Der Gast der Woche: Fünf Episoden mit einer echten Bibelschülerin.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: Dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Sarah.
Begegnung mit Sarah: Eine besondere Woche
Eine Woche mit einem Special Guest? Bei mir zu Hause, mir gegenüber, sitzt Sarah, eine echte Bibelschülerin aus Brake. Sie macht gerade bei uns ein Gemeindepraktikum und wohnt bei uns zu Hause.
Sarah, wir haben uns gestern über deinen Kurzzeiteinsatz auf den Philippinen unterhalten. Vielleicht kannst du noch einen Satz dazu sagen: Denkst du, dass solche kurzen missionarischen Einsätze für junge Christen nach der Bekehrung ein wertvolles Plus sind? Einfach, um das Leben aus einer anderen, nichtdeutschen und weniger reichen Perspektive zu sehen?
Ich glaube schon. Aber man sollte wenigstens ein Jahr gläubig sein und aktiv in der Gemeinde mitarbeiten. Sonst ist man einfach noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Okay, also mit ein bisschen Abstand, etwas Erfahrung und Lebenserfahrung. Aber würdest du, wenn ich dich richtig verstehe, sagen, dass das eine wertvolle Sache ist?
Auf jeden Fall. Auch für Leute, die schon länger im Glauben sind, ist das eine wertvolle Sache.
Okay, gut. Ja, danke noch mal.
Sarahs Weg zum Glauben
Kommen wir zu dir. Du hast, ich weiß nicht genau, ich denke am Dienstag gesagt, dass du dich mit 23 Jahren bekehrt hast. Bekehrung bedeutet für uns, die wir einen bibelorientierten Hintergrund haben, dass du dich bewusst entschieden hast, Jesus zum Herrn deines Lebens zu machen. Vielleicht kannst du in zwei, drei Sätzen erzählen, wie es dazu gekommen ist.
Ja, ich versuche, es kurz zu fassen. Ich komme aus einem nichtchristlichen Elternhaus und aus Ostdeutschland, also aus einer Region, die mit Gott einfach gar nichts zu tun hat. Deshalb hat es auch 23 Jahre gedauert, bis ich dem ersten Christen begegnet bin, der das, was er sagt, auch wirklich meint und immer noch lebt. Er ist auch heute noch dabei.
Darf ich fragen, was du mit „über den Weg gelaufen“ meinst? War das eine Straßenpredigt oder am Arbeitsplatz? Wie muss ich mir das vorstellen?
Er war Teil meines Studiums. Jedes Mal, wenn irgendein Thema dran war, egal welches, hat er sich in der Vorlesung oder im Seminar gemeldet und über Jesus gesprochen. Ich war davon zunächst super genervt. Aber ich habe ihn beobachtet, weil ich wissen wollte, wie heuchlerisch er wirklich ist. Dabei habe ich festgestellt, dass er etwas hat, was ich gern hätte. Dann kamen noch andere Christen aus meinem Jahrgang auf mich zu, und so kam eins zum anderen.
Spannend! Aber ich habe dich unterbrochen. Erzähl bitte weiter, wie es dann ging.
Ja, also die sind mir so nach und nach alle über den Weg gelaufen. Dann bin ich in den Gottesdienst gegangen – erst einmal, weil es dort umsonst Mittagessen gab. Als Studentin habe ich mich über ein warmes Mittagessen einmal in der Woche sehr gefreut. Allerdings musste ich im Gottesdienst sitzen und mir die Predigt anhören, um danach das Mittagessen zu bekommen. Ich habe mich ziemlich aufgeregt über das, was mein Pastor gesagt hat. Ich dachte so: Weiß er überhaupt, in welchem Jahrhundert wir leben? Aber Gottes Wort kommt ja nicht leer zurück.
Irgendwann haben sie mich dann in den Hauskreis eingeladen. Ich bin auch erst nur hingegangen, weil es dort ebenfalls kostenlos Essen gab.
Also hast du dich im Wesentlichen zu Gott bekehrt, weil es so gutes Essen gab?
Ja, und ich freue mich darauf, dass es im Himmel weiterhin gutes Essen geben wird. Dann haben wir im Hauskreis die Bibel gelesen. Irgendwann gab es diesen Moment, in dem ich gemerkt habe, dass mein Denken nicht mehr mein eigenes Denken ist, sondern sich verändert hat. Passenderweise haben wir gerade den Römerbrief gelesen. Dort steht ja ungefähr: Wer zu Gott gehört, dem verändert er das Denken.
Zuerst habe ich mich mega aufgeregt, wie er das machen kann – ich hatte ja noch gar nicht Ja gesagt, nie, nie, nie! Mein ganzer Hauskreis hat mich ausgelacht. Aber dann wurde es irgendwie klar: Es gibt ja diesen Gott. Ich ärgere mich ja darüber, dass er in mein Leben eingreift. Jetzt sollte ich auch wissen, wer er überhaupt ist. Also habe ich angefangen, die Bibel zu lesen und zu beten. Und irgendwann habe ich mich taufen lassen.
Die Spannung vor der Bekehrung
Ich finde es grundsätzlich bei Atheisten humorvoll, dass sie sich so vehement gegen etwas aufregen, das es ja eigentlich nicht gibt.
Ich denke, das hat viel mit dem zu tun, was du gerade beschrieben hast: Der Geist Gottes zieht an Menschen, und man gerät dadurch in eine innere Spannung. Möchte ich hören? Möchte ich gezogen werden? Möchte ich ins Licht? Oder möchte ich eigentlich mein altes Leben weiterleben?
Das kann ich gut nachvollziehen. Es war die Penetranz eines Mitstudenten, dazu gutes Essen, sehr viel eigenes Bibellesen und Nachdenken sowie eine gewisse Überraschung, die dabei eine Rolle spielten.
Das war nicht geplant, oder? Du bist nicht hingegangen, um zu sagen: „Ich komme als Missionarin raus.“
Nein, auf keinen Fall.
Veränderungen durch den Glauben
Gut, lassen wir uns an dieser Stelle noch einmal ansetzen: Was hat sich denn dann konkret geändert?
Abgesehen davon, dass du sagst, dein Denken habe sich geändert – was ich logisch finde –, könnte man jetzt immer noch sagen, natürlich ändert sich etwas, wenn man sich auf eine neue Ideologie einlässt. Wenn ich ganz frech wäre, würde ich allerdings nicht behaupten, dass das Christentum eine Ideologie ist. Dennoch gehört auch zum Christsein neues Denken dazu, und dadurch ändert sich etwas. Aber was genau hat sich denn noch alles verändert?
Was mir am meisten auffällt, ist meine Einstellung zu mir selbst. Früher habe ich mich immer als unfassbar unansehnlich wahrgenommen. Heute gibt es eigentlich keinen Tag mehr, an dem ich das so empfinde. Stattdessen denke ich meistens: Wow, nicht schlecht, so hat sich Gott doch etwas Gutes ausgedacht.
Auch meine Haltung zu anderen Menschen hat sich verändert. Früher war es eher so, dass sie dazu da waren, meine Bedürfnisse zu stillen. Natürlich habe ich das nie ausgesprochen oder mir bewusst gemacht. Aber wenn ich mir jetzt ansehe, was sich in mir verändert hat, dann ist es auf jeden Fall so, dass ich jetzt anderen mehr dienen möchte.
Ich bin natürlich immer noch ein Mensch und mache weiterhin Fehler. Manchmal benutze ich auch Menschen. Aber die Grundhaltung ist einfach eine ganz andere.
Mein Verhalten hat sich ebenfalls geändert. Wenn ich Fotos von mir früher sehe, denke ich oft: Oh wow. Manchmal sitze ich auch da und denke: Wenn mir vor sieben Jahren jemand gesagt hätte, dass ich heute hier sitze und einen Podcast mit jemandem aufnehme, der die Bibel predigt, dass ich von Geld anderer Menschen lebe, um in einer Bibelschule alles zu investieren, was ich habe, und dass ich darüber rede, Deutschland zu verlassen – was ja wirklich luxuriös und komfortabel ist – dann hätte ich gesagt: „Genau, träum weiter!“ Aber jetzt sitze ich hier, und es passiert tatsächlich.
Das sind so einige Dinge, die sich verändert haben.
Auch meine Prioritäten haben sich klar verschoben: Geld ist nicht mehr das Wichtigste, Leistung steht nicht mehr an erster Stelle, und arbeiten zu gehen ist nicht mehr das Wichtigste. Ich komme aus einer Familie, in der genau das eigentlich zählt. Das ist auch ein Punkt, der sich verändert hat.
Mein Verhältnis zu meiner Familie hat sich ebenfalls verändert. Das ist immer ein dynamischer Prozess.
Was schwer in Worte zu fassen ist, was ich aber glaube, dass die Leute verstehen, die das kennen, ist Folgendes: Mein Leben ist einfach irgendwie tiefer geworden. Es hat so viel mehr Sinn.
Manchmal bin ich mit dem Begriff „Sinn“ auch nicht ganz zufrieden, deswegen frage ich noch einmal nach. „Sinnvoller“ passt schon, aber gleichzeitig auch nicht ganz. Natürlich kann man auch ohne Gott ein Leben führen, das für einen selbst Sinn ergibt. Aber es ist irgendwie... ich weiß nicht, es ist so viel mehr.
Gott sagt, das ist Leben in Fülle. Und ich kann nur sagen: Ja, das stimmt.
Abschließende Gedanken und Ausblick
Vielen herzlichen Dank – auch einfach für diese mutmachende und einladende Haltung zum Glauben.
Ich finde es schön, wenn jemand sagen kann, dass sich die Einstellung zu sich selbst verändert hat. Dass man sich als ein Wunder sieht, das Gott geschaffen hat, und einfach sagen kann: Ja, ich bin ich, und das ist gut.
Was mich begeistert, ist, wenn Menschen für andere leben. Dieses dienende Element sehe ich bei Jesus, und ich finde es einfach nur faszinierend. Dass das unsere Prioritäten und unser Verhältnis zur Familie bestimmt, ist logisch – was sollte auch anders sein?
Wenn du sagst, geistliches Leben ist Leben in Fülle, fällt mir das Wort „saftig“ ein. Es hat etwas damit zu tun, wenn man in einen Pfirsich beißt, der ganz frisch ist, und dann läuft die Saft rechts und links herunter. Für mich ist das ein bisschen so ein „Boah“-Moment. Das kann man nicht beschreiben, aber es ist einfach „Boah“.
Ich denke, wir machen an dieser Stelle heute Schluss. Wir haben schon eine ganze Weile miteinander geredet. Morgen geht es weiter mit dem Gast der Woche, einer echten Bibelschülerin.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.