Einblick in vergangene Zeiten und biblische Verheißungen
Jesaja 49, Vers 23, am Ende dieses Verses: Wir haben ja die Reihe von Gott fest zugesagt, die letzte Predigt in dieser Reihe. Nächstes Mal beginnen wir mit Gideon – dreimal Gideon, der Kämpfer Gottes.
Jetzt noch: Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren.
Letzte Woche haben Leute oben am Popsach Renovierungsarbeiten in einer Wohnung gemacht. Dabei fanden sie auch alte Zeitungen. Weil sie wissen, dass ich mich dafür interessiere, brachten sie sie mir. Ich war fasziniert: Die Zeitungen waren fast 100 Jahre alt, aus dem Jahr 1902. Sie lagen, glaube ich, unter dem Bodenbelag oder zwischen den Bodenbrettern.
Es ist hochinteressant, was damals alles los war. Zum Beispiel steht darin: Am Sonntagnachmittag ist das 41. Jahresfest des christlichen Vereins junger Männer, und es wird die Grundsteinlegung des Hauses in der Furtbachstraße sein – dem späteren Furtbach-Krankenhaus bei der Marienkirche. Ach, so lange ist das her!
Oder es steht auch: Eine Annonce – ein tüchtiges Fräulein im gesetzten Alter sucht einen gut situierten Herrn, möglichst Angestellten. Mich würde interessieren, was aus der lieben Dame geworden ist. Meine Frau sagt: „Du brauchst dich nicht mehr sorgen, da ist nicht mehr viel da.“
So vergeht alle Herrlichkeit und Schönheit der Welt. Damals warben auch Kurorte – damals durfte man noch von ozonreicher Luft sprechen, heute nicht mehr. Man wusste damals nichts davon, dass zwei schreckliche Weltkriege kommen würden. Man ahnte nicht, welche Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten dieses Jahrhundert bereithalten würde.
Man konnte auch nichts wissen von Daimler, Benz und Computern, von Atombombe und Flugzeugen – alles war neu.
Ein Leitartikel, gleich oben in vielen Spalten, behandelt die Dreyfus-Affäre. Aha, Dreyfus – das hat damals die Gemüter bewegt. Das war jener französische Hauptmann, der auf die Teufelsinsel verbannt wurde. Er war Jude, und es kam heraus, dass es nur ein Komplott gegen ihn war, weil er Jude war.
Ein Prozessbeobachter schrieb ausführlich über die Vorgänge in Frankreich. Ein anderer Prozessbeobachter wird nicht erwähnt, sein Name spielt keine Rolle – es war ein Österreicher, Theodor Herzl. Er schrieb unter dem Eindruck des Dreyfus-Prozesses, der schon etwas früher stattfand, 1897 das Buch „Der Judenstaat“.
Die ganze Welt sagte damals, das sei utopisch – wie sollten die Juden sich noch einmal sammeln können? Theodor Herzl sagte: „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen.“ Und es hat sich erfüllt.
Die Geschichte des Werdens des Judenstaates in Palästina ist unglaublich. Sie lässt sich bis zum Sechstagekrieg verfolgen. In der Zeitung damals stand ständig, dass ein Judenstaat entstehen würde – das hätte damals keiner für möglich gehalten.
Aber hier in diesem Kapitel Jesaja 49 steht es. Bibelleser wissen mehr.
Die Wiederherstellung Israels als Zeichen göttlicher Treue
Und jetzt schauen Sie sich das Kapitel an. Über Vers sieben steht der ganze Abschnitt, aus dem auch unser heutiges Wort entnommen ist, überschrieben mit "Die Wiederherstellung Israels".
Die Wiederherstellung Israels bedeutet, dass einmal die Könige der Weltvölker herkommen und dieses aus der Fremde zurückgekehrte Israel bewundern werden. So ist es erfüllt.
Dort steht sogar, dass die Juden aus Sinim zurückkehren werden, also aus China. Früher hätte man gar nicht wissen können, dass dort Juden leben würden.
Wenn das so ist, dass sich diese Verheißung so wunderbar und buchstäblich erfüllt, sodass man es erleben und mit eigenen Augen sehen kann, dann muss ich Ihnen heute ganz besonders nochmals zurufen: Das gilt auch für Ihre Nöte und Schwierigkeiten.
Ein grandioser Ausblick: Gottes Zusage in der Not
Mein erster Punkt heute: Das ist ein ganz grandioser Ausblick. Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin.
Jetzt im Urlaub sind manche auch in den Bergen unterwegs. Wenn sie dann hochsteigen, die Wege bis zur Bergspitze, freuen sie sich, wenn man oben auf dem Berg so ein ganz weites Panorama hat. Dieses Wort heute, dieser Vers 23, ist ein Wort mit solch einem weiten Panorama.
Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin. Nicht nur das Volk Israel wird das erleben, du und wir sind mit hineingenommen in den Segen Israels. Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren.
Zu wem ist dieses Wort gesprochen? Zu Juden in einer ganz speziellen Not. Es ist gesprochen zu Angefochtenen. Wissen Sie, was angefochtene Leute sind? Das sind Menschen, die stolpern, die nicht mehr richtig weiterkommen. Sie können nicht mehr richtig gehen, weil sie keine Kraft mehr in den Knien haben. Sie sind mutlos und verzagt.
Und das, was so schlimm ist: Auch ihr Glaube ist ihnen zerbrochen. Sie wollten so gerne noch glauben, doch sie können nicht mehr glauben. Sie sind über die Schwierigkeiten, die sie durchlitten haben, in eine ganz schwere, furchtbare Krise geraten. Sie fühlen direkt: Alles, worauf ich gebaut habe, ist zunichte geworden. Ich blamiere mich, mein ganzes Leben ist ein großer Flop. Ich bin aufgesessen auf einer Sache, die letztlich nur Lug und Trug war. Und jetzt wollen sie einfach nicht mehr.
Da kommt der Prophet und spricht zu diesen Angefochtenen. Er sagt zu diesen Leuten: „Hör doch mal her, jetzt spricht der Herr.“ Er gibt euch ein ganz festes Wort, ein Wort, an das ihr euch halten könnt, auch in den Krisen eures Lebens. Dieses Wort wird der Herr wirklich einlösen. Ihr könnt euch ganz gewiss darauf verlassen, so wie es Gott durch die Jahrhunderte mit dem Volk Israel am Ende eingelöst hat. Seine Verheißungen können nicht trügen.
Wenn Sie Ihre Bibel jetzt noch einmal anschauen, im Vers 4: Was war denn die Anfechtung? „Ich dachte, ich arbeitete vergeblich und verzielte meine Kraft umsonst und unnütz.“ Kennen Sie diese Anfechtung? Ich arbeite vergeblich. Alles, was ich tue, ist umsonst.
Nicht nur einer, der im Berufsleben steht, sondern vielleicht auch eine Mutter bei der Erziehung ihrer Kinder. Einer, der für das Recht und für die Gerechtigkeit eintritt, sagt: „Es ist alles umsonst, ich resigniere, ich komme einfach nicht weiter, ich gebe jetzt auf, es ist alles vergeblich.“ Er ist frustriert – das meint ja das Wort „vergeblich“. Er ist völlig frustriert und kann nicht mehr.
Und dann, Vers 14, schließt sich eine herrliche Verheißung an, über die ich heute gar nicht predigen will. Das fällt einem schwer nach all diesem Wort. Aber da heißt es: Zion spricht. Zion ist das Gottesvolk: „Der Herr hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen.“
Kennen Sie das auch, dass Sie sagen: Sicher, da ist Gott noch da, aber mich hat er einfach übersehen? Er geht an mir vorüber, er kümmert sich nicht mehr um mich. Wahrscheinlich bin ich ihm nicht wichtig genug. Vielleicht ist es Strafe Gottes, dass er mich einfach jetzt liegen lässt. Und das sind furchtbare Glaubenskrisen.
Und da hinein wird dieses Wort vom Propheten gerufen, und jetzt dürfen Sie es hören: Du, du Angevochtener, du Zweifelnder, du Verzagter, du wirst erfahren, dass ich der Herr bin. Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin. Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin.
Man kann schlimme Erlebnisse haben, Erfahrungen, die einen auf den Boden drücken und sagen: Ich kann gar keinen Mut mehr haben. Doch, Sie können Mut haben, weil Sie jetzt hören dürfen, was der Herr Ihnen zuruft: Du wirst erfahren, ich bin der Herr.
Gottes Gegenwart in Krisen und Anfechtungen
Und wenn dieses Rufen Gottes in der Bibel erklingt, war es stets so, dass die Menschen, die dieses Wort hörten, sich meist vollständig auf den Boden warfen und sagten: „Herr, das ist zu groß, das kann ich nicht fassen.“ Wenn sie das Wort hörten, war es so, als ob Mose am Sinai seine Schuhe auszog, weil er sich auf heiligem Land befand. Als der Dornbusch brannte und Gott sagte: „Ich werde sein, der ich sein werde. Ich bin, der ich bin. Du wirst erleben, wer ich bin.“ Und plötzlich fragt Mose: „Wer bin ich denn?“
Wissen Sie, dass der Gott, der die Welt geschaffen hat, der die Planeten ins Dasein gerufen und auf ihre Bahnen gestellt hat, der die ganze herrliche Natur geschaffen und ihr Leben geschenkt hat, der Herr sagt: „Ich bin bei dir, ganz gleich, was vor dir steht.“ Ob morgen oder übermorgen eine furchtbare Operation ansteht oder ob man unter bösen Menschen leben muss, die einen fertig machen wollen – Gott, der Herr, sagt: „Du wirst erfahren, du wirst erleben, dass ich der Chef bin, dass ich das Sagen habe, dass ich Geschichte mache.“ Nicht nur beim Volk Israel, sondern auch in deinem wirren Lebensschicksal. Nicht anonyme Mächte schieben dich hierhin und dorthin, sondern ich bin der Herr, und ich rufe es dir zu.
Und das gilt mitten in aller Verunsicherung, die wir haben, mitten in einer Welt, in der das Böse triumphiert und das Unrecht tobt. Ich könnte Ihnen viele Bibelgeschichten erzählen. Das ist eigentlich das Zeugnis aller biblischen Geschichten, selbst aus dem Jüngerkreis.
Als die Jünger Jesu die großen Reden gehört haben – wie die Bergpredigt, die Feldrede – und all die großen Wunder Jesu miterlebt haben, bis hin zu den Auferweckungen von Toten, ging das ja nicht sehr tief mit dem Glauben. Sie stolperten von einer Krise in die nächste. Es ist immer wieder tragisch, dass wir so laue und schläfrige Leute sind. Selbst nach der Auferstehung Jesu waren sie ziemlich durcheinander. Selbst als Jesus ihnen erschienen war, war ihr Glaube nicht fest.
Das ist eine Tragik und eine Not bei ihnen und bei uns, dass der Glaube immer wieder so ein kümmerliches Stück bleibt. Und dann waren sie wieder oben am See Genezareth und haben gefischt. Sie hatten die ganze Nacht gearbeitet wie die Wilden, denn sie waren ja professionelle Fischer und verstanden ihr Handwerk. Doch selbst als Profis merkten sie am Morgen, dass alles futsch war. Nichts war rausgekommen. Umsonst hatten sie gearbeitet, nichts gefangen.
Im Morgennebel sahen sie plötzlich eine Gestalt am Ufer stehen. Dann sagt Johannes: „Es ist der Herr.“ Ich möchte heute nur so ein Bote in Ihrem Leben sein, der Ihnen sagt: „Es ist der Herr, der da ist, wo Sie sagen, es geht nicht mehr weiter.“ Petrus warf sich ins Wasser und schwamm so gut er konnte, um ganz nah bei Jesus zu sein – aus Zweifel, aus Unglauben, aus Versagen, aus Frustration heraus. Es ist der Herr.
Das ist ein grandioser Ausblick, den man da hat. Welch ein grandioser Ausblick: Der Herr, der die Weltgeschichte in seiner Hand hält, der Herr, der einmal das Weltgericht hält, der Herr, der heute alles in allem erfüllt, der Herr, bei dem nichts unmöglich ist. Der Herr ist da. Der Herr verspricht: „Ich werde es erleben.“
Woher kommt der Mut im Glauben?
Woher kriegen wir jetzt Schneid? Wir brauchen doch Schneid – wissen Sie, was ich meine? Mut, Kühnheit. Woher nehmen wir den Schneid, um auch mit den schwierigen Nöten unseres Lebens fertigzuwerden?
Ich habe so viele Geschichten gelesen und selbst viele Menschen getroffen, die immer wieder erzählen konnten, wie sie mit ihren Krankheitsnöten fertig geworden sind – im Glaubensmut. Sie haben einfach geglaubt. Wissen Sie, wie dieser weiße Vater Müller in Bristol? Er kennt ja all die Geschichten. Mensch, hat der glauben können! So wollte ich auch glauben. Er hatte Schneid im Glauben.
Das war ein Mann wie Hudson Taylor, der immer weiter voranging, viel gewagt hat, und Gott hat sich ihm bekannt und ist erlebbar geworden. Vielen unter Ihnen geht es am Sonntag im Gottesdienst so, dass sie sagen: „Ich kann nicht glauben.“ Und sie fühlen sich durch das Predigtwort angegriffen und verletzt, während du immer vom Glauben sprichst und von mir etwas verlangst – und ich kann doch gar nicht glauben. Ich wollte doch gern.
Dann gehen sie aus dem Gottesdienst heraus, als hätte man sie eines moralischen Vergehens bezichtigt. „Du hast mir da was vorgebracht, ich will doch glauben.“ Kennen Sie solche Leute? Oder sind Sie es vielleicht selbst? „Ich will doch glauben, ich will doch auch so einen Schneid haben, ich will doch fröhlich leben, ich will Großes mit Gott erleben, aber ich bin einfach ein zweifelnder Mensch.“
Viele sagen dann: „In der Hofhacker Kirche kriegen die Zweifler immer eine über den Kopf geknallt.“ Ich glaube das nicht. Heute nehmen wir uns Zeit. Wir sind alle solche angefochtenen Menschen. Haben Sie es nie gehört, dass wir immer davon reden? Ich von mir, jeder von uns: Wir kämpfen uns mühsam von Tag zu Tag durch, auch mit unserem Glauben. Es ist oft eine gequälte Geschichte.
Wenn ich in die Bibel hineinschaue, merke ich, dass da gar kein Schneid war. Kurzzeitig hatte Petrus Schneid, als er sagte: „Herr, wenn du es verlangst, kann ich sogar auf dem See gehen und nicht sinken.“ Aber als eine Welle kam, schaute er ängstlich und sein Glaube war schon wieder weg. Er ging unter. Ach so, selbst Petrus war so ein angefochtener Mann.
Wir wissen ja, dass es noch andere Stellen im Leben dieses Felsenmannes gab. Trotzdem ist heute nicht die Zeit, über unsere Zweifel zu reden. Verstehen Sie, das ist der Unterschied. Ich halte Zweifel nicht für hilfreich. Ich denke auch nicht, dass sie in Ihrem Leben irgendetwas lösen, wenn wir sie glorifizieren, wie es manche tun.
Die Zweifel sind notvoll genug, und sie machen unser Leben krank. Aber sie sind überall da. Sie kennen sie sogar aus dem Leben des großen Gottesmannes Elija. Als er den Zweikampf auf dem Karmel forderte, versammelte er die vierhundert Baalspropheten und sagte: „Jetzt machen wir einen Wettstreit, wo das Feuer vom Himmel fällt, das ist der wahre Gott.“ Das war risikoreich – kann man so weit gehen und Gott herausfordern?
Gott hat sich zu ihm bekannt. Aber wenige Tage später sagte Elija: „Ich gebe auf, ich kann nicht mehr glauben. Herr, nimm meine Seele von mir, ich bin auch nicht besser als meine Väter.“ So schnell kommt die Resignation. Was denken Sie, wie jeder gläubige Mensch mit Zweifeln und Resignation kämpfen muss?
Die Zweifel liegen klar da, weil ich alles andere sehe, aber Gott nicht sehe. Und ich sehe nichts von seiner Kraft. Ja, wo nehme ich denn meinen Schneid her? Woher nehme ich jetzt meinen Schneid?
Ich möchte das ganz deutlich sagen: Ich sage Ihnen nicht, dass der Glaube siegt. Denn das hat schon zu der verbreiteten Meinung geführt, man müsse bloß glauben. Als sei das irgendwo eine seelische Intensität, gleichsam ein Spannungsfeld von irgendwelchen positiven Kräften.
Sie können an eine Zahnpastatube glauben, an ein Amulett oder an ein Götzenbild. Man muss nur fest daran glauben, dann hat das irgendwelche Wirkungen. Das wird uns ja täglich erzählt. Aber der Glaube ist nicht so. Nein.
Den Glauben bringen Sie nicht auf. Den bringen Sie nicht einmal in den großen Anfechtungen Ihres Lebens auf.
Was gibt es da? Der Herr! Das ist der Grund, warum wir glauben: der Herr! Der Herr redet, der Herr ruft, und wir sagen: Ja, Herr!
Ich brauche einen Menschen, der mir in der Anfechtung zuruft und sagt: „Du wirst erfahren.“ Ich brauche jemanden, der mir ein Wort Gottes zuspricht. Sie müssen es hören, Sie müssen es lesen.
Nicht der Glaube ist es. Wir sind alle angefochtene Leute. Aber wir können Zweifel und Anfechtung nur überwinden durch das Wort Gottes. Und wer meine Zweifel überwinden kann, das ist der Herr.
Wir sind immer wieder solche, die vom Wort des Herrn beschämt werden. Ich habe so darüber gebetet, dass Sie heute zurückgehen und sagen: „Jetzt kann ich dem Herrn wieder vertrauen.“ Nicht, weil Sie es mit Ihrer Seelenkraft schaffen, sondern weil der Herr in Ihr Gewissen hineinruft durch den Heiligen Geist.
Und das bleibt so: Wir bleiben schwach, der Herr ist stark. Wir bleiben untreu, der Herr ist treu.
Im Jesajabuch heißt es einmal: „Das ist der Herr, auf den wir hoffen. Lasst uns freuen und fröhlich in ihm sein.“
Wir glauben nicht an unseren Glauben. Wir glauben an den Herrn. Und weil er stark ist und sein Wort einlöst, können wir auch fröhlich vertrauen. Wir sagen: „Das stimmt, und so wird es sein. Er hat es gesagt, und darauf wagt mein Herz froh und unverzagt und lässt sich gar nicht trauen, weil er es gesagt hat.“
Ich hänge mich an sein Wort, ich vertraue dem Herrn. Nicht mein Glaube ist das Starke, sondern der Herr ist das Starke.
Der Herr kann nicht betrügen. Der Herr schmiert mich nicht an. Der Herr blufft nicht. Er macht es so, wie er gesprochen hat. Auf ihn kann ich mich verlassen.
Vertrauen in Gottes Macht und Schutz
Ich möchte wieder eine Geschichte aus der Bibel erzählen, in der das so schön dargestellt wird. Da war König Sanherib, ein assyrischer König aus der Gegend des heutigen Irak. Er zog gegen Jerusalem, das damals eine Großmacht war – ohne Einschränkungen wütend – mit ihren gefürchteten Armeen. Um Jerusalem herum zog er seinen Belagerungsring.
Das war so erbärmlich wie in einer Schutzzone in Bosnien. Ganz früh am Morgen, können Sie sich das vorstellen? Und sie haben gehöhnt. Lesen Sie das mal in den Chronikbüchern und den Königsbüchern nach, wie der Rapschake und der Tartan gehöhnt haben. Sie zogen dann vor die Stadtmauer, wo die letzten Soldaten standen, und riefen: „Jetzt werft doch eure Waffen weg und ergibt euch! Es hat doch gar keinen Wert.“
Übrigens, was sie alles darauf gebrüllt haben in ihrer ordinären Soldatensprache – das kann ich hier auf der Kanzel gar nicht wiederholen. Aber es steht in der Bibel: ganz schmutzige Worte haben sie hochgeworfen. Schließlich kam der König selbst und sagte: „Seid bitte so lieb und redet nicht mehr Hebräisch, sonst verstehen es meine Soldaten.“ Da sagten sie: „Wir wollen doch, dass die aufhören und aufgeben.“ So schwach war Zion, so schwach war Jerusalem – völlig am Ende und hoffnungslos.
Dann schrieb der Chef der Belagerungsarmee, so ein Karatschiz-Typ, einen furchtbaren Brief. Zuvor hatte er schon gelästert: „Was ist denn das, euer Trotzen und Rühmen?“ Sie kennen das ja auch aus Ihren Tagen, wenn Leute sagen: „Du verlässt dich auf Gott? Das ist doch nur eine Vertröstung, nur fromme Tradition, nur überkommener Blödsinn. Lass das alles bleiben!“ Und dann wird noch höhnisch gefragt: „Was ist denn dein Gott? Meinst du, der sei etwas anderes als die Götzen der damaligen Zeit?“ Sehen Sie, der Spott ist über die Jahrhunderte gleich geblieben.
Was macht Hiskia? Er kann auch nicht mehr glauben. Er kann nicht einfach so hinstehen, wie wir es uns vorstellen, wie Martin Luther mit den Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Wäre schön, wenn man immer so stark sein könnte. Ich schätze das an Martin Luther. Aber auch er war in der Stunde von Worms angefochtener, als es die Denkmalposen oft zeigen. Die Bibel beschreibt es, als wolle er einmal auf den Kopf schlagen. In solchen Augenblicken ist man meist sehr angefochten.
Und was macht Hiskia? Er geht hinauf in den Tempel, wirft den Brief auf den Boden und legt ihn bloß hin. Mehr kann er nicht tun. Er sagt: „Aber du, Herr, aber du!“ Das ist der Glaube. „Ich kann nichts mehr, jetzt, Herr, darfst du alles machen.“ Das ist der Sieg des Glaubens.
Jetzt wissen Sie, wie man glaubt, wenn man am Ende ist mit allen seinen Möglichkeiten. Woher kommt der Mut? Weil uns kein anderer Ausweg mehr bleibt. Hinter dem ungläubigen Spott unserer Tage steht – wie damals bei Tartan, Rapschake und Sanherib – der Wahn des mündigen Menschen ohne Gott: „Ich bin der, der die Welt gestaltet.“
Sehen Sie, da müssen Sie entscheiden: Ist Gott der Herr, der mein Leben in der Hand hat, oder sind es diese Menschen? Und ich darf an den lebendigen Gott glauben, der sagt: „Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin, an dem nicht Schande ist, die auf mich harren.“
Geduld und Vertrauen im Harren auf Gott
Noch ein letztes: Mit Gott kann man fest rechnen. Da steht das Wort „harren“. Was ist denn das Harren? Das ist ganz langes Warten, ganz langes Warten. Ich glaube, mir fällt das Warten noch schwieriger als Ihnen.
Deshalb darf ich da mal darüber predigen, was es bedeutet: Harren heißt dranbleiben und nicht aufgeben. Wie oft hat man im Leben schon gedacht: Jetzt ist alles aus, jetzt gibt es keine Lösung mehr, jetzt werfe ich alles hin, gebe auf und habe keinen Mut mehr.
Ja, das ist ja gerade das Große an den Bibelgeschichten, etwa an dem Wüstenzug des Volkes Israel. Immer wieder hat das Volk gemurrt, immer wieder haben sie gesagt: Jetzt sind wir in der Sackgasse. Nein, immer wieder haben sie gerufen: Jetzt ist es aus. Und Gott hat gesagt: Nein, jetzt geht es erst los.
Es zahlt sich aus, auf den Herrn zu harren, dran zu bleiben, auch im Leiden, auch wenn Gott uns die Wunder nicht schenkt, die wir uns wünschen. Ja sicher, auch weil alle, die zusagen, dass Gott sich ja nicht in dieser Welt auflöst. Wir müssen ja noch durchs Todesteil, wir müssen durch mancherlei Leiden und durch das Kreuz hindurch.
Es wird sich erst in der himmlischen Welt einmal auflösen, wo wir niederfallen und sagen zu Jesus: Mein Herr und mein Gott! Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin. Wir werden sagen: Herr, es war grandios, wie du uns durchgeführt hast. Wir haben es uns früher nie so vorstellen können, wie herrlich und wunderbar deine Führungen sind.
Und gerade das Lied, das wir gesungen haben: „Keiner wird zu Schanden, der deiner harrt, oder befiehl du deine Wege.“ Weg hast du aller Wegen. Und obgleich alle Teufel hier wollten widerstehen, jetzt können sie das ganz ruhig, wenn auch mit zitternden Knien und mit seufzender Stimme durchbeten.
Und obgleich alle Teufel hier wollten widerstehen, Gott wird nicht zurückgehen. Nein, er geht nicht zurück. Er wird das zum Ende bringen, ich bin ganz, ganz sicher. Und er führt zu seiner Ehre und zu seinem Lob.
Zeugnis von Glaubensmut und Gottes Treue
In Neukirchenflünnen hat vor über hundert Jahren ein Vikar ein Liebeswerk begonnen. Er ist kurz nach der Gründung gestorben. Es war der Vikar Doll. Dieses Werk war sehr kühn, denn er sammelte damals weiße Kinder, elternlose Kinder, die auf den Straßen umherirrten. Natürlich gab es kein Geld, es war eine arme Zeit.
Herr Doll hatte großen Glaubensmut und einen starken Glauben, sage ich immer. Doll schrieb sich mit weichem D. Eines Tages passierte Folgendes: Er sagte zu seinem Mitarbeiter, dass sie aufgeben müssten. Die Finanzschwierigkeiten seien zu groß. Es sei zu kühn gewesen, vielleicht habe er Gott zu etwas gezwungen, was Gott nicht wollte. Deshalb wollten sie aufgeben.
Sein Mitarbeiter antwortete: „Hey Bruder, erst wenn wir das K streichen!“ Welches K? Schlag mal auf Psalm 25, Vers 3, nach. Was steht dort? Wenn man das K streicht, steht dort: „Einer wird zu Schanden, der deiner Herz.“ Eigentlich heißt es: „Keiner wird zu Schanden.“
Da sagte der Vikar: „Ach, da bist halt du der Einzige, bei dem es eben nicht zutrifft. Die anderen haben selber. ‚Keiner wird zu Schanden‘ – welcher Gottesherr sollte ich sein, der Erste, der zu Schanden wird?“
Später erlebten sie nach vielen furchtbaren und qualvollen Stunden etwas Herrliches. Sie hatten einen lebendigen Herrn. Leider sind wir oft Leute, die viel zu wenig mit dem Herrn rechnen.
Ich wollte nicht über den Zweifel zu Ihnen reden. Wir müssen uns alle schämen, dass wir dem Herrn nicht nur Loblieder singen, ihn fortwährend preisen und rühmen, wie er alles zu Ende bringt. Er ist ein wunderbarer Herr. „Keiner wird zu Schanden, der seiner ist.“
Was für ein grandioser Ausblick! Was dürfen Sie in den nächsten Tagen alles mit dem Herrn erleben, der sein Wort bei Ihnen einlöst. Amen!