Einführung: Gesundheit von Körper, Seele und Geist
Es hat mit der Gesundheit von Körper, Seele und Geist zu tun. Gestern haben wir über die vier Feinde des Herzens gesprochen, und heute Abend möchte ich darauf eingehen, wie wir ehrlich mit uns selbst und unserem Herzen sein können.
Gestern haben wir die vier Feinde des Herzens besprochen und darüber, was wir gegen sie unternehmen können. Zum einen haben wir über Schuld gesprochen. Die Lösung für Schuld, wie Jesus es uns sagt, ist, sie zu bekennen. Dann haben wir uns mit Zorn beschäftigt und wie wir damit umgehen können – nämlich durch Vergebung.
Außerdem haben wir darüber gesprochen, wie wir handeln, wenn Gier unser Herz regiert. Die Antwort darauf ist, zu lernen, einfach zu geben. Und wie gehen wir vor, wenn Neid oder Eifersucht unser Herz beherrschen? Indem wir lernen, willentlich Wertschätzung und Anerkennung gegenüber der Person auszusprechen, die wir beneiden. So brechen wir die Macht der Eifersucht und des Neids in unserem Herzen.
Wir haben gestern auch gesehen, dass bei Gott nicht das zählt, was wir wissen, sondern unser Herz. Deshalb hatten wir den Vers aus Sprüche 4,23: „Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz, denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.“ Unser Herz ist die Quelle unseres Lebens.
Die Bibel sagt aber noch etwas anderes über unser Herz. In Jeremia 17,9-10 heißt es: „Das Herz ist ein trügerisches Ding, mehr als alles andere und unheilbar. Wer kann es verstehen? Ich, der Herr, erforsche das Herz.“
Darüber möchte ich heute ein wenig sprechen und darauf eingehen. Das ist der erste Punkt. Ihr seht, ich habe wieder PowerPoint dabei. Wie gesagt, wenn jemand die Folien möchte, kann ich gerne Kopien machen oder ihr ladet sie euch herunter – kein Problem.
Was bedeutet das Herz in der Bibel?
Das Herz als Organ und als innerer Mensch
Was ist das Herz?
Der erste Punkt: Was meint die Bibel, wenn sie vom Herz spricht?
Unser Herz ist zum einen der quergestreifte Muskel in unserem Körper, das wissen wir ja. Übrigens ist es ein erstaunliches Organ. Unser Herz pumpt jede Minute vier bis zwölf Liter Blut durch unseren Körper. Und das tut es gewöhnlich 80 bis 90 Jahre lang, manchmal sogar länger.
Es ist absolut beeindruckend. Du gehst schlafen, aber das Herz hört nicht auf zu schlagen. Es schlägt immer weiter – das ist wirklich ein Wunder. Manchmal, wenn ich darüber nachdenke, erscheint es so, als würde das Herz einfach nur schlagen. Ich kann es nicht bewusst beeinflussen, es tut es einfach.
Wenn Gott jedoch vom Herz spricht, meint er nicht diese faustgroße Pumpe, sondern den inneren Menschen. In unserer Umgangssprache wird das ebenfalls deutlich. Wenn zum Beispiel ein Junge zu einem Mädchen sagt: „Ich liebe dich von ganzem Herzen“, meint er nicht „Ich liebe dich mit der ganzen Pumpe“.
Was er meint, ist: „Ich denke Tag und Nacht an dich, ich liebe dich von Herzen.“ Denn das Herz ist nach der Bibel das Zentrum unseres Denkens.
Das Wort Gottes und die Gesinnung des Herzens
Schlagen wir bitte Hebräer 4,12 auf. Dort heißt es: Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert.
Das wird über das Wort Gottes gesagt. Weiter lesen wir unter anderem: Das Wort Gottes ist ein Richter der Gedanken und der Gesinnung des Herzens.
Unser Herz hat eine Gesinnung, und das Wort Gottes richtet sie. Das heißt, es beurteilt unsere Besinnung.
Darum haben wir gestern von Jesus gelesen. Jesus sagt, dass von innen, aus dem Herzen, böse Gedanken hervorgehen.
Das bedeutet, das Herz ist sozusagen der Sitz unserer Einstellung und unserer Haltung.
Blaise Pascal über das Herz und die Argumentation
Einen Mann, den ich gerne lese, ist Blaise Pascal. Er lebte vor ein paar hundert Jahren und entwickelte bereits mit neunzehn Jahren die erste funktionierende Rechenmaschine. Er war ein kluger Kerl.
Pascal ist auch für das nach ihm benannte Pascalsche Gesetz in der Physik bekannt, das bis heute die Grundlage für die moderne Hydraulik bildet. Als er 31 Jahre alt war, erlebte er eine Bekehrung zu Jesus.
Dieses Erlebnis hielt er über die Jahre auf einem Stück Pergament fest. Herr Blaise Pascal nähte dann all seine Gedanken in seinen Mantel. Nach seinem Tod wurden diese Aufzeichnungen gesammelt und in seinem Werk „Pensées“ (Gedanken) zusammengeschrieben.
Ein Satz von ihm, den ich besonders liebe, lautet: „Die Argumentation des Menschen kommt von seinem Herzen, nicht vom Denken allein, sondern vom Herzen kommt die Argumentation.“
Viel wichtiger als die Information, die wir sammeln, ist die Einstellung, mit der wir Informationen aufnehmen. Diese Einstellung ist unsere Haltung. Die Information, die du bekommst, macht dich nicht zu dem Menschen, der du bist, sondern die Haltung, mit der du die Information aufnimmst.
Wir denken also nicht nur mit unseren Gedanken – das ist ein Trugschluss – sondern mit unserer Einstellung.
Charles Swindoll über die Bedeutung der Einstellung
Ein Zitat von Charles Swindoll, das ich sehr schätze, ist zwar etwas kurz, aber ich kann es dir geben. Kannst du es ganz vorne vielleicht lesen? Er hat geschrieben – ich lese es euch vor:
Je länger ich lebe, desto mehr erkenne ich, welchen enormen Einfluss meine Einstellung auf das Leben hat. Die Einstellung zum Leben ist für mich wichtiger als Tatsachen. Sie ist wichtiger als die Vergangenheit, die Ausbildung, als Geld, als Umstände, als Versagen, als Erfolg und wichtiger als das, was andere Menschen denken, sagen oder tun.
Meine Haltung, mein Herz, ist wichtiger als mein Auftreten, meine Gaben oder mein Können. Sie baut oder zerstört eine Firma, eine Gemeinde, eine Familie. Das Bemerkenswerte daran ist, dass wir jeden Tag neu wählen können, welche Einstellung wir einnehmen.
Wir können weder die Vergangenheit ändern, noch beeinflussen, wie andere Menschen sich verhalten werden. Das Unveränderbare können wir nicht verändern. Das Einzige, was wir tun können, ist, die eine Seite zu spielen, die wir haben: unsere Einstellung.
Und dann sagt er: „Ich bin überzeugt, dass das Leben zu zehn Prozent daraus besteht, was mir geschieht, und zu neunzig Prozent daraus, wie ich darauf reagiere.“ Dieses Zitat habe ich vor Jahren gelesen, und ich glaube, er hat Recht. Unser Herz bestimmt so sehr, wie wir leben.
Die Prüfung des Herzens und Ehrlichkeit mit sich selbst
Ich war vor eineinhalb Monaten in der Klostermühle. Es ist ein Fackelträgerzentrum in der Nähe von Koblenz. Dort habe ich an der Bibelschule unterrichtet. Ein lieber Mitarbeiter namens Heiner Eberhard ist dort tätig. Er hat kürzlich sein vierzigstes Jubiläum an der Klostermühle gefeiert – vierzig Jahre Klostermühle. Das muss man erst einmal durchhalten, genauso wie der Dauernhof.
Heiner hat mir erzählt, wie er dieses Jubiläum gefeiert hat und was ihm dabei bewusst geworden ist. Er sagte, er musste immer an die 40 Jahre Wüstenwanderung der Israeliten denken. Im fünften Buch Mose, Kapitel 8, Vers 2, steht über die Israeliten, die 40 Jahre in der Wüste waren: „Du sollst an den Weg denken, denn der Herr, dein Gott, hat dich diese vierzig Jahre in der Wüste wandern lassen, um dich zu prüfen und um zu erkennen, was in deinem Herzen ist.“
Heiner meinte, er sei vierzig Jahre hier, um zu erkennen, was in seinem Herzen ist. Daraufhin habe ich ihn gefragt, was er erkannt habe und was in seinem Herzen sei. Seine Antwort hat mich sehr beeindruckt.
Er sagte: „Als ich jung war, dachte ich, dass ich das Christenleben in den Griff bekommen würde, wenn ich älter werde.“ Ich habe ihm gesagt, dass das eine Illusion sei. Er antwortete: „Je älter ich werde, desto mehr Abgründe tun sich in mir auf. Ich habe erkannt, dass ich das Christenleben nie wirklich in den Griff bekommen werde. Gleichzeitig habe ich erkannt, dass Jesus mich viel mehr in seinem Griff hat, als ich je dachte. Deshalb habe ich Frieden.“
Die Erkenntnis lautet also: Du bekommst dieses Christenleben nie in den Griff, aber Jesus hat dich viel mehr im Griff, als du je glaubst. Das hat Heiner über vierzig Jahre als Klostermüller erkannt.
Ehrlichkeit als Voraussetzung für ein gesundes Herz
Und so möchte ich heute ein wenig über unser Herz sprechen. Der zweite Punkt ist Ehrlichkeit uns selbst gegenüber. Wenn wir wollen, dass unser Herz gesund wird, müssen wir es prüfen. Die Bibel sagt das ganz klar.
Oft erkennt man, wo man mit seinem Herzen steht, wenn unerwartete Entscheidungen getroffen werden müssen. Zum Beispiel jetzt während der WM-Zeit: Da erhält man einige Angebote. Ich bekomme hier einige Angebote, weil der Platz ideal für viele Dinge ist. Da könnte man manches gute Geschäft machen, davon bin ich überzeugt. Aber manches Geschäft ist moralisch nicht ganz korrekt.
Was tust du jetzt? Sagst du: „Das tut ja sowieso jeder, und das bringt mir etwas“? Das ist eine Möglichkeit. Oder lässt du es auf dich wirken und fragst dein Herz, ob es recht ist, das zu tun? Oder du bist im Streit mit jemandem und bittest eine Vertrauensperson um Rat. Das kommt ja auch vor. Aber vielleicht willst du keinen Rat, sondern nur eine Bestätigung, dass du Recht hast. Wo ist mein Herz?
Die Frage, die wir uns stellen müssen, um unser Herz gesund zu machen, lautet: Bin ich wirklich ehrlich mit mir selbst? Sage ich mir die Wahrheit? Warum betone ich das? Weil wir alle – ich kenne dich nicht, aber eins weiß ich von dir – genauso wie ich Experten darin sind, uns selbst zu belügen. Das haben wir alle gelernt. Das ist unser Herz.
Wir reden uns ein, dass wir etwas unbedingt brauchen, und kaufen es dann, obwohl wir es nicht brauchen und uns das gar nicht leisten können. Dann entsteht Stress mit Schulden, Krediten, Streitpotenzial zu Hause und so weiter. Wir gehen eine Beziehung ein, obwohl wir innerlich wissen, dass es nicht klug ist. Dann wird sie vielleicht schwanger, und eigentlich wollten wir sie nie heiraten. Dann stellt sich die Frage: Soll man das Kind abtreiben oder nicht?
Wir lassen uns auf ein Geschäft ein, obwohl wir wissen, dass es nicht ganz koscher ist. Aber es klingt gut. Dann entsteht eine unsaubere Geschäftsführung, und wir müssen immer mehr Unehrlichkeiten erzählen.
Warum tun wir solche unklugen Dinge? Die Antwort ist ganz einfach: Wir sind Weltmeister darin, uns selbst zu belügen.
Wir reden oft darüber, objektiv zu sein. Manche sagen: „Ja, ich bin ein objektiver Typ, ich sehe die Dinge, wie sie wirklich sind.“ Das ist ein Mythos. Es gibt keine Objektivität – zumindest nicht unter Menschen. Der einzige Objektive ist Gott.
Ein Satz, den ich gehört habe und der mir gut gefallen hat, lautet: Die einzige Objektivität, die für uns Menschen existiert, ist eine gesunde Subjektivität, die sich selbst vollständig wahrnimmt. Das heißt: Die einzige Objektivität, die wir haben, ist, wenn ich mich selbst subjektiv so gut wahrnehme, wie ich wirklich bin. Dann kann ich am objektivsten urteilen.
Das Problem ist, dass wir oft selbst nicht wissen, wie wir wirklich sind.
Praktische Übungen zur Selbsterkenntnis
Was sich als hilfreich erweist, machen wir bei Upward Bound. Beim ersten Mal ist es extrem bedrohlich: der heiße Stuhl. Dabei wird ein Stuhl in die Mitte gestellt, und du setzt dich darauf. Das ist das Team. Wir führen das nur bei Freizeiten durch, die mindestens zwei Wochen dauern, sonst ist es etwas schwierig.
Wir sind bei Airport Bound zwei bis fünf Wochen jeden Tag zusammen am Berg. Dort lernt man sich wirklich kennen, 24 Stunden am Tag zusammen. In der letzten Woche setzt du dich dann auf den Stuhl. Jeder hat zwei Minuten Zeit, dir eine Sache zu sagen, die gut an dir ist, und eine Sache, die schlecht ist. Du rechtfertigst dich nicht, sondern hörst einfach nur zu, was die anderen über dich sagen.
Das machen wir auch ab und zu unter Mitarbeitern. Das ist extrem gesund, denn so lernt man sich wirklich kennen – wer man wirklich ist. Aber wisst ihr was? Wir haben Angst davor, denn wir wollen gar nicht wissen, wie wir wirklich sind. Wir glauben die Lüge, so zu sein, wie wir sein wollen. Dadurch fehlt uns eine gesunde Subjektivität.
Darum die Frage: Bin ich ehrlich mit mir selbst? Ich mache das jetzt ganz praktisch. Warum habe ich mir dieses Auto gekauft? Ehrlich, Matthias, warum hast du dir das Auto gekauft? Das ist das schwarze Ding da draußen. Und wisst ihr, was wir uns oft sagen? „Warum habe ich mir das Auto gekauft? Matthias ist übrigens ein guter Freund von mir, da kann ich mir das leisten.“ „Ja, die Winter werden immer härter, man braucht einen Allradantrieb.“ „Ich brauche einen Allradantrieb.“ Ehrlich, ist das der Grund, warum du das Auto gekauft hast?
Weißt du, ich habe nichts gegen Allrad, ich habe auch nichts gegen schöne Autos. Aber warum bin ich ehrlich mit mir selbst? Warum brauche ich es wirklich? Das ist die Frage. Oder wir sagen: Warum bin ich so zornig? „Weil er im Unrecht ist und ich im Recht, und es ist nicht recht, was der tut.“ Ehrlich? Oder bin ich nur im Stolz verletzt? Sei ehrlich.
Oder meine Frau sagt: „Hans-Peter, warum setzt du die Brille nicht auf? Du musst schon so weit weg vom Pult gehen, dass du überhaupt etwas siehst.“ Das stimmt ja. Und ich sage: „Ja, es ist mir lästig, ich habe es vergessen.“ Ehrlich, ich bin eitel, das ist der wahre Grund. Das ist eine Brille für zwei Euro. Aber schau: Einfach ehrlich sein – warum tue ich etwas oder tue ich etwas nicht? Sei ehrlich mit dir selbst.
Der Grund, warum wir das lieber vermeiden, ist, dass wir uns selbst überführen, und das ist anfangs unangenehm. Aber es ist eine wahnsinnige Freiheit, wenn man es tut, und das Herz wird gesund.
Die Folgen von Unehrlichkeit und die Trügerischkeit des Herzens
Die Sache ist nämlich die: Wenn ich immer wieder Entscheidungen treffe, von denen ich eigentlich weiß, dass sie nicht klug sind, sie aber trotzdem treffe, dann verhärtet sich mein Herz. Das ist die Konsequenz. Ich werde immer unsensibler gegenüber der Wahrheit.
Und übrigens, was das Herz anbelangt, sind wir alle im selben Boot. Niemand hier drinnen kann sagen: „Mir ist es nicht so.“ Warum weiß ich das? Weil die Bibel sagt, dass das Herz ein trügerisches Ding ist, mehr als alles andere. Es ist unheilbar. Wer kennt sich mit ihm aus? Da bist du und ich eingeschlossen. Wir sind im selben Boot. Niemand ist erhaben.
Jeder Mensch – egal ob mein Teenager-Kind oder die neunzigjährige Großmutter – hat ein trügerisches Herz, weil Gott es so gesagt hat. Das heißt, es gibt niemanden unter uns, der aus eigener Kraft in der Lage ist, das Herz so zu heilen, dass man mit dem Herzen kein Problem mehr hat.
Du kannst noch so viel Bibel lesen, in die Kirche gehen oder was auch immer tun. Du wirst immer an den Punkt kommen, an dem dein Herz dich betrügt.
Übrigens ist es interessant: Jeremia schreibt nicht, dass das Herz ein unehrliches Ding ist, sondern dass es ein trügerisches Ding ist. Ich glaube, wir alle haben Menschen getroffen, bei denen man nach einer Minute weiß, dass sie lügen – und sie wissen es selbst. Das ist Lüge, das ist unehrlich.
Aber wir haben kein unehrliches Herz, wir haben ein trügerisches Herz. Wissen Sie, was trügerisch bedeutet? Trügerisch heißt, ich mische so viel Wahrheit zur Unwahrheit dazu, dass es ziemlich wahr aussieht. Das ist trügerisch.
Und wir sind in der Lage, uns selbst so zu betrügen – mit Wahrheit und ein bisschen Unwahrheit –, dass wir selbst glauben, so sei es. Das ist unser Problem: Unser Herz ist trügerisch.
Wenn wir ehrlich sind, welche dummen Ideen haben wir uns nicht manchmal verkauft? Ist es nicht so, dass wir manchmal sagen: „Wieso bin ich nur so blöd gewesen? Ich kann es gar nicht glauben. Das gibt es doch gar nicht, dass ich das nicht habe kommen sehen. Das war doch offensichtlich.“ Ja, das war es auch, aber dein Herz ist trügerisch.
Wieso habe ich mich je auf diese Beziehung eingelassen? Das war vorherzusehen. Wieso habe ich mir das jemals gekauft? Das war kompletter Blödsinn. Ich verstehe nicht, warum ich das jemals sagen konnte.
Nun, die Antwort steht in Jeremia 17,9: „Das Herz ist trügerisch.“ Willkommen im Club.
Und wenn wir nicht innehalten und unser Herz prüfen, dann wird unser Herz uns betrügen.
Die Trügerischkeit des Herzens bei anderen Menschen
Wir alle kennen mehr oder weniger Menschen, die schöner, schneller oder besser sind als wir. Und wisst ihr was? Manchmal sind wir in Gesprächen überrascht, wenn gerade die, die schneller, besser oder schöner sind, total dumme Entscheidungen treffen.
Dann hört man in Gesprächen oft Sätze wie: „Wenn ich so viel Geld hätte wie der, dann hätte ich doch nicht nötig, da noch mal zu betrügen und aufzufliegen.“ Manche fragen sich das auch bei Politikern. Die verdienen im Monat hunderttausend Euro, was sie sowieso bekommen, und dann schauen sie noch irgendwie, dass sie ein paar hunderttausend Euro zusätzlich einnehmen. Dann denken sie: „Wenn ich hunderttausend Euro im Monat habe, brauche ich überhaupt nicht mehr zu betrügen, ich weiß gar nicht, wohin mit dem Geld.“
Oder wir sagen: „Wenn ich so bekannt wäre wie der, dann hätte ich das nicht nötig, was der getan hat.“ Oder: „Wenn ich so gut aussehen würde wie die, warum lässt die sich auf so einen Vollidioten ein?“ Und wir wundern uns, warum sie das tun.
Wisst ihr, warum sie es tun? Die Antwort ist ganz einfach: Ihr Herz ist genauso trügerisch wie deins. Wir alle haben ein trügerisches Herz.
Das Interessante ist, dass wir es relativ schnell erkennen, wenn andere Menschen sich selbst belügen. Meine Frau zum Beispiel ist viel besser als ich, sie ist viel sensibler. Oft, wenn wir Gäste haben, sagt sie zu mir: „Der Typ lügt sich auch selber an.“ Ich merke das zwar auch, aber ich bin da ein bisschen naiver. Sie sieht es noch schneller: „Der lügt sich selber an.“
Wisst ihr, wo man das ganz deutlich sieht? Bei Kindern. Warum hast du dein Zimmer nicht aufgeräumt? „Ja, ich habe so viel zu tun gehabt, ich musste lernen.“ Und du weißt, er lügt. Er war faul, das ist alles.
Bei anderen merken wir, dass sie lügen. Aber wisst ihr, wo wir es nicht merken? Bei uns selbst. Wir belügen uns selbst und merken es nicht.
Es gibt einen Spruch, der heißt: „Stolz sieht Fehler bei anderen, aber nicht bei sich selbst.“ Und jeder in diesem Raum weiß haargenau, wovon ich rede, denn wir alle haben so ein Herz.
Ich möchte euch heute Abend ermutigen: Seid von mir aus zu keinem anderen ehrlich, lügt weiter, aber seid endlich einmal ehrlich zu euch selbst.
Ehrlichkeit als Schlüssel zur Selbsterkenntnis
Frage: Warum bist du immer noch in der Firma, in der du bist? Warum bist du immer noch am Dauernhof?
Antwort: Ja, weil das meine Berufung ist. Ehrlich? Vielleicht ist die Wahrheit, dass ich gar nicht mehr gerne dort bin, aber ich habe Angst, nichts Besseres zu finden.
Was ist der wahre Grund? Angst?
Frage: Du kannst bei uns ein paar Fragen stellen. Da ist jemand, der hat schon ein Hotel, jetzt baut er noch ein zweites Hotel. Dann fragst du dich: Warum tust du das? Warum baust du so eine Hütte, die dir nur Arbeit macht?
Antwort: Ja, die Antwort ist, ich muss so viel Steuer bezahlen, und da wird die Gewinnspanne besser.
Da sage ich: Ehrlich, ist das der Grund, warum du das tust? Die Wahrheit ist wahrscheinlich – oder vielleicht – ich will meinem Vater und meinen Freunden beweisen, dass ich auch etwas kann. Vielleicht nehmen sie mich dann endlich einmal ernst in meinem Leben.
Was ist der wahre Grund? Minderwertigkeit. Darum baut er ein zweites Hotel.
Oder du fragst deine Frau: Warum hast du schon wieder so ein Kleid gekauft? Dann sagt sie: Ich kaufe nichts mehr.
Ehrlich, ist das der Grund? Wissen Sie, was der wahre Grund ist? Ich bin unzufrieden damit, wie ich aussehe, ich fühle mich hässlich, und darum kaufe ich immer wieder Kleider.
Was ist der wahre Grund?
Anfangs, wenn man das tut, ist das sehr bedrohlich. Aber ich darf euch versprechen: Es ist wahnsinnig befreiend, wenn man sich einmal darauf einlässt. Denn wenn wir das tun, müssen wir uns nicht weiter von der Lüge bestimmen lassen, sondern von der Wahrheit.
Und Jesus hat einmal gesagt: Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.
Wahrheit macht frei, Lüge bindet.
Ich weiß, es ist bedrohlich und es braucht viel Mut, aber ich möchte dich bitten: Sei ehrlich mit dir selbst.
Praktische Übung zur Ehrlichkeit
Eine gute Übung, die du machen kannst, ist, spazieren zu gehen oder dich vor einen Spiegel zu stellen. Dann stell dir die Frage: Was ist der wahre Grund, warum ich meinen Job wechseln will? Was ist der wahre Grund, warum ich mich scheiden lassen möchte? Was ist der wahre Grund, warum ich mein Kind oder meinen Lebenspartner nicht konfrontieren will?
Was ist der wahre Grund? Vielleicht sagst du: „Ja, er hat nie Zeit.“ Aber was steckt wirklich dahinter? Was ist der wahre Grund? Vielleicht traust du dich nicht.
Oder du fragst dich: Warum gehe ich nicht mehr in die Kirche? Was ist der wahre Grund, warum du sonntags nicht mehr zum Gottesdienst gehst?
Einmal hat jemand dem Pfarrer gesagt, dass er nicht mehr in die Kirche kommt. Der Pfarrer hat das bemerkt und gefragt: „Willst du wissen, warum?“ Die Antwort war: „Weil deine Kirche voll von Heuchlern ist.“ Der Pfarrer entgegnete: „Das ist kein Problem, einen Platz haben wir noch.“
Was ist der wahre Grund? Vielleicht bist du selbst ein Heuchler.
Wir sagen uns oft Dinge, die eigentlich nicht stimmen. Wie gesagt: Du musst es niemandem sonst zeigen. Du kannst deine alte Geschichte dein Leben lang anderen erzählen, aber sei ehrlich mit dir selbst.
Jesus und die Liebe zur Ehrlichkeit
Und noch ein dritter, ein letzter Punkt: Was hat Jesus am meisten geliebt?
Was Jesus am meisten geliebt hat, ist Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Welche Menschen können zu Jesus kommen? Die Antwort ist ganz einfach: ausschließlich Sünder.
Jesus starb weder für Christen, noch für Atheisten, noch für Hindus, Buddhisten oder Moslems. Jesus starb nur für Sünder, für sonst niemanden.
Der erste Beweis dafür ist das schöne Wort: „Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert.“ Jesus ist in diese Welt gekommen, um Sünder zu erretten, von denen ich der größte bin.
Wenn du kein Sünder bist, habe ich eine schlechte Botschaft für dich: Du kannst nicht zu Jesus kommen. Nur Sünder können zu ihm kommen.
Und es ist so befreiend: Ich bin ein super Kandidat für Jesus, und ich nehme an, du auch. Wir müssen einfach ehrlich sein. Wir brauchen nichts vorzugeben, nichts vorzuspielen – einfach ehrlich sein.
Geschichte eines Predigers und der guten Frau
Einmal hörte ich von einem Prediger, der ans Totenbett einer Frau gerufen wurde. Der Sohn hatte ihn angerufen. Das geschah in Indien, und ich glaube, es ist eine wahre Geschichte.
Der Prediger kam zu der Frau und erzählte ihr das Evangelium. Dann sagte er: "Auch du brauchst Vergebung, so wie alle anderen Frauen in dieser Stadt." Darauf antwortete die Frau: "Vergleichen Sie mich bitte nicht mit den anderen Frauen da draußen. So schlecht bin ich nicht, ich bin eine gute Frau."
Daraufhin sagte der Prediger zu ihr: "Tut mir leid, aber dann kann ich Ihnen nicht helfen. Ich habe für Sie kein Evangelium."
Ich glaube, ich hätte das nicht so gesagt, aber ich verstehe den Sinn dieser Geschichte. Ein Mensch, der glaubt, gut zu sein, dem kann Gott nicht helfen. Nur ein Mensch, der seine Fehler erkennt, kann Hilfe empfangen.
Und wisst ihr, wenn man oft mit Menschen spricht, die wenig vom Evangelium wissen, und man sagt ihnen: "Du bist ein Sünder", antworten die meisten: "Ja, ich bin nicht perfekt, aber ich bin doch kein Sünder."
Eine Sache, die dabei hilft, ist zu fragen: "Hast du immer zu jeder Zeit jeden Menschen vollkommen geliebt?" Wenn das stimmt, bist du kein Sünder. Wenn du aber irgendwann irgendeinen Menschen an irgendeinem Moment nicht vollkommen geliebt hast, dann bist du ein Kandidat für Jesus.
Jeder Mensch, der normal ist, gibt zu, dass er das nicht getan hat. Das ist nur eine kleine Hilfe, oft im Gespräch, wenn man auf das Thema Sünde kommt.
Bibelstellen zur Ehrlichkeit und Barmherzigkeit
Im Matthäus Kapitel 9, Verse 10 bis 13, lesen wir Folgendes: Es geschah, als Jesus in dem Haus zu Tisch lag, dass viele Zöllner und Sünder zu ihm kamen. Übrigens ist euch vielleicht aufgefallen, dass die Zöllner nie einfach nur zu den Sündern gezählt werden. Es heißt stets „Zöllner und Sünder“. Das liegt daran, dass die Zöllner als besonders schlimme Sünder galten, nicht als gewöhnliche.
Sie saßen also mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch. Als die Pharisäer das sahen, fragten sie seine Jünger: „Warum isst euer Lehrer mit Zöllnern und Sündern?“
Als Jesus das hörte, antwortete er: „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Geht aber hin und lernt, was das bedeutet: Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“
Im Lukas Kapitel 18, Verse 9 bis 14, finden wir eine weitere wunderbare Geschichte vom Zöllner und Pharisäer. Dort heißt es: Jesus sprach auch zu einigen, die auf sich selbst vertrauten – das war ihr Problem –, dass sie gerecht seien, und die anderen verachteten. Für sie erzählte er dieses Gleichnis:
Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen – Räuber, Ungerechte, Ehebrecher – oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe von allem, was ich erwerbe, den Zehnten.“
Der Zöllner aber stand weit entfernt, wollte nicht einmal die Augen zum Himmel erheben. Stattdessen schlug er sich an die Brust und sagte: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“
Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause, im Gegensatz zu jenem.
Was unterschied nun den Pharisäer vom Zöllner? Ganz einfach: Der Zöllner war ehrlich. Er sagte: „Herr, sei mir Sünder gnädig.“ Und Jesus sagt, genau dafür ist er gekommen. Ehrlichkeit ist etwas, das Jesus liebt.
Die tägliche Entscheidung für Ehrlichkeit
Wir stehen jeden Tag fast vor einer Weggabelung, an der wir entscheiden müssen: Bin ich ehrlich, oder wähle ich den Weg, der momentan bequemer erscheint, obwohl er nicht ganz koscher ist?
In Johannes 12,42 lesen wir genau von so einer Weggabelung. Dort heißt es: „Dennoch aber glaubten viele von den Obersten an ihn.“ Mit den Obersten sind hier vermutlich die religiösen Führer im Sanhedrin gemeint. Viele von ihnen glaubten an Jesus, doch aus Angst vor den Pharisäern bekannten sie ihn nicht. Sie wollten nicht aus der Synagoge ausgeschlossen werden.
Der entscheidende Punkt ist: Sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott.
Wisst ihr, warum wir immer wieder unehrliche Entscheidungen treffen? Weil wir Menschen beeindrucken wollen. Wir sehnen uns nach Applaus und Wertschätzung von anderen und lassen dabei Gott außer Acht. Sie liebten die Menschen mehr als Gott, und genau das macht uns unehrlich.
Da muss man sich ehrlich fragen: Was ist mein eigentliches Anliegen? Will ich Menschen gefallen?
Im Buch der Sprüche steht es so schön: „Menschenfurcht stellt eine Falle.“ Das ist immer eine Falle. Im Gegensatz dazu macht Gottesfurcht uns frei.
Übrigens: Ein Mensch, der Gott fürchtet, muss keinen Menschen mehr fürchten. Das ist eine große Freiheit.
Abschluss: Einladung zur Ehrlichkeit und zum lebendigen Wasser
Und ich möchte schließen mit einem Zitat von einem gewissen Malcolm Muggeridge. Malcolm, ich weiß nicht, ob ihr schon von ihm gehört oder gelesen habt. Ich lese ihn ganz gerne. Er war Katholik, eigentlich ein Spion, ein Autor, ein sehr bekannter Engländer. Er ist 1990 gestorben, hat aber 1960 eine Bekehrung zu Jesus erlebt.
Vor 1960 hat er gesagt: "Christianity is a load of rubbish" – die Christenheit ist ein Haufen Blödsinn. Doch dann hat er sich bekehrt. Er war es auch, der Mutter Teresa durch seine Bücher und Artikel so bekannt gemacht hat.
Gegen Ende seines Lebens schrieb er Folgendes, das ich euch noch vorlesen möchte:
Er sagte, er glaube, er könne sich selbst als einen relativ erfolgreichen Mann bezeichnen. Manchmal glotzen ihn die Menschen auf der Straße an – das ist Rom. Er habe sehr einfachen Zugang zu den Menschen mit dem höchsten Einkommen unseres Landes. Das sei Erfolg. Ausgestattet mit Geld und Ruhm könne er auch als älterer Mann an neuen Trends und Belustigungen teilhaben – das sei Vergnügen.
Manchmal komme es vor, dass etwas, das er geschrieben oder gesagt habe, genügend Beachtung finde, um ihn selbst zu überzeugen, dass es einen bleibenden Einfluss in seinem Land haben werde – das sei Erfüllung.
Aber er sagt: "Ich bitte euch, mir zu glauben: Multipliziere all diese kleinen Triumphe millionenfach – Ruhm, Erfolg, Vergnügen, Erfüllung. Zähle sie alle zusammen, und sie sind nichts, weniger als nichts. Höchstens ein Hindernis, wenn sie gemessen werden an einem einzigen Schluck vom lebendigen Wasser, welches Jesus Christus jedem anbietet, der Durst nach Leben hat, egal wer oder was jemand ist."
Und die letzte Einladung in der Offenbarung, die von Jesus kommt, lautet: "Und wenn du dürstest, so komme. Wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst." Das ist die Einladung.
So möchte ich euch bitten: Seid ehrlich mit euch selbst. Vielleicht geht ihr mal mit Jesus spazieren. Ich möchte euch ermutigen, geht mal abends mit Jesus spazieren, redet mit ihm und seid einfach ehrlich. Es tut wahnsinnig gut und kann uns befreien.
Schlussgebet
Ich bete noch, lieber himmlischer Vater. Ich möchte dir danken, dass wir dich nie enttäuschen können, weil du dich in uns nie getäuscht hast. Du weißt hundertprozentig, wer wir sind, auch wenn wir es selbst nicht wissen.
Dort, wo wir uns selbst belügen und etwas über uns glauben, das nicht der Wahrheit entspricht, weißt auch du es. Du bist der Einzige, der unser Herz kennt und erforscht.
Herr, wir wollen ehrlich sein – durch die Kraft des Heiligen Geistes ehrlich vor dir, ehrlich vor uns selbst und ehrlich vor anderen Menschen. So kannst du uns von der Lüge und auch von der Halbwahrheit befreien.
Ich bete, dass wir aufhören, uns selbst zu belügen und uns etwas vorzumachen. Dass wir keine Angst haben, in den Spiegel zu sehen und zu erkennen, wer wir wirklich sind. Denn das, was wir sehen und erkennen, ist: Ich bin ein geliebtes Kind Gottes. Das ist, was zählt, und das ist, was bleibt.
Weil ich geliebt bin, darf ich es wagen, ehrlich zu sein. Danke, Vater, dass du der Einzige bist, der uns nie missbraucht, weil du uns so sehr liebst. Du willst nur unser Bestes. Du bist der Herr, unser Arzt, unser Freund, unser Heiland, unser Retter.
Dafür danke ich dir. Herr, segne unsere Zeit und heile unser Herz. In Jesu Namen, Amen.