Einführung in die Bedeutung von Gottes Willen bei der Jahresplanung
Es gibt viele Worte in der Bibel, die gut zum heutigen Abend passen. Ein besonders wichtiges Wort steht im Jakobusbrief, der etwas versteckt hinter dem Hebräerbrief zu finden ist. Genauer gesagt, im Jakobus 4, Vers 13-17. Die Überschrift lautet: Warnung vor Selbstsicherheit.
Dort heißt es: „Und nun zu euch, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder jene Stadt gehen, ein Jahr dort verbringen, Handel treiben und Gewinn machen. Ihr wisst doch nicht einmal, was morgen sein wird. Denn was ist euer Leben? Eine Rauchwolke seid ihr.“ Man kann es auch übersetzen mit „ein Dampf seid ihr“, der nur kurze Zeit bleibt und dann verschwindet.
Stattdessen solltet ihr sagen: „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“ Nun aber rühmt ihr euch in eurer Überheblichkeit. All dieses Rühmen ist böse. Wer also Gutes zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde.
Herr, mach uns dieses Wort ganz praktisch und verbindlich, Amen!
Am Jahresende muss ich immer zurückdenken. Früher gab es bei uns in der Familie, im Geschwisterkreis, nach Weihnachten eine kleine Nachbescherung. Einige Tage nach Heiligabend wurden die in der Familie eingegangenen Kalender verteilt. Man hat sie sorgfältig gesichtet. Es waren verschiedene dabei: vom Kaufmann einer, von der Bank einer und so weiter. Sie waren ganz unterschiedlich – kleine, große, dicke, dünne.
Wir hatten natürlich alle ein Auge auf ein ganz besonders schönes Exemplar geworfen. Wir nannten es nur „das Gesangbuch“. Es war wattiert und sah aus wie ein Kirchengesangbuch. Wir freuten uns fast so sehr daran, als hätte es auch noch Goldschnitt gehabt. Sie kennen dieses Kalenderbuch, das man für jeden Tag eine Seite hat. Genau das wollte eigentlich jeder haben. Die anderen Kalender waren uns gar nicht wichtig.
Wenn man es dann mal geschafft hatte, so ein Kalenderbuch zu ergattern, begann man das neue Jahr. Für jede Stunde war eine Zeile da, von acht bis achtzehn Uhr oder sogar bis zwanzig Uhr am Abend. Es war toll, wenn man das vollschreiben konnte. Das neue Jahr hatte viele freie Termine.
Dann trug man ein, was man tun musste: Klassenarbeiten, Schule, Freizeit, Jugendkreis. Bei uns jungen Burschen war das schnell vorbei. Danach nahm man das Jahr, wie es gerade kam, und nutzte die Tage, wie sie kamen. Die Pünktlichkeit war dann schnell vergessen, und das Jahr lief auch so ganz gut ohne unsere Termine weiter.
Die Bedeutung der Gottesfrage bei der Jahresplanung
Und wenn man dann älter wird, verändert sich das auf einmal. Man hat bereits eine Menge Termine in das neue Jahr eingetragen. Man muss sich überlegen, wie wir eigentlich unseren Terminkalender füllen. Darüber möchte ich heute sprechen: Wie machen Sie das?
Da kommt manches, da ruft jemand an und will Sie haben. Das sind geschäftliche Verpflichtungen, familiäre Verpflichtungen. Wir sollten uns drei Fragen stellen. Die erste Frage lautet: Was will eigentlich Gott?
Nun sind Sie sicher alle sehr pünktliche Menschen. Sie planen sehr sorgfältig und gewissenhaft. Sie haben Ihre Termine gut im Kopf. Manche von Ihnen haben schon Termine für 1985 fixiert, und das ist gut. Man muss ja seine Zeit kostbar verwalten, damit nichts daneben geht und man keinen Termin versäumt.
Aber da trifft uns der Jakobus heute zum Jahresausklang ziemlich hart. Wir, die wir doch so sorgfältig planen und unsere Termine festsetzen, wollen in diese oder jene Stadt gehen. Wir haben dort Geschäfte zu erledigen, müssen unserem Beruf nachgehen. Schließlich müssen wir auch für die Familie sorgen und für die Zukunft.
Und er sagt: Passt nur auf bei euren ganzen Terminen, dass ihr nicht die Rechnung ohne den Wirt macht. Denn der Wirt, das ist der Herr. Und wenn ihr plant, müsst ihr euch eine Frage gefallen lassen: Was will der Herr? Was ist sein Wille?
Nun kann man schnell fragen und sagen: Kann man das so genau wissen? Ich habe ja auch schon versucht, das zu ergründen. Dann kann man wegen der vielen Probleme das alles wieder beiseiteschieben.
Wir wollen uns heute Abend nicht so leicht machen. Was will der Herr? Hat der Herr vielleicht Termine im neuen Jahr? Hat er für uns schon Daten festgeschrieben? Will er etwas?
Es ist ja nicht so, dass wir deshalb Angst haben müssten, unseren Kalender ganz umschreiben zu müssen. Wir haben ja schließlich unsere Familien im Namen des Herrn gegründet oder unsere Berufsverpflichtungen übernommen. Ich hoffe doch, dass Sie sie nicht eigenmächtig begonnen haben, sondern unter der Führung des Herrn, im Gebet.
Dann wollen wir auch die Verpflichtungen und die Fülle der Aufgaben, die uns im neuen Jahr schon belasten, mit ihm beginnen. Wichtig ist: Wenn der Herr Herrscher über dieses neue Jahr 1984 ist, dann will er auch bei uns ganz deutlich mitreden.
Dann könnte man die Sorge haben, wenn wir ihn nicht fragen, könnte er uns ja manchen Riegel vorschieben. Oder er könnte uns manche Barrikade im neuen Jahr aufbauen, gegen die wir anrennen. Oder eine Betonmauer, an der wir scheitern.
Liebe Schwestern und Brüder, ich habe manchmal den Eindruck, dass das gar nicht die Art unseres Gottes ist. Er lässt uns manchmal sehr weit laufen auf sehr verkehrten Wegen.
Dann wäre es sehr einfach, wenn wir jedes Mal an einer Hindernissperre stehen würden und nicht mehr weiterkommen. Das Schlimme ist, dass wir oft auf falschen Wegen flott vorankommen.
Darum erfordert es heute Abend für uns eine gründliche Besinnung: Was will der Herr?
Biblische Beispiele und Gottes Pläne für das neue Jahr
Jetzt wäre ich gern mit Ihnen einmal das Alte Testament hindurchgegangen und hätte noch einmal mit Ihnen gelesen, wie das etwa in der Geschichte des Königs Saul eine ganz wichtige Rolle spielt. Wie er tagelang fragt: „Herr, was ist dein Wille?“ So genau haben sie es sicher noch nie genommen.
Oder wie es dann plötzlich heißt: „Aber sie fragten nichts nach dem Herrn.“ Und dann kam es immer wieder so, dass die ganzen furchtbaren Geschehnisse später ihren Grund darin hatten, dass man am Anfang, als noch alles ganz flott lief, nicht nach Gott gefragt hat.
Das soll heute Abend für uns wichtig sein: Was will der Herr?
Jetzt haben Sie das Recht darauf, dass ich Ihnen nicht bloß Unruhe mache, sondern dass ich Ihnen auch eine Antwort gebe. Was will der Herr? Ich muss Ihnen sagen, er hat Riesenpläne für dieses Jahr 1984. Auf jeden Fall wird das nicht Orwells Jahr, in dem die Leute alle Angst haben.
1984, vom Romanschreiber her Zukunftsvisionen, soll ein Jahr sein, in dem Ihnen die Güte Jesu aus jeder Minute entgegenstrahlt. Das will der Herr. Ein Jahr, in dem Sie seine Freundlichkeit erleben und jede Minute nur entdecken, dass der Herr barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte ist. Das will er.
Er will nicht einen Augenblick, dass Dunkelheit über Ihnen liegt. „Mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen.“ Gott will, dass allen geholfen werde, und bei den „allen“ sind Sie auch dabei. Er will Sie leiten und führen durch dieses Jahr.
Ach, ich hätte heute Abend gern mit Ihnen einfach so ganz bekannte Bibelstellen durchgenommen. Zum Beispiel Römer 8 – das können Sie heute Abend noch lesen, wenn Sie im Moment noch Stille haben: „Ist Gott für uns, wer kann jetzt noch gegen uns sein?“ Das ist sein Wille.
Wenn Mächte und Gewalten auch aufstehen, sollen Sie im Frieden Gottes sicher sitzen können, auch im Jahr 1984. Ganz gleich, was wirtschaftlich und politisch geschieht, ganz gleich, was krankheitsmäßig Sie ereignet oder an schweren Schlägen Sie treffen – Sie sollen geborgen sein.
Oder der Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte, er will mein Wirt sein.“ Ich habe vorhin gesagt, Sie sollen nicht die Rechnung ohne den Wirt machen. Er schenkt Ihnen voll ein. „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“
Wenn nur heute Abend ein Hauch von Grauen in Ihrem Herzen wäre, wäre es schlimm. Es wären Zeichen unseres Unglaubens. Der Herr will sich wunderbar an uns erweisen. Jetzt müssen Sie Ihre Bibel lesen und keinen Tag des neuen Jahres anfangen, ohne eine gründliche Stille, in der Sie das Wort hören und staunen, welche Pläne Gott hat – Gedanken des Friedens und nicht des Leides.
Gott ist doch nicht der Rächer Ihres Lebens, sondern der Heiland, der vor Ihnen vorangeht. Sie brauchen ihm nur nachfolgen und dürfen die Hand festfassen, die er Ihnen reicht.
Es können wohl Berge weichen und Hügel hinfallen – so steht es oft in der Bibel. Und da sagt Ihnen Gott: Es ist in der Welt nicht außergewöhnlich, dass Berge weichen und Hügel hinfallen. Das gibt zwar noch Schlagzeilen in den Zeitungen und in den Fernsehnachrichten, aber Sie brauchen sich nicht aufzuregen.
Denn „meine Gnade“, spricht der Herr, „soll nicht hinfallen, und der Bund meines Friedens kann nicht weichen.“
Dieses neue Jahr 1984 steht unter der Gegenwart Jesu Christi, unseres Herrn. Was will der Herr? So will der Herr, und wir leben, ja, wir planen mit ihm und mit seiner Güte.
Wir legen heute dieses dumme Gerede ab, das in dieser Zeit umgeht, von der Angst und den Bedenken. Wir sagen den Leuten: „Ach, wissen Sie, ich bin eigentlich fröhlich, ich habe Zuversicht.“
Die Ungewissheit der Lebenszeit und die Bedeutung der Bereitschaft
Obwohl wir das mit einkalkulieren – da sind wir jetzt beim Zweiten, was kommen kann – auch unseren eigenen Tod. Wie viel Zeit steht uns überhaupt zur Verfügung? Das ist die zweite Frage, die wir uns bei unserem Kalender stellen müssen.
Der Jakobus, der oft eine harte, aber hilfreiche Sprache spricht, meint ja, wir sollten uns bewusst sein, ob wir überhaupt die Termine erleben. Denken Sie daran: Keiner weiß das. Unsere Väter haben das mit einer lateinischen Formulierung schön ausgedrückt, die Klausel des Jakobus, dass man eigentlich alle Termine nur unter diesem Vorbehalt machen kann. Also: Ich komme gern und feiere mit euch das Fest mit. Ich sage zu diesem Termin zu – unter der Bedingung „so Gott will und wir leben“. Wir wissen es ja eigentlich nicht. Es ist gut, wenn man die Termine so einschreibt.
Nun, wenn wir vor 15 Jahren gedacht hätten, dass wir dieses Jahr 1984 in Frieden und Wohlstand erleben, mit den Freuden, die uns Gott heute schenkt, hätten wir das gar nicht glauben können. Wir wären überrascht gewesen. Ich weiß noch sehr genau, wie ich in Jugendtagen hinausgeblickt habe auf dieses Jahr 1984 und dachte, wie gespenstisch das einmal sein wird – überraschend, wie uns Gott dies schenkt.
Doch wollen wir daran denken: Es könnte ja so sein, dass dieses Jahr 1984 das Jahr ist, in dem uns Gott abruft. Das wäre schön, wenn uns der Herr brauchen würde in der Ewigkeit, damit wir hier unsere Arbeiten abschließen können und sagen: Jetzt gibt es Wichtiges zu tun, zu großen neuen Diensten vor dem Thron Gottes, abkommandiert, gerufen zu neuen Taten. Das wäre schön, da wollen wir uns freuen.
Jakobus sagt: „Was ist eigentlich euer Leben? Nur so eine Dampfwolke.“ Ich bin ja im Stuttgarter Westen aufgewachsen und stand gern am Hasenbergtunnel oben über dem Tunnel. Wenn dann die Dampfloks vom Westbahnhof zur Karlsvorstadt durch den Tunnel kamen, war das für uns Kinder faszinierend, wenn sie diese tollen Dampfwolken ausstießen. Aber das war schnell wieder vorbei. Nach ein, zwei Minuten war dieser Dampf verschwunden.
Wir nehmen uns heute gewaltig wichtig. Jeder hält sich selbst für sehr bedeutend, unser Leben dreht sich meist nur um unser eigenes Ich. Doch in hundert Jahren interessiert sich kaum noch jemand für uns. Es geht unheimlich schnell. Dann ist unser Name vergessen, unsere Grabsteine verwittert. Ein Dampf seid ihr – man könnte auch „Hauch“ übersetzen. Es ist erschreckend, wie man im Winter einen Hauch ans Fenster macht: Kurz bleibt die Scheibe beschlagen, aber dann ist der Hauch wieder weg.
Was ist mein Leben angesichts der langen Zeit dieser Welt und des kurzen Dienstes, den ich tun darf? Wenn die Bibel uns das immer wieder ernüchternd sagt, ist das hilfreich. Es ist gut, dass wir uns nicht überschätzen. „Ihr rühmt euch in eurer Überheblichkeit“ – Mensch, schraubt das doch mal ein wenig nieder!
In unserer Zeit gibt es so ein mächtiges Getöse. Es ist schlimm, wenn Christen auch noch mitmachen und sagen: „Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert, und niemand war so bedeutend wie wir. Wir sind die intelligenteste Zeit überhaupt und haben die besten Durchblicke.“ Ich meine manchmal, wir leben in einer Zeit der Degeneration. Die frühen Jahrhunderte waren vielleicht noch ein wenig intelligenter und menschlicher als unsere Zeit. Aber das lässt sich nicht genau feststellen, ob die Menschheit im Fortschritt oder im Niedergang lebt.
Ich will nicht darüber streiten. „Ein Hauch seid ihr“, sagt die Bibel. Eine ganz kurze Zeit. Brüstet euch doch nicht! Aber jetzt geht es darum, dass ich meine Zeit richtig nutze.
Die Bibel will uns ja nicht den Mut nehmen. Vielmehr darf ich jeden Tag und jede Stunde auskosten. Es gibt unter jungen Menschen heute schon eine schlimme Resignation, wenn sie nach einem Platz suchen, an dem sie gebraucht werden. Nach einem langen Studium finden sie plötzlich keinen Platz. Das entmutigt: „Was soll mein Leben noch?“
Gott misst mir Bedeutung zu und einen Platz. Das wollen wir ganz ernst suchen und fragen, auch über die schweren Problemfälle der Lebensführung. Gott hat einen Platz, und den wollen wir nutzen. Solange wir in dieser Welt stehen, bleibt mein Leben nicht unnütz, weil Gott einen Sinn hineinlegt.
Ich will diese kurze Zeit so nutzen, dass Gott etwas Wichtiges und Bleibenderes daraus macht – etwas, das Wert und Bedeutung hat.
Die Vergänglichkeit des Lebens und die Verantwortung für das Handeln
Ihr könnt ja nicht vorausschauen, sagt Jakobus. Keiner von uns weiß, wie lange er zu leben hat. Nicht einmal die Schwerkranken, denen die Ärzte sagen, sie hätten nur noch ein paar Wochen zu leben, liegen damit richtig. Sie täuschen sich allemal, weil wir nicht vorausschauen können. Wir können nur rückwärts schauen – und das ist schon merkwürdig, wie wir rückwärts sehr klar sehen.
Nun ja, die Erinnerung hat jeder Mensch. Rückwärts können wir alles noch einmal überdenken. Mir sagte heute ein 94-jähriges Gemeindeglied: „Ich habe nie gewusst, wie viel mir jetzt erst einfällt aus der Zeit von drei und vier Jahren.“ Das hatte sie alles vergessen in den dazwischenliegenden Jahrzehnten. Und jetzt kommt sie im Alter wieder darauf zurück, sagt viel Schönes, lebt noch einmal mit ihren Eltern und erlebt noch einmal ihre Kindheit.
Das ist manchmal auch beängstigend, wenn man lange krank liegt und zurückschaut. Dann hat man die Versäumnisse vor Augen, die Fehler und die falschen Entscheidungen. Gott hat uns die Gabe gegeben, zurückzublicken, damit wir unser Leben ordnen können – zum Danken und zum Loben auch. Am meisten aber, damit wir uns vorbereiten auf jenen Tag, wenn wir vor ihm erscheinen.
Wir wollen nichts mitnehmen in dieses neue Jahr, was von Gottes Vergebung ausgetilgt werden muss. Es soll bereinigt und geklärt sein. Und wenn etwas ist, was mit Menschen noch eingerenkt werden muss, dann wollen wir es in Ordnung bringen. Keine Nacht soll darüber vergehen, denn es könnte die letzte Nacht meines Lebens sein.
Ich bin nur ein Dampf, nur ein Hauch. Ich will mein Leben richtig nutzen, denn ich weiß nicht, was kommt. Und ich will bereit sein, wann Gott mich auch ruft. Noch einmal: Es ist ein Freudentag, wenn uns Gott ruft.
Ich kann Ihnen sagen: Es wird in jeder Beziehung für Glaubende nur umgekehrt sein. Es wird die Erfüllung sein, mehr als wir verstehen konnten, aller Erwartungen. Wenn uns Gott zu sich ruft in seine Ewigkeit, wenn Gott sich zu uns bekennt und uns ruft und sagt: Ja, ich kenne dich.
Die praktische Umsetzung des göttlichen Willens im Alltag
Ja, was sollen wir jetzt tun? Das ist die dritte Frage. Wir haben uns also gefragt: Was will Gott? Die andere Frage war, wie viel Zeit uns bei den Terminen jetzt noch zur Verfügung steht. Was sollen wir denn tun?
Ich kenne manche, die machen es ganz kompliziert. Wenn sie hören, man solle Gott fragen, was sein Wille ist, dann fragen sie zum Beispiel: Soll ich eine bunte Krawatte oder eine einfarbige Krawatte anziehen? Oder: Soll ich Linie fünf oder sechs fahren? Und dann schlafen sie nachts nicht mehr. Das ist schlimm.
Ich denke, Gott gibt uns in vielen Fragen des Lebens einen Freiraum, den wir gestalten dürfen – so wie wir auch die Jahre füllen, die er uns schenkt. Aber darum sagt uns Jakobus sehr konkret, was Gottes Wille ist. Es gibt auch viele Bibelworte, in denen das deutlich ausgedrückt ist: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert.“ Es steht nichts von Krawatten drin, sondern du sollst Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
So gibt es viele Worte, die uns plötzlich unter die Haut gehen. Wir wollen uns nicht mit albernen Fragen nach dem Willen Gottes herausreden, sondern wir wollen hören, wo Gott uns heute beim Gewissenpakt sagt, was wir tun sollen. Das ist das, was er uns schon so oft deutlich gemacht hat: „Wenn jemand weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde.“
Gott macht uns im Augenblick ein paar Dinge ganz wichtig. Ich habe oft in meinem Leben entdeckt, dass man sogar ganz konkrete und direkte Gottesführungen erlebt. Man denkt: „Ach, jetzt solltest du geschwind dort noch einen Besuch machen.“ Und man schiebt es weg. Wenige Tage später war die Frau tot – man hat es versäumt.
Oder man sollte einen Brief schreiben, jemandem ein Wort des Dankes oder der Anerkennung sagen – man hat es versäumt, und es gab ein „zu spät“ – aber erst recht bei Taten. Wie oft hat es uns im Gewissen gewurmt, einen Streit zu beenden oder eine böse Sache aus der Welt zu schaffen? Wir haben es gewusst, und es war uns klar, dass es Gottes Wille war. Wir haben es nicht getan, und es bleibt eine Sünde, die uns nur Gott wegnehmen kann.
Ich sage das so oft am Grabe: „Herr, vergib, was wir versäumt haben an dem Verstorbenen.“ Es gibt so viel, was wir versäumen. Wir haben es gewusst, was wir hätten tun sollen.
Dann wird das ganze Jahr 1984 nur daraufhin überprüft werden können, was wir daraus an Frucht für die Ewigkeit schaffen können. Wir werden viel tun müssen, was letztlich selbst unwichtig war im Licht der Ewigkeit. Wir sollten fragen: „Herr, jetzt gib mir Augen, damit ich das Wichtige sehe.“
Oft ist es das Kleine, in dem wir treu sein sollen: ein Gruß, ein Gespräch, etwas von den Begegnungen wahrnehmen, die uns Gott in den Weg legt. Die großen Taten Gottes geschehen im Verborgenen. Gerade Jesus hat uns dafür ein Beispiel gegeben. Mit seinem Tun nahm er immer wahr, was am Wege lag.
Die größten Versäumnisse von uns allen liegen bestimmt gegenüber unseren Kranken, die wir so oft allein lassen, den Einsamen, die wir nicht aufsuchen, und den Verzweifelten. Den Gruß, den wir nicht wahrnehmen, auch in der Kirchenbank nach rechts und links, weil wir so schüchtern sind? Nein, weil wir etwas vom Guten tun versäumen an einem Einsamen, der neben uns sitzt – so viele Begegnungen nehmen wir nicht wahr.
Eine ermutigende Geschichte zur Begleitung durch Gottes Willen
Ich habe noch eine nette Geschichte gefunden, die ich Ihnen erzählen möchte. Der frühere Fernseh- und Rundfunkbeauftragte am Südwestfunk in Freiburg, Rudolf Bösinger, hat in einem seiner Predigtbände eine Geschichte erzählt, die mich bei ihm etwas verwundert hat.
In seiner Heimatstadt Sankt Georgen war ein Gemeinschaftsprediger namens Blum. Den haben sie ein wenig wegen seiner Sprache verspottet. Sie nannten ihn nur „So Gott will“ Blum, weil er auf jede Einladung „so Gott will und wir leben“ geschrieben hat.
Er hat gesagt, dass er uns junge Leute sehr getadelt und verspottet hat, und wir haben ihn im Gegenzug ebenfalls verspottet. Einige junge Männer beschlossen einmal, diesen Prediger Blum von der Gemeinschaft, wenn er abends in einen der Außenorte ging, tüchtig zu verprügeln.
Sie waren zornig, weil einige der jungen Mädchen im Jugendbibelkreis der Gemeinschaft waren und sich seitdem den jungen Männern und ihren Wünschen entzogen hatten. Die Rache der jungen Burschen stand fest: „Dem zahlen wir’s heim.“ Sie lauerten ihm auf.
Es wundert mich, dass so ein Fernsehpfarrer wie Bösinger, der nicht gerade zu den Pietisten zählt, diese Geschichte sogar in seinen Predigtbänden im Druck niedergeschrieben hat. Das zeigt, wie sehr ihn das in seiner Jugend beeindruckt hat.
Die jungen Burschen kamen später ganz kleinlaut und erzählten, dass es ganz komisch gewesen sei: Als Blum den Weg in der Dunkelheit ging, war plötzlich ein großer Mann neben ihm. Sie fragten ihn später, und er sagte: „Ich bin immer allein gegangen, bei mir war nie einer mit.“
Rudolf Bösinger sagt: So ist das mit dem neuen Jahr. Auch wenn wir ihn nicht sehen und wenn es nur die anderen sehen, er, der Herr, geht mit. So Gott will und wir leben. Er ist mächtiger als alle Spötter und alle Gewalten dieser Welt.
Er will sie segnen und seine Hand über sie halten. Mit ihm müssen sie ihre Termine planen. Dann können Sie ganz ruhig auch Ihren Kalender führen, egal wann einmal der Kalender unerwartet abschließen sollte.
Ich falle ja nur in die offenen Hände meines Herrn, dem ich gehöre. Hoffentlich ist heute Abend niemand da, der nicht ganz Jesus gehört und der nicht dieses Jahr ganz der Herrschaft Jesu überschreiben kann. Das wollen wir alle heute Abend tun. Amen.