Einführung in die Vision Daniels im historischen Kontext
Wir wollen heute Daniel Kapitel 7 aufschlagen, Daniel Buch Kapitel 7, Vers 1. Wir befinden uns im Jahr 553 vor Christus, also fünfzig Jahre später als gestern. Fünfzig Jahre sind vergangen von Kapitel 2 bis Kapitel 7.
Wir lesen: Im ersten Jahr Belsasas, des Königs von Babel, schaute Daniel ein Traumbild und Gesicht seines Hauptes auf seinem Bett. Er schrieb den Traum auf und berichtete die Summe der Sache. Daniel hob an und sprach: „Ich schaute in meinem Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde des Himmels brachen los auf das große Meer, und vier große Tiere stiegen aus dem Meer, ein jedes verschieden vom anderen.“
Wir haben hier also ein Traumgesicht, ein Nachtgesicht. Vorher war es der Traum Nebukadnezars, hier ist es eine Vision in der Nacht, die Daniel selbst gegeben wird. Das Thema ist im Wesen dasselbe wie in Kapitel 2. Die Kapitel 2 und 7 sind Parallelkapitel im Buch Daniel.
Wir erfahren hier, dass Daniel in diesem Gesicht vier große Tiere sieht. Das ist parallel zu den vier Teilen des Standbildes, die wir gestern betrachtet haben. Dort waren es ja auch vier Teile, und dann kam ein fünftes großes Reich, das ist der Stein, der das Standbild zerschlug. Hier haben wir vier große Tiere.
Tiere stehen im Gegensatz zum Menschen. Sie schauen nicht zum Himmel auf, sie richten sich nicht nach Gott aus. Tiere können nicht sprechen, sagt die Bibel im 2. Petrusbrief 2,12. Sie sind stumm. Mit diesen Tieren sind Herrschermächte oder Herrschaftsmächte dargestellt. Es wird uns gezeigt, dass die Herrscher der Weltmächte nicht beten und nicht zu Gott aufblicken.
Tiere haben auch kein Gewissen, sie sind gewissenlos. Hier werden die Herrschaftsmächte als solche dargestellt, die letztlich keine Moral kennen und keine absoluten Werte anerkennen.
Nun lesen wir, dass sie aus dem Meer aufstiegen. Das Meer ist in biblischen Visionen oft das Völkermeer. Zum Beispiel heißt es in Jesaja 17,12: „Wie das Brausen des Meeres brausen die Völker.“ Oder in Offenbarung 17,15: „Die Wasser, wo die Hure saß, sind Völkersprachen, Völkerschaften und Nationen.“
Es geht hier also höchstwahrscheinlich darum, dass das Meer, aus dem diese Tiere hervorkommen, ein Bild für das Völkermeer ist.
Die vier Tiere als Symbol für aufsteigende Weltreiche
Nun schauen wir uns an, was aus dem Meer kommt. Aus dem Meer stiegen diese vier Tiere herauf, jedes von ihnen verschieden vom anderen.
Das erste Tier: Der Löwe mit Adlerflügeln
Das erste Tier war wie ein Löwe und hatte Adlerflügel. Ich schaute zu, bis ihm die Flügel ausgerissen wurden. Danach wurde es von der Erde aufgehoben und auf seine Füße gestellt wie ein Mensch. Es erhielt ein Menschenherz.
Hier sehen wir das erste Tier: ein Löwe mit Adlerschwingen. Der Löwe war oft ein Wappentier und gilt als König der wilden Tiere. Der Adler, ebenfalls ein Wappentier, ist der König der Lüfte. In diesem Bild wird ein großes Reich dargestellt, das beide Eigenschaften kombiniert – Löwe und Adler.
Später in der Bibel wird häufig beschrieben, dass die Babylonier als Löwe dargestellt werden, manchmal auch als Adler. Zum Beispiel wird in Jeremia 4,7 der babylonische König als Löwe beschrieben: „Ein Löwe steigt herauf aus seinem Dickicht.“ Auch in Jeremia 49,19 und Habakuk 1,8 wird die babylonische Macht mit Adlerflügeln verglichen: „Sie fliegen herbei wie die Adler.“ In Hesekiel 17,3 heißt es: „Ein großer Adler mit großen Flügeln“ – das bezieht sich auf die Macht Babylons und Nebukadnezar.
Solche Bilder kommen oft in der Bibel vor, besonders im Alten Testament. So steht in Jeremia 49,22: „Siehe, der Adler zieht herauf.“ Auch hier ist der babylonische König gemeint. Diese Darstellungen sind also nicht neu.
Es heißt, dass ihm die Flügel ausgerissen wurden. Ohne Flügel kann der Löwe nicht mehr so schnell fliegen – er verliert seine Schnelligkeit und Macht. Danach wurde er von der Erde aufgehoben und auf seine Füße gestellt wie ein Mensch, und ihm wurde ein Menschenherz gegeben.
Wir hatten keine Zeit, Kapitel vier zu lesen. Hätten wir gestern Kapitel vier gelesen, hätten einige von uns vielleicht gedacht: „So etwas haben wir doch schon bei Daniel gelesen.“ Dort wird ebenfalls beschrieben, dass einem König das Menschenherz genommen und später wiedergegeben wurde.
Diese Parallele findet sich in Daniel 4,30-33 und auch in Daniel 4,13. Gott spricht dort ein Gericht über Nebukadnezar, den babylonischen König, aus, weil er hochmütig geworden ist. Er wird sich wie ein Tier verhalten. Tatsächlich erkrankte er an einer Geisteskrankheit und benahm sich wie ein Tier.
Doch als er sich vor Gott demütigte, gab ihm der Herr sein Menschenherz zurück und richtete ihn wieder auf. Daraufhin hob Nebukadnezar seine Augen zum Himmel empor und pries den Gott des Himmels.
Vielleicht ist das, was hier beschrieben wird, eine Anspielung darauf, dass Nebukadnezar von einer tierischen Bestie, einem brutalen König, zu einem Menschen wurde, der seine Augen zum Himmel erhebt. Das könnte gut sein.
Jedenfalls stellt dieses erste Tier die erste Weltmacht dar. Es entspricht parallel dem, was wir gestern in Daniel Kapitel 2 gesehen haben: dem Haupt aus Gold, dem babylonischen Weltreich von 605 bis 539 v. Chr.
Das zweite Tier: Der Bär mit drei Rippen
Daniel 7, Vers 5: Und siehe, ein anderes Tier, ein zweites, erschien. Es glich einem Bären.
Ein Bär taucht hier auf, ein Tier, das in der Geschichte oft als Wappentier verwendet wurde. Der starke Bär ist hier nach einer Seite hin aufgerichtet. Zwischen seinen Zähnen befinden sich drei Rippen. Man sagt zu ihm: „Steh auf, friss viel Fleisch!“
Dieses Bild stellt ein anderes, sehr starkes Reich dar, das auf einer Seite aufgerichtet ist, auf der anderen Seite jedoch nicht so stark. Es ist ein zweiseitiges Reich.
Dieses Reich folgte auf das Reich Nebukadnezars und ist das medo-persische Königreich. Wir haben gestern schon davon gesprochen. Es ist das zweite Reich, das im Buch Daniel im Kapitel 2 im Traum Nebukadnezars erwähnt wird.
Das medo-persische Reich folgte auf das babylonische Reich und bestand etwa von 539 bis 333 v. Chr. Es war das Reich der Meder und Perser und hat viele Gebiete erobert.
Wenn Sie sich an die Karte von gestern erinnern, reichte das große persische Reich von Griechenland bis fast nach Indien. Es hat viel „gefressen“ – also viele Gebiete eingenommen.
Die drei Rippen in seinem Maul könnten die drei großen Teile darstellen, die das medo-persische Reich erobert hat: Einerseits das heutige Gebiet der Türkei (Lydien), Babylonien (heutiger Irak), Iran und Ägypten. Dieses Reich hat also viel gefressen.
Das dritte Tier: Der schnelle Panther mit vier Flügeln und vier Köpfen
Vers 6: Nach diesem sah ich, und siehe, ein anderes Tier wie ein Panther. Das dritte Tier ist schnell und raubgierig. Der Panther kann viel schneller laufen als der Bär und sogar schneller als der Löwe.
Hier wird die Schnelligkeit des Reiches dargestellt. Um dies noch zu verstärken, hatte es vier Vogelflügel auf dem Rücken. Nicht nur zwei Adlerflügel, mit denen man schön schweben kann, sondern vier Flügel. Mit diesen kann es noch schneller fliegen und die Ländereien einnehmen.
Das ist das Königreich, das auf das medopersische Königreich folgte. Es war das Reich Alexanders, der in Blitzesschnelle das gesamte Persische Reich eroberte. Innerhalb von nur wenigen Jahren vereinigte er ein Reich von 3,2 Millionen Quadratkilometern. Dieses umfasste Griechenland, Makedonien, Albanien, die Türkei, Bulgarien, Ägypten, Libyen, Israel, Jordanien, Syrien, Libanon, Zypern, Irak, Iran, Afghanistan, Usbekistan, Pakistan und Teile von Indien.
Die vier Vogelflügel zeigen also die Schnelligkeit der Eroberungen. Die Zahl vier deutet auch auf die vier Himmelsrichtungen hin, denn in alle vier Richtungen dehnte er sein Reich aus.
Weiter lesen wir, dass dieses Tier vier Köpfe hatte. Diese vier Köpfe wuchsen nicht nacheinander aus dem Tier heraus, sondern es hatte sie von Anfang an. Es sind genau vier Köpfe, nicht fünf oder sechs.
Früher dachte ich oft, dass sich dies vielleicht auf die vier Nachfolgereiche Alexanders bezieht. Aber das passt nicht, denn es müssten mindestens sechs Köpfe sein. Denn nach Alexander gab es Antigonus, Ptolemaios, Seleukos, Kassandros und Lysimachos. Das sind insgesamt sechs.
Hier haben wir aber nur vier Köpfe. Wahrscheinlich sind diese vier Köpfe einfach ein Bild für dasselbe wie die vier Flügel. Sie zeigen, dass das Tier in alle Richtungen schaut: mit einem Kopf nach Süden, nach Norden, nach Osten und nach Westen. Es fliegt in all diese Richtungen und erobert in Blitzesschnelle den gesamten Vorderen Orient.
Übrigens: Die Köpfe sind im Buch Daniel nie Herrscher. Die Köpfe stehen einfach für Reiche. Im Buch Daniel sind die Hörner die Könige, die Herrscher. Wir werden gleich darauf noch genauer eingehen.
Das vierte Tier: Das furchterregende und zerstörerische Reich
Das vierte Tier, Vers 7: Nach diesem schaute ich in den Gesichten der Nacht, und siehe, ein viertes Tier, furchterregend und schrecklich und überaus stark. Es hatte große eiserne Zähne, mit denen es fraß, zermalmte und das Übrige mit den Füßen zertrat.
Das vierte Tier wird hier besonders zerstörerisch dargestellt. Es frisst und zertritt. Es war anders als die vorigen Tiere, und zwar in besonderer Weise. Wie anders es war, können wir alles in Kapitel 11 von Daniel nachlesen.
Kapitel 11 ist gewissermaßen ein Schlüssel zum ganzen Buch Daniel. Schon in Kapitel 2 haben wir bemerkt, dass die Reiche, wenn wir sie mit Kapitel 11 vergleichen, uns weiterhelfen. Das Reich, das auf das Alexanderreich folgte, war von Anfang an ein geteiltes Reich.
Hier wird es einfach dargestellt als ein schreckliches, hartes und überaus starkes Reich, das viel frisst und mit den Füßen zertritt. Was geschah nach Alexander? Nachdem Alexanders Reich zertrümmert, zerteilt und zerstört wurde, gab es lange Zeit Kämpfe.
Ich habe gestern erzählt, dass es 22 Jahre lang Kämpfe gab, bis es zur Reichsteilung kam. Von da an bildeten sich vier Reiche. Zwei davon waren sehr schnell unbedeutend: das kleine Griechenland und das Reich von Lysimachos in Makedonien und nördlicher Türkei. Dieses wurde schnell vom großen König Seleukos unterworfen, der das Seleukidenreich gründete.
Das Seleukidenreich war das Reich des Königs des Nordens. Wenn Sie sich erinnern, gestern haben wir gesehen, dass dieses große Reich fast die gesamte Ausdehnung von Alexanders Reich hatte – nur Ägypten gehörte nicht dazu. Ägypten war das Ptolemäische Reich.
Wir hatten also zwei Teile: das ägyptische im Süden unter Ptolemaios und das seleukidische Reich im Norden unter Seleukos. Wird uns hier ein Reich dargestellt, das anders ist, das zertritt und schrecklich ist? Wenn wir Kapitel 11 lesen, würden wir erkennen, wie schrecklich dieses Reich ist.
Dort gab es ständig Krieg. Diese beiden Teile versuchten immer wieder, sich zu einigen. Schlussendlich stellte sich heraus, dass das Nordreich das Stärkere war.
Und wo war Israel? Israel gehörte eine Zeit lang zum Südreich, bis zum Jahr 198, und dann zum Nordreich. Israel war wie ein Spielball der Mächte, zerquetscht und immer wieder hart zugesetzt.
Gerade deshalb, weil das Heilige Land in besonderer Weise stark zertreten und zertrampelt wurde von diesem vierten Reich, wird es als besonders schrecklich und zerstörerisch dargestellt.
Wir dürfen nie vergessen: Für wen ist das Buch Daniel geschrieben? Nicht für deutsche Christen im Jahr 2015, sondern für die Israeliten, die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt sind im Jahr 538.
Daniel hat das Buch etwa um das Jahr 536 abgeschlossen. Dieses Buch haben diese Rückkehrer gelesen, und auch die Juden, die noch in Persien zurückgeblieben waren, haben es gelesen. Für sie war das Buch bestimmt.
Natürlich müssen wir uns hineinversetzen, als ob wir solche Israeliten wären, die dieses Buch lesen. Es ist immer so: Wenn wir ein Bibelbuch lesen, müssen wir uns in die Situation der Menschen hineinversetzen, die das Buch damals bekamen, um es zu lesen.
Die zehn Hörner und das elfte Horn: Herrscher des vierten Reiches
Nach Alexanders Tod kam es zur Bildung des seleukidischen Reiches, das besonders dem israelitischen Volk erheblichen Schaden zufügte.
Was wir hier noch nicht gelesen haben, steht in Kapitel 7, Vers 7 am Ende: Es hatte zehn Hörner. Zehn Hörner an einem Tier. Es wird nicht näher beschrieben, um welches Tier es sich handelt – es steht weder Löwe, Bär noch Panther. Es ist einfach ein Tier, ein grässliches Tier, und es hat zehn Hörner.
Die zehn Hörner stehen für zehn Könige, wie uns später erklärt wird. Diese Hörner gehören zu dem Tier, das also von zehn Königen beherrscht wird. Dabei ist wichtig zu beachten: Es steht nicht da, dass das Reich in zehn Teile geteilt ist. Nein, es ist ein Reich, das Tier mit den zehn Hörnern, das heißt, aus diesem Tier wachsen zehn Hörner heraus.
Zum Schluss wächst sogar noch ein elftes Horn. Wir haben also elf Hörner, die nicht gleichzeitig herauswachsen. Bei dem elften Horn wird uns in der Erklärung gesagt, dass es später herauswächst. Die Hörner erscheinen also nacheinander, nicht gleichzeitig.
In der jüdischen Auslegung, zum Beispiel in den syberlinischen Orakeln, wurden diese zehn Hörner immer mit zehn Herrschern des seleukidischen Reiches identifiziert. Auch Josephus Flavius, ein jüdischer Historiker, der die Geschichte Israels schrieb, bestätigte, dass es sich um die zehn Herrscher des seleukidischen Reiches handelt.
Nun müssen wir prüfen, ob diese Auslegung richtig ist. Wir lesen weiter in Kapitel 7, Vers 8:
Ich betrachtete die Hörner, und siehe, da stieg zwischen ihnen ein anderes Horn, ein kleines, auf. Drei von den vorherigen Hörnern wurden vor ihm ausgerissen. Dieses neue Horn kam also nach den drei Hörnern, die vor ihm ausgerissen wurden.
Interessant ist, dass an diesem elften Horn Augen wie Menschenaugen waren. Augen stehen für Intelligenz und Klugheit. Das Tier selbst ist zerstörerisch, aber hier haben wir ein Tier mit Hörnern, die klug sind. Das ist eine gefährliche Kombination: etwas Zerstörerisches, das zugleich intelligent ist.
Menschen sind im Gegensatz zu Tieren Verstandeswesen, sie besitzen Vernunft und Intelligenz. Tiere dagegen haben diese Vernunft nicht. Wenn hier also von Menschenaugen die Rede ist, sind damit intelligente Augen gemeint – keine tierischen Augen.
Außerdem hatte dieses Horn einen Mund, der große Dinge redete. Ein Horn, das reden kann – das zeigt, dass es sich nicht nur um ein Horn handelt, sondern hinter diesem Horn ein Mensch steht. Dieses Gesicht stellt also einen Menschen dar, einen Herrscher.
Die himmlische Gerichtsszene und das Ende der Reiche
Vers 9: Und ich schaute, bis Throne rasch hingestellt wurden. Dann ließ sich ein Hochbetagter nieder – ein Alter, einer, der viele, viele Tage hinter sich hat.
Dieser Hochbetagte ist, wie wir später erfahren, niemand anderer als Gott selbst. Er hat so viele Tage hinter sich, dass er hochbetagt genannt wird. Tatsächlich hat er ewige Tage hinter sich; er ist der Ewige, der Richter, Gott.
Er ließ sich auf einen Stuhl nieder, auf einem Thron. Offensichtlich wird jetzt ein Gericht gehalten. Mit ihm setzen sich noch andere auf Thronen nieder – eine göttliche Ratsversammlung, vielleicht Engel, die hier dargestellt werden. Gott, der Richter.
In Psalm 89, Vers 8 heißt es: „Der Mächtige ist zu fürchten im Ratskreis der Heiligen, und furchtgebietend ist er.“ Die Heiligen werden oft als Engel bezeichnet, manchmal sind es auch Gläubige.
Hier schauen wir weiter, was der Text sagt: Daniel 7, Vers 9: Sein Gewand war weiß wie Schnee. Weiß wie Schnee bedeutet, dass nichts Schmutziges an ihm ist. Wenn er richtet, macht er nichts falsch. Und das Haar seines Hauptes war wie reine Wolle. Reinheit und Heiligkeit werden durch die Farbe Weiß dargestellt. Das Haupt steht für Weisheit – er ist ein weiser Richter.
Sein Thron war Feuerflammen, lesen wir weiter. Feuer, das läutert und richtet. Wenn wir Offenbarung Kapitel 1 lesen, merken wir viele Parallelen, auch in Kapitel 4 der Offenbarung. Gott ist ein verzehrendes Feuer, heißt es in Hebräer 12, Vers 29.
Dann heißt es weiter: „Und seine Räder waren loderndes Feuer.“ Der Thron steht auf Rädern, sodass er überall hinfahren kann, und das Feuer war lodernd. Wer Hesekiel Kapitel 1 gelesen hat, erinnert sich an dasselbe Bild: Gott, der Allmächtige, der Richter.
Vers 10: Es floss ein Feuerstrom, und er ging von ihm aus. Tausende mal tausende dienten ihm, und zehntausende mal zehntausende standen vor ihm. Das sind die heiligen Engel in der Gegenwart Gottes. Unzählige Engel.
Das Gericht ließ sich nieder, das heißt, das Gericht begann sofort. Die Bücher wurden aufgeschlagen. Jetzt werden also die Bücher wie bei einem Gericht geöffnet, und es wird nachgeschaut. Ein Gott, der das Böse nicht richtet, kann nicht ein Gott der Liebe sein. Hier ist ein Gott, der das Böse richtet.
Vers 11: Und dann schaute ich wegen der Stimme der großen Worte, die das Horn redete. Ich schaute, bis das Tier getötet und sein Leib zerstört wurde. Das Tier, das Zehnhörnertier oder Elfhörnertier, wurde jetzt getötet. Dieses Reich wurde zerstört.
Wer das Tier tötete, steht nicht da. In Kapitel 2 erfahren wir noch, dass der Stein von Gott ausging und den Koloss zerschlug – das Standbild wurde zerschlagen. Hier steht einfach: Das Tier wurde getötet und dem Brand des Feuers übergeben. Das heißt, ein Gericht findet statt.
Was die übrigen Tiere betrifft – also den Löwen, den Bären und den Panther: Ihre Herrschaft wurde weggenommen, aber die Länge ihres Lebens wurde ihnen gegeben bis auf Zeit und Stunde. Das heißt, sie durften nur so lange leben, wie Gott es bestimmt hat.
Der Löwe darf nur so lange leben, wie Gott es bestimmt hat; der Bär ebenso; der Panther lebte nur kurz, etwa zwölf Jahre. So lange hatte er sein Reich, und dann war er schon tot.
Das Tier war tot, das heißt, das Reich war zerstört. Das erste Reich dauerte ungefähr siebzig Jahre, das zweite war länger, das dritte war ganz kurz, und das vierte, von dem wir schon gelesen haben, wurde dem Feuer übergeben.
Gott bestimmt die Dauer der Königreiche; sie gehen unter. Im Bild, im Traumgesicht, heißt es einfach, dass sie zerstört wurden. In der Geschichte wissen wir genau: Das Babylonische Reich wurde durch das Medopersische zerstört, das Medopersische durch das Griechische, und das Griechische zerfiel selbst in vier Teile. Danach wurde es durch die Römer zerstört.
Das Letzte, das vierte Reich, wurde schließlich durch die Römer zerstört – ein Ende wurde gesetzt.
Die Ankunft des Menschensohnes und das ewige Reich
Vers 13: Ich schaute in den Gesichtern der Nacht, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wieder – ein Menschensohn. Jetzt kommt ein Mensch. Vorher waren Tiere da, jetzt kommt ein Mensch. Die Tiere werden nun durch einen Menschen ersetzt.
Dieser Mensch ist ein besonderer; es heißt hier „wie ein Menschensohn“. Dieser Menschensohn ist niemand anderer als der Herr Jesus Christus. Er hat immer wieder von sich gesagt: „Ich bin der Menschensohn, und ihr werdet den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels.“ Der Herr Jesus Christus bezog sich immer wieder auf diese Stelle, wenn er sich in den Evangelien als den Menschensohn darstellte.
Vers 13, in der Mitte: „Und er kam zu dem Hochbetagten und wurde vor demselben gebracht. Und ihm wurde gegeben Herrschaft und Herrlichkeit und Königtum, und alle Völker, Völkerschaften und Sprachen dienten ihm.“
Also nicht nur die vier Reiche – nicht nur die Babylonier, Medoperser, das Alexanderreich und das Seleukidenreich –, nein, alle Völker, Sprachen, Herrschaften und Völkerschaften dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königtum ist ein solches, das niemals zerstört werden wird.
Hier haben wir dasselbe wie in Kapitel 2, Vers 44, das wir gestern gelesen haben: Ein Königreich, das in Ewigkeit nicht zerstört werden wird, und das Königtum wird keinem anderen Volk übergeben werden. Es wird ewig bestehen. Das ist das Königreich dieses Menschensohnes – ein ewiges Reich.
Wir lesen auch in Jesaja: „Und seines Reiches wird kein Ende sein.“ Ebenso in Lukas 1, Vers 33: „Er wird als König herrschen über das Haus Jakobs bis in Ewigkeit, und seines Königreiches wird kein Ende sein.“
Das ewige Reich Gottes ist das Reich Jesu Christi.
Die Deutung der Vision durch einen Engel
Und nun lesen wir weiter und sind gespannt auf die Deutung. Das Wunderbare ist, dass der Engel uns den Traum selbst deutet. Wir müssen uns also gar nicht so sehr bemühen.
In Vers 15 heißt es: „Es wurde mein Geist in mir, Daniel, zutiefst beunruhigt in meinem Leibe, und die Gesichter meines Hauptes schreckten mich. Ich näherte mich einem der Dastehenden, um von ihm Gewissheit über dieses alles zu erbitten. Und er sagte mir, dass er mir die Deutung der Sache kundtun wolle.“
Diese großen Tiere, deren vier waren, sind vier Könige. Bitte beachten: Könige steht hier für Königreiche. Das erfahren wir spätestens in Kapitel 8, wo ebenfalls von Königen die Rede ist. Wir merken also, dass es sich um Königreiche handelt, die gegeneinander kämpfen. Die vier Tiere repräsentieren jeweils ein Reich. Sie werden von der Erde aufstehen, das heißt, sie werden sich erheben.
In Vers 18 steht: „Aber das Königreich empfangen werden die Heiligen des Höchsten, und sie werden das Königreich ewig besitzen.“
Wir müssen uns jetzt ein wenig in die Menschen hineinversetzen, die damals aus der Gefangenschaft zurückkehrten. Diese hatten den Propheten Hesekiel studiert. Hesekiel war der Prophet, der während der babylonischen Gefangenschaft viel über das herrliche Reich verkündete, das Gott dem Volk Israel geben wird, wenn es aus der Gefangenschaft zurückkehrt.
An mehreren Stellen wurde dort gesagt, dass Gott sie aus all diesen babylonischen Völkern wieder sammeln und zurückbringen wird in das Land. In Kapitel 37, Verse 26 bis 28, heißt es, dass sie ein ewiges Land bekommen und nie mehr in zwei Teile geteilt werden, in ein Südreich und ein Nordreich. Sie werden einen zweiten König bekommen, einen zweiten David. Davon wird in Hesekiel 34 und Hesekiel 36 berichtet. Gott wird einen ewigen neuen Bund errichten.
In Hesekiel 37 steht auch: „Einen Bund des Friedens wird er errichten.“ Dann wird er ein ewiges Heiligtum in Jerusalem aufrichten. Er wird eine ewige Herrlichkeit schaffen. Gott selbst wird sein großes Haus bauen und dort wohnen. Er wird in alle Ewigkeit bei seinem Volk sein.
Das wurde den Juden damals verheißungsvoll zugesagt. Eine herrliche Sache! Am Ende von Kapitel 37 steht auch, dass der Geist ausgegossen wird. Alles folgt nacheinander – lauter ewige Dinge.
Diese Leute hatten eine riesengroße Hoffnung. Sie kamen aus der babylonischen Gefangenschaft zurück, im Jahr 538 v. Chr., und sie hielten Ausschau danach, wann der zweite David kommen würde, wann der Heilige Geist ausgegossen werden würde und wann dieser herrliche Tempel gebaut werden würde, in dem Gott ewig wohnen wird. Sie erwarteten das ewige Land. Sie bereiteten sich darauf vor, denn alles sollte herrlich werden. Sie würden in Ewigkeit mit dem Messias, dem zweiten David, regieren.
Dann kamen sie zurück – und was geschah? Nichts! Sie begannen, den Tempel zu bauen, aber hörten wieder auf, als die Samaritaner kamen und sie hinderten. Nichts weiter passierte.
In diese Situation hinein kam das Buch Daniel, und das war für sie von immenser Bedeutung. Sie mussten wissen, was nun aus Gottes Verheißungen wird. Wo bleiben die Verheißungen?
Durch das Buch Daniel erfuhren sie, dass nach dem babylonischen Reich das medopersische Reich kommt. Das wussten sie bereits, denn der König von Medopersien war schon auf dem Thron. Nach dem medopersischen Reich kommt ein weiterer König. Nach diesem wird sein Reich zertrümmert werden. Es folgt eine weitere Zeit, eine schwere Zeit.
Eine Bedrängniszeit für das Volk Israel. Ein schreckliches Tier, dieses gefräßige, zertretende Tier, das nach Alexander dem Großen kommt. Das ist das seleukidische Reich zusammen mit dem ptolemäischen. Das seleukidische Reich war das eigentlich Stärkere und hat Jerusalem furchtbar zugesetzt.
Lesen wir weiter: Das Königreich empfangen werden die Heiligen des Höchsten. Das ist der Ausblick. Das Königreich werden die Gläubigen bekommen, die Heiligen, die dem Herrn treu bleiben.
Im Buch Daniel geht es um Treue, Treue und nochmals Treue. Was Daniel selbst getan hat, nämlich treu zu sein mitten im babylonischen Reich, das sollten die rückgekehrten Israeliten jetzt auch tun. Treu sein, egal wer kommt, egal welcher Herrscher kommt, selbst wenn er Antiochus heißt.
Treu sein, auch wenn es verboten wird zu beten. So wie Daniel, als ihm verboten wurde zu beten, aber er dennoch treu blieb. Und wenn es heißt: „Dann kommst du in die Grube zu den Löwen.“ Trotzdem bleiben wir treu und halten unseren Gottesdienst, auch wenn man uns den Gottesdienst verbietet.
Das ist die Botschaft an diese Zurückgekehrten aus der Gefangenschaft: Es wird eine schwere Zeit kommen, und Gott wird eure Treue prüfen. Das ist die Botschaft.
Weitere Details zum vierten Tier und dem kleinen Horn
Nun lesen wir weiter.
Vers 19: Darauf begehrte ich Gewissheit über das vierte Tier zu haben, das von allen anderen verschieden war. Es war sehr schrecklich, seine Zähne waren aus Eisen und seine Klauen aus Erz. Es zermalmte die Phrasen und zertrat das Übrige mit seinen Füßen. Über den zehn Hörnern auf seinem Kopf war ein anderes Horn, das emporstieg, vor dem drei Hörner abfielen. Dieses Horn hatte Augen und einen Mund, der große Dinge redete. Sein Aussehen war größer als das seiner Gefährten.
Ich schaute, wie dieses Horn Krieg führte gegen die Heiligen und sie überwältigte, bis der Hochbetagte kam und Recht verschaffte den Heiligen des Höchsten. Dann trat die Zeit ein, in der die Heiligen das Königreich in Besitz nahmen. Eines Tages wird Gott selbst auf den Plan treten und seinem Volk Recht verschaffen, auch wenn dieses kleine Horn, das zu einem großen Horn wird, die Heiligen bekämpft und sogar besiegt.
Vers 23: Er sagte weiter, dass das vierte Tier ein viertes Königreich bedeutet, das auf Erden sein wird. Es wird sich von allen anderen Königreichen unterscheiden – anders als das babylonische, anders als das metropersische und anders als das von Alexander dem Großen. Was genau anders ist, erfahren wir später in Kapitel 11. Dort wird erklärt, dass dieses vierte Reich etwas tun wird, was keines der anderen Königreiche getan hat.
Die Babylonier waren schlimm, aber nicht so schlimm wie das vierte Reich. Wissen Sie, die Babylonier kamen mit Nebukadnezar. Wie beginnt das Danielbuch? Was steht dort als Erstes? Nebukadnezar kam, vergriff sich am Tempel, holte die heiligen Geräte und Gefäße heraus und brachte sie nach Babylon. Das war ein Frevel – man darf sich nicht an den Gefäßen und Geräten des Tempels vergreifen. Dennoch behandelte er sie mit Ehrfurcht, stellte sie in sein Götzenmuseum in Babylon und tat sonst nichts weiter.
Sein Enkelsohn Belsazar war schlimmer. Wir lesen in Kapitel 5, dass er genau diese Gefäße aus dem Museum nahm, sie auf seinem großen Festmahl aufstellte, darin Wein trank und dabei lästerte und spottete. Er pries Götter aus Holz und Stein. Bis Gott sagte: „So nicht, mein Freund, so nicht!“ Er war schlimmer, und Gott schrieb ihm das Gericht an die Wand.
In derselben Nacht kamen die Perser und nahmen die Stadt ein. In diesem großen Festsaal lagen lauter Leichen, und auf dem Tisch standen noch die Gefäße Gottes, des Allmächtigen. Belsazar war schlimmer als Nebukadnezar, aber es sollte noch schlimmer werden. Ein Mann namens Antiochus sollte kommen, der noch viel schlimmer sein würde.
Wir lesen weiter: Vers 23 sagt, dass das vierte Tier, das vierte Königreich, auf Erden sein wird. Es wird sich von allen Königreichen unterscheiden und die ganze Erde fressen, zertreten und zermalmen. Übrigens kann „Erde“ auch „Land“ bedeuten. Sie können also auch lesen, dass das ganze Land gefressen, zertreten und zermalmt wird.
Vers 24: Die zehn Hörner bedeuten, dass aus diesem Königreich zehn Könige aufstehen werden. Bitte beachten Sie, sie kommen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Ein anderer wird nach ihnen aufstehen, und dieser wird verschieden sein von den vorherigen. Er wird drei Könige erniedrigen, also stürzen oder daran hindern, zur Herrschaft zu kommen.
Nun, was geschah in der Geschichte? Wir brauchen nur die Geschichte zu lesen. Die Geschichtsbücher berichten davon. Zuerst war Antigonus in diesem Reich, im seleukidischen Reich. Sie kämpften gegen ihn, und Antigonus herrschte eine Zeit lang bis zum Jahr 301, dann wurde er von Seleukus getötet. Danach herrschte Seleukus I., dann Seleukus II., dann Antiochus I., Antiochus II., Seleukus III., Seleukus IV., Antiochus III. und schließlich Antiochus IV.
Morgen werde ich Ihnen eine Folie zeigen, heute habe ich mir das erspart. Der Achte war Seleukus IV., der auf heimtückische Weise ermordet wurde – wahrscheinlich vergiftet vom Finanzminister Antiochus’, vermutlich auf dessen Anweisung. Seleukus IV. war der Achte.
Der Nächste wäre sein Sohn Demetrius gewesen, doch den schickte Antiochus nach Rom in die Verbannung. Der nächste wäre ein gewisser Antiochus gewesen, aber er war noch ein Baby. Da sagte Antiochus IV., er sei ja der Onkel, und erklärte, er herrsche für den kleinen Antiochus. Das heißt, er schaltete drei aus: den achten König Seleukus IV., Demetrius, der nach Rom geschickt wurde, und den kleinen Antiochus, das Baby.
Dann kam er an die Macht als Nummer elf, als das elfte Horn. Antiochus IV. regierte von 175 v. Chr. bis 164 v. Chr. Um diesen Antiochus geht es hier. Er erniedrigte drei Könige, nämlich Seleukus IV., Demetrius und den Baby-Antiochus. Übrigens wurde der kleine Antiochus später ermordet, zur Sicherheit, damit er keine Schwierigkeiten bereitet, wenn er älter wird.
Ich denke, nach der Pause werden wir wohl ein Lied singen, damit wir wieder frisch werden und uns auch besinnen können.
Die Verfolgung unter Antiochus IV und die religiöse Bedrängnis Israels
Ab jetzt geht es immer um diesen Antiochus IV., dessen vollständiger Name Antiochus IV. Theos Epiphanes ist. Auf Deutsch übersetzt bedeutet das „die göttliche Erscheinung“, denn er gab sich wie ein Gott aus. Er wird Worte gegen den Höchsten sprechen.
Dieser König, das elfte Horn, wird Worte gegen den Höchsten sprechen und die Heiligen des Höchsten aufreiben. Das heißt, er wird sie bedrücken und töten, wo immer er nur kann.
Dann heißt es, er wird darauf sinnen, die Zeiten zu ändern und das Gesetz. Das Wort hier in der ursprünglichen Sprache, Aramäisch, bedeutet „Festzeiten“. Das heißt, er wird sich anmaßen, die jüdischen Gottesdienstzeiten und Festtage zu verändern.
Tatsächlich hat er das gemacht. Antiochus war ein König, der eine Zeit lang in Rom verbringen musste. Dort hatte er den Jupiter-Kult kennengelernt. Jupiter war der höchste Gott der Griechen, den die Römer unter einem anderen Namen kannten. Bei den Griechen hieß er Zeus, bei den Römern Jupiter.
Antiochus hatte diesen Jupiter-Kult besser kennengelernt, als er ihn je zuvor kannte, und er wollte genau diesen Kult in Israel einführen. Im gesamten Reich ließ er überall Altäre zu Ehren von Jupiter errichten.
Ob er wirklich so fromm war, sei dahingestellt. Wahrscheinlich war er nicht sehr fromm, sondern sah es eher als ein Mittel, die Menschen gefügig zu machen. Er benutzte die Religion dazu und wollte keine andere Religion zulassen.
Deshalb waren ihm die Juden ein Dorn im Auge, und er wollte in Israel die griechische Religion einführen. Es gab tatsächlich viele Leute in Israel, die nicht mehr von Herzen an den lebendigen Gott Yahweh glaubten, die die Bibel nicht ernsthaft studiert hatten und Kompromisse eingingen.
Diese konnte er leicht verführen. So lästerte er gegen den Höchsten, den wahren Gott des Himmels. Wer nicht mitmachte, wurde getötet. Wer nicht zur griechischen Religion übertrat, wurde vernichtet.
Er verbot den jüdischen Gottesdienst und das Lesen der Heiligen Schriften. Diese mussten verbrannt werden. Er verbot die Beschneidung der Kinder unter Todesstrafe. Nicht nur die Mütter, die ihre Kinder beschneiden wollten, wurden getötet, sondern auch die Kinder selbst.
Er kam nach Jerusalem, tötete 80 Menschen, zerstörte die Stadtmauern, riss sie nieder, setzte Häuser in Brand und richtete ein schreckliches Blutbad an. Er erkannte, dass nicht alle Juden seine griechische Kulturverwandlung mitmachen wollten.
Es heißt hier, er wird darauf sinnen, die Zeiten zu ändern und das Gesetz. Das göttliche Gesetz in Israel hat er komplett in ein griechisches Gesetz umgewandelt.
Wer das nachlesen möchte: Einige Bibeln enthalten die Apokryphen, darunter das Buch der Makkabäer. Dort wird beschrieben, was ich gesagt habe. Diese Schriften sind nicht inspiriert, sondern geschichtliche Bücher. Sie wurden durch die katholische Kirche in alte Bibeln aufgenommen, zum Beispiel in die alte Lutherbibel. In neuen Bibeln sind sie meist nicht mehr enthalten, was auch gut so ist, denn sie gehören nicht zum Wort Gottes.
Wer sie kennt, kann in den Makkabäerbüchern nachlesen. Zum Beispiel in 1. Makkabäer 1,44 heißt es: „Nun schickte der König durch Boten den schriftlichen Befehl nach Jerusalem und in die Stätte Judas, man solle die ausländischen Satzungen und Bräuche beobachten“, also die griechischen Bräuche. Man solle Brandopfer und Schlachtopfer im Heiligtum nicht mehr darbringen. Sabbate und Feste sollen ungefeiert bleiben, also nicht mehr gehalten werden.
In Vers 46 heißt es weiter: „Das Heiligtum und die Heiligen, die Priester, die Leviten, solle man verunreinigen. Altäre, heilige Steine und Götzentempel soll man errichten, Schweine und andere unreine Tiere opfern. Ihre Söhne sollten unbeschnitten bleiben, und ihr Gewissen mit jeder Art von unreinen und gräuelhaften Dingen befleckt werden, sodass sie das mosaische Gesetz vergessen und alle heiligen Ordnungen abschaffen. Wer dem Gebot des Königs nicht Folge leistet, soll den Tod erleiden.“
In 2. Makkabäer 6,1 heißt es: „Nicht lange danach sandte der König einen alten Mann aus Athen, um die Juden zu zwingen, von den väterlichen Sitten abzufallen und nicht mehr nach den Gesetzen Gottes zu leben. Auch sollte er den Tempel zu Jerusalem entweihen und ihn nach dem olympischen Gott Zeus, dem Jupiter, benennen.“
Später wird berichtet, dass keine Sabbatfeier mehr stattfand, noch die Beobachtung der herkömmlichen Feste. Es war sogar nicht erlaubt, sich äußerlich zum Judentum zu bekennen. Das war eine schlimmste religiöse Verfolgung für alle, die dem wahren Gott Yahweh dienen wollten – schlimmer als zu Daniels Zeit, als es ihm verboten war, dreißig Tage lang zu beten.
Kehren wir zum Text zurück. In Daniel 7, Vers 25 heißt es: „Er wird darauf sinnen, und sie werden in seine Hand gegeben sein eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ Das bedeutet dreieinhalb Zeiten.
Das Wort für „Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“ wird später in Kapitel 12 noch einmal erwähnt. Dort wird eine Zeitspanne von 1290 Tagen genannt.
Wissen Sie, wie lang das ist? 1290 Tage – das sind etwas mehr als dreieinhalb Jahre. Ich habe hier vorgegriffen, um die Zahl „Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit“ zu erklären.
Genau so lange dauerte es, als Antiochus seinen furchtbaren Kult trieb und den Tempel entweihte. Die schlimmste Zeit der Bedrängnis Israels war vom Jahr 168 bis 164 vor Christus.
Der Tempel war nicht exakt dreieinhalb Jahre verunreinigt, sondern genau drei Jahre und zehn Tage. Die Bedrängnis des Volkes dauerte jedoch länger als die Verunreinigung des Tempels.
Merken Sie sich: Vom Jahr 168 bis zum 12. Dezember 165 war der Tempel verunreinigt. Danach dauerte die Bedrängnis noch einige Monate an, bis Antiochus im Februar oder März 164 v. Chr. starb.
Alles in allem war die schlimmste Bedrückungszeit Israels ungefähr dreieinhalb Jahre.
Vers 26: „Aber das Gericht wird sich niederlassen, und seine Herrschaft wird man wegnehmen.“ Die Herrschaft dieses kleinen Horns wird also weggenommen.
Gott wird eingreifen und Gericht halten. Die Macht des vierten Tieres, vor allem dieses kleinen Horns, geht zu Ende. Das kleine Horn wird vernichtet.
Vers 27: „Und das Königreich, die Herrschaft und die Größe der Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden.“
Diejenigen, die treu geblieben sind an dem wahren Gott Yahweh und in dieser furchtbaren Verfolgungszeit ihm die Treue hielten, dürfen nun mit Gott herrschen.
Der Menschensohn wird hier nicht mehr erwähnt, aber die Parallele ist klar: Der Menschensohn kommt und ihm wird das Königreich gegeben – ein ewiges Reich, das nie mehr zerstört wird.
Es heißt weiter: Sein Reich ist ein ewiges Reich, und alle Herrschaften werden ihm dienen und gehorchen.
„Bis hierher das Ende der Sache.“ Daniel sagt: „Mich schreckten meine Gedanken sehr, und meine Farbe veränderte sich an mir. Ich bewahrte die Sache in meinem Herzen.“
Das bedeutet, die ganze Sache wird durch das Kommen des Messias abgeschlossen.
Ausblick auf weitere Visionen und die Geschichte nach Antiochus
Nun wissen wir bereits aus Kapitel 2, dass der Messias nicht an dem Tag kam, an dem Antiochus starb. Das war im Jahr 164 v. Chr. Nein, natürlich nicht.
In der alttestamentlichen Prophetie ist das jedoch so: Der Blick richtet sich nach vorne. Es ist wie bei den Bergen – man sieht die vorderen Berge, aber nicht die Täler dazwischen. Man sieht einfach das Ganze in einem großen Bild. Die einzelnen Details und die genauen Zeitverhältnisse werden uns nicht gezeigt.
Nach dem Seleukidenreich, also im Jahr 164, als Antiochus starb, verfiel sein Reich zusehends. Es wurde immer schwächer. Er selbst war tot, und seine Nachfolger waren schwache Könige. So ging das noch etwa hundert Jahre weiter, bis die Römer, die nicht mehr viel zu tun hatten, eingriffen.
Das Seleukidenreich war ohnehin schon zerfallen, und die Römer machten daraus eine Provinz namens Syria. Das war im Jahr 63 v. Chr. Einige Jahrzehnte später wurde ein Kind in Bethlehem geboren.
Ein Sohn wurde uns geschenkt, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Sein Name heißt „Wunderbar, wunderbarer Ratgeber“ und so weiter. Sein Reich wird kein Ende haben auf dem Thron Davids. Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit – dieser Eine, der kommt.
Wie lange all das dauert und wie er sein Königreich aufrichtet, ist nicht das Thema der Prophetie. Wichtig ist: Der zweite David kommt, von dem Hesekiel gesprochen hat. In Hesekiel Kapitel 34 wird dieser zweite David erwähnt. Der ewige neue Bund kommt, und Gott richtet ein ewiges Heiligtum auf, ein ewiges Jerusalem.
Der Heilige Geist wird ausgegossen, und Gott wird ewig mit seinem Volk wohnen. Alle Heiligen werden ewig mit ihm regieren. Das wird hier den Juden in Aussicht gestellt, die so schwer unter Antiochus zu leiden hatten.
Und dann geben Sie mir noch ein bisschen Zeit, denn wir haben in nächster Zeit so kurze Abende. Also geben Sie mir noch ein bisschen Zeit, dann wird uns in Kapitel 8 eine weitere Vision gezeigt.
Ich werde nicht alles lesen, aber ich möchte darauf hinweisen: In Kapitel 8 sieht Daniel zwei Jahre später eine weitere Vision. In dieser nächsten Vision werden uns Einzelheiten über genau dieses kleine Horn offenbart.
Das Bild ist ein wenig anders, denn es ist ja ein anderer Traum. Aber es ist so, dass wir in diesem Reich sehen, wie...
Die Vision des Widders und des Ziegenbocks in Kapitel 8
Wie ich Kapitel 8 lese:
Am Anfang, im dritten Jahr der Herrschaft des Königs Belsazar, erschien mir Daniel ein Gesicht, das dem ähnlich war, das mir am Anfang erschienen war. Ich schaute auf das Gesicht, und als ich schaute, befand ich mich in der Burg Susa, die in der Provinz Elam liegt. Ich sah im Gesicht, dass ich am Fluss Ulay war. Ich erhob meine Augen und sah – siehe, da stand ein Witter vor dem Fluss. Dieser Witter hatte zwei Hörner.
Die zwei Hörner waren hoch, und das eine war höher als das andere. Das höhere stieg später empor.
Später wird uns die Bedeutung erklärt. Wenn Sie mir jetzt ein wenig in Vers 20 vorspringen, erhalten wir gleich die Deutung des Traumes:
Vers 20: Der Witter mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast, das sind die Könige von Medien und Persien, also Medo-Persien. Das war der Witter. Wir merken uns also das Persische Reich mit zwei Hörnern: Medien und Persien.
Zurück zu Vers 4: Ich sah den Witter nach Westen, Norden und Süden stoßen. Alle Tiere konnten ihm nicht standhalten, und niemand konnte ihn aus seiner Hand retten. Er handelte nach seinem Gutdünken und wurde groß. Das ist immer noch das medo-persische Reich.
Vers 5: Dann achtete ich genau hin, und siehe, ein Ziegenbock kam vom Westen her über die ganze Erde. Er berührte die Erde nicht. Der Bock hatte ein auffälliges Horn zwischen seinen Augen.
Was bedeutet das? Wir brauchen nur in Kapitel 8, Vers 21 zu lesen: Der Ziegenbock, der zottige, ist der König von Griechenland, und das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König.
Der erste König des griechischen Reiches war Alexander, der das vereinigte griechische Reich gründete. Dieses zerfiel jedoch bald und wurde in kleinere Reiche zersplittert. Dieser Ziegenbock ist also Alexander von Makedonien.
Wir gehen zurück zu Kapitel 8, Vers 6: Der Ziegenbock kam bis zu dem Witter mit den zwei Hörnern, den ich vor dem Fluss hatte stehen sehen. Er rannte gegen ihn an, voller Kraft. Ich sah, wie er den Witter erreichte und gegen ihn erbittert wurde. Er stieß den Witter und zerbrach seine beiden Hörner. Der Witter wagte nicht, ihm standzuhalten. Der Ziegenbock warf ihn zu Boden und zertrat ihn. Niemand konnte den Witter aus seiner Hand retten.
Ein mächtiger Sieg des Ziegenbocks, also Alexanders, über den medo-persischen Witter.
Vers 8: Der Ziegenbock wurde groß, sehr groß – das ging sehr schnell, das war das Alexanderreich. Als er stark geworden war, wurde das große Horn zerbrochen. An seiner Stelle wuchsen vier ansehnliche Hörner, nach den vier Winden des Himmels.
Das bedeutet, sein Reich wird zerbrochen, und er selbst wird zerbrochen. Damit wird auch sein Reich zersplittert. Jetzt gibt es vier Hörner, die in die vier Himmelsrichtungen weisen: Osten, Norden, Süden und Westen.
Diese vier Hörner stehen für die vier Generäle, die nach dem Tod Alexanders das Reich unter sich aufteilten, wie ich es Ihnen gestern auf der Karte gezeigt habe. Von diesen vier waren zwei weniger bedeutend, aber zwei waren wichtig.
Dann heißt es weiter: Aus einem dieser Hörner kam ein kleines Horn hervor.
Wir sind jetzt beim Thema. Dieses kleine Horn ist dasselbe wie in Kapitel 7, das gleiche kleine Horn. Es geht um Antiochus.
Lesen wir weiter: Das kleine Horn wurde übermäßig groß gegen Süden, gegen Osten und gegen die Zierde.
Wer ist die Zierde? Vielleicht steht hier „das prächtige Land“. Die Zierde ist das Land Israel, Gottes Land.
Dieser Antiochus kämpfte gegen Süden und Osten und gegen Israel, gegen Jerusalem.
Das Horn wurde groß bis zum Heer des Himmels. Es warf vom Heer und von den Sternen etliche zur Erde nieder und zertrat sie.
Man muss sich das so vorstellen: Ein Horn wächst und wird so groß, dass es bis zu den Sternen am Himmel reicht. Dieses Horn wirft vom Heer des Himmels viele zur Erde.
Nun müssen wir uns die Frage stellen: Was sagt der Engel in der Erklärung?
Wir lesen Kapitel 8, Vers 22: Das Reich wird zerbrechen, und aus ihm werden vier Teile hervorgehen, aber nicht in seiner Kraft. Das war die Vierteilung des Alexanderreiches.
Vers 23: Gegen Ende seiner Herrschaft, wenn die Frevler das Maß vollgemacht haben, wird ein König aufstehen, frech und listig. Seine Kraft wird stark sein, aber nicht durch seine eigene Stärke. Auf erstaunliche Weise wird er Verderben anrichten. Er wird Erfolg haben, handeln und mächtige Taten vollbringen.
Er wird sogar das Volk der Heiligen verderben. Durch seine Klugheit wird ihm der Betrug gelingen. In seiner Hand wird er sich groß machen und unversehens viele verderben.
Das heißt, er wird viele Juden töten und sich gegen den Fürsten der Fürsten erheben. Doch er wird ohne menschliche Hand wieder zerschmettert werden.
Wer ist der Fürst der Fürsten? Das ist der Höchste, von dem wir in Kapitel 8, Vers 10 gelesen haben. Er wird so groß, dass er bis zum Heer des Himmels reicht und viele vom Heer zu Boden wirft.
Das Heer des Himmels ist das israelitische Volk. Es wird oft beschrieben: Gott ist der Herr der Heerscharen Israels. Die Heerscharen sind hier als Sterne dargestellt, doch in Wirklichkeit sind sie das Volk Gottes, die treuen Juden.
Antiochus hat sie einfach zu Boden geworfen, zertrampelt und getötet.
Vers 11: Er machte sich groß bis zum Fürsten des Heeres. Wer ist der Fürst des Heeres? Das ist der Herr der Heerscharen.
Er nahm ihm das beständige Opfer weg.
Dieser freche Fürst, wissen Sie, was er tat? Er sagte: „Gott, jetzt nehme ich dir alle Opfer weg. Du bekommst keine mehr.“
Wie hat er das gemacht? Er verbot, in Jerusalem Opfer darzubringen. Niemand durfte dem Herrn mehr ein Opfer bringen.
Der Tempel wurde entweiht. Er schlachtete ein Schwein, ein unreines Tier, und spritzte die Brühe überall hin.
Dann nahm er den Brandopferaltar und stellte darauf eine Götzenstatue auf – die Statue des Zeusgottes, auch Jupiter genannt. Er weihte den Altar und den ganzen Tempel dem Zeus.
Damit tat er das Schlimmste, was ein Mensch in der israelitischen Geschichte je gewagt hatte: mitten am heiligen Ort in Jerusalem einen Götzendienst einzurichten.
Er verwüstete den Tempel moralisch. Die Israeliten hatten keinen Tempel mehr, und Gott erhielt keine Opfer mehr.
Die Opfer wurden ab diesem Tag verboten. Das beständige tägliche Opfer, das Morgen- und Abendopfer, wurde abgeschafft und durfte nicht mehr dargebracht werden.
Das geschah am 15. Dezember des Jahres 168 v. Chr.
Was Antiochus hier getan hat, war also noch viel schlimmer als das, was Belsazar oder Nebukadnezar getan hatten.
Der Höhepunkt des Bösen in der israelitischen Geschichte.
Vers 12: Ein Heer – das ist das Heer des Volkes Israel – wird preisgegeben. Zusammen mit dem beständigen Opfer wird es hingegeben, um des Frevels willen, weil er den Frevel, den Götzendienst, im Tempel errichtet hat.
Deshalb wurde der Opfergottesdienst eingestellt, und das Heer Israels, die Treuen Israels, wurde dem bösen König Antiochus ausgeliefert.
Dieses Horn, in Vers 12 in der Mitte: Es wirft die Wahrheit zu Boden, und in seinem Tun hat es Erfolg.
Ich weiß nicht, ob Sie das nachvollziehen können: Ein jüdisches Herz zerbricht hier.
Das Wichtigste überhaupt, das Zentrum des Gottesdienstes, wird zerstört.
Hier wird alles verunreinigt, und die Wahrheit wird zu Boden geworfen.
Und er hat Erfolg.
Warum greift Gott nicht ein?
Viele Christen haben sich in der Geschichte verfolgt gesehen, durch Menschen, die ähnlich waren wie Antiochus.
Sie fragten sich: Warum hat er Erfolg? Warum greift Gott nicht ein? Soll es immer so weitergehen, dass die Wahrheit zu Boden geworfen wird?
In Vers 13 lesen wir: Ich hörte einen Heiligen reden, einen Engel, und ein anderer Heiliger sprach zu dem, der redete: Wie lange wird das Gesicht vom beständigen Opfer, von der Verwüstung und vom Preisgegebenwerden des Heiligtums und des Heeres zur Zertretung dauern?
Das heißt: Wie lange wird es dauern, dass sowohl der Tempel als auch das Volk Gottes der Zertretung preisgegeben sind?
Vers 14: Er antwortete: Bis 2300 Abendmorgen vergangen sind, dann wird dem Heiligtum sein Recht widerfahren.
Bis 2300 Abendmorgen sind vergangen, 2300 Abend- und Morgenopfer!
Das ist genau.
Hier wird jeder Tag als Abend- und Morgenopfer gezählt, also jeden Tag ein Abendopfer und ein Morgenopfer. Das ergibt 2300 Tage.
Das sind umgerechnet ungefähr sechs Jahre, vier Monate und ein paar Tage, also grob sechseinhalb Jahre.
In dieser Zeit wurde das Volk Gottes bedrängt.
In dieser Zeit fielen auch die drei Jahre und zehn Tage der Entweihung des Heiligtums.
Das heißt, das Heiligtum war drei Jahre und zehn Tage entweiht, aber das Volk war insgesamt sechseinhalb Jahre der Zertretung preisgegeben.
Also fast sieben Jahre, kann man sagen.
Die Juden zählen hier nicht so genau.
Im Buch Daniel gibt es manchmal Zahlenspiele. Später ist von sieben Jahren die Rede, aber hier haben wir eine genaue Zahl: sechs Jahre, vier Monate und einige Tage.
Jeder Tag wird gezählt. Das Volk Gottes wird zertreten und benachteiligt.
Begonnen hat das Ganze mit der Ermordung des Hohenpriesters.
Der Hohepriester wurde im Jahr 171 v. Chr. von Antiochus abgesetzt und später ermordet.
Die Leidenszeit Israels begann also 171 v. Chr. und dauerte bis etwa 164 v. Chr., bis Antiochus starb.
Das sind ungefähr sechseinhalb Jahre, fast sieben Jahre.
Diese Zeit beschreibt die Leidenszeit des Gottesvolkes genau.
Vielleicht denken Sie jetzt: Ich habe viel von der Geschichte gehört, aber was bedeutet das alles für mich?
Die Geschichte wiederholt sich immer wieder.
Es gibt immer wieder solche Tiere und solche Antiochusse, die das Gottesvolk bedrängen.
Wenn Sie sich die Geschichte der letzten zweitausend Jahre ansehen, sehen Sie, wie Gottes Volk unter grausamen Herrschern gelitten hat.
Jeder Tag, an dem man treu bleibt, ist wichtig.
Jeder einzelne Tag muss gezählt werden.
Diejenigen, die von Anfang an kompromisslos waren und ihre Bibel studiert hatten, konnten bestehen.
Die anderen, die Kompromisse eingingen, sind abgefallen und haben ihren Gott verraten.
Mehr darüber morgen.
Wir wollen jetzt aufstehen, zum Gebet und dem Herrn danken.
