Ich freue mich, dass Sie heute mit uns diesen Gottesdienst feiern. Bei diesem strahlenden Sonnenschein wollen wir hören, wie Gott unser Herr und Gott Licht schaffen will.
Ich grüße Sie mit dem Psalmwort: „Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.“
Wir singen das Lied Nummer 441: „Du höchstes Licht, ewiger Schein“, Verse eins bis fünf.
Dankbarkeit für das Licht Gottes und die Dunkelheit im Leben
Wir wollen beten, du lieber Herr. Du lässt heute die Sonne scheinen, und wir können dir nur danken und uns freuen an diesem wunderschönen Sommertag.
Aber wir wollen dein Licht auch erkennen in den Dunkelheiten und Finsternissen unseres Lebens. Du kannst alles Dunkle überstrahlen, und du siehst auch jetzt, was bei uns verborgen ist und was tief in unserem Innersten unheimlich und dunkel ist. Wir wollen es in dein Licht bringen, damit wir Menschen deines Lichts werden, ja Lichtträger. So können wir dein helles Licht in die finstere Welt hineintragen.
Wir wollen dich auch bitten, lieber Herr, dass du uns dein Wort heute so sagst, dass es uns befreit, die Angst wegnimmt und mutig macht. Und wir wollen dir in der Stille jetzt alles öffnen und aussprechen, was uns bedrückt und traurig macht.
Bei dir, Herr, ist die Quelle des Lebens, und in deinem Licht sehen wir das Licht. Amen.
Jetzt singen die Waldheim-Mitarbeiter. Wir freuen uns, welche großartige Mannschaft wir hier wieder zusammen haben. Morgen beginnt das Waldheim, das schon eine Kunst ist, in unserem Gemeindehaus und auf unserem Freizeitgelände Dobelgarten so ein Waldheim durchzuführen.
Es ist völlig überfüllt, ich glaube, das ist ein Rekord mit 136 Kindern. Wir sind glücklich, wenn das Wetter so bleibt, dass alle Unternehmungen möglich sind.
Wir sind in Dänemark? Auch nicht.
Ich freue mich sehr, dass ich seit einigen Wochen hier oben im Dobelgarten wohnen darf, in diesem wunderbaren und kleinen Häuschen. Ich habe da oben ganz viel Freude.
Doch vor drei Tagen gab es einen Freudeneinbruch. Ich sah mich Auge in Auge mit einem kleinen Mäuserich. Ich wusste, dass die Mäuse irgendwo hinter der Wand sind, aber dass sie jetzt schon mit mir den Fußboden teilen, das war mir ganz neu.
Ich habe dann den Haupteingang mit Alufolie abgedichtet und das Problem beseitigt.
Freude und Herausforderungen im Waldheim
Unser Waldheim ist eine ganz fröhliche und freudige Angelegenheit. Wir haben viele, wirklich viele motivierte Mitarbeiter, eine liebevoll geführte Küche und wunderbare Kinder.
Doch auch in diesem Waldheim kann es zu einem Freudeneinbruch kommen. Dieser Einbruch tritt ein, wenn, wie Luther sagt, der altböse Feind einbricht.
Ich möchte Sie als ganze Gemeinde bitten, in Ihrem Gebet hinter diesem wunderbaren Waldheim zu stehen. Es ist auch Ihr Waldheim, denn wir sind alle eingebettet in eine großartige Gemeinde.
Ich weiß nicht, ob es das sonst noch irgendwo gibt: eine betende Mitarbeiterschaft und eine geistliche Freizeitarbeit, in der in den Herzen unserer Kinder eine tiefe Spur des Segens Jesu gelegt wird.
Wir denken an euch.
Jetzt singen wir das Lied 592 „Licht, das in die Welt gekommen“, die Verse 1 bis 4, und anschließend noch den letzten Teil, die Verse 1 bis 7 von Lied 592.
Ich lese aus Johannes 12, in euren Bibeln auf Seite 128, die Verse 35 und 36:
„Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht. Glaubt an das Licht, solange ihr es habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.“
Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.
Noch Vers 46:
„Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“
Die Bedeutung des Lichts in Jesu Botschaft
Wir wollen das Lied von der Sonne der Gerechtigkeit singen, Nummer 263. Die Grundlage dafür findet sich in Jesaja 42,16. In den Bibeln steht dieser Vers auf Seite 696. Dort sind Weissagungen über den Messias, den Gottesknecht, niedergeschrieben. Diese stehen im Zusammenhang mit der großen Befreiung des Volkes Israel.
Die Verheißung Gottes möchte eigentlich nur einen halben Satz in der Mitte hervorheben: „Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen.“ Ich lese aber den ganzen Vers vor:
„Die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen. Ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen. Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen, und das Hügrige zur Ebene. Das will ich tun und nicht davonlassen.“
Sie sind jetzt nicht verreist, und das ist ein großes Vorrecht. Dann gehören Sie zu jenen Privilegierten, die das Ereignis einer Sonnenfinsternis miterleben können. Keine Angst, ich will nicht in die Erklärungen der Physiker eingreifen. Wir werden ja hier und da gründlich belehrt, was dabei alles geschieht.
Es ist ja schon ein seltenes Ereignis. Ich erinnere mich noch, wie ich ein Kind war und wir auch in Stuttgart eine Teilsonnenfinsternis beobachten konnten – mit den russgeschwärzten Brillen. Wie man dann neugierig in der Zeitung gelesen hat, dass irgendwo auf Ceylon eine totale Sonnenfinsternis war und wie die Reaktionen der Tiere und Pflanzen darauf waren.
Jetzt kann man so etwas einmal selbst beobachten. Vor fast 270 Jahren war es das letzte Mal hier möglich, so etwas zu sehen. Das liegt ziemlich weit zurück. Damals hatte der alte Fritz noch nicht einmal gelebt, und Maria Theresia war noch nicht geboren.
Sonnenfinsternis und ihre symbolische Bedeutung
Sonnenfinsternis ist für viele Esoteriker ein unheimliches Ereignis. Es ist erstaunlich, dass vielleicht Ihre Bekannten nicht darüber sprechen, obwohl es doch viele Menschen gibt, die sich Sorgen machen. Sie holen die alte Weissagung des Nostradamus wieder hervor und vergessen dabei, dass Nostradamus vom siebten Monat sprach, in dem das schlimme Ereignis geschehen soll. Heute ist jedoch schon der erste August, der achte Monat hat begonnen. Somit kann Nostradamus nicht mehr Recht haben – abgesehen von dem verlorenen Fußballspiel in Mexiko –, dass eine Katastrophe eintreten soll.
Eine Sonnenfinsternis ist kein Naturwunder und auch kein besonderes Ereignis, das zeigt, dass die Gestirne Einfluss auf unser Leben haben. Das bestreitet das Wort Gottes nachdrücklich und eindeutig. Jeremia sagt in Kapitel 10: „Ihr sollt euch nicht fürchten vor den Zeichen des Himmels, wie sich die Heiden fürchten.“ Mein Leben wird nicht von den Gestirnen bestimmt, auch wenn viele Menschen das glauben.
Das ist schon großartig im biblischen Schöpfungsbericht zu sehen, besonders wie er beginnt: Gott redet in das Chaos, in das Tohuwabohu hinein. Er trennt Licht und Finsternis, noch bevor Sonne und Mond geschaffen wurden. Im Bibelwort ist das ganz wichtig: Das Sonnenlicht hängt nicht einmal von der Sonne ab, sondern Gott ist der Schöpfer des Lichts. Wie das genau funktioniert, ist ein Geheimnis.
Wenn es dann um die Erschaffung von Sonne und Mond geht, sagt der biblische Schöpfungsbericht in der bildhaften Sprache der Hebräer, dass es Lampen sind. Gott schuf Lampen am Himmel. Dort hat Gott Geschöpfe hingestreut, die herrlich und machtvoll sind. Man kann sich erklären, wie die Hitze der Sonne entsteht und wie sie strahlt. Das ist ein Geheimnis, aber es ist nur etwas Gemachtes, nichts, was mein Leben bestimmen kann.
Alles, was geschaffen ist, hat seine Kraft und Energie aus dem redenden Gott, aus dem Wort Gottes. Er spricht, und es geschieht. Er gebietet, und da ist es da.
Finsternisse im Leben als tiefere Herausforderung
Darum ist die Sonnenfinsternis so interessant: Sie ist eigentlich gar nicht das Ereignis, das uns so sehr bewegen sollte. Viel, viel schwieriger sind die Finsternisse unseres Lebens – wenn wir das nur so wüssten, wie es im Kalender steht.
Sonnenfinsternis, Mondfinsternis, Neumond, Vollmond – das kommt ja immer unberechenbar, plötzlich und unvermutet. Gerade wenn man ganz fröhlich lebt, wird man plötzlich in unheimliche Dunkelheit gestellt. Über diese Finsternisse unseres Lebens möchte ich heute sprechen.
Was uns das Wort Gottes dazu sagt, ist ein Zuspruch und eine Verheißung: „Ich will die Finsternis vor Ihnen her zum Licht machen.“ Die Finsternis – es gibt unheimliche Finsternisse.
Es ist wunderbar, wenn Sie Menschen haben, denen Sie von Ihrer Finsternis erzählen können. Wenn Sie den Weg nicht mehr sehen, den Sie gehen, wenn alles dunkel ist, wenn Sie in unsagbare Traurigkeiten und Verzweiflung gestürzt sind – darüber müssen wir reden.
Umgang mit Dunkelheit und Angst im Leben
Finsternis unseres Lebens
Es ist so schön, wenn wir jetzt unsere Enkel bei uns haben und sie bei uns übernachten. Dabei erleben wir noch einmal, vielleicht ist es auch eine Bewältigung der eigenen Kinderängste, wie Finsternis und Dunkelheit auf Kinder wirken. Die Dunkelheit ist ja sehr unheimlich. Wenn Kinder dann in einer fremden Wohnung allein in der Nacht sind, ist es gut, dass man heute so kleine Lichter in die Steckdose stecken kann, die ein bisschen erhellen. Das ist schon ein großer Trost.
Ich habe es jetzt wieder ganz wunderbar gefunden, wie man mit den Kindern Abendlieder singt. Schade, dass wir im Gottesdienst nie Abendlieder singen. Es geht ja nicht, dass man Sonntagmorgen zum Sonnenschein Abendlieder singt. Singen Sie diese Abendlieder, da steht so viel drin: „Die finstere Nacht bricht stark herein“, mit Druck. Das wird dann, je älter die Kinder werden, immer schlimmer. Sie wachen nachts auf. Und wenn man dann wach wird und an seine Sorgen denkt, dann ist das plötzlich nicht mehr zu bewältigen.
Man meint, man bekommt keine Luft mehr. Es ist wie ein Riesenberg, und man kommt nicht hoch. Man rutscht bloß immer wieder runter. Man kann die Anforderungen nicht mehr meistern. Das Schlimme ist, man kann mit niemandem darüber reden.
Aus meiner Kindheit bleibt mir das unausschließlich eingeprägt: Wie wir auf der Schwäbischen Alb waren, die Amerikaner angerückt sind, und wir saßen beim Abendbrot und sangen: „Hirte deiner Schafe, der von keinem Schlaf etwas wissen mag. Lass auch meine Lieben keine Not betrüben.“ Da war der erste Artillerieeinschlag. Der Turm der Dorfkirche wurde abrasiert.
Die Artillerie hatte sich auf ihr Ziel eingeschossen. Dann wusste sie, wo sie ihre Granaten hinsetzen musste. Für mich als Kind mit knapp sechs Jahren war das unheimlich. Wir sangen und rannten dann in den Keller. Dort war aber gar kein Schutz, weil daneben gleich ein großer Wasserbrunnen war.
Aber dass uns der Schutz Gottes birgt vor allen Gefahren, deren Ausmaß ich gar nicht kennen kann, das tröstet. „Decke mich von oben, vor der Feinde Toben, mit der Vaterhuld. Ein versöhnt Gewissen sei mein Ruhekissen, drum vergib die Schuld.“ Wenn zwischen mir und Gott alles gut ist, dann bin ich auch in der Dunkelheit ganz sicher geborgen.
Oder wie Christian Skriver, der Pfarrer von Magdeburg, der elf Kinder im Tod verloren hat, im Sterben, in einem Vers sagt, den wir nur auf der Freizeit singen, weil er nicht ins Gesangbuch aufgenommen wurde: „Ihr Höllengeister, packet euch, ihr habt hier nichts zu schaffen! Dieses Haus steht unter einem anderen Schutz.“ Und das muss ich wissen, ob ich vor der Finsternis bewahrt bin.
Die tiefste Finsternis: Tod und Hoffnung
Die schlimmste Finsternis, die mich bedroht, ist der Tod. Immer wieder gelingt es uns trotz aller Beschäftigung mit dem Tod nicht, ihn zu bewältigen, wenn die Schatten des Todes sich in der Krankheit über unser Leben legen. Doch vieles, was bereits geschieht, ist ein Zeichen dieses Sterbens.
Hiob hat am meisten von der Finsternis geschrieben, wenn man einmal die Konkurrenz betrachtet. Er sagt: „Du hast Finsternis auf meinen Weg gelegt“ oder „Ich hoffte auf Licht, und es kam Finsternis“ – beides finden wir in den Klageliedern des Jeremia. Hiob berichtet, dass Gott ihn geführt und Finsternis erleben lassen hat, ohne ihn ins Licht zu führen. Das ist eine große Klage.
Am Schluss aber schließt Hiob plötzlich mit einer Frage: „Weißt du überhaupt, wo das Licht herkommt? Weißt du überhaupt, wo die Finsternis wohnt?“ Es gibt viele Aussagen in der Bibel, die betonen, dass es bei Gott keine Finsternis und keine Dunkelheit gibt.
Einer der Liederdichter unseres Gesangbuches, der auch Lieder zum Tod eines Kindes geschrieben hat, bringt das wunderbar zum Ausdruck: „Bei dir gibt es ja nichts Dunkles, und ich kann meinen Schmerz nur dir sagen.“ Das ist das Erste, was ich Ihnen wichtig machen möchte: Gott nimmt Ihren Schmerz ernst und auch die Dunkelheiten.
Man darf bei Gott klagen, man darf auch weinen. „Du zählst meine Tränen“, sagt David. Und ich darf dir sagen, was mich bewegt, was mich bekümmert und bedrückt. Doch bei dir wird meine Finsternis hell – das ist die herrliche Zusage.
Er hat euch berufen von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. Ihr sollt nicht in der Finsternis bleiben müssen, nicht in der Sonnenfinsternis, sondern werdet in sein Licht hineingeführt.
Gottes Führung durch die Dunkelheit
Das steht in diesem Wort, und das ist der nächste Punkt, den ich jetzt behandeln möchte: Ich will die Finsternis vor Ihnen her zum Licht machen.
Es ist interessant, dass die Finsternis, die ich so real empfinde – so wie wir die Sonnenfinsternis erleben – hier eine besondere Bedeutung hat. Ich möchte nur, dass Sie dies gleichnishaft an diesem Tag, am 11. August, auch so empfinden. Jetzt will ich in dieser Dunkelheit meines Lebens mein Gott und Herr es hell machen.
Wie macht er das? Er nimmt mich nicht heraus aus der Finsternis. Ich gehe durch die Finsternis hindurch. Doch das Wunderbare an der Finsternis, im Dunkeln, erlebt man am eindrücklichsten in den dunklen Nächten in der sogenannten Dritten Welt. Dort, wo die vielen elektrischen Lampen plötzlich nicht mehr da sind, die unseren Himmel sonst so hell machen.
Wenn es dann richtig dunkel ist, sieht man einen ganz anderen Sternenhimmel in seiner Schönheit. Das kann man in unseren modernen Städten längst nicht mehr sehen – vor den vielen falschen Lichtquellen. Wenn wir ins Dunkel der Nacht geführt werden, dann leuchten die Lichter, die unser Herr uns scheinen lässt, ganz neu und großartig.
Wir finden das immer wieder bei den Propheten als eine Ankündigung, so wie Gott es in der Geschichte des Volkes Israel machen will und zeigen will. Er führt sein Volk durch Not und Angst hindurch. Wie ist das Gericht über Israel hereingebrochen? Wie waren die Menschen verlassen und den Völkern preisgegeben? So ist der ganze Zusammenhang hier noch einmal zu sehen.
Die Geschehnisse Israels sind so furchtbar und grausam, dass man sie mit dem Verstand kaum fassen kann – und das nicht nur in unserem Jahrhundert. Was für Leid und Dunkelheit sind über dieses Volk hereingebrochen! Doch es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind.
Im Advent ist das die herrliche Weisung: Das Volk, das im finsteren Wandel lebt, sieht ein großes Licht. Plötzlich ist es nicht eine Lichtquelle, die wir ganz natürlich und selbstverständlich nehmen, sondern das Licht Gottes leuchtet mir in meiner Dunkelheit. Er bescheint meinen Weg, und ich sehe meinen Weg ganz neu und wunderbar.
Wenn ich auch im Finstern wandle, heißt es in Psalm 27, so bist du doch mein Licht. Um mich herum ist alles finster, aber ich habe nur ein Licht. Was ist das? Die Sonne, die mir lacht, ist mein Herr Jesu Christ.
Das war Paul Gerhardt, der wirklich so viel Leid in seinem eigenen Leben ausgehalten hat und so viel durchlitten hat: „Die Sonne, die mir lacht, ist mein Herr Jesu Christ.“ Warum sollte ich mich denn grämen? Ich habe ihn doch noch, ich habe doch dieses Licht bei mir.
Wie soll ich denn durch diese Welt gehen können? Die Bibel sagt immer wieder, dass Finsternis diese Welt bedeckt. Sie ist nicht so hell, wie es alle vernunftbesoffenen Leute immer wieder glauben. So, wie es in der Aufklärung besungen wurde, dass man alle Geheimnisse der Natur mit dem Verstand entdeckt habe – nein, sie ist sehr finster.
Zeugnisse von Dunkelheit und Licht im Leben
Eine der dunkelsten Stunden meines Lebens war, als mich eine Mutter in einem Stuttgarter Krankenhaus aufsuchte und mir kurz eröffnete, dass sie ein Kind erwartet. Sie hatte Krebs und musste das Kind abtreiben. Die Ärzte hatten ihr klipp und klar gesagt, dass sie die Geburt nicht erleben würde.
Was kann man in einer solchen Finsternis sagen? Ich sage: Ich kann dem nicht zustimmen. Das Licht sah man heute noch, wenn man sie auf dem Gang lachen sah. Gestern haben wir den Jungen getraut. Trotz vieler Not hat er es geschafft – nach zwanzig Operationen und einem schweren Unfall.
Ich kann das Unheil und das schwere Geschehen nicht erklären, ich kann es auch nicht verstehen. Ich will auch keinem dieser Ärzte einen Vorwurf machen. Die Mutter durfte noch viele Jahre mit ihren Kindern zusammenleben. Sie hat hier über ihre Krankheit gesprochen, und das Tonband davon ist noch vorhanden, falls jemand es hören will. Es zeigt, wie aus meiner Finsternis Licht wurde.
Sie hat uns eine Hoffnung gegeben, die keiner von uns hatte – gerade angesichts dieser schweren Erkrankung. Sie zeigte, was Geborgenheit in Jesus bedeutet. Deshalb heißt es so stark in den Propheten: "Mach dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir."
Mach dich auf! Bleib nicht in der Finsternis. Was ist denn Finsternis? In der Bibel hat das einen Doppelsinn. Wenn ich mit der Sünde paktiere, wenn ich Unrechtes tue, wenn ich Gottes Wort missachte, bin ich in der Finsternis, bin von Gott getrennt. Dann kann das Licht Gottes mich nicht erleuchten – auch wenn ich unter Xenonlicht stehe.
Es ist nicht das technische Licht unserer Welt, auch wenn die Sonnenstrahlen mich braun bräunen. Das ist es nicht, sondern die Sonne Jesus, die mir das neue Licht des Lebens gibt. Christus sagt: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln."
Da lösen sich die Rätsel des Lebens, und man erkennt seinen Weg. Darum geht es: dass ich meinen Weg sicher gehen kann, auch wenn es um mich herum ganz dunkel ist. Licht der Welt, das schon manche dunkle Finsternis erleuchtet hat, Licht der Welt, erleuchte auch uns! Denn im Licht geht man gewiss.
Ich will im Licht gehen, mein Leben verstehen. Nur Jesus kann dein Leben nehmen. Lass los von den dunklen Dingen! Im Johannesevangelium gibt es viele Bezüge zum Licht. Das Licht ist in Jesus erschienen, doch die Finsternis hat es nicht verstehen wollen. Die Menschen blieben lieber in der Finsternis, als ins Licht zu gehen.
In den Johannesbriefen steht: Wer seinen Bruder hasst, wer im Streit lebt, der bleibt im Finsteren und kann das Licht nicht sehen. Du kannst dieses Licht, Jesus, nur haben, wenn du dich gleichzeitig im Gehorsam von den dunklen Dingen löst.
Man hört oft von dunklen Dingen im Lesestoff, in Filmen und in dem, was man genießt. Lass davon los, wenn du das Licht Jesu haben willst! Er macht meine Finsternis Licht!
Die Erfahrung von Johann Georg Hammann mit Gottes Licht
Ich habe mir überlegt, bei wem man es denn zeigen kann. Der große Geistesgelehrte Johann Georg Hamann – Goethe sagt, er sei einer der genialsten Denker seiner Zeit gewesen. Hamann war ein Königsberger junger Mensch, dem alles zugeflossen ist. Er hatte nur zwei Handicaps: Er sah sehr hässlich aus und hatte einen schweren Sprachfehler.
Trotzdem brachte er es weit. Er wurde einer Handelsdelegation zugeschickt und reiste nach England. Wie es auf Reisen oft passiert, tauchte er plötzlich in der Unterwelt ein – in den Kneipen und in der Kriminalität. Er trieb sich in Spelunken herum und irrte planlos und ziellos in London umher.
Er fand nirgends Ruhe. Alles schien betrügerisch, niederträchtig und eigennützig zu sein. Das Volk war ihm fremd. Er war völlig verzweifelt und sagte: „Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist, aber ich habe plötzlich an einer Ecke eine Bibel gekauft.“
Er berichtet, dass es zunächst das Wort war, das ihn prägte. Dieser große Philosoph Johann Georg Hamann prägte den Ausdruck „Höllenvaterselbsterkenntnis“ in der Bibel. Es war grausam, sich einmal ganz anders zu sehen, als man bisher meinte, wie man sei. Die „Höllenvaterselbsterkenntnis“ beschreibt die Erkenntnis der eigenen dunklen Seite.
Im Getümmel seiner Leidenschaften fand er den Freund, der sich in seinem Herzen befand – trotz der Leere, des Dunkels und der Wüste darin, die er am meisten nicht fühlte. Er erkannte Jesus und sagte zeitlebens: „Alles muss vor ihm verblassen.“
Hamann schwor immer wieder, seine ganze Philosophie von Christus her zu verstehen. Das Wort Gottes sei so wunderbar, jedes Wort der Schrift größer als die eigenen Gedanken. Man finde Frieden und Licht, man komme heraus aus Sklaverei, Torheit und Blindheit der Sünde. Dort finde man Frieden und Trost.
Je weiter er beim Lesen des Wortes Gottes kam, desto neuer wurde es in ihm. Er empfand den Inhalt und seine Wirkung immer göttlicher. Er vergaß alle seine Bücher darüber. Er schämte sich, sie jemals gegen das Buch Gottes verglichen oder ihm zur Seite gestellt zu haben – ja, jemals ein anderes Buch dem Wort Gottes vorgezogen zu haben. Denn dort scheint das Licht so hell.
„Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht, er ist dein Licht. Er macht meine Finsternis zum Licht.“
Zusammenfassung und Ermutigung zum Vertrauen auf Gottes Licht
Und noch ein letztes Mal: Ich möchte nur, dass man den Text ein bisschen ordnet.
In erster Linie könnte ich das auf drei Punkte aufteilen, bei vier ginge es auch noch. Wir brauchen ein paar Stichpunkte, um die vielen Gedanken, die wir zum Thema haben, zu trennen.
Gott nimmt meine Finsternis ernst. Ich darf vor Gott über meine persönlichen Dinge sprechen; sie gehören hinein. Aber er macht meine Finsternis Licht – vor ihnen her. Das will ich besonders hervorheben: „vor ihnen her“, Schritt für Schritt.
Wir wünschen uns oft, dass schon im Voraus alles klar wäre – für die nächsten 20 Jahre. Gut, dass das nicht so ist, denn wir könnten es oft nicht ertragen. Jesus hat ja gesagt: Ihr braucht nicht einmal für morgen schon den Weg zu wissen. Genug ist, dass der heutige Tag vorläufig ist. Lasst den morgigen Tag von Gott her gestaltet sein.
Er wird vor ihnen her erst Stück für Stück, Schritt für Schritt den Weg bereiten. Das ist Gottes starkes „Ich“. Ich werde das ihm sagen: „Ich mache das Licht, ich mache das Licht.“
Es ist etwas Wunderbares, dass wir einander Seelsorge geben, dass wir uns in Gesprächen helfen. Aber immer wieder können Menschen nur auf den einen hinweisen, der ihnen das Licht gibt. Wir können mit ihnen beten, aber er gibt ihnen das Licht. Sie müssen Christus selbst erfassen und ihm vertrauen.
„Ich mache die Finsternis vor ihnen her zum Licht.“ Ich will – und dieses „Will“ ist noch einmal das Wollen Gottes. Einige von Ihnen haben einen sehr harten Willen, ich selbst habe auch einen harten, halsstarken Willen. Aber Gott hat erst einen.
Was er sich vorgenommen hat und was er haben will, das kommt zum Ziel. Und das will er absolut durchführen! Darauf hat er sich verpflichtet, und darauf dürfen Sie ihn festhalten.
Ich schaffe das, ich mache das.
In meinem Zimmer habe ich dieses schöne Bild von Rembrandt, das Hundertguldenblatt. Man sieht auf der dunklen rechten Seite, wie sie aus dem Torbogen kommen, aus dem Dunkeln. Auf dem Schubkarren schiebt man die Kranken, humpelnd kommen die Blinden her. Und in der Mitte des Bildes steht Jesus im Licht.
Rembrandt hat biblische Stoffe so wunderbar malen können. Auf der Lichtseite stehen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Sie spotten und reden über die sündige Frau, die da sitzt. Sie verstehen das Licht, sie stehen im Licht – und sehen es doch nicht.
Aber dieser Blick, wie sie da vom Boden herkommen, die aus dem Dunkeln ins Licht treten und es entdecken – es bleibt ein Geheimnis des Reiches Gottes, der Gemeinschaft der Christen. Es gibt immer wieder Menschen, die heute das Licht entdecken!
Heute will Gott dir zeigen: Das ist das Licht, das vor ihnen hergeht und ihnen sagt: „Ich schaffe das Licht und ich mache es hell vor dir.“ Und du kannst deinen Weg gehen.
Wie schön hat David das besungen: „Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal“ – ja, das ist schlimm. Da schlagen wir die Hände über dem Kopf zusammen, wenn der Herr uns durchs finstere Tal führt. Du könntest es auch übersetzen mit „durchs Tal der Todesschatten“.
Und David sagt: „Und obschon, wenn ich zehn Pfennig verliere, auch als Schwabe sei, und obschon, hängt nichts davon ab, ist ja nicht wichtig. Und obschon, und ob er mich schon durchs finstere Tal führt, ich fürchte kein Unglück, du bist bei mir.“
Die Finsternis ist sogar noch bei dir Licht. Du machst es hell, und ich freue mich, dass du mir den Weg zeigst – Schritt für Schritt, den ich gehen kann.
Gestern sagte ich zum Vater des Bräutigams, Mensch, Wilhelm, was haben wir miteinander erlebt, Wilhelm Kammer. Er sagte: Es war noch viel, viel mehr drin, als du weißt, an Tiefen. Aber es bleibt nur das Loben und das Danken.
Am liebsten würde ich solche Leute hier reden lassen. Oft ist es eine Scheu, aber ich dachte, man muss es immer wieder sagen: Gott tut solche Dinge in unserer Mitte, dass er einen durch finstere Täler führt und doch seine Herrlichkeit offenbart – gerade umso mehr.
Trost und Zuversicht in dunklen Zeiten
Wir schließen mit einem Vers von Garve, dessen Lebenswünsche größtenteils unerfüllt blieben. Seine erste Frau starb früh, die zweite war schwer krank. Auch er selbst war oft ernstlich krank. Er musste stets an Stellen arbeiten, die ihm nicht lagen. Dennoch schenkte er uns dieses herrliche Lied:
„Wird es Nacht vor meinem Schritt,
dass ich keinen Ausgang wüsste,
und mit ungewissem Tritt.
Jetzt plötzlich davor stehen wir,
als ob ich abstürzen würde.
Christus ist mein Stab und Licht,
dies ist meine Zuversicht.
Ich verlasse mich ganz gewiss darauf
und bin so froh.“
Wie Paul Gerhard sagt: Sein Gang ist lauter Licht. Paul Gerhard hat es selbst erlebt. Amen.
Jetzt singen wir dieses Lied, Christiane Steeb. Wir singen es nach der Melodie von „Großer Gott, wir loben dich“, im Metrum 617,617. Dabei singen wir gerade die zwei Verse von Karl Bernhard Garve: „Wird es Nacht vor meinem Schritt...“
Wir wollen beten.
Herr, du wohnst in einem Licht, in das niemand kommen kann. Doch du lässt dein Licht hell hineinleuchten in die Finsternis dieser Welt – ja, in die tiefen, finsteren Abgründe unseres Herzens. Wir bitten dich, dass du diesen hellen Schein in unser Herz gibst. So können wir unseren Weg erkennen und fröhlich unsere Straße gehen.
Hilf uns, das Licht durch dein Evangelium auch zu vielen Menschen zu tragen. Wir bitten dich, dass dies jetzt im Leben der Kinder geschieht, die im Waldheim dabei sind. Ebenso erbitten wir es für die Kranken, Leidenden und Verzweifelten, denen wir in den nächsten Tagen begegnen.
Wir können kein Licht durch einen Trick anzünden, doch dein Heiliger Geist kann erleuchten. Wir bitten dich, dass du dieses Wunder durch unsere Schwachheit hindurch wirkst, durch unseren Zeugendienst. Gib in der Finsternis unseres Landes und unserer Stadt große Erhellungen, Erweckungen und Durchblicke, damit Menschen zum Glauben an dich kommen.
Wir bitten auch für den Dienst unserer Gemeinde und denken an alle, die an schwierigen Orten in deinem Dienst stehen – in aller Welt, wo es oft so dunkel ist, in Bürgerkriegen und Hungersnöten. Du kannst dort wunderbar wirken.
Auch im Leben unserer Kranken und Trauernden sende dein Licht, damit Menschen aus der Dunkelheit, die sie umgibt, zu deinem hellen Angesicht aufblicken können.
Lass uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Sie können stehen bleiben.
Es gibt eine wichtige Arbeit: die biblisch-therapeutische Seelsorge, die Menschen in seelischen Nöten hilft. Auch in unserer Gemeinde bestehen Kontakte dazu. Im Herbst finden in Stuttgart wieder Kurse statt. Ich habe nur zwei Prospekte, die wir vielleicht in der Sakristei auslegen können. Wer Interesse hat, kann sich dort weitere mitnehmen.
Heute wollen wir für diese Arbeit der biblisch-therapeutischen Seelsorge mit ihrem Zentrum in Freudenstadt sammeln.
Im Anschluss feiern wir das Abendmahl. Ich darf Sie im Namen Jesu einladen. Er will uns fröhlich und gewiss machen.
In der vergangenen Woche wurde Otto Karl Weller bestattet, Ingenieur, 95 Jahre alt, wohnhaft in der Steinkopfstraße 11.
Der Tod ist verschlungen in den Sieg.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!