Die Bedeutung der Anbetung in der Gemeinde
Das Thema der heutigen Predigt ist Anbetung. Ich bin der Meinung, dass Anbetung ein wichtiges Thema ist. Deshalb ist in den letzten Jahren das Thema Anbetung immer mehr zur Diskussion geworden und hat zunehmend an Bedeutung gewonnen – nicht nur in evangelikalen Kreisen, nicht nur in charismatischen Kreisen, sondern auch in landeskirchlichen Gemeinden.
Ich weiß zum Beispiel von einer landeskirchlichen Gemeinschaft in Nürnberg, dass sie seit einigen Monaten sogenannte Lobpreis-Gottesdienste abhalten. Sie meinen, dass die Anbetung im normalen Gottesdienst zu kurz kommt. Deshalb wollen sie Gott durch Extraveranstaltungen die Ehre geben und ihn durch Gebete und Lieder loben und anbeten.
Nun wäre es ein Fehler, dem allgemeinen Trend zu folgen und bei uns ebenfalls Lobpreis-Gottesdienste einzuführen. Wir heißen ja auch nicht Trendgemeinde, sondern biblische Gemeinde.
Aber als biblische Gemeinde sollten wir zumindest wissen, was die Bibel zum Thema Anbetung sagt. Über Anbetung zu sprechen ist auch deshalb wichtig, weil Anbetung für Gott wichtig ist. Er selbst sagt in Johannes 4,23: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter.“
Gott sucht also Anbeter, genauso wie er verlorene Sünder sucht. Wenn wir als Christen Gott nicht anbeten, berauben wir ihn. Wir berauben ihn, weil wir ihm nicht das geben, was ihm zusteht und was er sich so sehnlich wünscht – nämlich Anbetung.
Außerdem wird Anbetung unsere Hauptaufgabe in der Ewigkeit sein. Dies wird aus den Kapiteln vier und fünf der Offenbarung deutlich. Dort wird gezeigt, welch großen Stellenwert die Anbetung in der Ewigkeit einnehmen wird.
Wir sind nicht dazu geschaffen, für unsere egoistischen Wünsche zu leben. Wir sind für Gott geschaffen. Das wird auch aus Römer 11,36 deutlich: „Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen.“
Die Herausforderung und das Bedürfnis der Anbetung
Könnt ihr euch vorstellen, Gott in Ewigkeit anzubeten? Ich muss ehrlich sagen, dass ich es lange Zeit nicht konnte. Ich dachte, das würde irgendwann langweilig werden. Außerdem erschien es mir unbefriedigend, jeden Tag anzubeten.
Es ist ja schon schwierig, einmal in der Woche am Dienstagabend zur Anbetungsstunde zu kommen. Auch dann ist mein Herz nicht immer voll von der Herrlichkeit Gottes.
Doch ich bin überzeugt, dass unsere Bedenken unbegründet sind. Erstens, weil wir in der Ewigkeit Jesus Christus so sehen werden, wie er wirklich ist. Jetzt sehen wir nur Stückwerk. Zweitens ist es unser tiefstes inneres Bedürfnis, Gott anzubeten.
Augustinus sagte einmal: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“ Das stimmt, was er da sagt. Denn wir haben ja in Römer 11,36 gelesen, dass wir auf Gott hin geschaffen sind. Und weil das so ist, weil wir auf Gott hin geschaffen sind, können wir nirgends Ruhe finden als in der Hingabe unseres Herzens an Gott.
Jetzt ist dieses Bedürfnis nach Anbetung vielleicht noch verschüttet hinter anderen egoistischen Bedürfnissen – dem Bedürfnis nach Anerkennung, dem Bedürfnis nach Gemeinschaft mit anderen Menschen oder dem Bedürfnis nach Konsumgütern. Viele von uns haben vielleicht auch noch nicht erfahren, dass die Anbetung wirklich unsere tiefsten Herzenswünsche befriedigt. Deshalb suchen wir dann die Befriedigung in anderen Dingen.
Aber in der Ewigkeit liegt dieses Bedürfnis nach Anbetung frei, und wir werden mit Freude und ohne Krampf den Vater und den Sohn preisen und anbeten.
Die Bedeutung der Anbetung im Hier und Jetzt
Können wir uns jetzt zurücklehnen und uns von der Tatsache beruhigen lassen, dass wir in der Ewigkeit gute Anbeter sein werden? Können wir uns mit dem Bewusstsein zurücklehnen, dass unsere Herzen jetzt einfach in dieser Welt schwach sind, wenn es um Anbetung geht? Auf keinen Fall, denke ich.
Wir sollten danach streben, Anbeter zu werden – vor allem zur Ehre Gottes, aber auch zu unserem eigenen Wohl. Doch was ist überhaupt Anbetung?
Wir müssen zwischen den Begriffen Gebet, Dank, Lob und Anbetung unterscheiden. Das Gebet ist die Beschäftigung des Menschen mit seinen Bedürfnissen; wir bitten Gott um etwas. Dank und Lob dagegen sind die Beschäftigung des Menschen mit Gottes Segnungen. Anbetung hingegen ist die Beschäftigung des Menschen mit Gott selbst.
Vielleicht wird das an einem Beispiel deutlicher: „Herr, bitte schenke mir einen Ausbildungsplatz“ ist ein Gebet beziehungsweise eine Bitte. „Herr, vielen Dank, dass du mir einen Ausbildungsplatz geschenkt hast“ ist Dank. „Herr, ich bewundere dich, wie gut du mich im Hinblick auf meine berufliche Zukunft geführt hast“ ist Lob.
Hier sehen wir auch den Unterschied zwischen Dank und Lob. Dank bezieht sich eher darauf, was ich von Gott bekommen habe. Lob bezieht sich eher auf die Qualität dessen, was Gott mir geschenkt hat, also darauf, wie Gott ist und wie er mich geführt hat.
Anbetung wäre zum Beispiel: „Herr, ich preise dich für deine Treue und Gnade.“
Die biblische Perspektive auf Anbetung
Wenn wir die Bibel durchblättern, sehen wir oft, dass die Begriffe vermischt werden und keine klare Trennung zwischen Gebet, Dank, Lob und Anbetung besteht. Besonders in den Psalmen wird das deutlich. Psalmen beginnen oft mit Klage oder einer eindringlichen Bitte und enden mit Anbetung.
Reine Anbetung finden wir selbst in der Bibel nicht allzu oft. Wenn wir sie finden, dann vor allem in der Offenbarung, zum Beispiel in Offenbarung 4,11. Dort heißt es: „Du bist würdig, unser Herr und Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu nehmen, denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden.“
Benedikt Peters hat in seinem Buch „Ekstase oder Ergebung. Was ist Anbetung?“, das ich schon einmal empfohlen habe, eine sehr gute Wortstudie zum Begriff Anbetung gemacht. Er sagt, dass das griechische Wort für Anbetung „Proskyneo“ lautet. Proskyneo bedeutet „sich niederwerfen“, sich niederwerfen vor einer Gottheit oder vor einem König.
Dieses Wort kommt 55 Mal im Neuen Testament vor, zum Beispiel in Matthäus 8,2. Dort steht: „Und siehe, ein Aussätziger kam heran und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“
Also betete dieser Aussätzige den Herrn an. Er warf sich vor ihm nieder und sagte: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Damit bekennt er: Herr, alles liegt an deinem Wohlgefallen, alles liegt in deiner Hand, ich bin völlig abhängig von dir – und das ist Anbetung.
Das Wesen der Anbetung
Wir können also zusammenfassen, was das Wesentliche der Anbetung ist. Es geht nicht darum, dass wir anfangen zu tanzen, zu klatschen, zu singen oder uns möglichst wohlzufühlen. Es kommt auch nicht in erster Linie auf die Körperhaltung an. Vielmehr geht es darum, dass wir Gott ganz groß machen und dabei selbst ganz klein werden.
Anbeten heißt, sich vor einem Größeren zu beugen, einen Größeren als Herrn anzuerkennen und diese Anerkennung auch auf geeignete Art und Weise zum Ausdruck zu bringen. Anbetung bedeutet, dass das Ich in den Hintergrund tritt und das Du in den Vordergrund rückt.
Nun stellt sich die nächste Frage, wen wir anbeten sollen. Die Bibel sagt, dass wir den Vater anbeten sollen. Das steht beispielsweise in Johannes 4,23: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden.“
Martin hat bereits erwähnt, dass wir auch den Sohn anbeten dürfen. Das wird deutlich zum Beispiel daran, dass Paulus Jesus Christus ebenfalls anbetete. In 2. Timotheus 4,18 sagt er: „Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und mich in sein himmlisches Reich hineinretten. Ihm, also Jesus Christus, sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Außerdem fordert uns Gott dazu auf, seinen Sohn anzubeten. In Johannes 5,23 steht: „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.“
Zur Anbetung des Heiligen Geistes dagegen werden wir in der Bibel nirgends aufgefordert.
Das erste biblische Beispiel von Anbetung: Abraham und Isaak
Zum ersten Mal kommt das Wort Anbetung in 1. Mose 22, Vers 5 vor. Dort geht es um die Opferung von Isaak.
Wir wollen diese Stelle aufschlagen, weil wir dort einiges zum Thema Anbetung lesen und lernen können. Lesen wir von 1. Mose 22, Verse 1-18:
Und es geschah nach diesen Dingen, da prüfte Gott Abraham, und er sprach zu ihm: Abraham! Und er sagte: Hier bin ich. Und Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und ziehe hin in das Land Moriah. Opfere ihn dort als Brandopfer auf einem Berg, den ich dir nennen werde.
Da machte sich Abraham früh am Morgen auf, sattelte seinen Esel und nahm seine beiden Knechte mit sich und seinen Sohn Isaak. Er speitete Holz zum Brandopfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den Gott ihm genannt hatte.
Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort von ferne. Da sagte Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich aber und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurückkehren.
Also, hier kommt das Wort Anbetung zum ersten Mal in der Bibel vor.
Abraham nahm das Holz zum Brandopfer und legte es auf seinen Sohn Isaak. In seine Hand nahm er das Feuer und das Messer. Und sie gingen beide miteinander.
Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham und sagte: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich, mein Sohn. Und Isaak sagte: Siehe, das Feuer und das Holz, wo aber ist das Schaf zum Brandopfer?
Da sagte Abraham: Gott wird sich das Schaf zum Brandopfer ersehen, mein Sohn. Und sie gingen beide miteinander.
Sie kamen an den Ort, den Gott ihm genannt hatte. Abraham baute dort den Altar und schichtete das Holz auf. Dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben auf das Holz.
Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sagte: Hier bin ich.
Und der Engel sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Jungen und tu ihm nichts! Denn nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest, da du deinen Sohn, deinen Einzigen, mir nicht vorenthalten hast.
Abraham erhob seine Augen und sah, und siehe, da war ein Widder hinten im Gestrüpp, an seinen Hörnern festgehalten.
Da ging Abraham hin, nahm den Widder und opferte ihn anstelle seines Sohnes als Brandopfer.
Abraham gab diesem Ort den Namen „Der Herr wird ersehen“, von dem man heute noch sagt: „Auf dem Berg des Herrn wird ersehen.“
Der Engel des Herrn rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel her zu und sprach: Ich schwöre bei mir selbst, spricht der Herr, deshalb, weil du das getan hast und deinen Sohn, deinen Einzigen, mir nicht vorenthalten hast, darum werde ich dich reichlich segnen.
Ich werde deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne des Himmels und wie den Sand, der am Ufer des Meeres ist. Deine Nachkommenschaft wird das Tor ihrer Feinde in Besitz nehmen.
Und in deinem Segen werden sich segnen alle Nationen der Erde, dafür, dass du meiner Stimme gehorcht hast.
Sieben Lektionen zur Anbetung aus dem Beispiel Abrahams
Wie bereits erwähnt, können wir aus dem Text verschiedene Aspekte zur Anbetung lernen.
Der erste Punkt ist, dass Anbetung auf einer Offenbarung von Gott beruht.
1. Anbetung beruht auf einer Offenbarung von Gott
In den Versen 1 und 2 heißt es, verkürzt ausgedrückt: Gott sprach zu Abraham: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, und opfere ihn.“
Abraham handelte also auf ein Wort von Gott hin. Er kam nicht selbst auf die Idee, seinen Sohn Isaak zu opfern. Wenn Abraham nicht den Befehl von Gott erhalten hätte, wäre das Opfern von Isaak kein Akt der Anbetung gewesen, sondern Mord.
Deshalb muss die Anbetung des Herrn immer durch das Wort des Herrn geleitet sein. Wenn wir Gott anbeten wollen, dürfen wir uns nicht nach Traditionen richten. Ebenso sollten wir uns nicht allein von unserem gesunden Menschenverstand leiten lassen.
Die einzige Grundlage für unsere Anbetung muss das Wort Gottes sein.
2. Anbetung setzt Glauben und Gehorsam voraus
Der zweite Punkt, Anbetung, setzt den Glauben an diese göttliche Offenbarung und den Gehorsam ihr gegenüber voraus.
Sehen wir uns gemeinsam Vers 3 an. Dort heißt es: „Da machte sich Abraham früh am Morgen auf, sattelte seinen Esel und nahm seine beiden Knechte mit sich sowie seinen Sohn Isaak. Er speitete Holz zum Brandopfer, machte sich auf und ging an den Ort, den Gott ihm genannt hatte.“
Abraham zeigte vollkommenen Gehorsam. Er machte sich bei nächster Gelegenheit auf und zögerte nicht lange, Gottes Befehl umzusetzen. Dabei folgte er genau dem, was Gott ihm gesagt hatte. Er hätte auch sagen können: „Da drüben ist auch ein Berg, ich opfere meinen Sohn Isaak auf dem Berg da drüben.“ Welcher Berg es war, wäre eigentlich egal gewesen.
Doch Abraham setzte Gottes Befehl genau so um, wie er gegeben wurde, und ging an den Ort, den Gott ihm genannt hatte. Ein solcher unbedingter Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes ist eine sehr wichtige Voraussetzung für Anbetung.
Wenn wir uns erinnern: Wir haben gesagt, Anbetung bedeutet, sich vor einem Größeren zu beugen und sich seiner Regierung zu unterwerfen. Dass wir uns seiner Regierung unterwerfen, können wir dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir Gottes Offenbarung auch praktisch umsetzen.
Das geschieht beispielsweise dadurch, dass wir bei der Gestaltung unserer Anbetungsstunde oder des Gottesdienstes nicht nach eigenen Vorstellungen vorgehen. Stattdessen fragen wir: „Herr, was willst du? Was sagt dein Wort dazu? Wie möchtest du, dass unsere Anbetungsstunde gestaltet wird?“
3. Anbetung kostet etwas
Der dritte Punkt: Anbetung kostet etwas.
In Vers 2 heißt es: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, und opfere ihn dort als Brandopfer.“ Abraham sollte das Kostbarste, was er hatte, opfern – seinen geliebten Sohn Isaak, auf den er alle Hoffnung gesetzt hatte, den Sohn der Verheißung. Isaak war Abrahams wertvollster Schatz, und nun sollte er ihn opfern.
Hier sehen wir, dass Anbetung nichts Billiges ist. Anbetung kostet etwas. Das wusste auch David, als er sagte in 2. Samuel 24,24: „Ich will dem Herrn, meinem Gott, kein Brandopfer darbringen, das mich nichts kostet.“
Und das hat sich im Neuen Bund nicht geändert. In Hebräer 13,15 wird Anbetung als ein Opfer des Lobes bezeichnet. Auch hier sehen wir, dass Anbetung etwas kostet, denn ein Opfer verlangt uns etwas ab.
Aber inwiefern kann Anbetung uns etwas kosten? Zum einen müssen wir die Bibel lesen und den Sohn Gottes sowie Gott selbst besser kennenlernen. Sonst haben wir nichts, mit dem wir anbeten können.
Außerdem kann Anbetung Selbstverleugnung bedeuten. Für Abraham war es völlig entgegen seinen fleischlichen Wünschen, sein Allerliebstes zu opfern. Genauso haben wir wahrscheinlich auch nicht immer Lust, zum Beispiel am Dienstag in die Anbetungsstunde zu gehen. Es ist normal, dass wir lieber Tennis spielen oder zum Grillen gehen würden.
Auch die Gestaltung des Gottesdienstes allein zur Ehre Gottes kann etwas kosten. Zum Beispiel dann, wenn wir aus dem Gottesdienst Dinge streichen, die uns zwar gefallen, die Gott aber keine Ehre bringen. Gott will am Sonntag eben in erster Linie Gottesdienst und keinen Geschwisterdienst, und das kann etwas kosten.
Wir sind von Natur aus schwache Anbeter, aber es lohnt sich, wie wir noch sehen werden, die fleischlichen Bedürfnisse zu verleugnen und Gott wirklich anzubeten.
Der vierte Punkt: Anbetung bedeutet, mit dem Anbetungsgegenstand zu Gott zu kommen, der ihm gefällt.
4. Anbetung bedeutet, mit dem Anbetungsgegenstand zu Gott zu kommen, der ihm gefällt
In Vers 7 fragte Isaak, wo denn das Schaf für das Brandopfer sei. Abraham antwortete: „Gott wird sich das Schaf zum Brandopfer ersehen.“
Das bedeutet, dass Gott sich das Opfer aussucht, das ihm gefällt, und nicht wir selbst wählen, welches Opfer dargebracht wird.
Wir kennen den Ausgang, der in 1. Mose 22,12-13 beschrieben wird. Dort steht, dass Abraham seinen Sohn nicht opfern musste. Nein, Gott selbst stellte das Opfer bereit; er stellte einen Widder zur Verfügung.
Wie gnädig und barmherzig ist unser Gott! Er nimmt Abraham nicht den größten Segen, den er ihm gegeben hatte – seinen Sohn Isaak. Abraham darf seinen Sohn behalten. Gott wollte nur sehen, dass er selbst, der Segensgeber, für Abraham wichtiger ist als Isaak, der Segen.
Und wie gnädig ist es, dass Gott bei uns genauso handelt: Gott stellt das Opfer, seinen geliebten Sohn Jesus Christus. Mit diesem Opfer kommen wir zu Gott, um ihn anzubeten. Etwas Wertvolleres als Jesus Christus können wir Gott in der Anbetung nicht bringen.
Mit Jesus Christus zu Gott zu kommen heißt, Gott von seinem Sohn zu erzählen – wie wunderbar er ist, was er getan hat, was er tut und was er auch noch tun wird.
Vielleicht sagst du dir: „Aber Gott weiß doch viel mehr über seinen Sohn als ich selbst. Was hat es dann für einen Sinn, dass ich ihm davon erzähle?“
Ganz einfach: Gott sagt in Matthäus 3,17: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Eben weil Gott an seinem Sohn Wohlgefallen gefunden hat, freut er sich auch darüber, wenn wir ihm unsere Begeisterung seinem Sohn gegenüber zum Ausdruck bringen.
Der fünfte Punkt: Anbetung bedeutet, andere Dinge zurückzulassen.
5. Anbetung bedeutet, andere Dinge zurückzulassen
In Vers fünf lesen wir: Da sagte Abraham zu seinem Knecht: „Bleibt ihr mit dem Esel hier, ich aber und der Junge wollen dorthin gehen, anbeten und zu euch zurückkehren.“
Die beiden Knechte und der Esel können sinnbildlich für all die Dinge stehen, die uns von der Anbetung abhalten wollen. Was sind das für Dinge, die uns davon abhalten, zum Beispiel zu Hause einmal auf die Knie zu gehen und Gott anzubeten? Was sind die Gründe, die uns hindern, am Dienstag zur Anbetung in die Gemeinde zu kommen? Oder die uns selbst während der Anbetungszeit davon abhalten, uns auf Gott zu konzentrieren?
Es sind unser Haushalt, unsere Arbeit, unsere Kinder oder andere Dinge, die uns einfach beschäftigen. Zu all diesen Dingen müssen wir, so wie Abraham, sagen: „Bleibt ihr hier, ich will jetzt dorthin gehen und anbeten.“
Wie viele Mahlzeiten sind wohl schon am Dienstag zwischen zwanzig und einundzwanzig Uhr, also in der Anbetungsstunde, gekocht worden? Und wie viele Geschäftsabschlüsse sind in dieser Zeit schon abgeschlossen oder ausgedacht worden?
Wir müssen solche ablenkenden Gedanken während der Anbetung entschlossen beiseite schieben und sagen: „Stopp, ich will jetzt anbeten.“ Das erfordert Gedanken und Disziplin, in der wir uns üben sollten – zur Ehre Gottes.
Der sechste Punkt: Anbetung verherrlicht Gott.
6. Anbetung verherrlicht Gott
Warum ist das so? Weil die Anbetung Gott die absolute Vorrangstellung einräumt und ihn in den Mittelpunkt stellt.
Bei der Anbetung hat Gott Vorrang vor unseren Pflichten gegenüber anderen Menschen. Er hat auch Vorrang vor unseren eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Viel zu viele Christen leiden unter der „Gib mir“-Krankheit: „Gib mir dies, gib mir jenes, gib mir auch noch das.“
Das sollte nicht unser ständiges Gebet sein. Stattdessen sollten wir uns darüber freuen, wenn wir zu Gott kommen können, um ihn anzubeten.
Abraham war ein Anbeter, weil er bereit war, sein Allerliebstes, seinen Sohn Isaak, darzubringen. Das zeigt, dass nicht sein Ich im Mittelpunkt stand, sondern dass Gott an der ersten Stelle seines Herzens stand.
Und das ist Anbetung – sie verherrlicht Gott.
Der siebte Punkt: Von der Anbetung geht Segen für den Anbeter und für andere aus.
7. Von der Anbetung geht Segen für den Anbeter und für andere aus
In den Versen 16 bis 18 sollten wir vielleicht noch einmal lesen, was dort steht. Gott sagt zu Abraham: „Weil du das getan hast und deinen Sohn, deinen Einzigen, mir nicht vorenthalten hast, darum werde ich dich reichlich segnen und deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Ufer des Meeres. Deine Nachkommenschaft wird das Tor ihrer Feinde in Besitz nehmen, und in deinem Samen werden sich alle Nationen der Erde segnen, dafür, dass du meine Stimme gehorcht hast.“
Abraham wurde durch seine Anbetung reich beschenkt. Zum einen gab Gott ihm seinen Sohn Isaak zurück, zum anderen machte Gott ihn fröhlich. Ich kann mir vorstellen, dass Abraham mit einem sehr schweren Herzen auf diesen Berg gestiegen ist. Aber er kam wahrscheinlich mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen und mit viel Freude im Herzen zurück.
Gott lässt sich nichts schenken. Er hat uns in 1. Samuel 2,30 verheißen: „Die, die mich ehren, werde auch ich ehren.“ Allerdings dürfen wir nicht den Fehler machen, den manche Charismatiker begehen. Sie glauben, dass sie Gott durch ihre Anbetung gefügig machen können, nach dem Motto: Wenn ich Gott anbete, dann erhört er vielleicht eher meine Gebete.
Nein, der Segen Gottes darf auf keinen Fall das Motiv unserer Anbetung sein. Sonst beten wir Gott nicht in Geist und Wahrheit an, und er wird sich an unserer Anbetung nicht freuen. Aber wenn wir Gott mit dem Ziel anbeten, ihn zu ehren, dann wird Gott uns beschenken – beispielsweise mit Freude im Herzen oder auch mit einer tiefen Zufriedenheit.
David wusste dies, deshalb sagte er auch in Psalm 65,4: „Glücklich, den du erwählst und nahen lässt, dass er wohne in deinen Vorhöfen. Wir werden gesättigt werden mit dem Gut deines Hauses, dem Heiligen deines Tempels.“
Herrlich ist, dass die Anbetung nicht nur ein Segen für den Anbeter ist, sondern auch ein Segen für andere. Das sehen wir deutlich am Beispiel Abrahams. Aus dem Samen Abrahams ging eine große Nation hervor, die Israeliten. Und aus seinem Samen kam Jesus Christus.
Wenn wir Galater 3,16 berücksichtigen, können wir Vers 18 in diesem Kapitel auch folgendermaßen formulieren: „Und durch deine Nachkommen, Jesus Christus, werden sich alle Nationen der Erde segnen, dafür, dass du meine Stimme gehorcht hast.“
Wir sehen hier, dass Gott vom Gehorsam Abrahams so sehr begeistert war, dass er bei der Gelegenheit auch versprach, seinen Sohn Jesus Christus für unsere Sünden zu opfern. Mit Jesus Christus werden alle glücklich, wenn sie es wollen und das Geschenk der Erlösung annehmen.
So sehen wir, dass alles aus der Anbetung hervorgehen kann – als Segen für andere.
Die Bedeutung der Anbetung für die Gemeinde heute
Was uns in erster Linie interessiert, ist die Frage: Wie kann unsere Anbetung als Gemeinde Käferthal – äh, Vogelstang, Entschuldigung – zum Segen für die Menschen in Mannheim werden?
Unsere Anbetung ist deshalb so wichtig, weil sie uns hilft, mehr von der Herrlichkeit des Herrn zu erkennen. Sie bewirkt, dass wir weniger von unseren egoistischen Wünschen erfüllt sind und mehr von Gott erfüllt werden. Mit Gott erfüllt zu sein, hat gewaltige Folgen.
Wir werden dem Herrn aus Liebe dienen und nicht aus Zwang oder Krampf. Wir dienen ihm nicht, weil wir ein schlechtes Gewissen haben. Stattdessen werden wir Persönlichkeiten mit Ausstrahlung, die unseren Mitmenschen einen Eindruck von Gott vermitteln können.
Wir wissen, dass das Angesicht von Mose strahlte, als er vom Berg Sinai herabkam. Es strahlte deshalb, weil er Gott begegnet war. Ebenso werden auch wir Ausstrahlung haben, wenn wir in der Anbetung Gott begegnen und uns von ihm füllen lassen.
Mose wusste zwar nichts davon, dass er strahlte. Ich denke, dass wir selbst wahrscheinlich auch nicht merken, wenn wir strahlen. Aber unsere Mitmenschen werden es sehr wohl registrieren. Sie werden sehen, dass unser Glaube echt und unverkrampft ist.
Das ist meiner Meinung nach der beste Weg der Evangelisation: Gott nicht nur mit unseren Worten zu verkündigen, sondern vor allem durch unser Leben.
Deshalb sollten wir uns auch das Zitat von Alfred Gips zu Herzen nehmen. Er sagte: „Eine Gemeinde, die es zulässt, dass ihr Dienst für den Herrn auf Kosten ihrer Anbetung des Herrn geht, verfehlt nicht nur Gottes Absicht mit ihr, sondern beeinträchtigt auch die Wirksamkeit ihres Dienstes.“
Also noch einmal: Eine Gemeinde, die es zulässt, dass ihr Dienst für den Herrn auf Kosten ihrer Anbetung des Herrn geht, verfehlt nicht nur Gottes Absicht mit ihr, sondern beeinträchtigt auch die Wirksamkeit ihres Dienstes. Das ist ganz wichtig.
Ermutigung zum Wachstum in der Anbetung
Zum Schluss noch ein Hinweis: Sicherlich sollte Abraham uns ein Vorbild sein im Hinblick auf Anbetung. Wir müssen uns aber nicht unbedingt direkt mit Abraham vergleichen und womöglich ein schlechtes Gewissen bekommen, weil wir nicht solche Anbeter sind wie er.
Abraham wurde erst am Ende seines Lebens ein Anbeter. Das Opfer von Isaak war der absolute geistliche Höhepunkt seines Lebens. Vorher lehrte Gott Abraham, ihm zu vertrauen und vor ihm zu wandeln. Diese Lehre dauerte sehr lange, viele Jahre.
Erst mit dem großen Opfer von Isaak hat Gott sein Erziehungsziel mit Abraham erreicht: Abraham war zum Anbeter geworden. So ist Gottes Ziel auch mit uns, dass wir zu Anbetern werden.
Ich denke, bei uns wird es nicht schneller gehen als bei Abraham. Auch bei uns muss Gott viel Geduld haben. Im Laufe unseres Lebens wird er uns immer mehr von seiner Herrlichkeit zeigen. Er wird uns dazu erziehen, seine Größe zu erkennen und unsere Schwäche sowie unsere Abhängigkeit von ihm.
Allerdings sind wir auch aufgerufen, gehorsam zu sein. Unsere Verantwortung ist es, die Erziehung, die Gott uns schickt, anzunehmen und nicht ständig zu murren.
