Hofgelehrten gerufen, aber auch sie können die Schrift nicht deuten. Darüber erschrak der König Belsazar noch mehr. Er verlor seine Farbe ganz, und seinen Mächtigen wurde Angst und Bange.
Na, sieh mal an, wer hätte das gedacht? Die Mächtigen sind nicht nur voll Alkohol, sondern sie haben auch die Hosen voll. Aber obwohl sie Angst haben, ist das nur ein kurzer Schreck.
Die verpasste Chance zur Umkehr
Ich habe schon manche Menschen erlebt, denen Gott ein Zeichen gegeben hat – sei es durch einen Krankheitsfall, einen Todesfall oder einen Verkehrsunfall. In solchen Situationen wird aus Schreck oft für eine Weile fromm gelebt, und man geht drei- oder viermal in die Kirche. Doch zu einer echten Bekehrung reicht das bei vielen nicht.
Das haben wir ja auch in den Wochen nach dem 11. September miterlebt. Zusammen mit Millionen Menschen sahen wir auf unseren Bildschirmen diese Flammenzeichen. Wir sahen, wie die beiden Türme in Manhattan in Flammen aufgingen. Menschen auf der ganzen Welt waren entsetzt, voller Angst, Hilflosigkeit und Trostbedürftigkeit.
In den Tagen nach dem 11. September strömten die Massen überall auf der Welt in die Kirchen. Sie hatten irgendwie das Gefühl: Wenn uns in diesem ganzen Wahnsinn jemand helfen oder trösten kann, dann nur Gott. Es war ein Moment, in dem die ganze Welt betroffen war, ein Moment der Besinnung und Einkehr. Doch zu einer wirklichen Umkehr der Menschen kam es nicht.
Im Gegenteil, alles ging weiter wie bisher – vielleicht sogar noch ein bisschen verrückter. Die Spaßgesellschaft trieb immer groteskere Blüten. Der Tanz ums goldene Kalb wurde immer wilder. Doch von einer Umkehr zu Gott war nichts zu spüren.
Dabei ist die Umkehr zu Gott – also weg von einem falschen Leben und hin zu einem Leben nach Gottes Willen – geboten. Das ist das Einzige und Wichtigste, was seit dem 11. September wirklich zählt. Doch offensichtlich läuft es in unserer Spaßgesellschaft genauso weiter wie bei der Fehde von Belsazar.
Bei Belsazar und seinen Genossen reichte es nur zu einem oberflächlichen Schreck. Es ging nicht in die Tiefe. Gott setzt dem Besatzer die Sprühpistole nicht nur auf die Brust, um ihn ein bisschen zu erschrecken, sondern um ihn zu bekehren und zur Umkehr zu bewegen.
Doch der Besatzer will nicht umkehren. Er will keine Buße tun, sich nicht ändern und seinen Lebensstil nicht aufgeben. Er will seine Frauen behalten und seine Sauforgien nicht aufgeben. Er begreift überhaupt nicht, dass Gott ihm hier die letzte Chance bietet.
Dass er auf die Knie gehen müsste und rückhaltlos seine Sünde bekennen müsste, das spielt für ihn keine Rolle. Stattdessen gibt er weiter großmäulig den großen König. So verpasst er den Moment der angebotenen Gnade.
Und schließlich gibt es einen Moment, an dem bei Gott die Tür zugeht.
Die letzte Hoffnung und Daniels Eingreifen
Aber bevor hier die Tür endgültig zugeht, geht sie noch einmal auf. Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht durch den ganzen Palast verbreitet: hinten im Vergnügungsflügel, im Wodkaschuppen. Dort stinkt es, und irgendwelche Leute haben etwas an die Wand geschmiert. Die Täter sind unerkannt entkommen. Dieses Gerücht dringt sogar bis zur Mutter des Königs.
Da geht die Tür auf, und die Mutter kommt noch einmal herein. Sie glaubt zwar auch nicht an Gott, aber von den Sauereien ihres Sohnes hat sie sich distanziert. Bei diesen Dingen hat sie nicht mitgemacht. Sie ist also nicht betrunken wie der Rest der Gesellschaft, sondern bei klarem Verstand.
Und da sagt sie zum Besatzer: „Du hör mal, da war doch noch etwas, da war doch noch jemand. Es gibt einen Mann in deinem Reich, der dir helfen könnte. Er hat schon deinem Vater geholfen, er hat den Geist der Götter und kann Träume deuten. Das ist der Daniel. Lass ihn holen, er kann dir die Schrift deuten.“
So kommt Daniel wieder ins Spiel. Er erscheint, und jetzt wird es spannend. Daniel ist wie ein Licht unter diesen finsteren Typen. Solche Menschen müsste es öfter geben, aber leider gibt es sie nur einmal unter Tausenden. Immerhin gibt es solche leuchtenden Persönlichkeiten wie Daniel.
Gleich das Erste, was er sagt, ist eine wahre Wonne. Als er hereinkam, machte Belsazar ihm großmäulig ein Angebot: „Wenn du mir die Schrift deuten kannst, wirst du mit Purpur gekleidet, bekommst eine goldene Kette und wirst der Dritte im Königreich.“ Eine schöne Kleidung, Gold und ein hoher Regierungsposten – was will man mehr?
Daniel will nicht, weil er schon mehr hat. Er hat Gott und ist deshalb unbestechlich. Sein erster Satz lautet: „Deine Geschenke kannst du behalten, die kannst du einem anderen geben.“
Das Zweite, was Daniel sagt, ist mindestens genauso beeindruckend. Er sagt dem König ungeschminkt die Wahrheit. Das hätte er nicht tun können, wenn er sich vorher hätte bestechen lassen oder verkauft hätte. Wer sich verkauft, muss den Mund halten und den anderen nach dem Mund reden. Aber weil Daniel sich nicht bestechen ließ, muss er kein Blatt vor den Mund nehmen.
Daniel erinnert König Belsazar an seinen Vater Nebukadnezar. Der war stolz und hochmütig, wurde wahnsinnig und vom Thron gestürzt. Dann aber bekehrte er sich und gab Gott die Ehre.
Doch du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du das alles wusstest. Stattdessen hast du dich gegen den Herrn des Himmels erhoben. Die Gefäße seines Hauses mussten vor dich gebracht werden, und du, deine Mächtigen, deine Frauen und Nebenfrauen habt daraus getrunken.
Dazu hast du die silbernen, goldenen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter gelobt, die weder sehen, noch hören, noch fühlen können. Den Gott aber, der dir Leben gab und alle deine Wege in seiner Hand hält, hast du nicht verehrt.
Darum wurde von ihm diese Hand gesandt, und diese Schrift wurde geschrieben. So lautet die Schrift, die dort steht: Mene, Mene, Tegel, Ufarsinn.
Das bedeutet: Mene heißt, Gott hat dein Königtum gezählt und beendet. Tegel heißt, man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden. Peres heißt, dein Reich ist zerteilt und den Medern und Persern gegeben.
Gott zeigt hier durch Daniel dem Besatzer die rote Karte. Das Spiel wird abgepfiffen, es ist aus für die Pfeife.
Die Konsequenzen und die Botschaft für uns heute
Hoffentlich geht es dir nicht so am Tag des Jüngsten Gerichts. Wenn Gott dich fragt, warum du dich nicht bekehrt hast, warum du nicht mit ihm gelebt hast, warum du kein Zeuge in der Welt für ihn gewesen bist, warum du aus der biblischen Geschichte nichts gelernt hast, obwohl sie alles wissen – und du ihm nie dein Leben gegeben hast und wirklich angefangen hast, mit ihm zu leben.
Der Besatzer war nicht bereit, aus dieser Geschichte etwas zu lernen. Er lernte nichts aus der Geschichte seines Lebens noch von der seines Vaters. Deshalb wird ihm vorgeworfen: Du hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du das alles wusstest. Er zerbrach an seinem Ärger, seiner Schamlosigkeit und seiner Gottlosigkeit.
Genau das sind zusammen mit der Bestechlichkeit die Zeichen für den bevorstehenden Untergang einer Kultur. Wenn Bestechung, Sauferei, Schamlosigkeit und Gottlosigkeit das Normale sind, dann geht es bergab. So zerbrach Belsasars Reich, so zerbrach das Römische Reich, das Hitlerreich und auch das große Sowjetreich.
Daniel kündigt das Ende von Belsasars Reich an, indem er die Zeichen des Verfalls nennt. Diese göttlichen Drohungen treffen wie Hammerschläge – präzise und sofort. Erstens: In derselben Nacht wurde Belsasar getötet. Und zweitens: Im letzten Vers heißt es, dass Darius aus Medien das Reich übernahm.
Überschrift: Wirt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Das ist eine harte Botschaft. Und was machen wir jetzt damit? Wir treiben uns ja alle schließlich nicht ganz so dolle wie der Besatzer, selbst wenn wir mal auf irgendeiner Faschingsfehde dabei sind.
Aber auch wenn wir keine solchen Gotteslästerer sind wie der Besatzer, also Gegner Gottes, sind wir alle Sünder. Schuldig vor Gott sind wir alle. Vor Gott bestehen kann keiner von uns. Damit wir aber trotz unserer Schuld vor Gott bestehen können, hat Gott sich etwas ausgedacht.
Nämlich hat er seinen Sohn auf unsere Erde geschickt, Jesus Christus. Er hat gesagt: Wer an mich glaubt, den bringe ich zu einem neuen Leben und in das Reich Gottes. Solange diese Erde noch steht, ist Gnadenzeit, und alle werden zu Gott eingeladen.
Ich habe mal eine Geschichte gelesen von einem alten Eroberer irgendwo, der eine Stadt einnehmen wollte. Er nahm eine brennende Fackel und rammte sie brennend in das Erdreich vor der Stadt. Dann ließ er der Bevölkerung ausrichten: Solange die Fackel brennt, ist Gnadenzeit. Ihr könnt aus der Stadt fliehen, und ich werde euch nichts tun. Wenn die Fackel abgebrannt ist, werde ich die Stadt dem Erdboden gleichmachen, und dann überlebt das keiner.
Gott hat das Kreuz von Golgatha in unseren Globus gerammt. Solange das Kreuz von Golgatha steht, ist Gnadenzeit, und jeder kann kommen – auch du.
Ich erkläre jetzt noch einmal, wie man das macht: Wie kommt man zu Jesus, wie kommt man zu einem neuen Leben, wie bekommt man Vergebung, wie fängt man als Christ an? Der entscheidende Punkt ist, dass du es Jesus sagst. Du musst Jesus sagen: Ich möchte von dir meine Schuld vergeben haben. Hier bin ich, ich will dir nachfolgen, komm in mein Leben – oder etwas Ähnliches.
Das kannst du sagen, wo du jetzt sitzt. Du kannst auch die Gelegenheit nutzen, mit anderen Menschen zu sprechen und in deren Gegenwart Jesus dein Leben zu geben. Wir haben eine Menge Seelsorger und Mitarbeiter, die diese Plakette tragen. Du kannst sie ansprechen, sie sind bereit, mit dir zu reden und mit dir zu beten.
Und du kannst beim nächsten Lied, das Wolfgang singt, aufstehen, nach vorne kommen und dich dort hinstellen, wo ich mich auch gleich hinstellen werde – da unten. Dort warte ich dann auf dich, um dir zu helfen. Denn dann beten wir zusammen. Ich spreche dir ein Gebet vor, ein paar kurze Sätze, und du sprichst sie nach. Das ist der erste entscheidende Schritt hinein in das neue Leben.
Dann folgt der nächste Schritt: Mitarbeiter kommen zu dir, reden mit dir, damit es wirklich weitergeht. Jetzt geht es erst einmal um diese große Herausforderung, dass du aus deinem alten Leben herausgehst und zu Jesus hingehst.
Ihr seid losgegangen, und jetzt wollen wir das tun, was ich angekündigt habe. Wir beten zusammen. Ich spreche euch ein Gebet vor, ein paar kurze Sätze, und bitte euch, dass ihr sie laut nachsprecht.
Lasst uns beten:
Herr Jesus Christus, ich brauche dich. Ich habe bisher mein Leben selbst bestimmt. Ich habe gegen dich gesündigt. Bitte vergib mir meine Schuld. Ich gebe dir jetzt mein Leben mit Leib, Seele und Geist, mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Übernimm die Herrschaft in meinem Leben und verändere mich so, wie du mich haben willst. Amen.
Ich lese euch jetzt noch ein Wort aus der Heiligen Schrift, aus dem Brief an die Römer:
Ihr wisst doch, wie das ist: Wem ihr euch als Sklaven unterstellt, dem müsst ihr auch gehorchen. Entweder stellt ihr euch auf die Seite der Sünde, dann werdet ihr sterben. Oder ihr stellt euch auf die Seite des Gehorsams, dann werdet ihr vor Gottes Gericht bestehen können.
Deshalb: Wer mit Jesus Christus verbunden ist, braucht das Strafgericht Gottes nicht mehr zu fürchten.
Der Herr sei mit euch. Geht hin in dem Frieden des Herrn. Es segne und behüte dich Gott, der Allmächtige und der Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Friede sei mit euch! Amen.