Aberglaube und wahre Orientierung
Natürlich weiß ich, dass es Unglück bringt, wenn einem eine schwarze Katze über den Weg läuft. Ob das wirklich Unglück bringt, hängt jedoch immer davon ab, ob man ein Mensch oder eine Maus ist.
Das Traurige ist, dass immer mehr Menschen in unserem aufgeklärten Jahrhundert sich eine Mäusegesinnung zugelegt haben. Sie machen ihre Entscheidungen abhängig von Katzen, die sie verunsichern, von Mäusen, die sie verdienen, und von Sternen, die sie verehren. Den einzigen aber, von dem für Zeit und Ewigkeit alles abhängt, nämlich Gott, den verachten sie.
Was die Sterne betrifft, müsste sich das eigentlich inzwischen unter den naturwissenschaftlich gebildeten Zeitungslesern herumgesprochen haben. Ein gebildeter Zeitungsleser unterscheidet sich hier von einem Bildzeitungsleser. Es müsste bekannt sein, dass das Glitzerzeug, das heutzutage als Stern am Himmel hängt, in den meisten Fällen nichts anderes ist als schon längst erkaltete Materie.
Nichtsdestotrotz nimmt die Zahl der Horoskopgemeinde immer mehr zu. Immer mehr Menschen orientieren sich an diesen Materiehaufen, die im Weltall herumschweben, statt am lebendigen Gott.
Die Horoskopgemeinde des zwanzigsten Jahrhunderts unterscheidet sich in ihrer Entscheidungsfindung nicht von ihren Urahnen, die vor Tausenden von Jahren lebten und nichts von der Erfindung des Kompasses oder des Radargeräts wussten. Damals waren die Menschen tatsächlich auf die Hilfe der Sterne angewiesen. Sie waren Wegweiser, an denen man sich orientierte.
Wer eine Reise machte, wie die Weisen aus dem Morgenland, von denen wir heute gehört haben, musste sich eben nach den Sternen richten.
Christen als leuchtende Orientierung in der Welt
Paulus, ein weltreisender Gottesmann, saß vor ungefähr zweitausend Jahren in einer Gefängniszelle. In vielen Nächten war das einzige Licht, das er in der Zelle hatte, der Schimmer der Sterne.
Eines Tages schrieb er einen Brief an Christen, an seine Freunde. Darin wollte er ihnen beschreiben, was der Beruf des Christen in der Welt ist. Dazu benutzte er die Erfahrung mit den Sternen und sagte: "Ihr sollt strahlen wie Sterne in der Nacht." (Philipper 2,5)
Ihr sollt also strahlen wie die Sterne in der Nacht. Das bedeutet: In einer Welt voller Verunsicherung, Verbrechen, Verblödung und Verfinsterung sollt ihr hell sein. Ihr sollt Menschen sein, die etwas ausstrahlen, an denen sich andere orientieren können.
Das leuchtet vielen Christen leider nicht richtig ein. Vielen wäre es lieber, wenn in der Bibelstunde gesagt würde: Seid wieder Andromedanäbel, dann könnt ihr euch in dem Haufen von Millionen anderen Sternen verstecken. Aber Christen, die sich in der Masse verkriechen, haben ihren Beruf verfehlt und ihre Berufung verleugnet.
Paulus vergleicht uns nicht mit irgendwelchen undefinierbaren Nadelgestalten, sondern mit einem erkennbaren, deutlich sichtbaren Stern. Ein einziger Stern kann einer ganzen Flotte den Weg weisen. Ein einziger Stern kann einer ganzen Karawane durch die Wüste den Weg zeigen. Dabei kommt es also überhaupt nicht auf die große Zahl an.
Deshalb sagt Jesus von sich auch nicht: „Ich bin die Milchstraße, in der es Millionen Sterne gibt.“ Sondern er sagt: „Ich bin der helle Morgenstern.“ Und den gibt es nur ein einziges Mal. Jesus ist einmalig, der Einzige, der der Menschheit zeigt, wo es langgeht. Wenn du mit ihm gehst, kommst du klar.
Alle anderen sind Irrlichter, die funkeln. Wenn du ihnen nachgehst, landest du in der Finsternis.
Die Bibel behauptet absolut, intolerant und ausschließlich: Es gibt nur einen Retter, und der heißt Jesus Christus. Das bedeutet, alle anderen, die sich als Retter anpreisen oder als Retter angepriesen werden, sind keine Retter. Vom Allah der Moslems bis zum Buddha der Buddhisten – keiner von ihnen vergibt dir deine Sünde. Keiner verteidigt dich im Jüngsten Gericht. Keiner bringt dich in den Himmel. Das kann nur Jesus allein.
Jesus ist nicht einer unter vielen. Er ist der Eine über allen anderen, der Einzige und Einzigartige, der dir das ewige Leben geben kann.
Das ist also nicht so wie in Lessings Theaterstück „Nathan der Weise“, dessen Botschaft lautet, dass es im Grunde genommen egal ist, welche Religion ein Mensch hat – ob Moslem, Jude oder Christ. Man weiß nicht genau, welche Religion wahr ist. Hauptsache, jeder glaubt an seine Religion und wird damit selig.
Die Wahrheit der Religion und der Rettungsring-Vergleich
Leider behandelt Lessing die Wahrheitsfrage, um die es hier geht, mit einem ganz üblen Trick. Um die These von der Austauschbarkeit der Religionen zu stützen, erzählt er die Geschichte mit den Ringen, die der Vater seinen Söhnen vererbt.
Der Vater besitzt einen Ring und hat drei Söhne. Was macht er? Er lässt noch ein paar Ringe anfertigen, die dem ersten genau gleichen. Am Ende bekommt jeder Sohn einen Ring, aber keiner weiß, ob er den echten, den ursprünglichen Ring erhalten hat. Hauptsache, er hat Freude an dem Schmuckstück, das er am Finger trägt.
Mit dieser Geschichte soll gesagt werden, dass es bei den Religionen genauso ist: Keiner weiß genau, welche die wahre Religion ist. Hauptsache, jeder glaubt an das, was er eben gerade so für wahr hält. Das klingt plausibel, und viele gebildete Deutsche nicken seitdem ehrfürchtig mit dem Kopf und erklären: Ja, alle Religionen sind gleich. In der letzten Ausgabe des Spiegels stand sogar eine Leserzuschrift, die genau diesen Standpunkt vertrat.
Doch man braucht nur den Begriff „Ring“ – ein Schmuckstück – durch „Rettungsring“ zu ersetzen, und schon fällt der ganze Schwindel auf. Wenn es nämlich um Lebensrettung geht und nicht bloß um ein Schmuckstück, ist es keineswegs gleichgültig, ob man eine Attrappe oder den echten Rettungsring hat.
Eine noch so gute Nachbildung aus Pappe von einem Rettungsring nützt einem überhaupt nichts, wenn man zu ertrinken droht. Da braucht man einen Ring, der wirklich ein Rettungsring ist und nicht nur so heißt, wenn man aus der ewigen Verlorenheit gerettet werden will.
Man kann sich an einen einzigen Retter wenden, der heißt Jesus. Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden (Apostelgeschichte 2,21). Deshalb ist es das Beste, mit Jesus zu gehen.
Aber ich sage dir: Das ist nicht einfach, denn er verlangt auch etwas von uns, zum Beispiel Gehorsam.
Glaube und Gehorsam – eine untrennbare Verbindung
Das ist ja nun ein Wort, das wir gerade junge Menschen nicht gern hören, oder? Entschuldigung, ich meinte euch. In der Bibel gehören Glaube und Gehorsam jedoch untrennbar zusammen. Paulus hat zum Beispiel das Wort „Glaubensgehorsam“ geprägt.
Gott verlangt von uns keinen Kadavergehorsam, wie ihn ein Korporal in der Armee fordert. Aber er erwartet Gehorsam, wie ihn ein Vater aus Liebe erwartet. Hier haben wir schon wieder Schwierigkeiten, die Worte „Liebe“ und „Gehorsam“ miteinander in Verbindung zu bringen. Doch auch diese beiden Begriffe gehören in der Bibel ganz eng zusammen.
Wir sollten uns endlich angewöhnen, beim Wort „Liebe“ in diesem Zusammenhang nicht sofort an Gefühle zu denken. Wenn die Bibel von Liebe spricht, meint sie nicht Gefühle, sondern Gehorsam. Wäre die Liebe, von der die Bibel spricht, ein Gefühl, dann wäre es unsinnig, wenn Jesus sagt: „Ich befehle euch, dass ihr einander liebt.“ Man kann ein Gefühl nicht befehlen.
Wenn dein Chef ein unsympathisches Rindvieh ist, kannst du dir nicht befehlen, ihn sympathisch zu finden. Aber du kannst dir befehlen, aufzuhören, ihn so zu nennen. Du kannst Gott um Kraft bitten, deinem unangenehmen Chef normal und fair zu begegnen – auch dann, wenn du nicht von Liebesgefühlen erfüllt bist.
Die Liebe, von der die Bibel spricht, ist kein Gefühl, sondern eine Tat, die du für Gott tun sollst. Und lieben im Sinne von Jesus kann sogar bedeuten, gegen das Gefühl zu handeln.
Jesus als Vorbild im Gehorsam trotz Angst
Und Jesus selbst ist darin das allerbeste Vorbild.
Welche Gefühle hatte Jesus, als er in Gethsemane vor der Kreuzigung stand und sich auf den Tod vorbereitete? Er fühlte sich wie ein Hund des Elends, und das Hauptgefühl, das ihn beherrschte, war die Angst. Dieses Gefühl war so stark, dass die Bibel sagt, er habe vor Angst Blut geschwitzt.
Wäre es nach seinen Gefühlen gegangen, hätte er damals nicht ans Kreuz gehen können. Jesus war nicht von warmen und liebenden Gefühlen für die verlorene Menschheit erfüllt, sondern von nackter Angst vor der Folter. Deshalb bat er den Vater dreimal, ihm diese Tortur zu ersparen.
Doch nachdem er gebetet, widerstrebt und einen harten Kampf ausgefochten hatte, stimmte er schließlich zu. Seine Liebe zeigt sich nicht in einem glücklichen Gefühl, sondern in einem gottergebenen Gehorsam: „Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“
Die größte Liebestat der Menschheit, dass der Sohn Gottes am Kreuz stirbt, war eine Gehorsamstat. Deshalb sagt Paulus in diesem Brief von Jesus: Er war gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.
Rettung mit Furcht und Zittern – ein scheinbarer Widerspruch
Mit Furcht und Zittern hat Jesus die Erlösung der Menschheit vollbracht, bis er am Kreuz sagen konnte: „Es ist vollbracht.“ So beschreibt es die Bibel. Deshalb sind wir umso erstaunter, wenn wir hier im Philipperbrief lesen, dass Paulus schreibt: „Schafft, dass ihr gerettet werdet mit Furcht und Zittern.“ Das klingt zunächst wie ein Widerspruch.
Seit der Konfirmandenstunde ist uns doch eingetrichtert worden, dass wir selbst für unsere Rettung nichts tun können, weil Jesus alles für unsere Rettung getan hat. Und plötzlich heißt es hier: „Schafft, dass ihr gerettet werdet.“ Dazu kommt die seltsame Begründung, mit der Paulus fortfährt: „Schafft, dass ihr gerettet werdet mit Furcht und Zittern, denn Gott ist es, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen zu seinem Wohlgefallen.“
„Gott schafft eure Rettung, jetzt heißt es, schafft, dass ihr gerettet werdet.“ Ist das nicht ein Widerspruch? Ich finde das nicht. Erstens steht hier nicht „schafft eure Rettung“, sondern „schafft, dass ihr gerettet werdet.“ Zweitens finden wir überall in der Bibel solche Aussagen nebeneinander: Gott wirkt alles, alles ist Gnade, der Mensch kann nichts für seine Rettung tun, er wird gerettet – und daneben heißt es: Lasst euch retten! Es gibt hunderte Ermahnungen zum Handeln, zum Tun, Appelle an den Willen, Appelle an die Entscheidung, Befehle zum Gehorsam.
Drittens ist das kein logischer Widerspruch, sondern im Gegenteil – ich finde das ganz logisch. Ich möchte es an einem Beispiel erklären.
Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen
Ihr sitzt hier alle vor mir und schaut mich mit euren treuen Hundeaugen an, als ob ich euch euer Chubby verkaufen würde. Wo habt ihr denn eure Augen her? Ihr habt sie von Gott. Das sehende Auge ist eine einzigartige Erfindung und ein einmaliges Geschenk Gottes.
Du kannst dir deine Augen nicht selbst machen, aber du musst sie selbst aufmachen. Du kannst doch nicht darauf warten, dass die Gnade Gottes dir alle paar Sekunden wie mit einem Faden deinen Augendeckel hochhebt, damit du siehst, was draußen passiert. Du musst schon deine von Gott geschenkten Augen selbst öffnen.
Und was du dann mit deinen Augen machst, wohin du dann schaust, das liegt in deiner Verantwortung. Du bestimmst, ob du mit deinen Augen deiner eigenen Frau oder einer fremden Frau zuzwinkerst. Du bestimmst auch, welchen Film du dir abends ansiehst und welchen nicht.
Wenn du im Vertrauen auf die Gnade Gottes zu faul bist, deinen Augendeckel aufzuklappen, wirst du irgendwann gegen den nächsten Baum rennen. Wenn du im Vertrauen auf die Gnade Gottes zu faul bist, dich um dein Heil zu kümmern, wirst du ins Verderben rennen – auch wenn du ein Leben lang noch so fromm mit den Augendeckeln geklappert hast.
Da war mal ein Mann, ein ganz frommer Mann – wir nennen ihn mal Herrmann. Er war so fromm, dass er alles von Gott erwartete. An jedem Wochenende, bevor die Lottozahlen genannt wurden, betete er: „Herr, lass mich gewinnen.“ Aber er gewann nichts.
In der nächsten Woche betete er wieder: „Herr, lass mich gewinnen.“ Und er gewann nichts. So ging das Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Als er wieder einmal betete: „Herr, lass mich gewinnen“, sagt Gott zu ihm: „Herrmann, gib mir eine Chance, kauf dir ein Los.“
Verstehst du? Das Glück liegt in der Hand Gottes, aber du musst die Hand aufmachen. Gott wirft dir seine Gnade zu wie einen Rettungsring. Aber zugreifen musst du selbst.
Ist das denn so schwer zu verstehen? Dass wir unsere Rettung nicht selbst schaffen können, ist klar. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht darum kümmern müssen.
Deshalb frage ich dich: Hast du dich denn schon einmal wirklich um deine Rettung gekümmert? Hast du Gott signalisiert, dass du mit ihm zu tun haben willst? Hast du Sehnsucht nach Vergebung? Fürchtest du dich davor, in die Hölle zu kommen? Hast du wenigstens den Wunsch, nicht mehr zu sündigen?
Meckern als Hindernis für ein gottgefälliges Leben
Paulus spricht hier auf interessante Weise über die besondere Sünde der Deutschen, nämlich das Meckern. Er sagt: Tut alles ohne Murren. Im Murren, Maulen, Meckern oder Motzen sind wir ja Weltmeister.
Ich habe gelesen, dass nach der internationalen Meckerskala die Westdeutschen im Meckern Weltspitze sind. Und da wir Ostdeutschen den Westdeutschen jeden Unsinn nachmachen, haben wir uns darin ganz besonders angestrengt.
Eben noch haben wir stumm und ergeben zehn Jahre lang gewartet, bis wir endlich unsere Trabanten bekommen haben. Dann sind wir in dieser lächerlichen Pappschachtel auf den Huckelpisten der DDR umhergehoppelt. Jetzt wiegen wir uns in unseren gefederten Limousinen auf den asphaltierten Autobahnen und meckern, wenn wir zehn Minuten im Stau stehen.
Früher waren wir froh, wenn wir an der Ostsee irgendeinen Hühnerstall für uns und unsere Familie als Urlaubsquartier mieten konnten. Heute mieten wir Ferienhäuser in der Toskana und meckern, dass es dort nur eine Dusche gibt.
Die Ostdeutschen klettern auf die äußersten Spitzen der Berge. Wenn sie auf der Zugspitze ankommen, fangen sie an zu meckern, weil der Schnee nicht weiß genug ist. Sie fliegen bis an die entferntesten Küsten der Erde, steigen mit ihren blöden Bermuda-Shorts aus ihren Jumbo-Jets aus und meckern, dass die Cola nicht kalt genug ist.
Es geht uns ja so schlecht, und die paar Milliarden, die der Onkel Schröder jedes Jahr rüberreicht, reichen vorne und hinten nicht. Nicht einmal jeder Oberschüler bei uns hat einen eigenen Computer. Also, wo leben wir denn?
Meckern gehört bei uns zum guten Ton. Keiner kann es aushalten, nicht zu meckern. Du sagst jetzt vielleicht über mich, was habe ich denn gerade gemacht? Über die Ostdeutschen gemeckert.
Ich will die real existierenden Probleme, die wir seit der Wende haben, gar nicht herunterspielen. Es gibt genug Unverständlichkeiten, Ungerechtigkeiten und Unverschämtheiten, unter denen wir leiden.
Ich sage nur: Kritik ist etwas anderes als Meckern. Und Gott erwartet von seinen Kindern, dass sie sich aus der allgemeinen Meckerei heraushalten.
Heiligkeit als Unterscheidungsmerkmal in einer verdrehten Welt
Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel und lautere Kinder Gottes seid, unsträflich mitten unter einer verderbten und verdrehten Generation. Unter ihnen scheint ihr als Lichter in der Welt, indem ihr an dem Wort des Lebens festhaltet.
Das ist nun nicht gerade schmeichelhaft, wenn die Bibel unsere Generation und die Welt, in der wir leben, als krumm und verdreht bezeichnet. Aber ich finde es erstaunlich, dass die Bibel uns zutraut, gerade in dieser so bezeichneten Welt aufrecht zu leben und ein Licht zu sein.
Kummer beim Geldverdienen, Kummer vor dem Mammon, vor der Meinung der Masse und vor der Macht – das sind die Haltungsschäden unserer heutigen Generation. Es ist eine verdrehte Generation, weil sie Gott den Rücken zukehrt und sich einbildet, dadurch würde alles besser laufen.
Diese Generation ist verdreht, weil sie das Wort Gottes verdreht. Was Gott eindeutig zum Beispiel als Tötung bezeichnet, wird umschrieben mit Worten wie Schwangerschaftsabbruch. Sie ist verdreht, weil sie sich egoistisch um sich selbst dreht und nicht begreift, dass das Leben nicht funktioniert, wenn nicht auch mit denen geteilt wird, die nichts haben.
Ich will die Verdorbenheit unserer Generation jetzt gar nicht weiter ausmalen – das besorgt dein Fernseher jeden Tag. Ich will dich nur darauf aufmerksam machen, dass Gott von dir erwartet, dass du dich als Kind Gottes aus dieser Welt heraushältst.
In einer Generation, die Treue für Nostalgie hält, Homosexualität für normal, Ehebruch für eine Panne und Abtreibung für ein Menschenrecht – da gibt es nur eins: Hinaushalten. Anders sein. Und anders sein heißt in der Bibel heilig sein. Heilig sein bedeutet, zu Gott zu gehören.
Wenn du also keine Lust hast, anders zu sein als die anderen, brauchst du mit Jesus gar nicht erst anzufangen. Aber wenn dich der Lebensstil deiner Umwelt oder dein eigenes Leben stört, dann komm zu Jesus und richte dich nach seinen Maßstäben. Dann kannst du anders leben als der Rest dieser vergammelten Generation.
Eine klare Entscheidung für Jesus hat zur Folge, dass du dich klar von den anderen unterscheidest. Das heißt aber nicht, dass wir überheblich über andere urteilen. Es bedeutet nur, dass wir uns in einer Generation, in der es drunter und drüber geht, weil die Maßstäbe Gottes verloren gegangen sind, nach den Maßstäben Gottes richten.
Lauterkeit als christliches Ideal
In einem Lied von Jörg Svoboda heißt es: „Ich habe die Entdeckung gemacht, gerade Menschen sind schön. Es ist einfach schön, wenn man mal aufrichtigen und geradlinigen Menschen begegnet.“
Wir haben es doch immer wieder mit Menschen zu tun – nicht nur, wenn wir manche Sendung im Fernsehen sehen oder so manche Politiker reden hören. Immer wieder treffen wir auf Menschen, bei denen wir das Gefühl haben, sie verstecken ihre Meinung. Sie sagen nicht geradeaus, was sie denken, sind unklar, undurchsichtig, reden verschwommen und haben etwas zu verbergen.
Das ist ja nicht nur bei Politikern so. Am allerschlimmsten ist es, dass es diese „Gummibärchen“-Typen auch unter uns Christen gibt. Jetzt muss ich mal eine spezielle Bemerkung zu euch Wessis machen: Nach der Wende haben wir Ossis gedacht, dass Menschen, die nicht in einer Diktatur gelebt haben wie wir, sondern ihr Leben in einer freiheitlichen Demokratie verbracht haben, eine eigene Meinung haben und auch den Mut besitzen, diese zu vertreten.
Dann mussten wir feststellen: So viel Menschenfurcht, Feigheit und unklares, verschwommenes Gerede wie bei euch – das gab es bei uns nicht einmal zu den schlimmsten DDR-Zeiten. Das oberste Gesetz in dieser Gesellschaft schien zu sein: Nur ja nicht bei irgendjemandem anecken.
Und das geht so weit, dass die Prediger sich nicht mehr trauen, ihren eigenen Gläubigen zu sagen, wo es langgeht, was Sünde ist und was Gott darüber denkt. Selbst Prediger wagen es nicht mehr, den Ungläubigen zu sagen, dass es ein Gericht und eine ewige Verlorenheit gibt – also nicht nur einen Himmel, sondern auch eine Hölle. Sie wagen es nicht mehr, den Andersgläubigen zu bezeugen, dass Jesus der einzige Retter ist.
Da ist es immer wieder eine Wohltat, wenn man Menschen begegnet, die wirklich mit Jesus leben und klar von ihm reden – oder überhaupt klar reden. Wenn man Menschen trifft, von denen man den Eindruck hat: Dem kann ich vertrauen, der ist okay.
Mir sind in meinem Leben eine ganze Menge solcher Menschen begegnet – Menschen, die eine Reinheit und Klarheit verbreiten, dass sich niemand erlaubt, in deren Gegenwart einen schweinischen Witz zu erzählen. Ich habe mir angewöhnt, solche Menschen in meinem privaten Sprachgebrauch als „lautere Persönlichkeiten“ zu bezeichnen.
Und das Wort „lauter“ gebrauchte der Apostel Paulus hier: „Seid ohne Tadel und lauter.“ Wir kennen den Ausdruck gar nicht mehr. Wir kennen nur das Gegenteil, wie zum Beispiel „unlauterer Wettbewerb“. Aber „lauter“ – höchstens als Aufforderung, einen Verstärker ein bisschen lauter zu drehen. Das ist typisch, dass wir dieses Wort gar nicht mehr kennen. Es klingt altmodisch und fremd.
Klar, weil in unserer lauen Zeit lautere Menschen so selten sind wie eine aussterbende Tierart. Aber es gibt sie, und ich danke Gott, dass er mir in meinem Leben viele solcher lauteren Persönlichkeiten über den Weg geschickt hat.
Ich möchte an erster Stelle meine Eltern nennen. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass mein Vater jemals eine Lüge gesagt hat. Und unter den Heuchlern, die ich in meinem Leben kennengelernt habe – ich erwähne sie jetzt nur, weil sie schon gestorben sind – waren auch meine Eltern.
Dieser Heuchler da war zum Beispiel mein bester Freund. Wir waren dreißig Jahre lang miteinander befreundet. Als er starb, habe ich an seinem Bett gesessen und das Vaterunser gebetet. Ein paar Wochen später kam heraus, dass er bei der Stasi war. Er hat 30 Jahre lang über mich Berichte geschrieben.
Wenn so etwas rauskommt, ist das so, als ob dir einer mit der Faust ins Gesicht schlägt. Nach dieser Erfahrung hatte ich große Schwierigkeiten, überhaupt Menschen noch zu vertrauen. Wenn der beste Freund bei der Stasi war, wem soll man dann noch vertrauen?
Das ist schrecklich, wie das Vertrauen in unserem Volk zerstört worden ist. Und gerade deswegen braucht unsere Welt heute, unser Volk Menschen, die vertrauenswürdig sind.
Vielleicht hast du genau solche bösen Erfahrungen hinter dir wie ich, und ich kann deine Verbitterung verstehen. Aber ich behaupte: Es waren und sind nicht alle Menschen Heuchler. Es ist nicht wahr, dass die ganze Welt nur aus solchen Lügnern besteht.
So stiefmütterlich hat Gott keinen Menschen behandelt, dass er ihm nicht auch mal einen strahlenden Christen über den Weg geschickt hat – eine lautere Persönlichkeit.
Und ich möchte dich fragen: Möchtest du nicht selbst so eine lautere Persönlichkeit sein? Was heißt hier „möchten“? Du sollst es sein – nach Gottes Willen. Und du kannst es sein, mit Gottes Hilfe!
Festhalten am Wort des Lebens als Grundlage
Paulus zeigt uns hier keinen Weg, den man gar nicht gehen kann, der steil und schwierig ist. Stattdessen weist er uns einen Weg, der für jeden gangbar ist. Er schreibt, dass ihr solche Persönlichkeiten und strahlenden Christen werdet, wenn ihr an dem Wort des Lebens festhaltet.
Festhalten an Gottes Wort ist die einfache Antwort. Und das kann jeder, und das soll jeder tun. Lass dich nicht irre machen von all den Bultmännern, Lügenmännern und Vertretern, die an der Schrift herumpfuschen. Die Bibel ist das Buch der Wahrheit.
Lass dich auch nicht täuschen von denen, die die Bibel als überholt und unmodern betrachten. Wahrheit ist weder modern noch unmodern. Wahrheit ist einfach die Wahrheit, Punkt. An dieser sollst du festhalten.
Wenn du mit dem Schlitten rodeln gehst und den Berg hinunterfährst, und das Ding in Fahrt kommt, sodass du ins Schwitzen gerätst, gibt es nur eins: Du musst dich an dem Schlitten festhalten – egal, ob es ein ganz altmodisches Modell von deiner Oma ist. Der Schlitten ist deine Rettung, wenn du mit ihm ins Tal saust.
Festhalte also fest an dem Wort des Lebens. Lebe nach der Bibel, gehorche Gott, und dann gefällst du Gott und nützt der Welt.
Veränderung durch Gottes Kraft und das Leben als Leuchtsignal
Wir Christen werden die Welt nicht retten. Wir haben nicht einmal den Auftrag, die Welt zu verändern. Doch indem wir uns von Gott verändern lassen, werden wir selbst verändert. Dadurch verändern wir auch unsere Umwelt.
Wir können Leuchtsignale sein. Trotz Dunkelheit, Gemeinheit, Leid und Bitterkeit können wir aufrecht und hell in dieser Welt leben.
Ich möchte Mut machen: Versuche, mit Jesus zu leben. Lass ihn an dir arbeiten und aus dir eine reine Persönlichkeit formen. Versuche, anders zu sein als die anderen – auch wenn das nicht leicht ist und zum Leid führen kann.
Paulus hat einmal gesagt, dass wir durch viel Leid in das Reich Gottes gehen müssen. Der Weg in das Reich Gottes ist nicht leicht, er ist mit Leid verbunden. Das ist natürlich eine äußerst unpopuläre Aussage. Wohlstand und Wohlfühlen sind heute sozusagen die Götter. Wer den Menschen genau das verspricht und vermittelt, gilt als der King.
Leiden – selbst leiden, für andere leiden, mitleiden – das sind keine publikumswirksamen Slogans. Selbst in den innersten Reihen der Kirche und der Mitarbeiterschaft hat sich dieses Wohlfühlen eingeschlichen. Viele sagen: „Ich mache nur das, was mir Spaß macht.“ Mit dieser Einstellung macht man Gott ganz bestimmt keinen Spaß. Und in der Mission sind solche Spaßvögel überhaupt nicht zu gebrauchen.
Gerade diesen Wohlfühlfanatikern und Wundersüchtigen, die das Leid der Menschen leicht überspringen und die Menschen durch Heilungswunder ins Reich Gottes drängen wollen, muss man immer wieder sagen: Wir müssen durch viel Leid ins Reich Gottes gehen.
Ich kenne keinen der großen Persönlichkeiten im Reich Gottes, der nicht ein leidender Mensch gewesen wäre – von Martin Luther bis Martin Luther King. Selbst der Heilungsprediger John Wimber musste eine Brille tragen, weil er ein Augenleiden hatte.
Leiden sind normal und gehören zum Christenleben dazu. Wenn wir hier in Deutschland im Moment von Leiden verschont bleiben und Gott uns eine Verschnaufpause gönnt, ist das wunderbar. Aber wir sollten nicht naiv sein und denken, dass das immer so bleiben wird.
Eine wahnsinnige Verfolgungswelle geht über die Christen in der Welt. Sie hat uns momentan noch nicht erreicht. Aber glaubt ihr wirklich, dass das alles an uns und unserem Land vorübergeht?
Freunde, es bleibt dabei: Wir müssen durch viel Leid in das Reich Gottes gehen.
Leuchtraketen für Gott trotz Leid
Wenn eine Rakete abgeschossen wird, wird sie durch schwere Stöße erschüttert, und ein Teil von ihr verbrennt. Wenn du dich davor fürchtest, die Abschussrampe des Leidens zu betreten und das Opfer der Selbstaufgabe zu bringen, wirst du nie aufsteigen und ein Leuchtsignal für andere Menschen werden.
Wir sind Leuchtraketen, die Gott in das Dunkel der Welt abschießt. Ich habe einmal von einem Mann gehört, der Leuchtturmwärter war. Er sagte immer zu seiner Frau: „Halte die Scheiben sauber, lass das Licht leuchten.“
Dann wurde er krank und ins Krankenhaus gebracht. Bevor er hinuntergetragen wurde, sagte er noch zu seiner Frau: „Vergiss nicht, halte die Scheiben sauber, lass das Licht leuchten.“
Ein paar Tage später besuchte die Frau ihren Mann im Krankenhaus. Dort wurde ihr gesagt, dass er gerade vorher gestorben sei. Sie fragte, ob er noch etwas gesagt habe. Die Schwester antwortete: „Ja, er hat gesagt: Halte die Scheiben sauber, lass das Licht leuchten!“
Gott sucht Menschen, die sauber durchs Leben gehen, die rein durchs Leben gehen und nur eine Sorge haben: dass niemand mehr im Meer der Schuld untergeht, dass jeder am Ufer von Gottes Ewigkeit ankommt und dass alle Menschen gerettet werden.
Halte die Scheiben sauber, lass das Licht leuchten. Lass uns beten!
